Die herrschenden Dogmen und Mythen, die Legenden und Ammenmärchen, den Aberglauben, die frechen Lügen

Manchmal ärgere ich mich, dass ich von bestimmten Leuten nicht schon eher erfahren habe. Heute bin ich auf einen geradezu brillianten Artikel von Prof. Dr. Michael R. Kräetke (University of Lancaster, Professor and Chair of Political Economy, früher Professor für Politische Ökonomie in Amsterdam) gestoßen: „Marx als Wirtschaftsjournalist“ (pdf).

Natürlich wäre jemand wie Kräetke in Deutschland nie Professor geworden. Die Wissenschaft „Politische Ökonomie“ gibt es hierzulande gar nicht, sondern nur das quasi-esoterische Fach „Volkswirtschaftslehre“. Um sich ernsthaft mit politischer Ökonomie zu beschäftigen, muss man – wie schon zu Marx‘ Zeiten – wieder ins Ausland gehen. In der schweizer WOZ schrieb Kräetke:
In China gibt es heute wieder eine lebendige Marx- und Marxismus-Diskussion, die sich am „westlichen“ Marxismus und an der Mega orientiert. Die akademischen MarxistInnen, die nach 1968 in Westeuropa und in den USA auf Lehrstühle kamen, sind heute fast alle pensioniert oder haben resigniert. Nach 1990 war es unfein und der Karriere schädlich, MarxistIn (gewesen) zu sein. Doch für akademische MarxistInnen und solche, die es werden wollen, bietet erst die Mega eine zuverlässige Grundlage für eine wissenschaftliche Beschäftigung mit Marx und Engels. Marx vor allem hat – wenn auch in unfertiger Form, als Entwurf und Fragment mehr denn als «Werk» – all das zu bieten, wonach diejenigen rufen, die mit dem heutigen Zustand der Sozialwissenschaften zu Recht unzufrieden sind: die Verbindung von Theorie und Geschichte, das Überschreiten der künstlichen und unproduktiven Disziplingrenzen (auch «Interdisziplinarität» genannt), Sinn für Allgemeines wie für Besonderes, rücksichtlose Kritik alles Bestehenden, einen offenen Blick und das nötige analytische Instrumentarium, um eine Welt zu begreifen, die sich in ständiger Veränderung befindet.

Das wäre ja ein Grund, Mandarin zu lernen, aber das war mir denn doch zu schwierig, obwohl ich es versucht habe. Ich habe aber nicht resigniert.

Kräetke schreibt:
Die Marxschen Analysen und Kritiken der offiziellen Haushaltspläne der britischen Regierungen, seine Erläuterungen der diversen Finanzreformpläne und ihrer absehbaren Folgen ernteten wiederholt höchstes Lob und Anerkennung – auch von erklärten Gegnern seiner Ansichten. Die Redaktion der NYT schloss sich diesem Lob wiederholt an. Marx’ Budgetkritiken wurden offensichtlich ernst genommen, zitiert und nachgedruckt. (…)

Im Wirtschaftsteil der Tageszeitungen, in den führenden Wirtschaftsjournalen wie der Financial Times oder dem Economist findet heute kein Kampf um die Hegemonie mehr statt. Der ist seit langem entschieden. Gerade deshalb kann man in diesen Blättern auch gelegentlich kritische Randbemerkungen zum Sinn und Unsinn der herrschenden Wirtschafts- und Finanzpolitik lesen. Solange man unter sich bleibt, das generelle Einverständnis mit der besten aller ökonomischen Welten nicht gestört wird, darf man sich schon erlauben, sich mit den ökonomischen Fakten zu beschäftigen (…)

Stellen wir uns vor, ein „neuer Marx“, nach dem im bürgerlichen Feuilleton mit schöner Regelmäßigkeit gerufen wird, hätte die einflussreiche Stellung des Wirtschaftsredakteurs einer großen, überregionalen Tageszeitung inne, was würde er, was könnte er tun?

Wäre er ein Mann (oder eine Frau) vom Charakter und Temperament des alten Marx, er (oder sie) würde nicht zögern, die herrschenden Dogmen und Mythen anzugreifen, die Legenden und Ammenmärchen, den Aberglauben, die frechen Lügen, die zusammen unseren heutigen Diskurs über die kapitalistische Weltwirtschaft, über die Wirtschafts-, Finanz- und Sozialpolitik bestimmen, und die leider auch auf der Linken, einschließlich der sozial bewegten, globalisierungs“kritischen“ Linken, geglaubt und mit ingrimmigem Tiefsinn nachgeplappert werden. (…)

Lange würde ihm oder ihr das nicht gelingen, aber die moralische Wirkung wäre schon ungeheuer. Zumindest heute, wo der Glaube an die neoliberalen Mantras bisweilen ins Wanken gerät. Nicht bei den so genannten „Eliten“, wohl aber beim gemeinen Volk. Am Ende vielleicht sogar bei den globalisierungsgläubigen Linken.

