Spock unter Experten

covid
Grafik: DKLG

Ich habe hier eine öminose griechische Quelle und erfrage die kompetente Meinung der wohlwollenden Stammleserinnen und geneigten Stammleser (ich kann kein Griechisch, aber der Artikel ist in Englisch): „Spiegel’s coronavirus research, a Russian longevity expert and Spock“.

Die zweifeln dort die These des „Spiegel“ an, Deutschland sei „sicher“ im Vergleich zu Griechenland, was die COVID19-Pandemie angeht:
„Doesn’t Germany have more deaths than Greece as a percentage on the population?“, we asked the author of the article in Deutsche Welle, who replied: „Yes.

Der „Spiegel“ beruft sich als einzige Quelle (!) für die Statistik auf eine Londoner Deep Knowledge Group (DKG). Auch der israelische Premierminister hat sich wohl auf diese Organisation bezogen (Quellen im Artikel).

Die Selbstauskunft erschien mir sofort merkwürdig: „Deep Knowledge Group is a consortium of commercial and non-profit organizations active on many fronts“ – aber so many sind die fronts offenbar nicht: Sie haben weder in Russland noch in China Niederlassungen, dafür aber in der Ukraine und in der Republik Moldau.

Die griechische Quelle nimmt sich einen der Gründer der DKG vor – Dimitri Kaminski – ein Experte für „Langlebigkeit“ (!), der offenbar (das Foto ist identisch) früher in der Marketing-Branche war. Ich habe mir das mal angeschaut: „…in all aspects of web development, online marketing and user experience“.

Die griechische Quelle weiter: Most of the companies of the Deep Knowledge Group seem to have been founded by a Romanian, mentioned in company documents as Dmitri Caminschii. Der scheint laut Facebook Moldavier zu sein, was die Sache erklärte (wenn er überhaupt existiert).

Mein Fazit: Ich würde den Herrn noch nicht einmal mit der Kneifzange anfassen und schon gar nicht zitieren. Schöne Recherche!

Der CCC über die App des RKI:
Cloudanbindung: Das RKI holt sich die Daten der meisten Nutzer wider Erwarten nicht vom Smartphone, sondern direkt von den Anbietern der Fitnesstracker – und hat über einen Zugangscode potentiell Zugriff sowohl auf Klarnamen der Spender als auch deren Fitnessdaten vor Beginn der Spende. covidBei einer einfachen Deinstallation der App bleibt dieser Zugriff auch weiterhin bestehen.

Mangelhafte Pseudonymisierung: Entgegen der Darstellungen werden die hochsensiblen Gesundheitsdaten der meisten Nutzer nicht schon auf dem Smartphone pseudonymisiert, sondern vollständig und teils mitsamt Klarnamen der Datenspender abgerufen. Eine Pseudonymisierung findet erst auf Seiten des RKI statt und kann durch die Nutzer nicht kontrolliert oder verifiziert werden.

Unzureichender Schutz der Zugangsdaten: Bei Verknüpfung der App mit einem Fitnesstracker müssen dessen Zugangsdaten eingegeben werden. In der Mehrzahl der Fälle könnten diese durch Man-in-the-Middle-Angreifer mitgelesen werden. Zudem können Zugangsdaten beispielsweise zum Google-Konto des Nutzers bei Verlust oder Diebstahl des Smartphones durch Dritte ausgelesen werden.

Organisatorische Defizite: Das RKI weiß weder, wer die Daten spendet, noch ob der Spender überhaupt existiert. Dies öffnet Manipulation Tür und Tor. Auch die bei Einwilligung zugesagten Betroffenenrechte können nicht gewährt werden, da nicht sichergestellt ist, dass es sich tatsächlich um den Betroffenen handelt. Das RKI holt keine wirksame Einwilligung in die Datenverarbeitung ein.

Einmal mit Profis arbeiten!

Zum Schluss vom Kollegen Andreas Kaiser auf Fratzenbuch: „An alle, die jetzt so vehement auf ihre Persönlichkeitsentfaltung (z.B. durch Konsum, Biergarten, Bundesliga) pochen und in Kommentaren über Merkels Zorn auf „Öffnungsdiskussionsorgien“ herfallen, sei hier einfach mal aus Artikel 2 des Grundgesetzes zitiert: „(1) Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit, soweit er nicht die Rechte anderer verletzt … (2) Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit.“ Das einschränkende Wörtchen „soweit“ und der Zusatz in Absatz 2 werden hier sicher nicht umsonst genannt!“

Mutti macht Mathe. R0! [Update]

Tagesspiegel: „Schon wenn wir darauf kommen, dass jeder 1,1 Menschen ansteckt, dann sind wir im Oktober wieder an der Leistungsfähigkeit unseres Gesundheitssystems mit den angenommenen Intensivbetten“, sagte Merkel. „Wenn wir 1,2 haben, also jeder steckt 20 Prozent mehr an, also von fünf Menschen steckt einer zwei an und vier einen, dann kommen wir im Juli schon an die Belastungsgrenze unseres Gesundheitssystems“, so die Kanzlerin weiter.

Ich bin froh, dass die Chefin des Ausschusses der herrschenden Klasse, der sich Regierung nennt, eine Naturwissenschaftlerin ist und nicht Politikwissenschaftler oder Jurist (andere Version).

Wie das gewohnte intellektuelle Niveau ist, enthüllt die Autorin des obigen Artikels mehr oder weniger unfreiwillig: „ratterte sie [Merkel] in beeindruckender Manier eine Reihe von Zahlen herunter.“

Wenn jemand einfache mathematische Formeln erklären kann, ohne etwas vom Blatt ablesen zu müssen, ist das schon „beeindruckend“.

[Update] Der Guardian schreibt bewundernd: „She knows the laws of formal logic and is therefore capable of building logical chains with speed and determination.“

Durchseucht

Je mehr eine Gesellschaft von Religion durchseucht ist, um so mehr ist sie gegen Fakten immun.

Unter nationalen Akademikern und spätmodernen Experten

kabel
Klassengesellschaft, aus der Sicht eines bürgerlichen Soziologen (Symbolbild)

Zugegeben – und vermutlich eine unverzeihliche Bildungslücke: Ich wusste gar nicht, dass es eine so genannte Leopoldina und die dazu passenden Experten gibt.

Jetzt weiß ich, dass diese Damen und Herren sich schon vor zwei Jahren für ein profitorientiertes Gesundheitssystem ausgesprochen haben. („Qualifiziertes medizinisches Personal ist derzeit im Grunde ausreichend vorhanden, aber auf zu viele Häuser verteilt.“ WTF?)

