Block der Gläubigen (II)

IDF in Gaza
Israelische Streitkräfte in Gaza, Quelle: IDF

Zweiter Teil meiner Notizen zu Gilles Kepel: Die Rache Gottes – Radikale Moslems, Christen und Juden auf dem Vormarsch“, insbesondere Kapitel 4: „Die Erlösung Israels“ (S. 203-267).

7. Die radikalsten Aktivisten der »Gush-Emunim« schwenkten auf eine Taktik des Gegenterrors ein, die an die Strategie der OAS in Algerien erinnert, und verstanden ihre Gewaltaktionen (durch die sie das Gewaltmonopol eines in ihren Augen versagenden Staates usurpierten) als Vollzug des israelischen Volkswillens — wie ein Mitglied dieser damals entstehenden »jüdischen Untergrundbewegung« in einer Verteidigungsschrift beteuert. Der Verfasser dieser Schrift weist immer wieder darauf hin, dass seiner Meinung nach der Gegenterror vom Durchschnittsisraeli und sogar der Regierung gebilligt werde. Als im Radio die Nachricht vom Attentat auf die arabischen Bürgermeister gesendet wird, erlebt er, wie eine einfache Frau spontan über die Bombenleger sagt: »Ich würde ihnen die Hände dafür küssen.« Der Militärgouverneur der besetzten Gebiete habe sogar bedauert, dass die Opfer bei den Attentaten nur verletzt wurden. Und in Nablus sei die arabische Bevölkerung von Sprengstoffanschlägen in Angst und Schrecken versetzt worden – womit man das gesteckte Ziel erreicht habe. Dem steht das »Lavieren« von Premierminister Begin gegenüber, der die Gewaltanwendung bedauert und eine Untersuchung anordnet, die allerdings im Sande verläuft. (Kepel, S. 232f.)

Im Februar 1983 wurde der „linke“ israelische Friedensaktivist Emil Grünzweig vom „rechten“ Yona Avrushmi ermordet. Es folgen weitere Anschläge, u.a. auf den Markt und die islamische Universität von Hebron mit mehreren Toten. Der israelische Geheimdienst Mossad zerschlug das „Untergrund“-Netz und verhinderte Schlimmeres – die israelischen Terroristen wollten auch den Felsendom und die al-Aqsa-Moschee sprengen, was vermutlich einen 3. Weltkrieg ausgelöst hätte.

Tatsächlich spekulierten die Verschwörer ganz kaltblütig auf diese Möglichkeit, wie der israelische Hochschullehrer Gideon Aran, der beste Kenner der »Gush-Emunim«, betont: »Die Anführer der Untergrundbewegung glaubten, dass die Sprengung der »Schandflecken« (des Felsendoms und der Al-Agsa Moschee [sic]) mehrere hundert Millionen Muslime zum Jihad veranlassen würde, was die ganze Menschheit in die letzte, entscheidende Schlacht zwingen würde: den Kampf zwischen Gog und Magog mit all seinen kosmischen Folgen. Der Sieg Israels am Ende dieser so sehnlich herbeigewünschten Feuerprobe könnte das Kommen des Messias vorbereiten.

Nach 1984 taucht die Gush-Emunim nicht mehr auf, aber die Theorien wie auch die des Kahanismus werden von anderen Parteien modifiziert aufgenommen und vertreten, unter anderem von der Otzma Jehudit. Wie überall sind auch die Grenzen zwischen „ultrarechts“ und „Nazis“ in Israel fließend – die Ideen der Anhänger Kahanes kann man durchaus mit den Nürnberger Rassegesetzen vergleichen.

IDF in Gaza
Israelische Streitkräfte in Gaza, Quelle: IDF. kann jemand von den hier mitlesensen Waffe-, Militär- und Kriegsexperten erklären, was die Panzer oben für eine sonnendachähnliche Konstruktion haben und für was die gut ist?

8. Ich hatte 2015 schon etwas zum Thema „Terror und Apokalyptiker“ geschrieben gestützt u.a. auf Hans Blumenberg“ „Lebenszeit und Weltzeit“. Man sieht: Dieses Phänomen ist nicht auf nur eine der monotheistischen Weltreligionen beschränkt, sondern taucht in allen auf – als deren äußerste Konsequenz:

„Die Terreur ist nichts anderes als unmittelbare, strenge, unbeugsame Gerechtigkeit; sie ist also Ausfluss der Tugend; sie ist weniger ein besonderes Prinzip als die Konsequenz des allgemeinen Prinzips der Demokratie in seiner Anwendung auf die dringendsten Bedürfnisse des Vaterlandes.“ (Maximilien de Robespierre, 1794)

9. Kepel weist auch darauf hin, dass die Motive der „rechten“ israelische Terroristen denen der militanten Islamisten ähneln, die 1981 den ägyptischen Präsidenten Anwar as-Sadat ermordeten. Dort „Re-Judaisierung“, hier „Re-Islamisierung“.

Jetzt wird es kompliziert (Arbeitshypothese). Wenn sich hinter Religion die jeweiligen Klassenkämpfe kostümiert verstecken – wie kann man das vergleichen, wenn sich die Ideen also Elemente des luftigen Überbaus – strukturell ähneln, die Kämpfe der Klassen aber unter ganz verschiedenen Voraussetzungen, Zeiten und Ländern stattfinden?

IDF in Gaza
Israelische Streitkräfte in Gaza, Quelle: IDF

Dabei stößt die Rejudaisierung besonders unter den sephardischen Juden Israels auf große Resonanz, weil die Orthodoxen als erste ihre Interessen vertreten und es ihnen ermöglicht haben, sich innerhalb des institutionellen politischen Systems Gehör zu verschaffen. [Quod erat demonstrandum] Hat sich in der Zeit zwischen 1974 und 1984 vor allem die »Gush-Emunim« als Vorkämpferin einer Rejudaisierung Israels hervorgetan, sind es danach die Haredim, die sich in diesem Bereich besonders engagieren. Während die Hochburgen der »Gush-Emunim« in den Siedlungen der besetzten Gebiete liegen und die meisten ihrer Anhänger Aschkenasim oder Sabra sind, die in den Jugendbewegungen der national-religiösen Partei aktiv waren, stammt die (ein beachtliches sephardisches Kontingent umfassende) Gefolgschaft der Orthodoxen hauptsächlich aus dem israelischen Kernland in den Grenzen vor 1967. (S. 252)

10. Die Orthodoxen in Israel sind sich natürlich nicht einig (vgl. judäische Befreiungsfront). Die Schasch vertritt die Sephardim. Die Kriterien Sephardim und Aschkenasim zu unterscheiden, halte ich für irrational und so albern rassistisch wie die verschiedenen Hautfarben in Brasilien. Letzllich ist das immer eine soziale Unterscheidung (vgl. pielroja).

Die Agudat Yisrael ist eher von osteuropäischer, also chassidischer Tradition geprägt. Degel haThora „repräsentiert den nicht-chassidischen Teil des aschkenasischen ultraorthodoxen Judentums, steht also in der Tradition der Befreiungsfron Judäas) litauischen Mitnagdim„.

Auf die Geringschätzung des aus Arbeiterpartei und Aschkenasım bestehenden Establishments, das den Zionismus auf seine eigenen Interessen abgestimmt hatte, reagierten die Sepharden häufig mit Wahlenthaltung. Hinzu kam die offene Auflehnung gegen das System, wie sie sich bei den Ausschreitungen ın den Elendsquartieren von Haifa 1959 oder ın der Gründung der »Schwarzen Panther« 1971 manifestierte, die auf die Ähnlichkeit ihrer Situation mit der Unterdrückung der Schwarzen in den USA aufmerksam machen wollten.(…)

Zugleich entwickelten diese Schattenkinder des sozialistischen und weltlichen Zionismus in ihrem überschwenglichen religiösen Empfinden neue Formen der sozialen Vernetzung, der Solidarität, des gesellschaftlichen Aufstiegs und der Verteidigung ihrer verspotteten Identität. Diese religiöse Inbrunst nahm im wesentlichen zwei Formen an: Zum einen bestand sie ın der symbolischen Verlegung von Gräbern von (hauptsächlich marokkanischen) Heiligen nach Israel, deren neue Ruhestätten zu regelrechten Wallfahrtsorten wurden; zum anderen in der Wiedereinführung der Verehrung von Weisen (Hakham) – wie man sie schon in der Diaspora praktiziert hatte. (S. 256)

IDF in Gaza

11. Diese auf der Ebene der gesamten Bewegung praktizierte Endogamie verstärkt den inneren emotonalen Zusammenhalt der Gemeinschaft, die sich durch Riten der totalen sozialen Abgrenzung definiert. (…)

Eine solche Definition der Identität durch einen übersteigerten Ritualismus, durch die systematische Suche nach Abgrenzungssymbolen erinnert an eine pietistische islamische Gruppe wie die »Tablich«.

Da haben wir wieder alle „Sekten“-Mechanismen zusammen. Für mich ist auch die Hijabisierung der türkischen Einwanderer und deren Nachfahren so erklärbar. (Ende meiner Notizen)

Block der Gläubigen (I)

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Tel Aviv, Allenby Road Yona Hanavi – das Cafe heisst Nabi Yuna

Nein, das Thema Israel ist nicht durch. Übrigens habe ich rund 700 Fotos gemacht; der Vorrat reicht noch eine Weile.

Ich wollte mir noch einmal meine Notizen ansehen zu Gilles Kepel: Die Rache Gottes – Radikale Moslems, Christen und Juden auf dem Vormarsch“. insbesondere Kapitel 4: „Die Erlösung Israels“ (S. 203-267). Ich hatte das Standardwerk zur Religiotisierung zum Vormarsch der „Orthodoxen“ in allen monotheistischen Weltreligionen hier schon erwähnt. Kepels Buch ist 1994 erschienen, erklärt aber eigentlich alles, was in den letzten Jahrzehnten in Israel „innenpolitisch“ geschehen ist. Statt das noch einmal zu lesen, kann ich meine Stichpunkte auch hier verbreiten. Was man daraus schließt, bleibt jedem selbst überlassen.

tel aviv carmel markettel aviv carmel market
Carmel-Markt, Tel Aviv

1. Nach dem Krieg 1973 war die Gush-Emunim-Bewegung („Block der Gläubigen“) gegründet worden. Gegen einen Staat und eine Gesellschaft, die bis dahin kulturell von einem laizistischen und zum Sozialismus tendierenden Zionismus geprägt waren, machte sie sich zu Vorkämpferin der Rejudaisierung Israels. Mitglieder dieser Bewegung wurden 1984 verhaftet, weil sie verdächtigt wurden, arabische Studenten der Hebron-Universität ermordet und Attentate auf arabische Bürgermeister verübt zu haben. Sie hatten auch Pläne geschmiedet, den Felsendom und die AL-Aqsa-Moschee in die Luft zu sprengen.

