Die wahren Krisenursachen

Uni Hamburg: „Die neoklassische Lehre, die auf Entstaatlichung und Wettbewerb setzt mit dem ideologischen Interessenziel einer Umverteilung von unten nach oben, ist mit der jetzigen Weltwirtschaftskrise als Irrlehre enttarnt worden. Jetzt kommt es darauf an, die wahren Krisenursachen zu benennen. Dies verlangt nach einem grundsätzlichen Paradigmenwechsel in der Wirtschaftswissenschaft, der bis heute nicht in Ansätzen zu erkennen ist.“ (Video oder Audio)

Prof. Dr. rer. Pol. Heinz-J. Bontrup ist Hochschullehrer an der Westfälischen Hochschule Gelsenkirchen und Sprecher der Arbeitsgruppe Alternative Wirtschaftspolitik. (via Feynsinn)

Internetsucht, revisited

Stefan Schleim (Assistant Professor für Theorie und Geschichte der Psychologie, Universität von Groningen) in SciLogs (ab sofort in der Blogroll):

„Zugegeben, es wird jeden Tag so viel Falsches im Internet publiziert, dass es eine Sisyphosarbeit wäre, dies auch nur ansatzweise richtigzustellen. Leider gilt dies auch für die Wissenschaftskommunikation. (…) Manche Beispiele treiben mir aber einfach die Tränen in die Augen – oder lösen wahlweise ein erheiterndes Lachen aus, wenn ich sie mir als Beiträge in der Satirezeitschrift Titanic vorstelle. So auch die Pressemitteilung, die sich unter anderem in Meldungen in der Welt (Eine Mutation macht anfälliger für Internetsucht) sowie der Morgenpost (Internetsucht hat genetische Ursachen) niedergeschlagen hat. Im Sommerloch wissen die Journalisten wohl nicht, worüber sie sonst schreiben sollen.“

Man sollte eben nicht vergessen, dass ein großer Teil dessen, was in den Medien wiedergekäut wird, nichts anderes ist als das „gesunde“ Volksempfinden der Journaille – also einfach Quatsch. Beim Thema „Drogen“ gilt das für 99 Prozent – schon immer.

Wissenschaftlich bewiesen: Medienkonsum macht dumm

Die Welt und alle anderen Medien beten es grad nach: „Forscher um Madeline Meier von der Duke University in Durham (Bundesstaat North Carolina) fanden in einer fast 40 Jahre andauernden Studie heraus, dass Hanfkonsum das zentrale Nervensystem unwiderruflich schädigen und den Intelligenzquotienten (IQ) senken kann. Das berichten sie im US-Journal „Proceedings of the National Academy of Sciences“ („Pnas„).“

Natürlich ist Welt Online zu dumm, einen Link auf den Original-Artikel zu setzen, genau so Spiegel Online.

Guckst du beim Deutschlandradio: „Die Intelligenzforschung ist eigentlich von jeher umstritten. Es gibt Intelligenzforschung etwa seit 100 Jahren. Das ist kurz eigentlich vor William Stern, mit seinem Intelligenzquotienten setzte das ein, und seitdem kann sich die Wissenschaft bisher nicht darüber einigen, wie man Intelligenz eigentlich genau definiert. Man hat zwar Intelligenztests, aber was diese Intelligenztests nun genau messen, das weiß keiner.“

Wissenschaftlich bewiesen ist auch, dass langandauernder Fernsehkonsum das zentrale Denksystem unwiderruflich schädigen und den Intelligenzquotienten (IQ) senken kann.

Wertpapiere, oder: Banken im Kapitalismus, revisited

richardplatz

In meinem letzten Artikel „Unter Schnellballsystemikern und Couponschneidern“ vertrat ich die These, das Prinzip der Staatsanleihen sei ein Schnellballsystem. Das muss ich insoweit relativieren, als ich nur meinte, es funktioniere strukturell als ein solches. Das bedeutet nicht, das ein Zusammenbruch automatisch erfolgen müsste. Die Diskussionen der wohlwollenden Leserinnen und geneigten Leser verfolge ich natürlich aufmerksam und wäge die Argumente in meinem Herzen hin und her.

Das Handelsblatt („Pflichtblatt der Wertpapierbörsen“ liest sich immer wieder nett*) ist heute voll von Artikeln, die sich hervorragend eignen zu erklären, wie der kapitalistische Finanzmarkt funktioniert und wie der von Marx analysierte quasireligiöse Geldfetisch die Köpfe vernebelt. Zur Erinnerung: „Einem Fetisch werden Eigenschaften oder Kräfte zugeschrieben, welche dieser von Natur aus nicht besitzt.“

Geld arbeitet nicht und schafft keine Werte. So weit zu den Fakten. Und jetzt zu dem, was die Wirtschaftsredakteure der Medien daraus machen.

„Nur Bares ist Wahres“, titelt das Handelsblatt hingegen. Oder: „Die Sorge des guten Kaufmanns“ – „Konzerne ziehen Milliarden Euro Bares aus dem Euro-Raum ab und transferieren ihr Geld in sichere Dollar-Anlagen. Was soll ein Finanzchef auch sonst tun? Er muss die Liquidität sichern.“ Oder: Kauft Wertpapiere aus „Schwellenländern“. Am untersten Ende des theoretischen Tiefgang und des intellektuellen Niveaus steht Spiegel online mit Spiegel online mit Wolfgang Münchau: „Somit gibt es auf die Frage nach dem optimalen Schuldenstand nur die unbefriedigende Antwort: Es kommt darauf an.“

Gibt es bald eine Revolution oder nicht? Geht der Kapitalismus nun unter oder nicht? Es kommt darauf an.

Der Artikel „Kauf von Staatsanleihen 1975 – Als die Bundesbank ein Tabu brach“ bestätigt übrigens, dass man gar keine Ahnung haben kann und trotzdem etwas über „Wirtschaft“ veröffentlichen darf. Die Bundesbank „stemmt sie sich heute vehement dagegen, dass die Europäische Zentralbank (EZB) Staatsanleihen aus Euro-Krisenländern aufkauft“, heisst es da. Die kennen noch nicht einmal Artikel 123 des Vertrags über die Arbeitsweise der Europäischen Union, der der EZB genau das verbietet.

Wertpapiere – o welch ein schönes Wort! Wie funktioniert das also mit den Banken, die dem Staat Geld leihen – und welche Rolle spielt die Bundesbank?

Banken arbeiten nach dem Prinzip der Teilreserve – ein Lieblingsthema für obskure Zins-Theoretiker und ihre Groupies, „eigentümlich freie“ Ökonomie-Astrologen und Verschwörungstheoretiker aller Sorten. Teilreserve ist nichts Geheimnisvolles, sondern bedeutet ganz einfach: Das offizielle Geld, das gesetzliche Zahlungsmittel, darf in Deutschland nur die Bundesbank herausgeben. Die leiht es den anderen Banken. Jenes ist das Zentralbankgeld, dieses das Buchgeld. Man kann auch sagen: Zentralbankgeld und „Geschäftsbankgeld“.

