Das Label Links

„Das Label „Links“ steht heute für viele Menschen leider nicht mehr für das Streben nach sozialer Gerechtigkeit, sondern für abgehobene akademische Debatten, die an ihrer Lebensrealität und ihren Problemen vorbeigehen. Das ist zwar eine teilweise ungerechte Wahrnehmung, weil etwa die Linke im Bundestag viele Anträge zu sozialen Themen einbringt – für einen höheren Mindestlohn, für bessere Renten, für eine Mietpreisbremse.

Aber solange sich Teile der Partei an Diskussionen um Lebensstilfragen und Gendersprache beteiligen, also an Debatten, die viele Menschen als belehrend empfinden, werden sich viele abwenden. Menschen mögen es verständlicherweise nicht, wenn man ihnen vorschreiben will, wie sie zu reden und zu leben haben.“

„Den Begriff „skurrile Minderheit“ hat man mir immer wieder vorgehalten. Aber es ist doch so, dass sehr kleine Gruppen in unserer Gesellschaft Diskurse vorantreiben, die die übergroße Mehrheit absurd findet. Etwa den, dass es keine biologischen Unterschiede zwischen Männern und Frauen gäbe, oder dass Menschen weißer Hautfarbe per se Rassisten sind. Wenn man den Niedriglohnsektor austrocknen und Hartz IV überwinden würde, hätte man sehr viel mehr für die Besserstellung von Frauen oder Menschen mit Migrationshintergrund getan, als solche skurrilen Debatten jemals bewirken werden.“

Man muss nicht dazuschreiben, wer das gesagt hat. Und jedes Wort ist wahr. Nur diejenigen, die gemeint sind, sind so verbohrt und im Sektenmodus, dass es zwecklos ist, sich mit ihnen streiten zu wollen.

Rund um den Knöterich herum

balkon

Das Beste an der DDR war der Traum, den wir von ihr hatten. (Hermann Kant: Therapie: Erzählungen und Essays)

Der Tag beginnt schön: Sonne, Kaffee, der Knöterich mag seinen neuen Blumenkasten, und die Großbourgeoisie liefert etwas sowohl für Arbeiter der Faust als auch der Stirn.

Ausstattung: Bosch Akku-Trennschleifer, Harald Meller u. Kai Michel: Griff nach den Sternen: Nebra, Stonehenge, Babylon, Blumenkasten, Balkontisch, Stratonaut, Schlingknöterich (schon zwei Jahre alt, mittlerweile zwei Stockwerke über mir angekommen).

By the way, fiel mir gerade ein. Sätze, mit denen man ein Date nicht beginnen sollte: „Ich komme aus dem Völkerrecht“.

Terminal-Power

terminal

Leute in den Zeiten der Corona

t'Pol

Immer eine gute mentale Richtschnur, um durch die Corona-Zeiten zu kommen.

Kurs halten!

mao

Wg.: Gefasel

„Die Forderung, die Illusionen über seinen Zustand aufzugeben, ist die Forderung, einen Zustand aufzugeben, der der Illusionen bedarf.“ (Karl Marx in „Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie“ über Jens Spahns Presseerklärungen und die deutsche Impfstrategie)

Kubistische Nackte und die Künstlerlinke [Update]

Georgy Kurasov

Großartige Bilder von Georgy Kurasov! Die würde ich alle bei mir aufhängen. Aber wieso muss ich erst Tor bemühen, um auf die österreichische Seite klassikmagazine.com zu gelangen? Haben die deutschen Jugendschützer die wieder zensiert bzw. bei Google angeschwärzt, weil die Jugend beim Anblick kubistischer Titten sittlich gefährdet wird?

Nun zu einem immer wieder beliebten Thema.

– Der Humanistische Pressedienst schreibt über „Allah und die Linke“. – „Der fatale Umgang der Linken mit dem Islam – aus Furcht, damit Rechten Zündstoff zu liefern, schweigt sie. Galt nicht Religionskritik spätestens mit Voltaire einmal als Selbstverständlichkeit?“

Nein, die aufklärerische Vernunft ist dem Rückzug. Dummerweise sind die, die der Text betrifft, völlig beratungsresistent.

[Update] Ein Kopftuchverbot ist zulässig.