Gush Emonim war eine religiös-zionistische Erneuerungsbewegung. „Religiös“ will offenbar die „sozialistische“ Idee, vor allem der Kibbuzim, beerben. (Das kann man vergleichen mit der Rolle der Muslimbrüdern in Ägypten unter Nasser.) Menachem Begin wurde von den Gush Emunim unterstützt. „Zionistisch“ meint also nicht mehr nur, einen Staat für Juden zu gründen, sondern dessen Grenzen nach den „Heiligen Schriften“ ausrichten zu wollen – also nach irrationalen Kriterien. In der Bibel gehört auch das Land Gosen zu Israel – also ein großer Teil des Nil-Deltas.

jerusalem panorama
Jerusalem – links (südlich) vom Felsendom ist die al-Aqsa-Moschee (dunkle Kuppel)

2. Neben der Gush Emunim fanden auch andere „ultraorthodoxe“ Gruppen – die so genannten Haredim – wieder neue Anhänger, vor allem unter den jüdischen Einwanderern aus arabischen Ländern.
Allgemein betrachtet, kann man sagen, daß die ganze jüdısche Welt in den siebziger Jahren eine Bewegung der Teschuwa (was soviel bedeutet wie »Rückkehr zum Judentum« und „Reue, das heißt Rückkehr zur strikten Einhaltung des jüdischen Gesetzes, der Halacha) erlebte. Die »Reumütig Zurückgekehrten« (Baalei Teschuwa) verschließen sich den Versuchungen der säkularen Gesellschaft, um ihr Dasein ausschließlich auf die Gebote und Verbote zu gründen, die sie heiligen jüdischen Texten entnehmen. Dieser Bruch fordert eine strenge Trennung von Juden und Gojim (Nichtjuden, Heiden), um so die größte Gefahr für den Fortbestand des auserwählten Volkes, die Assimilation, zu bekämpfen.

Ergo: Klassischer Klassenkampf in religiösem Kostüm, samt kompensatorischer Gratifikation. Wir wiederholen: Wer den sozialen Aufstieg plant, durch Ausbildung und das dazu passende internalisierte Verhalten, aber durch die real existierenden Klassenschranken (die sich auch als Rassismus äußern können) einer Gesellschaft daran gehindert wird, also scheitert, wird versuchen, diesen „Aufstieg“ dennoch zu erreichen, indem er sich einer Gruppe anschließt, die vielleicht sozial geächtet ist (ob eine religiöse oder eine politische Sekte macht keinen Unterschied), aber innerhalb der Gruppe einen „Aufstieg“ ermöglicht oder zumindest verspricht. Die Religiotisierung Religion verspricht den unteren Klassen (hier u.a.: die in Israel damals diskriminierten Sephardim, heute etwa die Juden aus Äthiopien) etwas, was die säkulare Gesellschaft ihnen nicht geben kann.

Die Trennung der Gruppe nach „Innen“ und „Außen“ ist eine Methode, Kontinuität zu erzeugen – bei Sekten funkioniert das bekanntlich sehr gut.

4. Die Teschuwa ist also eine Rektion auf und das Gegenteil der jüdischen Aufklärung, der Haskalah im 19. Jahrhundert. Die Teschuwa setzt die Wiederherstellung geschlossener Gemeinschaftsstrukturen voraus, die vor der materialistischen und korrupten Gesellschaft schützen..

Schon wieder: reaktionäre Rebellion gegen den Kapitalismus, der das Individuum auf dessen isolierte Existenz als Warenproduzent zurückwirft und alle anderen sozialen „Bande“ zweitrangig werden lässt.
In dieser Gesellschaft der freien Konkurrenz erscheint der Einzelne losgelöst von den Naturbanden usw., die ihn in früheren Geschichtsepochen zum Zubehör einer bestimmten, begrenzten menschlichen Gruppierung machen. (Karl Marx, Kritik der politischen Ökonomie, MEW 13, 615)

siedler Oelberg
Ein Haus jüdischer Siedler auf dem Ölberg, der zu Ostjerusalem gehört.

5. Vor einem halben Jahrhundert waren die meisten Juden, vor allem in den USA, so genannte Reformjuden, die sich um rituelle Gesetze wenig scherten.
Diese Bewegung der »reuevollen Rückkehr« hat mit dazu beigetragen, dass sich das Erscheinungsbild des Judentums in der ganzen Welt nach 1975 verändert hat. Bis dahin hatten sich die orthodoxen und ultraorthodoxen Strömungen – die Haredim – nur noch in wenigen Familien halten können, die sich gegenüber dem gesellschaftlichen Umfeld weitgehend abschotteten. Die Jugendlichen befreiten sich immer mehr aus diesen Fesseln und praktizierten einen zwangloseren Glauben, der die verschiedensten Gestalten annehmen konnte.

In einer Gesellschaft ohne Religion ist es aber schwierig, eine wie auch immer geartete „jüdische“ Identität aufrechtzuerhalten. In Frankreich waren sehr viele säkulare Juden Teil der Studentenbewegung im Mai 1968, oder, wie Kepel es ausdrückt: Es war ein offenes Geheimnis, dass zahlreiche führende Linksradikale Juden waren.

Für diese Linken war der Staat Israel nur der Brückenkopf des Imperialismus im Nahen Osten, den man zerstören musste, um an seiner Stelle ein weltanschaulich neutrales Palästina zu errichten, in dem Juden und Araber in bestem sozialistischem Einvernehmen leben sollten.(…) skandierten die jüdischen Linken im Chor mit ihren »heidnischen« Gesinnungsgenossen: »Palästina wird siegen« – bis das Blutbad, das Palästinenser bei der Olympiade in München 1972 unter israelischen Sportlern anrichten, eine tiefe Verstörung auslöst. Das ist der Anstoß für eine Distanzierung vom linken Aktivismus und, für viele, für eine Wiederentdeckung ihrer jüdischen Identität. Dieses Ereignis war eine der Ursachen für die Selbstauflösung der proletarischen Linken, die die »Sponti«-Fraktion der französischen Maoisten darstellten. Ihr wichtigster Führer sollte einige Jahre später mit der gleichen Intensität, mit der er sich für den Marxismus-Leninismus engagiert hatte, seine Rückkehr zum Judentum vollziehen und in Straßburg eine ultraorthodoxe Jeschiwa gründen, in der sich neben einigen jüdischen Konvertiten zahlreiche seiner ehemaligen politischen Weggefährten einfanden.

6. Nach dem Jom-Kippur-Krieg 1973, der ähnlich traumatisch war wie der 7. Oktober diesen Jahres, wurde Israel von den Großmächten dazu gezwungen, sich aus vielen eroberten Gebieten zurückzuziehen und die US-amerikanische Idee „Land für Frieden“ zu akzeptieren. Die innere Krise, die dem Krieg folgte, ließ die bis dahin unangefochten regierende Arbeiterpartei erodieren. Die „Orthodoxen“ reagieren, indem sie fordern, den Begriff Staat Israel durch das biblischen „Land Israel“ (Eretz Israel) zu ersetzen.
Das bedeutet zunächst einmal, sich jedem israelischen Rückzug aus den besetzen Gebieten zu widersetzen und dort Siedlungen zu errichten, um den Fortbestand der jüdischen Herrschaft über das Gelobte Land zu sichern. Die „Gush-Emunim“ betritt die politische Bühne in einem Augenblick, wo die israelische Gesellschaft in einer tiefen Orientierungskrise steckt. Die Führer der regierenden Arbeiterpartei wurden von der arabischen Offensive völlig überrascht und verloren dadurch ihre Legitimität (…) Sie können sich nicht mehr damit brüsten, die unfehlbaren Wegbereiter der Zukunft Israels zu sein.

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Frontbericht allüberall oder: Hit and run

wagenknecht
Sahra Wagenknecht 2018 (Facebook)

Wer die arabischen Mörderbanden nicht als Todfeinde der sozialistischen Idee brandmarkt, hat jedes Recht verwirkt, sich auf Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht zu berufen. (Andrej Hermlin)

Die Genossin Wagenknecht macht sich beim Thema Israel sofort – quod erat demonstrandum – total lächerlich. Sie möchte keine Bodenoffensive (was die Israelis natürlich gleich auf ihre To-Do-Liste gesetzt haben, weil es ja die Wagenknecht so will). Es gebe nur eine Lösung, nämlich die Zwei-Staaten-Lösung. Ach ja? Nur will das in Israel niemand mehr. Die Idee „Land für Frieden“ ist kläglich gescheitert – an den Arabern.

Frage: Warum muss es noch einen arabischen Staat in Palästina geben? Gibt es irgendwo einen funktionierenden arabischen Staat auf der Welt? Dieses neue Gebilde wäre nur eine Art Swasiland, ausgelutscht von den korrupten Warlords und künstlich am Leben gehalten von der EU. Und dieser Staat soll auch eine eigene Armee haben, womöglich von meinen Steuergeldern mit finanziert?

Die so genannten Palästinenser wollen auch halb Jerusalem zurück. Mit weniger würden sie sich nicht zufriedengeben. Wer aber denkt, dass Israel auch nur einen Quadratmeter Jerusalems abgeben [wem eigentlich?] aufgeben würde, der sollte zum Psychiater gehen. In welcher Traumwelt leben diese „Zwei-Staaten“-Befürworter eigentlich?

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Israelische Panzer im Gaza-Streifen (gestern)

Die deutsche Linke ist und bleibt völkisch. Da war Rosa Luxemburg schon viel weiter.
Auch die feine Trennlinie zwischen Antizionismus, Israelkritik und Antisemitismus, auf der die Kritiker hierzulande vehement bestehen, ist weggewischt. Ebenso wie die edle Gesinnung, den Palästinensern eine staatliche Heimat zu verschaffen, sich von offener Terrorunterstützung nicht einmal mehr oberflächlich unterscheidet. Es sind Pro-Hamas-Demos, die stattfinden, nicht Pro-Palästina-Demos. (…)
„Für die neue rassistische Heilslehre CRT (Critical Race Theory) und die wesensverwandte Klimaideologie ist es in erster Linie der „weiße Mann“, der als Quelle von Kolonialverbrechen, Rassismus und Kapitalismus und CO2 die Schuld der Welt trägt, während eine genderqueere schwarze Frau mit Dyskalkulie gleich durch mehrere Gruppenzugehörigkeiten „empowert“ werden muss und stets Opfer von Unterdrückung ist. Ein weißer Amerikaner, der im orangefarbenen Overall, gefesselt und mit verbundenen Augen, vor seinem IS-Henker kniet, der ihm gleich den Kopf abschlagen wird, ist nach der Theorie des Intersektionalismus immer noch Täter und sein islamistischer Henker das Opfer.“ (Roger Letsch)

panzer
Israelische Panzer im Gaza-Streifen (gestern)

Die Israelis machen das jetzt ganz richtig: Hit and run, nachts und sogar zu Wasser.
If the IDF applies the tactic properly, it will start making multiple targeted short incursions at the same time with a high enough frequency that Hamas will become more and more confused about what will happen next, about when an incursion might be larger, from where it will come – and then strike at that moment when Hamas’ guard has suddenly gone down.