What It’s Like to Carry Your Nobel Prize through Airport Security

Der Astrophysiker und Nobelpreis-Gewinner Brian Schmidt versuchte, in den USA in einem Flugzeug zu reisen, weil er seiner Oma in Fargo, North Dakota, die Medaille zeigen wollte. (via Fefe und Scientific American). Dieser Dialog mit den Kontrolleuren des Handgepäcks ist wirklich Comedy pur:

They’re like, ‘Sir, there’s something in your bag.’
I said, ‘Yes, I think it’s this box.’
They said, ‘What’s in the box?’
I said, ‘a large gold medal,’ as one does.
So they opened it up and they said, ‘What’s it made out of?’
I said, ‘gold.’
And they’re like, ‘Uhhhh. Who gave this to you?’
‘The King of Sweden.’
‘Why did he give this to you?’
‘Because I helped discover the expansion rate of the universe was accelerating.’
At which point, they were beginning to lose their sense of humor. I explained to them it was a Nobel Prize, and their main question was, ‘Why were you in Fargo?’

Bruhahahaha.

Gott will es! Deus vult!

crusaders and ISIS

Merkwürdig, dass jetzt darüber gerätselt wird, warum Männer und Frauen aus Europa sich der Terrorgruppe IS anschließen. Eine Wallfahrt mit Waffen hat doch das Christentum erfunden.

Wikipedia: „Durch die Kreuzzugspredigt des Papstes veranlasst, brach im Frühjahr 1096 eine unorganisierte Volksmasse in Richtung Palästina auf. Dieses Kreuzfahrerheer bestand in erster Linie aus einfachen Menschen, Bauern und ihren Familien, weshalb man auch vom Volkskreuzzug spricht. Allerdings waren auch niedriger Adel und einzelne Ritter unter den Kreuzfahrern. Geführt wurde der Zug von Predigern wie Peter von Amiens. Seine ersten Opfer fand dieser voreilige Kreuzzug bereits in Ostfrankreich und im Rheinland (Köln, Mainz, Worms), wo es zu Massenmorden an der jüdischen Bevölkerung kam.“

Man sollte auch erwähnen, dass Papst Urban II, der zu den Kreuzzügen aufrief, seliggesprochen wurde:
Aufhören soll unter euch der Hass, schweigen soll der Zank, ruhen soll der Krieg, einschlafen soll aller Meinungs- und Rechtsstreit. Tretet den Weg zum heiligen Grab an, nehmt das Land dem gottlosen Volk, macht es euch untertan! Gott gab dieses Land in den Besitz der Söhne Israels; die Bibel sagt, dass dort Milch und Honig fließen. Jerusalem ist der Mittelpunkt der Erde, das fruchtbarste Land aller Länder… Bestreitet also diesen Weg, zur Vergebung eurer Sünden.

Wie verhielten sich christliche Terrorgruppen? Die Quellen sind verfügbar, zum Beispiel die „Gesta Francorum“ oder Wilhelm von Tyrus: „Historia rerum in partibus transmarinis gestarum“:

Schauerlich war es anzusehen, wie überall Erschlagene umherlagen und Teile von menschlichen Gliedern, und wie der Boden mit dem vergossenen Blut ganz überdeckt war. Und nicht nur die verstümmelten Leichname und die abgeschnittenen Köpfe waren ein furchtbarer Anblick, den größten Schauder mußte das erregen, daß die Sieger selbst von Kopf bis Fuß mit Blut bedeckt waren. Im Umfang des Tempels sollen an die zehntausend Feinde umgekommen sein, wobei also die, welche da und dort in der Stadt niedergemacht wurden und deren Leichen in den Straßen und auf den Plätzen umherlagen, noch nicht mitgerechnet sind, denn die Zahl dieser soll nicht geringer gewesen sein. Der übrige Teil des Heeres zerstreute sich in der Stadt und zog die, welche sich in engen und verborgenen Gassen, um dem Tode zu entkommen, verborgen hatten, wie das Vieh hervor und stieß sie nieder. Andere taten sich in Scharen zusammen und gingen in die Häuser, wo sie die Familienväter mit Weibern und Kindern und dem ganzen Gesinde herausrissen und entweder mit den Schwertern durchbohrten oder von den Dächern hinabstürzten, daß sie sich den Hals brachen.

Soalng es Menschen gibt, die an höhere Wesen glauben, wird es auch religiös motivierten Terror geben.

PS National Geographic hat zum Beispiel die Toten auf dem Gemälde, das auch die Opfer des Massakers zeigt, das die christlichen Kreuzfahrer Terrorgruppen in Jerusalen anrichteten, wegretouchiertgelassen.

