Talibaninnen der Humboldt-Universtität wollen Karl Marx verbieten

Marx

Karl Marx an Friedrich Engels vom 30. Juli 1862, MEW 30, S. 259

Wie Fefe berichtet, wollen Studenten der Berliner Humboldt-Universität Hegel, Rousseau und Kant nicht mehr behandeln.

Schon in den ersten Sitzungen kam die Frage auf, wieso wir denn Texte aus der Antike lesen sollten, also aus einer Zeit, in der Frauen unterdrückt und Menschen versklavt wurden.

Das Deutsch des Grauens spricht schon für sich: „…die Kolonialisierung unterstützte die Versklavung, Ausbeutung, Unterdrückung, Misshandlung und Ermordung von Menschen“. Ung, ung ung ung.

Elitäre wissenschaftliche Katze

science

Ist es eigentlich Teil des humanistischen Bildungskanons, zu wissen, worauf das Bild anspielt? Und warum sollte man das wissen? Wer kann das volkstümlich erklären, ohne vorher gegoogelt oder woanders nachgeschaut haben? So ganz spontan? Und was kann man mit diesem Wissen anfangen?

Die Schwarze-Katze-Analogie

science

Man müsste diese Analogien auch für Ökonomie benennen können: „Philosophie“ wäre die Frage zu stellen, ob es nachvollziehbare Gesetze der Ökonomie gebe. „Metaphysik“ wäre zu behaupten, es gebe keine und „der Markt“ sei ein höheres Wesen mit künstlicher Intelligenz. „Theologie“ ist Volkswirtschaftslehre. „Wissenschaft“ wäre die Methode von Marx und der klassischen bürgerlichen Ökonomie, die immerhin versucht hat, die Gesetze wirtschaftlichen Handelns und deren Voraussetzungen zu verstehen.

Information Preservation and Weather Forecasting for Black Holes

S. W. Hawking (Cornell University Library): „It has been suggested that the resolution of the information paradox for evaporating black holes is that the holes are surrounded by firewalls, bolts of outgoing radiation that would destroy any infalling observer. Such firewalls would break the CPT invariance of quantum gravity and seem to be ruled out on other grounds. A different resolution of the paradox is proposed, namely that gravitational collapse produces apparent horizons but no event horizons behind which information is lost. This proposal is supported by ADS-CFT and is the only resolution of the paradox compatible with CPT. The collapse to form a black hole will in general be chaotic and the dual CFT on the boundary of ADS will be turbulent. Thus, like weather forecasting on Earth, information will effectively be lost, although there would be no loss of unitarity.“

Ach?!

Similia similibus curentur

aribert

Falls ich das noch nicht erwähnt haben sollte: Ich halte Homöopathie für Scharlatanerie und Voodoo und Menschen, die daran glauben, für religiös, was für mich ein Synonym für bekloppt ist. Zur Herkunft der homöpathischen Methoden hat der Kollege Deckers Aribert Deckers (für den ich mit dem Screenshot gern werbe) interessante Informationen zusammengestellt:
„Homöopathie: Die “Potenzierung” ist entlarvt als ein Hütchenspielertrick. Zu den Grundbehauptungen der Homöopathie gehört die Aussage, daß ein stärker “potenzierter” (ein über mehr Stufen verdünnter und geschlagener) Stoff stärkere Wirkung hat als ein weniger oft “potenzierter”, also weniger oft verdünnter und geschlagener. Wie konnte es zu dieser Behauptung kommen?

Alles bedeutet etwas

„Es gibt nichts im großen Fundus der Bekleidung, Nahrung und anderer Dinge des praktischen Gebrauchs, das wir nicht als wirkungsvolles Requisit einsetzen, um unser Verständnis von der eigenen Rolle und von dem Stück, in dem wir spielen, wirkungsvoll zur Geltung bringen. Alles, was wir tun, hat eine Bedeutung, nichts ist ohne bewußten symbolischen Gehalt. Überdies verfehlt es seine Wirkung auf das Publikum nie.“ (Mary Douglas: Reinheit und Gefährdung – eine Studie zu Vorstellungen von Verunreinigung und Tabu, Berlin 1988)

Übrigens: „Purity and Danger: An Analysis of Concepts of Pollution and Taboo (first published 1966) is the best known book by the influential anthropologist and cultural theorist Mary Douglas. In 1991 the Times Literary Supplement listed it as one of the hundred most influential non-fiction books published since 1945“. Deswegen ist es in Deutschland kaum bekannt, und deshalb gibt es auch keinen deutschen Wikipedia-Eintrag dazu. Sozialwissenschaft ist hierzulande irrelevant. Wir haben ja Volkswirtschaftler und Dieter Bohlen.

