Immobilienmief und Gendermief

unna

Soeben aus der kleinstädtischen Pampa zurückgekehrt, wirkt eben dieselbe dergestalt, dass der Medienblasenhype um dieses oder jenes wirkungslos an mir vorüberzieht, derweilen ich gewohnt eklektizistisch hier und dort die vermeintlichen Neuigkeiten konsumiere.

– Spannend ist natürlich der chinesische Immobilienmarkt, dessen Rumpeln und Pumpeln uns naturgemäß zu der Frage leitet, ob der Staatskapitalismus besser mit dem tendenziellen Fall der Profitrate klarkäme oder ob niemand weiß, ob auch dort die Blasen platzen.

– Die Berliner Initiative, bestimmte Wohnungskonzerne zu enteignen, was bekanntlich löblich und nützlich und im Sinne des Grundgesetzes und auch des höheren Ganzen ist, gerät immer mehr ins Sektenmilieu. Zitate aus dem Tagesspiegel dazu (Paywall):
Ein Mitstreiter beklagt in einer internen E-Mail, die dem Tagesspiegel vorliegt, „dass die Kampagne ein Problem mit einer autoritär agierenden Polit-Sekte hat“, deren Anhänger nicht zu geplanten Gesprächen mit dem Senat gehen sollten: Zementiere die IL ihren Einfluss in „Deutsche Wohnen & Co. enteignen„, schreibt der Aktivist, würde dies „nicht nur die demokratische Kultur nach innen weiter beschädigen, sondern auch die Kampagne nach außen delegitimieren“. (…)

Die erwähnte Ex-Aktivistin, die sich selbst als Marxistin bezeichnet, sagte dem Tagesspiegel: Die IL sei keine linksradikale, schon gar keine sozialistische Organisation. Sie rekrutiere sich aus Wohngemeinschaften in der Innenstadt und werde von „Genderfanatikern und Völkerkundlern“ dominiert. Auch die Debatten in der Kampagne drehten sich oft um sexuelle Orientierung und Hautfarbe, weniger um Mieten und Lohnarbeit. (…)

Die IL-Vertreter versuchten „Sprachgebote“ durchzusetzen, schreibt der eingangs erwähnte Aktivist. Weil er vorgeschlagen habe, in Gesprächen mit potenziellen Unterstützern der Kampagne „etwas softer zu gendern“, also alltagstauglicher zu sprechen, sei er isoliert worden.

Dazu muss man nichts mehr sagen. Wenn es nicht gelingt, das pseudolinke identitäre kleinbürgerliche Pack zu isolieren, ist die ganze Sache dem Untergang geweiht. Schade. Merke: Wo gegendert wird, ist die esoterische Politsektiererei nicht weit.

– Was ist, wenn die Franzosen sich per Abstimmung dafür aussprächen, die Immigration zu zügeln bzw. andere Regeln zu erlassen als die Deutschen (falls man hierzulande von Regeln reden kann)?

Telepolis schreibt über die eigene Zukunft, den „Zwang zur Konformität“ und die Regeln, wer schreiben darf und wer nicht. Lesenswert.

– Zum Erholen vom Mief hier unten gibt es dort auch noch einen Ausblick auf das ambitionierte chinesische Raumfahrtprogramm.

unna

Am Elison oder: Plötzlich aus des Waldes Duster

seseke

Nein, ich sang das einschlägige Lied nicht vor mich hin, radelnd entlang der Seseke, die in römischer Zeit Elison hieß, auf dem verschlungenen Weg zum Römerlager Oberaden. ca. 15 Fahrradkilometer nordwestlich von Unna. An der Seseke ist auch das Foto entstanden.

Plötzlich aus des Waldes Duster Das Römerlager, erbaut ca. ein Jahrzehnt vor der Jahrtausendwende (und zwei Jahrzehnte vor der Varusschlacht), ist heute fast völlig überbaut. Man folgt den spärlichen Wegweisern einen bewaldeten Hügel hinauf und ist dann irgendwann irgendwie irgendwo da. Ich musste bei den römischen Ziffern schmunzeln, vermutlich lernt man die heute nicht mehr nur ausnahmsweise in der Schule.

römerlager oberadenrömerlager oberaden
Credits: Google/Stadt Berkamen/LWL-Archäologie für Westfalen/PANSA BV/Burks

Ich stellte mir insgeheim zwei Fragen: Was kann so ein „Freilichtmuseum“ den Nachgeborenen sagen? Was ist besonders an diesem Ausgrabungsort?

Was zuerst auffällt: Die Fläche ist riesig. In Oberaden war das größte römische Militärlager nördlich der Alpen. Die haben damals aus dem Nichts eine heutige Kleinstadt hingesetzt – Pionierarbeit vom Feinsten. Das wird auch nicht Wochen gedauert haben. Die Legionäre konnten sich ca. 14 Tage von den mitgebrachten Vorräten ernähren (Konserven gab es erst 800 Jahre später), danach mussten sie neue finden. Zwei Legionen sind 10.000 Mann und mehr, zuzüglich der Hilfstruppen und der Mütter Courage. Manche gehen von drei Legionen aus, die hier dauerhaft kampierten. Sogar Türken thrakische und/oder kleinasiatische Soldaten lebten in Oberaden.

56 Hektar sind, wenn ich nicht irre, fast 80 Fußballfelder – also mehr als ein halber Quadratkilometer. (Jeden Tag wird in Deutschland so eine Fläche zubetoniert.)

Die Holzmauer ist 2,7 Kilometer lang. Sie bestand aus einem vier bis fünf Meter breiten und zwei bis drei Meter riefen Spitzgraben. Nach innen bauten die Soldaten eine drei Meter breite Mauer aus Holz und Erde. Alle 25 Meter gab es einen Turm und in jeder Himmelrichtung ein Tor. Alles war standardisiert. Mitten im Lager war eine Senke mit Wasser – da hatten die Germanen offenbar ihr Vieh getränkt. Es marschierten also immer Experten mit, die das, was technisch nötig war, auswendig wussten.

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Zum Erinnern: die Armee des römischen Weltreiches war zur selben Zeit im heutigen Jemen, in Äthiopien und in der südlichen Sahara präsent – und ganz ohne Internet, Telefon und valide Karten. Nur Germania Magna blieb ein Problem; vermutlich war das Klima schuld (har har).

cassius dio
Cassius Dio: Römische Geschichte, 54. Buch. D. Leonhard Tafel übersetzt 1838 Alison – die Seseke – falsch mit Alme. Damals war das Legionslager in Oberaden noch nicht bekannt.

römerlager oberaden

Beeindruckend – halb versteckt an einer Mauer: Das Modell einer Groma (vgl. Foto oben). (Ich musste suchen: heute nutzt man ein Doppelpentagonprisma.) Die Mauern und die Tore waren also praktisch, quadratisch und ziemlich gerade und stürzten auch nicht schnell ein, so ähnlich wie meine Hochbetten. So eine Groma braucht man eben, wenn man eine fast drei Kilometer lange Holzmauer errichten will – und zwar auf hügeligem Gelände und nicht in Schlangenlinien. Ich sag nur: Exegit monumentum aere perennius!

