Medienjournalisten

An der Qualität ihrer Selbstkritik kann man den Zustand einer Branche gut ablesen. Gucke ich Medienjournalismus kritisch unter journalistischem, handwerklichem Gesichtspunkt an: Der Zustand kann gar nicht schlechter sein. Da gibt es eine Lust an der Selbstzerstörung, da gibt es Artikel nur im Konjunktiv: ‚Es könnte sein‘; tausend Beispiele fallen mir ein. Im Journalismus habe ich den Eindruck: Wem gar nichts mehr einfällt, der macht Medienjournalismus.“ (Tobias Korenke über die Krise des Medienjournalismus: „Lust an der Selbstzerstörung“)

Glaube, Liebe, Hoffnung

„Glaube, Liebe, Hoffnung sind die Feinde der nüchternen Fakten.“ (Hal Faber)

Mehr beleidigen!

Don Alphonso: „Man sollte wieder mehr beleidigen. Jede Rücksichtsnahme führt nur dazu, dass die Leute sehen, wie sie mit ihrem Gewinsel durchkommen.“

Ich überleg mir was. Verehrer höherer Wesen? Der CCC? Veganer? Die Glaubensgemeinschaft „Freier Markt(TM)“? Die Volkswirtschaftler? Frau*_&%§$Innen?

Vorschläge der wohlwollenden Leserinnen und geneigten Leser sind willkommen! Oder soll ich dieselben beleidigen?

BTW Vielen Dan, Don, für das Wort „rektalturnen“. Kannte ich noch nicht.

Täglich denke ich an Kuba

Dr. Seltsam in der Jungen Welt (via Ossiblock): „Täglich denke ich an Kuba, wo die Häuser dem Staat gehören und man ein Haus nach 40 Jahren als Mieter übereignet bekommt, weil man genug Interesse an der Erhaltung gezeigt hat.“

Shakespeare über 2015

„’Tis the times’ plague, when madmen lead the blind.“ (William Shakespeare: König Lear IV, 1, 1605)

Vorsicht beim Internetten

„I am careful in how I use the Internet.“ (Richard Stallman, Aktivist und Dichter)

„Das passiert einfach, indem man irgendwo draufklickt.“ (Felix von Leitner, Geschäftsführer et al)

Löhne runter!

„Das Arbeitsvolumen blieb seit 2000 gleich, wurde durch Leih-und Teilzeitarbeit nur auf mehr Personen verteilt. So haben wir eine Abwärtsspirale der Löhne in Gang gesetzt – mit der Folge, dass immer mehr Löhne subventioniert werden müssen.“ Hier handele es sich um eine Marktverzerrung sondergleichen. „Das stinkt nicht nur zum Himmel , sondern konkurriert auch die Arbeitsmärkte unserer Nachbarn in Europa in Grund und Boden.“ (Sozialrichter Jürgen Borchert im Tagesspiegel)

Do not forget: It’s as feature, not a bug.

Und wir rufen den Deutschen zu:

Die Stuttgarter Zeitung (via Fefe) zitiert Günther Oettinger. „‚Übertreibt es nicht mit dem Datenschutz‘, rief er den Deutschen zu. Wer Daten perfekt schütze, der könne sie nicht mehr nutzen.“

Das kann man mal so unkommentiert hier stehen lassen.

Das Internet noch heute abschalten

„Wenn die deutsche und europäische Politik es könnte, würde sie das Internet noch heute abschalten, durch einen sauber kontrollierten Datendienst ersetzen, bei dem jedes Byte vor dem Versand ein Formular in drei Durchschlägen ausfüllen muss, und die Uhr 25 Jahre zurückdrehen. Und das macht mir mehr Angst als die Gigabyte von Daten, die Google, Facebook, Amazon und Twitter über mich aufgehäuft haben.“ (Herbert Braun auf Heise)

Die herrschende Lehre der neoklassischen Gleichgewichtsökonomie

„Die herrschende Lehre der neoklassischen Gleichgewichtsökonomie hat jegliche empirische Relevanz seit langem der logischen Stimmigkeit ihrer Modell geopfert. Soweit sie Wissenschaft ist, ist sie sozialwissenschaftlich uninteressant, und soweit sie sozialwissenschaftlich interessant wird, wie in ihren Axiomen und Annahmen, ist sie keine Wissenschaft, sondern ein Glaubenssystem, an dem höchstens seine sozialwissenschaftliche Uninformiertheit verblüffen kann.“ (Michael R. Krätke, Lancaster University, Sociology)

Unter bärtigen offenen Kragenträgern

bart

„Im Grunde gibt es zwei Leute, die die heutige Männermode geprägt haben. Der eine ist Arafat mit seinem Bart – es muss ja jeder heute mit so einem Bart rumlaufen. Der andere ist Ben Gurion, der trug diesen offenen Kragen.“ (Peter Scholl-Latour in einem sehr lesenswerten Interview)