Quantum Computers Animated

Quantum Computers Animated

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Das Original-Video über Quantencomputer ist auf Quantum Jumps.
„Quantum Jumps“ is an exciting collaboration between PHD Comics and the Institute for Quantum Information and Matter (IQIM) at the California Institute of Technology. Using innovative and accessible animations, we will explain the ideas and experimental results at the frontier of Quantum exploration.

By the way: „Quantenkryptographie ist die Verwendung quantenmechanischer Effekte (besonders bei Quantenkommunikation und Quantencomputern) als Bestandteil kryptographischer Verfahren oder zur Kryptoanalyse. (…) Gegenwärtig können nur extrem eingeschränkte Quantencomputer konstruiert werden. Da es vorstellbar ist, dass in der Zukunft praktisch einsetzbare Quantencomputer gebaut werden können, ist es wichtig, kryptographische Verfahren zu untersuchen, die auch gegen Angreifer mit einem Quantencomputer sicher sind. Dieses Forschungsgebiet wird Post-Quantum-Kryptographie genannt. (…) Der Begriff wurde geprägt, da die ersten asymmetrischen Kryptosysteme auf der Schwierigkeit der Primfaktorzerlegung und der Berechnung diskreter Logarithmen beruhten, zwei Probleme, die theoretisch – bei ausreichend leistungsstarken Quantencomputern – durch den Shor-Algorithmus zu lösen sind. Die Leistungsfähigkeit bisheriger Quantencomputer ist für derartige Berechnungen bei weitem nicht ausreichend und ein wissenschaftlicher Durchbruch oder Meilenstein kaum vorhersagbar-“

Also keine Panik und keine Hysterie, bitte.

Unter Erfindern

was ist das

Nachdem hier in den letzen Tagen über Tor, leckere Mädels und Triviallilteratur der DDR diskutiert wurde, schwenken wir jetzt zu wissenschaftlichen Themen über. Was ist das auf dem Foto, und wer hat es wozu erfunden?

Caye Caulker

caye Caulker

Das Foto habe ich 1979 auf Caye Caulker gemacht. „Die Insel ist ca. 8 Kilometer lang und 2 Kilometer breit und liegt etwa 35 Kilometer nordöstlich von Belize City im Karibischen Meer.“ Caye Caulker war damals noch ein fast touristenfreies spottbilliges Fischernest mit einem riesigen Korallenriff ein paar Kilometer vor dem Strand, an dem man wunderbar schnorcheln konnte. Eine Fährverbindung nach Belize City gab es auch nicht; man musste sich in den wenigen Hafenkneipen von Belize City durchfragen, wer ein Boot mit Außenborder zu vermieten hatte. In dem blauen Haus habe ich gewohnt, es war damals die einzige „Pension“ auf der Insel.

Nur im englischen und spanischen Wikipedia findet sich etwas über die interessante Geschichte:
Caye Caulker is thought to have been inhabited for hundreds of years, however the recent population levels didn’t start until the Caste War of Yucatan in 1847, when many mestizos of mixed Maya and Spanish descent fled the massacres taking place across the Yucatán.

Der so genannte „Kastenkrieg“ war ein (gescheiterter) Unabhängigkeitskrieg der Maya-Bevölkerung auf der Halbinsel Yucatán (zu der die ehemalige englische Kolonie Belize geografisch gehört). „Teile von Ost-Yucatán blieben jedoch unter Kontrolle der Maya, die noch bis 1901 einen Guerillakrieg führten. (…) Politisches und religiöses Zentrum der Maya wurde Chan Santa Cruz, wo die Maya-Kämpfer, die Cruzoob, den religiösen Ritus des Sprechenden Kreuzes praktizierten.“

Dieser Ritus bzw. das Orakel des „sprechenden Kreuzes“ ist religionswissenschaftlich und ethnologisch höchst spannend, schuf er doch eine Art eklektizische neuer „Religion“, um den politischen Widerstand spirituell zu untermauern – ein Beleg für die marxistische These, dass sich eine soziale Revolution und der Kampf der Klassen auch religiös kostümieren können, wie schon im deutschen Bauernkrieg oder wie in bestimmten Fraktionen des heutigen Islam.

Wer sich ethnologisch weiterbilden kann, sollte sich mit Kreolisierung beschäftigen oder Bücher lesen wie dieses: „Hybridität – Transkulturalität – Kreolisierung“. Dieser Ansatz ist meilenweit wissenschaftlicher als das primitive und reaktionäre deutsche Konzept von „Multikulti“. Wer sich über Belize informiert, muss nicht nur etwas über die Maya wissen, sondern auch über die Garifuna.