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Credits der Karte der Drusus-Feldzüge: Bernd Preiss/Wikipedia

Nicht weit entfernt, im heutigen Beckinghausen, war ein weiteres Lager direkt an der Lippe, wo der Nachschub über Fluss anlandete und wo man ohne Brücke auch übersetzen konnte.

(Auf meiner To-Do-Liste für das nächste Mal: Museum Lünen. „Normalerweise nicht zu stark besucht“. Das Stadtmuseum Bergkamen war auch geschlossen. Ich werde mich zukünftig rechtzeitig erkundigen, obwohl die Website so schrottig ist, dass ich nichts dort glaube. Die Website des Römerlagers ist auch gut versteckt.)

Zum Glück begegnete ich auf dem Gelände dem Vorsitzenden des Fördervereins, der sich um die Anlage kümmert. So unter Vereinsvorsitzenden fachsimpelten wir herum, wie das Volk zu begeistern sei. Die tun dort etwas, und die Kleinen freut es. Und wie überall bei dem Thema ist nicht genug Geld da. Man weiß auch nicht, wo die Fundstücke aus Oberaden überall gelandet sind. Niemand hat jemals ein Verzeichnis angelegt. Wenn ein Museum etwas hat, rückt es das natürlich nicht heraus.

Ich habe mich auf dem Rückweg über Holzwickede kräftig verfahren, weil ich dachte, ich kennte mich in dem Gebiet aus, und irrte mit meinem E-Bike im Kurler Busch herum. Nur die freundliche Dame von Google rettete mich. Erstaunlich, dass sogar Waldwege indiziert worden sind…

kurler Busch

Islamischer, rechter und linker Querfront-Antisemitismus

Sehr informativer, aber auch sehr langer Artikel Michael Blumes auf SciLogs über Antisemitismus mit Fakten, die ich bisher auch nicht kannte. Lesenswert!

Die simple Wahrheit ist, dass sich der Islam ebenso wie das (…) Christentum sowohl judenfreundlich wie judenfeindlich, sowohl semitisch wie antisemitisch auslegen lassen. (…) das Fazit, dass sich Antisemitismus nur dann glaubwürdig bekämpfen lässt, wenn dabei „jeder“ Antisemitismus entschieden angegangen wird. Wer bei Einheimischen oder Zugewanderten, bei Rechts- oder Linksextremen, bei Nichtreligiösen oder Religiösen, bei Christen oder Muslimen, bei einseitigen „Israelkritikern“, islamfeindlichen Ethnonationalisten oder jungen Klimaschützer gar nicht so genau hinschauen will, handelt sowohl gegenüber jüdischen Menschen wie auch gegenüber den Verschwörungsgläubigen und schließlich gegenüber sich selbst schwach und niederträchtig.

Wokeism and Street epistemology

sowjetisches plakat
„Ich möchte Chemiker werden!“ – als Studentinnen sich noch für Wissenschaft und nicht für Genderforschung interessierten. (Sowjetunion 1964)

Ein Wandel in unserem Diskurs in den Naturwissenschaften, der Technologie, der Politik, der Wirtschaft, der Gesellschaft sowie in verschiedenen Communities ist notwendig, um marginalisierte Gruppen zu beschützen, das Vorankommen von Frauen, Trans- und Gender-Personen (inkl. sich keinem Geschlecht zugehörig Fühlender und Gender-Skeptikern) voranzubringen, und um den Problemen Abhilfe zu schaffen, die aus dem Klimawandel folgen, der von der kapitalistischen und neo-kapitalistischen Überabhängigkeit hypermännlicher Motive sowie der ausbeutenden Nutzung fossiler Brennstoffe vorangetrieben wird.“ (Quelle)

Peter Boghossian (natürlich kein deutscher Wikipedia-Eintrag!) verlässt die Universität. Er begründet das:

„Ich habe nie geglaubt – und tue es bis jetzt nicht –, dass der Zweck der Lehre sei, meine Studenten zu einem bestimmten Ergebnis zu führen. Vielmehr wollte ich die Voraussetzungen für ein kritisches Denken schaffen und ihnen helfen, sich das Rüstzeug anzueignen, um nach eigenen Schlussfolgerungen zu suchen. Das ist der Grund, warum ich in die Lehre gegangen bin und warum ich das Unterrichten liebe.

Doch die Universität hat diese Art der intellektuellen Erkundung Stück für Stück unmöglich gemacht. Sie hat eine Bastion der freien Forschung in eine Fabrik für soziale Gerechtigkeit verwandelt, deren einziger Input Rasse, Geschlecht und Opferrolle und deren einzige Leistung Missgunst und Spaltung sind. (…)

Ich habe Studenten erlebt, die sich weigerten, sich mit anderen Standpunkten auseinanderzusetzen. Fragen von Dozenten bei Diversity-Trainings, die anerkannte Narrative in Frage stellten, wurden sofort abgelehnt. Diejenigen, die Beweise zur Rechtfertigung neuer institutioneller Maßnahmen forderten, wurden der Mikroaggression beschuldigt. Und Professoren wurden der Scheinheiligkeit beschuldigt, wenn sie mit kanonischen Texten arbeiteten, die zufällig von europäischen und männlichen Philosophen stammten.

Den Studenten an der Portland State University wird nicht beigebracht, zu denken. Sie sollen vielmehr die moralische Gewissheit von Ideologen nachahmen. Fakultät und Verwaltung haben den Auftrag der Universität, nach Wahrheit zu suchen, aufgegeben und fördern stattdessen die Intoleranz gegenüber abweichenden Überzeugungen und Meinungen. Hier ist eine Kultur der Beleidigung entstanden, in der Studenten nun Angst haben, offen und ehrlich zu sprechen.“

Ich vermute, dass es an deutschen Universitäten schon ähnlich zugeht. Manchmal bin ich froh, dass ich mich einer universitären Laufbahn verweigert habe und stattdessen in der Welt herumgereist bin. Ich würde die neoprotestantische Regression da nicht aushalten.

Unter Messenger-ribonucleic-acid-Skeptikern

sowjetisches plakat
Das Wort der Korrespondenten und das Licht der Wissenschaft müssen die Lügen der Sektenmitglieder entlarven!