Von denen soll ich mir Ratschläge anhören, ob der „Lockdown“ gelockert werden darf und kann? Da frage ich doch lieber einen x-beliebigen Taxifahrer oder Polizisten aus Wuhan.

Wir haben da noch einen Experten, der im Tagesspiegel etwas über die Klassenstruktur sagt:
Auch wenn sich das Social Distancing an alle richtet, betrifft die Krise die sozialen Milieus in sehr unterschiedlicher Weise. Generell stellt sich die Sozialstruktur der Spätmoderne als die einer Drei-Klassen-Gesellschaft dar: die neue Mittelklasse der Akademiker, die traditionelle Mittelklasse und die neue prekäre Klasse (service class) stehen einander gegenüber.

Die herrschende Klasse hat er vergessen, aber die ist ja auch so klein – die sieht man kaum. Und die Arbeiterklasse? Die akademische Mittelschicht ist mittlerweise so borniert, dass sie nur noch sich selbst sieht – überall bröselt es. Das ist aber nicht neu.

By the way:
Es ist sehr zu vermuten, dass die Pandemie dieser Renaissance des Staates einen Schub gibt: der Staat muss langfristig für eine entsprechende Gesundheits-Infrastruktur sorgen, aber auch insgesamt das dynamische Geschehen der Weltgesellschaft mit Regeln versehen.

Disagree, Herr Experte! Ich vermute, dass nicht. Wetten dass? Der Staat sind wir alle, die Regierung ist im Kapitalimus ein Gremium der herrschenden Klasse(n), und die können den Rest auch verrecken lassen, solange das den Profit nicht schmälert oder (in Deutschland nur theoretisch) die Untertanen sich empören. Diejenigen, die das Gesundheitssystem profitabel machen wollen, sind doch nicht besonders bösartig, sondern Charaktermasken, Getriebene – die können gar nicht anders, es sei denn, man zwänge sie dazu.

Dazu fehlt aber der politische Konsens. Das wird auch so bleiben in einem Land, in dem Gewerkschaftler von „Tarifpartnerschaft“, von „Arbeitergebern“ und „Arbeitnehmern“ faseln.

kabel
Klassengesellschaft, aus der Sicht eines bürgerlichen Soziologen (noch ein Symbolbild)

[Mir fällt kein Titel ein]

landwehrkanal
Radelnd auf dem Weg zur kapitalistischen Lohnarbeit, Ostersonntag um 5.30 Uhr, Landwehrkanal

Philipp Sarasin [sic] fragt (danke, T.!): „Mit Foucault die Pandemie verstehen?“
Die Lepra und die Lepros­o­rien, die in der frühen Neuzeit zu Armen­häu­sern und zu Asylen für die Wahn­sin­nigen wurden, waren für Foucault damit ein erstes Modell der Macht: Die Macht trennt die Gesunden von den Kranken, schließt die Devi­anten und Verrückten aus der Gesell­schaft aus… (…)

Dieses „Lepra_Modell“ sei im 17. Jahrhundert durch das „Pest-Modell“ abgelöst worden: Devi­ante wurden nicht einfach länger ausge­stoßen und wegge­sperrt, sondern „alle“ – Kinder, Soldaten, Arbeiter, Gefan­gene, Arme, etc. – wurden einer rigo­rosen Diszi­pli­nie­rung unter­worfen, die nicht zuletzt der Einübung einer strengen Arbeits­dis­zi­plin und damit dem „Produk­tiv­ma­chen“ ihrer Körper diente.

Beim aktuellen „Pocken-Modell“ gehe nicht mehr um Diszi­pli­nie­rung wie noch zu Zeiten der Pest: „[D]as grund­le­gende Problem ist viel­mehr zu wissen, wie viele Leute von Pocken befallen sind, in welchem Alter, mit welchen Folgen, welcher Sterb­lich­keit, welchen Schä­di­gungen und Nach­wir­kungen, welches Risiko man eingeht, wenn man sich impfen lässt, wie hoch für ein Indi­vi­duum die Wahr­schein­lich­keit ist, zu sterben oder trotz Impfung an Pocken zu erkranken, welches die statis­ti­schen Auswir­kungen bei der Bevöl­ke­rung im allge­meinen sind (…).“ Dem entspre­chend sei es ange­sichts der Pocken um „das Problem der Epide­mien und der medi­zi­ni­schen Feld­züge [gegangen], mit denen man epide­mi­sche oder ende­mi­sche Phäno­mene einzu­dämmen versucht.

Fazit: Das Pocken-Modell der Macht beschreibt, mehr oder weniger, aber doch ganz zutref­fend die Form des Regie­rens in Zeiten der Pandemie, der trotz aller Unter­schiede und trotz vieler natio­naler Egoismen die euro­päi­schen Regie­rungen folgen.

Dann haben wir noch auf Bloomberg: „It’s Still Hard to Predict Who Will Die From Covid-19 – The complicated ways in which the coronavirus interacts with human immune systems.“ Auch lesenswert.

Meedia.de: „Heinsberg Protokoll: Zum ersten Mal spricht Philipp Jessen über ein Storymachine-Projekt“. Da kriegt man einen Hals beim Lesen. Embedded Forschung oder „embedded journalism“ – oder beides.

Übrigens siegt der Kommunismus in Indien (Quelle: Washington Post) – der Bundesstaat Kerala wird seit drei Jahrzehneten kommunistisch regiert und hat daher und naturgemäß das beste Gesundheitssystem Indiens.

Das Wort zum Sonntag spricht Stephan Anpalagan angesichts einer besonders albernen Religiotin:
Als Theologe zitiere ich mal den Brief an die Gemeinde in Ankh-Morpork, 3. Salamander Kapitel 4, Vers 17:
„Doch hütet Euch vor den faulen Prophetinnen der Schundblätter, die Euch befehligen des Heilands Haus zu öffnen in Zeiten der Pestilenz! Des Teufels Schergen sind sie, die Gedeih und Verderben mit sich bringen. Lasset Euch nicht beirren von leeren Worten, die des Kaufmanns Brot verfluchen und nur der Niedertracht Willen das Manna des Herrn preisen.
Geister der Wirrnis haben sich ihrer bemächtigt. Bleibt wachsam!“
Ehret den Drosten! Hallelujah!

Trotzdem ist das Ende wie immer nahe.

Gestern (ich konnte nicht wirklich bloggen): Vergesst Dutschke nicht!

Lesen hier Frauen aus der Mittelschicht mit? Ich hätte da noch was:

landwehrkanal

Grim records and flattening the curve

truth

[Coole und zum Thema gar nicht passende Musik ertönt]

The New York Times: „New York City officials have hired contract laborers to bury the dead in its potter’s field on Hart Island as the city’s daily death rate from the coronavirus epidemic has reached grim new records in each of the last three days.“ Das nenne ich mal apokalypisch. Gilt auch für kleine Details: Laut WDR muss der Katastrophenschutz ein Pflegeheim übernehmen, weil alle Mitarbeiter positiv getestet wurden.