Der Mond ist rot oder: Revolutionärer Schwung mit Sachlichkeit

yutu

Foto: Xinhua

Nein, der Mond wird nicht kommunistisch, nur staatskapitalistisch. Die Chinesen sind auf dem Erdtrabanten gelandet. Der „Mondrover“ heisst Yutu: „It is the first rover to operate on the Moon since Lunokhod 2 ceased operations on 11 May 1973“.

Vermutlich werde ich es noch erleben, wenn die Chinesen dort Kosmonauten landen lassen. Mal sehen, ob die dann die US-Flagge stehen lassen oder sie als Trophäe entführen.

„Man bedient sich der Theorie und Methode des Marxismus-Leninismus, um systematisch und lückenlos die Umwelt zu untersuchen und zu erforschen. Bei der Arbeit verläßt man sich nicht allein auf den Enthusiasmus, sondern vereinigt, wie Stalin sagt, revolutionären Schwung mit Sachlichkeit. („Unser Studium umgestalten“ [Mai 1941] Ausgewählte Werke Mao Tse-tungs, Bd. III)

Harhar.

Hog Rectum und Substandard Food im Kapitalismus

nahrungsmittelproduktion

Wann ich zum letzten Mal Tintenfischringe gegessen habe, weiß ich nicht mehr. Sie waren wohl nicht überragend im Geschmack, sonst hätte ich wohl öfter danach verlangt. Vielleicht lag es ja daran, dass die Calamari in Wahrheit „hog rectum“ waren, also in Scheiben geschnittene Schweinedärme. Die schmecken vermutlich ähnlich, sonst würden die Tintentischringe nicht gefälscht und eben durch diese Produkte des Schweins ersetzt.

Skandal, Skandal? Muss man jetzt mahnen und warnen: Was du isst, ist nicht, was du meinst zu essen? Die Mafia ist eh schon da, und Interpol ermittelt gegen „fake and substandard food“.

Spiegel online „erklärt“ uns, warum es das gibt: „Ein Grund für die Zunahme der Betrugsfälle ist dem Bericht zufolge die aktuelle Wirtschaftskrise.“ Ach?! Welche Krise? Die so genannte „Finanzkrise“? Der Zusammenbruch des US-amerikanischen Immobilienmarkts, die Spekulationen des Finanzkapitals mit real gar nicht existierenden Werten oder der Würgegriff der europäischen Großbanken und Angela Merkel ihrer Helfershelfer um Südwest- und Südosteuropa führen jetzt auch dazu, dass Tintenfischringe gefälscht werden?

Die deutschen Medien und die Ökonomie und wie man sie dem Volk erkläre – das ist ein einziges großes und jämmerliches Trauerspiel. Dazu müssen wir jetzt ein wenig ausholen, was mir verziehen werden möge…

Eine der dümmlichsten Sprechblasen, die man von Journalisten hört, die meinen, sie könnten über ökonomische Fragen schreiben, weil sie wissen, wie man „Volkswirtschaft“ buchstabiert, ist (spätestens hier haben sich die Anhänger der Glaubensgemeinschaft Freier Markt(TM) schon ausgeklinkt, weil derartige Schachtelsätze sie intellektuell überfordern) die durch keinerlei Empirie belegte kühne These – in Wahrheit ein quasi-theologischer und suggestiver Satz -, falls die Löhne stiegen, schade das „der Wirtschaft“. Oder, wie das niederländische Het Financieele Dagblad es formuliert: Höhere Löhne schwächten die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Firmen. Das Finanz-Tageblatt ist natürlich ein Lobbyisten- Sprachrohr („die Zeitung der niederländischen Geschäftsleute und Unternehmer“), vergleichbar mit der „Apotheken-Umschau“ und hat mit unabhängigem Journalismus genau so wenig zu tun wie etwa das deutsche „Handelsblatt“.

Wie selbst der dümmste „Volkswirt“ weiß, machen Unternehmen manchmal auch Gewinne. Man kann darüber mit den wissenschaftlichen Begriffen der politischen Ökonomie diskutieren, und „Gewinn“ und „Profit“ streng unterscheiden und sich über eine Theorie des Werts streiten, ohne die ernst zu nehmende Wirtschaftswissenschaft nicht auskommt (wohl aber die so genannte „Volks“wirtschaftslehre, die den Anspruch der Wissenschaftlichkeit, also die Welt objektiv und nicht interessegeleitet zu erkennen, ehrlicherweise aber auch gar nicht erhebt). Man kann also einfach fragen: Falls die Löhne steigen, sinkt der Gewinn. So weit d’accord?