– Die Taz lässt den Philosophen Robert Pfaller über „Pseudolinke“ zu Wort kommen:
„Statt Kinderbetreuungseinrichtungen bekamen wir das Binnen-I, statt Chancengleichheit bot man uns »diversity«, und anstelle von progressiver Unternehmensbesteuerung erhielten wir erweiterte Antidiskriminierungsrichtlinien. Das entspricht dem Grundprinzip neoliberaler Propaganda: Alle Ungleichheit beruht demnach lediglich auf Diskriminierung. (…) Denn die sogenannte Kulturlinke ist ja der Profiteur dieser neoliberalen Ideologie.“

Auch das wird niemanden interessieren, und die taz wird von ihrer Sternchen- und Doppelpunktsprache nicht lassen. Das Zentralorgan der Pseudolinken wird sich nicht ändern – es spiegelt die Ideologie der Kundschaft und der Rezipienten wieder. Es geht um Esoterik, hört ihr? Mit Esoteriker_:*Innen kann man weder diskutieren noch argumentieren.

– „Wenn der Faschismus wiederkehrt, wird er nicht sagen: ‚Ich bin der Faschismus‘. Nein, er wird sagen: ‚Ich bin der Antifaschismus'“. (Ignacio Silone, antistalinistischer Kommunist, 1900-1978)

Bunt ist das neue Braun

Expertinnen erklären den rasanten Mitgliederschwund deutscher Gewerkschaften vor allem mit der bisher viel zu wenig beachteten Tatsache, dass die Organisationen der Arbeiterklasse keine Buntheits-Beauftragtinnen hatten.

Niedrige Motive

helfen wohltätigkeit

Ich muss leider hier noch einmal Eiswasser über die Köpfe schütten. Karl Marx 1845 ganz aktuell über die Motive des „Helfens“ (inklusive „Flüchtlingshilfe“ und „Willkommenskultur„) beim liberalen (Klein)Bürgertum:
Das Elend wird mit Bewußtsein ausgebeutet, um dem Wohltäter (…) Genuß der eignen Vortrefflichkeit (…) zu verschaffen. (…)… daß das menschliche Elend selbst, daß die unendliche Verworfenheit, welche das Almosen empfangen muß, der Aristokratie des Geldes und der Bildung zum Spiel, zur Befriedigung ihrer Selbstliebe, zum Kitzel ihres Übermuts, zum Amüsement dienen muß. Die vielen Wohltätigkeitsvereine in Deutschland, die vielen wohltätigen Gesellschaften in Frankreich, die zahlreichen wohltätigen Donquichotterien in England, die Konzerte, Bälle, Schauspiele, Essen für Arme, selbst die öffentlichen Subskriptionen für Verunglückte haben keinen andern Sinn.

Carrhae und Corona

parthian mounted archer

„Freedom of speech doesn’t protect speech you like; it protects speech you don’t like.“ (Larry Flynt, hat nichts mit dem Inhalt des Artikels zu tun, ist aber ein schönes Zitat.)

Nur zwei Dinge, die Wissenschaft betreffen, nachzutragen, und beide fangen zufällig mit dem Buchstaben C an, haben aber rein gar nichts miteinander zu tun, außer, dass sie von mir in ein Blog-Posting gequetscht wurden:
Ancient Originas weist auf eine spannende Theorie hin: Eine römische Legion sei nach der verheerenden Niederlage von Carrhae bis nach China gelangt. Das ist mehr als eine Legende. War History Online schreibt:
The Parthians had a standard practice of employing captured soldiers as border guards. By transferring the 10,000 legionaries to the eastern borders they prevented any realistic chance of escape for the Romans who likely would have simply accepted their new lot in life. Record of the soldiers vanish for about 17 years when the battle of Zhizhi was fought as a Chinese army under Chen Tang assaulted a border town known today as Taraz, located in Kazakhstan near the border of Kyrgyzstan. Chinese historians note that the defenders held their shields in a „fish scale“ pattern. The fight for the town was intense but the Chinese prevailed. The Chinese, under the Han Dynasty at this point, were near the height of their power; this battle represented their greatest Westward expansion and their victory was achieved in part because many of the locals defected to the Chinese out of fear.

The Chinese were so impressed by these foreign warriors that they put them into another border town, this time guarding the border between China and Tibet as Tibetan raids were not uncommon around this time. Anywhere from 100 to 1,000 or more soldiers established themselves in this town that was known by the Chinese as Liqian/Li-Jien, which is pronounced as “legion”. These men were known to use tools such as tree trunk counterweight construction devices, and to reinforce the area into a square fort, a common site in the Mediterranean but quite rare in Asia.