Spiegel online attestiert den Mexikanern eine „gläubig-abergläubische“ und „irrationale“ Denkweise. Den „Schwarzen“ übrigens auch: „Manche Schwarze halten sich offenbar für immun gegen das Virus – ein alter Aberglaube.“

Ich kommentierte auf Fratzenbuch, bei Spiegel online schrieben Rassisten: „In Illinois, einem der wenigen Bundesstaaten, die Corona-Statistiken nach Rasse aufschlüsseln, sind Schwarze die Gruppe, die so schwer betroffen ist wie keine andere.“ Beim Homo sapiens gibt es keine Rassen. Und wer ist „schwarz“? Auch die Hellbraunen?“

Der Satz wurde alsbald geändert, jetzt steht da nicht mehr „nach Rasse“, sondern „ethnische Zugehörigkeit“. Das macht es nicht besser. Man kann auch nicht alles mit Rassismus erklären. Das ist zu einfach. Wer religiös ist oder abergläubisch, ist selbst schuld. Und sollte man nicht in Kuba nachfragen, ob dort „die Schwarzen“ auch öfter infiziert werden? Und wenn nein, warum nicht? Man könnte mit Blick auf die Statistik behaupten:

Je religiöser eine Gesellschaft ist, um so mehr Infektionen gibt es.

Eine der Lehren aus Wuhan ist: „Ärzte und medizinisches Personal sollten nur sechs Stunden arbeiten“.
Man hat in Wuhan eine klare Relation zwischen der Länge der Arbeitsschichten und der Überlebenswahrscheinlichkeit der Patienten sowie der Ansteckungswahrscheinlichkeit der Krankenhaus-​Mitarbeiter entdeckt. In der ersten hektischen Phase arbeiteten Ärzte und medizinisches Personal in Wuhan oft 12 bis 14 Stunden. Sehr viele Helfer haben sich damals angesteckt. Diese Entwicklung sehen wir auch in Italien und Spanien. Erst als in China sehr viel mehr Personal zur Hilfe kam und die Schichten sich auf sechs Stunden verkürzten, sanken die Ansteckungs-​ und Sterberaten. Das Personal konnte sich dann sehr viel genauer an die Vorschriften halten.

Jetzt kann man schon vorhersehen, was unsere grandiosen Politiker-Pappnasen hierzulande (laut Neues Deutschland u.a.) daraus machen: „Arbeitsminister Heil [nomen non est omen] erlaubt Ausweitung der Arbeitszeiten für Menschen in systemrelevanten Berufen“. Eine Krankenschwester in einer Rettungsstelle schrieb mir: „In der Schutzkleidung hält man es vier Stunden aus, dann ist man schon fix und fertig. Man kann nichts trinken oder essen. Meistens bleiben wir acht Stunden drin, mit ein oder zwei kurzen Unterbrechungen.“

Reporter ohne Grenzen hat im gewohnten Lautsprecherduktus Fake News verbreitet, der Begriff „Coronavirus“ werde in Turkmenistan zensiert. So was kann im freiheitlich-demokratischen „Westen“ natürlich nicht passieren.

Wer einen langen Text zu lesen imstande ist, sollte Prof. Dr. med. Dr. h.c. Paul Robert Vogt lesen – obwohl der Titel „ein besorger Bürger“ abschreckt: Der Mann ist ganz vernünftig und zerlegt das kapitalistische schweizer Gesundheitssystem in winzige Stücke und trampelt darauf herum.

Die Kurve hat sich abgeflacht. Ja, aber das ist kein Grund, etwas zu ändern. Sie kann auch sehr schnell wieder in die Höhe schießen.

curve

Reproduktionszahl et al oder: Wuhan-style Lockdown

Corona geht gerade erst los

Das Video wird von YouTube eingebettet und erst beim Klick auf den Play-Button geladen. Es gelten die Datenschutzerklärungen von Google.

Vom Akzent her tippte ich darauf, dass die Dame (Mai Thi Nguyen-Kim) von maiLab aus dem Ruhrpott kommt (stimmt aber nicht).*

Wenn die ohne Teleprompter spricht (was man nicht sehen kann – sie liest aber nicht ab oder so, dass man es kaum merkt), ist sie rhetorisch richtig gut (was für Youtube-Videos extrem selten ist).

In gut 22 Minuten alles noch einmal erklärt, was wir schon wissen oder glaubten zu wissen:
#Flattenthecurve kann man nicht durchhalten. „Die Reproduktionszahl muss kleiner als 1 sein.“ Und das ist unter den gegebenen Umständen nicht zu schaffen.

Ohne Impfstoff wird die Pandemie nicht enden.

* „würden“ spricht man im Ruhrpott „wüaden“ aus – „härten“ hört sich wie „häaten“ an – also ohne „r“.

Drastisch kann gut sein

cooperation

According to science: Die drastischen Maßnahmen der Kommunistischen Partei Chinas und der Regierung haben in Wuhan hunderttausende Infektionen verhindert und viele Leben gerettet.

Ganz anders sieht es in Schweden aus, obwohl ich den effekthaschenden Titel „Schwedischer Sonderweg offenbar gescheitert“ unseriös finden. Ein (nur einer!) Korrespondent meint, es sei „möglicherweise“ so. Das reicht mir nicht (obwohl er vermutlich recht hat).

Der Guardian sät noch einmal kräftig Zweifel, was die aktuellen Zahlenangaben zur COVID19-Pandemie angeht.

Ich habe prophezeit, dass Trump wiedergewählt wird. Ich vermute immer nich, dass das so sein wird, obwohl es fraglich ist, was überhaupt geschieht, wenn sich die Leichenberge türmen. Die New York Times klärt auf, ob sich die Wahlen verschieben lassen könnten. (Die Antwort lautet: Vermutlich nicht.)

Was lese ich da bei Spiegel online? „Kapitalistischer Gesellschaftsvertrag“? War da der freiwillige Selbstzensor gerade pinkeln und hat das K-Unwort übersehen? Ich dachte, wir lebten in einer überaus freien Marktwirtschaft, die alle reich und glücklich macht? Und wer sind die Vertragspartner? Die Kapitalisten und die Arbeiterklasse?

