Basic Middle East Test

Basic Middle East test

Cdredits: Naveed Anjum

Scheinheilige

Telepolis: Tuba Sarica über deutschtürkische Parallelgesellschaften. Sarica hat das Buch „Ihr Scheinheiligen! – Doppelmoral und falsche Toleranz – Die Parallelwelt der Deutschtürken und die Deutschen“ geschrieben (gekauft!). Ihr Blog Weltbewohner ist auch neu in der Blogroll.

Ich will auch keine Debatten führen

Wo er recht hat, hat er recht:
„Es ist mir übrigens völlig egal, seit wann in islamischen Ländern gesteinigt wird. Es zählt nur, dass es heute gemacht wird, in Anwesenheit von Menschen, die mit einem Bein in der Barbarei und mit dem anderen in der Moderne stehen und die Steinigungen mit ihren Handys filmen. Ich verweigere jede Art von Verständnis für diese Art von Kultur. Ich will sie auch nicht importieren. Ich will keine Debatten führen über Kopftücher im öffentlichen Dienst, über Schwimmunterricht für Mädchen, über Männer, die Frauen keine Hand geben wollen, über Schweinefleisch in Kantinen und „kultursensible Pflege“ in Krankenhäusern. Und auch nicht darüber, wie viel Islam im Islamismus steckt. Ich will auch nicht genötigt werden, mich mit dem Koran zu beschäftigen, weder von weiß gewandeten Salafisten in der Wilmersdorfer Straße noch von Ihnen. Bleiben Sie bei Ihrer Wertschätzung für das ‚klassische islamische Recht‘, das offenbar von den Kolonialherren versaut wurde. Und sobald Sie den Islam gefunden haben, der mit Demokratie kompatibel ist, sagen Sie mir bitte Bescheid.“ (Henryk M. Broder – von 2016, übrigens ein lustiges Gespräch…)

Bürgerliche Mitte und mitreissende Kader [Update]

comrade lenin

Wie die neueste Forsa-Umfrage zeigt, sind CDU, Grüne und FDP die neue und alte bürgerliche Mitte, die Linke bleibt marginalisiert. IMHO wieder ein Argument für Wagenknecht & Lafontaine.

Zum Vergleich: Die spanische Podemos ist mit der Izquierda Unida verbündet, das wird die „Linke“ vermutlich nur schwer über’s Herz bringen. Wie hier schon von kundigen Lesern erwähnt wurde, müsste eine linke Sammlungsbewegung „von unten“ kommen, also auf zahlreichen Initiativen usw. fußen. Podemos ist reformistisch und stellt das System nicht in Frage. Der europaweite Trend geht aber zu Bündnissen wie Syriza in Griechenland, nur dass die Deutschen wie gehabt unfähig sein werden, sich aus ihrer rechthaberischen linken Sektenmentalität herauszubuddeln. Allerdings begann auch Podemos mit einem Manifest von Intellektuellen oder denen, die sich dafür hielten.

Trotzdem müsste eine echte linke Partei (die es in Deutschland nicht gibt) einen Plan B haben, falls man wider Erwarten die Macht zugeworfen bekommt (wie in Griechenland, wo eben dieser Plan fehlte.) Aber da sind wir schon wieder bei Lenin:

