Nicht nur Flinten-Uschi

Martin Sonneborn über das Personal im EU-Parlament – man weiß gar nicht, ob man weinen oder lachen soll.

Leere Lehrer et al

schild
Straßenschild in Reutlingen. Credits: Peter Glaser

Gestern beim Zahnarzt habe ich alle Berliner Tageszeitungen durchgeblättert, ob ich irgendetwas fände, was mich brennend interessierte. Leider war das Ergebnis negativ.

Was also sonst noch geschah:
Heise beschreibt die digital Leere in den Köpfen der Lehrer. Daran wird sich in den nächsten Jahrzehnten auch nichts ändern. Außerdem gehört der Wunasch nach Zensur zur – nicht nur protestantisch geprägten – deutschen Leitkultur. Typisch deutsch eben.

– Der Stern berichtet darüber, wie die britische Polizei einen Missbrauchsskandal vertuschte. Die Behörden wussten davon und deckten die Täter. Der Grund klingt absurd. Die Behörden wollten Rassenspannungen vermeiden, denn die Täter waren pakistanischen Ursprungs, die Opfer allesamt weiß. Weil sie aus Unterschichtsfamilien stammten, hatten sie keine Lobby und das Schicksal der „White Trash“-Mädchen kümmerte niemand – weder die Stadtverwaltung, noch die Polizei. (Die Geschichte ist nicht neu, sondern von einem Buch abgeschrieben.)

morning

– Karl Kobs schreibt auf Fratzenbuch: 6 Redakteure brauchte Der Spiegel, um herauszufinden, was der Volksdeutsche ohnehin weiß: dass der Jude die Politik gekauft hat. Die Bild tut etwas Gutes und startete zu Recht einen Shitstorm. Das ehemalige Nachrichtenmagazin rechtfertigt sich heute.

– Die Taz nimmt Beatrix son Storch in Sippenhaft. Der Artikel ist zwar informativ, aber erklärt gar nichts. Ihrer historischen Verantwortung nicht stellen will sich die derzeit wohl bekannteste Vertreterin der einstigen Adelsfamilie Oldenburg, Beatrix von Storch. Das ist nicht nur Deutsch des Grauens vom Feinsten – für diesen Satzbau sollte man den Autor Nikolaus von Oldenburg zehn Tage bei Wasser und Brot schmoren lassen -, sondern auch Quatsch.

Chinesische Volkszeitung aka Renmin Ribao: Am 11. Juli 2019 ist die erste durchgehende Hochgeschwindigkeitszugverbindung G319 von Chongqing nach Hongkong in Betrieb genommen worden. Die Entfernung zwischen den beiden Städten beträgt 1.520 Kilometer. Der neue Hochgeschwindigkeitszug legt die Strecke in 7 Stunden und 37 Minuten zurück. Wenn man deren Wirtschaftsnachrichten liest, wird einem ganz schwindelig.

Der Schoß ist fruchtbar noch

pogrom

Vintage Everyday: 30 Shocking Historical Photos of the Lviv Pogroms in 1941 – The city of Lvov (L’viv) in southeastern Poland was occupied by the Soviet Union in 1939, under the terms of the German-Soviet Pact. There were over 200,000 Jews in Lvov in September 1939; nearly 100,000 were Jewish refugees from German-occupied Poland. The Germans subsequently occupied Lvov after the invasion of the Soviet Union in June 1941.

Mir wird körperlich übel, wenn ich diese Fotos ansehe. Genauso fühle ich mich bei dem Anblick heutiger Faschisten, auch in der Ukraine, und bei Salonfaschisten. Alles das gleiche ekelhafte dumme Nazi-Pack.

KKE – Reshaping the Radical Left [Update]

KKE

Welche Lehren zieht man als Linker aus der Niederlage von Tsipras‘ sozialdemokratischer Syriza in Griechenland?

