Fighting over a yoghurt pot and a lot of browsing the internet

Hungry monkeys brawl over food as coronavirus hits tourism in Thailand

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Welch schöne Metapher! Affen verhalten sich irgendwie wie Menschen in Stressituationen. The Guardian: „A video filmed this week in Lopburi, north-east of Bangkok, showed large crowds of monkeys brawling in the streets, apparently fighting over a yoghurt pot. Residents in the city, which is famed for its monkey population, say the fall in tourist numbers means there are far fewer people offering food.“

Es gibt auch andere Filme zum Thema.

And now for something completely different. Der Tagesspiegel schreibt, was der Kapitalismus-affine Journalist in seiner grenzenlosen Naivität so denkt: „…Freiberufler fallen zu lassen, das kann nicht der Anspruch einer sozialen Marktwirtschaft sein.“

Ach?! Kann es nicht? Der Kapitalismus kichert sich einen. By the way: Gibt es auch eine asoziale Marktwirtschaft? Nein, gibt es nicht. Soziale Marktwirtschaft ist Neusprech.

And now for something completely different. Ich versteht nicht, falls Quarantäne angesagt wäre, wie man sich auch nur eine Sekunde langweilen kann. Ich habe hier noch zwei Dutzend Bücher herumliegen, die ich alle noch lesen will – und komme leider nur selten dazu. Und es gibt immer genug zu entdecken, wenn man des Lesens temporär überdrüssig sein sollte. Emfpehlenswert auf Netflix: The Walhalla Murders sowie Jan de Lichte und seine Bande (den sollte man auf Flämisch (!) ansehen und mit deutschen Untertiteln – manchmal sprechen die auch im Original Deutsch).

And now for something completely different. IFLScience: „The long-lost capital of an ancient Maya kingdom has been discovered in the backyard of a cattle rancher in southeastern Mexico. Now dubbed Lacanja Tzeltal, named for the nearby modern community, the ancient city is thought to be the capital of the Sak Tz’I’ – “white dog” – kingdom, located in Chiapas, Mexico“.

Auch bildend und unterhaltend ist der Vorschlag: „Going into a self-quarantine can have many complex issues and complications beyond having enough food and supplies for two weeks. In terms of entertainment, it also probably means you’re in for a lot of boredom, a lot of Netflix, and a lot of browsing the internet.

But there is a way to get a little culture and education while you’re confined to your home. According to Fast Company, Google Arts & Culture teamed up with over 500 museums and galleries around the world to bring anyone and everyone virtual tours and online exhibits of some of the most famous museums around the world.“

torvaldsland

Schade, dass es den Dresdner Zwinger nicht mehr online gibt, den würde ich mir mein Avatar sich in der freien Zeit gern noch einmal anschauen. Dann also wieder Gor (vgl. oben).

Betr.: Apokalypse und ein Buch mit sieben Siegeln

plautus

„Ein Wolf ist der Mensch dem Menschen, kein Mensch, solange er nicht weiß, welcher Art der andere ist.“ Sagte Plautus, und die Hobbesche Version hat man missinterpretiert. Sozialdarwinistisch meinte der das nicht. In Science-Fiction-Romanen und -filmen wird bekanntlich häufig das Szenario durchgespielt, wie Menschen angesichts einer beliebigen Apokalyse reagieren – meistens vorhersehbar.

burks

Ich werde weiter arbeiten, zur Zeit habe ich mit Publikum nicht viel zu tun, und mit meinen Kollegen kann ich über Funk kommunizieren. Was passiert aber, wenn die Polizei, die Feuerwehr und ein großer Teil des medinizischen Personals ausfallen?

Die biblische Apokalypse, die man zu diesem Anlass lesen könnte, ist übrigens ein ganz großartiges Stück Literatur, das auch Luther verwirrt zurückließ. In modernen Versionen ist leider der Text der so genannten Offenbarung des Johannes so eingeebnet und verhunzt, dass der ursprüngliche kryptische und fast unheimliche Text kaum noch zu erkennen ist. Heute würde man annehmen, dass der Autor auf einem psychodelischen Trip war. Das „Buch mit sieben Siegeln“ und die Apokalpytischen Reiter sind in den allgemeinen Sprachgebrauch übergegangen.

Ich übrigens gehe davon, dass der Text ein astronomisches Traktat ist. Auch Ranke-Graves argumentiert ähnlich.

apokalypse

Sogar Friedrich Engels war fasziniert und hat darüber ein längeres Traktat geschrieben, was immer noch den heutigen Forschungsstand wiederspiegelt. „Das Christentum ergriff die Massen genauso, wie es der moderne Sozialismus tut, in Gestalt mannigfaltiger Sekten und noch mehr durch widersprechende individuelle Meinungen – manche klarer, manche verwirrter, wobei die letzteren die große Mehrheit bildeten -, aber alle sind dem herrschenden System, „den bestehenden Mächten“, feindlich gesinnt.“

Die Verwirrten bilden die Mehrheit – auch diese Sentenz ist aktuell und universell gültig.

Jetzt aber zu aktuellen Apokalypse.

Der Tagesspiegel:
Sieben Millionen Tote binnen drei Jahren, Engpässe bei Lebensmitteln und ein Gesundheitssystem, das so überlastet ist, dass Menschen nicht versorgt werden können und sterben.

So steht es in einer „Risikoanalyse im Bevölkerungsschutz“ der Bundesregierung aus dem Jahr 2012, dem Bundestag vorgelegt Anfang 2013. Es geht darin auch um eine Pandemie, ausgelöst durch einen fiktiven Virus. (…)

Nach Abklingen der ersten Welle gibt es demnach zwei weitere, schwächere Wellen, bis drei Jahre nach dem Auftreten der ersten Erkrankungen ein Impfstoff verfügbar ist. Grund für die weiteren Welle: Auch Personen, die die Krankheit „durchlebt“ haben, werden zunächst immun, dann aber wieder anfällig: Weil das Virus mutiert.

Die Pandemie würde also über einen sehr langen Zeitraum anhalten (….) Die Bundesregierung rechnet mit mindestens 7,5 Millionen Toten.

Eine Maske brauche ich aber noch nicht.

burks mit Maske

Fliegende Penisse

penis

Atlas Obscura (2016): „Romans Used to Ward Off Sickness With Flying Penis Amulets. Maybe it worked?“ Das ist ja noch besser als Döner.

Im Ernst: Man bekommt keine wirklich überzeugenden Informationen über das Corona-Virus. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung schreibt: „Der Hauptübertragungsweg scheint die Tröpfcheninfektion zu sein. Diese Übertragung kann direkt von Mensch zu Mensch erfolgen, wenn Virus-haltige Tröpfchen an die Schleimhäute der Atemwege gelangen. Auch eine Übertragung durch Schmierinfektion über die Hände, die mit der Mund- oder Nasenschleimhaut sowie mit der Augenbindehaut in Kontakt gebracht werden, ist prinzipiell nicht ausgeschlossen, spielt aber vermutlich nur eine untergeordnete Rolle.“

Alles andere ist eben nicht klar.

