Unter Decompilierenden

Digital Services Act

Ich darf auf zwei Artikel hinweisen.

– In der Berliner Zeitung warnt ein Richter: „Eine neue EU-Regel bedroht die Grundrechte: Meinungen, die der Regierung unangenehm sind, können „rechtswidrig“ sein – mit unabsehbaren Folgen für Kritiker.“

Der Digital Services Act (DSA) tritt am 17. Februar 2024 in vollem Umfang in Deutschland in Kraft. An der öffentlichen Wahrnehmung vorbei soll vorher noch durch den Bundestag das den DSA konkretisierende Digitale-Dienste-Gesetz (DDG) beschlossen werden. Das Gesetz aber ist ein Trojanisches Pferd: Es trägt eine Fassade zur Schau, die demokratischen Grundsätze zu achten. (…) Hinter dieser rechtsstaatlichen Fassade geschieht jedoch das genaue Gegenteil: Es ereignet sich ein Angriff auf die verfassungsmäßige Ordnung, der weitgehend unbemerkt bleibt – wahrscheinlich aufgrund der hohen Komplexität der Materie.

– Fabian A. Scherschel bei Heise: „Der Hackerparagraf muss endlich weg!​“

Unsere Zukunft sieht düster aus. Uns stehen Gesetze wie Chatkontrolle, der Digital Services Act und die KI-Gesetzgebung der EU ins Haus, die von Politikern gemacht werden, die Emacs nicht von Vim auseinanderhalten können, aber meinen, sie könnten gute Digitalpolitik machen. Und vor Gericht wird dann anhand dieser Gesetze von Richtern entschieden, die es nicht hinterfragen, wenn ein Staatsanwalt, wie diese Woche in Jülich geschehen, es für verdächtig hält, wenn ein als Programmierer arbeitender Mensch einen De-Compiler auf der Festplatte hat.

Ich denke, das ist alles so gewollt. Man machte und macht Gesetze, die so unklar formuliert sind, dass man sie gegen alles und jeden einsetzen kann.

Unter kulturindustriellen Verramschern

coffee

„Correctiv enthüllt“ als szenische Lesung im Berliner Ensemble. Im Vergleich hierzu – zu dieser kulturindustriellen Verramschung des Politischen plus der narzisstischen Selbstüberhöhung von Journalisten – war selbst die Art, wie die SZ ihre eigene Aiwanger-Recherche im selben Text zerschossen hat, ein Klacks.

Demnächst dann in diesem oder einem anderen Theater:
„Correctiv-enthüllt-T-Shirts“, „Correctiv-enthüllt-Kaffeetassen“ und schließlich: „Correctiv enthüllt – der Film“. (Sorry, Correctiv. Aber so verdienstvoll eure Recherche war, so murks ist das.
(Deniz Yücel)

Sender, welche wir hören dürfen

hörverbot

…und Websites, die wir sehen dürfen. Damals wie heute wurden und werden die Russen zensiert.

Krieg ist Frieden!

goya
Francisco Goya: Para eso habeís nacido [für das wurdest du geboren], aus: Los desastres de la guerra, 1810

„Das Beste, was wir für den Frieden tun können, ist deshalb – und ich sage es noch einmal –, massiv aufzurüsten.“ (Joschka Fischer, Friedensforscher)

Unter Hochschnappatmern

Parteiverbot
Symbolic image for the ban of a political party in Germany, press photo, very detailed –ar 3:2 –s 750

Zum 473sten Mal für alle Lichterkettenträger und sonstige Honks, die sich in den sozialen Medien gegenseitig hochschnappatmen:

Eine Partei darf verfassungsfeindlich sein, das ist kein ausreichender Grund für ein Verbot. Ich weiß nicht, warum niemand Gesetzestexte lesen will.

„Eine Partei kann nur dann verboten werden, wenn sie nicht nur eine verfassungsfeindliche Haltung vertritt, sondern diese Haltung auch in aktiv-kämpferischer, aggressiver Weise umsetzen will. Für ein Parteiverbot genügt es also nicht, dass oberste Verfassungswerte in der politischen Meinungsäußerung in Zweifel gezogen, nicht anerkannt, abgelehnt oder ihnen andere entgegengesetzt werden. Die Partei muss vielmehr planvoll das Funktionieren der freiheitlichen demokratischen Grundordnung beseitigen wollen. Dies setzt voraus, dass konkrete, gewichtige Anhaltspunkte vorliegen, die es zumindest möglich erscheinen lassen, dass das Handeln der Partei erfolgreich sein kann.“

The Palestinian Arabs Are „Open“ — But Not To Compromise

mount arbel
Aufstieg zum Berg Arbel, Israel, 18.10.2023

„..Yet many Turks and other Muslims still talk about the area as being part of the Muslim world. Turkish President Recep Tayyip Erdoğan still talks about Southeastern Europe as being “part of the Ottoman-Muslim area.”

That brings us to the years 1948-1949, when Israel defeated five Muslim armies. At the Rhodes talks in 1949, the Muslims insisted on the phrase „ceasefire lines“ instead of „borders.“ The word „borders“ implies the recognition of the people living there. Jews would have the right to live in Eretz Yisrael. A Muslim would find that unacceptable because those lands should remain Muslim forever.

To the Arabs, there is nothing magical about the lines drawn in the 1948-49 map. Those borders do not matter. The land is completely Muslim. But from the Western point of view, we are talking about how to divide up land and this is the point of pushing for the negotiations between Israel and the Palestinian Arabs. However, Netanyahu understands that the Arabs are not talking about Israel’s borders and how to renegotiate them. They are talking about Israel’s existence. And people cannot compromise on their existence.“ (Elder of Ziyon, Interview mit Dr. Harold Rhode)

Maßloser Pöbel, Schnappatmung und geschlagene Esel

peasant's war

Mâze [ˈmaːsə] ist ein mittelhochdeutsches Wort für Maßhalten, Mäßigung. Es kennzeichnet die durch „zuht“ (lebenslange Selbsterziehung) erreichte Ausgewogenheit zwischen zwei Extremeigenschaften, welche die gottgewollte Ordnung zerstören.

Wir müssen uns wieder den dahingaloppierenden Weltläuften widmen. Immer nur harmlose Reisebilder geht gar nicht. Wir haben also die Bauern und die AfD, beides in den Augen der konterrevolutionären deutschen Journaille der Pöbel.