It seems these Romans lived peacefully in Liqian, and 2,000 years later we have DNA evidence that over 50% of the villagers in modern day Liqian have Caucasian ancestry including green and blue eyes, increased average height and other distinguishing characteristics such as distinctly Roman noses.

Was für ein Romanstoff! Das erinnert mich daran, dass ich noch das Buch über die Tarim Mummies lesen muss. Es hat natürlich jemand widersprochen: Es seien keine Römer gewesen, sondern Nachfahren der Soldaten Alexander des Großen. Wäre auch interessant, dass die Phalanx der Hopliten auch noch nach ein paar Jahrhunderten bekannt und effektiv war.

– In der Schweizer Republik können wir ein sehr informatives Interview mit dem Soziologen Mike Davis lesen: „Covid-19 ist erst der Anfang“. „Die Geschichte des Kapitalismus ist auch eine Geschichte der Entstehung gefährlicher Viren, die er befördert. Wenn man Viren den Garaus machen will, muss man auch verstehen, wie sie zum Menschen kommen.“

Wokeness and Diversity

„Der neoliberale Traum ist, dass das in punkto Reichtum obere Prozent der Bevölkerung genauso divers ist wie die restlichen 99 Prozent, damit niemand seine ökonomische Situation mehr auf Diskriminierung schieben kann. Dann können die Reichen nämlich behaupten, dass jeder seinen Platz in der Gesellschaft verdient habe. Bei Diversity-Bestrebungen geht es nicht in erster Linie darum, Ungleichheiten zu minimieren, sondern sie zu rechtfertigen.“ (Walter Benn Michaels 2019, via Fefe)

Ich impfe, du impfst, wir impfen

brennendes haus

An unsere Bedenkenträger, was das Impfen angeht:

Aber am Abend, als sie gegangen waren,
Saß der Buddha noch unter dem Brotbaum und sagte den andern,
Denen, die nicht gefragt hatten, folgendes Gleichnis:
«Neulich sah ich ein Haus. Es brannte. Am Dache
Leckte die Flamme. Ich ging hinzu und bemerkte,
Dass noch Menschen drin waren. Ich trat in die Tür und rief
Ihnen zu, daß Feuer im Dach sei, sie also auffordernd,
Schnell hinauszugehen. Aber die Leute
Schienen nicht eilig. Einer fragte mich,
Während ihm schon die Hitze die Braue versengte,
Wie es draußen denn sei, ob es auch nicht regne,
Ob nicht doch Wind ginge, ob da ein anderes Haus sei,
Und so noch einiges. Ohne zu antworten,
Ging ich wieder hinaus. Diese, dachte ich,
Müssen verbrennen, bevor sie zu fragen aufhören. Wirklich, Freunde,
Wem der Boden noch nicht so heiß ist, daß er ihn lieber
Mit jedem andern vertausche, als daß er da bliebe, dem
Habe ich nichts zu sagen.»
So Gothama, der Buddha. (Bertolt Brecht)

Fehlerlos

„Es ist ein Arbeitsgrundsatz der Behörde, daß mit Fehlermöglichkeiten überhaupt nicht gerechnet wird. Dieser Grundsatz ist berechtigt durch die vorzügliche Organisation des Ganzen, und er ist notwendig, wenn äußerste Schnelligkeit der Erledigung erreicht werden soll.“ (Franz Kafka über Impfungen gegen COVID-19)

Lichtenbergismen

Natürlich kann ich dem Meister auch nicht annähernd das Wasser reichen, aber versuchen, ihn zu imitieren.

„In einer Beziehung sein“ oder „eine Beziehung haben“ ist stilistisch vergleichbar mit „den Geschlechtsverkehr durchführen“. #deutschdesgrauens

Nehmt dies, Bilderstürmer! „Wenn die Gegenwart über die Vergangenheit zu Gericht zu sitzen versucht, wird sie die Zukunft verlieren.“ (Winston S. Churchill)

Ich bin nicht tolerant. Schwarz und Rot gefallen mir auch viel besser als „bunt“.

„Genitiv ins Wasser, weil es Dativ ist.“

„Mit Corona-Leugnern sollte man genauso umgehen wie mit Verehrern höherer Wesen, Esoterikern, Astrologen und Globuli-Fressern.“ (Meine Antwort: Einzelfallentscheidung.)

