British Museum Street View

The British Museum: „The virtual walk-through enables anyone in the world with an Internet connection to explore the roughly 80,000 artifacts on display (which is just 1% of the total collection of at least eight million objects) just as they’re presented in the museum, from the Lewis Chessmen and cat mummies to famously contested artifacts such as the Rosetta Stone and the Elgin Marbles. Visitors start in the yawning expanse of the museum’s Great Court, the largest public square in Europe, with early morning light filtering through the 3,312 glass roof panes. All of the images stitched together into the Street View were captured before and after museum visiting hours, and the galleries of the United Kingdom’s top tourist attraction appear surreally empty.“

Wahnsinn!

Wolf 1061c

UNSW discovery of closest potentially habitable planet - Wolf 1061c

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Mainstream-Ökonomie ist Religion

Taz: „Die Mainstream-Ökonomie weiß nicht mehr, was ein Argument ist. Es werden einfach Behauptungen aufgestellt. Diese sogenannte Neoklassik ist keine Wissenschaft, sondern ähnelt einer Religion, die Glaubenssätze verkündet.“

Sag ich doch.

Der Großmufti und die Islamogermanen

Amin el-Husseini | Hitler

Amin al Husseini und Adolf Hitler, Fotograf Heinrich Hoffmann, Quelle: Wikipedia | Bundesarchiv

Dieser Artikel von mir erschien 1996 in der Berliner Stadtzeitschrift tip – unter dem Titel „Führer unter sich“. Viele der Quellen zum Thema, die heute online verfügbar sind, haben daraus abgeschrieben. Ich habe ihn geringfügig aktualisiert.

Im Sommer 1933 entdeckten Spaziergänger am Ufer eines Sees im Grunewald eine Leiche: Der Ertrunkene war Mohammed Nafi Tschelebi, ein syrischer Student an der Technischen Universität Charlottenburg. Mit ihm verloren die Muslime im Deutschen Reich ihre herausragenste Persönlichkeit.

Während die Islamische Gemeinde in Berlin trauerte, kam Tschelebis Tod den Nationalsozialisten sehr gelegen: Er enthob sie der unangenehmen Pflicht, gegen den prominenten Muslim vorzugehen und sich dadurch bei den Anhängern der Lehre des Propheten unbeliebt zu machen. Die Umstände seines Todes blieben ungeklärt. Auch was mit seiner Leiche geschah und wo sie bestattet wurde, ist nicht bekannt.

Man kann vermuten, dass Mohammed Nafi Tschelebi schon von dern Schergen Hitlers beobachtet wurde. Am 30 Mai 1930 hatte sich, von Tschelebi angeregt, die Deutsche Moslemgemeinde gegründet, später „Deutsch-Muslimische Gesellschaft„. Ihr Ziel war, „das Verständnis für den Islam zu fördern“ und die „Kameradschaft unter den Muslimen in ganz Europa zu pflegen“.

Nicht nur Muslime, sondern auch Andersgläubige – wie Juden und Christen – durften Mitglied werden. Die Nazis hielten diese Organisation zeitweilig für einen „Zufluchtsort für Kurfürstendammjuden„, reiche Deutsche mosaischen Glaubens, die im vornehmen Westend lebten. Auch der kosmopolitische Zuschnitt des Vereins war den Nationalsozialisten suspekt. Bei einigen Mitgliedern witterten sie „bolschewistische Gedanlen.“

Erst mit Mohammed Nafi Tschelebi war ein frischer politischer Wind durch die islamische Gemeinde Berlins gezogen. Eine Gruppe arabischer und nationalistischer Studenten im Tschelebi hatte 1927 die Führung übernommen. Ihr autokratischer Leite, der Inder Abdel Jabbar Kheiri, wurde abgesetzt. Tschelebi übernahm auch den Vorsitz der muslimischen Studentenvereinigungen „Islamia“ und „El-Arabyia“.

Im selben Jahr gründete Tschelebi das „Islam-Institut“* im Humboldt-Haus in der Fasanenstrasse (heute: Literaturhaus) als Gegenpol zu der traditionell mehr konservativen und unpolitischen Islamischen Gemeinde. Das Institut sollte die „Entfremdung zwischen Europa und der islamischen Welt“ überwinden helfen. Seine Gründer verstanden sich als „ehrliche Makler“ in völkerverbindender Mission. Auch bei der Gründung des Islamischen Weltkongresses 1932 in Berlin sass Tschelebi im Vorstand.

Nach Tschelebis Tod führten das Islam-Institut und die Deutsch-Muslimische Gesellschaft nur noch ein Schattendasein. Seine Nachfolger verstrickten sich in endlose Intrigen und Profilierungskämpfe. Das völkerverbindende Motto und der Gedanke der Verständigung zwischen den drei grossen Buchreligionen wurde zu den Akten gelegt.

Dabei mischten die Nazis wenig später kräftig mit. Die deutsche Wehrmacht marschierte 1941 in Richtung Ägypten, und im Irak putschte eine anti-britische Offiziersclique. Die Nationalsozialisten definierten ihre Interessen im Nahen Osten neu. Nach der Eroberung Nordafrikas sollte das britische Mandatsgebiet Palästina von zwei Seiten in die Zange genommen werden. Deutsche Truppen sollten über den Kaukasus vorstossen und im Irak eine Marionettenregierung etablieren.

Der ägyptische Journalist Kamal Eldin Galal gründete am 21.9.41 im Restaurant Berliner Kindl am Kurfürstendamm das „Islamische Zentral-Institut e. V.“ – unter wohlwollender Billigung des Auswärtigen Amtes, das sich eine Propagandawirkung in der arabischen Welt versprach. Die meisten Mitarbeiter des neugegründeten Instituts arbeiteten auch als Journalisten für das Amt, Galal unter dem Decknamen Baschir Sufian.