Genossin Sahra Wagenknecht sagte gewohnt linkspopulistisch hinter der Welt-Paywall:
Interessant ist, dass gerade von den Grünen und ihrem Milieu mittlerweile Ansichten vertreten werden, die in erschreckender Weise autoritär und illiberal sind. (…) Für viele Menschen aber steht das Label „links“ heute leider trotzdem eher für abgehobene Debatten unter Privilegierten und die Verachtung des Normalbürgers…

Ich meinte gestern, ich könne „die Linke“ erst wieder wählen, wenn die Genossin Wagenknecht den Laden übernommen hat. Sonst warten wir einfach, bis die linksidentitären Gendersprecherinnen die Partei unter die Fünf-Prozent-Hürde gedrückt haben.

Man darf aber auch das Kleingedruckte nicht übersehen:

WELT: Sie selbst sind nicht geimpft. Beschäftigt Sie die Debatte um Ungeimpfte deswegen besonders?
Wagenknecht: Ich warte auf einen verlässlichen klassischen Impfstoff.

WTF ist ein „verlässlicher klassischer Impfstoff“? Ich musste nachsehen:
mRNA-basierte Impfstoffe haben den Vorteil, dass eine große Anzahl an Impfdosen innerhalb weniger Wochen hergestellt werden kann. Klassische Impfstoffe, die auf veränderten oder abgetöteten Viren basieren, benötigen beispielsweise die Herstellung dieser Viren in Zellkulturen – stattdessen kann die RNA für die mRNA-Impfstoffe relativ leicht massenweise synthetisiert werden.

Die Genossin ist also eine mRNA-Skeptikerin. Sie möchte sich lieber mit etwas Totem impfen lassen und nicht mit mit diesem genbasierten Zeug.

Mit Verlaub, das ist doch total bescheuert, Genossin.

我们不为任何人而刹车!

space ship

An artist’s illustration depicts a future starship under construction in Earth orbit using a ring-type construction facility, which could provide hotel rooms for guests who wish to view the construction. (Image credit: Adrian Mann)

China will ein riesiges Raumschiff bauen, berichtet die South China Morning Post. „Riesig“ meint: wirklich sehr groß. Da kommen die kühnsten Träumer gar nicht mehr mit, so schnell geht das – und ganz ohne Gendersprache.

Wenn ich so etwas lese, fühle ich den warmen Wind der Zukunft um die Nase wehen und nicht der kleinbürgerliche allgegenwärtige Mief hierzulande. Jawoll, ich will ein Gürtler sein und mit coolen Frauen in Raumanzügen herumschäkern.

There are also plans to send a cargo spacecraft to Tiangong space station next month, to be followed by the Shenzhou-13 in October, which will take three astronauts into orbit and return with the current crew, the Post reported last Tuesday.

Irgendwann werden die Chinesen so einen technischen Vorsprung haben, dass der Rest der Welt nicht mehr mithalten kann. Ich hoffe das noch zu erleben und dann ein schadenfrohes Grinsen aufsetzen zu können. 共产主义必胜!

Schifft es immer öfter?

Touching the Rain

Fakten – aber wer braucht schon Fakten? Der Klimawandel erhöht das Risiko von Starkregen in Deutschland. Hochwasser und Sturzfluten haben aber nichts mit dem Klimawandel zu tun – sie sind vermeidbar.

Humaniod*in

roboter

Tesla will einen humanoiden Roboter entwickeln, melden Heise, die Washington Post usw.. Da schreiben sich die Witze wie von selbst. Er (oder nicht viel besser: sie?) soll „wiederholende, langweilige und gefährliche Arbeiten ausführen können“.

Wer denkt da an Sex? Außerdem gibt es so etwas schon, in ganz groß oder ganz klein.

Ich hatte Tesla meine ganz persönlichen Wünsche mitgeteilt und habe prompt ein Foto bekommen – als Vorschau -, was für mich schon in Arbeit ist.

Jaxa am Schildhorn und mehr

Havel

Leider muss ich wieder etwas zusammenpaddeln mixen, was gar nicht zusammengehört – die Weltläufte mit Leibesübungen, die slawischen Urgesellschaft mit dem Bundesverfassungsgericht, himmelblaue Bikinis mit Hevellern, gepflegtes Bier mit Gendersprache. Die Leser seien gewarnt.

Morgens um neun ist die Havel noch in Ordnung, das heißt ohne heulende Motorboote mit ebenso bekloppten Männern, die keinen mehr hoch kriegen Lärm mit Erektionen verwechseln, oder Jugendliche, die auf dem Wasser mit merkwürdigen, aber dennoch schwimmenden Flößen Wasserfahrzeugen Party machen, nicht ohne die Um- und Mitwelt mit Techno-Mucke der allerekelhaftesten Sorte zu belästigen, dafür aber um so lauter.

Havel

Ich paddelte friedlich vor mich hin, nicht ohne einen heimlichen Plan im Kopf zu haben, wohin es gehen schwimmen sollte. ⊗Leibesübungen

Da dümpelte mir, obzwar angeankert, beim DLRG und dessen Wasserrettungsstation (die offenbar so geheim ist, dass Google Maps sie gar nicht anzeigt), ein Nachen entgegen, der auf den Namen Horst Friedrich getauft worden war (liebe Studenten: Das war ein Plusquamperfekt, also in etwa vergleichbar mit „mein rosa Smartphone war schon kaputtgegangen, bevor ich auf Tik Tok Blödsinn posten konnte“).

Die Wasserwacht ist erfreulicherweise noch nicht divers umgerubelt worden. Horst Friedrich? Warum nicht Mandy Hengameh? Ist doch auch ein schöner Bootsname. (MDR: Eine deutliche Mehrheit lehnt Gendern in jeder Form ab.) ⊗Gendersprache

Havel

Zu dem Plan: Wie aus Propellerflugzeugsicht Drohnensicht unschwer zu erkennen, liegt westlich der Havel der Sacrower See und Königswald.
Am Ufer des südlichen Lehnitzsees als nördliche Fortsetzung des Jungfernsees befindet sich zwischen Sacrow und Krampnitz das hoch aufragende Bodendenkmal einer ehemaligen Wallanlage, der sog. Römerschanze oder dem sog. Königswall.

„Die Bezeichnung Römerschanze ist irreführend. Sie wurde nie von einem Römer betreten.“ O du Wikipedia, woher willst du das wissen? Immerhin sind die Römer mindestens bis an die Elbe gekommen.