Zum Schluss: Die Religioten sind noch religiotischer, als ich eh schon dachte. Mein Vorschlag: Lasst sie doch gemeinsam höhere Wesen verehren und nominiert alle anschließend für den Darwin-Award. Das gilt übrigens auch in Israel.

kommunismus-test

Raetia et Gallia cisalpina

Tropaeum_Alpium
Römisches Siegesdenkmal, La Turbie

Jüngst las ich von Werner Zanier einen interessanten Aufsatz: „Der römische Alpenfeldzug unter Tiberius und Drusus im Jahre 15 v. Chr.- Übersicht zu den historischen und archäologischen Quellen“ (1).

Das ist natürlich kein Thema, das gegenwärtig unter den Nägeln brennt. Dennoch war ich fasziniert: Man kann an diesem Ereignis, das nur einen Sommer dauerte, ganz wunderbar und exemplarisch erklären, was am Römische Weltreich so speziell war. Außerdem ist es spannend, weil man eigentlich gar nicht viel weiß und die antiken Quellen wie gewohnt – im heutigen Sinne – auch nicht annähernd objektiv, sondern reine Propaganda sind. Geschichte allein reicht daher nicht, es muss auch die Archäologie ran – vor allem die.

Die Vorgeschichte: Um 26. v.u.Z. hatten die westgermanischen Sugambrer zusammen mit anderen Völkern in Gallien geplündert, sogar den Adler der Legio V Alaudae erbeutet. Die Basis der V. Legion waren nicht-römische Söldner, die Julius Caesar 52. v.u.Z. privat finanziert und in der römischen Provinz Gallia Transalpina ausgehoben hatte. Der römische Senat hatte die Legion anerkannt. Danach erhielten die miles gregarius („Legionär“ ist eine moderne Wortschöpfung, die Römer nannten die Soldaten nicht so) das römische Bürgerrecht.

Der Diktator und Kaiser Augustus war daher persönlich nach Gallien gereist; vermutlich kam damals schon der Plan auf, die Alpen im Sinne des römischen Imperiums zu „befrieden“, also den Überfällen auch auf Reisende ein Ende zu bereiten. Die Alpenbewohner waren für die Römer selbstredend „Barbaren“. Die beiden „Feldherren“ Tiberius und Drusus (der spätere Germanicus) waren Stiefsöhne des Imperators.

…uidere Raeti bella sub Alpibus
Drusum gerentem; Vindelici – quibus
mos unde deductus per omne
tempus Amazonia securi (Horaz, Ode 4,4)

In den Alpen und insbesondere in der heutigen Schweiz siedelten (nein, nicht Germanen!) Kelten – zum Beispiel die Genaunen und die Breonen im heutigen Tirol. Beide Völker waren die „Nachfahren“ der Hallstadt-Kultur der Eisenzeit. Anders die Räter – nach denen die spätere römische Provinz benannt wurde: Sie sind mit den Etruskern verwandt (also keine Kelten), nach dem neuesten Stand der Wissenschaft also Einwanderer aus Anatolien. (War neu für mich.)

rätien
Die spätere römische Provinz Raetia – Droysens Historischer Handatlas, 1886

Aus dem oben genannten Artikel: Als erster rückte der erst 23-jährige Drusus mit seiner Heeresgruppe von Süden durch das Tal der Etsch vor, besiegte bei den Bergen von Trient die Räter und erhielt dafür den Rang eines Prätors. Auf seinem weiteren Weg nach Norden wird Drusus, der schon damals eine Tras­se der 60 Jahre später voll ausgebauten via Claudia Augusta anlegen ließ, sowohl den Brenner als auch den Reschenpass mit verschiedenen Heeresabtei­lungen genutzt haben. Der ranghöhere, 27-jährige Tiberius marschierte etwas später von Gallien entweder durch die Burgundische Pforte oder durch das Schweizer Mittelland zum Bodensee, wo es zu einem Seegefecht mit den Vindelikern kam. Anschließend zog er weiter an die Donauquellen. Eine schwere Schlacht (grave proelium) gegen die Rä­ter beendete er siegreich. Eine dritte Vorstoßachse führte wahrscheinlich ein Unterfeldherr über einen der Bündner Pässe ins Alpenrheintal und weiter nach Norden ins Schweizer Mittelland und bis zum Bodensee.

Soweit, so traditionell erzählt. Wenn man sich eine Schilderung aus dem Jahr 1880 über die „Räubereien der Alpenvölker“ zu Gemüte führt, klingt das genau so wie die Propaganda der Römer: die seien „eine Schädigung der friedlichen Unterthanen Roms in Italien, sondern auch ein Eingriff in die Ehre des römischen Namens“.

Ich finde das aus Sicht der Logistik interessant. Wie bringt man mehrere zehntausend Mann samt einem riesigen Tross und Belagerungsmaschinen über die Alpenpässe? Und was lese ich da? Ein antikes Seegefecht auf dem Bodensee? Wie darf man sich das vorstellen?

Während Cassius Dio davon berichtet, dass man Transportschiffe baute und übersetzte, erwähnt Strabon, dass die Insel Mainau als Stützpunkt ausgebaut wurde. Es soll eine Seeschlacht gegen die Vindelici stattgefunden haben. Es gab auf beiden Seiten nur wenig Schiffe und Material, aber es soll unter den Römern einige Verluste gegeben haben.

Unfassbar, aber eine Meisterleistung der „Pioniere“ und sonstigen Handwerker des römischen Heeres. Die hatten sogar eine Marineinfantrie. Wie lange dauert es, eine Liburne zu bauen – und vermutlich eine Werft gleich dazu?

Wenn ich noch Geschichtsunterricht gäbe, würde ich der Schulklasse das als Aufgabe stellen – was muss man alles bedenken bei einem imperialistischen Raubzug? Oder so ähnlich.

Der Alpenfeldzug sollte den beiden jungen Stief­söhnen des Augustus einen grandiosen mili­täri­schen Erfolg bescheren. Die römische Gene­ralität musste also schon im Vorfeld versuchen, jedes Ri­siko zu vermeiden. Dazu waren genaue geographi­sche Kennt­nisse über den zu erobernden Alpen­raum erforder­lich, das Heer einschließlich seiner Ausrüstung war bereitzustellen, die Versorgung sowie die Kontrolle der Nachschubwege mussten gewährleistet sein. Zweifellos war der Feldzug mi­nutiös vorbereitet, die Vorbereitungsphase begann vermutlich schon im Jahr zuvor.

alpenfeldzüge
Abbildung aus Zanier.

Ich hatte die Alpen bisher nicht wirklich unter archäologischen Gesichtspunkten betrachtet. Auch Kempten aka Cambodunum finde ich jetzt interessant.