SS Mullahschule

Im Juni marschierten die Engländer in den Irak ein. Einer der Drahtzieher des Putsches war Amin El-Husseini gewesen, ein fanatischer Antisemit und Mufti von Jerusalem. El-Husseini hatte seine Finger in mehrere Aufständen arabischer Nationalisten in Palästina gehabt und stand auf der englischen Fahndungsliste ganz oben. Der Gesuchte floh über Teheran und Italien nach Berlin.

Dort traf der Mufti am 6.11.41 ein, nannte sich fortan „Grossmufti von Palästina“ und verlangte gleich, dass ihm „eine grössere Judenwohnung“ zur Verfügung gestellt werden sollte. Das geschah – Adresse: Goethestrasse 27 in Zehlendorf. Bald darauf wurde er von Hitler persönlich empfangen.

Amin el-Husseini gelang es in kurzer Zeit, sowohl das „Islamische Zentralinstitut“ als auch die Islamische Gemeinde zu instrumentalisieren und alle seine Gegenspieler kaltzustellen. Bei der Einweihung des Instituts im Prinz-Albrecht-Palais, dem „Haus der Flieger“, wurde der Mufti von der Islamischen Gemeinde als „Führer der arabischen Welt“ begeistert empfangen. In seiner antisemitischen Hetzrede behauptete er unwidersprochen, die Juden seien die „erbittersten Feinde“ der Moslems und seit jeher ein „zersetzendes Element“. „Das Weltjudentum“ hätte den Krieg entfesselt.

In den letzten Kriegsjahren intervenierte el-Husseini von Berlin aus bei diversen Behörden, um zu verhindern, dass osteuropäische Juden auswandern konnten. Adolf Eichmann hatte Mai 1943 den Briten vorgeschlagen, 5000 jüdische Kinder aus Bulgarien nach Palästina emigrieren zu lassen, im Austausch gegen die Freilassung internierter Deutscher im Ausland. Der Mufti protestierte bei der SS – erfolgreich. Die Kinder wurden stattdessen nach Polen geschickt, in den sicheren Tod. Ein deutscher Beamter protokollierte, dass der Mufti die Juden „am liebsten alle umgebracht“ sähe.

Amin el-Husseini | Bosnische Freiwillige

Der Großmufti von Jerusalem bei den bosnischen Freiwilligen der Waffen-SS. Der Großmufti schreitet die Front mit Hitlergruß ab. Credits: Wikipedia | Bundesarchiv

1944 reiste el-Husseini mehrfach nach Bosnien, wo er im Auftrag der SS muslimische Regimenter rekrutierte. Die bosniakische „Waffen-Gebirgs-Division-SS Handschar“ erfreute sich des Wohlwollens Heinrich Himmlers, der sich um die religiöse Erziehung kümmerte. In Dresden wurde eine Mullah-Schule der SS eingerichtet. Himmler schwärmte von der „weltanschaulichen Verbundenheit“ zwischen dem Nationalsozialimus und dem Islam.

Bei Kriegsende floh Amin el-Husseini in die Schweiz. Von Frankreich aus gelangt er nach Kairo, dann in den Libanon. Obwohl Jugoslawien ihn als Kriegsverbrecher ausgeliefert sehen wollte, ließen ihn die Alliierten laufen: Sie hofften, sich seiner in Palästina bedienen zu können.

Der Mufti genoss die Unterstützung der Arabischen Liga und finanzierte mit dem von den Nazis erhaltenen Geld die sogenannte Arab Liberation Army, die die Juden in Palästina terrorisierte. 1949 rief das Arab Higher Comittee, eine einflussreiche Gruppe palästinensischer Notablen, el-Husseini zum Präsidenten einer Gesamt-Palästinensischen Regierung im Gaza-Streifen aus. 1951 wurde der jordanische König Abdullah ermordet. Die Täter gehörten zu einer Geheimorganisation, die der Grossmufti 1948 gegründet hatte, um „Palästina vor den Zionisten zu schützen“. Einer der zum Tode verurteilten Verschwörer, Dr. Mussa Abdullah el-Husseini, war ein Vetter des Muftis.

Im selben Jahr immatrikulierte sich ein weiterer Verwandter El-Husseinis an der Universität Kairo: Rahman Abdul Rauf el-Qudwa el-Husseini. Der Student hielt es für ratsam, seinen genauen Namen zu verschweigen, um sich von der kompromisslosen und fanatisch antisemitischen Politik des Grossmuftis zu distanzieren. Er nannte sich später Yassir Arafat.
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* Das damalige „Islam-Institut“ hat nichts mit dem Zentralinstitut Islam-Archiv-Deutschland zu tun, obwohl dieses immer wieder – historisch falsch – eine Kontinuität behauptet.

Literatur: Kurt Gensicke: Der Mufti von Jerusalem und die Nationalsozialisten: Eine politische Biographie Amin el-Husseinis, 1988

Die Pyramiden waren gar nicht so!

Wir haben ja schon Probleme mit Politikern, die total dumm sind, aber wenn ich linker oder auch nur einigermaßen gebildeter US-Amerikaner wäre, würde ich schier verzweifeln. Als Zyniker kann ich nur sagen: Ben Carson for president!