Kurze Unterbrechung, weil ich gerade zwei Stunden mit einer bezaubernden jungen Dame (live – nicht virtuell!) über dies und das plauderte, sonst wäre dieses Posting schon längst fertig.

Das Buchgeld oder Giralgeld der Banken ist also nur ein Anspruch, eine Forderung an meine Bank, falls ich Bargeld (also Zentralbankgeld) auf mein Konto eingezahlt habe. Deswegen heisst Buchgeld auch Sichtguthaben. „Das Entstehen von Buchgeld aus einer Bargeldeinzahlung kann noch nicht als eigentliche Geldschöpfung verstanden werden, weil hier keine Geldvermehrung stattfindet, sondern lediglich eine Geldform in eine andere umgewandelt wird – Bargeld in Sichtguthaben.“

Jetzt kommt die Pointe: Die Bank kann das von mir eingezahlte Geld wiederum bei der Bundesbank als Sichtguthaben einzahlen – als so genannte Mindestreserve. Meine Bank kann aber mit ihrem Buchgeld ebenso Kredite vergeben oder Vermögen kaufen, aber auch Staatsanleihen! Jetzt wird es lustig: „Auf diese Weise entsteht auf Grundlage des eingezahlten Bargelds ein Vielfaches an Buchgeld, da sich der Prozess wiederholen kann.“

Wenn plötzlich alle, die etwas angezahlt haben, die also über ein Sichtguthaben verfügen, gemeinsam zur Bank gingen und ihr Geld haben wollten, wäre die Bank bankrott, könnte sie sich von der Bundesbank nicht kurzfristig Geld leihen. Sie hatte mehr Geld „ausgegeben“ als sie „hat“.

Genau das läuft auch zwischen der europäischen Zentralbank und den Staaten der Europäischen Union ab. Bei Spiegel Online wurde gerade erwähnt: „Die EZB schlägt den Umweg über die griechische Notenbank ein und erlaubt ihr die Ausgabe von zusätzlichen Notkrediten an die Kreditinstitute des Landes. Diese wiederum sollen für das Geld griechische Anleihen mit kurzer Laufzeit kaufen. Vier Milliarden Euro sollen so zusammenkommen. Die griechische Notenbank akzeptiert die Wackelanleihen als Sicherheit und stattet die ebenfalls völlig maroden Geschäftsbanken des Landes mit frisch gedruckten Euro aus – die letztlich von der EZB kommen.“

Die Europäische Zentralbank (EZB) leiht also den griechischen Banken Zentralbankgeld, und die kaufen damit Staatsanleihen vom griechischen Staat, von denen sie wissen, dass sie nie und nimmer zurückgezahlt werden. Die griechischen Banken, die eh schon pleite sind, produzieren Buchgeld, damit sie noch pleiter werden. Gleichzeitig erklärt die EZB, dass sie selbst keine griechischen Staats-„Wert“papiere akzeptiert. Sehr witzig. Aber so ist er – der Kapitalismus in der Krise.

Das Beispiel Spanien ist auch sehr lehrreich, was das Verhältnis zwischen Zentralbankgeld und Buchgeld angeht. In Spanien benötigte man so gut wie gar kein Eigenkapital, um eine Immobilie zu kaufen. Die Banken produzieren also unglaubliche Summen von Buchgeld – in der Hoffnung, die Besitzer der Häuser würde ihre Raten auch zahlen können. Das ging aber schief. Die Situation ist der so genannten „Finanzkrise“ in den USA nicht unähnlich.

Kurzes Intermezzo: Wie war das mit dem Staatsbankrott Argentiniens 2002?
Am Höhepunkt der Krise (Mitte 2002) stieg die Armutsrate auf 57 %, die Arbeitslosenrate erreichte 23 %. (…) Eine Privatisierungswelle Anfang der 90er Jahre, bei der viele Staatsbetriebe zum Teil unter Wert verkauft wurden, führte dazu, dass weite Teile der argentinischen Wirtschaft vom Ausland abhängig wurden. Dies machte das Land anfällig für Spekulation und Kapitalflucht, ein Phänomen, das Ende 2001 maßgeblich zur Bankenkrise beitrug.“

Übrigens: Griechenland wird zur Zeit dazugezwungen, alle Staatsbetriebe zum Teil weit unter Wert zu privatisieren. Kommt das irgendjemandem jetzt bekannt vor?

Im Jahr 2004 wurden den Vertretungen der Gläubiger mehrmals Vorschläge unterbreitet, die einen Kapitalschnitt von 75%, später 65% vorsahen. Sie stießen zunächst besonders bei den ausländischen Gläubigern, die mehr als 55% des Schuldenvolumens reklamieren, allgemein auf Ablehnung und trübten auch Argentiniens Verhältnis mit dem IWF. Durch mehrere diplomatische Missionen gelang es jedoch Argentinien, die meisten Gläubigergruppen zu überzeugen, Widerstand gab es bis zum Ende noch von den deutschen und vor allem von den italienischen Gläubigern.

Die Währung Argentiniens wurde nach dem Staatsbankrott gegenüber dem Dollar extrem abgewertet. Aber: „Das Wachstum in Argentinien blieb seit Mitte des Jahres 2003 stetig hoch. Dieses Wirtschaftswachstum kann vor allem durch die positiven Erfolge der Abwertung begründet werden.“

Abwertung = Wirtschaftswachsum. Alles klar soweit? Puls und Atmung noch normal?

Wenn Griechenland den Staatsbankrott erklärte, würde der Kurs des Euro gegenüber der wieder eingeführten Drachme extrem ansteigen – wie damals der Kurs des Dollar gegenüber dem argentinischen Peso.

Ich darf mich noch einmal selbst zitieren: Nach einem Austritt Griechenlands oder dem Zerfall der Union würde das deutsche Kapital weit weniger Profite machen, da die Landeswährungen abgewertet würden. Es wäre genauso wie das Verhältnis zwischen Dollar und Euro. Ein schwacher Euro ist gut für den Export. Das heißt: Die deutschen Kapitalisten müssen alles dafür tun, dass Exporte des Ausland nach Deutschland nicht billiger werden.“

Das, was ich hier schreibe, kommt zwar so nicht in den Mainstream-Medien vor, die Kapitalisten wissen das aber. So doof sind die nicht, dass sie nicht kapiert hätten, wie das alles endet.