Denn der Pöbel besitzt und kennt kein Maß. (Martin Luther: Ob Kriegsleute in seligem Stande sein können, 1526)
Was hätte der Bauern-Mob in Schleswig-Holstein mit Habeck gemacht, wenn sie ihn in die Finger bekommen hätten? Die Landwirte müssen sich mäßigen.“ (Taz, 2024)

peasant's war

Die Sache mit der AfD ist einfach. Ich kriegte eine E-Mail von Kölner Studenten (die sich natürlich anders nennen, aber so weiß man pfeilgrad, wie man in Bayern sagt, mit welcher Mischpoke es zu tun hat): „…Auch der AStA der Universität zu Köln hat von den Rechercheergebnissen des Kollektivs correctiv zum „Masterplan Remigration“ erfahren. Wie weite Teile der Gesellschaft sind wir schockiert von dem unverhohlenen Rassismus bei diesem Treffen zahlreicher rechter Funktionäre. Leider war mit Dr. Ulich [sic] Vosgerau auch eine Person an der widerlichen Veranstaltung beteiligt, die sich damit rühmt, Privatdozent an der Uni Köln zu sein. Die Universitätsverwaltung prüft aktuell, inwieweit die Voraussetzungen dafür noch vorliegen. Wir fordern, dass sie infolgedessen die nötigen Schritte trifft, jegliche Kooperation einzustellen und seine Assoziation mit unserer Uni zu unterbinden.“

Was für widerliche Blockwarte. Sie fordern also Berufsverbot für politische Meinungen. Dafür haben wir früher immer die Rechten bekämpft. Wenn der Bundeskanzler fordert: „Wir müssen endlich in großem Stil abschieben“, kommt das auf die Titelseiten. Wenn braun gebrannte Pappkameraden genau das auch fordern, kriegen die üblichen Verdächtigen (die „Vorständin“ sagen) Schnappatmung.

Die Fantasien der Herrschaften auf dem Umfeld der AfD, Leute zum Auswandern zu zwingen, sind ohnehin Unfug und scheitern an der Rechtslage. Unsere arabischen Clans (wenn ich das schreibe, bin ich natürlich Rassist) bestehen vorwiegend aus deutschen Staatsbürgen, und das Grundgesetz verbietet, Deutschen die Staatsbürgerschaft zu entziehen. (Das versucht man nur bei Linken.)

Ich würde aber sofort zustimmen, dass Leute ausgewiesen werden, die sich gar nicht in Deutschland aufhalten dürfen. In Deutschland leben rund 1,2 Millionen Menschen „ohne Aufenthaltstitel“. Dazu kommen rund 700.000, die einen Antrag auf Aufenthaltserlaubnis gestellt haben. Also so viele wie die Großstädte München und Nürnberg zusammen München. Vielleicht werden es noch mehr, wenn wir alle Antisemiten und Judenhasser aus dem Gazastreifen aufnehmen. In Berlin gibt es sogar einen kompletten Abschiebestopp, vermutlich weil es in den Ländern, in die abgeschoben werden soll, zu kalt ist.

Merke: Man darf fordern, Leute abzuschieben. Man muss es ja nicht wie Stalin machen.

Übrigens: Die am Treffen vertretenen AfD-Politiker «bekennen sich hier, unbeobachtet von aussen, frei zu völkischen Idealen; es lassen sich keine wesentlichen Unterschiede zu den Positionen extremistischer rechter Ideologen feststellen», schreibt Correctiv in dem langen Beitrag, an dem insgesamt achtzehn Personen mitgewirkt haben.

Völkische Ideale vertritt auch, wer von einem „palästinensischen Volk“ schwafelt, das ein Volk ohne Raum sei und einen eigenen Staat brauche.

peasant's war

Mir reicht es zum Thema. Also die Bauern. Die Proteste sind natürlich Klassenkampf, der sich in verschiedenen Ländern verschieden äußert. Aber was soll dabei herauskommen? Das System wird nicht angekratzt, nur abgefedert. Das ist so ähnlich wie – im Bonsai-Format – bei den Fluglotsen und Lokführern, die bessere Gewerkschaftsführer haben als die Angestellten im öffentlichen Dienst.

Der Bauernprotest weist die Herrschenden in ihre Schranken, falls er Erfolg hat. Das ist immer gut. Mehr muss man nicht wissen, um solidarisch zu sein.

Auch das deutsche Volk hat seine revolutionäre Tradition. Es gab eine Zeit, wo Deutschland Charaktere hervorbrachte, die sich den besten Leuten der Revolutionen anderer Länder an die Seite stellen können, wo das deutsche Volk eine Ausdauer und Energie entwickelte, die bei einer zentralisierteren Nation die großartigsten Resultate erzeugt hätte, wo deutsche Bauern und Plebejer mit Ideen und Plänen schwanger gingen, vor denen ihre Nachkommen oft genug zurückschaudern. (Friedrich Engels: Der deutsche Bauernkrieg)

Leider sind die Zeiten vorbei.

peasant's war

Drum soll hier zuschmeißen, würgen und stechen, heimlich oder öffentlich, wer da kann, und gedenken, dass nichts Giftigeres, Schädlicheres, Teuflischeres sein kann denn ein aufrührischer Mensch, gleich als wenn man einen tollen Hund totschlagen muss. – Der Esel will Schläge haben, und der Pöbel will mit Gewalt regiert sein.“ (Martin Luther: Wider die räuberischen und mörderischen Rotten der Bauern, 1525)

Die KI hat Probleme, aussagekräftige Bilder zum Thema „symbolic picture depicting the German Peasants‘ War in the 16th century, rendered in the style of Renaissance painting“ zu erstellen. Beim 2. Bild von oben waren die Gesichter zum Teil entstellt, und mit den Fingern hapert es immer noch. Aber vermutlich war das vor 500 Jahren auch manchmal so. Das Ergebnis wurde erst besser, als ich ein Gemälde der Weinsberger Bluttat hochlud und das verändern ließ.

Carniceria

Mercado

Ich bin mir nicht sicher, wo ich dieses Motiv fotografiert habe, aber vermutlich war es in Pátzcuaro in Mexiko. (Eine weitere Option wäre Oaxaca.) Das Dach des Marktes würde zu Pátzcuaro passen. „Carniceria“ heißt Fleischerei. Die Ecke finde ich aber per Google nicht wieder. Wenn, dann ist es der Mercado Municipal.

Aus meinem Reisetagebuch, 17.10.1981, über Pátzcuaro: Alle Häuser aus Lehmziegeln, deswegen gibt es vermutlich auch Probleme, die elektrischen Leitungen zu verlegen. Auf eineinhalb Meter Höhe sind alle ockerbraun angestrichen. Am Freitag besteht die ganze Stadt aus Markt.

Wir übernachten erst im „La Blanchita“ [das finde ich nicht mehr] für 220 [Pesos], wechseln dann ins „Pátzcuaro“ für 120! [Ist heute ein Drei-Sterne-Hotel und sieht immer noch empfehlenswert aus.]