Longue durée

Zeit online: „In den Innenministerien der Bundesrepublik und der DDR haben in den Nachkriegs-Jahrzehnten mehr ehemalige Nazis gearbeitet als bisher angenommen. (…) In der Belegschaft des Bundesinnenministeriums in Bonn lag der Anteil ehemaliger Mitglieder der NSDAP demnach zeitweise bei 66 Prozent.“

Muss man jetzt die Frage stellen, welches Deutschland nach dem Krieg das Bessere war, Ost oder West? Und was ist die Antwort? Und was lehrt uns das?

Mittelschichtfernsehen oder: You are not smart

secondlife
Womit sich die Leute in anderen Welten so beschäftigen…

Das habe ich mich schon immer gefragt: Warum werden die Leute nicht klüger, obwohl alle Informationen da sind, um alle religiösen und andere gesellscaftlichen Wahnidenn – wie etwas den Glauben an den Markt(TM) – ad absurdum zu führen`? Der Guardian fragt sich das auch: „How intelligent are you? It’s a question that is often best left unasked – particularly on a Monday morning.“

Die British Psychological Society (BPS) hat darauf eine klare Antwort: „Googling stuff can cause us to overestimate our own knowledge“. Das Internet als knowledge base ist nicht schuld, dass die Menschen dumm bleiben (wollen): „Socrates once spoke of how the invention of writing would destroy our ability to remember, a critique that we now know is somewhat preposterous. We should be wary therefore that this new finding about the internet creating an illusion of knowledge might not be specific to the internet at all.“

Der Guardian setzt sogar noch eins drauf: „A second study, reported this month in the Journal of Experimental Psychology, finds that, counterintuitively, accumulating knowledge can lead people to become more closed-minded.“ [Das erinnert mich auch an meine Frage, die ich seit 20 rund Jahren stelle: Warum verlinken deutsche Medien online immer noch nicht dieQuellen?]

Mit anderen Worten: Wer nur Wissen anhäuft oder über den Zugang zu geballtem Wissen aka Internet verfügt, weiß nicht automatisch mehr, er oder sie läuft sogar Gefahr, ein Brett vor dem Kopf zu haben wie Esoteriker und Volkswirtschaftler, also engstirnig zu sein.

Das Fazit der Analysen bestätigt aber das, was ich als Dozent praktiziere: Studenten sollten auch während eines Examens oder der Prüfungen Zugang zum Internet haben. Bloßes Faktenwissen ist kein Garant für analytisches Denken.

There is however no evidence that in practice this is a bad thing, as we can assume that the cognitive capacity saved by not having to memorise easily accessible information can be put to good use elsewhere. We can never know everything, but we can always increase our analytic abilities. It has even been suggested by the head of the British school exam board OCR, that it is “inevitable” that students will eventually be allowed to use Google in exams, as memorising facts is no longer viewed as an important skill.

mittelschichtfernsehen

Das Neue Deutschland offeriert heute einen der interessantesten medientheoretischen Artikel, den ich seit langem gelesen habe. Britta Steinwachs schreibt „Von gefühlskalten Machos und roher Sexualität: Hartz-IV-Klischees im Fernsehformat“.

Meine Theorie, dass es kein „Unterschichtenfernsehen“ gäbe, scheint auch von anderen geteilt zu werden.

Die mechanische Konstruktion der Geschichten im »Bäumchen-wechsel-dich-Prinzip« macht den Vorwurf des moralischen Verfalls der »Unterschicht« in mehrfacher Hinsicht deutlich: Einerseits werden Persönlichkeiten in ihren ordinären und oberflächlichen Bindungen zu austauschbaren Lustobjekten degradiert. Andererseits gilt eine frühe Schwangerschaft als Beweis dafür, dass in den »unteren Milieus« kein gesellschaftliches Verantwortungsbewusstsein für das Wohl der Kinder vorherrsche. Das Vulgäre, das ihren Beziehungen anhafte, wird als handfeste Dummheit inszeniert, welche als aktive Bildungsverweigerung daherkommt und somit die Handelnden selbst zur Rechenschaft zieht und nicht etwa das ihnen die Bildung faktisch vorenthaltende kapitalistische System.

Diese massenmediale Erzählung etablierte sich vor 15 Jahren in der Sozialstaatsdebatte. (…) Die Lebensziele der gezeigten Akteure aus der »Unterschicht« orientieren sich meist an bürgerlichen Werten, allerdings scheitern sie mit solch einer grotesken Dämlichkeit, welche jegliche Bemühungen ins Karikaturenhafte zieht und damit jedes Mitleid unmöglich macht.

mittelschichtfernsehen

Das kann man gar nicht besser formulieren. Ich vermute schon lange, dass Studienräte, Architekten, Immobilienmakler und andere angehörige der sogenannten Mittelschicht vor der Glotze hocken und sich an der dort vorgeführen „Dumnheit“ der da unten ergötzen und sich in dem Gefühl suhlen, etwas Besseres sein. Der mediale Mainstream, zu dem auch Unterhaltung gehört, ist ohnehin, wie hier schon thematisiert, der Diskurs der Mittelschichten: Nach oben buckeln, nach unten treten. Wie schon in der Weimarer Republik – mit dem bekannten Ergebnis, wenn sich die Kämpfe der Klassen verschärfen.

Maternal Gatekeeping oder: Wir sind nicht frei

Ein lesenswertes Interview mit Cornelia Koppetsch, einer Soziologin, kann man im aktuellen Print-Spiegel lesen: „Die Frau will die Kontrolle“.