Die Kommunistische Partei Griechenlands (KKE) hat kein schlechtes, aber ein mäßiges Wahlergebnis geholt (ca. 300.000 Stimmen) – in Prozent ungefähr so viel wie die „Linke“ in Deutschland bald haben wird (prophezeie ich). Ihre Wahlanalyse ist zutreffend, lässt aber Selbstkritik nicht spüren. Wenn man Linkspopulisten und Sozialdemokraten hinzuzählt, ist das linke Lager dennoch noch relativ groß.

Jacobin schrieb 2015: „Keeping distance from Syriza serves the purpose of self-protection. However, it is one thing to refuse governing alongside Syriza; another to organize street protest and solidarity initiatives on one’s own terms; and yet another to sustain extreme detachment in a climate of a clear social and political polarization. In its most vulgar aspects, the obsessive antagonism during the past few months towards the other parts of the anti-austerity movement can be seen as a sort of self-idolization.“

Vielleicht war das gar nicht so verkehrt. Nach der jetzigen Niederlage kann die KKE immerhin sagen: I told you so.

By the way: Interessant, dass die KKE in Deutschland nur die DKP erwähnt, nicht aber die MLPD oder gar die „Linke“. Vermutlich hat das historische Gründe.

[Update] Der Guardian hat eine großartige und vernichtende Analyse, der ich beipflichte: „Tsipras tried desperately to endear himself to the establishment he once pledged to fight. He protected the old oligarchs and ushered in a generation of new ones. He implemented austerity measures so brutal that even Germany’s finance minister Wolfgang Schäuble accused him of “putting the burden on the weak”. And he placated international investors with big promises of small taxes and golden visas. (…) But nothing was predestined about the eviction of struggling families and the foreclosure of their homes. Nothing was predestined about the auction of vast tracts of land and sea to fossil fuel corporations such as ExxonMobil. Nothing was predestined about the severe overcrowding, sexual violence, and shortages of “doctors, medicine, food and drinking water” in Greece’s migrant camps. And nothing was predestined about the sale of arms to Mohammed bin Salman, the smiles of support for Benjamin Netanyahu and the purchase of fighter jets from Donald Trump.“

(H)ausschlachtung, Geheimdienst, Goliath und Mitanni

stolz von Rixdorf
Symboldbild: (H)Ausschlachtung eines alten Rechners (der meiner Eltern)

Ausschlachtung meiner Timeline bei Fratzenbuch:

Deniz Yücel nennt den Verfassungsschutz die „gefährlichste Behörde Deutschlands“. Meine Rede. Wird aber nichts nützen. Wen sonst sollten Journalisten denn zum Thema „Extremismus“ zitieren? Ist doch schön und bequem, andere für sich denken zu lassen.

– Ist folgendes Zitat hier bekannt? Da trat aus dem Lager der Philister ein Vorkämpfer namens Goliat aus Gat hervor. Er war sechs Ellen und eine Spanne groß. Auf seinem Kopf hatte er einen Helm aus Bronze und er trug einen Schuppenpanzer aus Bronze, der 5000 Schekel wog. Er hatte bronzene Schienen an den Beinen und zwischen seinen Schultern hing ein Sichelschwert aus Bronze. Der Schaft seines Speeres war (so dick) wie ein Weberbaum und die eiserne Speerspitze wog 600 Schekel. Sein Schildträger ging vor ihm her.

Die biblischen Philister waren Europäer. Wieder etwas aus der Kategorie „Wissenschaft kann begeistern“.

– Auch vom Reich der Mitanni sollte man gehört haben. IFLScience: „Drought Exposes 3,500-Year-Old Palace Belonging To The Mysterious Mittani Empire“. Lesenswert.

Opposition an sich

clara zetkin

Herzlichen Glückwunsch, Clara Zetkin (05.07.1857-20.06.1933)! Eine Frau, die fast immer recht hatte und sich dem Mainstream oft verweigerte (die Irrtümer muss man aus der jeweiligen Zeit erklären) – sie hätte ich gern kennengelernt und mit ihr diskutiert.