Nein, sind wir nicht, weil der Profit von vielen anderen Faktoren abhängt. Aber wir tun mal so, als ob diese einfache Sicht der Dinge wahr wäre. Was ist also so schlimm daran, wenn die Profite der Kapitalisten sänken? Müssen sich alle Bürgerinnen und Bürger in Säcke hüllen, Asche auf ihre Häupter streuen und zum heiligen Ludwig Erhard wehklagen und ihn um Erlösung „der Märkte“ bitten? Um das beurteilen zu können, müsste man ja wissen, wie hoch die Gewinne sind. Sind wir uns wenigstens hier einig?

Wie kann man also als ein Journalist, der sich selbst ernst nimmt, den Automatismus annehmen, dass steigende Löhne „die Wirtschaft“ irgendwie „schwächten“? Kann man nicht, aber machen sie alle, da viele Journalisten sich als Lautsprecher des Kapitals verstehen oder sich auf einen nicht ausgesprochenen common sense berufen, bestimmte Dinge, die die herrschende Klasse aufregen würde, gar nicht erst anzusprechen. Oder kennt eine(r) der wohlwollenden Leserinnen und geneigten Leser einen deutschen Journalisten in Lohn und Brot, der die „Systemfrage“ stellt, also den Kapitalismus nicht als das teleologische Ziel und Ende der Menschheitsgeschichte ansieht – und das auch schreiben darf? Ich nicht. Nach dem Zusammenbruch des ersten – und schon von Beginn an vermutlich untauglichen – Versuchs, auf deutschem Boden eine Alternative zum Kapitalismus aufzubauen, ist jeder Gedanke und sind sogar die Worte, die eine linke Utopie beschreiben könnten, vorerst verschwunden oder werden, wie hierzulande üblich, ins Phantomreich der Religion und der Moral verwiesen („faire“ Preise, „gerechte“ Löhne).

Wir waren aber bei den Tintenfischringen und Schweinedärmen. Den Nachgeborenen muss man vielleicht erklären, wie sich die römische Latifundienwirtschaft, das Feudalsystem (um das „Mittelalter“ ökonomisch zu beschreiben) und der voll entwickelte Kapitalismus in Bezug auf die Produktion von Lebensmitteln unterscheiden. Im alten Rom wurden bestimmte Lebensmittel mit Hilfe von Sklavenarbeit hergestellt, weil das am günstigten war. Diese Produkte – wie etwa Olivenöl – gelangten auf die Märkte in den Städten. Getreide gehörte übrigens nicht dazu. Das alte Rom bestand mehrheitlich aber immer noch aus (Klein-)Bauern, wie etwa auch das vorrevolutionäre China Anfang des 19. Jahrhunderts. Lebensmittel, vor allem Luxus- oder arbeitsintensive Güter, wurden also innerhalb des riesigen römischen Weltreiches hin- und hertransportiert, es gab aber keinen entwickelten Markt.

Das gilt auch für die Feudalzeil: Die Leibeigenschaft der Bauern ermöglichte es den Grundbesitzern, denen deren Produkte abzupressen, so dass sogar die Städte noch etwas abbekamen, obwohl die zum großen Teil sich selbst versorgen konnten. Es wäre also kaum jemand auf die Idee gekommen, zum Beispiel massenhaft Fisch von der Nordsee nach Bayern zu transportieren.

Ich habe ein kleines Schaubild gemacht, um zu zeigen, wie das heute funktioniert: Da auch der Handel mit Lebensmittel zur Gänze in den kapitalistischen Markt eingebunden ist und somit auch die Produktion, werden bestimmte Dinge nicht dort produziert, wo sie gebraucht werden, sondern dort, wo am meisten Profit damit zu machen ist. Es erstaunt doch sehr, dass Kapitalisten, die Hühner, Zucker oder Sonnenblumenöl herstellen lassen, immer noch Gewinne machen, obwohl man spontan vermutet, dass die Kosten für den Transport rund um den Globus und auch für die Lagerung der verderblichen Ware immens sein müssten?! Warum essen wir hier Knoblauch aus China oder Hühner aus den USA oder Blumenkohl aus Mexiko? Das wächst doch hier in der Gegend auch, und Hühner leben auch in Deutschland?