This will enable the IDF to get an initial foothold in Gaza with larger troops before Hamas can fully adjust and mount a counter-offensive.

Das kann aber noch Monate dauern…

Kiss the Rocks of Akko

Akkon
Akkon Altstadt

Während ich das hier in Tel Aviv schrieb, gab es einen Raketenalarm, und wir mussten alle in einen Schutzraum rennen. Man hörte einen dumpfen Knall, dann war es vorbei. #FucktheHamas .

Akkon

This gate was built in the 13th century, and was te only point of entry on dry land during the Ottoman period. The wooden doors are coate with a layer of iron, and the gate is built on a right handle turn, which forces any attacker so slow before entry, and south of the gate is a large watchtower.

AkkonAkkonAkkon

Gestern habe ich mir Akkon angesehen. Die Stadt ist fünf Jahrtausende alt. Just saying.

„Während die Neustadt eine mehrheitlich jüdische Bevölkerung aufweist, wird die Altstadt fast ausschließlich von israelischen Arabern bewohnt und ist eine der orientalischsten Städte Israels.“ Das sieht man sofort. Die Altstadt ist aber kleiner als die von Jerusalem und unterscheidet sich gar nicht groß davon. Ein Gewusel von gewundenen engen Gassen, oft so schmal, dass nur ein Auto durchpasst, aber kein Fußgänger zusätzlich (wie bei dem Tor oben).

Ich habe in ganz Israel noch kein Lastenfahrrad gesehen. Dafür brettern hier fast alle mit fetten E-Bikes oder Rollern herum. Auch ist die Altstadt voller Autos. Fußgängerzone ist nur dort, wo keine Autos mehr hinpassen.

al Fanaral Fanar

Ich hatte noch kein Frühstück gehabt und ging daher zum Araber zum Al Fanar, wo man mir leckere süße Waffeln auftischte. Als ich versuchsweise „schukran“ sagte, war der Kellner sehr erfreut.

Ich bin dann nach Norden an der Stadtmauer entlang.

Zwischendurch: Die Welt leider hinter Paywall „Ganze Familien sind im selben Leichensack“. Der ist so schrecklich, dass ich ihn nicht zu Ende lesen konnte. Ähnliches auch auf Bild.de. Man kann auch Orit Arfa lesen: „Deutschland, weine nicht um uns Juden!“

AkkonAkkonAkkon

Akko and he rocks in it sea were considered in certain situations as the northern border of the Land of Israel. The Jewish Sages would kiss the the rocks of Akko upon entering the land of Israel.

Akkon

Obwohl Akkon ein touristisches Vorzeigeprojekt zu sein scheint, ist die Altstadt ziemlich heruntergekommen, auch ist vieles im Bau.

AkkonAkkon

Man kann Häuser auch renovieren. Aber dann sähe alles wie in Griechenland oder Disneyland aus.

AkkonAkkonAkkon

Der „moderne“ Teil Akkos unterscheidet sich nicht von den Städten Israels, die ich bisher gesehen habe. Alles gerade und geplant. Die Palmen steh’n in Reih‘ und Glied, ein Anblick, den man gerne sieht. Ich vermute mal, dass die Israelis es lieber so haben als winzige renovierungsbedürftige Räume in der Altstadt mit einem Gewimmel von außen verlaufenden Stromleitungen, bei deren Anblick jeder deutsche Elektriker einen Herzinfarkt bekäme.

AkkonAkkon

Ich empfehle Akkon als Tagesausflug von Haifa aus. (Die Zitadelle wird ein eigenes Kapitel.)

Akkon
Auf einem Bahnsteig von Akkon

On the road again

Tel Aviv
Familiärer Einheitslook ab Schabbat in Tel Aviv

Was haben wir heute in der Ferne? Harald Martenstein schreibt hinter der Paywall der „Welt“ bürgerlichen Presse:
Was steckt hinter der auf Demos zu beobachtenden Antijuden-Allianz zwischen dem Islamismus und Teilen der extremen, meist woken Linken? Die Islamisten verabscheuen doch aus tiefster Seele alles, was mit Queer oder Feminismus zu tun hat. In Gaza wären ihre deutschen Helferlein ihres Lebens nicht sicher, in Israel dürften sie Party machen. (…) Juden werden als weiß gelistet und Israel als, politisch gesehen, westliches Land.

Dazu kommt aber die gemeinsame Ablehnung des modernen Universalismus, der davon ausgeht, dass alle Menschen gleiche Rechte besitzen und für alle Kulturen die gleichen moralischen Regeln gelten. Seine woken und islamistischen Gegner sind geistig wieder in der Vormoderne angekommen. Sie denken in Stämmen, die durch Hautfarbe, Gender, sexuelle Orientierung oder ethnisch definiert sind. Jeder darf sich nehmen, was er kriegen kann. Menschenrechte gibt’s nur für die eigene Gruppe. Es ist eine Kultur der Plünderer.

Tel Aviv

Wg. Bund deutscher Wagenknechte (BSW). Ich glaube nicht, dass diese Partei langfristig Erfolg haben wird. Führerinnenparteien wie auch die ÖkoLinX bestehen immer aus einem harten Kern der Gefolgsleute, wie schon bei den Germanen, und saugen dann wie ein Staubsauger den politischen Abschaum auf, der nirgendwo eine Heimat findet und von Partei zu Partei zieht. Woher soll das Personal bei Wagenknecht kommen? Die werden alles vermasseln, was zu vermasseln ist.

Tel AvivTel Aviv

Tel Aviv: unzählige Parks und Grünflächen, hervorragende farblich abgehobene Fahrradwege, die von unzähligen Scootern und E-Bikes nur so wimmeln, erstaunlich viele Hunde, vor allem Kampfhunde, mit unfähigen Haltern. Höfliche Autofahrer, die immer (!) halten, wenn ein Fußgänger sich dem Zebrastreifen nähern. Extrem freundliche und hilfsbereite Menschen (das schrieb ich schon). Ich muss mal wieder hier hinfahren, wenn Scheißwetter ist. Heute in Haifa durchgehend 31 Grad, um 21 Uhr noch 28 Grad. Da ist es schwer, schlechte Laune zu kriegen.

Tel Aviv

Heute zum ersten Mal die U-Bahn hier benutzt. Man bekommt den Eindruck, dass die Israelis immer die beste Lösung für alles finden. Das mag auch daran liegen, dass die öffentlichen Verkehrsmittel bei uns älter sind, aber das allein erklärt es nicht. Man kommt nur rein, wenn man eine gültige Rav-Kav-Karte hat. Es gibt keinen (in Worten: keinen) Müll, keine Graffiti, niemand lungert herum, überall Security. Es gilt das Prinzip doppelter Türen. Niemand kann auf die Gleise fallen, weil die mit durchsichtigen Plastikwänden abgesperrt sind, deren Türen sich erst dann automatisch öffnen, wenn ein Zug kommt. Jeder Bahnhof hat freies Internet. Wenn man aber gar kein Hebräisch kann, ist es schwierig, den Namen der Station zu entziffern, weil man zwischen den Stationen meistens ohne Netz ist. Ich bin auch eine Station zu weitgefahren, mitten ins Diamantenhändlerviertel, wo es fast aussieht wie in Manhattan.

Tel Aviv
Ich habe das Gesicht des rechten Mädels verpixelt, weil ich sie nicht gefragt habe.

Noch einmal: Ich habe noch nie so viele Frauen mit sehr langen und sehr schönen Haaren gesehen. Das kann nur an dem hier nicht existierenden Protestantismus liegen. Es ist aber ein Irrglaube, dass man hier mit Englisch so einfach durchkäme. Die Soldaten sprechen es fast alle, aber meine private Statistik mag nicht repräsentativ sein. Aber die meisten Leute auf der Straße sagen, sie sprächen nur ein bisschen Englisch.

Burks

On the road again – mit Gruß an alle Backpacker!

Under the Iron Dome

JaffaJaffa

Man geht so friedlich am Strand vor sich hin, hier am Midron Yaffo Park. Plötzlich gehen die Sirenen los. Das ist nicht zu überhören. Was ist zu tun? In einiger Entfernung liefen Leute weg, aber wohin?

Nicht weit von mir ging ein Vater mit seiner kleinen Tochter spazieren, sie warfen sich auf den Boden. Ich machte das auch. Nach einigen Sekunden hörte man es fürchterlich krachen. (Video auf Instagram).

JaffaJaffa

Dann stoppten die Sirenen und alle standen wieder auf. Der Mann sagte mir, es seien drei Raketen gewesen, ich habe nur zwei gesehen, die abgeschossen wurden.

Jaffa

Ich weiß zwar nicht, wie genau der Iron Dome funktioniert, aber was ich fotografiert habe, gehört bestimmt dazu.

Jaffa

Zur Beruhigung gibt es Katzenfotos.

Jaffa

Tiberias, Miszellen

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The Scots Hotel, Tiberias

Ich bin froh, nicht in Neukölln zu sein. Wieso, Tagesschau, sind die Krawalle „pro-palästinensisch“? Die Israelis sind auch Palästinenser. Aber das kapiert ihr einfach nicht. Ich habe das nicht anders erwartet. Wenn man sich die Kommentarspalten der bürgerlichen Presse anschaut, hört man die so genannte Volksseele kochen. Aber: die Randalierer werden zu einem großen Teil Deutsche sein. Und die deutsche Staatsbürgerschaft kann nicht entzogen werden. Harte Strafen müssen sich im Rahmen der Gesetze halten, und schrecken nicht ab.

Wenn jemand meinen Rat hören will: Es müssten andere Strafen sein, etwa Steinbruch gemeinnützige Arbeit, dort, wo es eklig ist und der Psyche wehtut. Ich kann mich noch daran erinnern, dass wir Kriegsdienstverweigerer fürchteten, den Zivildienst in bestimmten Einrichtungen leisten zu müssen, wo geistig schwer Behinderte leben. Dort musste man Ärsche abwischen und die Kacke vom Boden. Wenn sich jemand nicht benähme, könnte man den Arbeitsdienst das verlängern, solange, bis der Straftäter die betreffende Person ein Einsehen hat.

