Meine Daten? Wo? Was? WTF?

unnaunna

Ich habe auf einem meiner Rechner jetzt versuchsweise Windows 10 installiert. Eigentlich dürfte niemand, der über Netzpolitik und Datensicherheit redet oder schreibt, so etwa benutzen. Aber ob man mit den jungen Damen auf dem Foto darüber reden könnte?

Truecrypt mit Linux, reloaded

truecrpyt

Mir geht es so wie den meisten Leute: Erst wenn ich etwas wirklich brauche, beschäftige ich mich damit, zumal wenn ich das Thema schon genügend zu kennen glaube.

Morgen fahre ich in den Ruhrpott – inne Heimat, wie man dort zu sagen pflegt. Da ich eine Woche Pause von Secondlife machen will, brauche ich nur mein Netbook mitnehmen, auf dem Ubuntu läuft. (In Unna ist erst recht Neuland-Entwicklungsland, was die Geschwindigkeit angeht.)

Aber habe ich dort auch wirklich alle Schlüssel, um verschlüsselte E-Mails lesen zu können? Ich erwarte wichtige Post für eine aufwändige Recherche.

Also schnell einen Container auf einem USB-Stick erzeugen. Ähhhh… aber auf dem Netbook hatte ich kein Truecrypt. Ich muss doch dort den Container wieder öffnen können! (Keys import etc.) Wie ging das noch mal gleich?

Das entsprechende Wiki erklärt, wie man einen Leopard-Panzer, den man als Bausatz gekauft hat, selbst zusammenbaut. Ich hasse es. Wieder in Ruhrpöttisch: Die kommen imma von Hölzken auf Stöcksken. Besser gleich das hier lesen und anwenden.

Voilá! (Ja, ihr könnt da gern draufgucken, es gibt nichts zu sehen, was ihr nicht sehen dürftet!)

Was sind die Vorteile der Vorratsdaten­speicherung?

„Was sind die Vorteile der Vorratsdaten­speicherung?
Studien zufolge hat die Vorratsdaten­speicherung keinerlei Nutzen für die Strafverfolgung. Der einzige wirkliche Vorteil der Vorratsdaten­speicherung ist, dass künftig niemand mehr die Einführung der Vorratsdaten­speicherung fordern kann, sobald irgendwo auf der Welt ein Kind vom Dreirad fällt. Stattdessen müssen sicherheitspolitische Hardliner sich jetzt ein neues Überwachungswerkzeug überlegen, das sie künftig bei jeder Gelegenheit fordern können, z.B. anlasslose Test-Verhaftungen, Kameraüberwachung in Privatwohnungen oder bedingungslose Grundfußfesseln.“ (Quelle)

Unterschreiben! Jetzt!

Wer gegen die Voratsdatenspeicherung ist, kann hier unterschreiben. Habe ich gerade gemacht.

Man nennt das Polizeistaat

Polizeistaat

Netzpolitik.org: „Abgeordnete wurden herbeitelefoniert, damit VDS Rechtsausschuss passieren kann“.

Ich bin nicht offen

„Ich möchte klarstellen, dass Sie natürlich damit rechnen müssen, dass jeder, der offen kommuniziert, abgehört wird“. (August Hanning, Abhörexperte)

Und ja, unverschlüsselte E-Mails erhalte ich täglich, falls alle kommen ungelesen in die Tonne. Mindestens die Hälfte stammen von Journalisten.

Hack the Tor browser

Mal eine nette Nachricht (via Tor-Mailingliste) von Meduza: „The Russian government hired people to hack the Tor browser, but they failed and now they’re quitting“.

XKeyscore

Die Zeit leakt die Übereinkunft zwischen NSA und Verfassungsschutz im Wortlaut.

Ceterum censeo: Verfassungsschutz esse delendam.

US-Regierung will gute Verschlüsselung abschaffen

Heise: „In einer Anhörung vor dem US-Senat fordern Regierungsvertreter, dass gute Verschlüsselung unterlassen oder gar gesetzlich verboten werden soll. Eine von Obama eingesetzte Expertengruppe empfiehlt das Gegenteil.“

Bei Open-Source-Verschlüsselung (wie z.B. bei GnuPG) funktionieren die geforderten Hintertüren natürlich nicht. Die Ideen der US-Politiker sind nicht neu und wurden hierzulande auch schon gestellt.

Lukratives Geschäft mit Schnüffel-Tools

Heise: „Nachdem Hacker über 400 Gigabyte an internen Dokumenten von Hacking Team entwendet haben, versucht der Hersteller von Überwachungssoftware, den Schaden zu begrenzen.“

Hahahahaha. Geschieht ihnen recht.

Übrigens, für unsere Online-Durchsuschungs“-fans hat ein kluger Mensch einiges bei Heise notiert: „Wie der RemoteDesktop-Server aufs Zielsystem kommt, wurde bisher als Problem des Anwenders angenommen worden.“

Es ist wie gehabt: Die wichtigste Frage stellt niemand (das darf doch nicht wahr sein?): Wie kommt das Zeug auf einen Rechner?