Natürlich die Juden

Marco Tosatti im Vatican Insider (ein Ableger der „La Stampa“): (vgl. auch Latin Times) über die jetzt entdeckte 1500 Jahre alte Bibel, in der Jesus nicht der „Sohn“ Gottes ist und in der Barnabas Judas an seiner statt ans Kreuz geschlagen wird:

„But alas, this extraordinary discovery is probably a hoax, the work of a forger who, according to some, could have been a European Jewish scholar from the Middle Ages.“

Vulgärökonomie

vulgärökonmie

Karl Marx: Das Kapital. Marx erwähnt hier lobend William Petty, den „Vater“ der englischen Nationalökonomie.

Wolfgang Münchau in Spiegel online: „Und die Ökonomen sind so hilflos wie noch nie. Schlimmer noch. Jedes Jahr wiederholen sie die alten Fehler. Der Lerneffekt ist gleich null. (…) Die Modelle, welche den Prognosen zugrunde liegen, funktionieren nicht mehr. Aber die Ökonomen wollen das nicht wahrhaben.“

Wo er recht hat, hat er recht. Der Appell, die „Volkswirte“ zu feuern, wird wirkungslos verhallen. „Volkswirtschaftslehre“ ist eine quasi-religiöse Esoterik, das herrschende kapitalistische System ideologisch zu legitimieren.

Ich schrieb hier am 12.02.2014: „‚Philosophie‘ wäre die Frage zu stellen, ob es nachvollziehbare Gesetze der Ökonomie gebe. ‚Metaphysik‘ wäre zu behaupten, es gebe keine und ‚der Markt‘ sei ein höheres Wesen mit künstlicher Intelligenz. ‚Theologie‘ ist Volkswirtschaftslehre. ‚Wissenschaft‘ wäre die Methode von Marx und der klassischen bürgerlichen Ökonomie, die immerhin versucht hat, die Gesetze wirtschaftlichen Handelns und deren Voraussetzungen zu verstehen.“

„Volkswirtschaftler“ gab es schon zu Marx‘ und Ricardos Zeiten. Marx nannte die schlicht „Vulgärökonomen„.

Sexy Mathematik

riemann

Kann mir jemand erklären, wofür genau Maryam Mirzakhani die Fields-Medaille bekommen hat?

„…herausragende Beiträge zur Geometrie und Dynamik Riemannscher Flächen und ihrer Modulräume“, wobei sie „Methoden verschiedener Gebiete wie algebraische Geometrie, Topologie und Wahrscheinlichkeitsrechnung zusammengebracht habe“. OMG.

„Riemannsche Flächen sind die einfachsten geometrischen Objekte, die lokal die Struktur der komplexen Zahlen besitzen.“ Ach ja? „Die riemannsche Fläche ist – historisch gesehen – die Antwort darauf, dass holomorphe Funktionen nicht immer eindeutige Fortsetzungen haben.“ Das hätte ich jetzt nicht gedacht. SCNR

Maryam Mirzakhani has made stunning advances in the theory of Riemann surfaces and their moduli spaces, and led the way to new frontiers in this area. Her insights have integrated methods from diverse fields, such as algebraic geometry, topology and probability theory.

In hyperbolic geometry, Mirzakhani established asymptotic formulas and statistics for the number of simple closed geodesics on a Riemann surface of genus g. She next used these results to give a new and completely unexpected proof of Witten’s conjecture, a formula for characteristic classes for the moduli spaces of Riemann surfaces with marked points.

In dynamics, she found a remarkable new construction that bridges the holomorphic and symplectic aspects of moduli space, and used it to show that Thurston’s earthquake flow is ergodic and mixing.

Most recently, in the complex realm, Mirzakhani and her coworkers produced the long sought-after proof of the conjecture that – while the closure of a real geodesic in moduli space can be a fractal cobweb, defying classification – the closure of a complex geodesic is always an algebraic subvariety.

Mein English ist ja nicht schlecht, aber ich muss die Segel komplett streichen; ich verstehe ja schon auf Deutsch kaum etwas.

Ceterum censeo: Hyperintelligente Frauen finde ich hyperattraktiv. Aber vermutlich wäre für die eine Konversation mit mir sehr langweilig.

Why Girls Went So Crazy

vanillepuddibng

Die weinenen Frauen, die den Führer Nordkoreas umklammern, finde ich gar nicht komisch. Ich versuche eher zu verstehen, warum das für uns so seltsam aussieht – weil wir es nicht gewohnt sind, dass Groupies von Popstars Uniformen tragen? (Andere Version)

Gehen wir die Sache rational und wissenschaftlich an. The Conversation schreibt:
Lots of tears and lots of screaming. But what can neuroscience tell us about what might have been happening in their brains? (..) Typically, we equate crying with sadness and fainting with illness. The truth is, our brains are actually pretty dumb, and any sudden, strong emotion – from happiness to relief to stress – can elicit these vulnerable physical reactions.