Den Feldzug selbst wird man sich als ein breit gefächertes, simultanes Vorrücken vieler Truppen­teile vorzustellen haben. Kampfabteilungen aus Legions­ detachements und Hilfstruppen drangen rasch vor und haben die einzelnen Täler systema­tisch durchkämmt. Wer sich nicht freiwillig ergab, bekam die Übermacht der römischen Kriegsma­schinerie zu spüren: Siedlungen wurden belagert, Fluchtburgen erstürmt, Widerstandsnester ausge­hoben, Flüchtige verfolgt. Mit vielen kleinen Schar­mützeln ist zu rech­nen.

Die Kelten und Räter hatten natürlich militärisch keine Chance. Nur in Hollywood-Filmen sähe das anders aus. Besonders spannend bei der Lektüre fand ich die Tatsache, dass aus dem gesamten Imperium Spezialeinheiten zusammengezogen wurden, zum Beispiel Bogenschützen aus Syrien. Man muss sich das heute vorstellen: Syrien war eine römische Provinz (Bäder, Hygiene, Fußbodenheizung usw.), Germanien aber nicht. Und wieso waren ausgerechnet die Syrer gut im Bogenschießen? (Gut, auch Straubing ist jetzt interessant geworden.)

alpenfeldzüge
Abbildung aus Zanier

Riom kannte ich nicht, auch nicht die Carp-Ses-Schlucht am Julierpass (!), wo vermutlich in vorrömischer Zeit ein ein matriarchalisches Heiligtum war.

Die Schleuderbleie und Schuhnägel aus der Crap Ses-Schlucht und vom Septimer sowie die drei flügeligen Pfeilspitzen, Geschossspitzen, Katapultpfeilspitzen und Schuhnägel vom Döttenbichl sind formal und herstellungstechnisch in sich so gleich­ förmig und einheitlich, dass man die Produktion der jeweiligen Gattungen während einer kurzen Zeit­spanne in denselben Werkstätten vermuten kann. Die hervorragende Qualität der meisten Ob­jekte so­ wie die exakte Stempelung der Katapult­pfeilspitzen und Schleuderbleie sprechen außerdem für eine äußerst sorgfältige Herstellung. Man ge­winnt den Eindruck, dass die Ausrüstung ohne Zeitdruck her­gestellt werden konnte.

Schon wieder: Es kommt auf die Logistik an.

alpenfeldzüge
Abbildung aus Zanier. Der Pfeil am Septimerpass zeigt auf die Stelle, wo ein römisches Lager war.

Unmittelbar nach dem siegreichen Feldzug wurde das Land militärisch besetzt, und alle Be­wohner wurden durch den Initialzensus amtlich registriert. Da Aufstände zu befürchten waren, schickten die Römer den größten Teil der wehr­tauglichen Männer außer Landes und ließen nur so viele zurück, wie nö­tig waren, um das Land aus­reichend zu bestellen. Bei diesen Deportationen und Zwangsaushebungen entstanden die frühes­ten Räter- und Vindelikerkohorten. (…) Wie erfolgreich die römische Eroberung Rä­tiens und die an­schließenden Verwaltungsmaßnah­men waren, zeigt eine Bemerkung Strabons aus dem Jahr 19 n. Chr., wonach die beim Alpenfeldzug be­siegten Völkerschaften schon 33 Jahre lang Ruhe bewahrten und ordentlich ihre Steuern entrichteten.

Exakt: Zensus und Steuer bedeuten Zivilisation, wenn man dann noch genug Straßen baut und eine Post einrichtet, ist alles gut für ein paar hundert Jahre. Bis die Germanen kommen – die machen dann alles wieder kaputt.
_________________________

(1) in Rudolf Aßkamp und Tobias Esch (Hrsg.): Imperium – Varus und seine Zeit. Beiträge zum internationalen Kolloquium des LWL-Römermuseums am 28. und 29. April 2008 in Münster. Veröffentlichungen der Altertumskommission für Westfalen Landschaftsverband Westfalen-Lippe Band XVIII, herausgegeben von Torsten Capelle, Aschendorff Verlag 2010

Red Beacon of Doom und Geisterbahnfahrer der letzten Tage

Empire state buidling
„We know we’ve really screwed things up when the Empire State Building gets mad.“

Man lebt bekanntlich gern in Zeiten der Apokalype, wegen Angstlust und so. Ich kenne das – meine Kindheit und Jugend habe ich in einer christlichen Sekte verbracht, für die dieser Zustand – die Apokalypse oder auch Parusie wurde täglich erwartet – ganz normal war. Ist gut für die Gruppendynamik, aber auf Dauer schwer durchzuhalten.

Die Furcht vor der Apokalypse wird durch den Postmillenarismus dieser Gruppen gemildert. Man selbst hofft bei Wohlverhalten nicht betroffen zu sein.

Jetzt aber zu den Fakten.

„In this life, we want nothing but facts, sir; nothing but facts!“ (Charles Dickens: „Hard Times“)

Auf Telepolis haut Alexander Unzicker ganz wunderbar diejenigen in die Pfanne, die herummäkeln, dass alles nicht so schlimm sei.

Corona sei nicht so schlimm, aber die Maßnahmen dagegen schon. (…) Bhakdi verlangt, dass Maßnahmen erst ergriffen werden, wenn die Gefährlichkeit des Virus gesichert sei. Was für ein Unsinn. Man muss vorsorgen, solange die Ungefährlichkeit nicht gesichert ist. In die gleiche Kerbe haut Stanford-Koryphäe John Ioannidis, der im Focus Maßnahmen „ohne zuverlässige Datenbasis“ beklagt.
Nassim Taleb, einer der wenigen Denker, die Ereignisse wie die Corona-Krise vorhergesehen haben, spottet nicht zu Unrecht, Ioannidis empfehle „den Abschluss einer Versicherung, sobald man das Ausmaß des Schadens kennt“. (…) Man fragt sich eigentlich, warum die Feuerwehr noch ausrückt in Deutschland, so ganz ohne Datenbasis. Weiß man denn genau, ob das Gebäude überhaupt brennbar ist?

Das RKI bietet epidemiologische Modelle an, von denen man den Trend der Infektionen einigermaßen deduzieren kann. Der Statistiker Gerd Antes wendet gegen derartige Rechenmodelle ein, dass man nichts Genaues nicht wissen könne.
Die Schätzungen variieren extrem. Je nach Experten ist davon die Rede, dass sich fünf- bis zehnmal mehr Menschen infizieren als nachgewiesen werden. Manche Schätzungen liegen beim Zwanzigfachen oder sind noch höher. So eine Streuung ist ein sicheres Zeichen, dass niemand auch nur ungefähr weiß, wo die Wahrheit liegt.