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Ich habe meine Pflanzenbestimm-App nicht drangehalten, weil der Akku meines Smartphones nicht den ganzen Tag durchhält, wenn ich Google Maps, Moovit usw. ständig benutzen muss. (Dank an den edlen Spender, der etwas für meine geschredderte Powerbank überwiesen hat.)

Durch meine eigene Schuld verpasste ich den Bus nach Kapernaum und weiter zum Jordan – ich war auch zu spät aufgestanden, weil noch groggy von gestern. Ich aber beschloss nun, Politiker den Tag entspannt zu verbringen.

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Blick von den Thermal Hot Springs nach Norden. Die Anlage war geschlossen. Aber ich komme ohnehin wieder.

Ich hatte auch meine Sandalen nicht dabei, und konnte nur kurz ins Wasser. Auf den Steinen zu laufen schmerzt höllisch, als müsste man durch einen Haufen Legosteine waten.

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Das ganze Ufer südlich von Tiberias ist vollgeknallt mit Wassersportspielen für das Volk, das es liebt, auf Rutschen zu rutschen oder mit dem Jetski das Klima zu verbessern oder sich in grölenden Gruppen zu amüsieren. Zur Zeit findet nichts statt, und alles sieht aus wie ein Rummelplatz nach Feierabend.

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„Das Land Berlin muss dafür sorgen, dass man mit Kippa, Davidstern und Pejes über die fucking Sonnenallee gehen kann, ohne dass jemand auch nur einen Spruch drücken kann.“

Was mich am meisten aufregt, sind die verstrahlten Pseudo-Linken, die sich unter den arabisch-türkischen Muslimen-Mob mischen. Ich kenne solche Leute nicht, vermutlich gibt es die nur im Gendersprecher&_*Innenmilieu, unter Veganisten oder auf X. Vielleicht hülfe es, wenn man die einfach irgendwo festklebte.

Du weißt doch ebenso wie ich, was ich alles mit ihr erreicht habe! Sie macht den Ungehorsamen gehorsam, den Stolzen demütig, den Untreuen treu, den Zweifler gläubig, den Geizigen wohltätig, den Groben höflich, den Langsamen schnell, den Zornigen sanft und, wenn es sein muss, sogar den Toten lebendig! Sihdi, sag, darf ich sie mit auspacken? (Hadschi Halef Omar über die Ereignisse in Neukölln und das dazu passende Werkzeug)

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Straßenbegleitgrün auf israelisch

Auf dem Schild unten steht: The wall was erected by the Beduin Governor of the Tiberias Region, Daher El-Omer, in the 18th century on the basis of the ruins of an earlier wall built by the crusaders.

The wall was destroyed in the 1838 earthquake and since then only partially rebuilt. In the beginning of the 20th century, new settlements were established for the first time, outside the walls. The remaining ruins were once again struck by the great flood of 1934.

Für die Araber ist Zahir al-Umar al-Zaydani so eine Art Hermann der Cherusker, der mit den heutigen Deutschen so viel zu tun hatte wie jener mit den heutigen „Palästinensern“.

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ChatGPT: Erdbeben von 1834: Dieses Erdbeben ereignete sich am 2. Juni 1834 und hatte Auswirkungen auf verschiedene Teile der Levante, einschließlich Palästina und Syrien. Es hatte eine geschätzte Stärke von etwa 7,6 auf der Richter-Skala. Das Erdbeben führte zu erheblichen Zerstörungen, bei denen Städte wie Safed und Tiberias schwer betroffen waren.

Ich stutzte bei great flood. Aber: Tiberias liegt 200 Meter unter dem Meeresspiegel!

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HaGalil Street, Tiberias

By the way – sehr gut in der bürgerlichen Presse von Franziska Zimmerer:
So auch am Dienstagabend. Die großen internationalen Medien wie CNN, „Guardian“, die „New York Times“, BBC und das „Wall Street Journal“ meldeten den Tod „mehrerer hundert“ Menschen nach einem „israelischen Angriff“ auf ein Krankenhaus in Gaza. Der Deutschlandfunk schrieb auf Twitter: „Bei einem israelischen Luftangriff auf den Gazastreifen sind in einem Krankenhaus nach Angaben der Hamas hunderte Menschen getötet worden.“

Als Quelle dienten wahlweise das von der Hamas kontrollierte „Gesundheitsministerium in Gaza“ oder die islamistische Terrororganisation Hamas selbst.

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Wieder: Die Leute hier sind unglaublich freundlich, bis jetzt ohne Ausnahme. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich versuche, Hebräisch zu sprechen und immer kläglich scheitere oder unzählige Fehler mache. Aber meistens verstehen sie, was ich will. Die Lokalbusfahrer verstehen selten Englisch, aber als ich heute auf Hebräisch sagte „fünf Haltestellen“, hatte ich Erfolg.

In dem Getränkeladen bestellt ich „Orangenwasser“ (יש לך מים כתומים? statt יש לך מיץ תפוזים?), und der Verkäufer korrigierte mich lachend. Das Getränk war handgepresst und kostete so viel wie eine ganz Falafel, also gut fünf Euro.

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Morgen reise ich weiter nach Tel Aviv und am Sonntag nach Haifa.

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Dachterrasse, Tiberias Hostel. Hier unten fährt ein Autokorse mit zahllosen Israel-Fahnen vorbei, inklusive Musik. Das müsste man mal auf der Sonnenallee machen, aber mit Merkavas.

Unter Einkaufenden mit Sturmgewehr

Tiberias

Hier fährt abends immer eine halbe Stunde ein Pickup herum, der die Leute mit einer Art Disko-Mucke volldröhnt. Mir wurde erklärt, das hebe die Moral. Aha. Aber die Leute tanzen spontan auf der Straße.

Ich habe mein kümmerliches Hebräisch auf das Plakat angesetzt und bin gescheitert, weil Google auch nur Unsinn ausgibt. Das ist hebräische Schreibschrift, die die Sache noch schwerer macht. Ich hatte aber ein ähnliches Plakat schon in Druckschrift gesehen: Die ersten beiden Buchstaben bedeuten „mit“ (עם), dann kommt das Wort für Israel, was ich lesen kann, und die beiden letzten Buchstaben könnten „live“ meinen. Also in etwa: Israel soll leben! Das muss gesagt werden, weil zahllose Araber und Muslime Israel den Tod wünschen.

Vermutlich dürfte man so ein Plakat in Deutschland gar nicht aufhängen. Es könnte die dumpfbäckischen Mitbürger „provozieren“. Oder man wird gekündigt. Oder die Polizei tritt die Tür ein. So weit ist es mit der diversen Integration schon gekommen. Es ist nur noch ekelhaft.

supermarkt tiberiassupermarkt tiberias

Supermärkte sehen hier ähnlich aus wie in Deutschland. Bei meinem ersten Einkauf fand ich aber mehr frische Backwaren und Obst, auch erheblich mehr Sorten. Die Verkäuferinnen waren extrem hilfreich und freundlich, als ich nicht wusste, wie ich die Berliner (die in Berlin „Pfannkuchen“ heißen) einpacken sollte.

Noch ein kleiner Unterschied: Man muss darauf gefasst sein, dass plötzlich jemand mit umgehängten Sturmgewehr neben einem steht und auch etwas kauft, was mir natürlich passierte. Die haben hier einen lustigen Trick, um Ladendiebstähle zu verhindern: Die Sperre am Ausgang öffnet sich nur, wenn man den Kassenbon dort einlesen lässt. Zum Glück hatte ich den nicht weggeworfen. Ich kam nicht raus, und beobachtete dann, wie die anderen das machten. Warum ist in Deutschland noch niemand darauf gekommen?

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Alles auf dem Tisch kostet zusammen rund 15 Euro.

Kinnereth, revisited

Tiberias

Auf so eine Meldung haben die Hamas-Freunde natürlich gewartet: Hundreds of people were reported killed in an explosion at the Ahli Arab Hospital in Gaza City on Tuesday evening, the Hamas-run Gaza Health Ministry reported, at the same time as a barrage of rockets were fired from the Strip toward Israel.

Wait a minute. Hat die IDF nicht dazu aufgefordert, den Norden des Gaza-Streifens zu verlassen? Versteckt sich die Hamas nicht unter Schulen und Krankenhäusern und nutzt Zivilisten als Schutzschild? (Nützt ihnen gerade nichts.)

TiberiasTiberias

Zum aktuellen Stand: The Israeli military is getting ready for the next phase of its campaign against the Gaza Strip but plans may not conform to widespread expectations of an imminent ground offensive, the IDF’s International spokesperson said on Tuesday.

„We are preparing for the next stages of war. We haven’t said what they will be. Everybody’s talking about the ground offensive. It might be something different,“ Lt.-Col. Richard Hecht told a regular briefing with reporters.

TiberiasTiberias

Tiberias ist eine hässliche Stadt, was die Umgebung des Ufers angeht. So eine Art Ballermann, übersät mit hässlichen Buden und Restaurants, umsäumt von hässlichen Betonklötzen. Die wenigen archäologischen Reste in der Innenstadt sind zerfallen oder stehen auf Verkehrsinseln herum. Kann man vergessen.

TiberiasTiberias

Ich habe Fotos gesehen, dass der Ort früher sehr schön war, aber man hat das alles abgerissen zugunsten des Profits. Die Leute, die gemeint sind, kommen sowieso – vermutlich diejenigen, die sich das hippe Tel Aviv nicht leisten können und wollen.

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Es gibt natürlich auch hier Palästinenser-Versteher wie das Supermodel Gigi Hadid. Vergleiche gehen eigentlich nicht: Die Hamas hat Zivilisten bestialisch abgeschlachtet, nur weil sie Juden sind, Frauen und kleine Kinder und alte Leute. Und jetzt wollen sie propagandistisch den Spieß umdrehen. Hier hört man eher no mercy. „Solange die Hamas die israelischen Geiseln nicht freilässt, dürfen nur hunderte von Tonnen Sprengstoff und Bomben in den Gazastreifen explodieren, kein Gramm von humanitäre Hilfe“, tweetete Israels Minister für nationale Sicherheit Itamar Ben-Gvir.

Es ist übrigens gar nicht klar, von wem die Rakete auf das Krankenhaus kam. Wir werden es vermutlich nie erfahren. In Deutschland werden natürlich die Tränen fließen, wenn den Palästinenserchen auch ein Leid geschieht. Und der Mob tobt schon in der Türkei und in Jordanien. (Ich sollte aufhören – ich schreibe mich gerade in Rage.)