Wie denn? fragen die wohlwollenden Leserinnen und geneigten Leser. Es ist irgendwie wie immer: Marx hatte Recht, je ein Kapitalist schlägt viele tot, je ein Zentralbankfinanzkapitalist schlägt auch viele kleine Finanzkapitalisten tot, es wird – wie in Argentinien – eine gigantische Vernichtung von Volksvermögen geben und gleichzeitig eine gigantische Umverteilung von unten nach oben. Kapitalismus, also known as „freie soziale Marktwirtschaft“ – wie wir sie alle lieben und verehren.TM

* Burks.de – Pflichtblatt für Kapitalismus-Kenner

Das Nibelungenlied

Feudale Identität und epische Form im Nibelungenlied. Untersuchunqen.
Wissenschaftliche Hausarbeit von Burkhard Schröder, Berlin 1979, 148 Seiten, 66,3 MB, pdf)

Kapitalismus verstehen lernen

„Die Logik [des kapitalistischen Systems] ist, daß reale Produktionsprozesse, reale Ressourcen und menschliche Fähigkeiten nur eingesetzt weden, wenn sie dem Verwertungselbstzweck, aus einem Euro zwei zu machen, genügen können. Wenn nicht, dann wird stillgelegt. Dann werden intakte, auch lebensnotwenige Produktionen stillgelegt.“ (Robert Kurz, in: in: Hermann L. Gremliza (Hg.): „No way out? 14 Versuche, die gegenwärtige Finanz- und Wirtschaftskrise zu verstehen“, S. 17)

„Das einzige voll entwickelte Marktsystem, wo Märkte nicht nur Nischenerscheinungen sind, sondern die gesamte Produktion und Distribution beherrschen, ist das kapitalistische. Es gibt kein nicht-kapitalistisches, voll entwickeltes Martksystem. Insofern haben wie dann entweder den kapitalistischen Markt, oder wir haben etwa anderes. Aber nicht so einen netten kleinen Markt, der irgendetwas Positives beibehält und das Negative losgeworden ist. (Michael Heinrich, in. ebd., S. 48)

Der grosse Markteingriff, Newton und das Abstrakte

kapitalismus

Die Europäische Zentralbank will in den Markt eingreifen und marode Staatsanleihen kaufen. Oha! Was sagt denn die Glaubensgemeinschaft des „freien“ Marktes“ dazu? Schafft die EZB jetzt den Kapitalismus ab, droht gar Stamokap am Horizont oder geben die Apologeten der freiheitlich-demokratischen soziale Marktordnung klammheimlich zu, dass der Markt irgendetwas verkehrt gemacht hat?

Um diese Frage zu klären, müssen wir kurz diskutieren, warum die Pharaonen keine Dampfmaschinen hatten und die alten Römer keine Taschenlampenbatterien. So albern sich das anhört – aber das ist ungeheuer kompliziert zu beantworten.

Die Kategorie des Fortschritts ist primär eine soziale Kategorie. (…) Soziologisch betrachtet ist die neuzeitliche Wissenschaft eine kulturelle Innovation, die (…) schrittweise in die Gesellschaft integriert wird. (…) … es ist zweifellos klar, daß die wissenschaftlichen Leistungen Galileis (1564-1642) und Newtons (1643-1727) ohne Parallele sind. Galilei schafft ein geschlossenes System der Kinematik, in dem im Prinzip alle mechanischen Bewegungen auf die präziseste Weise, d.i. mathematisch, bestimmt sind. Newton ergänzt diese System um den dynamischen Teil und schafft damit die klassische Mechanik. (…) es ist also genau das 17. Jh., das einen scharfen Schnitt zwischen die kulturellen Prozesse des westlichen Europa und die der anderen Kulturen legt,…“ (Wolfgang Kron: Zur soziologischen Interpretation der neuzeitlichen Wissenschaft, in: Edgar Zilsel: Die sozialen Ursprünge der neuzeitlichen Wissenschaft, Frankfurt a.M. 1976)

Man kann also nicht einfach behaupten, die Ägypter und Römer hätten einfach nur lange genug nachdenken müssen, dann wären sie schon drauf gekommen, wie das herzustellen sei. Und warum war die Menschheit erst im 17. Jahrhundert in der Lage, die Mechanik theoretisch zu formulieren, obwohl die alten Mayas sogar den Kegelumlauf der Erdachse auf Grund der Präzession der Erde ausrechnen könnten, ein Zeitraum, der immerhin rund 25000 Jahre beträgt?

Jetzt wird es kosmologisch. Wir fragen uns in Wahrheit, ob die Menschheit sich irgendwo hinentwickelt, immer höher, größer, weiter, besser, schöner, reicher, intelligenter, immer mehr Wachsstum. In der Philosophie nennt man so etwas teleologisch, also die Idee, alles sei einem großen Zweck untergeordnet, machte also einen „Sinn“. Das ist natürlich religiöse Denke, und ein Zen-Meister würde sowieso vor Lachen vom Balkon fallen.

Nicht anders argumentieren aber unsere Wirtschaftsexperten, Volkswirtschafts-Professoren und andere Hobby-Astrologen. Der „Markt“ sei schon seit dem Neolithikum dagewesen, seitdem jemand die Klaue eines Säbelzahntigers gegen einen Faustkeil tauschte, „Wachstum“ gehe bis zum Sankt Nimmerleinstag weiter, obwohl wir nicht so recht wissen, wie immer mehr Leute immer mehr Produkte kaufen sollen und trotzdem immer mehr Geld verdienen, und wenn die Menschen nur rational dächten, würden wir auch noch in 5000 Jahren, wenn Perry Rhodan und Meister Joda die Weltherrschaft übernommen haben, den „freien Markt“ und vom Kapitalismus verherrlichen. Sagt mal, Leute, ist soweit noch alles klar in eurem Oberstübchen? Geht’s noch?

Was unterscheidet eigentlich die altägyptische und altrömische Ökonomie von der heutigen? Märkte existierten auch dort, oder? Sogar ohne Publikumsjoker weiß jedes Kind, dass es in der Antike (und nicht nur dort) nur wenig Lohnarbeit, dafür aber um so mehr Sklavenarbeit gab, obwohl sogar im römischen Imperium der Anteil freier Bauern an der Produktion überwog. Sklaven wurden vor allem in Latifundien (wieso ist der deutsche Wikipedia-Eintrag so ein Mist?) eingesetzt. Sklaven waren keine Menschen, sondern Objekte – wie Tiere im bürgerlichen Gesetzbuch. Offenbar war aber die Organisation gesellschaftlicher Arbeit (aka die Produktionsverhältnisse) mit menschlichen Tieren nicht besonders effektiv, denn die Römer waren noch nicht einmal in der Lage, die Dreifelderwirtschaft einzuführen, die im 12. Jahrhundert in Mitteleuropa zu einem ungeheuren Produktionsschub und zum Bevölkerungsanstieg führte.

Also wieder die Frage nach der real nicht existierenden altägyptischen Dampfmaschine und der römischen Taschenlampenbatterie. Die philosphisch vorgebildeten Leserinnen und auch sonst intellektuell anspruchsvollen Leser werden schon gemerkt habe, dass Burks jetzt zwei wissenschaftliche Begriffe unterjubeln bzw. einführen will, mit Hilfe derer man gar trefflich die Welt interpretieren und verstehen kann:

In der gesellschaftlichen Produktion ihres Lebens gehen die Menschen bestimmte, notwendige, von ihrem Willen unabhängige Verhältnisse ein, Produktionsverhältnisse (der Wikipedia-Eintrag ist ein Schmarrn), die einer bestimmten Entwicklungsstufe ihrer materiellen Produktivkräfte entsprechen. Die Gesamtheit dieser Produktionsverhältnisse bildet die ökonomische Struktur der Gesellschaft, die reale Basis, worauf sich ein juristischer und politischer Überbau erhebt und welcher bestimmte gesellschaftliche Bewußtseinsformen entsprechen. Die Produktionsweise des materiellen Lebens bedingt den sozialen, politischen und geistigen Lebensprozeß überhaupt.