O je, Wikipedia: wer hat da was geraucht? „Koppetsch ist Mitbegründerin eines milieuvergleichenden Ansatzes in der Geschlechterforschung, der die Persistenz traditioneller Rollenaufteilungen in Paarbeziehungen weder auf biologische oder anthropologische Muster, noch auf herrschende, patriarchale Machtstrukturen bezieht, sondern davon ausgeht, dass es eine latente Übereinstimmung zwischen Männern und Frauen hinsichtlich des „richtigen“ Mannseins bzw. Frauseins gibt.“

Ich übersetzte das mal anhand des Interviews. Sie sagt, ob Männer und Frauen sind anders verhielten, sei je nach Milieu unterschiedlich. Im so genannten „familistischen“ Milieu bestehe am ehesten die Chance, dass die klassischen Rollen sich veränderten, im akademischen Milieu eher nicht.

Das wird den akademischen Gendersprech-Tussen aber gar nicht gefallen. Koppetsch interessiert sich eher für Fakten. Das Fazit ist pessimistisch. Auf die Frage, ob die Menschen ihr Verhalten änderten, obwohl sie merkten, dass Anspruch und Wirklichkeit auseinanderfallen, antwortet sie:
Weil ihr Verhalten auf sozialen Normen fußt, also auf Gesetzmäßigkleiten, die sich nur langsam und kollektiv ändern können. Und bis es so weit ist, bleibt das Individuu darin gefangen. Wir Menschen entwickeln unsere Identität nicht unabhängig von der Anerkennung der anderen. Wir sind nicht frwi in dem, was uns ausmacht – und daher nur bedingt in der Lage, uns anders zu verhalten.

Es geht um Macht und unter anderem auch um Maternal Gatekeeping.

Jedenfalls eine brilliante und kluge Frau. (Ja, ich finde Intelligenz bei Frauen sexy!) Lesenswert!

Polynesian seafarers discovered America long before Europeans

polynesians
Hawaiian navigators sailing multi-hulled canoe, c. 1781, Photo: Wiki Commons

Mother Nature Network: „The prevailing theory about the „rediscovery“ of the American continents used to be such a simple tale. Most people are familiar with it: In 1492, Christopher Columbus sailed the ocean blue. Then that theory was complicated when, in 1960, archaeologists discovered a site in Canada’s Newfoundland, called L’Anse aux Meadows, which proved that Norse explorers likely beat Columbus to the punch by about 500 years.

Now startling new DNA evidence promises to complicate the story even more. It turns out that it was not Columbus or the Norse — or any Europeans at all — who first rediscovered the Americas. It was actually the Polynesians.“

Ich finde solche Geschichten großartig. Man muss sich das mal vorstellen…

„The findings show that the technological capabilities of ancient peoples and cultures from around the world should not be underestimated, and that the history of human expansion across the globe is probably far more complicated than anyone could have previously imagined.“

SIE sind da draussen!

The Atlantik: The Most Mysterious Star in Our Galaxy (…) „It looked like the kind of thing you might expect an alien civilization to build.“

Massenmord in Mohammeds Gegenwart

Jüdische Rundschau: „Als Mohammed 622 in Medina eintrifft, machen die Juden ungefähr die Hälfte der Bevölkerung aus. (…) Aber trotz aller Bemühungen kann Mohammed die Juden nicht für sich gewinnen, sie erkennen ihn nicht als Propheten an, denn seine Offenbarungen sind für sie nicht göttlicher Natur. Vielmehr decken sie seine Schwächen auf und überhäufen ihn mit Hohn. Dafür zahlen sie schon bald mit blutiger Münze. Als Erstes lässt Mohammed ein grundsätzliches Gebot unter den Tisch fallen: das jüdische Tötungsverbot, aus dem ein Tötungsgebot wird, das sich als Erstes gegen die Juden richtet.“

Miscellaneous, reloaded

Gebäude

Quizfrage: Welches Berliner Gebäude ist das, und warum stehen die Figuren da herum? Und was bedeuten sie?

Nein, deutsche Medien sind fast immer uninteressant. Der Guardian beschreibt, warum es den „islamischen Staat“ gibt. Dazu passt RT (Russland): „Russia’s ambassador to the United Nations, Vitaly Churkin, dismissed the US claims accusing Bashar Assad’s regime for the rise of Islamic State (ISIS/ISIL). Islamic State’s rise goes back to the US-led intervention in Iraq, he said.“

Salon: „Bernie Sanders declares war on the prison-industrial complex with major new bill“. Haben wir den Begriff „militärisch-industrieller Komplex“ schon einmal in deutschen Mainstream-Medien gelesen? Und wer gehört hierzulande dazu? Ich frage ja nur….

Auch in der Wissenschaft gibt es Interessantes. Schrödingers Katze soll, wie nicht anders zu erwarten ist, bald ganz real an zwei Orten gleichzeitig sein. (Ist auch die Rubrik: Unser täglich Katzenfoto gib uns heute.)

Und noch einaml der Guardian: „Nasa releases new photos of Pluto that ‚make you feel you are there'“. Must see. ist auch bei Heise zu bewundern.

Futurezone: Der Start der Orion-Kapsel wird verschoben. „Es gibt Geldprobleme und Verzögerungen bei der Software-Entwicklung.“ Soll die vielleicht vom Berliner Flughafen aus starten? Und was ist mit den Rauchmeldern?

Fehlt noch der Kiezneurotiker: „Benimm dich, Sachse!“

Selfie vom Mars

selfie vom mars
Credits: NASA/JPL-Caltech/MSSS

NASA: „Looking Up at Mars Rover Curiosity in ‚Buckskin‘ Selfie“. Ich find’s großartig.