Das Bundesinstitut für Risikobewertung: „Es gibt derzeit keine Fälle, bei denen nachgewiesen ist, dass sich Menschen auf anderem Weg, etwa über den Verzehr kontaminierter Lebensmittel oder durch importiertes Spielzeug, mit dem neuartigen Coronavirus infiziert haben. Auch für andere Coronaviren sind keine Berichte über Infektionen durch Lebensmittel oder den Kontakt mit trockenen Oberflächen bekannt. Übertragungen über Oberflächen, die kurz zuvor mit Viren kontaminiert wurden, sind allerdings durch Schmierinfektionen denkbar. Aufgrund der relativ geringen Stabilität von Coronaviren in der Umwelt ist dies aber nur in einem kurzen Zeitraum nach der Kontamination wahrscheinlich.“ Das sieht man in China anders.

Es gibt historische Vorbilder für Pandemien (sehr interessant!). „Bei einer Pandemie hingegen verbreiten sich die Viren rasch und mit Infektionsraten von bis zu 50 % über den gesamten Globus.“ Mir wurde privat die Zahl „80 Prozent Durchdringung“ gesagt. Man müsse auch mehr über Immunisierung erfahren. Impfungen sind nichts anderes. Wer nicht glaubt, dass Impfungen signifikant helfen, ist einfach nur dämlich und/oder verehrt höhere (Götter) oder niedere (Esoterik) Wesen.

Noch meine ich, trotz meines Alters nichts besonders gefährdet zu sein – keine der bekannten Risiken trifft auch mich zu. Ich lasse mich überraschen.

Querbeet

hilarious
23 hilarious test answers that are too brilliant to be wrong.

Ich wette, die meisten Leser assoziieren bei dem Titel, falls sie nur flüchtig hinsahen, etwas mit dem neusprachigen queer. Man hätte auch das deutsche „quer“ nehmen können, weil es sich ohnehin in das schreckliche und abgedroschene Wort „Querdenker“ hineingemogelt hat mit dem Hintersinn, das bezeichne etwas, was sich dem gefühlten Mainstream verweigert. Das ist auch im Englischen der ursprüngliche Sinn des queer, das später neu bewertet wurde, ähnlich wie Kanake (in Kreuzberg gab es früher eine Kneipe „Zum Kanaken“, die von türkischen Einwanderern gegründet worden war).

Ich gebrauche das Wort queer genausowenig wie Gendersprache, weil es auf dem US-amerikanischen Konzept der diversity fußt, das ich für letztlich reaktionären unpolitischen Scheiß halte, obwohl die Theorie hinter queer natürlich richtig ist: Sexuelle Identität wird gemacht und kulturell geformt und ist keineswegs eine anthropologische Konstante. „Entspanntes Miteinander von Menschen mit unterschiedlichem politischen, ethnischen, soziodemografischen und weltanschaulichem Hintergrund“ (Wikipedia) sagt ja schon alles – die Klassenfrage wird wegeskamotiert – typisch kleinbürgerlich eben.

gendersternchen
Jede Wette, dass der Tagesspiegel die Leser nicht gefragt hat, ob sie Gendersternchen wollen. Sie werden einfach aufoktroyiert. Dahinter steht die Attitude: Wir wissen, was für die Leser gut ist, besser als die selbst.

Dann haben wir noch verbale und körperliche Gewalt im Fussball. Der Tagesspiegel verschweigt hier das Wesentliche, und ich unterschiebe ihm Feigheit eine unjournalistische, weil moraltheologische Absicht. Man muss gar nicht ein Boulevard-Blatt zitieren: „Zwei Drittel aller verhandelten Spielabbrüche werden von nicht-deutschen Spielern (überwiegend türkischen und kurdischen) verursacht.“

Wir haben mittlerweile wissenschaftliche Untersuchungen, die genau das bestätigen. Sogar die Taz kann nicht umhin, das Problem zu benennen: „Was ungern laut gesagt wird, findet durch Untersuchungen und Studien eine traurige Bestätigung. Wenn es im Kreis der rund 6,5 Millionen Aktiven, die unter der Obhut des Deutschen Fußball-Bundes kicken, handfesten Streit gibt, zählen Spieler mit Migrationshintergrund überproportional oft zu den Tätern.“

Argumente von Thaya Vester, von der eine dieser Studien stammt: „Spieler mit Migrationshintergrund sind überproportional oft die Täter. Sie stellen zwar nur etwa ein Drittel aller Kicker, sind aber an jedem zweiten besonders schweren Fall beteiligt. (…) Die Gewalt ist ein typisches Spätherbst-Phänomen. (…) Bei der Auswertung von Sportgerichtsurteilen fällt zumindest auf, dass Spieler mit Migrationshintergrund überproportional häufig als Täter auftauchen. Das Gleiche gilt aber auch für die Opferseite.“

Was sagt uns das jetzt? Mir sagt es vor allem, dass Journalisten und Politiker sich feige dem Thema verweigern. Es muss doch Gründe geben. Man sollte Anthropologen fragen.

Kriminelle Clans spielen offenbar keinen Fußball. Man muss sich einige Sätze des Interviews mit dem Berliner Oberstaatsanwalt Ralph Knispel auf der Zunge zergehen lassen – man fasst es einfach nicht:

Und auch gesellschaftspolitisch war der Kampf erkennbar nicht von allen gewollt. Aus unserer Sicht war das ein teilweise falsch verstandenes Integrationsbemühen. Aber das sind Personenkreise, die sich nicht integrieren lassen und auch nicht lassen wollen. Es gibt bestimmte Communities in Berlin, wo Sie nicht einmal über Deutschkenntnisse verfügen müssen. Sie bewegen sich tatsächlich nur innerhalb ihrer Kreise. Und die leben abgeschottet und entziehen sich dem Zugriff deutscher Alltäglichkeiten. Es gibt schulferne und schulfremde Personen, die unserem Bildungssystem kritisch gegenüberstehen. Und das hat man viele Jahre unter dem vermeintlichen Blickwinkel der Toleranz geduldet.

Aber wir können uns nicht der Illusion hingeben, dass wir nur aus dem Pool der Besten schöpfen können. Denn bei der Besoldung zählen wir in Berlin zu den deutschen Schlusslichtern. In der freien Wirtschaft kann man deutlich mehr, manchmal sogar ein Vielfaches verdienen. Und auch Brandenburg zahlt besser. Das Arbeitsklima ist bei uns im Personal untereinander zwar uneingeschränkt gut. Anders aber, wenn man auf die Ausstattung schaut: Derzeit gibt es beispielsweise nicht einmal genügend Aktendeckel. Kugelschreiber bekommen Sie von der Materialverwaltung auch nicht mehr, nur noch Minen.