Es ist nicht das Bewußtsein der Menschen, das ihr Sein, sondern umgekehrt ihr gesellschaftliches Sein, das ihr Bewußtsein bestimmt. (Quelle)

Also dieser „Überbau“, der hat es in sich – der ist fast so unangenehm wie diese pöhsen Trojaner, die – wenn man deutschen Medien glaubt -, so unangefragt auf meinen Rechner beamen. Der“ Überbau“ scheint es irgendwie verhindert zu haben, dass die Pharaonen Dampfmaschinen benutzten und die alten Römer Taschenlampen, obwohl sie mit Fußbodenheizungen offenbar keine Probleme hatten. Oder waren des jetzt die „Produktivkräfte“?

Um mit der Frage gleich ins Haus zu fallen: Wie und unter welchen Umständen und warum entsteht überhapt abstraktes Denken? Das eben wird vorausgesetzt, wenn wir jemals auf die Idee kämen, uns mit der Marxschen Werttheorie zu beschäftigen – was ich ja schon angekündigt habe. (Ich meine nicht die Fähigkeit der geschätzten Leserinnen und werten Leser abstrakt zu denken, sondern die, eine Theorie der Ware im Kapitalismus, des Gebrauchswerts und des Tauschwerts und was daraus alles folgt, entwickeln zu können. Das Theorem des Pythagoras ist ja auch nicht vom Himmel gefallen.)

Was wiederum vorausgesetzt wird, um die These zu verifizieren, man könne mit der marxistischen Lehre von der Ökonomie wunderbar erklären, warum es eine „Euro-Krise“, „Schulden-Krise“ gibt und ob was tun kann und wie das alles enden wird (ja was eigentlich ist „krisenhaft“ und wer hat die Schulden warum bei wem?).

To speak frankly (im Englischen hört sich das viel klarer an): Ich halte die „Wirtschaftsexperten“ und bürgerlichen Volkswirtschaftler fast allesamt für Scharlatane und interessegeleitete Esoteriker, deren Abstraktionsniveau und wissenschaftliches Instrumentarium, ökonomische Vorgänge im Kapitalismus zu erklären, nicht weiter entwickelt sind als das der katholischen Kirche im Mittelalter. Die sagen noch nicht einmal, welcher „volkswirtschaftlichen“ Schule – von denen es viele gibt wie schon zu Marx‘ Zeiten und die sich zum Teil diametral widersprechen – sie angehören. Mal kommt dieses in Mode, mal jenes, mal soll es der Markt radikal „richten“ wie unter Maggy Thatcher, mal soll der Staat wieder eingreifen zum großen Markteingriff. Wenn Chemiker so argumentierten, wäre vermutlich schon die halbe Welt entweder vergiftet oder weggesprengt worden. Und wenn ein Physiker oder Biologe so vage herumfaselte, würde er aus jedem Proseminar an der Uni geworfen.

Es ist sogar noch schlimmer: Das Wissen und die Methoden, die Gesetze des Kapitalismus nachzuvollziehen und zu begreifen und anderen zu erläutern, sind ja da. Sie ignorieren es. Aber man erwartet ja auch nicht vom Papst, dass er beweist, dass die Atheisten Recht haben und dass Götter nur Projektionen des Allzumenschlichen sind.

Da brüllt und schäumt jetzt das Kapitalismus-affine Publikum: Gesetze? Welche Gesetze? In der Wirtschaft?! Zu viele Variablen – die freidemokratische supersoziale Martkwirtschaft ist doch wie das Wetter: Einfach langfristig beobachten und sich je nach zu vermutender Witterung passend kleiden.

Nein, so ist es nicht. Ein Biologe würde kühl antworten: Wirtschaft ist kein Feuilleton, sondern Teil der Evolution, wie der Homo sapiens höchstderoselbst, und natürlich gibt es auch dort Gesetze, wie die Naturgesetze – also Phänomene, die man mit geeigneten wissenschaftlichen Methoden beoabachten und interpretieren kann. Zwar kann man auch in der Biologie oder in der Physik nicht vorhersagen, wann warum ein einzelnes Blatt vom Baum fällt, aber man weiss doch, was ein Wald ist und wie lange Bäume ungefähr leben und was passierte, wenn man ihn abfackelte. Doch welche Methoden sind geeignet? Doch nicht die, die „Wachstum“ und „Markt“ Und „Kapitalimus“ aka „soziale Marktwrtschaft“ wie Fetische oder Mumien der Ahnen singend und beschwörend vor sich her tragen und jeden, der das kopfschüttelnd kritisiert, ins soziale Abseits stoßen!

Übrigens streiten zwei Marxistische Schulen darüber, welche materiellen Voraussetzungen vorliegen müssen, damit abstraktes Denken möglich ist. In den Ländern des so genannten autoriären Staats“sozialismus“ wurde so etwas Anspruchsvolles oder gar ein wissenschaftlicher Streit nicht erlaubt; die Partei hatte immer recht und mochten die Parteibonzen auch intellektuell so einfach gestrickt sein wie ein Dackdecker aus dem Saarland. Die eine Schule, zu der etwa der britische Altphilologe George Derwent Thomson, der Philosoph und Soziologe Alfred Sohn-Rethel und Rudolf Wolfgang Müller („Geld und Geist. Zur Entstehungsgeschichte von Identitätsbewußtsein und Rationalität seit der Antike“) gehören, meint, dass in der ‚Realabstraktion des Warentausches‘ die „entscheidende Bedingung für den Erwerb formal-abstrakten Denkens“ liege. Um diese Abstraktion geht es übrigen in den ersten Kapiteln im Marxschen „Kapital“, das die Wertlehre darlegt.

Die andere – und in der Wissenschaft vergessene – Schule wird etwa vertreten durch Wolfgang Lefèvre, einen Weggefährten Rudi Dutschkes. Ich hatte als junger Student die Ehre und das Vergnügen, zu einem philosophischen Oberseminar Lefèvre eingeladen zu werden, das der Vorbereitung seiner Dissertation diente. Ich fühle mich dieser Denkrichtung zugehörig. Wir haben uns damals den Kopf zerbrochen, warum ausgerechnet im 17. Jahrhundert ein Newton die Mechanik entwickelte und nicht später oder früher. (Ich war damals zuständig für die Wirtschaft im Feudalismus und musste zum Glück Newton nicht lesen.) Kurz gesagt: Wir meinten im Gegensatz zu Sohn-Rethel, dass nur der Arbeitsprozess selbst abstraktes Denken ermögliche.

Da aber alle Leser dieses Blogs ohnehin schon weggezappt sind, wenn Opa aus dem Krieg erzählt Burks Anekdoten aus seinem Philosophie-Studium zum Besten gibt, will ich das nicht weiter ausführen. Es läse ja doch niemand.

Ich versichere aber glaubhaft, dass das obige verbal Gerüttelte und Geschüttelte etwas mit den nicht vorhandenen altägpytischen und römischen Dampfmaschinen und Taschenlampenbatterien sowie der Marxschen Wertlehre und der Wissenschaft von den Gesetzen des Kapitalismus und der „Schulden-Krise“ Griechenlands zu tun hat. Aber davon mehr in Kürze.