„Es ist wohl unzweifelhaft ein alter Camp, ein wendischer Lager- oder Verteidigungsplatz aus jenem Jahrhundert her, wo sich Christen- und Heidentum hier bekämpften.“ O du mein Theodor Fontane, woher willst du das wissen? (Theodor Fontane: Fahrland)

Schon auf der To-Do Liste, auch wenn hier die Lausitzer der Bronzezeit gesessen haben mögen oder die Wandalischen oder auf jeden Fall die slawischen Wilzen. (O wie peinlich und o ihr Heveller, über die Slawen in Berlin weiß ich auswendig so gut wie gar nichts.) ⊗Heveller

Ich war scharf auf den suchte also den Schiffgraben, über den man noch 1929 in den Sacrower See gelangte. Hätte ich mich vorab in neueren Quellen informiert, wäre mir bekannt gewesen, dass der See schreit, dass der künstliche Graben so verschlammt ist, dass noch nicht einmal genug Wasser für den See hindurchkommt.

Das obige Foto zeigt den „Eingang“ – kein Loch, nirgends. Eine superschöne MILF Blondine in einem himmelblauen Bikini hatte unweit meiner Paddel ihren supergeformten Allerwertesten auf das Heck eines superteuren Motorboots platziert, ließ ihre superlangen Beine elegant ins Wasser baumeln, las ein vermutlich superspannendes Buch, und gab auf meine superfreundliche Frage, ob ein Durchkommen zum See sei, die superfreundliche Antwort: „nein“. Zu mehr Konversation reichte es nicht, da ich jeden Moment mit dem Auftauchen eines superwaschbrettbäuchigen Ehemannes rechnete, mit dessen supergoldenen Kreditkarte ich ohnehin nicht konkurrieren vermochte. ⊗himmelblaue Bikinis.

Havel

By the way: Ich habe noch nie so hohe Wellen auf der Havel gesehen, obwohl kaum eine Wolke am Himmel war. Eine steife Brise vom Feinsten, die mir manchmal das Wasser ins Boot schlagen ließ. Wo sich der Wannsee in die Havel ergießt, treibt einen die Strömung irgendwo hin und zurück, und man muss richtig ackern, um in der „Bahn“ zu bleiben. In der Nähe der Pfaueninsel sah ich von fern einen gefühlt 100 Meter langen motorisierten Treidelkahn (Foto oben), der mit Müll beladen und der in Richtung Hafen Spandau unterwegs war. Auch die Fähre Wannsee-Kladow begegnete mir, ohne mich umzufahren.

Havel

Treten Wind und Wasser und Sonne gleichzeitig auf, kann man in Berlin (West) damit rechnen, dass alles segelt, was segeln kann und alles, was Segel hat, auf der Havel ist. Ich begrüßte es sehr, schon kurz noch Mittag auf dem Rückweg zu sein, denn mir kamen unzählige Schiffe entgegen, mit erfahrenen Steuerleuten und auch welchen, denen ich zutraute, mich unter Wasser gedrückt zu haben, wäre ich nicht per Muskelkraft a priori weit ausgewichen. Bei den Wellen und nach schon fünf Stunden Paddelei muss man mit den Kräften haushalten, zumal ich noch nicht wirklich so fit wie vor zwei Jahren bin, als ich nach neun Stunden noch nicht einmal Muskelkater bekam.

HavelHavelHavel

Ich bin schon oft am Schildhorn vorbeigepaddelt, ohne mir Gedanken über die Sage zu machen, die jeder Preußenromantiker (vgl. das Denkmal auf dem Foto unten) vermutlich kennt.

Grot Wendenfürst, dorch Dine Mut
Es hier dat Denkmal obgebut,
doch hite geft kin Fersten mehr,
De drever swemmt mit Schild und Speer.

Die Rede ist vom slawischen Warlord Jacza von Köpenick (auch Jaxa oder Jaksa von Miechów). „Slawisch“ ist so eine Sache: Gern berufen sich Nationalisten heutiger Couleur auf vermeintliche Vorfahren, um ihre aktuellen Herrschaftsansprüche möglichst weit in die Vergangenheit zu prolongieren (nein, hier und heute keine einfache Sprache, nur über meine Leiche). Berlin war also mal slawisch. So what? Königsberg war auch mal preußisch. Und das heutige Polen hat mit Jacza so viel zu tun wie Kaiser Nero mit dem Lord of All the Beasts of the Earth and Fishes of the Seas and Conqueror of the British Empire in Africa in General and Uganda in Particular.

Jacza regierte Köpenick ungefähr zu der Zeit, als das Nibelungenlied gedichtet wurde, tiefster (oder höchster) Feudalismus also. Auch in der so genannten Spätantike gab es slawisch sprechende Völker in, um und um Berlin herum. Sie siedelten dort, wo sich die Germanen im Zuge der Völkerwanderung nach Süden aus dem Staub gemacht hatten.

Schildhorn Jaxa

Apropos: Wenn man sich da reinliest, wird es interessant: „Völker“, die noch im Stadium der Urgesellschaft sind, also Bauern ohne etablierte Klassenstruktur, aber mit Ansätzen einer Krieger-Elite, wehren sich dagegen, dass Warlords aus dem Westen sie unterjochen wollen. Das zu der Zeit, als sich in Zentraleuropa der Feudalismus schon etabliert hatte. Aber hallo, die Abodriten haben sogar Hamburg geplündert! Heute würde man „Kolonialkrieg“ sagen. ⊗Urgesellschaft

altstadt Spandauburks

Da ich mit dem Niu unterwegs war, machte ich noch einen Abstecher zur Altstadt Spandau und zum Kolk, welchselbigen ich noch aus der Zeit kannte, als ich mir das Geld mit Taxifahren erarbeitete (und in Südamerika wieder verballerte). Und dann – ziemlich platt, muss ich zugeben – gönnte ich mir noch ein Mahl und ein kühles Bier am Richardplatz, dort, wo man nur bar bezahlen kann – ein hübscher Anachronismus, und Chinesen kommen da eh nicht hin. ⊗kühles Bier

Su Nuraghe

By the way. Ich bin anderer Ansicht als Fefe. Das Bundesverfassungsgericht hat eine Verfassungsbeschwerde abgelehnt, die sich mit der gesetzlichen Befugnis des Staates befaßte, die Bürger virtuell auszuspionieren („staatliche Nutzung von IT-Sicherheitslücken“). Ich habe das Urteil gelesen. Wie üblich, ist der Text juristischer Jargon vom Feinsten und verschachtelt wie Doktor Faustus. Aber das Gericht urteilte – wie ich das nicht anders erwartete – nur über Formalia und mitnichten über das Grundrecht auf Gewährleistung der Vertraulichkeit und Integrität informationstechnischer Systeme. Sehr oft kommt vor: „die Beschwerdeführenden haben nicht hinreichend dargelegt“, was immer heißt: Drückt Euch gefälligst präzise aus und argumentiert logisch. ⊗Bundesverfassungsgericht

Habe ich was vergessen?