Merkels E-Mail und andere angebliche Hacks

Alvar Freude: „Oh, eine Mail von Angela Merkel noch.nicht.mal.mutti@irgendwo.pl. Das hat die Merkel doch bestimmt selbst geschrieben. Oder?“ (Mehr lesen]

That’s the Challenge: The Hintertürchen

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Sehr hübsch argumentiert ein FBI-Mann laut The Washington Post: „So that’s the challenge: working with those companies to build technological solutions to prevent encryption above all else.“

Schon klar. Sie möchten eine Hintertür, überall. Wäre ja noch schöner, wenn die Untertanen etwas geheimhalten könnten.

Ganz privat

privatsphäre

Jetzt endlich habe ich begriffen, warum die meisten Leute – insbesondere Journalisten – sich beharrlich weigern zu lernen, wie man E-Mails verschlüsselt: Sie haben keine Meinung, sondern lassen gern andere für sich denken!

Systemfrage

NSA

Aus meiner sicht geht es nicht um Einzelpersonen oder die politischen Ansichten von CDU und SPD, es geht um die Systeme.“ (Edgarward Snowden)

Hal Faber weist auf einen Artikel Wolfgang Kalecks hin, der sich über den „nationalistische Unterton“ der gegenwärtigen Debatte des BND-„Skandals“ echauffiert. Zu Recht. Witzig finde ich nur, dass der Geheimdienst eines Landes Industriespionage für ein anderes Land betreibt, und zwar schon seit Jahrzehnten, ohne dass das jemand unangenehm aufgefallen ist (außer Josef Foschepoth: „In Deutschland gilt auch US-amerikanisches Recht“).

Wenn man die Sache logisch durchdekliniert, stellt sich immer wieder die Frage nach dem Charakter eines Staates im Kapitalismus: Die Herrschenden denken schon längst international, nationale Grenzen sind überflüssig und Bullshit und sind nur hinderlich, den Profit optimal zu maximieren. Deswegen sit es einfach lächerlich zu fordern, dass Deutschland und dessen Unternehmen nicht ausspioniert werden sollten. Und dann? Was, wenn nicht? Werden dann wieder alle reich und glücklich in der so genannten „sozialen Marktwirtschaft“?

The dick pic test

The Guardian: „The dick pic test: are you happy to show the government yours? (…) The UK intelligence agency GCHQ has collected so many dick pics they’ve become something of a problem for the organisation.“

Muahahaha. Ich konnte mich kaum zurückhalten, das Thema einschlägig zu bebildern.

Ärgerlich und absurd

Kai Bierman auf Zeit online: „Daten auf Vorrat zu speichern ist und bleibt eine schlechte Idee. Dass Politiker der großen Koalition das aus Angst und Bequemlichkeit fordern, ist ärgerlich und absurd. (…) Die Schlichtheit der dabei immer wieder vorgebrachten Argumente ist zum Heulen.“

Well said. Die Schlichtheit passt aber zu den Hirnen, aus denen das entsprang.

Und nun zu uns, Wer-hat-uns-verraten-Partei!

Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel spricht sich für Vorratsdatenspeicherung aus.

Ekelhaftes Pack.

Lowering or Raising Data Protection

LobbyPlag.eu also shows which national governments are working on lowering or raising data protection laws in Europe.

Nationaler Alleingang beim Kampfbegriff

Wie war das noch gleich? „Der Begriff ‚Vorratsdatenspeicherung‘ sei ein Kampfbegriff ihrer Gegner, weil er suggeriere, dass der Staat Daten auf Vorrat für datenarme Zeiten sammeln wolle“, sagt Günter Krings, Staatsekretär im Innenministerium.

Spiegel online heute: „Die Bundesregierung will in einem nationalen Alleingang die umstrittene Vorratsdatenspeicherung einführen.

Ich sage voraus, dass sie damit wieder eine Klatsche vom Bundesverfassungsgericht einfangen. Die Überwachungs-Lobby ist bekanntlich belehrungsresistent. Sie werden es so lange versuchen, bis es irgendwann klappt. Rationale Argumente sind vergebene Liebesmüh.

Verschlüsselung verbieten, revisited, und die rechtsfreien Räume

„Bundesinnenminister Thomas de Maizière hat gefordert, dass deutsche Sicherheitsbehörden befugt und in die Lage versetzt werden müssen, ‚verschlüsselte Kommunikation zu entschlüsseln oder zu umgehen‘.“ (AFP via Heise)

An was erinnert dieses merkbefreite Gefasel? Richtig, an das „Krypto-Gesetz“ des Bundesinnenministers Kanther vom April 1997! „Sicherheitsbehörden von Bund und Ländern forderten eine Regelung die `verbindlich den Gebrauch von solchen Systemen vorschreibt, bei denen das legale Abhören möglich ist.“

Wahrscheinlich hat die „Wollt-ihr-die-totale-Überwachung“-Lobby mal eben die alten Textbausteine hervorgekramt und die de Maizière hingeworfen, der ahnungslos und dumm genug ist, um die unzerkaut der Presse auszuspeien.

Der aktuelle Innenminister hat aber einen Textbaustein von damals vergessen: „Wolle man der Entstehung rechtsfreier Räume vorbeugen, so der Minister, seien staatliche Eingriffsbefugnisse in digitale Kommunikation unumgänglich.“

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