Die Anständigen sind immer eine Minderheit

„Wir haben wenig Grund zu der Annahme, dass wir den Europäern der 1930er und 1940er Jahre moralisch überlegen sind“, schreibt Snyder in seinem kontroversen Buch – denn im Ernstfall „würden sich nur wenige von uns anständig verhalten.“ (Timothy Snyder)

Mitte, rechts links

„Wenn man keinen fundamentalen Unterschied zwischen Mitte-rechts und Mitte-links mehr sieht, haben die Leute bald das Gefühl, dass es nicht wirklich Sinn hat, zur Wahl zu gehen, weil sie ohnehin nichts Neues bekommen. Da gibt es zwei mögliche Reaktionen: Entweder verlieren sie das Interesse an Politik, oder sie fühlen sich von Rechtspopulisten angezogen.“ (Chantal Mouffe, Politikwissenschaftlerin im „Standard“) Das meiste, was sie sagt, kann ich nur unterstreichen, auch über die Grenzen linkspopulistischer Bewegungen.

Our duty

„Why are deadly weapons being sold to those who plan to inflict untold suffering on individuals and society? Sadly, the answer, as we all know, is simply for money – money that is drenched in blood, often innocent blood. In the face of this shameful and culpable silence, it is our duty to confront the problem and to stop the arms trade.“ (Ein relativ bekannter Katholik, auf den aber niemand hören wird und schon gar nicht die so genannte „christliche“ CDU.)

Irgendetwas ist hier faul und alle Ventile offen

Hans-Dieter Rieveler in Telepolis: „Ich habe sogar das Gefühl, dass irgendetwas faul sein muss an dieser ‚Willkommenskultur‘.“

Lesenswerte Analyse! Er erwähnt auch Wolfgang Clements Kommentar für das Handelsblatt:
Angesichts der Zuwanderung sei es wichtig, „alle Ventile zu öffnen. (…) Und nicht durch weitere Regulierungen – etwa der Zeitarbeit oder der Werkverträge oder ein Entgeltgleichstellungsgesetz – den Arbeitsmarkt weiter zu bürokratisieren. Es sollte wieder gelten: Jeder legale Arbeitsplatz ist zumutbar und besser als die Arbeitslosigkeit. Man darf vermuten: Die Mehrheit derer, die jetzt zu uns kommen, werden dies auch so sehen. Und andere müssen es lernen.“
Wer den letzten Satz als Drohung liest, hat richtig gelesen.

Das hat Clement wortgleich schon 2003 gefordert. Dafür wird ihn natürlich der Wanderpokal „Lautsprecher des Kapitals“ verliehen. Clement ist kein Journalist, aber schreibt als solcher.

BERIS

„Man müsste die Berliner Flughafenlogistiker beim Islamischen Staat einsickern lassen.“ (Peter Glaser)

Polens hässliches Gesicht

„Die Polen beispielsweise waren zwar zu Recht stolz auf den Widerstand ihrer Gesellschaft gegen die Nazis, haben aber tatsächlich während des Krieges mehr Juden als Deutsche getötet.“ (Jan T. Gross in Welt online: „Die Osteuropäer haben kein Schamgefühl“)

Endlich sagt es mal jemand.

Live forever!

„Strong friendships can provide more joy than a crappy marriage.“ (Taryn Hillin in Fusion: „Can staying single really help you live forever?)

Das Establishment und die verführerischen Schmeicheleien

„Ein Journalist sollte sich nie mit dem Establishment gemein machen, allen verführerischen Schmeicheleien zum Trotz. Unsere Aufgabe besteht darin, die Mächtigen zur Rechenschaft zu ziehen, nicht, uns mit ihnen zu solidarisieren.“ (Frederick Forsyth, Schriftsteller und Geheimagent)

Unter Propagandisten

„Wir wissen nicht genau, ob die Maßnahmen, die wir ergriffen haben, bis hin zu Propaganda in Albanien und Kosovo: ‚Bitte kommt nicht‘ & ‚Ihr werdet sowieso zurückgeschickt‘! sich auf die Zahlen auswirken…“ (Thomas de Maiziére (CDU) Innenminister Propaganda-Minister) (Vorsicht, Facebook-Link!)