Und nur das gröbste Missverstehen des Marxismus (…) konnte zu der Ansicht führen, dass die Entstehung einer spontanen proletarischen Massenbewegung uns der Pflicht enthebe, eine ebenso gute, ja noch unvergleichlich bessere Organisation von Revolutionären zu schaffen, als die Semlja i Wolja sie hatte. Im Gegenteil, diese Pflicht wird uns gerade durch diese Bewegung auferlegt, denn der spontane Kampf des Proletariats wird nicht zu einem wirklichen »Klassenkampf« werden, solange dieser Kampf nicht von einer starken Organisation der Revolutionäre geleitet wird. (…)
Nun behaupte ich: 1. Keine einzige revolutionäre Bewegung kann ohne eine stabile und die Kontinuität wahrende Führerorganisation Bestand haben; 2. je breiter die Masse ist, die spontan in den Kampf hineingezogen wird, die die Grundlage der Bewegung bildet und an ihr teilnimmt, um so dringender ist die Notwendigkeit einer solchen Organisation und um so fester muss diese Organisation sein (denn um so leichter wird es für allerhand Demagogen sein, die unentwickelten Schichten der Masse mitzureißen; 3. eine solche Organisation muss hauptsächlich aus Leuten bestehen, die sich berufsmäßig mit revolutionärer Tätigkeit befassen; 4. je mehr wir die Mitgliedschaft einer solchen Organisation einengen, und zwar so weit, dass sich an der Organisation nur diejenigen Mitglieder beteiligen, die sich berufsmäßig mit revolutionärer Tätigkeit befassen und in der Kunst des Kampfes gegen die politische Polizei berufsmäßig geschult sind, um so schwieriger wird es in einem autokratischen Lande sein, eine solche Organisation »zu schnappen«, und 5. um so breiter wird der Kreis der Personen aus der Arbeiterklasse wie aus den übrigen Gesellschaftsklassen sein, die die Möglichkeit haben werden, an der Bewegung teilzunehmen und sich in ihr aktiv zu betätigen.

Aus dem Jahr 1902, klingt irgendwie trotzdem aktuell. Nur fehlt hierzulande eine organisierte Arbeiterklasse. By the way: Was machen eigentlich die Kader der ehemaligen WASG?

Ich schrob schrieb 2004:
Auch heute könnte eine neue linke Partei nicht jenseits ihres angestammten Milieus wildern und etwa die „Kulturschranke“ zwischen den Arbeitern und den „Neuen Mittelschichten“ oder zwischen sozialdemokratischem Milieu und der PDS niederzureißen. Deshalb würde eine weitere linke Partei kaum Erfolg haben – Umfragen über den Anteil der Unzufriedenen innerhalb des eigenen Lagers sagen kaum etwas über deren Wahlverhalten aus.

[Update] By the way: Don Alphonso sehr lustig über Wagenknecht: „In die Richtung weg vom Dogmatismus wird es immer Wähler geben, die ihre noch kommenden Wandlungen als klug und durchdacht begrüßen werden, und insgeheim wünscht sich doch jeder echte Reaktionär für seinen laschen Bubi eine tatkräftige Frau, die genau weiß, was sie will. Sahra Wagenknecht ist anschlussfähig, und vermutlich sammelt sie die Herde nicht hinter sich, um sich von der Herde bestimmen zu lassen. Sie ist im besten Sinne des Wortes gesellschaftsfähig. Man möchte ihr vorgestellt werden. Eigentlich ist sie ja fast eine verwunschene Prinzessin, versklavt in der Stasinachfolgepartei. Der gepflegte Reaktionär kennt das als ‚Die wäre schon was, wenn die Familie nicht wäre‘.“

Drachenköpfe, das Bestehende und das Mögliche

coal miner

Legende: „An 8 year-old coal miner in Utah or Colorado, USA, in the early 1900’s.“ Herkunft nicht ermittelbar, vielleicht stammt das Bild von Lewis Hine (1847-1940).

„Um einiger zugkräftiger Wahlparolen willen werden alle Grundsätze verleugnet. Die kommunistische Partei verschmäht es nicht, um den Nationalsozialisten Mandate abzujagen, ihnen die arbeiterfeindlichsten Schlagworte nachzuplappern, von denen sie den Erfolg der nationalsozialistischen Agitation bei den Massen herleitet. Die Kommunisten haben die Internationalität des Proletariats preisgegeben und schwelgen in nationalen Phrasen. Sie verkünden nicht mehr die internationale und sozialistische Befreiung der Arbeiterklasse, sondern die nationale und soziale Befreiung Deutschlands.“
(Erich Mühsam 1932, im letzten der vier Fanal-Rundbriefe)

„Den Kommunisten ist ferner vorgeworfen worden, sie wollten das Vaterland, die Nationalität abschaffen. Die Arbeiter haben kein Vaterland. Man kann ihnen nicht nehmen, was sie nicht haben. (…) Die nationalen Absonderungen und Gegensätze der Völker verschwinden mehr und mehr schon mit der Entwicklung der Bourgeoisie, mit der Handelsfreiheit, dem Weltmarkt, der Gleichförmigkeit der industriellen Produktion und der ihr entsprechenden Lebensverhältnisse.“
(Karl Marx – Friedrich Engels: (Manifest der Kommunistischen Partei, 1848)