Nun gut, auf „pretty dumb“ wäre ich auch selbst gekommen. SCNR.

Acting via the hypothalamus, the sympathetic nervous system is designed to mobilise the body during times of stress. It’s why our heart rate quickens, why we sweat, why we feel ready to run. The parasympathetic nervous system, on the other hand, essentially calms us back down. The parasympathetic nervous system does something funny, too. Connected to our lacrimal glands (better known as tear ducts), activation of parasympathetic receptors by the neurotransmitter acetylcholine results in tear production. So for those fans relieved to finally see their Fab Four, tears were commonplace. („Viele kognitive Prozesse sind an Acetylcholin als Botenstoff gebunden.“)

Das „Wall Street Journal“ befasst sich („Inside the Brains of Bieber Fans“) ebenfalls mit dem Phänomen und résumiert: „Neuroscience Offers Explanation; a ‚Safe‘ Infatuation“. Also eine Art „geschütztes“ Ausflippen, um in pubertärem Alter die eigenen Grenzen zu erfahren. „It primarily affects preteen and teen girls“.

Hearing familiar, favorite music stimulates the release of dopamine, the neurotransmitter involved in pleasure and addiction, providing the same rush as eating chocolate or that winning does for a compulsive gambler.

Nur dass es nicht Musik sein muss, sondern jedweder Reiz, der in der jeweiligen Kultur als Auslöser definiert worden ist, also zum Beispiel auch der Anblick eines „geliebten und größten anzunehmenden Führers“.

…adolescent girls are far more likely to become infatuated with pop stars, experts say, because they are awakening to romantic and sexual feelings that are both intoxicating and scary.

Well said. Intoxicating and scary. Ich vermute auch, dass die abgebildeten Frauen ziemlich jung sind und nicht viel Gelegenheit finden, „romantic and sexual feelings“ auszuleben.

Jonathan – the oldest living land creature

BBC: „Meet Jonathan, St Helena’s 182-year-old giant tortoise“.

Neu in meiner … äh … Bibliothek

neu

Lasciate ogni speranza, voi ch’entrate!


Das Video wird von YouTube eingebettet und erst beim Klick auf den Play-Button geladen. Es gelten die Datenschutzerklärungen von Google.

TV-Novosti: „A mysterious giant crater has been discovered in a remote part of Siberia, dubbed by locals ‘the end of the world’, and is now puzzling scientists.“

Ich denke da an Dante (der übrigens ganz großartig ist und zum humanistische Bildungskanon gehört).

Microimplants

microimplants

Foto: Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America

PNAS (via Spiegel online): „Wireless power transfer to deep-tissue microimplants (…) Advances in miniaturization paved the way for tiny medical devices that circumvent conventional surgical implantation, but no suitable method for powering them deep in the body has been demonstrated“.

Bei dieser Methode geht es darum, medizinische Geräte, die sehr klein und im Körper implantiert sind (vgl. Foto), drahtlos mit Energie zu versorgen. Das wurde bisher mit Hilfe der elektromagnetischen Induktion bewerkstelligt: „Unter elektromagnetischer Induktion (auch Faradaysche Induktion, nach Michael Faraday, kurz Induktion) versteht man das Entstehen eines elektrischen Feldes durch Änderung der magnetischen Flussdichte.“

We report a wireless powering method that overcomes this challenge by inducing spatially focused and adaptive electromagnetic energy transport via propagating modes in tissue. We use the method to realize a tiny electrostimulator that is orders of magnitude smaller than conventional pacemakers. The demonstrated performance characteristics far exceed requirements for advanced electronic function and should enable new generations of miniaturized electronic implants.

Spiegel online schreibt: „Sie verwenden einen Bereich des Magnetfeldes zur Energieübertragung, der größere Abstände zur Quelle erlaubt, auch Mittelfeld genannt. Dessen elektromagnetische Strahlung dringe mühelos durch jede Art von lebendem Gewebe, auch bei mehreren Zentimetern Dicke. Das Magnetfeld zur Energieübertragung wird dabei von Spulen erzeugt, die quasi auf der Haut aufliegen.“

Das ist IMHO nicht ganz richtig, auch das Wort „Mittelfeld“ ist ungenau übersetzt. Wann man nach „Midfield and near-field power“ aus dem Originaltext sucht, erhält man gleich Fundstellen zu den Quellen, von denen deutsche Medien gern abschreiben, ohne sie zu nennen, z.B. Motherboard: „We Can Now Wirelessly Power Tiny Electronic Devices Implanted in the Body“ (lesenswert!)