Noch Fragen? Wer verantwortet das? Namen?

bogota
Nein, keine arabischen Clan-Mitglieder und auch keine Einwanderer, die auf Gewalt sinnen, sondern junge Männer in Bogota, Kolumbien, fotografiert 1982

And now for something completley different: Der Guardian schreibt über linksradikale und marxistische deutsche Kängurus [sic!]: „The German left is still nervous about using populist rhetoric,” said Jürgen Lang, a political scientist and journalist who specialises in the history of Die Linke. “There’s a fear that once you go down the road of talking about ‘the people’, you are in an arena where the far right will beat you at that game.“

Das Problem ist damit sehr gut beschrieben. Wie oben. Auf mich trifft das aber nicht zu. Ich traue mir zu, jeden far right unter den Tisch zu argumentieren. Und die völkischen Linken auch. By the way: Kurdistan hat nur in Karl-May-Büchern etwas zu suchen.

Schendi
Mein Avatar in Schendi

And now for something completley different: Die Todesrate des Corona-Vorus ist in Italien höher, weil die Italiener durchschnittlich älter sind. Gut zu wissen.

Altes Glas, YlnMn und die revolutionäre Justiz

glass bowl
Credits: Mahito Kaai|Asahi Shimbun

Was haben wir heute? Die Asahi Shimbun wartet mit einer ganz außerordentlichen Nachricht auf: „A fragment of a glass bowl unearthed on Okinoshima island, a UNESCO World Heritage site here, came from ancient Persia during the Sassanian dynasty (226-651), researchers announced March 1.“.

Moment!? Das sind mehr als 7.000 Kilometer Luftlinie! Heiliger Bimbam – wie ist das Glas da hingekommen? Der Einfluss der Sassaniden reichte bis zum Himalaya. von dort ist es nicht mehr so „weit“ nach China. Aber hier geht es um Japan. Unglaublich. Ob man in Japan damals eine Vorstellung hatte, woher das Glas kam?

By the way: Lernt ein Gymnasiast in Deutschland etwas über Chosrau I. Anuschirvan? Den oströmischen Kaiser Justinian kennt man, weil unter seiner Herrschaft die Goten in Italien geschlagen wurde. Ich sage nur: Teja!

YlnMn blue
Credits: Oregon State University|My Modern Met

More science, please. Es gibt ein neues Blau. Es heiß YlnMn blue – „he first new blue in over 200 years“- Ich wusste gar nicht, dass man Farben „entdecken“ kann?!
„YlnMn blue was accidentally uncovered when Subramanian and a student combined and heated manganese oxide, yttrium, and indium.“

a la lanterne
Jean-Louis Prieur: Tod von de Flesselles, Bürgermeister von Paris

Die „Linke“ hatte ausnahmsweise mal eine gute Idee (ca. Min. 45) : Die Kapitalisten sollten nach der Revolution nicht erschossen, sondern für nützliche Arbeit eingesetzt werden. Der Shitstorm ließ nicht lange auf sich warten, obwohl Riexinger das scherzhaft gesagt hatte und auch Applaus dafür bekam. Das ist doch ein Fortschritt etwa gegenüber der Französischen Revolution, bei der die gefühlten Gegner der Revolution an Laternen gehängt oder guillotiniert wurden. Ich schrob auf Fratzenbuch: Hartz IV praktiziert das doch schon für Arme. Das sollte auch für Reiche gelten. Ist nur fair. Und wieso denke ich jetzt an Berlins Sozialsenatorin Elke Breitenbach (Linke) und Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) samt ihrem famosen Gatten?

Tödlich oder nicht tödlich, das ist die Frage

coronavirus

Frage: Wie hoch ist beim Coronavirus die Infektionsrate einer Bevölkerung, im Vergleich zu anderen Pandemien? Ich habe recherchiert, fand aber nichts, weil das Zahlenmaterial nicht ausreichend ist. Sicher ist eine Todesrate von ca. zwei Prozent bei 100 Infizierten. Sicher ist auch, wie man am besten vorbeugen kann: Wash your hands. Wash your hands. Wash your hands.

Der Staatskapitalismus in China ist offenbar besser in der Lage, mit Pandemien umzugehen als rein privatwirtschaftlich organisierte Länder wie Deutschland mit seinem kaputtgesparten Gesundheitssystem, dessen Niveau sich den Ländern der so genannten „Dritten Welt“ annähert. Vermutlich ist es schon in Kuba besser. Hier suchen die Ärzte sogar schon in Baumärkten nach Schutzmasken. „Der Markt“ regelt eben nichts vernünftig.

„China hat anderen Ländern durch rigorose Quarantäne, Social Distancing, Aufspüren von Fällen bei Kontaktpersonen und dem Isolieren von Infizierten Zeit verschafft, sich vorzubereiten, sagte Bruce Aylward, der Leiter der unabhängigen joint mission auf einer Pressekonferenz der WHO.“

Das Science Media Center schätzt die Lage vermutlich realistisch ein und fragt: „Wie tödlich wird das Coronavirus?“ Bevor die gesunden Leser und die gegen Seuchen immunen Leserinnen auf die Medien zurückgreifen, um sich zu informieren: Besser sind die Quellen, die direkt mit dem Thema zu tun haben. Die WHO ist eine seriöse Quelle; in Deutschland das Robert-Koch-Institut.

Siempre a sus órdenes.

Keine Panik! Oder Speichen und Sprechpuppen

Burks

Nach vier mal zwölf Stunden und zwei Mal acht hat die Leserschaft einiges verpasst, da mir die Zeit zum Bloggen fehlte. Die Politik hierzulande ist bekanntlich grottenlangweilig. Was soll man dazu schreiben? Man muss das aus der Perspektive der Chinesen sehen – 2000 Jahre Kultur und die passende Schrift dazu – und was dauerhaft wichtig ist. Oder auch der Italiener, die seit der Gründung Roms erfahren sind in der permanenten Intrige der Herrschenden gegen alle anderen und sich selbst.

Was wird man in einem halben Jahrhundert sagen über die SPD, Thüringen hinter den sieben Bergen bei den sieben politischen Zwergen, einen Friedrich Merz und seine widerwärtigen Vorbilder? Da lobe ich doch meinen Großvater, der als Analphabet zur Zeit der russischen Revolution nach Deutschland kam und intuitiv wusste, dass Hitler ein „Arschloch“ (Zitat von meiner Mutter überliefert) war.

corona

Apropos Corona und Corona-Prophylaxe [Update von der WHO]: An den Folgen der „Spanischen Grippe“ starben in Deutschland geschätzt mehr als 400.000 Menschen, infolge der „Asiatischen Grippe“ starben 1957/58 rund 29.000 Menschen, und infolge der „Schweinegrippe“ im Winter 2009/10 starben 350 Menschen. Just saying. Fakten und Statistiken sind immer prägnanter als Talkshow-Gelaber.

lego
Credits Martin Heuwold (megx.one|Instagram)

Man kann sich mit Kunst beschäftigen oder mit Wissenschaft. My Modern Met schreibt über Lego am Bau. Schön! Mehr davon!