Ja, ich weiß, man könnte die Zitate jetzt nehmen, um der Sammlungsbewegung #aufstehen eins auszuwischen. Aber diejenigen, die heulend und zähneklappernd aus der gefühlslinken Ecke mit der „Querfront“-Keule kommen, sollten der Tatsache eingedenk sein, dass sie nur die Wahl haben, marginalisiert zu bleiben in dem bequemen Gefühl, die Wahrheit gepachtet zu haben, die das Volk angeblich noch nicht versteht, also gut deutsch der Rechthaberei zu huldigen, oder etwas zu machen, das die Mehrheit der da unten mitträgt und vor allem versteht. Was seid ihr doch für ein arrogantes Pack?! Wer ist schuld, dass die Linke in Deutschland auf dem Boden herumkrepelt? Die Linke, wer sonst!

Man kann es natürlich auch so machen wie Katja Kipping: „Wie sie lauter richtige Sätze gesagt hat, hinter die man im richtigen Milieu jederzeit, auch nachts im Schlaf, einen Haken machen würde. Dadurch werden die Sätze nicht falsch, aber eben ein bisschen egal und folgenlos.“ Wie die Politik der Partei „Die Linke“ und der Sekten am linken Rand sowieso.

Mir ist ein Arbeiter, der militant für seine Rechte eintritt, aber „Neger“ sagt, lieber als eine kleinbürgerliche studentische Trulla, die gendrifiziert spricht, aber nicht weiß, wie man einen Nagel in die Wand schlägt. Auf Letztere kann ich gern verzichten. Wenn die Linke das nicht einsieht, wird sie so enden wie die traditionsreiche Kommunistische Partei Frankreichs, die mittlerweile unter der Fünf-Prozent-Hürde liegt. Wenn ihr da hin wollt: Macht weiter so! Die neue linke Sammlungsbewegung kann offenbar schon etwas erreichen (fragwürdige Quelle!), obwohl ich wenig Illusionen habe.

coal miner

„Muslim women-workers! The tsars, beis and khans took away your rights. You were a slave in the government, at the factory, at home. Soviet rule gave you equal rights, tearing away the chains that were binding you“- 1921 Soviet poster.

Raimund Löw vom österreichischen Magazin „Falter“ hat vor einem Jahr ein Interview mit Moishe Postone ( †2018, vgl. auch die Jungle World über ihn) geführt: „Marx in the Age of Trump“.

Most of the American Left, including the movements you just mentioned, use the word capitalism when they actually mean inequality, or racism, or sexism. Their thinking is not grounded in any detailed political-economic analysis.

Meine Rede. Öko, vegan, Gendersprech- den gesmaten Scheiß kann man den Grünen überlassen. Ich sage nicht, dass alles schlecht ist, aber was sollte der Kern linker Politik sein? It’s the economy, stupid.

Postone hält auch von Bernie Sanders genausowenig etwas wie ich.
Focusing on trade easily leads to a nationalist position, defending the domestic working class against foreign imports. In the course of the 20th century, due to the welfare state and similar developments, the communist dream of internationalism dissipated and working class movements became de facto nationalist. But if that’s going to be your position, then the Right is much better at that. The Right are much better nationalists. (…) The current crisis of labor is actually a structural problem of capitalism that was foreseen by Marx. His analysis of relative surplus value and accumulation predicted that runaway growth would be accompanied by declining surplus value, and declining levels of surplus value are related to a growing superfluity of labor. People become more and more superfluous. And the Left does not have an answer to that. The Right does, but it’s a stupid and dangerous answer. They blame these developments on immigrants, on women, and in the US also on Blacks, or on China or Mexico. And the Left does not offer a viable alternative explanation.

Und nun zu etwas nicht ganz anderem. Die Chinesen bauen große Brücken und ganz schnelle Züge. Wenn man das aber verstehen und wissen will, wohin das führt, sollte man den sehr interessanten Artikel von Felix Wemheuer in der aktuellen Konkret lesen: „Plan: Markt. Mit autoritären Mitteln organisiert die chinesische Zentralregierung eine Art »ursprüngliche Akkumulation“. (Von dem werde ich mir ein paar Publikationen besorgen.)