Chaos mit einer gewissen Ankündigung

urbanstrasse
Kaum sitze ich mal wieder im Auto und fahre an meiner alten Arbeitsstätte vorbei, muss ich einen Fußgänger anschnauzen, der mir fast vor den Wagen läuft. #urban #security #Rettungsstelle #karma (Symbolbild)

Ich lege mich jetzt fest: „Das Klima“ ist nicht die Ursache. Wer das behauptet, ist ein Blender. Wer oder was ist „das Klima“? Eine Gottheit? Eine handelnde Person? Das Klima, welchselbiges sich auch ändern kann, ist kein Naturereignis, sondern beeinflusst und auch gemacht vom Homo sapiens – abgesehen von den Konstanten, dass es regnen muss und manchmal auch nicht. Wäre das nicht so, brauche man nicht zu jammern – etwas, das man nicht ändern kann, kann man auch gleich begrüßen.

Die Welt interviewt den Geografen Matthias Habel über den Erdrutsch in Erftstadt: „Diese Katastrophe kam mit einer gewissen Ankündigung“. Die Erft sei „eingezwängt“ und kanalisiert worden, die Überschwemmungsflächen wurden dem Fluss genommen – und jetzt habe sich dieser die Auen zurückgeholt. Es fällt der interessante Begriff „rückschreitende Erosion“ (die auch für den Gran Canyon zutrifft). Man sei sich der Gefahr bewusst gewesen, sagt Habel. Es gebe keinen technischen Schutz – außer langfristig der Renaturierung der Flussauen.

Eine hausgemachte Katastrophe also. Dass es mehr regnet als man es bisher kannte, wäre gar nicht so schlimm, wenn man nicht jeden verfügbaren Quadratmeter der industriellen Logik unterwirft. Das wäre so, also würde man eine Fabrik am Hang eines aktiven Vulkans bauen und hoffen, Mauern würden die Lava zurückhalten eingedenk dessen, dass Vulkan ohnehin nur sehr selten ausbräche.

Das „Klima“-Gefasel ist nur Werbesprech derjenigen, die vom Kapitalismus nicht reden wollen.

bücher
Regale ausräumen. Boden streichen. Regale aufstocken und wieder einräumen. Das ist nicht chaotisch, weil die Bücher immer noch alphabetisch geordnet sind. (Symboldbild)

Studiert die Werke des [bitte selbst aufüllen], hört auf seine Worte und handelt nach seinen Weisungen!

Bücher

Kurze Durchsage: Ich habe geplant, ab jetzt schneller zu lesen.

Blaue Bagger, faule Spree und noch mehr

spree
Die Spree bei Sophienwerder, nach Osten fotografiert

Die Weltläufte und dergleichen: Irgendwie passiert nichts von Belang.

Jemand fordert einen Gesinnungstest für Journalisten der ARD. Bin ich klar dafür. Wer nicht mindestens eine halbe Stunde frei über das „Kapital“ von Marx referieren kann, darf kein Journalist werden oder sein. Ersatzweise geht auch „Lohn, Preis und Profit„.

spree strelow
Industrieruine in Strelow, an der Mündung der Spree in die Havel

Die Hölle friert ein In der Taz finden wir etwas über „Symbolkämpfe in der Sackgasse“: „Die Idee, mit dem Gendersternchen eine diskriminierungsfreie Gesellschaft zu erzwingen, ist gescheitert. Die Gendersprache schließt zu viele aus.“

Das wird die linksidentitären Sprachesoterikerglottisschlaginnen aber nicht erschüttern. „Gegenderte“ Sprache ist nur ein Vorwand, um sich „nach unten“ abzugrenzen und sich moralisch besser zu fühlen – ohne Rücksicht auf Verluste. Aber das sagte ich vermutlich schon. „Dazu passt, dass die treibenden Kräfte vor allem an Universitäten und in Behörden zu finden sind. Sie geben Leitfäden zur geschlechtergerechten, diskriminierungsfreien Sprache heraus, die einen angemessenen Umgang empfehlen, in der Konsequenz aber aufgrund ihrer Vormachtstellung anordnen…“ Es geht um die Macht der Mittelklassen.

spree
Da bewegt sich doch was?

Sachlich und sehr informativ auf Telepolis: „Man sollte die Fähigkeiten der KP Chinas nicht unterschätzen“. De facto eine Vorschau, was wir hier (Tonfall: drohend) noch diskutieren müssen.

„Offiziell heißt es heute in den Geschichtsbüchern, dass China vor 1949 ein „halbfeudales“ und „halbkoloniales“ Land war.“ Das bedeutet: Sie wissen es nicht und drücken sich vor der Analyse. Damals hat die KP Chinas einfach den Unsinn und das schablonenhafte Geschichtsbild übernommen, den Stalin allen aufgezwungen hatte. Wenn ich keine Ahnung habe, wie ein Ding oder ein Etwas zu definieren sei, sagte ich einfach irgendetwas und setze „halb“ davor. Dann ist es halb wahr oder halb falsch.

spree
Der Bagger bzw. Kran gehört vermutlich zum Heizkraftwerk Reuter West

Schöne Schlagzeile im Guardian: „Why most people who now die with Covid in England have had a vaccination“. Das Deutsche kann ein Wort dafür zusammenstückeln: aufmerksamkeitsheischend.

spree
Heizkraftwerk Reuter

Lieder hinter der Paywall der Welt – ein Interview mit dem „Risikoforscher“ Gerd Gigerenzer (warum schreiben die nicht einfach „Psychologe“?). „Gigerenzer arbeitet über begrenzte Rationalität, Heuristiken und effiziente Entscheidungsbäume, das heißt über die Frage, wie man rationale Entscheidungen treffen kann, wenn Zeit und Information begrenzt und die Zukunft ungewiss ist (siehe auch Entscheidung unter Ungewissheit).“ Hört sich spannend an. Zu Beginn der aktuellen Pandemie lag er total falsch und hat seine Meinung geändert.

Gigerenzer: Man vertraut beispielsweise in das, was aus dem eigenen Land kommt. Eine Umfrage zeigte, dass die meisten Deutschen das größte Vertrauen in den Impfstoff von Biontech haben und weit dahinter in Moderna, das ja aus den USA kommt. Die meisten Amerikaner haben das größte Vertrauen in Moderna und Pfizer und die Briten in das Vakzin von AstraZeneca, das in Oxford entwickelt wurde. Und die Franzosen haben am wenigsten Vertrauen in alle diese Impfstoffe.

spree
Abrissarbeiten auf Sophienwerder

Ukrainische Soldatinnen [sic] sehen jetzt furchterregend aus. Putin schlottert schon.

spree
Faule Spree, ein Landschaftsschutzgebiet

RBB: „Betrügerische Netzwerke in der privaten Sicherheitsbranche verdienen bei der Bewachung von Berliner Flüchtlingsunterkünften viel Geld. Die Spuren führen in die organisierte Kriminalität und ins Clanmilieu.“

Das wundert niemanden, der sich in der Branche auskennt. Man sollte eher fragen, warum die so genannte öffentliche Hand dann immer die billigsten Angebote bei Ausschreibungen nehmen muss, statt auf Qualität zu achten? Anspruchsvolle Auftraggeber verlangen inoffiziell schon, dass die Sicherheitsfirma keine „Schwarzköpfe“ (Original-Zitat) schickt, sie wollen also weder türkischstämmige Sicherheitsmitarbeiter und auch keine Araber. Deren Arbeits“ethos“ in oft ganz anders. Ganz einfache Statistik, da hilft auch kein Drumherumreden oder Verschweigen.