Wenn man davon ausgeht, dass die Dunkelziffer hoch ist, sind die Maßnahmen, die einige jetzt nerven (Würde denn irgendeiner bitte mal an die Kinder Wirtschaft denken? Aber bitte nie an die Würmer!), völlig richtig.

Karstadt-Manager ab in die Produktion! (Spargelernte!) #landverschickung #alalanterne

Die New York Times warnt: „For Autocrats, and others, coronavirus is a chance to grab even more power“. Darauf werden wir noch zurückkommen müssen.

future

Trump und Secondlife etc.

secondlifesecondlife
Oasis of Klima – arrival point. Ja, ich reite mein Avatar reitet da auf einem Saurier Drachen, ja und? Die hellen Punkte sind live ein Sandsturm (Partikel, muss man auch bauen per Script erzeugen); man sieht kaum die Hand vor den virtuellen Augen.

Mit Secondlife ist es wie mit Trump: Alle deutschen Journalisten schreiben heftig dagegen an, aber beide werden immer beliebter.

„Second Life sei im Unterschied zu Sansar eine etablierte “Cash Maschine”, die zurzeit [sic] wieder wachse – obwohl die 3D-Social-Software schon seit circa 2002 am Markt ist.“ (Mixed)

Jetzt bitte alle wegzappen: Da ihr die technischen Probleme, die ich jetzt schildern werde, ohnehin nicht versteht, wendet euch lieber den aktuellsten Statistiken über Corvid19 zu.

Andere Optionen: Wer Spanisch versteht, sollte vielleicht nachprüfen, ob Kuba jetzt die Welt rettet oder ob survival of the fittest für jeden von euch gilt. Wer aber die kommende Revolution begrüßen würde, sollte sich fragen, mit wem man die veranstalten sollte und ob mit oder ohne Gendersternchen oder ob man gleich in Italien damit anfangen sollte?

Am Sonntag musste ich eine Sim zum Glück nur einen Teil einer Gor-Rollenspiel-Sim neu bauen.

Das Problem war nicht nur der Teleporter – das sind gescriptete Objekte, die meistens dem beamen ähneln (oft gewollt) und einen Avatar überall hin transportieren. Auf Rollenspiel-Sims gibt es immer einen arrival point, weil die technischen Admins (in diesem Fall ich) nicht möchten, dass die Spieler plötzlich und überall wie aus dem Nichts materialisieren auftauchen, was unrealistisch wäre, falls man hier von „Realismus“ reden kann.

Teleporter gibt es im Second-Life-Marketplace wie Sand am Meer. Ich habe ein paar Dutzend davon. In diesem Fall musste das Objekt aber erstens einigermaßen versteckt sein, weil das Ziel, eine Skybox (Oasis of Klima, in 4000 „Metern“ Höhe), nicht so leicht zu finden sein sollte – gemäß der literarischen Vorgabe:
One of the major sites within the Tahari for obtaining salt are the brine pits of Klima. Klima is hidden deep within the dune country and its location is closely guarded. It is worked by thousands of male slaves and escape is nearly impossible. Kaiila are not permitted there, even for the guards. There is a well there but no other water for about a thousand pasangs. Women are not permitted there so that men will not kill each other for them. Slaves are taken to the mines on foot, hooded and chained. Many die on route. At the mines, their feet must be bound in leather to the knees as they will sink through the salt crusts. The salt would grate and burn their flesh. In the mines, most of the salt is in solution. It is obtained in either of two ways, by drilling and flush mining, or by sending men to collect it in the deeper pits. A work day is from dawn to dusk and some men kill others for lighter assignments.

Technische Voraussetzung: Man muss einen Teleport-Punkt definieren, so dass alle Rollenspieler nur dort landen, ganz gleich, ob sie auf die Second-Life-Map klicken oder eine Landmark benutzen. Das ist nicht weiter schwierig und gehört zum Administrator-Menu (RTFM! Har har!).

Danach, so der ausgeführte Plan, sollten sie ein wenig herumlaufen und den Teleporter suchen müssen, der aber ein beliebiges Objekt sein kann – bei mir sollte war er ein pferdeähnliches Reittier – aber trotzdem funktionieren.

Zweitens – und nun der schwierige Teil -: Ein Sim erlaubt nur bestimmten Avataren, Objekte zu rezzen, meistens einer definierten Gruppe. Andere Objekte (die jeweils einer Gruppe zugeordnet sind), werden nach einer bestimmten Zeit automatisch entfernt und an den „Besitzer“ zurückgeschickt. Das nennt man Auto Return. Der Auto Return hindert virtuelle „Hooligans“ daran, eine Sim zu crashen, in dem sie in kurzer Zeit sehr viele Prims rezzen, die der Rechner bei Lindenlab irgendwann nicht mehr rendern kann – vergleichbar einem DoS-Angriff. Von diesen Spammern gibt es genug, und die Sim stürzt dann ab und muss neu gestartet werden.

Das Rezzen muss man aber auf Rollenspiel-Sims erlauben, auch wenn man selbst als Admin gerade nicht online ist, weil Objekte zum Spiel gehören. Abgeschossene Pfeile einer virtuellen Armbrust zum Beispiel sind kompliziert gescriptete Prims; wäre das Rezzen nicht erlaubt, könnte niemand herumballern. (Schwerter hingegen „trägt“ der Avatar („wear“), die kann man immer benutzen. Das nennt man melee. Auf „Melee-only-Sims“ geht dann nur „Nahkampf“.)

Mein Problem, für das es noch keine elegante vorgefertigte Lösung gibt, war, dass der Teleporter nur für eine bestimmte Gruppe zugänglich sein sollte, die aber leider nicht die Gruppe war, der dort das Rezzen erlaubt ist. Eine handgefertigte Namensliste, die das Script des Teleporters abfragt, wäre möglich, aber zu aufwändig gewesen.

(Jetzt fasse ich mich kurz, da vermutlich niemand bis hierhin gelesen hat.) Ein Objekt mit der „falschen Gruppe“ würde aber in diesem Fall nach zwei Stunden retourniert. Mein erster Versuch war, eine kleine Parzelle der Sim abzutrennen, den Autoreturn dort auszuschalten, und in ca. 2.000 „Metern“ Höhe beim Arrival Point – genau über der separaten Parzelle – den Teleporter zu platzieren. Der hätte zwar immer noch die falsche Gruppe, würde aber nicht automatisch entfernt. Ich hatte nur nicht bedacht, das es auch einen zweiten Teleporter geben muss, wohin der Avatar geschickt wird. Über Sim-Grenzen hinweg zu teleportieren ist extrem kompliziert mit den handelsüblichen Teleportern, Murphy’s law ist Standard. Auch der von mir ausgewählte weigerte sich.