Die New York Times hat noch was dazu: „How China Wins the Trade War.“ – „Instead, when the next round of tariffs hits, American households will face higher prices on computers, clothing and thousands of other products. China, not the United States, will improve its standing in the world as a place to make and build the future.“ Nimm dies, Trump.

Natürlich sind die hiesigen wohlwollenden Leserinnen und geneigten Leser, aufgefordert, ihren Senf dazuzugeben. Wir sind ja nicht bei der typisch Deutschen Welle, die sich vor dem Volk fürchtet wie wie Linke.

#aufstehen

Ich habe mich dort registriert. Ich mag Shitstorms von allen Seiten. Demnächst mehr in und zu diesem Theater.

Die Heilerin und der manipulierende Einfluss

spiegel

Wir hatten hier schon einen Verweis auf Noam Chomskys und Edward S. Hermans Theorie der Medien, die „den manipulativen Einfluss wirtschaftlicher und politischer Interessengruppen auf die Berichterstattung der Massenmedien in Demokratien beschreibt.“

Hier ein aktuelles Beispiel von Spiegel online: „Wie Neuseelands Regierungschefin ihr Land heilen will“.

1. Jacinda Ardern wird fast ausschließlich lachend dargestellt, also von den Medien sympathisch gemacht – ganz im Gegenteil zu Trump, den man nur in ungünstiger Position abgebildet sieht. (By the way: Wie man aussieht, sagt nichts darüber aus, was man macht. Oder?) Ich habe nur eine Ausnahme in einer indischen Zeitung gefunden. (Wie wäre es mit jenem Bild, Spiegle online? Machte das den Artikel kaputt?)

2. Was eine Vertreterin der herrschenden Klasse ankündigt zu tun, ist irrelevant. „…will zeigen, wie moderne Sozialdemokratie aussehen kann.“ (Ach ja? Es gibt keine herrschende Klasse, raunt man in den Mainstream-Medien, und wenn es sie gäbe, dürfte man sie nicht so nennen?) Meiner Meinung nach ist es mitnichten die Aufgabe von Journalisten, sich zum Sprachrohr der Politik zu machen. Dafür gibt es Pressesprecher und andere Lautsprecher des Kapitals.

„Nun hat sie es sich zum Ziel gemacht, das Land umzukrempeln“. Das steht vermutlich genau so vage im Parteiprogramm. Als Helmut Kohl Bundeskanzler wurde, hatte er es sich zum Ziel gemacht, das Land umzukrempeln etcetera. Ist das eine Information, die mir nützt, die mich aufklärt, die mich informiert, die Hintergründe erhellt? Nein. Es ist schlicht Bullshit und Gefasel. „Nun hat sie es sich zum Ziel gemacht, das Land nicht umzukrempeln.“ Wäre ja viel lustiger, mit so eine Aussage gewählt zu werden. Keine Experimente oder so.

3. „Für ihre erste Woche kündigte sie an, sie wolle sich in den kommenden Tagen um Themen kümmern, die ‚mir sehr viel bedeuten‘. Herrje. Wie langweilig ist das denn? Ist auch das Gegenteil möglich? Der Satz erinnert mich an Wolf Schneiders Deutsch für Profis und seine Tipps: Was selbstverständlich ist, sollte nicht erwähnt werden. „Bauernverband ist dagegen, die Subventionen für die Landwirtschaft zu streichen.“ Wer hätte das gedacht?! Ausserdem ist das Zitat „mir sehr viel bedeutet“ total unsinnig. Zitate sind dazu da, etwas authentisch zu machen (was diese vier Wörter nicht tun) oder die Ideen des Zitierten exakt zu erläutern, weil es besser nicht geht. (Ich vermute, dass man in Neuseeland Englisch redet; Ardern hat das eh nicht wörtlich gesagt.)

Was soll das also? Ich spüre den suggestiven Holzhammer: Die muss mir unbedingt sympathisch gemacht werden. Finde die Charaktermaske der neuseeländischen herrschenden Klassen nett, im Gegensatz zu Trump. Widerstand ist zwecklos.