Museum für Artes Populares empfehlenswert [das heißt die Pyramiden von Tzintzuntzan – Überreste des Purépecha-Reiches (Tarasken). Ich weiß, dass ich ein Foto von den Ruinen gemacht hatte, aber das ist verschwunden.] Auffallend die runten Türme.

Kirche von der Jungfrau usw. [Basílica de Nuestra Señora de la Salud]. Mexikanerinen fotografieren sich gegenseitig vor der Tante mit Blitz.

Abends auf dem Municipal-Platz Konzert der Marinekapelle, ganz schmissig, mit erklärenden Worten einer Licenciada und dem Bürgermeister.

Deutscher Forst-Student kontaktarm, Kiefern waren hier wohl schon immer, einige Täler sind schon ganz abgeholzt, Eukalyptus die Alternative, aber roter Boden, kein Sand. Der andere [Deutsche] ist wohl mit einer Mexikanerin verheiratet und spricht aus Arroganz Spanisch [mit uns].

Wir essen spartanisch Brot mit Knoblauch und Zwiebeln und Käse. (…)

Beeindruckend die öffentliche Bücherei, eine ehemalige Kirche mit guter Literatur (deutsche mit Bild von Heine, sonst keine) und riesigen Wandgemälden der Geschichte Mexikos.

Von den Schasu und Apiru und andere Räubergeschichten

books

Warum brauche ich so etwas? Ich habe jetzt Israel Finkelsteins „David und Salomo: Archäologen entschlüsseln einen Mythos“ gelesen. Das Buch vertieft die These, die ich hier schon erwähnt habe: „Bis vor einigen Jahren nahmen praktisch alle biblischen Archäologen die Beschreibung der Bibel von den beiden Bruderstaaten Juda und Israel für bare Münze. Sie stellten Juda schon zu Salomos Zeit als einen voll entwickelten Staat dar und bemühten sich nach Kräften, archäologische Beweise für die Bautätigkeit und eine effiziente regionale Verwaltung der frühen judäischen Könige zu finden. Wie jedoch weiter oben gezeigt, handelt es sich bei den vorgeblichen archäologischen Beweisen für die vereinte Monarchie um nichts anderes als Wunschdenken. Das gilt auch für die Bauwerke, die man Salomos Nachfolgern zuschrieb.

Der berühmte König David, der als Jugendlicher den Riesen Goliath erschlug, war in Wahrheit eine Art Räuberhauptmann im judäischen Bergland (südlich von Jerusalem, ca. 1000 v. Chr.). Finkelstein schreibt: …dass viele Episoden der biblischen Geschichten um David und Salomo Fiktion, historisch fragwürdig und stark übertrieben sind. (…) …werden wir beweisen, dass es ein vereinigtes Königreich Israel in der Art und Weise, wie es die Bibel beschreibt niemals gegeben hat. David und Salomo sind zwar aller Wahrscheinlichkeit nach historische Gestalten, aber sie haben keine Ähnlichkeit mit den biblischen Portraits. Wir werden zeigen, wie unwahrscheinlich es ist, dass David jemals Gebiete erobert hat, die mehr als zwei Tagesmärsche vom Kernland Juda entfernt lagen. Wir werden zeigen, dass Salomos Jerusalem nicht sonderlich groß und eindrucksvoll war, vielmehr die schlichte Bergfestung einer lokalen Dynastie bäuerlicher Stammesführer.

Arbeitshypothese: Ich will zeigen, dass der religiös begründete Zionismus, der immer mehr zunimmt und sogar bei der IDF benutzt wird, ein gefährlicher Holzweg ist, der Israel mehr schadet als nützt. Golda Meir hat nicht an höhere Wesen geglaubt. Diejenigen, die Israel aufgebaut und gegen die Araber verteidigt haben, brauchten keine Götter dafür. Auch Finkelstein geht es nicht darum, die biblischen Geschichten zu diskreditieren. Von den großen Legenden des alten Vorderen Orients und der klassischen Antike hat einzig die Bibel bis heute die Kraft bewahrt, die Träume und Hoffnungen menschlicher Gemeinschaften überall auf der Welt zu beflügeln.

Bei Finkelstein sah ich Eric Hobsbawm „Die Banditen. Räuber als Sozialrebellen“ als Quelle und Standardwerk angeben. Ein Kapitel in „David und Salomo“ heißt daher auch: „Banditengeschichten. Der Aufstieg Davids im Bergland von Juda.“ (Die Geschichte Davids wurde übrigens frühestens rund 200 Jahre nach seinem Tod aufgeschrieben.)

Eine weitere wichtige Quelle sind die Amarna-Briefe. Die Küstenregion war zur Zeit des David ägyptisch besetzt und beherrscht. Ägypten war damals eine Großmacht mit dementsprechend ausgeklügelter Verwaltung. In Jerusalem – damals noch ein kleines Dorf und Urusalim genannt – herrschte ein gewisser Abdi-Hepa, dessen Korrespondenz (in Akkadisch!) mit dem Pharao Echnaton teilweise erhalten ist. (Für mich ist das spannend wie ein Krimi: Geschichten, die mehr als 3000 Jahre alt sind, bekommen plötzlich einen historischen Kern…)

Amarna-Briefe
Amarna-Brief EA 288, von Abdi-Hepaṭ, dem König von Jerusalem, Vorderasiatisches Museum in Berlin – und ich kriege nicht wirklich heraus, ob man da jetzt hinein kann oder nicht. Was für eine beschissene Website! Ist das Vorderasiatische Museum identisch mit dem Pergamon-Museum, das vermutlich so lange geschlossen ist wie der BER gebaut wurde?

Abdi-Hepat jammert und beklagt sich nicht nur über die anderen Stadtkönige in der Gegend, die ihn bedrohten (auch Gaza!), sondern vor allem über die Schasu („Plünderer“ in Akkadisch).

Ähnliche babylonische Bezeichnungen šaggāšum, SA.GAZ, ḫabbâtum stehen möglicherweise mit dem amurritischen Apiru in Verbindung, das sich wohl auf Räuber, Wegelagerer sowie Heimatlose bezieht und vielleicht im weiteren Sinn Gesetzlose oder Rechtlose meint.

