Die Spähaffäre ist vom Tisch

„Es ist gefährlich, Recht zu haben, wenn die Regierung Unrecht hat.“ (Voltaire, 1694-1778)




Vertrauliche Quellen, digitale Spuren und böses Erwachen

Heise: „Rusbridger erklärt, die staatlich verlangte Verhinderung einer Veröffentlichung sei in den USA nahezu unmöglich. Trotzdem warnt er davor, dass es für Journalisten bald unmöglich sein wird, ihren Quellen Vertraulichkeit zuzusichern. Die meisten Recherchen, ja die meisten Leben, hinterließen einfach zu viele digitale Spuren. Die Kollegen, die Edward Snowden verunglimpfen oder sagen, Reporter sollten dem Staat trauen, könnte eines Tages ein brutales Erwachen bevorstehen. Die totale Überwachung sei eine grundsätzliche Gefahr für den Journalismus und derzeit sehe es so aus, als sei es nicht mehr eine Frage, ob diese kommt, sondern nur noch wann.“

Nein, Leute, Journalisten sind belehrungsresistent, mit wenigen Ausnahmen. Ich hatte in den letzten Monaten rund 60 Kolleginnen und Kollegen in meinen Seminaren. Drei (in Worten: drei) verschlüsseln jetzt ihre E-Mails, ale anderen verhalten sich genau so wie vorher, obwohl sie es besser wissen müssten.




Kochtöpfe mit Plutonium

„Ich frage mich ja, wenn in ein paar tausend Jahren Archäologen in Ausgrabungen Kochtöpfe mit Plutonium finden, was die sich so über unsere Zivilisation zusammenreimen werden.“ (Fefe)




Unter Greenhorns

Eine Studie:
Der Großteil der Befragten bewertet die eigene Kompetenz im Umgang mit Suchmaschinen als gut, schneidet in einem formalen Wissenstest über die Funktionsweise von Google aber schlecht ab. Viele lehnen einerseits die Speicherung ihrer Daten explizit ab, finden andererseits aber die daraus resultierenden, auf sie zugeschnittenen Suchergebnisse begrüßenswert.

Das erinnert mich an eine andere Studie:
Ein Greenhorn macht im wilden Westen ein so starkes Lagerfeuer, daß es baumhoch emporlodert, und wundert sich dann, wenn er von den Indianern entdeckt und erschossen worden ist, darüber, daß sie ihn haben finden können. (…) es ist ja eben die hervorragendste Eigentümlichkeit jedes Greenhorns, eher alle andern Menschen, aber nur nicht sich selbst für ‘grün’ zu halten.




Unverzeihlicher Leichtsinn und die Furcht, nicht patriotisch genug zu sein

Edward Snowden in einem Interview mit der New York Times (via Fefe) auf die Frage, warum er denn mit seinem Material nicht zu ihnen gekommen sei:

After 9/11, many of the most important news outlets in America abdicated their role as a check to power — the journalistic responsibility to challenge the excesses of government — for fear of being seen as unpatriotic and punished in the market during a period of heightened nationalism. From a business perspective, this was the obvious strategy, but what benefited the institutions ended up costing the public dearly. The major outlets are still only beginning to recover from this cold period.

Schön ist auch das hier:
I was surprised to realize that there were people in news organizations who didn’t recognize any unencrypted message sent over the Internet is being delivered to every intelligence service in the world. In the wake of this year’s disclosures, it should be clear that unencrypted journalist-source communication is unforgivably reckless.




Pofalla: Geheimdienste halten sich an Gesetze

pofalla

Was soll man dazu noch sagen….




Spionageziel Deutschland

„…dabei werde die Weitergabe der Daten an die Bedingung geknüpft, dass auf ihrer Grundlage nicht gefoltert werde oder eine Verurteilung zum Tode erfolge.“ (Quelle)




Was Geheimdienste gewöhnlich über Bürgerrechtler sagen

„In the light of King’s powerful demagogic speech yesterday he stands head and shoulders above all other Negro leaders put together when it comes to influencing great masses of Negroes. We must mark him now, if we have not done so before, as the most dangerous Negro of the future in this Nation from the standpoint of communism, the Negro and national security. „(Das FBI über Martin Luther King nach dessen Rede „I have a dream“.)




Companies with physical ties to the United States [Update]

Ladar Levison von Lavabit (via Fefe): „I would _strongly_ recommend against anyone trusting their private data to a company with physical ties to the United States.“

[Update] Jetzt steht es auch bei Spiegel online.




Herdentrieb verführt zum „Liken“

Kein weiterer Kommentar nötig.