Wir haben nichts von den meisten Arabern oder Muslimen gehört, nachdem die Hamas jüdische Israelis abgeschlachtet hat. Aber jetzt, wo Israel den Gazastreifen bombardiert, kommt es überall zu Demonstrationen und Unruhen von Arabern und Muslimen.

Tiberias

Interessant: Offiziere im Südbezirk Israels fordern eine sofortige Bodeninvasion in den Gazastreifen. Neben den operativen Plänen, die grundsätzlich vom Militärstab genehmigt wurden, werden jetzt andere alternative und „überraschendere“ Pläne und Taktiken geprüft, um diese im Gazastreifen umzusetzen. (Israel heute)

Tiberias
Dachterrasse reloaded: Man kann natürlich alles auch so fotografieren, dass es hässlich aussieht.

Die Aufnahme von palästinensischen Flüchtlingen ist eine rote Linie. Keine palästinensische Flüchtlinge in Jordanien, keine palästinensische Flüchtlinge in Ägypten. (Der jordanische König Abdullah II.)

Was sagt Baerbock? Schaffen wir das?

Die Fahrsch.. äh Gemischtes bitte

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Blick vom Herzlberg

Fahrscheine habe ich hier noch nicht gesehen, aber dafür heute Kontrolleure, die meine Rav-Kav-Karte checkten. So altertümlich wie in Deutschland geht es hier nicht zu – ich lasse mich gern eines Besseren belehren.

Fahrscheinkontrolle jerusalem

Restaurantempfehlung: Habash Ethiopean Restaurant (Habesh חבש‎ auf Facebook), Mashiyah Barukhof St 5. (eine kleine Gasse südlich der Jaffa Street). Ich bin ganz stolz, dass ich in Hebräisch gesagt hatte: „Ich möchte bitte etwas essen“ (אני רוצה לאכול משהו, בבקשה), und man mir in Hebräisch antwortete, ich also offenbar verstanden worden war. Die Antwort war aber dann jenseits der vordersten Front meiner Sprachkenntnisse. Da spricht man auch Englisch.

Ich fragte, was man empfehle. Das Gericht heißt Beyaynetu Tibes, eine gemischte Platte nach Art des Hauses „mit alles“, kostet knapp 30 Euro (120 Schekel), das wäre auch in Deutschland der Preis. Die „Unterlage“ reisst man den Fingern ab und rollt das Gewünschte ein. Ich habe versucht, das ausschließlich mit den Fingern zu machen, wie es Brauch ist, aber das gelang mir nicht. Da wären auch zwei Personen von der Portion satt geworden.

Jetzt muss ich noch hundert Mal rechtsbündig üben אני רוצה לשלם את החשבון, בבקשה.

Ethiopean foodEthiopean food

Herzlberg oder: Berg der Erinnerung

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Das Grab Theodor Herzls, dem Begründer des politischen Zionismus

Am Friedhof entstand ein Tumult; zu viele strömten plötzlich zu seinem Sarg, weinend, heulend, schreiend in einer wild explodierenden Verzweiflung, es wurde ein Toben, ein Wüten fast; alle Ordnung war zerbrochen durch eine Art elementarer und ekstatischer Trauer, wie ich sie niemals vordem und nachher bei einem Begräbnis gesehen. Und an diesem ungeheuren, aus der Tiefe eines ganzen Millionenvolkes stoßhaft aufstürmenden Schmerz konnte ich zum erstenmal ermessen, wieviel Leidenschaft und Hoffnung dieser einzelne und einsame Mensch durch die Gewalt seines Gedankens in die Welt geworfen. (Stefan Zweig: Die Welt von Gestern, Wien 1952

Ich war heute auf dem Herzlberg. Der Himmel war verhangen, und regnete manchmal ein bisschen, aber so, dass man nicht wirklich nass wurde. Ich bin beeindruckt, auch deshalb, weil ich mich vorab gar nicht informiert hatte, was mich dort erwartet.

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Vermutlich bin ich einer der wenigen Besucher, die völlig allein in der Anlage waren.

Der Nationalfriedhof unterscheidet sich von anderen nationalen Gedenk- und Kranzabwurfstätten. Die Toten, derer hier gedacht wird, sind – abgesehen von den Politikern – nicht für das Übliche gestorben, wie „Freiheit“, usw., sondern immer für das nackte Überleben der Juden.

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Alongside the path is the Memorial for the Last of Kin which commemorates those Holocaust survivors, last remnants of their families, who joined the ranks of the IDF and fell in battle.

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Jüdische Fallschirmspringer in Europa. Olei Hagardom. Castel fighters common grave. Operation Kadesh plot. Operation Peace for Galilee. Politiker. Victims of Hostilities. Salvador and Egoz common grave. Jenin Battle common grave.

Wenn man alle diese Ereignisse kennt, bekommt man ein Gefühl dafür, wie die Leute hier jetzt denken. Irgendwann wird hier auch ein gemeinschaftliches Grab sein mit dem Titel „Operation Iron Sword 2023“.

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Im nächsten Jahr, wenn es möglich ist, werde ich noch einmal herkommen. Den Militärfriedhof habe ich auch noch nicht besucht.

HaMoshava HaGermanit oder: Reise nach Jerusalem 6

Jerusalem
Religiöse Juden verkaufen Gebetsriemen (Tefillin) an Passanten. Ich habe mit ihnen ein bisschen geredet, aber nur einer sprach Englisch und das auch nur sehr schlecht. Ich weiß nicht, von welcher Gruppe die waren. Mein Sektendetektor schlug jedenfalls an.

Scholz telefoniert mit Netanjahu – Flächenbrand vermeiden. Ach. Warum telefoniert er nicht mit der Hamas? Terror vermeiden! Die hätten ihm bestimmt aufmerksam zugehört.

Die Leute sind hier total aufgebracht über die gesamte Regierung und auch Netanjahu, sogar dessen Wähler. Die trauen sich gar nicht mehr an die Öffentlichkeit. „Man sollte die Knesset zum Mond schießen.“ Netanjahu hat am Abend des Schabbat eine Rede gehalten, in der er nichts gesagt hat, und das macht alle nur noch mehr wütend. Das wird noch spannend nach dem Krieg.

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Ich bin heute am Schabbat stundenlang herumspaziert. Es ist fast alles geschlossen und leer, eben wie in Deutschland früher am Sonntag. Ein paar Leute laufen in Parks herum, und ab Mittag kommen viele religiöse Familien aus den Synagogen zurück – zu Fuß natürlich, weil auch keine Busse und Strassenbahnen fahren.

Die Häuser fand ich auf den ersten Blick hässlich, aber ich habe mich geirrt. Die sind nur nicht verputzt, sondern aus Naturstein, kaum Ziegelsteine. Wenn man sich die Klimaanlagen wegdenkt und das Kabelgestrüpp, ist das sogar schön.

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Mahaneh Yehudah Market am Schabbat

Israel beharrt trotz Kritik… Die, die sowas schreiben, sollten mal den Israelis zuhören. Die geben einen Scheiß drauf, was andere sagen, was sie dürften oder nicht. Das ist ohnehin eine vernünftige Haltung. „Der Gazastreifen muss plattgemacht werden ohne jede Rücksicht. Wir haben zu viel Rücksicht genommen, das wurde missbraucht. Die Wut der Leute ist nicht mehr zu bremsen.“ (Aviel Schneider, Chefredakteur von Israel heute in einer Video-Konferenz, an der ich teilgenommen, aber frühzeitig verlassen habe, weil mir Bibel und Beten irgendwann zu oft vorkamen. Waren ja deutsche Teilnehmer.)

Jerusalem

Außenministerin Annalena Baerbock: Kampf gegen Hamas muss mit „größtmöglicher Rücksicht auf humanitäre Situation geführt werden“. Wenn die das hier in der Öffentlichkeit sagen würde, würde sie vermutlich verprügelt. Peinlicher geht es nicht mehr.

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Die Knesset

Die Experten der Vereinten Nationen haben die israelische Bombardierung als „kollektive Bestrafung“ verurteilt, die ein Kriegsverbrechen darstellt. Was sind denn das für Experten? Vermutlich „Palästinenser“? Die sollten froh sein, wenn sie das Land überhaupt noch betreten dürfen.

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Ich habe noch nie eine Stadt mit so vielen Parks gesehen. Hier liegt auch kein Müll herum. Die Fotos sind aus dem Sacher Park.

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German Colony „is a neighborhood in Jerusalem, established in the second half of the 19th century as a German Templer Colony in Palestine.“

Die Hamas muss weg, aber nicht so.“ Und wie dann? Irgendwann brechen deutsche Journalisten in Tränen aus wegen der armen Hamas.

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Blick vom Bible Hill am Ketef Hinnom

Oh, ich bin fündig geworden: Es gibt eine Zeitung, die nicht dummes Zeug verbreitet. Matthias Küntzel schreibt in der Jungle World (leider Paywall): Der Antisemitismus der Hamas steht in der Tradition des nationalsozialistischen Vernichtungswillens und wird aus dem Iran unterstützt. In der deutschen Berichterstattung zu dem Mord an den Israelis ist von Antisemitismus als Motiv kaum die Rede.

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Das Plakat kann hier mir niemand erklären, vermutlich ist das auch gut so.

Telepolis lässt den israelischen Journalisten Haggai Matar zu Wort kommen, der von „Apartheid“ faselt. Kann man machen, ist aber bekloppt. Ich glaube, ich muss noch mal nachlegen und die zarten Gemüter der Palästinenser-Versteher erhitzen.

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Reise nach Jerusalem 5

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Jerusalem, Blick vom Davidsturm nach Westen, in der Mitte das King David Hotel. „On July 22, 1946, the southwestern corner of the hotel was bombed during an attack led by the Zionist paramilitary group Irgun. 91 people died and 45 people were injured.“ Der spätere Ministerpräsident Menachem Begin war Mitglied der Irgun.

Auf jeden Fall Pflichtlektüre: Israel heute (auf Deutsch) und den Telegram-Kanal des Chefredakteurs Aviel Schneiders (auch in Deutsch). „Alles hat seine Zeit! Jetzt ist Krieg!“ Die Yedioth Ahronoth (Ynetnews) titelt ähnlich: „In the wake of the horrific Hamas attack on Israeli civilians, now is the time for action“.

The Daily Telegraph: „The official Twitter account of the Israeli government has posted a distressing image that appears to show a baby murdered by Hamas terrorists. The Telegraph is giving readers the choice of whether they wish to view the image.“ Man sollte das Foto in Neukölln aufhängen.