Was ist drin in Griechenland? (Teil 2)

revolutionäre Bauern

Bild: Revolutionäre Bauern attackieren einen Feudalherrn aka „Ritter“, deutscher Bauernkrieg, 1524-25

Vorsicht! Warnung! Das ist ein anspruchsvoller, dröger und langer Text, der zudem historisches Wissen und die Kenntnis einiger wissenschaftlicher Begriffe voraussetzt!

Ja, ich darf hier in der Geschichte herummäandern. Oder, wie es bei Heinrich von Kleist sinngemäß heißt: „Über die allmähliche Verfertigung der Gedanken beim Bloggen.“ Wir diskutierten im ersten Teil den Klassenkampf in der Antike, warum Sklavenarbeit „fortschrittlicher“ war als die Arbeit isolierter Kleinbauern, und warum die Produktionsverhältnisse der antiken Sklavenhaltergesellschaft „reaktionärer“ waren als die im Feudalismus, wenn man sich anschaut, wie und wann sich die Produktivkräfte entwickeln können.

Warum das Ganze? Ich mache mir Gedanken über die Geschichte, um zu verstehen, was heute in Griechenland möglich ist, Revolution oder nicht, Reparatur des Kapitalismus oder nicht. Natürlich kann man aus der Geschichte lernen: Sie wiederholt sich, aber unter jeweils verschiedenen Bedingungen.

Der Aufstand der Ciompi und die Forderungen der Mansfelder Bergknappen im Bauernkrieg sind nur ein winziger Ausschnitt der europäischen Geschichte, der aber die Richtung zeigt, wohin es geht – und deswegen ist das aktuell: „Revolutionär“ kann man nur sein, wenn man das System ändern will. Aber wie soll das gehen für einen Bauern oder einen Bergknappen im 16. Jahrhundert? Was hätten diese fordern können, wenn nicht den Kapitalismus? Der wurde bekanntlich erst 300 Jahre später zur vorherrschenden Form der Produktion. Die Ciompi und die Bergarbeiter waren die erste Proletarier, die nichts zu verkaufen hatten als ihre Arbeitskraft. Das aber war im 16. Jahrhundert oder früher ein Einzelfall, heute ist es die Regel (dafür sind Kleinbauern die Ausnahme).

Wikipedia, ein bisschen schwammig: „Der Bauernkrieg von 1523 bis 1526 war nicht plötzlich über die deutschen Territorien eingebrochen. Vielmehr gehört er in eine lange Reihe von europäischen Aufständen und Widerstandsaktionen, die sich vom Spätmittelalter bis in die Neuzeit zieht. (…) Auch die zahlreichen Bürgererhebungen in vor allem südwestdeutschen Städten zwischen 1509 und 1514 waren zumeist von den ärmeren und unterprivilegierten Schichten getragen und gegen die ökonomischen und politischen Privilegien der Patrizier und des Klerus gerichtet gewesen.“

Die Ideen, was möglich ist und was nicht, fallen nicht einfach vom Himmel. Erst im 19. Jahrhundert hatte sich das Bürgertum ökonomisch so weit etabliert, dass es politishe Rechte für sich als Klassen einfordern konnte – in Frankreich temporär erfolgreich, in Deutschland endete 1848 der Versuch zu revoltieren wieder einmal in einer Katastrophe und dem Trimph der Reaktion.

paris

Aber schon während kurz nach der französischen Revolution gab es einen Moment, der in die Zukunft wies, aber letztlich scheitern musste – die Pariser Commune, der erste Versuch eine sozialistischen Regierung überhaupt. Das Thema kommt natürlich im Geschichtsunterricht in deutschen Schulen so nicht vor, das ist viel zu gefährlich. Man lernt viel über die herrschende Propaganda, wenn man sich anschaut, was bewusst weggelassen wird.

Wikipedia: „Während der Pariser Kommune entstand die erste feministische Massenorganisation mit der Union des femmes pour la défense de Paris et les soins aux blessés unter dem Einfluss der russischen Aristokratin Elisabeth Dmitrieff und der Buchbinderin Nathalie Lemel. Die Frauen verlangten und bekamen in dieser kurzen Zeit erstmals das Recht auf Arbeit und gleichen Lohn wie Männer und erstritten weitere Rechte wie die Gleichstellung ehelicher und nicht ehelicher Kinder sowie die Säkularisierung von Bildungs- und Krankenpflegeeinrichtungen. Frauen wie Louise Michel kämpften auf den Barrikaden mit.“

Das ist noch nicht einmal heute umgesetzt. Man braucht Marx nicht, um das historisch einzuordnen, aber er hat es nun mal einprägsam formuliert:

In der gesellschaftlichen Produktion ihres Lebens gehen die Menschen bestimmte, notwendige, von ihrem Willen unabhängige Verhältnisse ein, Produktionsverhältnisse, die einer bestimmten Entwicklungsstufe ihrer materiellen Produktivkräfte entsprechen. Die Gesamtheit dieser Produktionsverhältnisse bildet die ökonomische Struktur der Gesellschaft, die reale Basis, worauf sich ein juristischer und politischer Überbau erhebt und welcher bestimmte gesellschaftliche Bewußtseinsformen entsprechen. Die Produktionsweise des materiellen Lebens bedingt den sozialen, politischen und geistigen Lebensprozeß überhaupt.
Es ist nicht das Bewußtsein der Menschen, das ihr Sein, sondern umgekehrt ihr gesellschaftliches Sein, das ihr Bewußtsein bestimmt.
(Karl Marx: Zur Kritik der politischen Ökonomie)

Im dritten und letzten Teil (hoffentlich morgen) werde ich versuchen zusammenzufassen, was mich das alles lehrt und was ich den Griechen empfehle.