Das Smithsonian Magazin stellt die verwegene These auf: „Fairy tales could be older than you ever imagined“. Das ist aber nicht neu, das Nibelungenlied ist nur ein Beispiel. Man muss sich diese oral history aber wie eine Schichttorte vorstellen: Die Erzähler bzw. Sänger wussten nicht immer um den tieferen Gehalt, was wiederum garantierte, dass dieser nicht ganz verfälscht wurde, da es auch darum ging, das Erinnerte genau so wiederzugeben, wie man es gelernt hatte. Vgl. auch die Quellen zum Thema Pontos Oxeinos sowie Ranke-Graves, insbesondere Die Weiße Göttin. Nicht zu vergessen Die Erlkönigin (der beste Artikel, den ich jemals geschrieben habe).

ming
Credits: Lei Xue

Noch mal My Modern Met: „Smashed cans sculpted in the traditional style of Ming dynasty porcelain. Das nenne ich wahrhaft große Kunst, die man sich lange anschauen kann.

ming
Credits: Somewhere on the internet

Jetzt nur noch gute Nachrichten, zum Beispiel grüne Dörfer und Entenarmeen.

And now for something completely different. Auch wenn der Beklagte ein politischer Idiot ist, kann ich klammheimliche Freude nicht verhehlen. Eine auch hier schon erwähnte Klägerin darf „islamische Sprechpuppe“ und „Quotenmigrantin der SPD“ genannt werden. Die Textbausteine sind natürlich keine Tatsachenbehauptungen, sondern werden durch das Recht, die freie Meinung zu äußern, gedeckt. Die Klägerin blamierte sich schon durch die Klage und zeigt, dass sie das nicht verstanden hat. Und auch der Kommentar Katja Füchsels und Sebastian Lebers greift total ins Klo: „Für Rechtsradikale ist Sawsan Chebli ein Trigger auf zwei Beinen“. Nicht nur für die. Wer den Blödsinn, den die Dame von sich gibt, kritisiert, wird in die rechte Ecke gestellt? Geht’s noch? Ihr habt doch ein Rad ab.

Da zitiere ich zum Trotz Henrik M. Broder noch einmal:
Die Berliner Staatssekretärin für bürgerschaftiches Engagement und ähnliches Gedöns hat vor kurzem wieder mal Auschwitz besucht….) Derweil Frau Chebli, die den IQ einer Birkenstocksandale mit dem Charme einer handbetriebenen Kaffeemühle verbindet, noch lauter gegen Rassismus aufsteht. (…) Ob die Frau nun einen an der Klatsche oder nicht alle Speichen am Rad hat, dafür ist das Duisburger Amtsgericht zuständig. Was man auch ohne juristischen Beistand sagen kann, ist, dass sie unter einem hypertrophen Mitteilungszwang leidet, der in der Fachliteratur als Logorrhoe bezeichnet wird.

veganer

Auch schön: Der Hijabisierung wird zumindest vor Gericht Einhalt geboten. Auf Fratzenbuch wurden die Richter als „Kulturrassisten“ beschimpft, ein Wort, das direkt aus Pallywood stammen könnte.

Der Schockwellenreiter schrieb dazu: „Negative Religionsfreiheit bedeutet auch, die katholische Kirche als das bezeichnen zu können, was sie ist – eine Kinderfickersekte. Die Berliner Staatsanwaltschaft hat mich wegen dieser Behauptung der Gotteslästerung angeklagt, die zuständige Richterin sah das allerdings anders. Eine Richterin mit Kopftuch hätte da sicher im Sinne der katholischen Kirche entschieden. Daher gilt: Kein Kreuz, keine Kippa und kein Kopftuch in Gerichten (und auch nicht in Schulen oder sonstigen Amtsstuben). Wir Atheisten fordern endlich die Freiheit von den Religioten.“

Zum Schluss noch ein Video (Facebook).

Pferdefleisch und andere Miszellen

pferderoulade

Wo beginnt man am besten, um die wohlwollenden Leserinnen und geneigten Leser zu interessieren? Mit Vögeln? Mit dem notwendigen Wissen über die hierzulande verbotenen Generalstreiks? Mit einer regional begrenzten Version? Mit Beethoven, der gar nicht taub war, obwohl alle das behaupteten? Mit alten Schildkröten? Oder Mäusen? Oder mit der erst jetzt beantworteten Frage, warum die Leiche Alexander des Großen eine Woche nicht verweste?

spiegel

Oder mit den weiblichen Brüsten und der Frage, wo sie beginnen? Apropos, Spiegel online: Ihr tut alles, aber auch wirklich alles, damit ich euch nicht mehr lese. Wenn ich das aber doch wollte, erlaubte ich temporär Cookies und lösche die aus purer Boshaftigkeit, wenn ich eure Website verlasse. Ich denke nicht daran, meine IT-Abteilung zu konsultieren. Wenn ich eine hätte, würden die sich totlachen.

Ich lese kaum noch deutsche Medien, sondern bezahle den Guardian, der gerade über eine ‚ghost population‘ of ancient humans berichtet – spannende Sache!

bücherregelbücherregel

Vor fünf Jahren wies der Schockwellenreiter auf einen Artikel hin, dessen Autor dazu auffordert, Bücher wegzuwerfen und bramarbasierend schreibt:
Viele Bücher hingegen sehen aus wie „viel in der Birne“.
Das ist so, als würde jemand, der jeden Abend das heute Journal guckt, über Jahrzehnte jede einzelne Sendung zum Nachweis auf DVD brennen. Macht aber hoffentlich keiner.
Wer Bücher zum Angeben aufhebt, trägt bestimmt auch langärmlige Hausjacken mit Zopfmuster. Ich wette, da gibt es Studien. So!

So! Dagegen muss ich mit Fotos argumentieren. Gar nicht wahr, was der Kerl behauptet.

rohe kräfte

Übrigens: Wo rohe Kräfte sinnlos walten, da kann sich kein Gebild gestalten. (Die Nachgeborenen wissen natürlich weder, woher das Zitat stammt, noch haben sie die Originalquelle gelesen, obwohl man dort lernen kann, wie elegant Verben im Deutschen eingesetzt werden können, so dass, versuchte man die unerreichte Sprachkunst eines Heinrich von Kleist oder eines Friedrich Schiller zu imitieren, sogar Pressemeldungen der „Linken“ lesbar, eingängig und verständlich wären und natürlich ganz ohne hässliche Wörter auskämen, die auf „ung“ enden oder mit Gendersternchen verunziert wurden.)