Der Karl Dietz Verlag schreibt: „Kein Redakteur im heutigen Deutschland würde es wagen, diese Frau in eine Talkshow einzuladen.

Diese Frau war Opposition an sich: Frauenrechtlerin, revolutionäre Sozialistin, Kriegsgegnerin.“

Konformismus und Herdendenken

Full ack zum Kommentar in der FAZ: „Nicht nur in autoritären Regimen, auch im Westen steht die Grundlage der Aufklärung, die Meinungsfreiheit, unter Beschuss. Allenthalben setzen sich Konformismus und Herdendenken durch.“

„Dreißig Jahre, nachdem der oberste geistliche Führer Irans, Ayatollah Ruhollah Khomeini, ein Todesurteil über Salman Rushdie wegen dessen Roman Satanische Verse verhängte, leben in kosmopolitischen, liberalen westlichen Städten immer noch manche Menschen nur wegen ihrer Worte oder Bilder unter Todesdrohungen.

Dass es diese unerträglichen Zustände auch im 21. Jahrhundert noch gibt, muss als Affront nicht nur gegen diese einzelnen Personen angesehen werden, sondern gegen jeden, der in einer freien Gesellschaft leben will.“

Jeder, der religiöse Symbole wie den Hijab in der Öffentlichkeit fördert oder duldet, ist mein politische Gegner. Nur, damit ihr’s wisst.

Unter Heuchlern

Kurzer Einwurf: Ich stelle mir vor, dass die Grünen, die Bomben auf Serbien gut fanden, heute für Carola Rackete spenden.

Religionskritik auf Fratzenbuch

RA Steinhöfel: „Wichtiger Präzedenzfall für den gesamten Oberlandesgerichtsbezirk. OLG Oldenburg erlässt auf unser Rechtsmittel am 01.07.2019 beantragte einstweilige Verfügung“.

„Mitte April 2019 wurde Hibbeler erneut von Facebook gesperrt und sein Beitrag gelöscht, in dem er einen Funktionär des Zentralrats der Muslime (ZMD) kritisiert, der es sich zur Aufgabe gemacht habe, Apostaten und Kritiker zu diffamieren. Ein solches Verhalten sei, so Hibbeler, bei einem ZMD-Funktionär kaum überraschend, im ZMD seien neben ‚Muslimbrüdern, türkischen Faschisten auch Repräsentanten des iranischen Terror-Regimes vertreten‘, die sich hinter einer legalen Maske versteckten.“

Interessante Hintergrundinformationen über diverse islamische Verbände in Deutschland.

Unter Gelderfindern [Update]

Geld

Gavy Weber veröffentlichte am 24.06.2019 auf Telepolis: „Die Bundesbank unter Jens Weidmann, der EZB-Chef werden will, hat mit dem Wertpapierkaufprogramm der EZB die Monsanto-Übernahme mit finanziert“.

Darauf Ingo Arzt in der Tageszeitung: „Das Magazin „Telepolis“ von „heise.de“ behauptet, der Bayer-Konzern habe für den Monsanto-Kauf Zuschüsse aus Steuermitteln bekommen. Das ist falsch.“

Die Antwort Gaby Webers am 27.06. auf Telepolis: „Taz-Redakteur: Sprachrohr von EZB und Bundesbank?“

Dazu gibt es noch ein Video: „Wie Monsanto seine Risiken auf Bayer abwälzte“.

Einer muss recht haben. Aber wer?

Die Taz argumentiert: Der vielgeklickte Telepolis-Artikel unterliegt zwei Denkfehlern: Erstens, die Bundesbank verfüge über Steuergelder. Und zweitens, dass die Geldpolitik von Notenbanken so etwas wie Subventionierung ist. Ist es nicht. (…) Auf gar keinen Fall handelt es sich bei den Bundesbank-Krediten aber um Steuergelder. Wenn die Bundesbank die Anleihen kauft, erschafft sie Geld aus dem Nichts. Klick. Was Zentralbanken halt so machen So auch EZB-Sprecher William Lelieveldt (laut Gaby Weber): „Weder die EZB noch andere Zentralbanken finanzieren sich mit Steuergeldern, sondern erfinden („create“) Geld, das sie verleihen.“

Gaby Weber: Die beim Kauf der Bayer-Anleihen verwendeten Gelder sind öffentliche Finanzmittel, für die der Steuerzahler haftet.