Natürlich gibt es keine „Volkswirtschaft“, wenn man diesen suggestiven Begriff überhaupt in den Mund nehmen will – mit „Völkern“ oder „Völkischem“ hat Ökonomie nichts zu tun. Der Kapitalismus unterjocht eben die ganze Welt, das ist seine fortschrittliche Dynamik, das Revolutionäre – selbst die kleinste hinterwäldlerische Hütte wird in seinen Bann gezogen. Nur in abgeschiedenen Regionen können sich noch andere ökonomische Formen halten, etwa die bäuerlichen Genossenschaften in den Anden, das Kastensystem Indiens, Subsistenzwirtschaften oder Nomaden in Afrika.

Im Kommunistischen Manifest (1848) heisst es pathetisch im Originaltext:
Man hat uns Kommunisten vorgeworfen, wir wollten das persönlich erworbene, selbsterarbeitete Eigenthum abschaffen; das Eigenthum, welches die Grundlage aller persönlichen Freiheit, Thätigkeit und Selbständigkeit bilde.
Erarbeitetes, erworbenes, selbstverdientes Eigenthum! Sprecht Ihr von dem kleinbürgerlichen, kleinbäuerlichen Eigenthum, welches dem bürgerlichen Eigenthum vorherging? Wir brauchen es nicht abzuschaffen, die Entwickelung der Industrie hat es abgeschafft und schafft es täglich ab.
Oder sprecht Ihr vom modernen bürgerlichen Privateigenthum?
Schafft aber die Lohnarbeit, die Arbeit des Proletariers ihm Eigenthum? Keineswegs. Sie schafft das Kapital, d. h. das Eigenthum, welches die Lohnarbeit ausbeutet, welches sich nur unter der Bedingung vermehren kann, daß es neue Lohnarbeit erzeugt, um sie von Neuem auszubeuten. Das Eigenthum in seiner heutigen Gestalt bewegt sich in dem Gegensatz von Kapital und Lohnarbeit. Betrachten wir die beiden Seiten dieses Gegensatzes. Kapitalist sein heißt nicht nur eine reinpersönliche, sondern eine gesellschaftliche Stellung in der Produktion einnehmen.
Das Kapital ist ein gemeinschaftliches Produkt und kann nur durch eine gemeinsame Thätigkeit vieler Mitglieder, ja in letzter Instanz nur durch die gemeinsame Thätigkeit aller Mitglieder der Gesellschaft in Bewegung gesetzt werden.
Das Kapital ist also keine persönliche, es ist eine gesellschaftliche Macht.

Diese Macht umspannt jetzt die ganze Welt, zur Zeit der Urväter der politischen Ökonomie war das noch nicht einmal in Ansätzen abzusehen. Wenn man aber alles über den weltweiten Markt (WWM) regelt, dann muss man auch alle Konsequenzen in Kauf nehmen:
Je ein Kapitalist schlägt viele tot. Hand in Hand mit dieser Zentralisation oder der Expropriation vieler Kapitalisten durch wenige entwickelt sich die kooperative Form des Arbeitsprozesses auf stets wachsender Stufenleiter, die bewußte technische Anwendung der Wissenschaft, die planmäßige Ausbeutung der Erde, die Verwandlung der Arbeitsmittel in nur gemeinsam verwendbare Arbeitsmittel, die Ökonomisierung aller Produktionsmittel durch ihren Gebrauch als Produktionsmittel kombinierter, gesellschaftlicher Arbeit, die Verschlingung aller Völker in das Netz des Weltmarkts und damit der internationale Charakter des kapitalistischen Regimes. („Das Kapital, „Die sogenannte ursprüngliche Akkumulation“)

Was war also mit den Calamari? Die werden gefälscht, weil Kapitalisten anderen Kapitalisten „totschlagen“, bei Strafe des eigenen Untergangs, wenn sie es nicht tun. Kapitalisten, in Volkswirtschaftssprech „Unternehmer“, sind Charaktermasken. Sie tun, was sie tun müssen. Wer andere nicht unterbietet, verliert. Man kämpft mit allen Mittel, Moral gibt es nicht. Es geht nicht anders, niemand kann sich dem entziehen.
Die nationalen Absonderungen und Gegensätze der Völker verschwinden mehr und mehr schon mit der Entwicklung der Bourgeoisie, mit der Handelsfreiheit, dem Weltmarkt, der Gleichförmigkeit der industriellen Produktion und der ihr entsprechenden Lebensverhältnisse. (Kommunistisches Manifest)

Das ist nur der Anfang. Der große Marxsche Irrtum war, dass er glaubte, die Revolte stellte sich zwangsläufig ein und man müsse dem notfalls mit Gewalt nachhelfen. „Das Proletariat eines jeden Landes muß natürlich zuerst mit seiner eigenen Bourgeoisie fertig werden“? Ganz falsch. Nationen spielen gar keine wichtige Rolle mehr.