Rudolf-Wissell-Brücke
Die Rudolf-Wissell-Brücke, die abgerissen werden soll, kurz vor der Schleuse Charlottenburg, bei der ich kehrtmachte und zurückpaddelte.

Ut adsolet in amore et ira oder: Yellow Press, retro-style

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Zur gleichen Zeit erkaufte sich der Volkstribun Octavius Sagitta, vor Liebe zu Pontia, einer verheirateten Frau, von Sinnen, mit außerordentlichen Geschenken den Ehebruch und später die Scheinung von ihrem Gatten, indem er ihr die Ehe versprach und die Heirat mit ihr verabredete.

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Aber sobald die Frau frei war, erfand sie hinhaltende Ausflüchte, schützte die ablehnende Willenäußerung ihres Vaters vor, und als sie entdeckte, daß sie Hoffnung auf einen reicheren Gatten habe, sagte sie sich von ihren Versprechungen los. Octavius versucht es bald mit Klagen, bald mit Drohungen, wobei er beteuerte, sein Ruf sei vernichtet, sein Vermögen erschöpft, und schließlich die Entscheidung über sein Leben, das einzige, was ihm noch geblieben war, ihr überließ. Und als er abgewiesen wurde, verlangte er zum Trost eine einzige Nacht, um, durch sie entschädigt, für die Zukunft Maß halten zu können.

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Man setzt die Nacht fest, und Pontia überträgt einer vertrauten Dienerin die Wache vor dem Schlafgemach. Jener erscheint mit einem Freigelassenen und bringt im Gewand versteckt einen Dolch mit. Jetzt kommt es, wie das üblich ist, wenn Liebe und Zorn im Spiel sind, zu Zänkereien und Bitten, zu Vorwurf und Versöhnung, und ein Teil der Nacht bleibt dem Liebesgenuß vorbehalten; durch ihn gleichsam in leidenschaftliche Erregung versetzt, durchbohrt er die Frau, die sich dessen in keiner Weise versieht, mit dem Dolch, verjagt die herbeieilende Dienerin mit einem Hieb und stürzt aus dem Schlafgemach.

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Am folgenden Tag wurde der Mord offenbar, und kein Zweifel bestand über den Mörder; denn er wurde überführt, sich bei ihr aufgehalten zu haben. Doch der Freigelassene bekannte, seine Tat sei es, er habe die Kränkungen seines Patrons gerächt; und er hatte manche durch die Größe seiner beispielhaften Tat beeindruckt, bis die Dienerin, von der Verwundung wiederhergestellt, die Wahrheit ans Licht brachte. So wurde er vom Vater der Getöteten vor das Gericht der Konsuln gefordert und, nachdem er das Tribunat niedergelegt hatte, durch den Spruch der Väter nach dem Gesetz über Meuchelmord verurteilt. [Deportation und Vermögenseinziehung, aus Publius Cornelius Tacitus: Annalen Buch XIII, 44-45)

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Ich musste doch mehrfach schmunzeln. Tacitus wird beim Verfassen seines Werk ungefähr in meinem Alter gewesen sein. Ich stelle ihn mir grumpy vor, mit einer hochgezogenen Augenbraue auf die Weltläufte blickend und verächtlich über das Gekeif und Gekreische urteilen. Der Klatsch, den er hier verbreitet, ist zeitlos – man kann sich das Drama – „wenn Liebe und Zorn im Spiel sind“ [ut adsolet in amore et ira]- lebhaft vorstellen.

Leonardos Bibliothek

leonardos bibliothek

Sehr schönes Projekt vom Museo Galileo: „Leonardos Bibliothek“.

So etwas hätte man natürlich in Second Life viel besser präsentieren können. Natürlich ist die Hemmschwelle, eine Software dafür herunterladen und installieren zu müssen, riesig. Aber das hätte man umgehen können, wenn dort zum Beispiel ein Avatar herumliefe, in zeitgenössischer Kleidung, und alles erklärte, mit Sound, und man davon einen Film gedreht hätte.

Abgefahren

feuerwache Neukölln
Feuerwache Neukölln. Symboldbild für Wachsamkeit oder so

In Israel wollen die Ultrarechten mit eine liberalen Partei der „Mitte“ eine Regierung bilden. Diese Gelassenheit, auch mit dem Gegner aus pragmatischen Gründen zusammenzuarbeiten, kennen sonst nur die Italiener – aber die haben auch schon 2500 Jahre Erfahrung damit, wie man Koalitionen schließt. Das wünsche ich der deutschen Politik.

Dann haben wir noch Wolken auf dem Mars. I love it.

Und eine chinesische Eisenbahn, 8.000 Kilometer lang und mal eben die Beringstrasse unterquerend. Think big!

wiese

Agrarisch und revolutionär II

wassermühle
Credits: Stadt Zeven (Wikipedia)

Zweiter Teil von Agrarisch und revolutionär I: Die Ausgangsfragen waren: Warum entstand der Kapitalismus in Europa zuerst, was genau ist der Feudalismus, der ihm vorausging? Bedarf das einer Sklavenhalterwirtschaft – oder ist letztere ein historische Sonderfall, also ein Zufall? Entwickelt sich jede Gesellschaft weltweit (!) nach immer ähnlichen Schemata, bei denen der Feudalismus offenbar nie fehlt, wohl aber oft eine Ökonomie, auf der das römische Weltreich fußte – wie etwa in Japan oder China?

Einer der interessantesten Aspekte, den Mitterauer einführt, ist die ökologische Grenze. Die Arab Agricultural Revolution kam Ende des 12. Jahrhunderts zum Erliegen. Warum? Die Bewässerungsanlagen, die für eine hoch spezialisierte Landwirtschaft braucht, wurden vernachlässigt und verfielen. Die Produktionsverhältnisse, die im Orient wie im Europa „frühfeudal“ waren, ließen auch von der Aristokratie organisierte kollektive Arbeitsformen wie in der Asiatischen Produktionsweise nicht zu.