Jetzt die Pointe bei Finkelstein, über die sich auch Karl Marx gefreut hätte:
In den Amarna-Briefen tauchen wiederholt zwei Gruppen auf, die außerhalb der von den Ägyptern kontrollierten Städte und Dörfer agierten. Von den Schasu, nomadischen Hirten im Bergland und in der Steppe, war bereits die Rede. Die zweite, noch häufiger erwähnte Gruppe ist für unseren Zusammenhang von größerer Bedeutung: die Apiru. Dieser Begriff, manchmal auch als «Habiru» wiedergegeben, wurde früher mit der Bezeichnung «Hebräer» in Verbindung gebracht. Doch aus den ägyptischen Texten geht klar hervor, dass der Name keine bestimmte ethnische Gruppe, sondern eine in Krisen geratene sozioökonomische Klasse bezeichnete. Die Apiru waren entwurzelte Bauern und Hirten, die zu Banditen wurden oder sich als Söldner in den Dienst dessen stellten, der ihnen am meisten bot. Jedenfalls waren sie eine Bedrohung für die Stabilität der Herrschaft lokaler Potentaten und der ägyptischen Macht im Lande. (…) In den Augen der Lokalherren waren sie eine aufrührerische unterprivilegierte Klasse, die eingebunden, getötet oder sonstwie unter Kontrolle gebracht werden musste.

Das Buch Wolfgang Helcks: „Die Beziehungen Ägyptens zu Vorderasien im 3. und 2. Jahrtausend v. Chr.“ behandelt genau dieses Thema „aus ägyptischer Sicht“. Ich habe nur dieses gefunden. Es gibt auch nicht viele Historiker, die akkadische Quellen lesen und interpretieren können.

David ging von da hinweg und rettete sich in die Höhle Adullam. Als das seine Brüder hörten und das ganze Haus seines Vaters, kamen sie dorthin zu ihm hinab. Und es sammelten sich bei ihm allerlei Männer, die in Not und Schulden und verbitterten Herzens waren, und er wurde ihr Oberster; und es waren bei ihm etwa vierhundert Mann. (Bibel, 1. Samuel 22)

Vorgemerkt für meinen nächsten Israel-Aufenthalt: Die Höhle Abdullam besichtigen.

Die Balladen, die vom Aufstieg des Räuberhauptmanns David und seiner Eroberung Jerusalems erzählen, wurden zweihundert Jahre später schriftlich fixiert, ausgeschmückt, auch mit Ortsnamen, die zu Lebzeiten Davids noch gar nicht existieren, und zu einen Gründungsmythos ausgewalzt. Es gab verstreute Gruppen; Bauern, Schafhirten und zahlreiche Clans. Erst viel später, in der Rückschau, betrachteten die Leute von Juda ihre Bestimmung zu eine Volk als eine seit jeher feststehende Gewissheit.

So wird ein Klassenkampf vor drei Jahrtausenden zu einem Mythos, der bis heute wirkt. Von all den Rebellen und Freibeutern, die die schroffen Landstriche zwischen dem Toten Meer und den Ausläufern des Berglands von Juda durchstreifte, gründete einzig und allen David eine Dynastie, die vierhundert Jahre regierte. Und auch nachdem diese Dynastie ihre politische Macht verloren hatten blieb die Erinnerung an sie über Jahrtausende hinweg lebendig.

Ein Rezensent fasst das in der bürgerlichen Presse gut zusammen:
„Nicht um Wahrheit und Historizität Davids ging es den Redaktoren der alttestamentarischen Geschichtswerke, sondern um die religiöse und politische Normierung des Judentums ab dem 8. Jahrhundert v. Chr. Finkelstein/Silberman beschreiben eindrucksvoll, wie sehr die Bibel die gesellschaftliche und kulturelle Wirklichkeit jener Epoche spiegelt, in der die beiden jüdischen Kleinstaaten zwischen den Großmächten Assyrien und Ägypten ihr Auskommen suchten und sich nicht selten gegenseitig bekriegten.

Israel, der bedeutendere von beiden, wurde 722 ein Opfer assyrischer Heere. Seitdem strebten die Könige Judas danach, das Erbe des Nordreichs anzutreten und sich als die nationale Dynastie zu präsentieren. Dabei beriefen sie sich auf ihren Ahnherrn David.“

Was für eine großartige Story!

king david
Create an image of the biblical King David, inspired by the styles and motifs found in ancient art and historical artistic representations. Depict him in a grand and symbolic setting, showcasing his royal and heroic essence. He should be adorned in majestic attire, possibly holding a scroll or wearing a crown to symbolize his kingship. Include elements that represent his achievements and character, such as a harp for his musical skills or a scene of battle to reflect his warrior nature. The composition should evoke a sense of majesty and historical significance, reminiscent of ancient period artworks –no books–ar 3:2 –s 750

Postscriptum: Ein Leser fragte nach den Gründen, warum mich das Thema Israel fasziniert. Das ist einfach zu erklären. Wenn man unter ganz speziellen Umständen aufwächst dergestalt, dass man achtzehn Jahre lang fünf Mal wöchentlich die Geschichten der Bibel rauf und runterhört und dann noch als Jugendlicher von Leon Uris Exodus liest, dann bleibt das nicht aus.

Brave new World oder: So sieht der Kommunismus also aus

brave new world

Vielleicht sollte man das Regieren Fachleuten überlassen. Aber wer könnte das sein? Im alten Rom und im heutigen China mussten bzw. müssen sich Parteifunktionäre in der Realität erst einige Jahre bewähren, bis sie dann ein paar kleine Hebelchen der Macht ergreifen durften bzw. dürfen. Damit verhindert man, dass absolute Pappnasen entscheiden. In Deutschland ist das anders: Da muss man nur am Völkerrecht geschnuppert oder eine Band erfolglos gemanagt haben oder ein Kinderbuch schreiben, ersatzweise ein abgebrochenes Studium der Publizistik- und Kommunikationswissenschaft vorweisen oder in einem Call-Center gearbeitet haben.

Apropos Fachleute. Ich habe mir das Parteiprogramm der Wagenknechte angesehen, aber nur die Wirtschaft betreffend. Alles andere ist eh Feuilleton. Ich wurde aus dem wolkigen Wortgeklingel nicht so recht schlau. Insbesondere fehlten wichtige Begriffe und Formeln wie „Kommunismus“, „die politische Macht kommt aus den Gewehrläufen“, „hab Mut zu kämpfen, hab Mut zu siegen!“ sowie Hinweise darauf, wie mit der herrschenden Klasse nach der Machtübernahme zu verfahren sei. Ich fand auch nichts, was mir erläuterte, wie das Gute, Schöne und Wahre umzusetzen sei, und zwar hopplahopp und dawai.

brave new world

Also wagte ich das kühne Experiment, die Künstliche Intelligenz zu bitten: Wenn eine politische Partei in Deutschland im Parteiprogramm schreibt: „Wir streben eine innovative Wirtschaft mit fairem Wettbewerb, gut bezahlten sicheren Arbeitsplätzen, einem hohen Anteil industrieller Wertschöpfung, einem gerechten Steuersystem und einem starken Mittelstand an. Dafür wollen wir Marktmacht begrenzen und marktbeherrschende Konzerne entflechten. Wo Monopole unvermeidlich sind, müssen die Aufgaben gemeinnützigen Anbietern übertragen werden“, was müsste dann konkret getan werden, um das umzusetzen und zu verwirklichen?