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Jerusalem, Blick vom Davidsturm nach Norden zum christlichen Viertel der Altstadt, im Vordergrund das New Imperial Hotel.

Washington Post: „Video shows apparent death of Israeli hostages in Hamas custody“.

IDF (Instagram): „THIS is what the world needs to know about the civilians in Gaza“.

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Jerusalem, Blick zur Klagemauer

Ich werde heute nur ein bisschen herumlaufen und auch einkaufen. Morgen wird fast alles geschlossen haben, aber arabische Läden haben natürlich geöffnet. Wäsche waschen ist auch angesagt. Wir haben hier immer durchschnittlich 25 Grad und viel, viel Sonne. Gestern musste ich spontan Batterien (solelo סוללות) kaufen, weil meine Maus den Geist aufgab. Hin zum Späti gleich um die Ecke. Ich redete eine Weile mit dem jungen Kippa-Träger, der nur gebrochen Englisch sprach. Alle Leute zeigen hier ausnahmslos eine grimmige Entschlossenheit. Man weiß, was jetzt kommt. Aviel Schneider schreibt: „Deshalb stoßen alle Rufe nach Zurückhaltung und die Kritik an den schweren Bombardierungen des Gazastreifens bei den Israelis derzeit auf taube Ohren. Sie werden von der Wut übertönt.“ Der Pizza-Laden eines Arabers, der mit dem Foto einer Geisel werben wollte, wurde von Passanten von der IDF zerlegt.

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Modell Jerusalems im 19. Jahrhundert. Davidsturm Museum

Die jordanischen Streitkräfte gehen entlang der Grenze zu Israel in Stellung, um zu verhindern, dass sich ein Mob von muslimischen Randalierern der Grenze nähert und möglicherweise versucht, nach Israel zu gelangen.

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Jewish Quarter through mosaics, Cardo Maximus – eine streckenweise freigelegte ehemalige Hauptstraße aus römisch-byzantinischer Zeit. Das Pflaster ist fast 2000 Jahre alt.

Der RBB hat ein Statement Tom Segevs: “ „Das ist ein Konflikt, der wirklich keine Lösung hat.“ Es handle sich um zwei Völker, die ihre nationale Identität durch das ganze Land definiere. Eine Zweistaatenlösung halte er inzwischen nicht mehr für möglich.“ Ach ja, die „Palästinenser“ sind ein Volk, oder gar die Hamas Teil davon? Disagree, Euer Ehren. Und Israel definiert sich auch nicht „durch das ganze Land“. (Das Interview ist auf Deutsch.)

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Reise nach Jerusalem 4

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Panorama Jerusalems von der Aussichtsplattform des Davidsturm Museums

Ja, die Deutschen lassen sich ausfliegen, und dafür muss Israel unsere Außenministerin ertragen, falls deren Flugzeug nicht kaputtgeht. Und Scholz bekämpft die Hamas. das hätte man schon vorher haben können. Jeder weiß, dass die Hamas Israel auslöschen will. Ist ihm das erst jetzt aufgefallen? Ja, man kann die Hamas mit der SS vergleichen.

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Auf meinem Programm stand heute das Davidsturm Museum, das erfreulicherweise geöffnet hatte, sogar die Aussichtsplattform. Ich verbrachte dort mehrere Stunden. Dazu ein anderes Mal mehr. Die Israelis können Museen. Ich war schwer beeindruckt.

Nachdem ich viel über die Kreuzfahrer gesehen und gehört hatte, war mir nach dem christlichen Viertel in der Altstadt. Also auf zur Grabeskirche (Church of the Holy Sepulchre). Die ist zwar riesig, aber man findet den Eingang nicht. Ich bin zusammen mit einem britischen Globetrotter mehrfach im Kreis bzw. Viereck gelaufen – die verwinkelten Gänge haben sogar mehrere Etagen. Die Grabeskirche ist natürlich Fake News, aber immerhin aus dem 4. Jahrhundert, nur ein paar Jahre jünger als die Haghia Sofia.

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Im 17. Jahrhundert versuchten die sechs christlichen Konfessionen, die in der Grabeskirche vertreten waren, ihren Anteil am heiligen Bereich auf Kosten der anderen Gruppen auszudehnen. Griechen, Lateiner (Franziskanische Kustodie) und Armenier waren dabei auf Kosten der Kopten, Georgier und Äthiopier erfolgreich. Georgier und Äthiopier als die beiden ärmsten Kirchen verloren ihre Ansprüche und mussten auf das Dach bzw. in benachbarte Gebäude ausweichen.

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Im Auftrag anderer Touristen musste (keine Ahnung, warum die sich nicht trauten) ich den schwarz gekleideten Herrn fragen, zu welcher Sorte der Verehrer höherer Wesen der christlichen Art er sich zähle (ich habe es anders formuliert). Griechisch-Orthodox war er.

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Das ganze Gebäude ist im Bau, und man kann nur einen Raum des römisch-katholischen Teils sehen. Da kriechen die Gläubigen irgendwo herum und küssen irgendwas. Ich wollte gar nicht genau wissen was.

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Morgen wird es hier vermutlich Randale geben (Jerusalem Post dazu). Ich muss mir keine Steine an den Kopf werfen lassen, also auch nicht im arabischen Teil der Altstadt herumlaufen. Es ist jeder Winkel videoüberwacht, aber das würde nichts nutzen. Ich lasse mich überraschen.

Heute gab es ein Attentat genau dort, wo ich gestern war. Police officers at the station shot and killed the terrorist. Police were conducting searches in the area to ensure that the terrorist did not have accomplices. The gates of the Old City were closed after the shooting, according to Palestinian reports.

Reise nach Jerusalem 3

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Blick vom Ölberg auf Jerusalem

Die Negev fällt auch aus – die Hotels sind aller voller Flüchtlinge der Orte, die vom Terror betroffen sind.

„Sich gegenüber Israel starkzumachen gegen ein Aushungern der palästinensischen Bevölkerung wäre auch ein Signal an die Hamas, dass die Solidarität Deutschlands mit Israel doch irgendwo an ihre Grenzen stößt. Ekelhaft, taz! Was anderes fällt euch nicht ein?

Ich traue mich kaum, ein deutsches Medium zu konsumieren – man schlägt die Hände über dem Kopf zusammen. Das ehemalige Nachrichtenmagazin kommt mit einer rührseligen Story über eine „palästinensische“ Journalisten, die ein Videotagebuch publiziert. Das ist so, als hätte die BBC im zweiten Weltkrieg das Tagebuch eines deutschen „Journalisten“ während des Bombardements von Dresden veröffentlicht. Es gibt keine Zivilisten mehr in Gaza. Sie hätten sich der Hamas entledigen könne. Haben sie aber nicht, genau so wie die Deutschen bei Hitler. Das kommt dann von das.

Henry Kissinger nennt deutsche Migrationspolitik einen „schweren Fehler“. Das soll er mal den Grünen sagen. Die werden ihm gar nicht zuhören. In einer NDR-Straßenumfrage hatten mehrere Muslime ihre Sympathie für die Hamas zum Ausdruck gebracht. Der Terror sei „sehr gut“, sagte etwa eine junge Frau. Was ist das für ein Pack?

Israelfeindliche Flugblätter vor Schule in Berlin-Neukölln verteilt. Pro-Palästinensische Gruppen werfen Polizei Rassismus vor. Jaja. Einfach mal die Kresse halten.

„Wie könnte Israel nach diesem Massaker die Gründung eines palästinensischen Staates akzeptieren?“ Eben. Sag das mal jemand der Bundesregierung.

Hier in Jerusalem wird darüber geredet, dass sie Araber am Freitag rund um die al-Aqsa-Moschee auf Randale aus seien. Ich bin jetzt zwei mal durch das arabische Viertel gelaufen. Es ist extrem verwinkelt. Wer sich dort auskennt, ist extrem im Vorteil. Fürderhin werde ich das meiden – ich habe genug gesehen.

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Fake News – davon bin ich überzeugt, wie vieles hier, vor allem von der christlichen Fraktion.

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Heute war ich noch einmal am Löwentor, wo das berühmte Foto Mosche Dajans im Sechstagekrieg entstanden ist. Ich habe mit einer Soldatin, die als einzige aus der Gruppe Schwerbewaffneter vor dem Tor mit mir reden wollte, gerätselt, was genau die Perspektive sein könnte. Die wollten sich übrigens nicht fotografieren lassen.

Das obere Foto zeigt das Tor von außen. Bei dem zweiten habe ich rechts hinter der Mauer bzw. dem Gebäude gestanden, was auf dem Bild aus dem Sechstagekrieg rechts zu sehen ist. Irgendwie witzig, dass dort – arabischen Viertel – ein Laden ist, der Palästinensertücher verkauft.

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Beim Aufstieg, der in praller Sonne mühsam ist, traf ich eine Gruppe Touristen, die Spanisch sprachen. Sie waren aus Guatemala. Sie warten mich vor zwei Mopedfahrern, die ihnen oben versucht hatten, die Kamera zu klauen. Ich war on alert, aber oben auf der Aussichtsplattform war niemand. Später entdeckte ich noch zwei italienische Journalisten, die ein kurzes Statement sendeten, mit dem Felsendom im Hintergrund. Dann kam noch ein süßes Mädchen mit einem Jüngling, die keine der mir bekannten Sprachen sprach. Es stellte sich heraus, dass es eine russische Familie war, Eltern und Kinder. Russen kann man nicht so leicht erschrecken wie Deutsche.

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Unten in der Stadt begegnete mir einer riesige Menge von Touristen, und der Guide zählte sie durch – ich sprach ihn an, weil er sehr südamerikanisch aussah. Er war aus Peru, wir haben uns spontan verbrüdert. Das Lustigste kam dann zum Schluss. Unten am Davidsturm stand eine Gruppe dunkelhäutiger Männer und Frauen, die schreiend bunt gekleidet waren (vgl. Foto oben) und sich köstlich amüsierten und unter so großem Hallo zu Gruppenfotos posierten, dass sogar die Israelis lachen mussten. Ich bot mich an, sie alle zusammen abzulichten, was ich dann mit verschiedenen Smartphones ein halbes Dutzend Mal machen musste. Ich habe selten so fröhliche Menschen gesehen. Es stellte sich heraus, dass sie aus Vanuatu waren. Das muss man auch erst einmal kennen.