Die Bauern wurden nicht – wie im mitteleuropäischen Frühfeudalismus – in der Grundherrschaft „organisiert“, sondern von ihrem Land vertrieben. Mitterauer sieht die Ursachen des Niedergangs der islamische Welt in der Ökonomie in den „politischen Verhältnissen“, zum Beispiel in der „Vergabe von Staatsdomänen in Steuerpacht zum Zweck der Besoldung, die zur Überausbeutung“ führte. Das aber ist weder logisch und zwingend, weil „Politik“ als Teil der Überbaus dann mehr oder weniger zufällig und losgelöst von den materiellen Bedingungen agierte.

wassermühle
Credits: Feudale Bockwindmühle, aus einem Alexanderroman, 14. Jh.,Bodleian Libraries

Wenn man Zentral- bzw. Nordeuropa mit dem Orient und China vergleicht, wird die jeweilige ökologische Grenze klarer: Die „grüne Revolution“ zur Zeit der Song Dynastie fußte im Süden Chinas vorwiegend auf dem Reis-Anbau; im Norden dominierte zunächst Hirse, dann Weizen und Gerste. Die Chinesen revolutionierten den Reis-Anbau kontinuierlich. Aber: „Aus der Intensivierung des Nassreisbaus ergab sich für die chinesische Landwirtschaft eine ganz andere Entwicklung als für die europäische durch deren Kulturpflanzen Roggen und Hafer.“ Beim Reis geht es vor allem um Bewässerungstechnik; tiefes Pflügen wie in Nordeuropa mit seinen nassen Böden spielt keine Rolle. Auch wurde kein Zugvieh gebraucht. Großviehhaltung wurde in Landwirtschaft nicht integriert. In Europa schuf der Einsatz von Wagen für schwere Güter – für den man eben Zugvieh brauchte – langfristig bessere Chancen für das Transportwesen als etwa das im Orient dominierende Kamel.

wassermühle
Credits: Chinesisches Dorf mit Reisfeldern, Chinatours.de

Das gilt auch für Wassermühlen: Während im Frankenreich, also im Frühfeudalismus, die Wasserkraft, eine Form, die Gesetze der Mechanik auszunutzen, um Energie zu gewinnen, immer wichtiger wurde, ließen in China zur selben Zeit die Herrscher Wassermühlen, vor allem in buddhistischen Klöstern, zerstören. Die chinesische Agrarrevolution blieb von den Niederschlägen des Sommermonsums abhängig. Der intensiviere Reisanbau kam aber bald an seine Grenze – nach Zerfall der Song_Dynastie stagnierte die Landwirtschaft. „Die Höhe der Zuwachsraten in den einzelnen Großregionen des Kontinents entspricht deutlich den dort jeweils eingeführten landwirtschaftlichen Innovationen. West- und Mitteleuropa liegt hier [ab der Jahrtausendwende] bei weitem an der Spitze.“

Interessant ist, dass sowohl das Kalifenreich als auch China Anfang des Jahrtausend Mitteleuropa technisch haushoch überlegen waren: „In der Langzeitperspektive Industrialisierung betrachtet, kam diesen technischen Innovationen allerdings keine entscheidende Bedeutung bei.“ Die industrielle Revolution im 19.Jahrhundert setzte voraus, dass die Wasserenergie durch andere Energieformen ersetzt wurde. Die ökologische Basis schaffte hier Europa einen entscheidenden Entwicklungsvorsprung.

wagen im Mittelalter
Credits: Schwerer zweirädriger Wagen, Luttrell Psalter, 1325-1340, British Library, London

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Bisher zum Thema Feudalismus erschienen:
– Reaktionäre Schichttorte (31.01.2015) – über die scheinbare Natur und die Klasse
– Feudal oder nicht feudal? tl;dr, (05.05.2019) – über den Begriff Feudalismus (Fotos: Quedlinburg)
– Helidos, ubar hringa, do sie to dero hiltiu ritun (08.05.2019) – über die Funktion der verdinglichten Herrschaft in oralen Gesellschaften (Quedlinburger Domschatz I)
– Tria eburnea scrinia com reiquis sanctorum (09.05.2019) – über Gewalt und Konsum der herrschenden Feudalklasse als erkenntnistheoretische Schranke (Quedlinburger Domschatz II)
– Die wâren steine tiure lâgen drûf tunkel unde lieht (10.05.2019) – über die Entwicklung des Feudalismus in Deutschland und Polen (Quedlinburger Domschatz III)
– Authentische Heinrichsfeiern (13.05.2019) – über die nationalsozialistische Märchenstunde zum Feudalismus (in Quedlinburg)
– Der Zwang zum Hauen und Stechen oder: Seigneural Privileges (15.06.2019)
– Yasuke, Daimos und Samurai [I] (24.07.2019)
– Yasuke, Daimos und Samurai [II] (03.05.2020)
– Agrarisch und revolutionär (I) (21.02.2021)
– Trierer Apokalypse und der blassrose Satan (17.03.2021)
– Energie, Masse und Kraft (04.04.2021)
– Agrarisch und revolutionär II (15.05.2021)
– Gladius cum quo fuerunt decollati patroni nostri (Essener Domschatz I) (28.10.2021)
– Magische koloniebildende Nesseltiere mit kappadokischem Arm und Hand (Essener Domschatz II) (14.11.2021)
– Ida, Otto, Mathilde und Theophanu, kreuzweise (Essener Domschatz III) (27.11.2021)
– Hypapante, Pelikane und Siebenschläfer (Essener Domschatz IV) (17.12.2021)
– Pantokrator in der Mandorla, Frauen, die ihm huldigen und die Villikation (Essener Domschatz V) (23.12.21)
– Jenseits des Oxus (09.01.2022)
– Blut, Nägel und geküsste Tafeln, schmuckschließend (Essener Domschatz VI) (18.04.2022)
– Missing Link oder: Franziska und kleine Könige (28.05.2022)
– Die Riesen von Gobero (Die Kinder des Prometheus Teil I) (18.07.2022)
– Die Liebhaber von Sumpa, Ackergäule und Verhüttung (Die Kinder des Prometheus Teil II) (25.07.2022)

Zum Thema Sklavenhaltergesellschaft:
Doppeldenk oder: Die politische Macht kommt aus den Legionen [Teil I]) 05.11.2020)

Doppeldenk oder: Die politische Macht kommt aus den Legionen [Teil II]) 27.12.2020)

恭喜中国!

china mars

Die Volksrepublik China ist auf dem Mars gelandet. 恭喜中国!

Bei Heise lese ich: „Während NASAs Perseverance atomkraftgetrieben ist, muss Zhurong auf gutes Sonnenlicht hoffen, um mit seinen Solarzellen seine Akkus aufladen zu können.“ Da müssten die „Grünen“ doch jubeln?! Aber vermutlich finden die es nicht gut, dass der Rover nach einer männlichen Feuergottheit benannt wurde.