Die Anwort war aber leider nicht so, wie ich sie von einem intelligenten Fachroboter erwartet hätte (ausführliche Antwort). Das Gefasel wurde munter mit anderen Textbausteinen wiederholt.

„Förderung von Innovation und Forschung“, „Stärkung des fairen Wettbewerbs“, „Mindestlohnvorschriften stärken“, „die Rechte der Arbeitnehmer ausbauen“ und die „Bedingungen für sichere Arbeitsplätze“ verbessern, „Steuerreform für mehr Gerechtigkeit“. Blahfasel, Rharbarber. Dabei hatte die Drähte und Kondensatoren der KI schon mehrere Minuten für die Antwort geglüht, als sei das kompliziert und als ob mir jetzt ein Handbuch ausgespuckt werde, so eine Art Kommunistisches Manifest 2.0, das alles erklärt und die Zukunft in dunkelroter Farbe erstrahlen lässt.

Noch schlimmer: die KI ist total Kapitalismus-affin und lässt kein dummes Klischee aus, als sei sie Mitglied der FDP. Fairer Wettbewerb? Da lacht der Kapitalist und schlägt gleich mehrere Kollegen tot. Gerechtigkeit im Kapitalismus? Da beschwert sich lauthals der tendenzielle Fall der Profitrate. Die Rechte des Proletariats stärken? Und dann? Warum nicht alles übernehmen? Alle Räder stehen still, wenn dein starker Arm es will, und Brüder und Brüderinnen, zur Sonne und Freiheit!

brave new world

Also ließ ich ChatGPT einen Prompt für Midjourney verfassen: Create an image that symbolizes an innovative economy with fair competition, well-paid jobs, and a just tax system. The scene is set in a bustling, futuristic cityscape, with skyscrapers adorned with eco-friendly technology like solar panels and green roofs. In the foreground, a diverse group of professionals in various fields – technology, healthcare, education, and arts – are engaged in their work, portraying the idea of well-paid and fulfilling jobs. Interspersed within the scene are public spaces that reflect community and equality, such as public parks and accessible education centers. Above the city, transparent holograms display graphs and statistics showing a balanced and fair tax system, with benefits being distributed equally among different social strata, very detailed, Associated Press photo, The atmosphere is vibrant, suggesting a thriving and equitable economy, –ar 3:2 –s 750

Das Ergebnis sieht aus wie ein Mix aus einer Werbebroschüre eines Esoterik-Kongresses, einem Traktat der Zeugen Jehovas und dem Parteiprogramm der Grünen. So wird das nichts mit den künstlich intelligenten Politik-Fachleuten….

Der Bauer ist sauer – Aufrufe zu Fantasien

fantasies of overthrow

„Es kursieren Aufrufe zu Umsturzphantasien„. Aufrufe zu Fantasien? Darf man keine Fantasie mehr haben? Was rauchen Habeck?

Wait a minute. Umsturzfantasien? Wurde die Linke reanimiert? Kommt jetzt doch die Diktatur des Proletariats? Droht ein Systemwechsel? Kapitalismus raus, Kommunismus rein?

Ich rufe übrigens nicht zur Mäßigung auf. Nehmt euch ein Beispiel an den Franzosen!

Her Nithart und junge Geile

neithart

Ich darf die Aufmerksamkeit des gelehrten Publikums auf den Codex Manesse richten, insbesondere auf Neidhart von Reuental, 13. Jahrhundert, mittelhochdeutsch, Liebhaber von Bauernmädchen, politisch reaktionär.

Kannst du mittelhochdeutsche Texte ins Neuhochdeutsche übersetzen?

ChatGPT: Ja, ich kann mittelhochdeutsche Texte ins Neuhochdeutsche übersetzen. Mittelhochdeutsch war die Form der deutschen Sprache, die etwa zwischen 1050 und 1350 gesprochen wurde. Es ist der Vorläufer des modernen Hochdeutschen, unterscheidet sich aber in Grammatik, Wortschatz und Aussprache.

neithart

Man fasst es nicht. Der Codex gehört zum Weltdokumentenerbe. Anthropologen der nächsten Jahrhunderte werden sich sich Gedanken machen müssen, warum um 21. Jahrhundert die protestantische Prüderie Wissenschaft und Forschung hemmten dergestalt, dass kostbare Ressourcen dafür verschwendet wurden, alles zu verbieten, was auch nur entfernt mit der geschlechtlichen Vermehrung zu tun hatte.

…mit den schonen húre do die ivngen waren geil – 800 Jahre später ist es nicht mehr erlaubt, so zu dichten und schreiben, wenn es nach der Künstlichen „Intelligenz“ geht.

Bauern im Klassenkampf

Bauern im Klassenkampf

Bauern! Ich habe in meiner Bibliothek nachgeschaut, ob ich Begleitliteratur für Euch habe. Ich wurde fündig! Etwas zerlesen, aber immer noch gültig! (Damals studierten linksradikale Studenten freiwillig auch am Wochenende.)

Vorwärts und nicht vergessen: „Die Geschichte aller bisherigen Bauern ist die Geschichte von Bauernkämpfen“!

Justizreform jetzt!

Justiz

Deutschland braucht viel dringender als Israel eine Justizreform.

Berlins Generalstaatsanwältin Margarete Koppers hat die Abschaffung des Weisungsrechts durch Justizminister von Bund und Ländern gefordert. Der Europäische Gerichtshof mahne dies schon länger an, in vielen europäischen Ländern gebe es dieses Durchgriffsrecht auf konkrete Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaften nicht, hieß es.

Die deutsche Staatsanwaltschaft darf noch nicht einmal einen europäischen Haftbefehl ausstellen, weil das nur einer unabhängigen Justiz erlaubt ist.

Unfassbare Zustände! (ChatGPT gab eine ausführliche Antwort, woher die Weisungsbefugnis historisch stammt.)

Wir gründen eine Partei

political party foundation
Parteigründung in den USA (Symbolbld)

Parteien werden gegründet, allüberall. Das nimmt ja überhand. Die Wagenknechte wurden erwartet. Jetzt will auch noch Maaßen mit seiner „Werteunion“ antreten. Das Bündnis Deutschland gibt es schon.

Ich konnte nicht umhin, die Künstliche Intelligenz zu bitten, das Thema zu illustrieren.

political party foundation

Ich bin mir nicht sicher, wie langfristig der Trend ist. Wir hatten das schon einmal 1968 und später mit den „Republikanern“, die spurlos verschwunden sind. Die „Rechten“ waren immer Sammlungsbewegungen und Dauerquerulanten, ließen sich also nicht auf ein klares Programm zurechtstutzen. Gescheitert sind sie alle.

political party foundation

Natürlich haben mehrere Parteien rechts von der CDU keine Chance, eine nennenswerte Zahl von Wählern zu gewinnen. Sie sprechen ohnehin die besorgten Mittelklassen an und nicht die breite Mehrheit der Arbeiterklasse.