Und hier im Hostel saß mir beim Bloggen eine superschnuckelige Blondine mit bauchfreien Top, einem umwerfenden Lächeln und einem Hüftschwung wie Briana Smith gegenüber, die auch auf ihre Tasten einhämmerte. Sie ist ausgerechnet aus Südafrika und spricht selbstredend auch Afrikaans. Ich sehe sie jetzt wieder hier sitzen, aber sie würdigt mich keines Blickes, sondern telefoniert ununterbrochen.

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Das Foto oben zeigt das Haus der jüdischen Siedler, die einen „israelisch beflaggten Stützpunkt“ unterhalten, „um ihren Anspruch auf Siedlungsrechte in diesem Gebiet zu bekräftigen.“ Glaubt denn irgendjemand außer Frau Chebli daran, dass hier keine Juden wohnen dürfen oder dass Israel den Ostteil Jerusalems irgendwelchen Arabern überlassen würde?

Reise nach Jerusalem 2

mount of olivesmount of olives
Oben: Der Ölberg, unten: Dasmusstejetztsein

In Jerusalem muss man nur einen Schritt gehen und sieht schon ein halbes Dutzend Fotomotive. Die Altstadt ist jetzt natürlich ziemlich leer, und mindestens die Hälfte der unzähligen kleinen Läden sind geschlossen. Bei einem ersten Rundgang: Ohne Google hätte ich nicht wieder aus dem Labyrinth herausgefunden. Ich kann weder über alles Bloggen und auch nur eine Auswahl der Fotos zeigen.

Altstadt JerusalemAltstadt Jerusalem

Das erste, was ich in dem Laden kaufte, war Sekundenkleber für einen abgerissenen Riemen meiner Sandalen, sechs Schekel.

Altstadt JerusalemAltstadt Jerusalem

Ich habe mich ein bisschen mit dem Künstler unterhalten. Ich fragte ihn auf Hebräisch, ob er Englisch verstünde, und er antwortete: Deutsch? Sein Jiddisch verstand ich ganz gut, nach einer Minute redeten wir in mehreren Sprachen gleichzeitig. Er kannte den Film Shtiesel und meinte lachend, er käme der Person des Helden – ein relativ erfolgloser Maler – am nächsten. Wir haben uns köstlich amüsiert.

Altstadt JerusalemAltstadt JerusalemTzemach Tzedek Synagogue

Die Tzemach Tzedek Synagogue steht direkt über den Überresten einer Marktstraße aus römischer Zeit. Man blickt auf zwei Jahrtausende Geschichte.

Altstadt JerusalemAltstadt JerusalemAltstadt Jerusalem

Ich habe in der ganzen Altstadt innerhalb von zwei Stunden nur eine Handvoll Touristen getroffen, darunter ein älteres britisches Ehepaar. Er sah ziemlich tough aus, war früher Soldat, und wir mussten beide grinsen bei der Frage, warum eigentlich alle ausreisten? Da käme ihm nicht im Traum in den Sinn. Ist ja alles sicher und ruhig hier, isn’t it?

Heute nehme ich auch einen Plan auf Papier mit…

Annalena Baerbock hält einen Stopp der humanitären Hilfe für die palästinensischen Gebiete für falsch. Schon klar. Und niemand kontrolliert, wer das Geld bekommt. Für diese Frau schäme ich mich, Deutscher zu sein. Jedes Wort aus ihrem Mund ist nur noch cringe.

Altstadt Jerusalem

Reise nach Jerusalem 1

Tel Aviv Harakevet

Gestern donnerte es ständig, und dazu kam noch ein richtiges Gewitter und sogar ein bisschen Regen, so ein paar Tropfen.

Tel Aviv Harakevet

Das Hostel war plötzlich voller Israelis und die Deutschen alle weg. Sie kamen aus dem Süden Israels, waren vor den Angriffen der arabischen Terroristen geflohen, und hatten nicht viel dabei, die meisten einfache Leute, die alle kein Englisch sprachen und ununterbrochen rauchten. Ich konnte ein paar Worte mit ihnen wechseln, während wir alle auf der Dachterrasse saßen. aber sie hingen an den Smartphones und telefonierten mit Verwandten.

Tel Aviv Harakevet
Auch in Tel Aviv gibt es Spätis.

Ich strollte noch durch die nächtlichen Straßen und plante, im Cafe Tachtit einzukehren, aber es war geschlossen. Vermutlich tragen schon alle Kampfuniform. „„It feels exactly like the Yom Kippur War.“

Also musste ich mir ein Salätchen in einem Späti kaufen. Der Mann hinter der Theke sprach kein Englisch und war Araber – wie in Neukölln.

Tel Aviv Harakevet Ich verfolge natürlich die Nachrichten, aber nicht die deutschen – da krieg ich nur schlechte Laune. Die sogenannten Palästinenser werden doch noch alimentiert.

On the third day of war between Hamas and Israel, residents of northern Israel were rushing to evacuate towns near the Lebanese border and buying essentials in preparation for a possible escalation. As in much of the country, an eerie silence prevailed throughout the north, broken only by the rain showers periodically breaking over the area.

Driving up from central Israel, there was relatively little traffic on what is usually one of Israel’s busiest highways, Highway 6. On both sides of the road, tanks and military bulldozers on carriers headed to the southern and northern border.

Ich bin froh, dass ich auf dieser Reise auf die Golan Heights verzichtet hatte. Da wäre ich eh nicht hingekommen.

Diese Karte, die man hier für öffentliche Verkehrsmittel benutzt, zusammen mit der App, ist unschlagbar gut und extrem einfach zu bedienen. Warum gibt es das nicht in Berlin?

Tel AvivAl Parashat Drakhim

Ich habe heute einen Bus genommen, um zur Tel Aviv Savidor Central railway station zu kommen, fuhr aber zu weit – bis Tel Benyamin. Also ein bisschen herumgelaufen und dann wieder in den Bus bis Al Parashat Drakhim (da ist das Foto entstanden) und dann noch ein Stück zu Fuß, mittlerweile in glühender Mittagshitze. In Tel Aviv aber stehen gefühlt Millionen Bänke, einfach überall, und sie sind weder verdreckt noch kaputt.

Am Bahnhof dann eine Kontrolle wie am Flughafen, aber alle sind höflich. Ich fange immer in Hebräisch an, dann sind sie unglaublich hilfsbereit.

israel railways

Auf dem Bahnhof sprach ich eine sehr junge Frau mit Zahnspange und in Zivil an, die einen ähnlichen Rucksack wie ich hatte. Aber sie war Soldatin und musste in den Krieg. Sie sprach nicht sehr gut Englisch, aber erklärte mir mit Händen und Füßen, was ich zu tun hätte, wenn die Sirenen heulten, hinlegen und die Hände über dem Kopf. Das weiß hier jeder, und das ist bezeichnend. Manchmal erklären solche Details mehr als alles andere. Sie musste dann mit ihrem Freund telefonieren, der auch eingezogen worden war, und sie weinte und lachte im Wechsel. Ich habe ihr von ganzem Herzen alles Gute gewünscht.

Die Bahnstrecke Tel Aviv-Jerusalem ist nur 56 Kilometer lang, und der Zug braust in einem Höllentempo los.

Allerdings verläuft der Großteil davon in zwei Tunneln, einer im Bereich des Ortes Latrun, und der andere durch die Gemarkungen der Dörfer Beit Surit und Beit Iksa. Die Verlegung dieses zweiten Trassenabschnittes erfolgte, nachdem die Anwohner der israelischen Stadt Mevasseret Zion gegen einen Tunnelverlauf unter ihrem Ort protestiert hatten. Nach Protesten israelischer und palästinensischer Aktivisten, insbesondere eines auch in Deutschland verbreiteten Berichtes der Coalition of Women for Peace, zog sich die Deutsche Bahn im Frühjahr 2011 aus ihrer Beraterrolle im Bauvorhaben zurück.

Die Deutschen haben doch einen Knall. Auch für das ehemalige Nachrichtenmagazin ist die Linie „umstritten“. „A feminist organization against the occupation of Palestine“ – vermutlich spricht das Antisemitenpack („CWP’s support for some aspects of the BDS – boycott, divestment and sanctions campaign against Israel“) auch Gendersprache.

Jitzchak_Nawonabraham hostel
lick von der Dachterrasse des Abraham Hostels

Am Bahnhof Jerusalem – Jitzchak Nawon muss man mehrere endlose Rolltreppen benutzen; man fühlt sich, als wäre man in einem Bergwerk gewesen.

Ich kam nach einem längeren Fußmarsch über die Jaffa Road gut im Abraham Hostel an. Alle gebuchten Touren fallen aus, auch die nach Masada. „Wir sind im Krieg„, sagte mir die bildhübsche Rezeptionistin. Auch Yad Vashem hat geschlossen. Ich muss also improvisieren. Mal sehen, ob ich überhaupt in den Negev komme.

In Jerusalem kann man keinen Schritt gehen, ohne auf ein Fotomotiv zu treffen. Ich bin gleich losmarschiert in die Altstadt zum Jaffa Gate.

Jaffa GateJaffa Gate

Morgen mehr. Ich musste hier eine Stunde mit dem Internet kämpfen, bis ich online kam, und dann noch etwas essen. Ganz einfach: Es ist ein bisschen teurer als hier – ein reich belegtes Sandwich und zwei Cola kosten zehn Euro (42 Schekel). Die Dachterrasse ist auch geschlossen…

Ich will sie zerschmeißen, und sollen mir nicht widerstehen; sie müssen unter meine Füße fallen.

PS Sogar der Playboy macht jetzt etwas Vernünftiges.

Old Jaffa und anderes

Tel Aviv HarakevetTel Aviv Harakevet

Alle Banken sind geschlossen. Zum Glück spucken die Automaten etwas aus, aber nur bis zu einer Summe von 200 Schekeln. Damit komme ich durch, zumal die meisten Gaststätten und Cafes auch nicht geöffnet haben. Auch eine Sim-Karte konnte ich kaufen, und wieder: Alle Leute sind extrem herzlich und hilfsbereit. Aber viele sprechen nur gebrochen Englisch.

Tel Aviv Harakevet

Das erste Gespräch war gleich sehr interessant. Ein irakischer Jude erzählte mir von seinem Hass auf die Aschkenasim – ein klassisches Beispiel für einen religiös kostümierten Klassenkampf. Was er über die Araber sagte, ist nicht druckreif, sinngemäß: Treibt sie alle in die Negev und macht Gaza zu Ruinen. Dazu Handbewegungen, die zu einer Maschinenpistole passen. Er konnte sich auch nicht verkneifen, was über die Araber in Deutschland zu sagen und was wir tun sollten. Trotzdem mussten wir herzlich über alles Mögliche lachen.