Science Notes and news

klima

Brothers in Arms

rote ruhrarmee
Kämpfer der Roten Ruhrarmee in Dortmund. Credits: Wikipedia/unknown

… reaktionäre Elemente haben es verstanden, mit lügenhaften Worten, Schriften und Plakaten die Volksseele zu vergiften. Sie senden gekaufte Hetzer unter die Arbeiter, um diese irrezuführen.
Genossen, hört nicht auf diese Lügen! Die reaktionären Elemente (…) möchten Euch gerne zu Pogromen gegen die Juden verleiten, um wieder im Trüben fischen zu können. Was ihnen bisher trotz aller Mühe nicht gelungen ist, wollen sie jetzt, wo die Volksseele erregt ist, durchführen.
Genossen, die Juden sind nicht Arbeiterfeinde, aber die, welche Euch gegen die Juden aufwiegeln. Die Juden sind von jeher von dieser Richtung ebenso unterdrückt worden, wie wir Arbeiter! Die böswillig verbreiteten Gerüchte, daß die Juden aus ihren Häusern auf die Arbeiter geschossen haben, und daß sie Maschinengewehre und Waffen in ihren Häusern verbergen, haben sich nach stattgefundenen scharfen Untersuchungen auch alle als unwahr erwiesen….“
(Vollzugsrat der Roten Ruhrarmee, Hamborn, 24. März 1920, zit. nach Erhard Lucas: Märzrevolution 1920)

bewaffnete Kämpfe

Leider ein Fehlkauf und enttäuschend: Bewaffnete Kämpfe in Deutschland 1918-1923, Berlin, Militärverlag der DDR, 1988.

Ich versuche herauszufinden, was genau zwischen 1920 in Aplerbeck passierte. Mein Opa Hugo Schröder war damals Lehrhauer auf der Zeche Vereinigte Margarete in Aplerbeck-Sölde – beide heute Stadtteile von Dortmund. Er hat also die Rote Ruhrarmee live erlebt. Leider habe ich ihn nie danach gefragt, und er hat nie darüber geredet. Mein Vater, geboren 1927, also zu spät, um sich erinnern zu können, weiß nur, dass mein Opa damals „Kommunist“ gewesen sei, was auch immer das hieß.

Das obige Buch aus dem Militärverlag der DDR ist weder wissenschaftlich (es fehlen Quellennachweise) noch politisch brauchbar. Wichtige Fakten werden schlicht weggelassen, zum Beispiel die Rolle der nicht unbedeutenden anarchosyndikalistischen Gewerkschaften im Ruhrgebiet bei den bewaffneten Kämpfen. Die KPD (es gab mehrere davon, auch das wird unterschlagen) war mitnichten die „Spitze“, wie behauptet wird, sondern hoppelte oft planlos hinterher. So dargestellt ist das Geschichtskittung und reine Propaganda. Man findet nur Daten und Fakten ohne Analyse aneinandergereiht, dazwischen die üblichen sinnfreien Textbausteine („Jahre heftigster Klassenkämpfe“) stalinistischer Art.

Man kann das Buch eventuell als Datensammlung für weitere Recherchen benutzen. Die meisten Namen der damals Beteiligten sind heute vergessen. Was an Denkmälern übrigblieb, haben fast ausnahmslos die Nationalsozialisten zerstört. Die staatstreue Geschichtsschreibung will gar nicht daran erinnert werden, und auch nicht an die schändliche Rolle der Funktionäre und Parteiführung der SPD während der Ruhrkämpfe.

Ich kenne nur ein einziges Buch, das die damalige Zeit korrekt und interessant beschreibt: Erhard Lucas: Märzrevolution 1920, erschienen im Verlag Roter Stern 1973. Ich besitze leider nur den zweiten Band. Den ersten haben ich mir gerade für einen Haufen Geld bestellt – den dritten kaufe ich mir, wenn ich mal reich bin.

bewaffnete Kämpfe
Credits: Bewaffnete Kämpfe in Deutschland 1918-1923, Berlin (DDR) 1988

#metoo für Otter!

otter

Subtiler britischer Humor vom Feinsten! IFLScience: Wednesday May 30 is World Otter Day, a day where your newsfeeds will undoubtedly be filled with cutesy photographs of fuzzy little otters juggling stones or holding hands while they sleep.

But don’t be fooled by this PR campaign. Behind those beady eyes lies a dark secret: Otters are assholes. It’s often pointed out that humans would be foolish to apply their moral compass onto nature; however, seriously, otters are total jerks.

Schon klar. Ich sehe händereibende grinsende Redakteure, auf die empörten Kommentare des Publikums wartend. For starters, violence and aggression is the norm for sea otter mating, with males regularly seen holding females‘ heads underwater, biting their faces, and forcing them into submission.

Oha! Vergewaltigung im Tierreich! Da muss man doch was tun? Und wer kümmert sich um die männlichen Gottesanbeterinnen (da versagt sogar die Gendersprache!)?

Die Story ist auch pädagogisch sehr wertvoll. Aggressives Paarungsverhalten an humanioden Maßstäben zu messen ist natürlich Bullshit der allergrößten Sorte. Es kann nur jemand zu etwas gezwungen werden, der einen freien Willen hat, was – aus philosophischer Sicht – den Menschen vom Tierreich unterscheidet.

Mit diesem Willen, frage man Biologen, ist es jedoch nicht so weit her, und auch der Unterschied zwischen Säugetieren wie dem Menschen und seinen Artverwandten ist nicht so groß, wie es sich vielleicht ein Pfaffe erwünscht.

Wenn man sich ein bisschen intellektuell anstrengt, könnte man sogar vermuten, dass der Otter-Artikel eine Parabel auf die moralisierende Mittelschichts-Bewegung #MeToo ist, die Herrschaftsverhältnisse, die bestimmte Verhaltensweisen immer wieder reproduzieren, auf Moral herunterbrechen will – was naturgemäß [sic] scheitern muss.

Religion is poison, science is not

religion is poison
Facebook hat die obige Grafik gesperrt, sie entspreche nicht den „Gemeinschaftsstandards“.

True Dreadz: „Blind faith in religion destroys our ability to critically think for ourselves“. Das ist für mich natürlich nichts Neues, und Religioten wird man damit nicht überzeugen.

Ich möchte da aber noch nachlegen: Ich könnte mir niemandem befreundet sein, der höhere Wesen verehrt, also auch mit keinem gläubigen Christen oder Muslim. Frauen, die religiöse Symbole aka „Hijab“ oder Schlimmeres benutzen, nehme ich als Gesprächspartner und intellektuell nicht ernst. Ich verschwende nicht meine Lebenszeit damit, mit Religioten zu diskutieren.