The Dirty Tricks of Alternative Medicine

The Quackometer: „Drug manufactures finance a journalist who pillories critics of their products. For any conventional pharmaceutical company this would be regarded as a scandal. But the globules manufacturers see no problem in that, rather a ‚constructive dialogue'“.

Kapitalistischer Normalbetrieb

„Die Reduktion der Kapitalismuskritik auf die Banken (…) adelt die kapitalistische Ausbeutung in Fabriken und teil den Kapitalismus unwissenschaftlich in einen bösen raffenden und guten schaffenden. (…) Fast schon revolutionär wäre es, wenn das System nicht nur wegen seiner Krisen kritsiert würde, sondern wegen seines Normalbetriebs.“ ((Rainer Trampert: Das neue Akkumulationsmodell, in: Hermann L. Gremliza (Hg.): „No way out? 14 Versuche, die gegenwärtige Finanz- und Wirtschaftskrise zu verstehen“, S. 147)

Binchester Roman Fort

Binchester Roman FortBinchester Roman FortBinchester Roman FortBinchester Roman Fort

Das römische Kastell Vinovia (Binchester Roman Fort ist die Attraktion im britischen Durham.

Binchester was once the largest Roman fort in County Durham. A small part has been excavated and is open to view and to visit. However, most of the fort and the remains of the nearby civilian settlement still lie buried in the surrounding fields.

Binchester Fort was built in the second half of the first century AD, when the Roman army was asserting its power in the North East of England. Originally, the fort was built in wood: when the Romans knew they would be in the area for a long time, it was rebuilt in stone. The soldiers in the fort didn’t come from this area, they came from all over the Roman Empire. We know that a cavalry unit from Spain was here in the 2nd century AD and that a unit originally made up of Dutch tribesmen was here in the 3rd century AD.“

Die Durham University („a world top 100 University“) und die Stanford University („is one of the world’s leading research and teaching institutions“) sind an den archäologischen Grabungen beteiligt.

Natürlich kann man das Kastell auch dreidimensional als Avatar in Second Life erwandern (was ich soeben getan und viel gelernt habe).

In Deutschland wäre so etwas undenkbar: Nicht nur die Medien ignorieren die wissenschaftlichen und pädagogischen Möglichkeiten der Zukunft im Internet komplett, sondern auch die Wissenschaft selbst. Das kann man rational nicht erklären, sondern nur mit der German Internet Angst TM. Kulturhistoriker und Soziologen künftiger Generationen und Zeiten werden sich sicher amüsiert diesem merkwürdigen Phänomen der deutschen Leitkultur widmen – etwas wie heutige Ethnologen der Erforschung eines Cargo-Kultes.

Am 30.06. hatte ich zum Beispiel eine E-Mail an einen deutschen Wissenschaftler geschrieben, die so begann:

Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Großmann,

[leider ist die Website des Germanischen Nationalmuseums mit Ihrer E-Mail-Adresse (http://www.gnm.de/index.php?id=171 ) aus unverständlichen Gründen nicht barrierefrei, deshalb muss ich diese – etwas mühsam eruierte – E-Mai-Adresse nutzen):]

Über die Berichterstattung bei Spiegel Online (http://www.spiegel.de/reise/deutschland/veste-heldburg-erstes-burgenmuseum-in-europa-a-841514.html) wurde ich auf das Projekt des Burgenmuseums der Veste Heldburg aufmerksam. Als gelernter Historiker übersieht man so etwas natürlich nicht… Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, ob es für Besucher eines Burgenmuseums nicht interessant wäre, als Avatar in 3D virtuell und maßstabsgerecht durch eine Burg zu laufen?

Wie ich es nicht anders erwartet hatte, bekam ich überhaupt keine Antwort.

Sustainable water use in Mayan Tikal

Tikal

Diverse Medien berichten heute von riesigen Wasserspeichern der Maya, die Archäologen entdeckt haben.

Es hat mich einige Sekunden gekostet herauszufinden, wo die deutschen Zeitungen (O Wunder – sogar eine Link bei SpOn!) das abgeschrieben haben. Beim Examiner wurde ich übrigens nach englischen Suchbegriffen fündig – „Sustainable water use in Mayan Tikal“. Der Original-Artikel steht im Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS), Standford University.
Recent mapping, sediment coring, and formal excavation at Tikal, Guatemala, have markedly expanded our understanding of ancient Maya water and land use. Among the landscape and engineering feats identified are the largest ancient dam identified in the Maya area of Central America; the posited manner by which reservoir waters were released; construction of a cofferdam for dredging the largest reservoir at Tikal; the presence of ancient springs linked to the initial colonization of Tikal; the use of sand filtration to cleanse water entering reservoirs; a switching station that facilitated seasonal filling and release; and the deepest rock-cut canal segment in the Maya Lowlands.

Ich finde mein Foto von Tikal (1979, vgl. auch diese) schöner als das bei SpOn.

Raumschiff Enterprise

Das Raumschiff Enterprise wird jetzt real gebaut. In rund zwanzig Jahren soll es fertig sein.

Griechenland und die Wissenschaft vom Spaten

Morgenpost

Deutsche Kulturbilder der Berliner Morgenpost November 1929 – diese „Postkarte“ ist eine Quittung der Berliner Morgenpost „über 60 Pfennig für die 49. Woche vom 01.12. bis 07.12.1929“.

„Die Wissenschaft vom Spaten hat und die Märchen und Sagen altersgrauenr Vorzeit zur Wahrheit gemacht“, heisst es da. So war es wohl nicht, aber das wissenschaftliche Buddeln nach Artefakten aka Altertümerkunde ist noch gar nicht so alt.

Die Archäologie interessiert sich ausschließlich für den Menschen und seine Hinterlassenschaften, wie etwa Gebäude, Werkzeuge, Kunstwerke etc. Sie umfasst einen Zeitabschnitt, der von den ersten Steinwerkzeugen vor etwa 2,5 Millionen Jahren bis in die nähere Gegenwart reicht. Erkenntnisse zu Umwelt, Klima, Ernährung oder Alter von Funden tragen zur Rekonstruktion vergangener Kulturen bei. Als Quelle dienen dabei die materiellen Hinterlassenschaften des Menschen.

Heinrich Schliemann, der Ausgaber einer alten Stadtanlage am Hellespont, ist heute in der Wissenschaft umstritten. Ich halte das „Troja“ Schliemanns übrigens für das hethitische Wilusa – ich habe aber nur das überzeugende Buch Birgit Brandau „Troja – eine Stadt und ihr Mythos: Die neuesten Entdeckungen“ dazu gelesen.

Ludwig lesen oder: Habt ihr noch alle Tassen im Schrank?