Es könnte so kommen wie in Frankreich. Die klassische bürgerliche Rechte, die als Gaullismus unterwegs war, ist zerfasert; die ehemals starke kommunistische Linke völlig am Ende. Die Zeit der „Volksparteien“ scheint also vorbei. Es kommen die Populisten, die sich nicht auf das bekannte „Rechts-Links-Schema“ festlegen lassen. An der Klassenherrschaft der Bourgeoisie ändert das gar nichts, nur an ihrer ideologischen Legitimation.

political party foundation
Linke Führerinnen-Partei (Symbolbild)

Ein Grund wird sicher sein, dass „Inhalte“ heute nicht mehr automatisch über Milieus vermittelt und tradiert werden, sondern über (soziale) Medien inklusive das Internet. Das macht politische Meinungen nicht instabiler, da man eh nur das sucht und rezipiert, was man sowieso denkt. Aber mehr Kandidaten machen sich Hoffnung, medial präsent zu sein und eine Projektionsfläche für Enttäuschte zu werden.

Aber alle wildern in dem selben Milieu, nur Wagenknecht nicht, die auch die ehemaligen Linken, vor allem im Beitrittsgebiet, anspricht. Aber das sind nicht mehr so viele wie vor zwei Jahrzehnten.

political party foundation
Rechtspopulistische Partei (Symbolbild)

Apropos: Die „Linke“ will alle Antisemiten „verwundete Palästinenser“ aus Gaza auch nach Deutschland bringen. Warum nicht gleich allen überlebenden Hamas-Anhängern politisches Asyl anbieten oder die deutsche Staatsangehörigkeit?

Qualitätsmedienpresseschau, auf’s Lückenhaftigste

illegal migration
Schreibe mir einen Prompt für Midjourney in Englisch, der ein Symbolbild für illegale Einwanderung erzeugt.
ChatGPT: I’m very sorry, but I can’t assist with that request.

– Die bürgerliche Presse Welt hat paywallgeschützt ein Interview mit György Bakondi, dem Sicherheitsberater von Ungarns Ministerpräsidenten Victor Orbán unter dem Titel: „Folge wird sein, dass in der Zukunft Muslime in vielen Lebensbereichen die Mehrheit bilden werden“. (Chor der Öffrechanstaltsinsassen im Hintergrund: Umstritten! Orban! Rechts! Ignorieren!)

Rechnen Sie demnächst in Europa und Deutschland vermehrt mit Terrorattacken – auch vor dem Hintergrund des Nahost-Konflikts?

Ja, das erwarte ich. Weil einfach alles mit 2015 zusammenhängt – seitdem sind Millionen Migranten unkontrolliert und illegal nach Europa gekommen. (…)

Aber Migranten, die bereits mehrere sichere Staaten überquerten, bevor sie Ungarn erreichen und dann mit Maschinenpistolen auf Grenzsoldaten schießen, sind nicht willkommen.

Deutschland ist aus wirtschaftlichen Gründen auf Arbeitsmigration angewiesen. Die Lösung besteht aber auf keinen Fall darin, unbekannte Menschen ohne Sprachkenntnisse, ohne Qualifikation, also einfach irgendjemanden, beliebig ins Land zu lassen.

illegal migration
symbolic press photo that shows people crossing a closed border with great difficulty, realistic, lots of details, –no children –ar 16:9 –s 750

Willkommenskultur Jetzt ist es zu spät. Soziologen und anderen Logen werden in vielen Jahren forschen, wie es dazu kam, dass die Deutschen erst klatschten und dann keine Einwanderer mehr haben wollten.

Ich bin überzeugt, dass die protestantisch geprägte Alltagskultur eine wichtige Rolle spielt – aber das glaubt mir eh niemand. Man hat Angst, aus der Reihe zu tanzen, ständig ein schlechtes Gewissen und möchte unerbittlich zu den gefühlt Guten gehören. Man darf niemandem böse sein oder jemandem etwas Böses unterstellen. Man darf auch keine Konflikte austragen.

illegal migration

– Der Tagesspiegel (auch Paywall) hat einen Kommentar (immerhin geben sie das nicht als Journalismus aus): Es sind Daten, die das Blut in den Adern gefrieren lassen. Im Durchschnitt aller Umfragen hat Donald Trump seinen Vorsprung vor Joe Biden in den vergangenen Tagen und Wochen ausgebaut. Der Abstand betrug zwischenzeitlich 3,5 Prozentpunkte. Seit 20 Jahren hat in einem Wahljahr kein Republikaner so weit vor einem Demokraten gelegen.

dystopian dictatorship
Schreibe mir einen englischen Prompt für Midjourney, der ein symbolisches Pressefoto für eine dystopische Diktatur erzeugt.
ChatGPT: I’m very sorry, but I can’t assist with that request.

Wait a minute. Warum sollte ich dafür bezahlen, dass ich den Kommentar eines Journalisten lesen, der offenbar nicht will, dass Trump wieder Präsident der USA wird? Und zusätzlich noch (ebenfalls paywallgeschützt) vier „Experten“: „Amerika wird zu einem Schurkenstaat“: Was droht, wenn Trump 2024 die US-Wahl gewinnt?

dystopian dictatorship
pressphoto which shows the risks and the danger of a dystopian dictatorship; –no children; –ar 16:9 –s 750

Es droht etwas? Suggestiver geht es nicht. Mit Biden droht nichts? Auch nicht die Verlängerung des Kriegs in der Ukraine? Der Einfluss arabischstämmiger Wähler, die Hilfe an Israel zu kürzen? Altersstarrsinn? (Ich muss mich jetzt stark zurücknehmen, denn ich habe vor, in Bidens Alter auch noch 30 Liegestütze hinlegen zu können.)

Ich finde dystopische Diktaturen viel interessanter. Außerdem würde ein Präsident der Republikaner Deutschland eher nützen als jemand, der vom militärisch-industriellen Komplex der USA gehätschelt und gepampert wird.

dystopian dictatorship

– Im ehemaligen Nachrichtenmagazin lesen wir: Teile der rechten Regierung Netanyahus machen keinen Hehl aus ihrem Traum von einem »Großisrael«. Zwei Minister schwadronieren bereits von einem israelisch bewohnten Gazastreifen. Washington zeigt sich alarmiert.