The breakthrough comes thanks to the use of what the researchers are calling ‚midfield powering.‘ Traditionally, wireless charging has used near field powering, which requires the power source and the thing being powered to be nearly touching, and advances have been made to allow wireless charging further away. Naturally, midfield powering occurs somewhere in between—perfect for having a power source outside the body and a device being powered in, say, your heart. (…)

Da haben künftige Sci-Fi-Autoren aber was zum Nachdenken und Schreiben. Es müssten ja nicht nur medizinscihe Implantate sein, sonder auch alles, was in Kreimeiers Seterra-Trilogie schon vorkommt und was sich George Orwell gar nicht hat ausdenken können. Das erinnert mich an Filme wie „Lockout „und natürlich an „Fortress – Die Festung„.

By the way und jetzt zu etwas ganz anderem: Ich wusste gar nicht, dass der Experimentalphysiker Michael Faraday zu den Sandemanianer gehörte. Das ist eine chistliche Sekte, die aus der Anglikanischen Kirche in England entstanden und in die Gruppe der Apostolischen Gemeinschaften einzuordnen ist. Daraus haben sich später die Neuapostolischen Gemeinschaften entwickelt, ein weiteres Sekten-Konglomerat, zu der auch die „Neuapostolische Kirche“ (NAK) gehört, eine christliche Sekte, in der ich zwangweise aufgewachsen bin. Die NAK hält wohl den Rekord an Abspaltungen, und deshalb stehe ich bei Wikipedia auch in den Links zum Thema Apostolische Gemeinde Wiesbaden – über die hatte ich in meinem ersten Buch „Unter Männern“ eine kurze Reportage geschrieben.

Die Reportage ist im Volltext auf spiggel.de – dem Vorläufer von burks.de – zu lesen: [[Neuapostolische Kirche] Unter Aposteln 1] [[Neuapostolische Kirche] Unter Aposteln 2][[Neuapostolische Kirche] Unter Aposteln 3].

Ich habe ja auch einen eingebauten Sektendetektor, der ausschlägt, wenn jemand in meiner Umgebung etwas Religiöses und/oder Esoterisches (z.B. Veganismus-Asketismus) sagt. Mir stehen dann sofort die Haare zu Berge.

Größter Dinosaurier aller Zeiten

Museo Paleontológico Egidio Feruglio (Patagonien, Argentinien): Descubren en Chubut el dinosaurio más grande del mundo (Größter Dinosaurier aller Zeiten entdeckt). Interessante Bilder!

LROC: LNPM

Lunar Reconnaissance Orbiter (LRO) Camera: LROC Northern Polar Mosaic (LNPM)

Entschuldigung an die wohlwollenden RSS-Feed-Reader und geneigten RSS-Feed-Readerinnen.

Gleichung

gleichung

In der Mathematik lässt sich der Begriff Gleichung, der ansonsten unter „Deutsch des Grauens“ subsummiert werden würde, kaum vermeiden. Die wohlwollenden Leserinnen und geneigten Leser erkennen sicher sofort, um welche Gleichung es sich handelt und wer sie aufgestellt hat und was sie beschreibt.

Soziales Konformitätsverlangen oder: Ist Currywurst links?

currywurst

Nach der Regel der Distanzierung vom physiologisch Ursprünglichen (bzw. der ‚Reinheitsregel‘) gilt, daß mit wachsendem Druck der sozialen Situation auf die an ihr beteiligten Personen das soziale Konformitätsverlangen dahin tendiert, sich durch die Forderung nach strikter Kontrolle der körperlichen Funktionen auszudrücken.*

„Das Wort vegan geht auf den Engländer Donald Watson zurück, der 1944 die Vegan Society gründete, eine Abspaltung der englischen Vegetarian Society (Vegetarier-Gesellschaft).“ Über Donald Watson lesen wir: „Zu welchem Zweck die Schweine dienten, erkannte er, als er sah, wie eines geschlachtet wurde – was sein Leben grundlegend veränderte. (…) Außerdem lehnte er jeglichen Konsum von Alkohol, Zigaretten oder anderen Suchtmitteln strikt ab.“

Um gleich mit der Tür ins Haus zu fallen: Veganismus ist eine Form der protestantischen Askese und politisch reaktionär, was viel über das Lebensgefühl der Pseudolinken hier in Deutschland aussagt, unter denen diese esoterische Religion zur Zeit grassiert.