Was ist drin in Griechenland? (Teil 1)

spartiat und Helot

Vorsicht! Warnung! Das wird ein anspruchsvoller, dröger und langer Text, der zudem historisches Wissen und die Kenntnis einiger wissenschaftlicher Begriffe voraussetzt!

„Es ist eine grausame Form von Selbstbetrug zu glauben, dass Entscheidungen, die durch eine große Mehrheit erreicht wurden, automatisch ethisch und richtig wären.“ (John David Garcia, Psychologe)

„Die am weitesten verbreitete und dauerhafteste Quelle von Parteiungen ist jedoch immer die ungleiche Verteilung des Eigentums gewesen. Besitzende und Besitzlose haben immer verschiedene Interessengruppen innerhalb der Gesellschaft gebildet.“ (James Madison, Präsident der USA 1809–1817)

Was wird jetzt aus der griechischen Linken? Man kann das vorhersagen, wenn man nach historischen Parallelen sucht und analysiert, was denen gemeinsam ist. Leider besitzen die meisten Journalisten keinerlei Wissen über Geschichte; von denen kann man nichts erwarten. Erschwerend kommt hinzu, dass auch die aktuelle Geschichtswissenschaft in Deutschland zu einem großen Teil pure Apologetik des Status quo ist, den Kapitalismus also ahistorisch als das Ende der Geschichte ansieht. (Wer hierzulande etwas anderes meint, bekommt an einer Universität keinen Fuß an die Erde.) Wenn in einem englischen Artikel „class struggle“ stünde, übersetzte das ein deutscher Wissenschaftler nicht korrekt mit „Klassenkampf“, weil jemand, der diesen Begriff benutzte, automatisch sozial geächtet würde. Das ist in Medien und Talkshows bekanntlich genau so.

Der Satz „die Geschichte ist eine Geschichte von Klassenkämpfen“ aus dem Kommunistischen Manifest ist in Wahrheit banal, weil sogar bürgerliche Historiker das so sehen, es aber anders ausdrücken. (Vgl. Zitat Madison) „Freier und Sklave, Patrizier und Plebejer, Baron und Leibeigener, Zunftbürger und Gesell, kurz, Unterdrücker und Unterdrückte standen in stetem Gegensatz zueinander, führten einen ununterbrochenen, bald versteckten, bald offenen Kampf, einen Kampf, der jedesmal mit einer revolutionären Umgestaltung der ganzen Gesellschaft endete oder mit dem gemeinsamen Untergang der kämpfenden Klassen.“ Das ist immer noch wahr und korrekt beschrieben.

Die „Koalition der radikalen Linken“ in Griechenland, die jetzt noch regiert (aber nicht mehr lange), hat nur zwei Optionen: Sie könnte erstens versuchen, den Kapitalismus zu reparieren. Das muss scheitern, weil dessen Eigendynamik – die Reichen reicher zu machen und die Armen ärmer – nur gebremst, aber nicht außer Kraft gesetzt werden kann. Zweitens könnte sie genau das tun, was die sektiererische Kommunistische Partei Griechenlands fordert oder auch Mikis Theodorakis: Verstaatlichung der relevanten Industrien und der Banken usw.. Eine linke Regierung würde natürlich auch verhindern, dass das staatliche Tafelsilber wie etwa die Häfen an das internationale Kapital verscherbelt würde. Wer aber unter den gegegeben Umständen in Griechenland fordert, den Sozialismus sofort zu installieren (was nur durch eine Diktatur ginge), hat nicht mehr alle Tassen im Schrank. Das Parteienbündnis Syriza ist aber nicht wirklich „links“, sondern höchstens linkspopulistisch.

Die Sache mit dem Klassenkampf und die Frage, wann wer warum gewonnen und verloren hat, wird sehr interessant und spannend, wenn man – was die wohlwollenden Leserinnen und geneigten Leser mir verzeihen mögen! – einen Parforceritt durch die Geschichte unternimmt. (Wir sind bescheiden und nehmen nur die letzten 2000 Jahre.)

Was war mit Sparta und seinen Heloten? (Sorry, der deutsche Wikipedia-Eintrag zu „Sparta“ ist totaler Bullshit.) Die Heloten waren die unterdrückte Klasse: Sie stellten zwar die Mehrheit, galten aber als „öffentliche Sklaven“ und arbeiteten vorwiegend in der Landwirtschaft. Wenn man mehr über den Klassenkampf im antiken Griechenland wissen will, sollte man sich mit dem Terrorinstrument der Krypteia oder der „Herrschaft der Dreißig“ beschäftigen. (Griechenland hat eine 2000-jährige Tradition des Militärputsches.) Es ist schon witzig, dass sich unsere politische Klassen auf eine sogenannte „demokratische“ Tradition der Antike beruft, die auf einer Sklavenhaltergesellschaft fußt. Thukydides schreibt in seinem „Peloponnesische Krieg“, dass die Spartaner die Heloten oft sogar umbrachten „aus Furcht vor ihrer gärenden Masse“. Die Heloten erhoben sich 464 v. Chr., ähnlich wie beim Spartacus-Aufstand in Rom, scheiterten aber. Diese Furcht teilt unsere herrschende Klasse immer noch, geht aber zur Zeit anders damit um (als etwa im Faschismus).

Warum dieser Exkurs? Eine Revolution der unterdrückten Klassen kann zwar militärisch siegen, aber nicht das System an sich beseitigen, wenn die Zeit dafür nicht „reif“ ist (Marx würde sagen: Wenn die Pruduktivkräfte noch nicht im Widerspruch zu den Produktionsverhältnissen stehen.) Spartakus zum Beispiel konnte nur für seine persönliche Freiheit kämpfen, nicht aber das römische Wirtschaftssystem als solches abschaffen, das eben aus der Kombination von Sklavenarbeit auf den Latifundien bestand und aus kleinbäuerlicher Produktion. Spartacus war kein Revolutionär.