Bücher

Es gibt keine Glückseligkeit ohne Tugend, ihr habt Recht, ihr Moralisten […] aber merkt es euch, es gibt auch keine Tugend ohne Glückseligkeit – und damit fällt die Moral ins Gebiet der Privatökonomie oder Nationalökonomie. (Ludwig Feuerbach)

Wir machen gleich kurzen Prozess, damit es die Leser nicht allzusehr schmerzt:
Wer wissen will, wie die kapitalistische Wirtschaft funktioniert, sollte zunächst die „Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie“ von Karl Marx lesen (1100 Seiten), weil darin die Werttheorie entwickelt wird. Dann die drei Bände des „Kapital“ (rund 3000 Seiten, gefühlt 30.000), nicht zu vergessen Ludwig Feuerbachs „Das Wesen den Christentums sowie alles über „Herrschaft und Knechtschaft in der Hegelschen „Phänomenologie des Geistes“ (rund 600 Seiten). Ich erwarte auch fundiertes Wissen in altgriechischer, römischer und mittelalterlicher Geschichte, Grundkenntnisse der Wahrnehmungspsychologie und die Lektüre der Standardwerke der Ethnologie über Fetischismus – wahlweise 500 Seiten Marcel Mauss oder – wer es ganz exotisch haben will – eine antiquierte Scharteke von Maurice Godelier, zum Beispiel „Oekonomische Anthropologie. Untersuchungen zum Begriff der sozialen Struktur primitiver Gesellschaften“.

Jetzt wackeln die geneigten Leserinnen und wohlwollenden Leser mit den Köpfen, fragend, was dieser Burks wohl geraucht haben möge, und beschließen, sofort weiterzuzappen auf etwas Leichtes, Beschwingtes und auch für den durchschnittlichen deutschen Fernsehzuschauer verständliches Wortgebräu, das zu verdauen man das Gehirn nicht über Gebühr anstrengen muss, etwa das tägliche Horoskop, den Wirtschaftsteil deutscher Zeitungen die Börsennachrichten der Tagesschau.

Halt! So einfach ist das eben nicht mit der Wirtschaft. Wer Metzger lernen will, braucht ein paar Monate Lehrzeit, um ein Schwein sauber zerlegen zu können. Und ihr wollte mir weismachen, die Prinzipien, wie Ökonomie im Kapitalismus funktioniere, könne man so mal eben aus dem Bauch heraus, per gesundem Volksempfinden, lernen und verstehen – wie das FDP-Funktionäre Volontäre und Journalisten in Deutschland täglich tun? Habt ihr noch alle Tassen im Schrank?

In Wahrheit ist es mit Karl Marx und seinen Ideen noch viel vertrackter. Das ökonomische Hauptwerk „Das Kapital“, dessen Basis schon in den „Grundrissen“ beschrieben wurde, fußt auf dem, was Philosophie und Wirtschaftswissensschaft im frühen 19. Jahrhundert entwickelt hatten. Marx hat das nur neu und anders interpretiert. Ganz nebenbei nahm er auch heutige Theorien der Wahrnehmungspsychologie vorweg – damals beschäftigte sich die Philosophie mit der Frage: Ist die Welt wirklich so, wie wir sie glauben zu sehen, oder ist sie vielmehr nicht ganz anders? Und wenn die Welt anders ist als wir meinen, wie könnten wir das jemals erfahren?

Ich schrieb über den Warenfetisch: „Im Kapitalismus würden den Waren, dem Geld und schließlich dem Kapital Eigenschaften zugeschrieben, die diese in Wahrheit nicht haben, steht bei Wikidings. Das, was über Wirtschaft gedacht wird, ähnelt dem Abergauben der Religionen, ist also nicht wahr, sondern Unfug. Und das ist zwangsweise so: Die Mehrheit der Leute kann gar nicht anders, aus historischen Gründen, genausowenig wie ein Bauer im alten Ägypten verstanden hätte, dass sich die Erde um die Sonne dreht.“

Das kriegen wir aber erst später.

Stellen wir uns also ganz dumm. Wozu, zum Teufel [sic!], sollte heute noch jemand Ludwig Feuerbach über das Christentum lesen? Der Kerl ist doch schon seit rund 140 Jahren mausetot? Ganz einfach: „Die Religion ist nicht einfach ‚Unsinn‘ oder ‚Aberglaube‘, sie ist die bildhafte Äußerung von Eigenschaften und Impulsen, von ‚Kräften‘, die der Mensch als so wichtig und wesentlich empfindet“. Feuerbach spricht es zwar nicht aus, aber er definierte als erster Philosoph Religion als eine Projektion – im heutigen wissenschaftichen Sinn.

Daraus folgt genau das, was Marx in seinen berühmten Thesen über Feuerbach schreibt: „Feuerbach sieht daher nicht, daß das ‚religiöse Gemüt‘ selbst ein gesellschaftliches Produkt ist und daß das abstrakte Individuum, das er analysiert, einer bestimmten Gesellschaftsform angehört.“

Wer das heute sagt, wird immer noch scheel angesehen. Wie? Der religiöse Aberglaube lässt sich aus der jeweiligen Gesellschaft erklären? Wo kämen wir denn da hin? Dann gäbe es doch keine absoluten Wahrheiten mehr und die heiligen Bücher hätten Unrecht? Ja, liebe christlichen Salafisten, so ist es, und das wusste schon Feuerbach – und Marx sowieso.

Die Menschen haben also ein „falsches Bewusstsein“ (Ideologie), sie machen sich Illusionen über sich und das, was die Welt zusammenhält. Diese Projektion ist ja nach Gesellschaftsform unterschiedlich – man könnte modern sagen: In Papua-Neuguinea glaubt man, das Tänze das Wetter beeinflussten, und in deutsche Medien glaubt man daran, dass die Wirtschaft immer weiter wachsen könne und dass es eine „Konjunktur“ gebe wie die Konjunktion in der Astronomie. Der Singehalt beider Thesen ist ähnlich. Alles hängt irgendwie mit allem zusammen und bewegt sich. Da kann man nix machen.

Marx hat in der „Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie die Sache mit dem „falschen Bewusstsein“ noch weiter ausgesponnen:
…die Kritik der Religion ist die Voraussetzung aller Kritik. (…) Das religiöse Elend ist in einem der Ausdruck des wirklichen Elendes und in einem die Protestation gegen das wirkliche Elend. Die Religion ist der Seufzer der bedrängten Kreatur, das Gemüt einer herzlosen Welt, wie sie der Geist geistloser Zustände ist. Sie ist das Opium des Volkes.

Das sind doch höchst aktuelle Sätze! Religion, Esoterik und andere Formen des Aberglaubens sind nicht ausgestorben, wie man vorschnell annehmen könnte, sondern sind äußerst beliebt – und um so mehr, wie der Kapitalismus kriselt und immer mehr Menschen in die Armut und ins gesellschaftliche Aus drängt. Mein Hausphilosoph Lichtenberg schrieb schon vor einem Vierteljahrhundert rund 250 Jahren: „Unsere Welt wird noch so fein werden, daß es so lächerlich sein wird, einen Gott zu glauben als heutzutage Gespenster.“ Leider irrte er, wenn man sich ansieht, wie viele Jugendliche dem Oberpfaffen Benedikt hinterherlaufen oder wie viele Journalisten höhere Wesen verehren und sich auch noch trauen, das öffentlich zuzugeben.