„Askese“ ist ein komplizierter Begriff und natürlich nicht auf den Protestantismus beschränkt. Im Prinzip geht es um Magie: Man verzichtet auf etwas in dem Glauben, die Götter seien einem dann gewogen. Die Askese ist ethnologisch verwandt mit dem Opfer. Magisches Verhalten dient insbesondere dazu, eine Gruppe und ein soziales Milieu zu schaffen, dessen Mitglieder sich untereinander erkennen wollen, „ein Milieu, das (…) von anderen Milieus abgegrenzt und unterschieden werden soll. Streng genommen genügen eine einfache Haltung, ein Gemurmel, ein Wort, eine Geste oder ein Blick, um anzuzeigen, daß dieses Milieu vorliegt.“**

Es reicht also nicht, nur bestimmte Vorschriften zu beachten, was die Nahrung betrifft, sondern es geht um ein Lebensgefühl, das sich in jedem Detail der Attitude wiederspiegelt: Wer heutzutage vegan isst, mag auch Wursthaare, wird vermutlich kaum ein traditionelles Holzfällerhemd oder ein Kostüm tragen und weiß, was ein „Plenum“ (Latein!) ist.

Der Kapitalismus ist bekanntlich nicht in einer „Krise“, sondern die Krise ist ein Feature desselben: Die Armen sollen ärmer werden und die Reichen reicher, weil der tendenzielle (nicht der absolute!) Fall der Profitrate das Kapital in „konjunkturellen Schüben“ dazu zwingt, die Löhne zu senken, eine industrielle Reservearmee auf Vorrat zu halten, um das Proletariat zu disziplinieren, und sich neue Ressourcen und Märkte zu erobern, um die Profite zu garantieren.

Vegetarisch zu leben oder gar vegan, ist teuer. Die Armen können sich das gar nicht leisten. Ich meine nicht die relativ Armen in Deutschland, wo niemand verhungern muss, sondern die wirklich Armen in aller Welt, denen es nicht darum geht, die Nahrung als Teil der Attitude zu verstehen, mit der man ausdrücken will, gut zu sein, sondern die schlicht nichts zu fressen haben und sich sorgen müssen, dass sie nicht verhungern. Man isst das, was es gibt, weil man es sich nicht aussuchen kann. Um vegan zu essen, braucht man ein spezielles Geheimwissen, welche Nahrung woraus hergestellt ist. Bolivianische Bergleute kann man das nicht fragen – die essen eben Cuy und kauen Koka-Blätter.

Der Veganismus-Asketismus ist eine neue Form des Opium des Volkes, wie die Esoterik insgesamt: „Das religiöse Elend ist in einem der Ausdruck des wirklichen Elendes und in einem die Protestation gegen das wirkliche Elend. Die Religion ist der Seufzer der bedrängten Kreatur, das Gemüth einer herzlosen Welt, wie sie der Geist geistloser Zustände ist“.“ Man protestiert nicht gegen die Produktionsverhältnisse, sondern dagegen, wie Tiere behandelt werden, weil man sich Ersteres nicht traut.

Wer vegan isst, ist auch mit großer Wahrscheinlichkeit für „fairen“ Lohn und „fairen“ Handel, hat also von Ökonomie keine Ahnung.

Interessant ist es zu beobachten, dass dieser Lebenstil vor allem von Leuten gepflegt wird, die eben nicht arm sind, sondern priviligiert, von Studenten etwa, die besonders in Deutschland vorwiegend aus den bürgerlichen und sozial abgesicherten Schichten stammen. Diese Milieus haben etwas zu verlieren. Die Angst vor dem sozialen Abstieg führt bei denen eben nicht dazu, sich gegen die Verhältnisse zu empören, was auch dazu führen würde, dass sie ihre eigenen Privilegien verlören, sondern zum Zwang, sich innerhalb des Milieus konform zu verhalten. Wer meint, dass man sich an Regeln halten müsse, damit man auf der sicheren Seite sei, gehört weder der herrschenden Klasse an noch zu denen, die wirklich die Systemfrage stellen. Ich schrieb dazu 1998: Nur die Mittelschichten fordern von allen anderen, sich an Regeln zu halten, weil sie „Angst vor dem Absturz“ (Barbara Ehrenreich) haben. Wer aufsteigen will, muß die Werte der Gesellschaft verinnerlichen und sich selbst kontrollieren.

Iss vegan, kontrolliere dich selbst freiwillig beherrsche dich, und tue Gutes! Gib den Armen etwas und kümmere dich um Flüchtlinge (aber nicht um Alte, die in Heimen dahinvegetieren oder um Obdachlose – die sind nicht sexy genug, um Mitleid zu erregen)!

vegan

*Mary Douglas: „Ritual, Tabu und Körpersymbolik. Sozialanthropologische Studien in Industriegesellschaft und Stammeskultur. Frankfurt am Main 1974, S. 3 – eines der interessantesten und klügsten Bücher, das ich besitze.
**Marcel Mauss: Soziologie und Anthropologie Band I: Theorie der Magie – soziale Morphologie, München 1978, S. 83

Dunkle Materie entdeckt oder: Allah ist wie Jahwe

Wenn ich mich morgens durch die Nachrichten wühle, die zu lesen ich für wert erachte, finde ich meistens zahllose Gründe, mich zu ärgern: Ich werde nicht wirklich informiert, obwohl das Gegenteil behauptet wird, es handelt sich nicht um Journalismus, sondern um Propaganda, um Lautsprecher des Kapitals oder um getarnte Pressemeitteilungen, die darauf verzichten, auch unabhängige Quellen zu befragen, Deutsch des Grauens ist an der Tagesordnung.