Aberglauben, sei es Religion oder Esoterik aka Verehrung niederer Wesen muss bekämpft und ins Private zurückgedrängt werden. Jeder Mensch hat das Recht, bekloppt zu sein, aber ich und andere müssen nicht damit belästigt werden.

Die iranische Schach-Schiedsrichtern Shohreh Bayat sieht das genau so: „Seit dem vierten Turniertag tritt die 32-Jährige bewusst ohne Kopftuch auf. Drohungen iranischer Staatsmedien und ihres heimischen Schach-Verbandes ignoriert die Schiedsrichterin.“

So auch die iranische Medalliengewinnerin Kimia Alizadeh: „Sie habe das Land verlassen, weil sie genug davon habe, von den Behörden als Propagandainstrument benutzt zu werden, berichtet CNN. Die 21-Jährige kritisiert unter anderem, dass sie einen Hidschab tragen müsse, und beschuldigte Offizielle im Iran des Sexismus und schlechter Behandlung.“

religion is poison

Und was sagt die hiesige „Linke“ dazu? „Im öffentlichen Dienst würden kopftuchtragende Musliminnen von qualifizierten Jobs und einem eigenständigen Einkommen ausgeschlossen werden“. Die sind doch total übergeschnappt. (Soll ich solche Pappnasen etwas wählen?) Da war die russische Revolution 1917 viel weiter.

Und now for something not really different: die SPD: „Im Januar 1920 protestierte die Rätebewegung gegen das Betriebsrätegesetz der SPD und wurde dafür beschossen.“ Wikipedia: „Gegen die geplante Verabschiedung des Betriebsrätegesetzes mobilisierten USPD und KPD am 13. Januar 1920 eine demonstrierende Menschenmenge vor dem Reichstagsgebäude, etwa 100.000 Teilnehmer kamen. Preußische Sicherheitspolizei eröffnete das Feuer auf die Demonstranten. Bei diesem Blutbad vor dem Reichstag starben 42 Menschen, 105 wurden verletzt. Reichspräsident Friedrich Ebert sah sich gezwungen, den Ausnahmezustand zu verhängen.“

Sah sich gezwungen? Ist der Wikipedia-Autor auch ein Sozialdemokrat? Ein Linker jedenfalls nicht.

Und nun als Kontrastprogramm das Wetter Wissenschaft und Technik:

winged insects
Credits: boredpanda: „Winged insects made from old computer circuit boards and electronics“

Skytinnen

Skythen
Credits: www.archaeolog.ru

Durch IFLScience erfuhr ich von einer russischen Expedition und Ausgrabung: „Ancient Scythian ‚Amazon‘ women discovered in Russia buried alongside their weaponry“.

EurekAlert hat noch mehr zum Thema:
At the southern and western wall there were two untouched skeletons laid on the wooden beds covered by grass beddings. One of them belonged to a young woman buried in a „position of a horseman“. As the researches of the anthropologists have shown to lay her in such way the tendons of her legs had been cut. Under the left shoulder of a „horsewoman“ there was a bronze mirror, on the left there were two spears and on the left hand there was a bracelet made of glass beads. In the legs there were two vessels: a molded cassolette and a black lacquer one hand cantharos which was made in the second quarter of the 4th c BC.

Die Reiternomadenvölker der Steppen nördlich des Schwarzen Meeres, auch als Skythen bekannt, waren „Kulturbringer“. Das erinnert mich daran, dass ich immer noch David W. Anthonys Horse, the Wheel, and Language: How Bronze-Age Riders from the Eurasian Steppes Shaped the Modern World lesen will. Liegt hier auf meinem Schreibtisch (vgl. Pontos Euxenios, 24.03.2019).

Fremd

Trajanssäule
Relief (Detail) der Trajanssäule – Objektdatenbank und kulturelle Archive des Archäologischen Instituts der Universität zu Köln und des Deutschen Archäologischen Instituts

Was ist „fremd“?

Die erste und wohl unmittelbarste Reaktion auf Neues und als fremd Erkanntes stellt eine Form von Beunruhigung dar, die auf der individualpsychologischen Ebene meist als Angst beschrieben werden kann. Auf kultureller Ebene erwächst Beunruhigung aus dem Bewußtsein, dass dasFremde die Normalität und damit die Identität besonders der eigenen Gruppe in Frage stellt und somit die Stabilität der gesamten Gesellschaft gefährdet. Auf der anderen Seite kann gerade das radikal Andere, das absolut Fremde, eine nicht geringe Attraktion besitzen. Faszination und Schrecken liegen in Situationen der Fremdheitserfahrung eng beieinander, allerdings nur solange, wie radikale Verschiedenheit keine Bedrohung für die eigenen gesellschaftlichen Werte und das soziale Gefüge darstellt. Meist wird nämlich das Fremde durch seine Unbekanntheit von vornherein als unbegreiflich wahrgenommen, was ihm eine Aura des Unheimlichen verleiht. Das Fremde vermag ebenso abzuschrecken wie auch zu verlocken, und zwar besonders in dem Sinne, dass man sich dieses Fremde einverleiben möchte. Die durch das Fremde in Frage gestellte eigeneOrdnung soll so vor dem sonst möglicherweise zersetzenden Einfluß eben dieses Fremden geschützt werden. (…)

Im Grunde ist also die Benennung von etwas Anderem als fremd nur dann möglich, wenn es eine (wenn auch nur geglaubte) Identität gibt, von der sich dieses Fremde unterscheidet. Fremdheit kann sich damit nur über Identität konstitutieren und geht aus einer gleichzeitigen Ein- und Ausgrenzung hervor. Tatsächlich handelt es sich bei der Distinktion um ein Grundmuster der individuellen wie auch der kollektiven Identitätsbildung.

Aus Christian Heitz: Die Guten, die Bösen und die Hässlichen – Nördliche ‚Barbaren‘ in der römischen Bildkunst. Hamburg 2009 (Online auf Academia.edu)

Wissenschaft, kurz gefasst

string theory

Northern Lights aka Aurora Borealis

aurora borealis

A viral item gives a genuine glimpse of the aurora borealis (or aurora australis) from far above the planet.

Man könnte staunen und es dabei belassen. Guckst du aber hier: „Are These the Northern Lights Seen From Space? A purported photograph of an aurora is actually a screenshot from a computer animation.“

Wer es dennoch von oben und dreidimensional mag: Earth’s Magnetic Field to Aurora und ORBIT – A Journey Around Earth in Real Time.

I Fucking Love Frauen und Disketten und Wissenschaft

disketten
Meinen ersten Roman hatte ich nur auf Diskette gespeichert. Als ich den Text vor ein paar Jahren im Original haben wollte, musste ich erst einen Freund bemühen, der irgendwo ein Diskettenlaufwerk organisierte.