Nun fragt man sich: Wie soll das alles enden? Das lasse ich die geneigten Leserinnen und wohlwollenden Leser selbst entscheiden… Wenn ich meine kosmologischen Erwägungen dazu formulierte, würde dieses Posting viel zu lang, was den hiesigen Gebräuchen krass widerspräche.

Volkswirtschaftliche Grundprobleme

Volkswirtschaftliche Grundprobleme

Das wollte ich euch nicht vorenthalten (Datum!). War damals eine Pflichtveranstaltung.

Warum ist Astronomie wichtig?

Florian Freistetter berichtet auf seinem Blog „Astrodicticum Simplex“ über eine wissenschaftliche Arbeit mit dem Titel „Why is Astronomy Important?“: „In ihrer Arbeit listen Rosenberg und ihre Kollegen auf, wo Forschung und Technik die ursprünglich für die Astronomie entwickelt worden sind, heute überall in ganz anderen Gebieten eingesetzt wird.“

Beispiele:

  • Die Technik der Apertursynthese wurde ursprünglich für die Radioastronomie entwickelt; wird heute aber in der medizinischen Bildgebung (MRI-Scan, Computertomografie, etc) angewendet.
  • Sensoren die zur Teleskopsteuerung entwickelt wurden, werden zur Temperaturüberwachung in Brutkästen für Babys eingesetzt.
  • Eine Technik zur Verbesserung der Bildqualität von radioastronomischen Aufnahmen aus dem Jahr 1977 wird heute überall in WLAN-Netzwerken verwendet.
  • Die gaschromatische Analyse von Gepäckstücken auf Flughäfen, bei denen nach Sprengstoff und Drogen gesucht wird, stammt von einer Marsmission.

Mistwetter 2.0 und strategisches Denken

tancred's landingTancred's LandingTancred's Landing

Die Bilder zeigen meine Gor-Sim „Tancred’s Landing“ in Second Life bei schlechtem Wetter.

Heise: „Videospiele können bei regelmäßiger Nutzung einige geistige Fähigkeiten verbessern. Dazu gehören zum Beispiel die räumliche Orientierung, strategisches Denken und die Gedächtnisbildung.“

Das erklärt vermutlich, warum meine räumliche Orientierung und mein Gedächnis gut sind und warum ich strategisch denken kann.

Wild Cat 2.0


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Ich fürchte, so sehen Kriege der Zukunft aus, auch gegen die eigene Bevölkerung. Die Science-Fiction-Autoren können gar nicht so schnell nachkommen…
Imagine this but 10 times bigger with a 50 cal gun and a rocket launcher covered in solid armor. That is the future ladies and gentleman. Prepare to start shitting your pants.

Außerirdische werden nicht auf die Sonde stoßen

Ein Foren-Kommentar bei Heise zur Meldung, dass die Raumsonde Voyager 1 unser Sonnensystem verlassen habe:

„Außerirdische werden nicht auf die Sonde stoßen, zumindest nicht bevor sie auf uns gestoßen sind. Die Sonde kann sich in absehbarer Zeit ja überhaupt nicht relevant von unserem System entfernen, zudem verschwindet sie im Dunkel, wenn die Energie aufgebraucht ist. Und da die Aliens somit für eine Entdeckung eh schon hier in der Nähe sein müßten, dürfte die Erde dank des Funkfeuers, das wir hier abbrennen, praktisch um den Faktor unendlich einfacher zu finden sein, als dieses dunkle Staubkorn.

Aber wer weiß, vielleicht kracht sie auch bald gegen die Bühnendekoration.“

30 Billionen oder 100 Billionen?

Morgenpost

Deutsche Kulturbilder der Berliner Morgenpost Februar 1931 – diese „Postkarte“ ist eine Quittung der Berliner Morgenpost „über 60 Pfennig für die 06. Woche vom 08.02. bis 14.02.1931“.

Die „Morgenpost“ schreibt im Februar 1932: „Dreißig Billionen Zellen hat der Leib des Menschen. Würde ein Flieger [sagte man damals „Flieger“ statt „Flugzeug“?] die Zellen eines Menaschen als Perlen-Kette [schrieb man damals offenbar auseinander] wie von einer Spule abrollen, so reichte das Zellenband fünfmal um die Erde.