4. „Der Kampf gegen Kinderarmut ist ein persönliches Anliegen der Premierministerin.“ Wäre ja noch schöner, wenn es ein unpersönliches Anliegen wäre oder die Dame sagte: Kinderarmut geht mir am Arsch vorbei! Ist das Journalismus? Nein, es ist wiederholtes Geschwurbel und langweilig zudem.

By the way: Spannend war für mich nur, darüber informiert zu werden, wie der Kapitalismus in Neuseeland funktioniert – Obdachlosigkeit, Armut: wie überall, nur mehr. Aber warum gibt es dort so viele Gewalt gegen Frauen? Das Land ist doch schön, wie man aus unzähligen Hochglanzbroschüren und den jubilierenden deutschen Medien weiß. Vielleicht sollte man Neuseeland einfach mal boykottieren, genauso wie die Türkei, bis sich die Männer gebessert haben?! Nein? Geht nicht? Oder liegt es an den Schafen?

5. „Bis 2021 soll der Mindestlohn auf 20 Dollar steigen.“ Das kennen wir von der hiesigen SPD. Ich wüsste aber gern, wie viele Ausnahmen es gibt? Was ist mit Teilzeitarbeit? Der Mindestlohn wird hier bekanntlich von vielen Firmen umgangen. Man müsste auch den Lebensstandard in Neuseeland kennen: Sind 20 Dollar wie 10 Euro hier oder nur fünf oder 20? Ich fühle mich wieder nicht hinreichend informiert.

6. „Im neuen Haushaltsplan kommen vor allem Gesundheit und Bildung gut weg.“ Schon klar, aber viel zu vage. (Ein Link wäre hilfreich gewesen: Was ein „Wānanga“ ist, wusste ich bis eben nicht.) „Gut wegkommen“ ist ohne Details (was vorher war und jetzt besser oder schlechter werden soll) keine journalistische Aussage.

7. „Dann hätte sie insgesamt sechs Jahre Zeit, um den Sozialstaat nach ihren Vorstellungen umzugestalten.“ Große Frauen machen die Geschichte. Wer baute das siebentorige Wellington? Hat sie nicht wenigstens eine Köchin bei sich?

„Palästinenser“

Foreign Policy berichtet über eine gute Idee Trumps: „Trump and allies seek end to refugee status for millions of Palestinians“.

Audiatur et altera pars: „Kushner E-Mails reveal attempt to abolish UNWRA and Palestinian refugee Status. „…so radical and insane, they could only have been concocted by Israel itself.“ (Tikun Olam)

Cheer up, Deutschland oder: Don’t fear the Wurst

Ein lesenswerter Artikel im Economist, zudem mit suffisanter Ironie geschrieben und selbstredend in brilliantem Englisch: „Board a train with a group of Germans and one will soon start grumbling about some minutia: the temperature, the disorderly storage of luggage, a brief delay. The same habits undergird Germany’s industrial success. Its factories are staffed by conscientious workers who treat each blemish as an abomination, honing and re-honing production processes until everything is in Ordnung (order).“

Class Warfare, revisited

Man fragte mich hier, wer und wo die Arbeiterklasse sei. Schaut auf Chicago, dann seht ihr es. Dort macht man auch die richtigen Handbewegungen beim Klassenkampf.

Heuchler

Dieselben Journalisten, die sich darüber aufregen, dass das Berliner LKA vielleicht einen Mord unter Rockern hätte verhindern können (Unschuldsvermutung!?), zitieren den Verfassungsschutz immer noch als seriöse Quelle für „Extremismus“, „Islamismus“ usw.. Das nenne ich eine Frechheit und Heuchelei.

1979, Stammheim und andere strafbewehrte fahrlässige Veröffentlichungen

stammheim

Wie ich neulich schon schrieb: Ergänzend zu Austs Der Baader-Meinhof-Komplex habe ich jetzt Oliver Tolmeins: RAF – Das war für uns Befreiung: Ein Gespräch mit Irmgard Möller über bewaffneten Kampf, Knast und die Linke gelesen. Es hat mir etwas gebracht, obwohl ich das gar nicht erwartet hatte; ich behaupte sogar, das Buch gehört zum Kanon der gebildeten und historisch bewussten Linken. Ich muss zugeben, dass ich jetzt keine Meinung mehr dazu habe, was in der Todesnach von Stammheim wirklich geschehen ist – zu viele Variablen. Ich traue allen – beiden Seiten – alles zu. Wir werden die Wahrheit vermutlich nie erfahren.