Das Publikum ahnt schon, worauf das hier hinausläuft: Im „Kapital“ wird schon ganz zu Anfang (das erste Kapitel hat rund 100 Seiten) analysiert, dass der Kapitalismus den Menschen zwangläufig eine Art Irrglauben aufzwingt: Sie meinen etwa anderes zu tun und zu haben, als in Wahrheit der Fall ist. Es heisst also nicht „Der Mann, der seine Frau mit einem Hut verwechselte“ (was es gibt), sondern: Apologeten des Systems Wirtschafts“wissenschaftler“, die „Arbeitgeber“ mit „Arbeitnehmer“ verwechseln (was genau so ein Unfug ist, aber leider gang und gäbe).

Friedrich Engels schreibt über das übliche affirmative Neusprech:
Es konnte mir nicht in den Sinn kommen, in das „Kapital“ den landläufigen Jargon einzuführen, in welchem deutsche Ökonomen sich auszudrücken pflegen, jenes Kauderwelsch, worin z.B. derjenige, der sich für bare Zahlung von andern ihre Arbeit geben läßt, der Arbeitgeber heißt, und Arbeitnehmer derjenige, dessen Arbeit ihm für Lohn abgenommen wird. Auch im Französischen wird travail im gewöhnlichen Leben im Sinn von ‚Beschäftigung‘ gebraucht. Mit Recht aber würden die Franzosen den Ökonomen für verrückt halten, der den Kapitalisten donneur de travail, und den Arbeiter receveur de travail nennen wollte.

„Kauderwelsch“ ist noch ein harmloser Begriff für den Quatsch, der schon damals in den Medien über Ökonomie stand – und unverändert auch heute noch.

Übrigens – hier mitlesende Sozialdemokraten, aufgemerkt! Nicht vergessen, was euer Parteigenosse Eduard Bernstein sehr richtig bemerkte: „Die wichtigsten Stellen sind von Marx so klar und verständlich geschrieben, dass es eigentlich Sünde ist, sie in mein versozialdemokrateltes Deutsch zu übertragen“.

Der wahre Henker ist die Masse

„Ein gewichtiger Grund für das rapide Anwachsen der Hetzmasse ist die Gefahrlosigkeit des Unternehmens. Es ist gefahrlos, denn die Überlegenheit der Masse ist enorm. Das Opfer kann ihnen nichts anhaben. (…)

Die Hetzmasse ist sehr alt, sie geht auf die ursprünglichste dynamische Einzelheit zurück, die unter Menschen bekannt ist, die Jagdmeute. (…) Alle Formen der öffentlichen Hinrichtung hängen an der alten Übung des Zusammen-Tötens. Der wahre Henker ist die Masse….(…)

Auch heute nimmt jeder an öffentlichen Hinrichtungen teil, durch die Zeitung. Man hat es nur, wie alles, viel bequemer. Man sitzt in Ruhe bei sich und kann unter hundert Einzelheiten bei denen verweilen, die einen besonders erregen. Man akklamiert erst, wenn alles vorüber ist, nicht die leiseste Spur von Mitschuld trübt den Genuß. Man ist für nichts verantwortlich, nicht fürs Urteil, nicht für den Augenzeugen, nicht für seinen Bericht und auch nicht für die Zeitung, die den Bericht gedruckt hat. (…)

Im Publikum der Zeitungsleser hat sich eine gemilderte, aber durch ihre Distanz von den Ereignissen um so verantwortungslosere Hetzmasse am Leben erhalten, man wäre versucht zu sagen, ihre verächtlichste und stabilste Form.“

Was würde Elias Canetti (1905-1994) wohl zum Internet sagen? Die obigen Zitate stammen aus seinem Werk „Masse und Macht“ (erschienen 1960), das zur Pflichtlektüre mündiger Bürger gehören sollte und das für mich eines der intelligentesten und wichtigsten Bücher ist, das jemals geschrieben wurde.

Ware, Wert, Preis und Profit, revisited

Das Kapital

„Es ist fast unmöglich, die Fackel der Wahrheit durch ein Gedränge zu tragen, ohne jemandem den Bart zu versengen“, sagte mein Hausphilosoph Lichtenberg. Das gilt insbesondere im öffentlichen Diskurs in Deutschland, der stark tabuisiert ist, oder auch – um kühn zu metaphern: der so reagiert wie der Pawlowsche Hund – also nach einem vorhersehbaren Reiz-Reaktionsmuster. Wenn ich bestimmte Worte benutze, erzeuge ich hysterische Emotionen, die so standardisiert sind wie eine katholische Messe. Beispiel: Kommunismus oder auch „Karl Marx“.

Frank Rieger vom CCC hat jüngst im gefühlten Zentralorgan der Bourgeoisie, der FAZ, und vermutlich ohne es zu wissen und wollen ein zentrales Theorem des Marxismus für wahr und selbstverständlich gefunden:
Technologische Revolutionen befördern den Gang der Geschichte. (…) …frühe Beispiele eines Prozesses, den unsere Gesellschaften immer wieder durchleben: Die etablierte ökonomische, politische und soziale Struktur wurde inkompatibel mit dem Stand der Technologie.“

Ach. Man möchte das Ministerium für Wahrheit bemühen: „Produktionsverhältnisse“ im Marxschen Sinn heißen jetzt: „die etablierte ökonomische, politische und soziale Struktur“, und „Produktivkräfte“ heißen jetzt „Stand der Technologie“. Man darf Wahrheiten also doch aussprechen, aber man darf nicht die richtigen und bekannten Worte dafür benutzen, sonst stehen gleich alle Bärte in Flammen aka Shitstorm.

Im Kommunistischen Manifest heißt es:
Unter unsren Augen geht eine ähnliche Bewegung vor. Die bürgerlichen Produktions- und Verkehrs-Verhältnisse, die bürgerlichen Eigenthums-Verhältnisse, die moderne bürgerliche Gesellschaft, die so gewaltige Produktions- und Verkehrsmittel hervorgezaubert hat, gleicht dem Hexenmeister, der die unterirdischen Gewalten nicht mehr zu beherrschen vermag, die er herauf beschwor. Seit Dezennien ist die Geschichte der Industrie und des Handels nur noch die Geschichte der Empörung der modernen Produktivkräfte gegen die modernen Produktions-Verhältnisse, gegen die Eigenthums-Verhältnisse, welche die Lebens-Bedingungen der Bourgeoisie und ihrer Herrschaft sind. Es genügt die Handelskrisen zu nennen, welche in ihrer periodischen Wiederkehr immer drohenden die Existenz der ganzen bürgerlichen Gesellschaft in Frage stellen. In den Handelskrisen wird ein großer Theil nicht nur der erzeugten Produkte, sondern sogar der bereits geschaffenen Produktivkräfte regelmäßig vernichtet.

Das Kommunistische Manifest wurde 1848 geschrieben, die obige Aussage beschreibt die gegenwärtige Ökonomie immer noch zutreffend. Die Apologeten des Kapitals, zu denen auch die dümmlichen Glaskugel-Gucker, Kaffeesatzleser und die Lohnschreiberlinge in den Wirtschaftsredaktionen gehören, sagen nur „Finanzkrise“ statt „Handelskrise“.

Bei Rieger geht es jetzt aber weiter mit dem gesunden Nerdempfinden:
Nach solchen technisch beförderten Umbrüchen entstanden neue ökonomische und soziale Strukturen. Jede Technologiewelle sorgte für einen Produktivitätsüberschuss.