Spektrum der Wissenschaft schreibt heute: „Ein Erwachsener besteht aus (..) 100 Billionen (…) Zellen. Legte man die durchschnittlich nur 40 Tausendstel Millimeter kleinen Zellen aneinander, reichten sie vier Millionen Kilometer weit – oder 100-mal um die Erde. Und selbst wenn man in jeder Sekunde eine Zelle an die andere reihte, würde das Ziel erst nach über drei Millionen Jahren erreicht.“

30 Billionen oder 100 Billionen? Fünf Mal oder hundert Mal? Offenbar haben die Biologen seit 1932 noch mal nachgezählt.

Sexuell explizite und aufreizende feuchte Inhalte unter besondere Berücksichtigung der Idee des gefühlten sozialen Aufstiegs und des Schmutzes im Auge des Betrachters

Feuchtgebiete

Majestic Film Verleih GmbH (via Pornoanwalt):
So wurde der Trailer zum Kinofilm „Feuchtbebiete“ „leichtsinnigerweise von der FSK ab 12 Jahren freigegeben“ von Facebook, Google & YouTube wegen „sexuell expliziter und aufreizender Inhalte“ als nicht jugendfrei von ihren Plattformen verbannt bzw. für werbliche Nutzungen gesperrt.

Das soll keine Werbung für den Film sein. Wer von einem „Skandal-Bestseller“ spricht, hat genau die calvinistische Attitude der Zensoren und Jugendschutzwarte, die jede Andeutung von Sexualität aus der Öffentlichkeit verbannen wollen. Für die einen ist nackte Haut sittenwidrig“ und „entwicklungshemmend“, und für die anderen ist nackte Haut ein „Skandal“, aus dem man Geld macht.

Vielleicht sind die geneigten Leserinnen und wohlwollenden Leser auch an meiner ganz privaten Theorie zum Thema interessiert. Ich denke schon seit längerem darüber nach, warum Perioden der politischen Restauration und Reaktion auch immer mit Prüderie einhergehen. Hier ein Zitat meiner Lieblingsethnologin Mary Douglas („Reinheit und Gefährdung. Eine Studie zu Vorstellungen von Verunreinigung und Tabu. Berlin 1985):

Die Grundlagen politischer Macht sind meistens instabil. (…) Entsprechend kann die ideale gesellschaftliche Ordnung dadurch geschützt werden, daß den Übertetern dieser Ordnung Gefahren angedroht werden. Dieser Gefahrenglaube ermöglichst es den Menschen, andere durch Drohung zu etwas zu nötigen.

Über die vermeintlichen „Gefahren“ durch das andere Geschlecht und durch Sex:
Es wäre nicht plausibel anzunehmen, sie [die Vorstellungen] sagten etwas über die tatsächlichen Beziehungen zwischen den Geschlechtern aus. Bei vielen dieser Vorstellungen erscheint es mir sinnvoller, sie als Symbole der Beziehung zwischen verschiedenen Teilen der Gesellschaft zu interpretieren, als Konstrukte, die die hierarchische oder symmetrische Ordnung des umfassenden sozialen Systems widerspiegeln.

Das bedeutet: Die zumeist unausgesprochenen Regeln und Normen einer Gesellschaft, wie mit Sex oder Bildern desselben umzugehen sei, beschreiben das Verhältnis der Geschlechter, das aber wiederum symbolisch das System der politischen Macht darstellt. (So kann man auch den Feminismus à la Alice Schwarzer aka PorNO interpretieren.)

Anders gesagt: Je mehr die verschiedenen Klassen der Gesellschaft unter Druck stehen, um so mehr ist es nötig, das „Verhalten“ der Menschen zu reglementieren, um sozialen Abstieg symbolisch zu vermeiden. Die Renaissance der „Benimmcodes“ in Deutschland wäre ein Beispiel. Zum Verhalten gehört auch der Umgang mit Sex und dessen Abbildungen. Ganz vereinfacht: Je größer die Furcht, sozial abzusteigen oder von Aufsteigern bedrängt zu werden, um so wichtiger wird Prüderie.

Prüde ist aber nie die herrschende Klasse, die lacht nur über Verhaltensvorschriften. Prüde ist immer die Mittelschicht, die schon immer irrig der Illusion huldigte, „Benehmen“ und „Erziehung“ oder „Moral“ seien Garanten, den eigenen sozialen Status abzusichern oder gar aufzusteigen. Diejenigen, die früher Heime für gefallene Mädchen betrieben, widmen sich heute dem „Jugendschutz“ und zensieren nackte Haut in den Medien.