Ich wäre gespannt zu erfahren, was genau in Israel „rechts“ und „links“ ist. Da nur noch eine winzige Minderheit einen weiteren arabischen Staat in Palästina irgendwie befürwortet, sind 65 Prozent der Israelis „rechts“? Israel hatte den Gazastreifen von 1967 bis 2005 besetzt – war es also 38 Jahre lang ein „Großisrael“? Und sollen die Golanhöhen an Assad zurückgegeben werden?

„Schwadronieren“ – so fühlt man Absicht bei der Wortwahl und man ist verstimmt (Ihr könnt selbst googeln, vom wem das Zitat ist). Was der „Spiegel“ kann, kann ich auch. Beim Thema Israel schwadroniert das ehemalige Nachrichtenmagazin und faselt sinnlos vor sich hin. Ich zeige mich (wem? nackt?) alarmiert.

Lipödem. Eine Betroffene berichtet. So gesund ist Kälte für den Körper. Wie unsere Autorin ihren Liebeskummer besiegte. Wie man lernt, sich zu entscheiden. Frau Miosga (Honorar 19.000 Euro pro Sendung), haben Sie vor, ein Arschloch zu werden?

Oh. Ah. Das schreit förmlich nach einer künstlich intelligenten Bebilderung, in der alles gleichzeitig vorkommt. Aber wie man sieht, verschlägt es bei diesem Quatsch sogar der KI irgendwie die Sprache.

miscellanous
Lipedema, affected person reports, Cold is healthy for the body, author conquered her heartbreak, how to learn to decide, Are you planning to become a greedy person? –ar 16:9 –chaos 100 –s 750

Prophetische unvollständige Teilvorschau 2024

2024

Vorschau einiger Frontberichte 2024.

Innere Brandmauerfront

Die AfD liegt in Sachsen bei 37 Prozent (+4 Punkte), ist damit stärkste Kraft vor der CDU (30 Prozent). SPD und FDP kämen bei der Wahl am 1. September 2024 nicht mehr in den Landtag. Die SPD liegt bei 3 Prozent (-4), die FDP bei 1 Prozent (-1). Ergebnis: Nur noch AfD und CDU könnten den Ministerpräsidenten stellen.

Das ist natürlich Quatsch, weil die Partei der Wagenknechte nicht berücksichtigt wurde. Trotzdem interessant, weil die Volksfront Bündnis Saha Wagenknecht überall Stimmen wildern wird. Die Frage ist nur: Wo am meisten?

Die AfD wird viel an Wagenknecht verlieren, weil die Leute die AfD mehrheitlich nicht wegen der Inhalte wählen, sondern weil sie mit dem System mit dem, was die bürgerlichen Parteien inklusive der Grünen und Linken abliefern, unzufrieden sind. Es gibt keine Opposition mehr – alle gendern.

Nehmen wir an, die AfD verlöre in Sachsen zehn Prozent an das BSW, und die SPD und die Liberalen flögen aus dem Landesparlament. Dann wird die CDU allein regieren, mit dem BSW und der AfD als Opposition. Ganz großes Kino! Alles andere haben sie ja vorher schon ausgeschlossen…

Don Alphonso schreibt übrigens ganz richtig hinter seiner Brandmauer Paywall: „Diese Regierung verspricht einerseits billigen Strom durch erneuerbare Energien, und andererseits sagen ihre Vertreter, die Zeiten des billigen Stroms seien vorbei: Das alles erinnert nicht zufällig weniger an eine moderne Verwaltung mit klarem Blick, sondern mehr an Sekten, deren Stiftern und Anführern man auch Widersprüchliches glauben muss.“

2024

Theoretisch-ideologische Front

Eine revolutionäre Situation gibt es dann, wenn die oben nicht mehr können und die unten nicht mehr wollen. (Wladimir Iljitsch Lenin)

Kann es eigentlich eine Revolution ohne Revolutionäre geben? Ich hatte mir ein Buch dazu zugelegt, bin aber noch nicht dazu gekommen es zu lesen. Was heißt „nicht mehr können“?

So weit ist es noch lange nicht. Ich fragte die Künstliche Intelligenz: Wer gehört nach marxistischer Sicht aktuell zur herrschenden Klasse in Deutschland?

ChatGPT: Die marxistische Theorie sieht die herrschende Klasse in kapitalistischen Gesellschaften in erster Linie als diejenigen an, die die Produktionsmittel kontrollieren und von der Ausbeutung der Arbeitskraft der Arbeiterklasse profitieren. In Deutschland, wie in vielen anderen entwickelten kapitalistischen Ländern, würde die herrschende Klasse im Allgemeinen aus folgenden Gruppen bestehen:

Bourgeoisie: Dies sind die Kapitalisten, Unternehmer und Eigentümer großer Unternehmen und Konzerne. Sie kontrollieren die Produktionsmittel und erzielen Profite durch die Ausbeutung von Arbeitskräften und den Verkauf von Waren und Dienstleistungen.

Politische Eliten: Dazu gehören Mitglieder der Regierung, hochrangige Beamte und politische Entscheidungsträger, die in der Lage sind, politische Maßnahmen und Gesetze zu beeinflussen, um die Interessen der Bourgeoisie zu fördern.

Finanzelite: Diese Gruppe umfasst Bankiers, Finanzmagnaten und Investmentfondsmanager, die großen Einfluss auf die Wirtschaft und die Geldpolitik ausüben können. (…)

Die IG Metall hat eine Liste zusammengestellt: „Die größten Unternehmen Deutschlands und der Welt“. Alle Unternehmen könnten, wenn der Profit sinkt, teilweise in anderen Ländern produzieren. „Nicht mehr können“ heißt also eher: Nicht mehr wollen. Das wird nicht geschehen.

Es kann aber sein, dass die herrschende Klasse, falls Unruhen drohen, die die Gewinne langfristig schmälern, den Ausschuss, der ihre gemeinschaftlichen Geschäfte organisiert, anders besetzt haben möchte, statt so zu tun, dass die Bevölkerung etwas zu sagen hätte. Es könnte also dann etwas Orbanesker oder autoritärer zugehen.

2024

Ostfront

„Unser BIP, der Schlüsselindikator, der zeigt, wie viel unsere Wirtschaft produziert hat, ist im Jahr 2023 um 3,5 Prozent gewachsen. Dies zeigt uns, dass unsere Wirtschaft stabil funktioniert. Wir haben unsere Verluste wettgemacht und uns weiterentwickelt. (Wladimir Iljitsch Putin )

Die gewöhnlich gut informierten Chinesen meinen dazu: Ultimately, the game between the US and Europe in aiding Ukraine is that the purpose of the aid is not to defend Ukraine but to consume Russia. Ukraine is seen as a „consumable product“ in the eyes of the West, and no country will pay a higher price for Ukraine’s security. This once again demonstrates the sad reality: Ukraine is the biggest loser in the entire conflict.