Nun wären wir beim Thema: Was zum Henker ist ein „Produktivitätsüberschuss“, wissenschaftlich ausgedrückt, also nicht aus dem Bauch heraus? Die wohlwollenden Leserinnen und geneigten Leser ahnen, burksisch vorgebildet, dass es auf das ökononomische Gesetz des tendenziellen Falls der Profitrate hinausläuft, das exakt beschreibt, was dem Auf und Ab im Kapitalismus (in affirmativem Neusprech: „Konjunktur“) eigentümlich ist.

Ich rege mich über Dummheit schnell auf, besonders wenn sie vermeidbar ist – wenn es Bücher gibt, in denen man klare Anworten findet, die Leute aber zu faul und zu ignorant sind, ihren Kopf ein bisschen anzustrengen und das zur Kenntnis zu nehmen, was schon längst analysiert ist.

Ich werde also in Zukunft in loser Folge einen volkstümlichen Kurs über „Wirtschaft“ – aka Ökonomie – hier anbieten, und das Publikum kann das gleich auf mir herumhacken. Wir beginnen mit einem Crashkurs der drei Bände des Marxschen „Kapital„.

In den 70-er Jahren war ich mehrere Semester Tutor der Kapital-Kurse von Wolfgang Fritz Haug, und weil das sozusagen die Bundesliga der Marx-Exegese und ein Ritterschlag war, zudem auch noch privat kostenlose Kurse gegeben. Meine „Kapital“-Ausgabe sieht dementsprechend aus (vgl. oben), Hey, Leute, manche Dinge muss man lerneN: Ein Schwein zu zerteilen, ein Schwert zu schmieden oder auch zu verstehen, was „Wert“, „Ware“, „Preis“ und „Profit“ wirklich sind.

Diese Lesekreise gibt es offenbar heute auch noch; aber es graut mir vor denjenigen, die sie anbieten: Das reicht ein bisschen streng nach Politsekten. Da burks.de garantiert sektenfrei ist, sei dem Publikum versichert, dass es hier um Ökonomie gehen soll und nicht um Ideen des 19. Jahrhundert („Diktatur des Proletariat“), die aus der damaligen Zeit zu verstehen sind und in die Tonne getreten gehören.

Ausblick: Was war noch mal gleich der „Fetischcharakter“ der Ware? „Im Kapitalismus würden den Waren, dem Geld und schließlich dem Kapital Eigenschaften zugeschrieben, die diese in Wahrheit nicht haben,“ steht bei Wikidings. Das, was über Wirtschaft gedacht wird, ähnelt dem Abergauben der Religionen, ist also nicht wahr, sondern Unfug. Und das ist zwangsweise so: Die Mehrheit der Leute kann gar nicht anders, aus historischen Gründen, genausowenig wie ein Bauer im alten Ägypten verstanden hätte, dass sich die Erde um die Sonne dreht. Die Menschen waren damals nicht blöder, aber der Stand der Produktivkräfte machte es ihnen unmöglich… undsoweiter: Fernrohr, Mikroskop, Mathematik, Physik, ihr wisst, was ich meine. Demnächst mehr in diesem Theater.

Reaktant

Harald Martenstein in der Zeit über den Mainstream:
„Den Begriff »Reaktanz« hat 1966 ein gewisser Jack W. Brehm erfunden, ein Sozialpsychologe. Reaktanz bedeutet, vereinfacht gesagt, dass wir Menschen auf eine Überdosis von psychischem Druck oder auch auf Verbote sehr häufig in folgender Weise reagieren: Wir tun genau das Gegenteil von dem, was von uns erwartet wird. Reaktanz ist ein typisches Abwehrverhalten gegen jede Art von Einschränkung, Druck und Verboten.“

Lesebfehl! Der Artikel ist preiswürdig und genial, und jeder Punkt ist es wert. Man kann ihn auf die Themen „Rechtsextremismus“, Drogen, die „Online-Durchsuchung“, den Fall „Tron“ und vieles andere mehr anwenden.

Als Fazit kann ich nur sagen: Ich bin ganz extrem reaktant.

Resources Development Administration heisst jetzt Planetary Resources

pandora

„Seltene Metalle wie Platin will Andersons Team auf den Asteroiden gewinnen und dann zur Erde schaffen, wo sie extrem knapp und teuer sind. Nach Angaben von Planetary Resources kann ein 30 Meter großer Asteroid Platin im Wert von 25 bis 50 Milliarden Dollar enthalten, berechnet nach heutigen Preisen,“ berichtet SpOn.

Irgendwie kam mir das bekannt vor. Aber war das seltene Metall nicht Unobtainium?

Auf dem Bild beobachtet ein Einheimischer die Angestellten der Firma Planetary Resources, wie diese auf fremden Asterioden nach seltenen Metallen schürfen.

Das K-Wort und das I-Wort

rasse

Spiegel Online postuliert zum wiederholten Male die Existenz von Rassen beim Homo Sapiens. Die Pappnasen können es nicht lassen. Die NPD wird es ihnen danken.

Auch sonst ist der Artikel ziemlich albern – auf die Ökömomie und die Produktivkräfte und warum sich diese wo und wie entwickeln geht er nicht ein. Klar, man traut sich nicht, das K-Wort zu sagen. Das höchst und wieder aktuelle I-Wort, das aus dem K-Wort hervorgeht, hätte auch viele Fragen, die der Artikel stellt, ernsthaft beantworten können.

Ethnische Erscheinung: Hamitisch

völkisch

Es ist immer wieder lustig anzusehen, wo das Völkische bei den Deutschen hervorkriecht.

Ethnisch“ ist nichts anderes als pseudomodernes Neusprech für „völkisch“. Eine Ethnie ist ein Volk. Da das Völkische ein wenig in Verruf geraten ist durch die Nazis, sagt man das heute anders – außer man gehört zu den reaktionären Lichterkettenträgern und beschäftigt sich mit den „bedrohten Völkern„, denen die Bundeswehr „helfen“ müsse, um die Handelswege am Hindukusch und auch anderswo freizuhalten.

„Das griechische Wort éthnos beschreibt die Abgrenzung durch Selbst- und Fremdzuweisung„. Quod erat demonstrandum.

Man darf gespannt sein, wie TheaterKontakte.de eine afrodeutsche Schauspielerin beschreiben würde. „Ethnische Escheinung: Hamitisch? „Arisch“ für Inder und Afghanen, und was ist mit der Phänotypie der „Ethnien“ der Palästinensern, Tuareg und Tibetern? Und die Langnasen sind Juden?

„Ethnische Erscheinung mitteleuropäischer Raum“ ist natürlich ein verbales Kostüm der kaukasischen Rasse. Kratzt man ein wenig am ethnischen Firnis der Sprache, dann wird es sehr schnell dunkelbraun.

Es würde mich aber nicht wundern, die rassistischen Termini sogar in deutschen Schulbüchern vorzufinden. Bei Klett haben wir ohnehin Rassismus pur. Die schlagen gleich „negrid“ vor. Deutsche Lehrer beschweren sich über so etwas nicht.

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