Falls jemand noch kein Weihnachtsgeschenk für eine Dame hat – hier mein Vorschlag: Jurek Beckers Amanda herzlos – das beste Buch über Frauen und Männer, das ich kenne, ironisch, elegant geschrieben, einfach schön zu lesen.

Rezensionen gab es schon 1992, im Jahr des Erscheinens. Vielleicht verstehen Frauen das Buch gar nicht: Warum Iris Radisch ihn verreißt, kann ich nicht begreifen: „Drei nette Herren erzählen drei launige Geschichten über eine schöne Frau im Sozialismus.“ Nett sind sie ganz und gar nicht, jedenfalls nicht immer, und „launig“ ist das falsche Wort. Vielleicht hatten die Rezensenten nur keine Lust auf ein DDR-Sujet. Der „Sozialismus“ ist aber nur Staffage, man hätte sich alles – mit wenigen Änderungen – auch im Kapitalismus vorstellen können.

Oder eine Frau missbilligt, sich selbst uneingestanden, dass dieser Roman eine Frau aus der Sicht der Männer schildert, die Frau aber nur indirekt, in Form von Zitaten in indirekter Rede, vorkommt? Das ist die Pointe – jeder sieht jede(n) anders, es ist aber immer dieselbe Person. Becker hat eine unglaublich scharfe Beobachtungsgabe – selbst winzige Details im Verhalten lässt er nicht aus.

Bories vom Berg trifft es schon eher: „Wie immer beim Autor des berühmten Romans «Jakob der Lügner» ist auch hier seine ureigene literarische Methode deutlich zu erkennen, nämlich selbst außerordentlich ernste Sujets «komödienähnlich» zu bearbeiten, wie er selbst es formuliert hat. Ironie und Komik wären der von ihm präferierte Ton, das habe möglicherweise auch was mit Unterhaltsamkeit zu tun. Dieser Roman ist thematisch eindeutig mehr ein Liebesroman als ein DDR-Roman… (…) Herzlos ist Amanda, weil sie ihre Männer nicht nur physisch bespöttelt, sondern vor allem psychisch demaskiert, – und den Unrechtsstaat, den sie verachtet, gleich mit dazu!“

Ich habe das Buch schon mindestens zehn Mal gelesen und amüsiere mich immer noch köstlich.

Ein Detail ist aber eher unfreiwillig komisch: Einer der Männer will einen Roman über die Heldin schreiben, aber irgendjemand hat die Diskette, auf dem der Entwurf war, zerstört oder gelöscht. Welches Zeitfenster war das, in dem das technisch einen Sinn macht? Ab wann hatten „Heimcomputer“ Festplatten? Oder ist die fiktive Person nur einfach total zu blöd, kein Backup auf einer zweiten Diskette gemacht zu haben? Oder wusste Becker das nicht?

abbruch
Symbolbild für die deutschen Medien

Was sonst noch geschah: Die Wissenschaft empfiehlt, immer in die Dusche zu pinkeln. Gut zu wissen. (Man lernt auch viel über deutschen Humor, wenn man sich vorstellt, warum I Fucking Love Science niemals von Deutschen betrieben werden könnte.

National Geographic: „Secret Room Holds ‚Lost‘ Michelangelo Artwork
These rarely seen drawings on the chamber walls may have been created when the famed artist took refuge from the Medici family in 1530.“ Sehr hübsch.

The Guardian: „Amazon indigenous leaders killed in Brazil drive-by shooting. Gunmen opened fire on a group from the Guajajara tribe on a highway in Maranhão state, killing two and wounding others.“ Davon schreiben die deutschen Medien ab, wenn sie überhaupt etwas zum Thema bringen. Wenn man vorwiegend ausländische Medien konsumiert wie ich, wird einem klar, wie beschränkt und provinziell es hierzulande zugeht. Ausser der SPD und dem Klima (ich kann das Wort nicht mehr hören) scheint es nichts zu geben, was zur Zeit „interessant“ ist.

Wenn man auf Fratzenbuch über die schreckliche Lage der Flüchtlinge in Bosnien berichtet, kritisiert niemand ein Zitat der Bild kurz danach: „Fünf Messer-Attacken in deutschen Städten“. Man kann sich die Kommentare selbst dazudenken. [Update von gestern][Update von heute]

Die Beißreflexe bei den grünguten Menschen sind ähnlich vorhersehbar und genauso dämlich. Ich hatte einen älteren Artikel gepostet: „Der Verband Ditib kontrolliert auch in Deutschland zahlreiche islamische Prediger. Einige seiner Mitglieder wettern gegen Weihnachten“. Jemand kommentierte: „Gibt es nichts Aktuelleres zum Hetzen als fast drei Jahre alten Käse?“ Jeder blamiert sich so gut, wie er kann. Wer Religion verabscheut und noch mehr weltanschauliche U-Boote Erdogans, „hetzt“. Darauf muss man erst einmal kommen. Vielleicht kommt so etwas von den Gendersternchen.

disketten
Ich weiß nicht, wofür das Teil ist, das über der Autobahn bei Halensee hängt – zum Füttern von irgendwetwas? Oder ein Wasserspender?

Auch schön von Russia Beyond: „It’s official: Native Americans and Siberians are cousins“. Ist nicht so ganz überraschend. Noch mehr Wissenschaft: Zebrafinken müssen Singen und Pfeifen erst lernen. Auch die IT-Ableitung der Uni Gießen muss noch viel lernen. „Die Hacker“ waren es vermutlich nicht.

Zum Schluss: Genau meine Postleitzahl war betroffen; ich habe aber alles bekommen. Nur funktioniert der neue Scanner auch nicht richtig… Mal sehen, ob ich das hinkriege.

Deutschland im November, revisited

Revolution
Reprint vom 09.11.2008

Der heutige Tag, der 9. November, verkörpert wie kein anderer die deutsche Geschichte. Am 9.11.1848 wurde Robert Blum, ein Revolutionär aus Köln und Vizepräsident des Frankfurter Vorparlaments, in Wien erschossen. Blum war während der Märzrevolution 1848 Vertreter des republikanischen Flügels und würde heute von der CDU als „Linksextremist“ diffamiert werden. Man sieht: Die Rechte ist sich immer treu geblieben in Deutschland.

Jedes Schulkind sollte heute etwas von den Novemberpogromen 1938 gehört haben – die größten antisemitischen Ausschreitungen im „Land der Dichter und Denker“ seit dem Mittelalter. 2000 Jahre christlicher Antijudaismus war die Basis, ohne die der organisierte Judenmord nicht denkbar gewesen wäre. Auch das wird gern verschwiegen. Die heutigen Evangelen haben gerade ihre Reformation in der Kirche gefeiert, an deren Mauern noch heute die Judensau zu sehen ist.