Was mich interessiert, sind meistens Reportagen, mit denen ich mich ausführlich beschäftigen möchte, wozu mir aber die Zeit fehlt, oder verstörende Geschichten (Javascript erforderlich), die mich aber ratlos zurücklassen.

Fefe prägte heute den wunderbaren Begriff von der „Echokammer der Gleichgesinnten“, was auf große Teile der deutschen Medien ebenso zutrifft wie auf das Sekten-Milieu der Veganer, Esoteriker oder Binnen-I-Talibanesinnen.

Wenn ich mich wirklich erholen will, gehe ich zu den Wissenschaftlern. Die wissen wenigstens, wovon sie reden, und deren Aprilscherze (Javascript erforderlich) sind intellektuell anspruchsvoll und auch komisch.

Fazit: Ich brauche keine Zeitung mehr. Die konkret sollte ich endlich mal abonnieren, weil ich sie eh immer kaufe. Aber ohne Gremliza (geb. 1940) wäre die konkret vermutlich schnell tot und unlesbar. Ein ebenbürtiger Nachfolger ist nicht in Sicht. „Ich bestehe auf dem Recht, ja der Pflicht des Aufklärers, Allah so wenig zu achten und nach Kräften zu verspotten, wie irgendwelche anderen Götter, von Jesus C. bis L. Ron Hubbard. Die Religionsfreiheit, die ich meine, ist die Freiheit von Religion. Damit das klar ist.“ Wer sagt so etwas sonst noch?

Die Jungle World könnte ich online lesen, vergesse es aber immer, und außerdem nervt mich bei derJungle World, dass sie sich dem E-Mai-Verschlüsseln konsequent verweigern und stattdessen auf Facebook herumtrollen. Was soll an dieser Attitude „links“ sein? Nicht mit mir.

Ich weiß gar nicht, ob ich mein eigenes Blog lesen würde, wenn ich nicht ich wäre. Gute Frage, die nur die wohlwollenden Leserinnen und geneigten Leser beantworten können.

Geldschöpfung der Banken als Vermögensrechtsverletzung oder: Der automatische Fetisch der Vulgärökonomen

„Das Geldschöpfungs-Privileg der Banken hat keine Grundlage im geltenden Recht. Eine prinzipien- und verfassungsorientierte Gesetzgebung wird es daher klarstellend aufheben.“ (Michael Köhler (emeritierter Professor für Strafrecht): „Humes Dilemma – oder: Was ist Geld? „Geldschöpfung“ der Banken als Vermogensrechtsverletzung“, in „Festschrift für Wolfgang Frisch zum 70. Geburtstag“, Verlag Duncker & Humblot, zitiert nach EF Magazin. [Wikipedia: „Politikwissenschaftler sehen in der Zeitschrift weltanschauliche und personelle Überschneidungen mit der Neuen Rechten.“])

Man kann Geld zwar drucken, aber nicht „schöpfen“. Ich höre schon wieder die Gesellianer trapsen.

Das Kapital erscheint als mysteriöse und selbstschöpferische Quelle des Zinses, seiner eignen Vermehrung. Das Ding (Geld, Ware, Wert) ist nun als bloßes Ding schon Kapital, und das Kapital erscheint als bloßes Ding; das Resultat des gesamten Reproduktionsprozesses erscheint als eine, einem Ding von selbst zukommende Eigenschaft; es hängt ab von dem Besitzer des Geldes, d.h. der Ware in ihrer stets austauschbaren Form, ob er es als Geld verausgaben oder als Kapital vermieten will. Im zinstragenden Kapital ist daher dieser automatische Fetisch rein herausgearbeitet, der sich selbst verwertende Wert, Geld heckendes Geld, und trägt es in dieser Form keine Narben seiner Entstehung mehr. Das gesellschaftliche Verhältnis ist vollendet als Verhältnis eines Dings, des Geldes, zu sich selbst. Statt der wirklichen Verwandlung von Geld in Kapital zeigt sich hier nur ihre inhaltlose Form. Wie bei der Arbeitskraft wird der Gebrauchswert des Geldes hier der, Wert zu schaffen, größren Wert, als der in ihm selbst enthalten ist. Das Geld als solches ist bereits potentiell sich verwertender Wert und wird als solcher verliehen, was die Form des Verkaufens für diese eigentümliche Ware ist.