1979 nahmen die USA und die Volksrepublik China diplomatische Beziehungen auf.

Der Schah von Persien verließ sein Land. Die fundamentalische Opposition unter dem aus dem Exil heimgekehrten Ayatollah Chomeini übernahm die Macht und gründete einen anfangs begeistern, weil, so ihre Hoffnung, von den Mullahs statt des verhaßten Marxismus eine Alternative zum westlichen Fortschrittsmodell entwickelt wurde. 1980 kam es zwischen dem Iran und dem Irak zum 1. Goldkrieg.

1979 siegte sandinistische Revolution in Nicaragua. Am 24. Dezember 1979 intervenierten sowjetische Truppen in Afghanistan, um den ehemaligen Sozialisten Hafiz Allah Amin, der ein zunehmend terroristisches Regime etablierte und Kontakte zu den USA und Pakistan knüpfte, zu entmachten und eine sozialistische Regierung unter Babrak kamal zu stützen.

In Europa standen die Zeichen auf Eskalation der Nato beschloß 1979 die sogenannte Nachrüstung, die Stationierung atomarer Marschflugkörper und Mittelstreckenraketen. Die BRD und die USA schlossen das für den Kriegsfall gedachte „Wartime Host Nation Support-Abkommen, das später für Interventionen der USA und der Nato im Nahen und Mittleren Osten Bedeutung bekam. (Tolmein, S. 158)

Wo war ich? Ich hatte gerade mein Studium und die Examen abgeschlossen und flog am 18.09.1979 von Berlin nach New York und von dort aus über Mittel- nach Südamerika, wo ich mehr als ein halbes Jahr umherreiste.

Ich kenne heute Leute, die 1979 noch gar nicht geboren waren. Wissen die von den Ereignissen, und was bedeuten die ihnen?

Ich habe jetzt angefangen, das Buch Pieter Bakker Schuts Stammheim – Der Prozess gegen die Rote Armee Fraktion: Die notwendige Korrektur der herrschenden Meinung zu lesen. Warum? das Buch wurde nach seinem Erscheinen von allen Mainstream-Medien totgeschwiegen. Der „Spiegel“ beschloß, es nicht vorzustellen, der „Stern“ – damals ein wichtiges Medium – lehnte eine Besprechung ab. Das änderte sich erst später:

Am 18. August 1987 wurde auf Antrag des Generalbundesanwalts bestimmt, das Buch und „die zur Herstellung des Druckwerkes gebrauchten oder bestimmten Vorrichtungen zu beschlagnahmen. Der Generalbundesanwalt hatte ein Ermittlungsverfahren gegen Peter H. Bakker Schut und den Neuen Malik Verlag nach § 129a, Abs. 3 StGB eingeleitet. Im September folgte die größte Durchsuchungsaktion, die der westdeutsche Buchhandel nach dem Kriege erlebt hatte. Setzerei und Druckerei wurden durchsucht und mit Hilfe der in der Verlagsauslieferung aufgefundenen Rechnungsunterlagen wurden in über 300 Buchhandlungen ca. 3.000 Exemplare des Titels beschlagnahmt.

Ach? Wovor hatten die so eine große Angst? By the way: Natürlich gab und gibt es politische Zensur in Deutschland. Und den leider schon vor mehr als einem Jahrzehnt gestorbenen Pieter Bakker Schut halte ich für einen großartigen Typen. Nur damit ihr vor lauter Paddelbildern nicht vergesst, bei wem ihr hier mitlest….

Iran und Israel usw.

Wer hat recht, Rainer Trampert oder Hermann L. Gremliza?

Ich habe keine Zeit, das zu kommentieren, weil ich arbeiten muss. Will ich aber nachholen. Ansonsten: Keep on Förmchenweitwerfen im Sandkasten.

Schöpferisch zerstören

Financial Times: „The Chinese are wary of Donald Trump’s creative destruction“.