Wikipedia zu Mary Douglas: „Schmutz ist nach Douglas nichts Absolutes, sondern liegt im Auge des Betrachters“. Quod erat demonstrandum.

Mein Strohhut, eine leckere Dame und die Maske des bürgerlichen Klasseninteresses

beautystrohhut

Da ich seit gestern Abend kein schnelles Internet habe, sondern eines auf Akustikkoppler-Niveau (die Telekom arbeitet dran), beschloss ich nach dem spartanischen Frühstück, erst zu joggen. Als ich im 10 Uhr abgekämpft bei schon knapp 30 Grad wieder nach Hause kam, beschloss ich zudem, meinen Strohhut zu reaktivieren, den ich 1982 im Osten Kolumbiens – in Vistahermosa in der Nähe der Sierra de la Macarena – erworben hatte. Ich weiß gar nicht, warum man so ein praktisches Teil nicht hier auch verkauft und trägt.

Aber so in der Sonne zu braten, ist auch langweilig, zudem die leckere Dame, die mich mit ihrem Anblick erfreute, bald gehen musst. Ich konnte mich aber noch verbal für den ästhetischen Genuss bedanken, was auch sie erfreute.

Ich werde mich wohl jetzt mit Habermas‘ „Strukturwandel der Öffentlichkeit“ in ein Café setzen. Ich habe das Buch zum ersten Mal in den 70-ern gelesen; ich wundere mich, warum Habermas nicht im Verfassungsschutzbericht auftaucht, zumal er die Heilslehre der „Freien Marktwirtschaft“ und deren Gläubige auf allerhöchstem theoretischen Niveau ständig abwatscht:

Marx denunziert die öffentliche Meinung als falsches Bewußtsein: sie verheimlich vor sich selbst ihren wahren Charakter als Maske des bürgerlichen Klasseninteresses. Seine Kritik der Politischen Ökonomie triffe in der Tat die Voraussetzungen, auf denen das Selbstverständnis der politisch fungierenden Öffentlichieit beruhte. Ihr zufolge kann sich das kapitalistische System, sich selbst überlassen, nicht krisenfrei als eine ’natürlich Ordnung‘ reproduzieren. (S. 151)

Wahrscheinlich ist Habermas nur deshalb nicht in Deutschland gesellschaftlich geächtet, weil PolitikerInnen zu faul oder zu dumm sind, seine Bücher zu lesen. Allerdings hat er auf seine alten Tage die Verehrung höherer Wesen und anderen Formen des Aberglaubens wieder ernst genommen; das nehme ich ihn persönlich übel.

Die Privatsphäre im Verwertungsprozeß des Kapitals

„Der Idee zufolge, die die bürgerliche Gesellschaft von sich hat, kann das System der freien Konkurrenz sich selbst regulieren; ja, nur unter der Voraussetzung, dass keine ausserökonomische Instanz in den Tauschverkehr eingreift, verspricht es, im Sinne der Wohlfahrt aller und der Gerechtigkeit nach dem Maßstab individueller Leistungsfähigkeit zu funktionieren. (…)

Staatliche Eingriffe ohne Ermächtigung durch ein Gesetz sind, ihrem soziologischen Sinne nach, nicht primär darum verwerflich, weil sie naturrechtlich statuierte Prinzipien der Gerechtigkeit verletzten, sondern einfach, weil sie unvorhersehbar wären und darum genau die Art und das Maß an Rationalität versagten, das im Interesse der kapitalistisch fungierenden Privatleute liegt.“ (Jürgen Habermas: Strukturwandel der Öffentlichkeit, Neuwied und Berlin 1962)

Sehr aktuell, der Mann. Das Wort „privat“ gibt es im Deutschen erst seit dem 16. Jahrhundert. Man sollte sich mal Gedanken darüber machen, wie unsere Idee der „Privatsphäre“ mit der kapitalistischen Ökonomie zusammenhängt und den mehr oder minder religiösen Ideen, die darüber im Umlauf sind.

„Private Autonomie, die ihren ökonomischen Ursprung verleugnet (…) spielt ihre genau umschriebene Rolle im Verwertungsprozeß des Kapitals. sie garantiert als ein genealogischer Zusammenhang die personelle Kontinuität, die sachlich in der Akkumulation des Kapital besteht und im Recht auf freie Vererbung des Eigentums verankert ist. Vor allem dient sie, als eine Agentur der Gesellschaft, die Aufgabe jener schwierigen Vermittlung, die beim Schein der Freiheit die strenge Einhaltung der gesellschaftlich notwenigen Forderungen dennoch herstellt.“ (ebd.)

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