Am 9. 11. 1989 fiel die Berliner Mauer. Am 9.11.2001 beschloss der Deutsche Bundestag das Anti-Terror-Paket, in dem unter anderem das Religionsprivileg im Vereinsrecht abgeschafft wird, um das Verbot „islamistischer“ Organisationen zu ermöglichen. Am 9.11.2007 verabschiedete der Deutsche Bundestag das Gesetz zur Vorratsdatenspeicherung. Es scheint, als sei der 9. November ein Schicksalstag, an dem mit großer Wahrscheinlichkeit irgendein Unheil in Deutschland geschieht.

Mein Lieblingsdatum ist aber der 9.11.1918 – die deutsche Revolution. Die scheiterte leider, wie alle Revolutionen in Deutschland. Aber die Guten haben es immerhin versucht. Diese Revolution mag ich besonders, weil sie so gar nicht typisch deutsch ist, außer in ihrem Ende. Ich hätte gern in jenen Tagen gelebt, aber ich wäre vermutlich schnell erschossen worden und könnte daher heute nicht bloggen.

Auf der Website des Deutschen Historischen Museums zum Thema lesen wir: „Am Morgen des 9. November erreichte die Revolution die Reichshauptstadt. Aufgerufen von Revolutionären Obleuten, zumeist dem linken Flügel der USPD nahestehende Vertrauensleute in den Betrieben, traten die Berliner Arbeiter in den Ausstand. Zu Hunderttausenden formierten sie sich zu gewaltigen Demonstrationszügen durch das Zentrum. Ihnen schlossen sich die Soldaten der drei Jägerbataillone an, die zu diesem Zeitpunkt als einzige Truppen in Berlin stationiert waren. Auf Flugblättern bekundeten die Demonstranten ultimativ ihren Willen zum Bruch mit dem monarchischen Obrigkeitsstaat und zu einer umfassenden Neugestaltung der politischen Verhältnisse.“

Die Revolution endete, wie die wohlwollenden Leserinnen und geneigten Leser sicher wissen, in der Ermordung der Anführer der Linken, Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht. Es muss unbedingt erwähnt werden, dass die Mörder Liebknechts und Luxemburgs, die namentlich bekannt sind, vor Gericht freigesprochen wurden. Das Urteil wurde vom SPD-Minister Gustav Noske unterschrieben und gebilligt. Man müsste heutige Sozialdemokraten mal fragen, ob sie wissen, wer Noske war und welcher Partei er angehörte.

9. November et al

schönbach

Reprint vom 18.11.2017

Woran ist die Weimarer Republik untergegangen? Es gibt eine Antwort, die allgegenwärtig ist. Die jeweilige Bundesregierung, Wikipedia, die Bundeszentrale der politischen Bildung, die Mehrheit der deutschen Historiker, alle Medien (mit wenigen, aber irrelevanten Ausnahmen), die Macher der Schulbücher und Materialien für Schüler – alle sind mehr oder weniger der gleichen Meinung, oder sie geben so viele Ursachen an, dass gar kein Standpunkt mehr zu erkennen ist.

Das ist doch merkwürdig, oder? Was wäre, wenn alle irrten oder die historische Wahrheit keine Chance hätte, den öffentlichen Diskurs zu beeinflussen?

Ich empfehle Karsten Heinz Schönbach – für alle, die die Fakten zum Thema wissen wollen und auch die, die sich mit der Geschichte der Weimarer Republik beschäftigen.

Warnung: Das Buch ist Wissenschaft vom Feinsten, also gespickt mit Quellen und Aktenauszügen, 658 Seiten lang. [Inhaltsverzeichnis] Ich habe mehrere Wochen gebraucht, um es komplett durchzulesen. Es war die Mühe wert.

Dass sich kein großer Verlag finden ließ und sich die Medien mit Rezensionen sehr zurückhalten, kann bestenfalls im ersten Moment überraschen. Je mehr man sich in Karsten Heinz Schönbachs Untersuchung »Die deutschen Konzerne und der Nationalsozialismus 1926–1943« vertieft, desto weniger vermag einen das jedoch noch zu überraschen. (Heinz W. Pahlke)

Schönbach ist der erste Historiker, der Firmenakten auswerten konnte, die beweisen, dass ohne die finanzielle Hilfe der deutschen Konzerne die NSDAP nicht an die Macht gelangt wäre. (Ja, vorher hat das niemand gemacht!) Die Mehrheit des deutschen Kapitals wollte das oder nahm es billigend in Kauf, weil es ihren Interessen diente.

Äußerst interessant fand ich auch die Passagen, die anhand zahlreicher Firmenakten, Augenzeugenberichten, Briefen und Protokollen belegen, dass Hitler und die NSDAP-Führung bewusst „sozialistische“ Parolen übernahmen, um Wähler zu bekommen, das aber gegenüber den Vertretern des Kapitals zurücknahmen und relativierten. Alle Kapitalisten, die Geld gaben, wussten, dass es den Nazis damit nicht ernst war. Die NSDAP wir sogar schon pleite und hätte ohne die großzügigen Spenden des Kapitals keinen Wahlkampf mehr machen können.

Die „offizielle“ Theorie wird sich aber nicht ändern lassen, weil sie nicht auf Fakten beruht, sondern auf Ideologie. Geschichte, das beweist Schönbachs Buch, ist immer die Geschichte, wie sie die jeweils Herrschenden sehen wollen. Alles andere wird unter den Teppich gekehrt, auch wenn die Tatsachen etwas anderes sagen. Das ist heute genau so wie damals.

All thats interesting

dinosaurier

National Geographic schreibt etwas über einen gefundenen Saurier: „Known as a nodosaur, this 110 million-year-old, armored plant-eater is the best preserved fossil of its kind ever found.“ Faszinierend.

And Now For Something Completely Different. Die Süddeutsche (von der alle abschreiben) berichtet über ein bisher unbekanntes Video, in dem der Attentäter Anis Amri seine Tat angekündigt haben soll.

„Das Video ist bislang nicht in die Ermittlungsakte des Bundeskriminalamts (BKA) gelangt, das den Terroranschlag und seine Hintergründe aufklären soll. Dies geschah auf Wunsch eines ausländischen Geheimdienstes. Auch die Untersuchungsausschüsse verschiedener Parlamente, die seit geraumer Zeit an der Aufklärung des Falles arbeiten, haben dieses Video offenbar nicht gezeigt bekommen.“ Auch faszinierend.

And Now For Something Completely Different. Wer sich mit Plastikfolie vor Pefferspray schützt, muss Strafe zahlen.

And Now For Something Completely Different. The New York Times: „Ukraine? Impeachment? Trump Can Survive It All, Foreign Analysts Say“.

Schon klar. Auch wenn die deutschen Medien freiwillig gleichgeschaltet unisono das Impeachment-Verfahren bejubeln und sich gegen Trump die Finger wund schreiben: Alles nur Feuilleton, also irrelevant.

Zum Schluss: Esst mehr Fleisch, denn das ist gesund.

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