Endlich ein Artikel, der sich vom deutschen Medien-Mainstream zum Thema anregend und wohltuend abhebt.

They think Mr Trump feels he is presiding over the relative decline of his great nation. It is not that the current order does not benefit the US. The problem is that it benefits others more in relative terms. To make things worse the US is investing billions of dollars and a fair amount of blood in supporting the very alliances and international institutions that are constraining America and facilitating China’s rise.

In Chinese eyes, Mr Trump’s response is a form of „creative destruction“. He is systematically destroying the existing institutions — from the World Trade Organization and the North American Free Trade Agreement to Nato and the Iran nuclear deal — as a first step towards renegotiating the world order on terms more favourable to Washington.

Homeland in Berlin

homeland berlin

Schaue gerade die fünfte Staffel von Homeland, die fast komplett in Berlin gedreht wurde. Auf dem Screenshot explodiert gerade eine Bombe am Kottbusser Tor, in einem ehemaligen besetzten Haus (Adalbertstrasse 6).

Der Spiegel schreibt indigniert: „Manche Straße meint man zu erkennen, die Mischung aus leicht verranzten Ausgehmeilen, englischsprachigen Touristen und verspiegelten Konzernbauten ergibt ein stimmiges, aktuelles Bild. Fremd ist nur diese latente Gefährlichkeit, die dieses homeländische Berlin ausstrahlt: Jeder Bärtige führt potenziell Böses im Schilde, islamistische Kommandeure residieren hier unbehelligt, blonde Frauen werden am helllichten Tag in Kastenwagen gezerrt. Und die CIA macht, was sie will.“

Gefährlichkeit? Das kann man sehen, wie man will. Kommt drauf an, mit wem und wo man verkehrt. „Sie stehen allem, was ihnen fremd ist, feindlich gegenüber. Sie respektieren nicht unsere Gesetze, sondern sehen Deutschland als Beuteland an.“ Sagt der Berliner Islamwissenschaftler Ralph Ghadban.

Bärte? Rasieren ist nicht haraam. Ich komme fast jeden Tag über die Sonnenallee und lebe in Neukölln. Ich sehe das, was mehrheitlich von arabischen und türkischstämmigen Männern gezeigt wird. Was die im Schilde führen? Warum tragen sie jetzt Bärte und früher nicht? Fragen über Fragen. „Fremde sind Feinde“.

Entführungen am hellichten Tag in Berlin? Gab es, zum Beispiel im Juli 2017. Auch Foltern der Opfer kam vor.

Die CIA macht, was sie will? Edward Snowden könnte man fragen, ob das stimmt. Manchmal arbeitet der Geheimdienst mit der NSA zusammen – das gilt ja wohl auch.

Zwei Dinge sind jedoch völlig unglaubwürdig. Investigative Journalisten, die irgendwelche Machenschaften im Alleingang aufdecken, in Berlin? (Gut, Laura Sutton ist keine Deutsche.) Gibt es nicht. Und der Bundesnachrichtendienst darf keine Leute verhaften, was er in „Homeland“ jedoch macht.

Sehenswert. Homeland ist nicht rassistisch. Mal sehen, ob die sechste Staffel wirklich – wie befürchtet – an Niveau verliert.

Homeland

Homeland

Was hält das hiesige Publikum von Homeland? Ich beginne gerade, mir die zweite Staffel (via Amazon Prime) anzusehen und bin recht angetan, teilweise sogar begeistert.

Mit dem Original Hatufim hat Homeland ab der zweiten Hälfte der ersten Staffel offenbar nicht mehr viel zu tun, sie haben wohl nur Teile des Plots geklaut bzw. übernommen.

„Und wer Englisch kann, sollte unbedingt das Original gucken. Wichtig ist aber vor allem, dass man überhaupt zuguckt“, schreibt Johannes Boie in der Süddeutschen. Die deutschen Pseudo-Linken sind natürlich nicht angetan, die sind lieber Antisemiten als einen doch recht realistischen Blick auf den islamistischen Terror zu riskieren.

„Die Journalistin Laila al-Arian bezeichnete im Webmagazin Salon.com die Serie als die derzeit am stärksten islamophobe amerikanische Fernsehsendung.“ Ach was. Phob bin ich nicht geworden. Wer einen Hijab trägt, den nehme ich nicht ernst, Frau Al-Arian. Journalisten sollten höhere Wesen gar nicht verehren.