In den antiken Gesellschaften gab es keine massenhafte Lohnarbeit – warum eigentlich nicht? Ganz einfach: Kleinbauern sind nicht dazu in der Lage, ausreichend Produkte für einen größeren Markt herzustellen. Das aber benötigten die römische Militärmaschinerie und die großen Städte. (Wer mir nicht glaubt, der lese das Original Marcus Terentius Varros: „De re rustica„). Menschen zu rechtlosen „Sachen“ zu machen, war temporär ein Fortschritt – , der die Produktivkräfte revolutionierte – bis zu einer Grenze, deren Überschreiten eine neue Gesellschaftform schuf – den Feudalismus.

Wie unterscheidet sich die Klassenstruktur Spartas (Spartiaten als elitäre Kriegerkaste, versklavte Heloten als bäuerliche Produzenten) vom Feudalismus (Samurai in Japan als Kriegerkaste, Ritter im so genannten „Hochmittelalter“, Bauern jeweils als unterdrückte Klasse)? Die Antwort können die Ciompi und Thomas Müntzer und seine Mansfelder Bergknappen geben. (Sehr schwierige Frage!) Ab wann erlaubt der Stand der Produktivkräfte, dass Menschen nur noch ihre Arbeitskraft besitzen, die sie auf dem Markt verkaufen an die, die über die Produktionsmittel verfügen – und genau das die vorherrschende Form gesellschaftlicher Arbeit wird? Oder: Warum arbeiten unfreie Bauern nicht im Bergwerk im 16. Jahrhundert, sondern freie Bergknappen?

Fortsetzung folgt übermorgen.

Warum schweigen die Lämmer?

Matthias Broeckers: „Techniken des Meinungs- und Empörungsmanagements“. – „Wie lassen sich “politisch nachteilige” Fragen kognitiv und moralisch unsichtbar machen?“

Dazu ein Vortrag (Video) des Psychologen Rainer Mausfeld zu eben demselben Thema: „Warum schweigen die Lämmer?“ Dröge, aber gehaltvoll.

Empfehle zu rezipieren

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Credits: ISS

Ich empfehle zu rezipieren:
Hester Eisenstein in Jacobin: „The Sweatshop Feminists – Global elites have appropriated feminist language to justify brutal exploitation and neoliberal development.“

Nina Christou auf In Defense of Marxism: „Greek Civil War: The 1944-45 Dekemvriana and the lessons for today“.

Neues Deutschland: „Immer mehr Erwerbstätige sind arm“:
Die Kaufkraft der Haushalte in Deutschland ist laut Studie von 2000 bis 2012 um durchschnittlich fünf Prozent gestiegen. Gleichzeitig ist die Kluft zwischen Arm und Reich im vergangenen Jahrzehnt gewachsen.

RT Deutsch: „Sunday Times Autor der „Snowden-Entschlüsselung“ im Interview: Ich habe keine Beweise für meine Behauptungen“.

Video: Pussy, don’t play oder: „See you later, Alligator“ (via Paul Glaser)

International Space Station (Vorsicht! Facebook-Link!): „You can see stars, the Earth glow, auroras and city lights and even lightning from the International Space Station during orbital night time… one of the perks of living in space.“

Einstein rettet Schrödingers Katze

cat
Credits: Andreas Heinakroon

Scinexxy (Wissenschaftsmagazin online): „Ob die Verschränkung von Atomen oder die Unschärferelation – im Makrokosmos funktionieren diese faszinierenden Phänomene der Quantenwelt nicht. Denn bei größeren Objekten werden die Quanteneffekte unterdrückt. Wodurch, könnte Einsteins Allgemeine Relativitätstheorie erklären. Denn wie Forscher im Fachmagazin ‚Nature Physics‚ berichten, beeinflusst die Dehnung der Zeit durch die Gravitation auch die Teilchen in diesen Objekten – und verhindern so Quantenphänomene.“

Interessant!

35 Insane Optical Illusions That Will Make You Question Your Sanity

optical illusions

Primatologie oder: Genderorientierte Pseudowissenschaften

wissenschaft

Das wird aber einen #aufschrei geben. In der FAZ (via Fefe) liest man die Sätze: „Die ‚Gender Studies‘ haben Fachbereiche und Schulfächer fest im Griff. Kritik ist unerwünscht. Wer aufbegehrt, wird – mindestens – als ‚reaktionär‘ bezeichnet. Die genderorientierten Curricula halten aber wissenschaftlichen Ansprüchen keineswegs stand.“

Bei Fefe steht noch: „Auf einer Veranstaltung von Evolutionsbiologen in San Jose, auf der Kreationismus als Pseudowissenschaft besprochen wurde, haben US-Forscher auch über Deutschland gesprochen und dabei „Genderismus“ als Form der kreationistischen Pseudowissenschaften betrachtet.“ (Vgl. auch Ulrich Kutschera zum Thema Genderismus)

Das Thema ist natürlich hervorragend geeignet, Vorurteile und das Wünschen und Wollen zu bestätigen, das die jeweilige Partei schon hat. Einige Thesen auf der betreffenden Website, die auf „den“ Feminismus – oder gar den Staatsfeminismus“ – einprügelt, scheinen mir jedoch sehr kühn.