Es wird ganz so Eigenschaft des Geldes, Wert zu schaffen, Zins abzuwerfen, wie die eines Birnbaums, Birnen zu tragen.

Und als solches zinstragendes Ding verkauft der Geldverleiher sein Geld. Damit nicht genug. Das wirklich fungierende Kapital, wie gesehn, stellt sich selbst so dar, daß es den Zins nicht als fungierendes Kapital, sondern als Kapital an sich, als Geldkapital abwirft.

Es verdreht sich auch dies: Während der Zins nur ein Teil des Profits ist, d.h. des Mehrwerts, den der fungierende Kapitalist dem Arbeiter auspreßt, erscheint jetzt umgekehrt der Zins als die eigentliche Frucht des Kapitals, als das Ursprüngliche, und der Profit, nun in die Form des Unternehmergewinns verwandelt, als bloßes im Reproduktionsprozeß hinzukommendes Accessorium und Zutat. Hier ist die Fetischgestalt des Kapitals und die Vorstellung vom Kapitalfetisch fertig. (…)

Für die Vulgärökonomie, die das Kapital als selbständige Quelle des Werts, der Wertschöpfung, darstellen will, ist natürlich diese Form ein gefundnes Fressen, eine Form, worin die Quelle des Profits nicht mehr erkenntlich und worin das Resultat des kapitalistischen Produktionsprozesses- getrennt vom Prozeß selbst – ein selbständiges Dasein erhält. (Karl Marx: Das Kapital, Bd. 35, MEW 25)

Kreativer Umgang mit kalkülorientierten Routineberechnungen

„Durch eine Entlastung von kalkülorientierten Routineberechnungen und eine schnelle Visualisierung von Graphen wird ein kreativer Umgang mit mathematischen Fragestellungen ermöglicht“. So etwas formuliert laut „Der Westen“ die grüne Schulministerin Sylvia Löhrmann in Nordrhein-Westfalen. Hintergrund: Eltern von Gymnasiasten sollten gezwungen werden, einen teuren Taschenrechner für ihre Kinder zu kaufen, obwohl es günstigere Alternativen gibt.

Immer, wenn ich das Wort „kreativ“ lese, stellen sich bei mir ohnehin die Rückenhaare hoch. Ich denke an Volkshochschul-Töpferkurse und an genderpolitisch korrekte EsoterikerInnen. „Schöpferisch“ heißt das im Deutschen, und zwar mit und ohne Eigenhöhe. Gebrauch: pseudo-elitärer aufstiegsorientierter-Mittelschichts-Slang „bildungssprachlich“. „Dieses Wort stand 1973 erstmals im Rechtschreibduden.“

„GEW-Landeschefin Dorothea Schäfer hält die Geräte, die auf einen Erlass vom Juni 2012 zurückgehen, nach dem langen Vorlauf für überholt. Erschwerend komme hinzu, dass der Rechner später im Mathematik-Studium nicht mehr genutzt werden dürfe.“

Na super. Schilda ist überall.

Die Prohibitions-Lobby und andere Spatzenhirne

„Mit Heroin – im Gegensatz zu Alkohol – könnte man ein relativ normales Leben führen. Es sind die Umstände, an denen die Leute sterben: unsaubere Spritzen, verunreinigtes Heroin, Hepatitis, HIV. Und im weiteren Sinne die fast immer damit verbundene Kriminalität.“ (Quelle: Martin Müller, Arzt)

Das habe ich 1993 schon geschrieben. Es gibt aber keine rationale Diskussion zu dem Thema. Die Prohibitions-Lobby kann man nur mit den Spatzenhirnen von der FDP/AFD oder mit den Verehrern höherer Wesen vergleichen.

Wissenschaft und Esoterik am Beispiel der Homöopathie

Thomas Grüter auf den SciLogs über den „Ausbau einer unsinnigen Idee“:
Die Homöopathie ist eine Erfindung des deutschen Arztes Samuel Hahnemann (1755 – 1843). Wenn ich sage „Erfindung“, dann meine ich damit, das sie nicht auf älteren Grundlagen aufbaut. Vielmehr beruht sie auf einer Beobachtung Hahnemanns, die er folgenreich falsch interpretierte. (…) Hahnemanns Lehre beruht auf einer falschen, unzulässig verallgemeinerten Beobachtung. Letztlich hat sich die Homöopathie nur behaupten können, weil ihr Erfinder eine Art Glauben daraus gemacht hat und seine Umwelt vor die Wahl gestellt hat, entweder für ihn oder gegen ihn zu sein.

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