Pro Diktatur

„Die Demokratie scheint mir allmählich keine angemessene Staatsform mehr, in Diktaturen kann man angebrachte Reformen viel einfacher durchsetzen, drängende Probleme auch kurzfristig lösen.“ (Martin Sonneborn)

Den Kapitalismus verwalten

Rainer Trampert im Neuen Deutschland: „Linke, die den Kapitalismus nur regierend verwalten, statt ihn zu stürzen, tun das zu seinen Bedingungen. Sie sind nur Spielball der realen Mächte und werden, wenn’s dem Gläubiger passt, vorgeführt bis zum totalen Gesichtsverlust, damit sein Stammpersonal wieder ans Ruder kommt“.

Der Anti-Gauck oder: Zwischen den Stühlen

Lesemepfehlung aus dem Freitag: „Der Anti-Gauck“. Über Hans-Jochen Tschiche.
Es gibt doch viele Leute, die gehen mit Idealen in die Politik und am Ende sehen sie aus wie ein abgelutschter Kieselstein. (…) Ich habe einen angestammten Platz und der ist zwischen den Stühlen. Da fühle ich mich am wohlsten. Das ist meine Form von Konservatismus.

Not afraid of the word „collective“

The Guardian über Yanis Varoufakis: „Here is a politician acting on his beliefs. He will be remembered not for his style, but his substance. He faced down the automatons by insisting the Greek people should no longer be punished. And his people were with him. He refused the Eurocrats’ parameters and secrecy. He spoke with decency, and not in code. He is not afraid of the word ‚collective‘.“

Welcher deutsche Politiker würde es wagen, das Wort „Kollektiv“ in den Mund zu nehmen?

Wer entscheidet

„Die Leute, die die Stimmen abgeben, entscheiden nichts. Die Leute, die die Stimmen zählen, entscheiden alles.“ (Josef Wissarionowitsch Stalin, Wahl-Experte)

Beulen unter dem Teppich

„Wenn einige von denen unterm Teppich durchlaufen, gibt es nicht einmal eine Beule.“ (Hartmut Mehdorn, Ex-Manager, über die heutige Manager-Generation)

Das kann man über die meisten Politiker auch sagen. (Und über Funktionäre im DJV sowieso.)

Antiamerikanisch

Harry Rowohlt (1945-2015) im Interview (2006): „Vor zwei Jahren, bei Ausbruch des zweiten Irak-Krieges, wurde mir immer nicht die Frage gestellt: ‚Sind Sie eigentlich antiamerikanisch?‘ Dann hat das eine Kollegin vom WDR doch endlich gemacht. Und ich hab gesagt: ‚Ich – antiamerikanisch?? Ich hab geweint, als Winnetou starb!'“

Ganz privat

privatsphäre

Jetzt endlich habe ich begriffen, warum die meisten Leute – insbesondere Journalisten – sich beharrlich weigern zu lernen, wie man E-Mails verschlüsselt: Sie haben keine Meinung, sondern lassen gern andere für sich denken!

Der edelste Teil eines Menschen

„Der Pass ist der edelste Teil von einem Menschen. Er kommt auch nicht auf so einfache Weise zustand wie ein Mensch. Ein Mensch kann überall zustandkommen, auf die leichtsinnigste Art und ohne gescheiten Grund, aber ein Pass niemals. Dafür wird er auch anerkannt, wenn er gut ist, während ein Mensch noch so gut sein kann und doch nicht anerkannt wird.“
Bertolt Brecht: Flüchtlingsgespräche, 1940

Unter Jedi-Rittern

„I (…) have accepted that I will probably remain single for the rest of my life, but I refuse to change who I am.“ (The Guardian über einen Mann, der Jedi-Ritter sein will)

Was ist und zu welchem Ende betreiben wir Journalismus?

journalismus

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