Ich habe übrigens die Blogroll erneuert und die drei landesweiten Zeitungen der VR China, die in englischer Sprache erscheinen, hinzugefügt: China Daily, Global Times sowie Shanghai Daily. Die Leser könnten bemängeln, dass die Blogroll stark Lateinamerika- und China-lastig ist, aber ich nehme Links auf, die mich interessieren. Die Staebroek News stehen mir naturgemäß eben näher als The National.

Der lange Marsch in den Kosmos

china's race tp space
Credits: China’s Race To Space Domination

Die Volksrepublik China hat das Basismodul der geplanten Weltraumstation ins All geschossen. Da ich gern recht habe und behalte, verweise ich auf einen Telepolis-Artikel, den ich vor 18 Jahren geschrieben habe: „Es dürfte keine falsche Vorhersage sein, wenn man behauptet, dass China in wenigen Jahren die Raumfahrernation Russland überholt haben wird. Und auch die USA werden Probleme haben, im Prestigeduell, wer wo im Kosmos territoriale Duftmarken setzt, immer die Nase vorn zu haben.“

china's race tp space
Credits: Wonderfully Kitschy Propaganda Posters Champion the Chinese Space Program (1962-2003)

Die USA hatten in ihrer grenzenlosen, aber unsubstantiierten Arroganz vor zehn Jahren beschlossen, keine Kosmonauten aus China auf die internationale Raumstation zu lassen. „Initially, China’s five-year-old space agency was viewed as too young and inexperienced to offer any useful contributions to the International Space Station. Soon after the Chinese developed their own space stations and sent astronauts to space to visit them, it became clear that this wasn’t the case.“ Wahrscheinlich haben die sich gesagt: Wir sollen zu unerfahren sein? Dann bauen wir den Scheiß eben selbst. Hold my Maotai!

china's race tp space
Credits: Our past, present and future

Popular Science schreibt: „And if it continues its pace, China will launch its experimental Tiangong-2 space lab later this year, followed by a crew that will dock there and test technologies critical for building a permanent manned outpost in orbit. The first module of that outpost—Tiangong-3—is China’s highest- profile project. It is expected to lift off in 2022, marking a new era of Chinese space research. Tiangong-3 will be able to support three taikonauts, in addition to a bevy of scientific research. Notably, CNSA has already rolled out the welcome mat to other countries, offering the opportunity to place experiments, and astronauts, aboard.“

Ich hoffe doch, dass ich noch erlebe, wie Chinesen auf dem Mond landen und eine Raumstation mit Taikonauten bemannen (sic!). Die „Grünen“ werden vermutlich behaupten, das sei dann gar keine Raumstation, sondern ein ausbruchssicheres Gefängnis für islamische Terroristen Uiguren.

Armin Markus T. Curtisius

versklavte Kriegsgefangene in Rom
Relief aus Smyrna (heute Izmir, Türkei): ein römischer Soldat führt versklavte Kriegsgefangene ab. (Source)

Im selben Sommer wurden die in Italien ausgestreuten Keime eines Sklavenaufstandes durch einen Zufall erstickt. Der Anstifter des Aufruhrs, T. Curtisius, früher Soldat in einer Prätorianerkohorte, rief zunächst bei geheimem Zusammenkünfte in Brundisium und den umliegenden Städten, denn in öffentlichen Anschlägen die in den entlegenen Waldgebirgen lebenden, kampfesmutigen Landsklaven zur Freiheit auf. Da landeten wie durch einen Fügung der Götter drei Zweiruderer, die dem Schutz des Handelsverkehrs in jenem Meer dienten. Auch befand sich in dieser Gegend der Quästor Cutius Lupus, dem als Verwaltungsbezirk nach altem Brauch die Gebirgstriften* zugefallen waren. Dieser bildete aus den Seesoldaten eine Truppe und zersprengte die Verschworenen, die gerade losbrechen wollten. Vom Kaiser wurde eiligst der Tribun Staius mit eine starken Mannschaft geschickt; er brachte den Anführer selbst und die nach ihm Verwegensten mit Gewalt mit Gewalt in die Stadt, die schon in Unruhe war wegen des Umfangs der Sklavenhaufen, der ins Ungeheure wuchs, während sich die frei geborene Bevölkerung täglich verminderte. (Publius Cornelius Tacitus: Annalen, Buch 4, 27-29, zwischen 110 und 120 n. Chr. [lateinische Version]

Die von Tacitus geschilderten Ereignisse fanden im 24. n. Chr. in Kalabrien statt, also vor rund 2.000 Jahren. Ich frage mich, ob zwei Jahrtausende nach unserer Zeit, also um 4021 n. Chr., sich noch jemand an die beiden Politiker Armin Laschet und Markus Söder erinnern wird, oder ob sie im kollektiven Gedächtnis so „präsent“ sind wie T. Curtisius oder Cutius Lupus. Das zum Thema: Es ist manchmal hilfreich, eine andere Perspektive einzunehmen und sich nicht vom medialen Rauschen irritieren zu lassen.

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* Der Imperator Augustus hatte einzelne provinciae quaestoria geschaffen; zu einer dieser Quästuren gehörte offenbar, die Saumpfade in den Bergen zu überwachen.

Das fängt ja gut an

burks

Duschen. Frühstück. Dann Science (Juri, der Held meiner Kindheit!), Science (hoffentlich lässt mich das Wetter bald Paddeln!), Straßenbau.

Jemand schrieb auf Fratzenbuch über die Rituale des 1. Mai: „Alle Jahre wieder die „Revolutionäre 1.Mai Demonstration“ in Berlin – inzwischen mehr Ritual als Ausdruck realer politischer Intervention. Aber seit einigen Jahren auch Tummelplatz diverser antisemitischer und autoritärer roter Gruppen. Stalinismus statt Autonomie. (Die Jüdische Allgemeine über den Angriff roter Gruppen auf israelsolidarische Menschen)

Während in den letzten Jahren die Israelhasser den letzten Block bildeten, sollen sie dieses Jahr den Frontblock bilden: Gruppen wie „Palästina spricht“ , AGIF ( MLPD Umfeld) und „Young Struggle“ ( MLKP) sind schon bei den Hanau Gedenkdemonstrationen in Köln, Münster und Frankfurt durch aggressive Instrumentalisierung des Gedenkens durch Israelhass aufgefallen. Es ist zu erwarten, dass sich dies wiederholt. Auch in Berlin werden jüdische Gruppen wie die „Jewisch Antifa“ das Feigenblatt spielen, sind sie doch fest in der antisemitischen BDS Szene verankert.

Der autonome Traum von „Freiheit und Glück“ versinkt in stalinistischer Gewaltphantasie und antisemitischen Israelhass. Das war’s dann wohl!“

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