Israel hat 300.000 Reservisten eingezogen. Rechnet das mal um auf die Größe der Bevölkerung (ChatGPT hat es für mich getan): Das ist so, also riefe die Bundeswehr 4.800.000 Reservisten zu den Waffen. Es ist mir selbst peinlich, wenn mir jetzt Bibelzitate einfallen:

Debora aber sprach zu Barak: Auf! Das ist der Tag, an dem dir der HERR den Sisera in deine Hand gegeben hat. Ist nicht der HERR vor dir her ausgezogen? So zog Barak von dem Berge Tabor hinab und die zehntausend Mann ihm nach. Und der HERR erschreckte Sisera samt allen seinen Wagen und dem ganzen Heer vor Barak durch die Schärfe des Schwerts. Und Sisera sprang von seinem Wagen und floh zu Fuß. Barak aber jagte den Wagen und dem Heer nach bis Haroschet-Gojim. Und Siseras ganzes Heer fiel durch die Schärfe des Schwerts, sodass auch nicht einer übrig blieb. (Richter 4:14-15)

So ungefähr wird es ausgehen.

Tel Aviv bus 54Tel Aviv Harakevet
In der Buslinie 54 zum Meer.

Man hört hier den ganzen Tag fernes Donnern, und das ist kein Gewitter. Das ist schon kein normales Gefühl. Gaza ist gut 70 Kilometer weit weg. Aber wir haben gute Nachrichten:

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Der Server der Jerusalem Post kann offenbar die zahllosen Anfragen nicht verarbeiten. Ich habe auch die App. Manchmal sieht man einen Artikel und dann kommen komische Fehlermeldungen.

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Old Jaffa und die Katze sagte מיאו.

Ich war heute der einzige Tourist in Old Jaffa und konnte ungestört fotografieren. Ich werde in der übernächsten Woche noch mal hier sein und auch Nachtfotos machen. Ich musste mir erst einen Überblick verschaffen, wie und wo man hier mit dem Bus fährt. Es ist komfortabel und kinderleicht und die Busse sind alle klimatisiert. Es kriege es aber noch nicht hin, ein Fahrrad zu entsperren. Das erledige ich asap.

old jaffaold jaffaold jaffaold jaffaold jaffaold jaffa

Das Leben geht hier weiter. Ich sah Paare am Strand, die sich leidenschaftlich küssten. Morgen fahre ich nach Jerusalem. Ein Bus, auf den ich wartete, kam gar nicht, dafür fuhr ein anderer bis fast zum Hostel. Moovit!

Was nervt ist, dass der Akku nicht einen Tag lang durchhält. Die Powerbank, die ich mitgenommen hatte, haben sie schon in Berlin beschlagnahmt und vernichtet.

old jaffa

תודה רבה על ארוחת הבוקר

Tel Aviv Harakevet

Ich sitze wieder auf der Dachterrasse. 27 Grad, leichte Brise. Die Nachrichten: „Gunfights ongoing; suspected infiltration via attack tunnel; 800 Hamas targets struck in Gaza“.

Tel Aviv HarakevetTel Aviv Harakevet
Das Frühstück im Gia Dormitory ist nicht im Preis inbegriffen. Man kann es aber bestellen. All you can get eat kostet rund 15 Euro. Es ist es wert. Man wäscht selbst ab. Allmählich stellt sich schon das Reisefühl ein.

By the way: Elder of Zyon (in der Blogroll) schreibt:
Unfortunately, some people watching the footage of Israeli women dragged out of their homes and children lying slaughtered on the floors, are engaging in a spot of moral relativism, trying to see this terror from “both sides.” Others are arguing we should view this attack “in context,” as though there can be any context for what happened in places like Sderot yesterday. Still, those are the nobler reactions. Iran rejoiced over the massacre with fireworks. In London, some have been seen celebrating the attacks, waving Palestinian flags and blasting car horns.

Because, of course, Israel is the only country in the world that gets criticized when its citizens are butchered.

Was schreiben denn unsere Sozialdemokatinnen und Feministinnen? Nichts Deutliches? Schade eigentlich, aber bezeichnend. Ich hatte nichts anderes erwartet.

Tel Aviv Harakevet
Tel Aviv, backstage

Es kam, wie zu erwarten war. Bis auf meinen Zimmergenossen nur Deutsche, die alle so schnell wie möglich abreisen wollen. Warum? Nicht genug gebetet. Ich trank gerade meinen Kaffee, als sie allesamt die Hände falteten und ein Gebet murmelten. Komm Herr Jesus sei unser Gast Eine von ihnen ist dem HErrrn sogar persönlich begegnet. Sachen gibt’s. Und das wird vermutlich in Jerusalem nicht besser.

Ich lese, um mich mental einzustimmen Tuvia Tenenboms „Catch The Jew!: Eye-opening education“. Ich muss oft schallend lachen. Es ist unfassbar, was die Leute über Israel sagen – und die, die dort sind! – und er hat die richtige Chuzpe, das Schlimmste aus den Leuten herauszulocken. Alle kriegen ihr Fett ab. Absolut empfehlenswert!

Jetzt wird es mir zu heiß, ich muss mir die Stadt ansehen und sehen, wie ich an Bargeld komme und eine Sim-Karte. Heiter, gefühlt wie 28 Grad.

Im Nahen Osten

Tel Aviv Harakevet

Da sitze ich gerade (Panoramafoto), Tel Aviv, Stadtteil Harakevet. 21:40 Uhr, 26 Grad. Die Aussicht von der Dachterrasse meines Hostels (Vier-Betten-Zimmer) ist atemberaubend. Mittlerweile habe ich freies WLAN und die App Red Alert geladen. Und der Rezeptionist hat mir zuerst den Bunker gezeigt. Soweit zur Stimmung hier. Die wenigen anderen Touristen hier, meistens Deutsche, reisen alle ab. Vielleicht werde ich Jerusalem für mich allein haben. Der Plan ist gut.

Bunker Tel Aviv Harakevet
Im Bunker des Hostels

Yigal Carmon, the founder and president of the Middle East Media Research Institute (MEMRI), wrote on August 31, in a piece titled the “Signs Of Possible War In September-October,” that “there has been an increase in efforts by Iran and Hezbollah to smuggle weapons into the West Bank, similar to the smuggling of weapons into Gaza. “Lately,” he continued, “there have been growing indications that a war against Israel may break out in September or October. (Jerusalem Post)

Heute früh war ich noch nicht sicher, ob ich nach Israel kommen würde. Die El Al rief mich sogar an, ob ich flöge, was ich natürlich lebhaft bejahte.

BER
Ich weiß nicht, warum der Panzerspähwagen oder was das ist da herumsteht. Soll der auf Terroristen schießen oder sie überfahren?

Mein Rucksack wiegt nur gut 16 Kilo, früher, in Lateinamerika, hatte ich immer fünf mehr, vermutlich wegen des Benzinofens und der Kochutensilien. Oder weil das South Amerika Handbuch so schwer war… Das geht noch leicht zu tragen, und den Tasmanian Tiger kann ich jetzt schon weiterempfehlen.

Ach ja, Wahlen. Auf einer griechischen Insel gab es Jubelunruhen von Flüchtlingen, die nach Europa wollen und die Hamas-Barbarei feierten. Sie stehen wie viele missratene Integrationsexperimente für einen sentimentalistischen Idealismus, von dem immer mehr Bürger die Nase voll haben. Wer will diese Migration? Warum sollen wir diesen antisemitischen Hass aufnehmen? Warum gelingt es SPD und Grünen nicht, in der unidyllischen Realität der Gegenwart anzukommen? (Ulf Poschardt)

Berlin BER

Auf dem Flughafen war ich umzingelt von Kollegen meiner Firma, überall Polizei. Nachdem ich das Gepäck aufgegeben hatte, gab es beim ersten Sicherheitscheck gleich Probleme, weil ich angeblich keine Bordkarte hatte. Die Schlange vor dem El-Al-Schalter war aber gefühlt schon 100 Meter lang, und mein frühes Anstehen wäre perdu gewesen. Irgendwann habe ich es dann kapiert, dass ich ein Stück Papier mit einem QR-Code schon besaß, und der auch eingelesen werden konnte. Um 12.25 war ich in der Luft, aber niemand im Flugzeug sprach Deutsch. Neben mir saß ein israelischer Soldat, der in Berlin lebt und jetzt eingezogen wurde.

el al

At least 260 bodies were recovered from the area of the party in Re’im in which Hamas terrorists carried out a massacre, medical emergency service ZAKA said.

el al

US Secretary of State Antony Blinken said part of the motivation for Hamas‘ latest attack on Israel may have been disrupting a potential normalizing of Israel-Saudi Arabia ties and said Washington will announce new assistance for Israel on Sunday. Damit hat er wohl recht.

el al

Bis jetzt lasse ich auf El Al nichts kommen. Es gab zwar nur ein warmes Sandwich (כריך), aber das war groß und schmeckte ganz hervorragend. Und noch eine Süßigkeit. Aber um zu entziffern, reicht mein Hebräisch immer noch nicht.

Vermutlich habe ich den Bosporus fotografiert, aber die genaue Route konnte ich wegen des fehlenden Internets nicht bestimmen. Ich dachte, die flögen über Zypern? Ich habe zum ersten Mal das Mittelmeer gesehen, was mir schon fast peinlich ist. Plötzlich kam die Küste Israels in Sicht.

israelel al

Die Sicht von oben war hier exotisch bzw. originell, weil viele der größeren Siedlungen offenbar planmäßig angelegt wurden. Vermutlich schwebte ich gerade über Smotrich Galiläa und Samaria, für das Frau Chebli unsere „palästinensischen“ Mitbürger, deren Vorfahren dort angeblich schon seit dem Neolithikum dort lebten, oft das englische (!) Wort Westbank gebrauchen.

Am schwierigsten war es, ohne Internet den Weg zum Hostel zu finden. Alle Leute hier waren extrem freundlich und hilfsbereit. Vielleicht bin ich auch nur zu sehr die Berliner Sitten und Gebräuche gewohnt, um das erwähnenswert zu finden.

Rav-Kav habe ich auch schon benutzt. Morgen Sim-Karte und Geld abheben. Auch dafür bekam ich schon hilfreiche Tipps.

Berlin rudow

Eine kluge Analyse zum Thema „The greatest intelligence failure in Israeli history?“ habe ich auch in der Jerusalem Post gelesen. Ich würde übrigens nur eine Partei wählen, die sich dafür einsetzt, sofort alle Gelder, die in irgendeiner Form an die „Palästinenser“ gehen, einzufrieren. Es ist unerträglich, dass ich mit meinen Steuergeldern indirekt den Terror gegen Israel finanziere.

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