Wir leben in einer Zeit der Massenverblödung

Telepolis interviewt Peter Scholl-Latour zum 90. Geburtstag.

Nun, ich hatte nie die Absicht, auf meinem Status als Opfer der Nazis im Nachkriegsdeutschland zu pochen. Da gab und gibt es ja auch viele Wichtigtuer, die sich nachträglich gerne als irgendeine Art von Widerstandskämpfern darstellten. Es gab und gibt ja auch viel zu viele Menschen, die sich etwas auf ihre Religionszugehörigkeit einbilden. Dieses Phänomen ist unter allen Religionen zu beobachten, auch gerade heute. (…)

Wenn Sie sich einmal anschauen, wie einseitig die hiesigen Medien, von TAZ bis Welt, über die Ereignisse in der Ukraine berichten, dann kann man wirklich von einer Desinformation im großen Stil berichten, flankiert von den technischen Möglichkeiten des digitalen Zeitalters, dann kann man nur feststellen, die Globalisierung hat in der Medienwelt zu einer betrüblichen Provinzialisierung geführt. Ähnliches fand und findet ja bezüglich Syrien und anderen Krisenherden statt.

Ein Interview mit ihm kann man bei Phoenix sehen, auch über die aktuelle Situation in der Ukraine.

Bananenbundesrepublik Deutschland, revisited

„Germany was pressured to modify its G-10 law to appease the NSA, and it eroded the rights of German citizens under their constitution.“ (Edward Snowden )

Systematisch angelegte Uneinsichtigkeit

„Es wird die Gefahr übersehen“, klagt BGH-Richter Eschelbach, „wie einfach es ist“, in diesem System „unerwünschte Personen aus dem Verkehr zu ziehen.“ (…) Eine offenbar systematisch angelegte Uneinsichtigkeit und Unfähigkeit zur Fehlerkorrektur“ bescheinigte Henning Ernst Müller, Strafrechtsprofessor an der Uni Regensburg, der bayerischen Justiz.“ (Aus der aktuellen Titelgeschichte des Magazins „Der Spiegel“)

Ich nenne es einfach – wie schon Tucholsky – „Klassenjustiz“ – Justiz im Interesse der politischen Eliten des Staates.

Who the #$&% is Klitschko?

Marina Weisband: „Klitschkos Rolle wird in Deutschland sehr überschätzt“.

Man muss sich hingegen mal die deutschen Medien zum Thema ansehen.

Die oberen Zehntausend

Die oberen Zehntausend

„Die oberen Zehntausend dieser Gesellschaft sind ein Sumpf. Sollen sie fälschen, betrügen, sich schmieren lassen, koksen, wie es ihnen beliebt. Wenn sie uns nur verschonten mit ihrer Moral.“ (Hermann L. Gremliza in der aktuellen konkret, vgl. Ausriss oben.)

Gemeinschaftliche Geschäfte

„Die moderne Staatsgewalt ist nur ein Ausschuß, der die gemeinschaftlichen Geschäfte der ganzen Bourgeoisklasse verwaltet.“ (Manifest der Kommunistischen Partei, 1848)

Ist an dem Satz irgendetwas falsch?

Im Westen nichts neues

„Wer sich aktiv informiert, entfernt sich mit noch höherer Geschwindigkeit von denen, die es bestenfalls beim Lesen der Tageszeitung oder dem Anschauen der Tagesschau belassen. (…) Der Mainstream hasst die reale Veränderung der Zustände, an die er sich klammert, so sehr, dass der Bote der realen Bedrohung pathologisiert wird. In dieser Hinsicht hat sich erschreckend wenig geändert.“ (Feynsinn)

NSU und NSA

„Wer vor sich selbst ehrlich ist, kontrastiert den NSU einfach nur kühl mit den Snowden-Enthüllungen: Wie glaubwürdig ist es, dass die diversen Dienste vom Tun und Treiben des NSU keine Kenntnis hatten?“ (Kritik und Kunst)

Wenn ich etwas nicht verstehe

„Wenn ich etwas nicht verstehe, ist es entweder schlecht erklärt, oder es ist schlichtweg Unsinn.“ (Albrecht Ude, ein guter Freund und Kollege und stellvertretender Vorsitzender des Vereins GPF)

Wenn die Arbeiter was unternähmen

„Wenn die Arbeiter was unternähmen, müssten die Unternehmer was arbeiten.“ (Wandspruch im Frankfurter Uni-Turm)

Radikal und extremistisch

Feynsinn über die Klassenkämpfe in Spanien: „Dort aber ist der Vorwurf des ‚Linksextremismus‘ kein Grund, in den Keller zu flüchten und zu beten, die Obrigkeit möge die furchtbaren Aufrührer richten. Im Gegenteil setzt sich dort offenbar die Erkenntnis durch, dass mit ‚radikal‘ und ‚extremistisch‘ jeder gemeint ist, der nicht bedingungslos vor der Macht des Kapitals kapituliert oder Menschenrechte für wichtiger hält als das Versprechen von Arbeitsplätzen.“

Marihuana ist nicht gefährlicher als Alkohol

The New Yorker (via taz) zitiert US-Präsident Barak Obama und dessen Meinung über Marihuana:
As has been well documented, I smoked pot as a kid, and I view it as a bad habit and a vice, not very different from the cigarettes that I smoked as a young person up through a big chunk of my adult life. I don’t think it is more dangerous than alcohol.

Ich kann mir schon ausdenken, was „unsere“ neue Drogenbeauftragte Marlene Mortler sagen würde.