Tweet of the day 79

Andreas Lindh: „30% of people who tried Tor went on to become terrorists.“

Der Mensch ist guat

„Der Mensch ist guat, nur die Leut a Gsindl.“ (Johann Nestroy)

Innerhalb der Zensurgrenzen

„Wenn Kollegen sich brüsten, sie seien nie in ihrem Leben im Schreiben beschränkt worden, nie würde ihnen ein Gedanke gestrichen, so ist das nur ein Beweis dafür, daß sie sich von selbst innerhalb der Zensurgrenzen bewegen, ihre Denkweise nirgends über die Hürden der vorgeschriebenen Ideologie hinausstrebt.“ (Egon Erwin Kisch)

Das geregelte Dasein der Netzgemeinde

„Es ist kein Geheimnis, dass weite Teile der Berliner Netzprominenz irgendwo zwischen prekär und total pleite sind, und die Zeit, die sie für die Durchsetzung ihrer Agenda haben, wäre mit einem geregelten Dasein einfach nicht da. (…) Nach meiner bescheidenen Meinung hat sich da eine ganze Gruppe ziemlich von dem entfernt, was in Deutschland wirklich passiert.“ (Don Alphonso)

IMHO auch. Im Rollenspiel würde ich jetzt emoten: „chuckles“.

Unter Schlammhirnen

Frank Rieger: „Es gibt da draußen einfach jede Menge Leute mit bösem Willen, psychischen Problemen oder einer aufgestauten Menge Groll und Wut, die sie die Grundregeln des zivilisierten Miteinanders mißachten lassen. Das war schon immer so. Nur würde in der physischen Welt auch niemand auf die Idee kommen, eine zivilisierte Debatte über Geschlechtergerechtigkeit oder Flüchtlingsrechte in einem Stadion zu führen, in dem jeder der möchte ein Megafon in die Hand bekommt. Diskurse im Sinne eines produktiven, inhaltlich vorranbringenden Austausches von Meinungen und Ideen, der im besten Fall zu einer Weiterentwicklung und Synthese neuer, guter Gedanken führt, bedurften schon immer einer gewissen Segregation von den Schlammhirnen, denen nichts an intellektueller Weiterentwicklung liegt.“

Die Usenet-Laws, die vor allem Trolls angehen, gelten auch für Web-Foren und Blogs usw. Sie müssten nur noch mit aktuellen Beispielen aufgefrischt werden. „Hat man ein Ereignis genügend oft beobachtet, so kann man mit hinreichender Sicherheit ein Gesetz formulieren.“ Ich mache schon länger DFÜ als einige hier auf der Welt sind. Wer dazu das passende Gesetz findet, hat gewonnen. Wer nicht weiß, was DFÜ bedeutet, hat verloren.

Tag und Nacht

„Ich bin gezwungen den [xx] Tag zu tödten mit Erwerbsarbeiten. Es bleibt mir al[so] nur die Nacht für wirkliche Arbeiten […].“ (Karl Marx an Ferdinand Lassalle, 21. Dezember 1857)

Ich habe etwas zu verbergen!

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Heise zitiert Edward Snowden: „Die verbreitete Haltung, ‚ich habe nichts zu verbergen‘, verschiebe die Verantwortung für die Wahrung der Bürgerrechte, argumentierte Snowden: ‚Wenn man sagt, ‚Ich habe nichts zu verbergen‘, sagt man tatsächlich ‚Mich interessiert dieses Recht nicht.‘ Man sagt ‚Ich habe dieses Recht nicht, weil ich […] es rechtfertigen muss.‘ Tatsächlich müssten Regierungen Eingriffe in die Bürgerrechte rechtfertigen, nicht umgekehrt.“

Das Original-Interview (Video) steht in The New Yorker.

Einfach schildern

„Schon eine einfache Schilderung ist eine gedankliche Leistung, der ein großer Teil der Zeugen nicht gewachsen ist.“ (Friedrich Arntzen: Vernehmungspsychologie – Psychologie der Zeugenvernehmung“, München 1989)

Ich hatte mir vor langer Zeit dieses Buch gekauft, als ich zum Thema „Tron“ recherchierte und immer wieder auf Leute stieß, die entweder das Blaue vom Himmel herunterlogen oder ganz etwas anderes meinten gesehen und gehört zu haben als andere, die ebenfalls zu demselben Sachverhalt etwas sagen wollten und konnten.

(Das Buch ist nicht gut genug, um es neu zu kaufen, falls jemand interessiert ist. Gebraucht ist ok – sind nur knapp 100 Seiten.)

Kein Scherz

Jan Fleischhauer: „Wer nur noch Menschen trifft, die an die gleiche Sache glauben, verliert irgendwann den Bezug zur Wirklichkeit außerhalb seiner eigenen Welt. Da bricht dann schnell Panik aus, wenn einmal Widerspruch auftaucht.“

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