Ergo: Ich habe eine Stunde Lebenszeit verschwendet herumexperimentiert, bis ich eine einigermaßen vernünftige Lösung gefunden hatte. (RTFM).

Das Wort zum Sonntag

burks

Am 19. März machten sich manche – vor allem auf Fratzenbuch – noch darüber lustig, dass ich mir Masken besorgt hatte und die bei Publikumskontakt auch trage. Jetzt sind sie alle still geworden. Es wird zum Standard, nur kriegen die meisten Leute keine mehr.

(Das Wort zum Sonntag aus meiner Küche von Burks)

By the way:
– Die Kurve sinkt noch nicht. (Danke für den Hinweis)

– In Spanien stapeln sich die Leichen. Die wichtigste Ursache: Das Gesundheitssystem wurde kaputtgespart – wie auch in Italien. Merke: Its not a bug, its a feature.

– Gutes Interview in einer schweizer Zeitung mit Kaiser Kuo: „Die Chinesen sind völlig verblüfft darüber, dass die Europäer keine Masken tragen. Es ist ja bekannt, dass viele Menschen andere anstecken, bevor sie selber Symptome haben. Mit einer Schutzmaske wird das Ansteckungsrisiko reduziert. Ebenso das Risiko, sich an die Nase oder den Mund zu fassen.“

– „Trumps bizarre Drohung mag im Affekt ausgesprochen worden sein und vermutlich ohne Konsequenzen bleibe. Sie zeigt dennoch, wie unberechenbar der US-Präsident die Krise managt.“ So urteilen deutsche Qualitätsmedien. Die Bevölkerung der USA sieht das aber ganz anders: „Mehrheit der US-Amerikaner befürworten Trumps Krisenmanagement“.

Da kann sich das deutsche Feuilleton noch so echauffieren. Unter anderem sind an Trumps Meinung, was hierzulande noch niemand bemerkt hat, die Religioten schuld. Die deutsche Journaille merkt auch gar nicht, wen sie mit Biden herbeischreiben wollen.

– Es wird demnächst viel weniger Schweden und Niederländer geben.

spargelfront

Jutta Ditfurth, statt peinlicher Spendenaufrufe für sich selbst! AfD, jetzt aber schnell die patriotische Pflicht erfüllen! Grüne Veganer: Spargelstechen ist voll öko!

Exponentiell hochgerechnet

exponentiell

Ein Freund hat mir das mal ausgerechnet, wenn die exponentielle Kurve sich halbierte und von 27 Prozent auf 13 Prozent sänke (ungefähr der aktuelle Stand). Im Klartext: Wenn die exponentielle Kurve sich nicht signifikant abschwächt, wovon auszugehen ist, hätten wir in der ersten Maiwoche 5.900.000 Infizierte, also ca. 60.000-100.000 Tote.

Oder widersprechen die hier mitlesenden Mathematiker?

Epidemiologisch wirksam

Lesenswert auf Telepolis: „Coronavirus: Epidemiologisch wirksame Maßnahmen in China“.

Individual differences in personality predict the use and perceived effectiveness of essential oils

Plos One: „We found that receptivity to pseudo-profound fabricated statements and religiosity were the most consistent predictors of greater use of, perceived effectiveness of, and a willingness to spend more money on EOs.“ (via Fefe)

智能头盔吧!?

corona statistik

Natürlich sind die wohlwollenden Leserinnen und geneigten Leser genau so informiert wie ich über die gegenwärtige Pandemie, wenn nicht sogar besser, weil alle vor den Geräten hängen. Wie vorhergesagt, steigt die Rate der Infektionen auch hierzulande exponentiell, weil geeignete Maßnahmen viel zu spät und und zu halbherzig getroffen wurden.

Auch wenn so genannte Experten noch im Januar abwiegelten: COVID-19 ist nicht mit Influenza vergleichbar. In Italien lässt man Leute in meinem Alter mittlerweile elend verrecken.

Mal sehen, ob unserer herrschende Klasse und die hiesigen Medien ihre antikommunistischen sinophoben Vorurteile ablegen kann und die Hilfe Chinas annimmt.

Die Volksrepublik China hat alles richtig gemacht, auch wenn es einem bei der High-Tech-Überwachung, die eingesetzt wird, gruselt. (Übrigens: Li Wenliang wurde posthum rehabilitiert. Hoffentlich lernen die was daraus.)

Well said, Pieter!

Nighthawks
Nein, das ist nicht von Sophie Matisse.

Welt online: „101 Jahre mussten vergehen, bis es nun dazu kommen könnte, dass ein Auftrag der Weimarer Reichsverfassung von 1919 und dann des Grundgesetzes von 1949 endlich umgesetzt wird.“ Was? „Mehr als eine halbe Milliarde Euro pro Jahr zahlen 14 Bundesländer den Kirchen aufgrund von Regelungen aus dem 19. Jahrhundert. Diesen Zustand wollen Linke, FDP und Grüne beenden.“

Ich wollte auch einmal eine gute Nachricht verkünden. Jetzt die anderen.

The Guardian: „When will a coronavirus vaccine be ready?“ – „A vaccine could still save many lives, especially if the virus becomes endemic or perennially circulating – like flu – and there are further, possibly seasonal, outbreaks. But until then, our best hope is to contain the disease as far as possible. To repeat the sage advice: wash your hands.“

Auch hier agierten die Chinesen vorbildlich – und das könnte ungeahnte Konaequenzen nach sich ziehen.

In Italien haben wir die Apokalypse des kapitalistischen Gesundheitssystems. Samantha Criscione schrieb dazu auf Fratzenbuch: „Bergamo ist in einem der am meisten industrialisierten Gebiete Italiens. Die Regierung hätte von Anfang an ALLE nicht zur Versorgung notwendigen Fabriken und Firmen schließen müssen. Sie taten es nicht. Sie haben es bis heute nicht getan. Deshalb sind so viele Menschen erkrankt; deshalb ist das Krankenhaus so voll. In Bergamo werden zur Zeit kranke Menschen zu Hause gelassen, solange ihre Hämoglobinsättigung nicht unter 85% gefallen ist. Dies bedeutet: 90% sterben. Dann kommt die Armee und holt die Särge ab.“

Falls ihr keine Masken habt und keine Scheu vor fremdsprachlichen Manuals, könnt ihr die auch selbst herstellen. Hier in der Hauptstadt wird in drei oder vier Wochen der Ausnahnezustand herrschen – eingedenk des exponentiellen Wachstums.

Und kommt der Kommunismus jetzt durch Corona? „Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) hat angesichts der Coronakrise eine mögliche staatliche Beteiligung an großen Unternehmen vorgeschlagen.“

Wenn wir eine Regierung einer Koalition aus ernst zu nehmenden linken Parteien hätte, würde ich das auch vorgeschlagen – und später natürlich nichts zurücknehmen.