Gangbang, Gender und Mobilgeräte für Kinder

Don Alphonso: „Da gibt es nämlich so Videoseiten im Internet, die durch ihr internationales Publikum dafür sorgen, dass Fachtermini auf Englisch Einzug halten. Nie also steht dort etwas von Gruppensex, sondern immer nur von Gangbang, und meine Befürchtung ist nun, dass so mancher Lehrer in seinem geordneten Leben vielleicht gar nicht so richtig erfasst, welche neuen Möglichkeiten das Internet zugänglich macht. Was dann bei Twitter wiederum die Erkenntnis reifen lässt, dass es nach dem Abbruch der Schule auch eine Karriere als Pornoaktrice geben könnte. In derjenigen Perversion, die am besten zu den weithin ausgebreiteten körperlichen Nachteilen der Autorin passt. Natürlich liest so etwas kein Pfarrer aus Tübingen und keine Feministin in Berlin und Eltern lesen das auch nicht, sonst hätte das Kind nämlich kein Mobilgerät mehr…“

Schön ist auch diese Karte – wie Kinder sich heute bewegen bzw. nicht bewegen.

Keine andere Wahl

„Die Lektüre von Marx hat mir geholfen zu begreifen, was jede Gesellschaft am meisten bewegt. Um ein guter Schriftsteller zu sein, sollte man sich einen Standpunkt erarbeitet haben. Ich bin, trotz aller Verbrechen, die in Marx‘ Namen verübt wurden, Marxist und Materialist. In einer Zeit, in der die Religion den meisten Leuten egal ist, in der es keine Ideale mehr gibt, bleibt einem keine andere Wahl.“ (Rafael Chirbes, spanischer Schriftsteller)

Kann man sich solche Sätze von einem deutschen Schriftsteller vorstellen – nach dem Fall der Mauer? Stefan Heym ist ja leider tot. Und ich bin nicht bekannt und habe noch zu wenig Romane geschrieben.

Postdemokratie

was tun?

„Die Mehrheit der Bürger spielt dabei eine passive, schweigende, ja sogar apathische Rolle, sie reagieren nur auf die Signale die man ihnen gibt. Im Schatten dieser politischen Inszenierung wird die reale Politik hinter verschlossenen Türen gemacht: von gewählten Regierungen und Eliten, die vor allem die Interessen der Wirtschaft vertreten (…) Die wichtigsten politischen bzw. wirtschaftlichen Prozesse finden auf einer Ebene statt, welche die nationale Demokratie nicht mehr erreichen kann. Immer mehr erkennen wir, dass die Bürgerrechte, die national verteidigt werden, gegen übernationale Gebilde auf verlorenem Posten stehen.“ (Colin Crouch, Postdemokratie, Frankfurt/M. 2008, S. 10 + 16, via Carta)

Man könnte dazu aber Lenin zitieren: „Warum zeigt der russische Arbeiter noch so wenig seine revolutionäre Aktivität in bezug auf die bestialische Behandlung des Volkes durch die Polizei, in bezug auf die Verfolgungen der Sektierer, die Mißhandlungen der Bauern, das Wüten der Zensur, – die Soldatenschindereien, die Verfolgung selbst der harmlosesten kulturellen Bestrebungen usw.? Darum etwa, weil ihn der ‚ökonomische Kampf‘ nicht da rauf ’stößt‘, weil ihm das keine ‚greifbaren Resultate verheißt‘ und wenig ‚Positives‘ gibt? Nein, eine solche Ansicht ist, wie gesagt, nichts anderes als der Versuch, die eigene Schuld anderen in die Schuhe zu schieben, das eigene Philistertum (…) auf die Arbeitermasse abzuwälzen.“ (W.I. Lenin: „Was tun? Brennende Fragen unserer Bewegung“ (1902)

Beinahe wahr

„Der amerikanische Geheimdienst NSA überschwemmt die Welt gezielt mit Enthüllungen über den amerikanischen Geheimdienst NSA, wie der amerikanische Geheimdienst NSA jetzt enthüllte. Ziel der regelmäßigen und an Brisanz praktisch nicht nachlassenden Enthüllungen ist es dem amerikanischen Geheimdienst NSA zufolge, einen gewaltigen Überdruß gegenüber Enthüllungen über den amerikanischen Geheimdienst NSA zu erzeugen…“ (Quelle)

Moral und für wenig Geld arbeiten

Aus dem Heise-Forum: „Also meiner Erfahrung nach sind Leute, die für wenig Geld arbeiten (aber wenigstens arbeiten) praktisch durchgängig ehrlicher und anständiger als der große Rest der besser Verdienenden.“

Antifaschismus und Antifa

„Die Antifa ist der Krebs im Fleisch des Antifaschismus.“ (Don Alphonso)

Die Antifa gibt es zwar nicht, aber ich weiß, wen er meint – und er hat recht damit.

Ich bin Kommunist

Ole von Beust (CDU, ehemaliger Bürgermeister Hamburgs): „Sie sind Kommunist? Jetzt noch?“
Hermann L. Gremliza, Herausgeber der „konkret“: „Jetzt erst. Bis zur Wende war da Wort ein Beknntnis zu einer Partei. Heute ist es der kürzeste Ausdruck für die Negation der herrschenden Verhältnisse.“
(Aus der aktuellen „konkret„)

Schneedrachen und andere

Zu den Schiffen, die da irgendwo im Eis festsitzen, gibt es einen netten Kommentar im Spiegel-online-Forum: „…ich hätte nix dagegen, wenn alle Marineflotten der Welt sich da oben hinbegäben und einfrierten – für immer. Einschließlich der zugehörigen Militär-Schwachmaten.“

Zur Zeit ist die Antarktis aktuell, auch für Quizfragen. Eine davon taucht in meinen Seminaren auf: Wer verkauft die Domains der Antarktis (Name der Firma und des Inhabers, Anschrift)?

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