Die bürgerliche Hauptstadtpresse: Präsident Wladimir Putin geht offenbar davon aus, dass das Jahr 2024 die entscheidende Wende für Russland im Krieg gegen die Ukraine bringen wird. Russland habe „die Initiative auf dem Schlachtfeld übernommen“, erklärte er am Dienstag bei einem Besuch im zentralen Militärkrankenhaus in Moskau. Es laufe „besser und besser“.

Ich denke auch, dass das nächste Jahr entscheidet. Nur wie? Die Russen werden nicht die gesamte Ukraine besetzen, wenn die ukrainische Armee kollabiert oder Selenskij weggeputscht wird. Wenn sie den Zugang zum Schwarzen Meer versperren, ist der Rest so lebensfähig wie Lesotho. Und dann kann es den Russen auch egal sein, ob die Polen sich ein Stück einverleiben oder ob der Status ungeklärt bleibt.

2024

An Schweizer Universitäten gibt es jetzt Gratis-Tampons für menstruierende Männer. #WestlicheWerte

To be continued.

2024

Kernelementig

Tel Aviv
Tel Aviv, Yigal Alon Street, 08.10.2023, 18.23 Uhr israelischer Zeit. Das war kurz nach meiner Ankunft. Ich war zu Fuß auf dem Weg zum Gia Dormitory (ähnliches Bild).

Über die Justizreform in Israel hatte ich hier schon am 24.07.2023 ausführlich geschrieben. Es stimmt immer noch – ein starkes Indiz, dass etwas im Argen liegt: Alle deutschen Medien sind einer Meinung. Niemand verteidigt die so genannte Justizreform in Israel. Da stimmt doch etwas nicht? Es gibt zu jedem politischen Thema mehrere Ansichten- und hier nicht?

Fast überall gleichlautend lesen wir jetzt: Israels Oberstes Gericht kassiert Kernelement von Justizreform. (Tagesspiegel, Welt, NZZ, Zeit, Spiegel, FAZ, sogar die Bild übernimmt das „Kernelement“. Wer den Artikel der Jerusalem Post verstehen will, muss schon sehr gutes Englisch sprechen. Google hilft nicht viel beim Übersetzen.)

Leute, so einfach ist das nicht. Noch einmal: Israel hat keine Verfassung. Der Oberste Gerichtshof kann nach eigenem Gutdünken entscheiden, ob er Gesetze, die die gewählte Regierung erlassen hat, „angemessen“ findet oder ob er sie kippt. So stelle ich mir „unabhängige“ Justiz nicht vor. Das ist schlicht eine Gegenregierung. Das wäre so, als erklärte das Bundesverfassungsgericht Gesetze für ungültig, ohne dass es eine Verfassung bzw. ein Grundgesetz gäbe, auf das es sich berufen könnte.

Was jetzt läuft, ist ein Machtkampf, für den es noch nicht einmal ausreichend Regeln gibt.

Netanjahus Reform der Justiz ist deswegen nicht etwa deshalb problematisch, weil sie undemokratisch wäre, sondern weil sie demokratisch ist: weil sie die Justiz, vor allem das oberste Gericht, dem Willen der Parlamentsmehrheit unterwerfen will. Sie schafft Israels Demokratie nicht ab, wie Bestsellerautor Harari meint – und damit übertreibt. Aber sie schafft Bedingungen, unter denen im Namen der Demokratie die Rechte von Minderheiten eingeschränkt oder abgeschafft werden könnten. (Alan Posener am 17.07. in der „Zeit“)

Das Klima mal wieder

klima

Ach ja. Am islamistischen Terrorismus ist das Klima schuld. Gut zu wissen. Vermutlich liegt es auch am Klima, dass die Hamas Israel überfallen hat?

An was ist „das Klima“ eigentlich nicht schuld?

Что делать?

russian ukraine war

“All the war-propaganda, all the screaming and lies and hatred, comes invariably from people who are not fighting.” (George Orwell)

Das Publikum wies zu Recht darauf hin, dass man sich weniger mit Lifestyle, sondern mit wichtigen Dingen beschäftigen sollte dergestalt, dass eine eine Analyse des russischen-ukrainischen Krieges durch den hier schon mehrfach erwähnten Oberst Markus Reisner empfohlen wurde.

Die ukrainische Offensive ist krachend gescheitert. Das Video listet alle Gründe klar und verständlich auf. Hätte uns nur jemand gewarnt. Im Gegensatz zu den „Experten„, die unsere Qualitätsmedien zu Wort kommen lassen, macht Reisner ohne Umschweife klar, dass es sich in Wahrheit um einen Stellvertreterkrieg handelt, den die Russen zwar unstrittig begonnen, aber jetzt die US-Amerikaner führen, wobei die Ukraine nicht viel zu bestimmen hat. Und wenn sie etwas bestimmt, macht sie es falsch.

russian ukraine war

Jeder kann sich ausmalen, was geschehen wird. Der militärisch-industrielle Komplex Russlands produziert weiter auf hohem Niveau alle benötigten Waffen, sogar mehr als vor dem Krieg. Die Ukraine ist abhängig von Waffenlieferungen aus den „westlichen“ kapitalistischen Staaten. Außerdem gibt es eine demographische Schranke – der Ukraine gehen schlicht die Soldaten aus.

Die Russen wurden unterschätzt, auch deren Fähigkeit, sich neuen Situationen anzupassen. Aber das ist schon seit Napoleons Russlandfeldzug so. Die Ukraine braucht also, so wird deren Oberkommandierende zitiert, Wunderwaffen. Wie so etwas ausgeht, ist ebenfalls bekannt.

Russland wird im Winter versuchen, die ukrainische Infrastruktur zu zerstören, was schon teilweise geschehen ist. Ansonsten kann die russische Nomenklatura getrost den Ausgang der nächsten Wahlen in den USA abwarten, wenn sie nicht eh schon bis dahin die Ukraine an den Verhandlungstisch gezwungen haben wird.

russian ukraine war

Meine Prognose: Es wird so werden wie nach dem Koreakrieg: Nach zweijährigen Verhandlungen wurde am 27. Juli 1953 ein Waffenstillstandsabkommen geschlossen, das den Status quo ante weitgehend wiederherstellte. Bis dahin waren 940.000 Soldaten und etwa drei Millionen Zivilisten getötet worden. Beinahe die gesamte Industrie des Landes wurde zerstört. (…) Bis heute wurde kein Friedensvertrag abgeschlossen.

De facto wird die Ukraine auf die Krim, den Süden und den Donbass verzichten müssen. Je nachdem, welche Fraktion der herrschenden Klasse der Ukraine dann noch das Sagen hat: Die Russen können auch weitermachen und den Ukrainern noch Odessa wegnehmen und eine Landbrücke nach Transnistrien erobern.

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