Kleiner Scherz am Rande

Frage an Radio Eriwan: „Stimmt es, dass die NSA uns alle überwacht?“ –
„Im Prinzip nein. Aber Ihre Frau geht mittwochs nicht zum Tennis.“




Pallywood gibt bekannt

Henryk M. Broder: “’Wussten Sie schon, dass es rund acht Millionen palästinensische Flüchtlinge weltweit gibt?‘ Nein, das wussten wir nicht. Denn es würde bedeuten, dass sich die etwa 800.000 geflohenen und vertriebenen Palästinenser verzehnfacht haben, Eine erstaunliche Leistung angesichts der Tatsache, dass sie zugleich Opfer eines Völkermordes geworden sind.“




Begrenzte Fähigkeiten

Gregor Gysi im Deutschlandfunk (via Fefe): „Es gibt ja die Genehmigung an über 200 Firmen, die steuerbefreit sind, die andere Privilegien hatten, erteilt von Außenministern, hier zu spionieren. Die machen das ja im Auftrage dieser Geheimdienste; im Auftrage des Militärs. Und wissen Sie, wer der erste Außenminister war, der das genehmigt hat? Das war Joschka Fischer. Der zweite hat es erweitert, das war Herr Steinmeier. Und der dritte, der es auch noch mal erweitert hat, war Herr Westerwelle. Über 200 Firmen haben im Auftrage des amerikanischen Militärs und der amerikanischen Geheimdienste hier die Spionage privilegiert organisiert, steuerbefreit. Die konnten machen, was sie wollten. (…)

Na klar sind wir regierungsfähig. So viel gehört ja nicht dazu. Schauen Sie sich mal die Bundesministerinnen und Bundesminister an. Also, deren – sagen wir mal – Fähigkeiten sind ja auch begrenzt. „




Im Fieberwahn

„Gerade das wiederholte Auftreten von Krisen in regelmäßigen Abständen trotz aller Warnungen der Vergangenheit schließt indessen die Vorstellung aus, ihre letzten Gründe in der Rücksichtslosigkeit einzelner zu suchen. Wenn die Spekulation gegen Ende einer bestimmten Handelsperiode als unmittelbarer Vorläufer des Zusammenbruchs auftritt, sollte man nicht vergessen, daß die Spekulation selbst in den vorausgehenden Phasen der Periode erzeugt worden ist und daher selbst ein Resultat und eine Erscheinung und nicht den letzten Grund und das Wesen darstellt. Die politischen Ökonomen, die vorgeben, die regelmäßigen Zuckungen von Industrie und Handel durch die Spekulation zu erklären, ähneln der jetzt ausgestorbenen Schule von Naturphilosophen, die das Fieber als den wahren Grund aller Krankheiten ansahen.“
(Karl Marx über die Wahnideen der „Volks“wirtschaftler“ und der SPD.)




Zu deutsch, um links zu sein

„Die deutsche Linke ist zu deutsch, um links zu sein“. (Michael Schilling in der konkret)

Well said, dude!




Wir waren jung und wild und brauchten das Geld

„Dieses beispielhaft moderne, zivile, selbstreflexive, kreative, ökonomisch besonnene, durch und durch demokratische, in Berlin sogar wilde und junge Land ist die derzeit einzig denkbare Führungsmacht Europas“- (Angelo Bolaffi in der „Süddeutschen“ über deutsches Führen und Herrschen.)




Wer lügt? Oder: Es ist ein wenig scheinheilig.

Aus dem Interview mit Otto Schily im Spiegel:
Haben Sie in Ihrer Amtszeit jemals von Abhörprogrammen wie „Tempora“, „Prism“ oder „XKeyscore“ gehört?
Schily: Nein.

Aus dem Interview mit Obama-Berater John Podesta im Spiegel:
Podesta: Na ja, die Europäer agieren schon etwas heuchlerisch. Die meisten Regierungen dort wissen ja tatsächlich seit langem, was wir Amerikaner tun. Und sie haben davon zumeist kooperiert und davon profitiert. Ich verstehe, warum europäische Politiker non öffentlich gegen Prism und andere Programme protestieren müssen – aber es ist ein wenig scheinheilig.




Forensic Analysis of the Tor Browser Bundle [Update]

Die in London lebende Norwegerin Runa A. Sandvik, die auch gern in Dubai Ski fährt, erklärt (in US-amerikanischem Englisch), wie Tor funktioniert. [Vortrag 2012: „Snakes and onions – Python developers and Tor“]

Runa A. Sandvik: „Forensic Analysis of the Tor Browser Bundle on OS X, Linux, and Windows“ (Tor Tech Report 2013-06-001, June 28, 2013).

Der Report ist insoweit auch interessant, als er untersucht, welche – temporären – Spuren der Tor Browser Bundle auf den drei großen Betriebssystemen hinterlässt. Dabei sind auch Bugs aufgefallen.

The Tor Browser Bundle aims to ensure that no traces are left on the user’s system. However, a number of the traces listed in this report are related to default operating system settings, some of which the bundle might not be able to remove. We therefore propose the creation of a document which lists steps our users can take to mitigate these traces on the different operating systems.

So eine Frau wie Runa würde ich vom Fleck weg heiraten. Har har. Falls jemand sich hier heimlich fragt, welche Frauen Burks wohl gut findet.

Und jetzt zu etwas ganz anderem, einem Zitat aus einer Tor-Mailingliste von Robert J.Hansen: „The overwhelming majority of technology journalism is somewhere between wildly uninformed and complete bollocks. (…) Beware of all experts.“




Der Ausgang der kommenden Bundestagswahl

„Es wird so kommen, dass alles bleibt, wie es ist“. (Meine Mutter, 87, über den Ausgang der kommenden Bundestagswahl)




Alles geheim

„Ich will nicht in einer Gesellschaft leben, wo über die geheime Ausspähung meiner geheimen Daten darüber geheim im Parlament beraten wird.“ (@noXforU)