„Es wäre besser gewesen, Arminius hätte die Schlacht im Teutoburger Wald verloren. Dann hätten wir jetzt schon 2000 Jahre Fußbodenheizungen und Wasserleitungen und überhaupt mehr Zivilisation.“

Palästina [Update]

„Palästina“ ist das einzige Land in der Geschichte der Menschheit, das vor seiner „Besetzung“ nicht existiert hat. (Arye Sharuz Shalicar)

Ich schrob schrieb in irgendwelchen sozialen Medien: Niemand braucht einen Staat „Palästina“, genausowenig wie man einen Staat Baskenland oder Kurdistan braucht (und deren jeweils herrschende Klasse oder korrupte Cliquen) #nationalismus #erfundene_völker

[Update] Wie Israel zu Cisjordanien kam (und warum das unwiderruflich zu Israel gehören wird), beschrieb der „Spiegel“ am 12.06.1967.

Kapitäne der Badewanne

breakfast

Der Tag fängt gut an. (Versucht nicht, den Titel des Aufsatzes zu entziffern.)

By the way: „Kolumnisten haben Entlastungsfunktionen. So wird der Eindruck erweckt, in dieser Zeitung dürfe geschrieben werden, wie und was die Schreiber wollen … Sie werden relativ gut bezahlt, ihre Namen werden fett gedruckt. Kolumnen sind Luxusartikel, Kolumnisten sind Stars, in ihrer Badewanne sind sie Kapitän.“ (Ulrike Meinhof)

Gilt das auch für Blogger? Ich schrob schrieb auf Fratzenbuch: „Heute werden sie nicht gut bezahlt, ihr Wert bemisst sich in der Anzahl der Twitter-Hashtags. Freiberufliche Journalisten können heute nicht von ihrem Honorar leben, genausowenig wie Hengameh Yaghoobifarah. Sie hat entweder reiche Eltern, macht das Schreiben als Hobby und ist Aufstockerin oder hat eine wohlhabende Lebensabschnittsgefährtin.“ Ich weiß, wieviel in der Branche wofür bezahlt wird.

Wird man ja mal fragen dürfen. Klassenstandpunkt und so. Zum Thema hat das Neue Deutschland einen guten Artikel: „Wer nicht mit uns ist, ist gegen uns – Solidarität und Müll: Die Zuteilung von Identitätsrechten schreibt jene Ungleichheit fest, die eigentlich aufgelöst werden soll“.

Aber Aufklärung der Diversitysten wird nicht helfen. (Manchmal ist das Deutsche ungenau: Gemeint ist das Passiv – sie werden aufgeklärt – Widerstand ist zwecklos!)

By the way II: Müssen die Bismarckheringe nicht jetzt umbenannt werden? Vielleicht zu Yuhki-Kamatani-Hering?

Shitstormfrei

havel
Shitstormfreie Gegend, heute. Symbolbild (hohe Auflösung, falls jemand ein Wallpaper braucht)

„Für alles Reaktionäre gilt, dass es nicht fällt, wenn man es nicht verbal niederschlägt.“ (Mao Zedong über Auseinandersetzungen auf Facebook, Instagram und Shitstorms in Online-Foren)

枪杆子里面出政权。

Mir fiel auf, dass ich auf Fratzenbuch zu viele „Freunde“ habe und schrieb:

Die Linke sollte die Lobby für die Arbeiterklasse sein und sonst nichts. Das Volk muss nicht von Besserwissern erzogen werden. Israel und China exportieren auch Waffen. Ich habe als Linker nichts gegen eine vergesellschaftete Rüstungsindustrie. Die politische Macht kommt aus den Gewehrläufen!

Bitte keine Winkelemente

Der Sozialismus ist keine Angelegenheit von Fahnen oder von Bannern, die hochgehalten werden müssten. Ziel und Wesen des Sozialismus ist vielmehr der aufrechte Gang in Richtung Freiheit, der Blick vom bewussten geschichtlichen Standort aus auf die konkrete Utopie des Reichs der Freiheit. Das gilt besonders dann, wenn unser Ziel der Befreiung von Kapital und Repression gefährdet erscheint oder wenn (…) noch immer die Frage von Ernst Bloch zu stellen ist: »Hat sich der Marxismus im Stalinismus nur bis zur Unkenntlichkeit oder streckenweise auch bis zur Kenntlichkeit verändert?« (Rudi Dutschke, 1974)

Durchseucht

Je mehr eine Gesellschaft von Religion durchseucht ist, um so mehr ist sie gegen Fakten immun.

image_pdfimage_print

← Next entriesOlder entries