Ceterum censeo: Jens Spahn, treten Sie zurück!

Der Triumph des Todes
Pieter Bruegel der Ältere: Der Triumph des Todes

Unter Nichtmaskenträgern

klopapier

Beim Apotheker: Niemand trägt eine Maske. Im Supermarkt: Niemand (außer mir). Der Pflegedienst, der drei Mal am Tag meinen 92-jährigen Vater pflegt: Keine Masken.

„Die Inkubationszeit gibt die Zeit von der Ansteckung bis zum Beginn der Erkrankung an. Sie liegt im Mittel (Median) bei 5–6 Tagen (Spannweite 1 bis 14 Tage)“ – laut RKI.

burks

Die Dunkelziffer der Erkrankten ist hoch, niemand weiß also, ob er schon infiziert ist. Man kann auch ohne Symptome alle anderen anstecken.

Warum trägt niemand eine Maske? Weil es keine gibt? Was sagen denn die Märkte dazu? (Bei REWE gab es wieder kein Klopapier.)

Die erste Fälle gab es übrigens schon im letzten November. Stahl und Kunststoff sollte man meiden.

burks

Civilized Species im Stresstest [Update]

Das österreichische Heer empfielt gegen die COVID-19-Pandemie, den Humor nicht zu vergessen. Wenn man humorlos sein sollte, ist man vermutlich aufgeschmissen.

Hoffentlich werden auch alle Friseurläden geschlossen. Die sind nicht wichtig. #vikings

Die hier noch nie zitierte Wetterauer Zeitung berichtet, dass dort gar nicht mehr getestet werde. „In den allermeisten Fällen wird das Virus als harmloser grippaler Infekt ablaufen.“ Das halte ich für Fake News. Christian Y. Schmidt, der auch in China lebt, dazu:
„Angeblich 100.000 Tests in einer Woche. Offenbar muss man jetzt die Lokalzeitungen lesen, um die Wahrheit zu erfahren. Sie lügen uns die Hucke voll. Alle Staaten, die intensiv getestet und isoliert haben (China, Südkorea, Israel) sind mehr oder weniger erfolgreich bei der Bekämpfung der Seuche. Nur in Deutschland glaubt man, Tests seien überflüssig, bzw. ist die Katastrophe so weit fortgeschritten, dass man es nicht mehr schafft zu testen. Dieses Land ist ein #failedstate. Und die Leute, die für die Zustände verantwortlich sind, müssen dafür auch zur Verantwortung gezogen werden – spätestens dann, wenn das hier vorbei ist.“

Das wird aber nicht passieren. Noch nicht einmal die „Linke“ fordert, das Gesundheitssystem zu verstaatlichen und nicht mehr profitorientiert sein zu lassen. (Belehrt mich eines Besseren?!)

Der Guardian erklärt, warum Dschungel gut gegen Viren ist.

Jetzt habe ich noch Mathematik anzubieten (Englisch mit Untertiteln):

Exponential growth and epidemics

Das Video wird von YouTube eingebettet und erst beim Klick auf den Play-Button geladen. Es gelten die Datenschutzerklärungen von Google.

Die dämlichen Deutschen haben das noch nicht begriffen.

[Update: „Pandemic Preparedness Planning for COVID-19“.

Dieses Posting hat keinen Abspann.

Keine Nudeln in Zeiten der Cholera

isolation

Mir fiel gerade, als ich über einen aussagekräftigen Titel sinnierte, unangenehm auf, dass ich hier mehrere Bücher von Gabriel García Márquez habe, eines sogar auf Spanisch, das ich in Kolumbien las, um meine Sprachkenntnisse aufzubessern, aber nicht Die Liebe in Zeiten der Cholera, was jetzt als Lektüre passen würde, da ich eine Woche nicht in einem meiner Berufe arbeiten muss, ich also, eingedenk der Tatsache, dass Missstände abgestellt werden müssen, dergestalt, dass ich daher den festen Vorsatz fasste, das Werk gleich morgen im bei Amazon im Buchhandel meines Vertrauens zu bestellen. (Könnte ihr solche Sätze vertragen oder ist das schlecht für den Blutdruck?)

keine nudeln
Regal für Nudeln in einem Supermarkt in Neukölln

Einer der besten Interviews zum allgegenwärtigen Thema ist aus der FAZ mit dem Virologen Hendrik Streeck.
Der typische Covid-19-Patient zeigt nur milde Symptome. Zu dem Ergebnis kommt auch eine chinesische Studie aus der Metropole Shenzhen, die herausgefunden hat, dass 91 Prozent der Infizierten nur milde bis moderate Symptome zeigen, mit einem trockenen Reizhusten, dazu eventuell Fieber. Bei uns kam noch der Geruchs- und Geschmacksverlust hinzu. In 30 Prozent der Fälle trat bei unseren Infizierten auch Durchfall auf, das ist häufiger, als bisher angenommen wurde.

Mir wurde aus berufener Quelle aber gesagt, dass es keine Methode gebe herauszufinden, ob man die Seuche schon hatte. Der Virus kann auch mutieren, und dann gibt es wieder neue Kranke.

Meine These: Wenn ca. 80 Prozent der Bevölkerung durchseucht sind, kann man sich ein wenig entspannen. Das müsste mathematisch zu klären sein, aber exponentielle Kurven habe ich im Mathe-Unterricht nicht gehabt.

burks
Regal für Toilettenpapier in einem Supermarkt in Neukölln

An die Kollegen und Kolleginnen, die „was mit Medien“ oder mit Kunst machen:

Die Spargelernte steht irgendwann an, und Polen sind gerade verhindert. Vielleicht sollten die Damen und Herren Künstler, die von Einbußen bedroht sind, kurzfristig umdisponieren?

Wenn ich kein Geld mehr habe, suche ich mir Arbeit. Ich habe auch drei Berufe, weil ich vom Journalismus allein nicht so leben kann, wie ich will. Wo ist das Problem?

Die Arroganz der marginalisierten Mittelschichten und die Abneigung gegen körperliche Arbeit, weil die vom Mainstream geringer geschätzt wird? Weil die Linken die Arbeiter verachten?

Meine Großväter, beide ihr ganzes Leben lang Bergmänner, sagte sinngemäß und abschätzig über derartige Jammergestalten: Denen sieht man an, dass die noch nie eine Schüppe in der Hand gehabt haben. #bewährunginderproduktion #kulturrevolution

In Erwartung des sich jetzt schon abzeichnenden Shitstorms
Euer Burks

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