Ich sehe Religionen, insbesondere den Islam, als Form geistiger Verwirrung, die, wenn sie sich politisch geriert, immer gefährlich ist, auch als Passivrauchen Nebenwirkung für die, die nichts damit zu tun haben wollen wie ich.

Der heutige Islam ist noch nicht so weit zu akzeptieren, dass Staat und Kirche getrennt sein sollten. Und natürlich wird Religion von den herrschenden Klassen immer miss- und gebraucht (vgl. Erdogan), um die Untertanen vom Klassenkampf und den wahren Problemen abzulenken.

In the Ghetto

Gott und die Welt (Felix Kruppa): „/ch habe gerade zusammen mit anderen Referendaren eine Gesamtschule eines ärmeren Viertels im Ruhrgebiet besucht und möchte hier gerne meine Eindrücke von der Schule und das Gespräch mit der Schulleitung schildern, um exemplarisch und anschließend anhand von empirischen Studien zu verdeutlichen, warum und woran unser Schulsystem derzeit scheitert.

Der Text kann auch als PDF-Datei heruntergeladen werden: Janosch Jung – „Ich bin im Ghetto gelandet! – Warum unser Schulsystem scheitert.“

Wer nicht lernen will, muss auch nicht lernen. Anders sei die Beschulung gemäß Schulleitung und didaktischer Leitung vor allem in den unteren Klassen nicht mehr zu gewährleisten.(…)

Besorgt äußerte sich die Schulleiterin auch über die immer religiös-konservativer werdenden Schüler. Sie sei froh, dass sie jetzt einen Islamlehrer hätten, der den Schülern endlich beibrächte, was wirklich im Koran steht (sic!). Kritisch sieht sie aber eine neue Referendarin, die in Hijab zur Schule geht, also einer relativ konservativen Form der Verschleierung, bei der nur das Gesicht nicht verschleiert ist. Das sei ein schlechtes Vorbild für die muslimischen Mädchen. Auch hätte die muslimische Referendarin vor homophoben Schülern im Unterricht gesagt, dass sie nicht wüsste, wie sie zu Schwulen stehen soll.(…)

Von anderen Referendaren höre ich, dass an ihrer Gesamtschule bis zu 1/3 der Lehrer wegen Burnouts oder anderer psychischer Erkrankungen fehlt, Lehrerinnen verprügelt werden, weil sie eine vermeintlich zu schlechte Note gegeben haben und der ganze arabische Großclan in die Schule kommt, wenn ein Schüler von einer Lehrerin aus dem Klassenraum verwiesen wurde.

Harsh New Laws for Immigrant ‘Ghettos’

The New York Times: „In Denmark, Harsh New Laws for Immigrant ‘Ghettos’“.

„Denmark’s government is introducing a new set of laws to regulate life in 25 low-income and heavily Muslim enclaves, saying that if families there do not willingly merge into the country’s mainstream, they should be compelled.

For decades, integrating immigrants has posed a thorny challenge to the Danish model, intended to serve a small, homogeneous population. Leaders are focusing their ire on urban neighborhoods where immigrants, some of them placed there by the government, live in dense concentrations with high rates of unemployment and gang violence.“

In Dänemark gibt es eine Minderheitsregierung, „die sich von den Stimmen der rechtspopulistischen Dansk Folkeparti stützen lässt.“

Lopez Obrador, cuidado!

In Mexiko hat Lopez Obrador die Wahl gewonnen. Der ist nicht „links“, auch wenn deutsche Medien das herbeischreiben wollen. Amerika21.de: „Allerdings hatte López Obrador von seiner ehemals dezidiert linken Programmatik Abstand genommen und war unter anderem ein Bündnis mit der konservativ-evangelikalen Partei der Sozialen Bewegung (Partido Encuentro Social, PES) eingegangen.“

Michael Robert beschreibt die Hintergründe.

Gatow nach der Revolution

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Das zweite Foto von oben zeigt die Villa Lemm in Berlin-Gatow, die nach der Revolution legal (Artikel 15 GG) in Gemeineigentum überführt werden wird.

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