Allerdings – das macht neugierig – wurde ein Statement Kutscheras über Genderismus als Pseudowissenschaft im atheistischen Humanistischen Pressedienst zensiert [Original bei ruhrbarone.de], was auf erhebliche Nervösität einiger Leute schließen lässt. Die FAZ schreibt: „Anstatt sich mit diesem Vorwurf inhaltlich auseinanderzusetzen oder eine Gegendarstellung zu verfassen, veranlasste man durch einflussreiche Protagonisten die Zensur. Es könnte ja andernfalls eine unliebsame Diskussion aufkommen, die allerdings kaum zu befürchten ist.“

Wikipedia: „Kutschera ist Mitglied im Beirat der religionskritischen Giordano-Bruno-Stiftung zur Förderung des evolutionären Humanismus und Autor zahlreicher Lehrbücher. (…) Zu wissenschaftspolitischen Auseinandersetzungen führte seine Auffassung, die Geisteswissenschaften sollten sich aus den ‚inneren Angelegenheiten und Fragestellungen‘ der Naturwissenschaft heraushalten…“ Das halte ich für Unfug, schon allein deshalb, weil sich auch die Geisteswissenschaften daran messen lassen müssen, dass ihre Theoreme falsifiziert und verifiziert werden. Das gilt für Marx und Popper gleichmaßen. Und ist etwas die Mathematik keine Geisterwissenschaft?

Wenn aber zum Beispiel keine der Wissenschaftlerinnen einen harmlosen Fragebogen von Günter Buchholz ausfüllt, der schlicht nachfragt, wie es mit der Empirie und den Methoden so steht, sagt mir das nur eines: Entweder hat Letzterer schon ins Fettnäpfchen getreten (was offenbar zutrifft) und wird somit „sozial“ geächtet, oder irgendwelche Nerven liegen blank, was darauf schließen lässt, dass die Betreffenden ziemlich unsicher sind.

Die Süddeutsche schreibt:
Ein Mann aus Kassel, im persönlichen Umgang freundlich, gewitzt, charmant, hat ebendort für einen Knalleffekt gesorgt. Der Evolutionsbiologe Ulrich Kutschera fordert von den Geisteswissenschaftlern, sich aus den „inneren Angelegenheiten und Fragestellungen“ der einzig wahren, der Naturwissenschaft herauszuhalten und anzuerkennen: „Nichts in den Geisteswissenschaften ergibt einen Sinn außer im Lichte der Biologie.“
Kutschera ist für seinen mitunter brachialen Kampf gegen die Kritiker der Evolutionstheorie bekannt. Er sieht sich als Streiter für eine ideologiefreie Naturwissenschaft und muss sich doch immer wieder Anwürfen erwehren, er betreibe ein weltanschauliches Geschäft, ja er wolle recht intolerant zum Materialismus bekehren.

Der größte Irrtum Kutscheras ist, dass er meint, es gebe „ideologiefreie“ Wissenschaft. Das gilt noch nicht einmal für die Mathematik. Ich empfehle hierzu zum Beispiel Edgar Zilsel: Die sozialen Ursprünge der neuzeitlichen Wissenschaft, 1976 erschienen – so etwas Anspruchsvolles würde heute weder verlegt noch gelesen. Zilsel „musste als Vertreter marxistischer Auffassungen aus politischen Gründen auf eine Universitätskarriere verzichten. Er betätigte sich aktiv in der Volksbildung und unterrichtete ab 1934 als Mittelschullehrer Mathematik und Physik in Wien.“ Auch in den USA, in die er emirgierte blieb er isoliert und beging später Suizid. Ich glaube nicht, dass Kutschera ihn kennt.

Offenbar hat er ein Problem mit feministischen Frauen, was an sich nicht schwierig ist, aber der Furor, der jede Leichtigkeit des Seins und Argumentierens vermissen lässt, gibt mir zu denken. Man muss sich ja nicht auf das Niveau der Gegenseite herablassen.

By the way: Die zentrale Idee der Gender Studies, dass „Geschlecht“ ein kulturelles Konstrukt sei, ist sicher richtig.

Leider ist diese Idee, wie auch der Sozialismus, in die Hände der Deutschen gefallen, ja noch schlimmer, in die Hände kleinbürgerlicher deutscher Frauen (gemeint sind die „neuen Mittelschichten“, aus denen die Gender-Studies-Professorinnen fast immer stammen), die das Thema zur säkularen Religion stilisieren – was schon zuerst an der verschwurbelten Sprache zu erkennen ist, wie man sie aus Sekten kennt.

Ein typischer Irrtum des Bildungsbürgertums – aber von dessen Klassenstandpunkt verständlich – und derjenigen, die dazugehören wollen, ist ja die rührend-naive Idee, dass der gesellschaftliche Aufstieg durch Verhalten oder Erziehung garantiert werde, was die herrschende Klasse natürlich zu einem Hohngelächter animiert. Sprachpolizeiliche Maßnahmen stehen auf einer Stufe mit Erziehung und Moraltheologie – alles irrelevantes Feuilleton. Die Macht kommt aus dem Gewehrläufen oder fußt auf dem Besitz von Produktionsmitteln und hatte noch nie etwas mit zivilisatorischen Verhalten zu tun. Neue Wörter gegen Sexismus sind so etwas wie „fairer“ Lohn oder „faier“ Handel, also Quatsch.

Lieber Herr Professor Kutschera: Frauen werden immer noch diskrimiert. Dem kommt man zwar nicht mit Gender Studies bei, genausowenig wie man Aberglauben und fromme Märchen mit feministischer Theologie bekämpfen kann, aber das ist kein Grund, das Kind mit dem Bade auszuschütten.

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