Natürlich, wer sonst?

Kann die EZB Geld „erfinden“ (Neusprech: schöpfen)? Vgl. dazu einen ewig langen, fast lustigen Artikel der FAZ: „Wenn Banken Geld schöpfen, bedeutet das normalerweise, dass sie Kredite vergeben.“ Eben – die EZB druckt kein Geld und erfindet auch kein Geld „aus dem Nichts“ – wie die Taz meint.

Die EZB reguliert die Geldmenge der Mitgliedstaaten der EU. Sie darf nationale Haushalte aber nicht direkt finanzieren. Sie umgeht dieses Verbot (und gibt das offen zu), indem sie seit 2007 Staatsanleihen aufkauft und indirekt über die Zinsen die Kosten des Geldes manipuliert. Die EZB kauft auch direkt Schuldscheine von Unternehmen und stützt so das Großkapital. Der Spiegel schreibt: „Verlierer der EZB-Politik könnten wieder einmal die Steuerzahler sein. Denn für das Anleihenkaufprogramm haften auch die nationalen Notenbanken entsprechend ihres Anteils am Kapital der EZB. Im Fall der Bundesbank sind das 27 Prozent.“

Noch Fragen? By the way: Wer Gendersternchen benutzt, ist offenbar auch Lautsprecher der Kapitals, jedenfalls bei der Taz.

[Update] Stellungnahme von EZB und Bundesbank zum Artikel „Kauf von Monsanto mit Steuergeldern finanziert“ (…) Die Bundesbank kauft die Unternehmensanleihen am Markt mit Zentralbankgeld, also keinesfalls mit Steuergeldern.“

Har har. Jetzt müsste man nur noch wissen, woher das „Zentralbankgeld“ herkommt. Vielleich fliegt das denen zu.

Tebrikler! Ama ne yazık ki çok geç!

Welt: „Türkisches Verfassungsgericht gibt Deniz Yücels Klage recht“.

„Deniz Yücel saß von Februar 2017 bis Februar 2018 ein Jahr lang ohne Anklageschrift in türkischer Untersuchungshaft. Das türkische Verfassungsgericht urteilte nun, dass die Verhaftung des WELT-Korrespondenten rechtswidrig war. Das Recht auf persönliche Sicherheit und Freiheit sowie das Recht auf Meinungsfreiheit sei verletzt worden.“

Linke grünifizierte Ungewissheiten

Neu in der Blogroll: Thomas Maul. Ich würde viele seiner Thesen anders formulieren, aber er bringt die richtigen Pappnasen zur Schnappatmung.

Aktuell publiziert die Achse der Guten eine vierteilige Serie von ihm, die zuerst in der Bahamas erschienen ist: „Grünifizierte Gesellschaft“.

Selbstgerechter Tugendfuror

Die Philosophin Hilal Sezgin schwadroniert in der taz vom „Klischee von der scheinbar zwangsläufig unterdrückten, verblödeten, jeder Individualität beraubten kopftuchtragenden Frau.“

Das bestätigt wiederum mein Klischee. Wer religiöse Symbole verteidigt, ist verblödet – und schreibt garantiert in der Taz.

Solidarität mit Franziska Becker!

Pädagogisches Appeasement

porn

In einer Befragung von Koch (1992) werden beispielsweise die zu einer ganzheitlichen Sexualerziehung notwendigen Themen Geschlechtsrollen, Zärtlichkeit und Liebe, Körpergefühle, vorehelicher Geschlechtsverkehr, Vermarktung der Sexualität von 80% der Lehrer akzeptiert. 40% der Eltern lehnen jedoch diese Themen für den Schulunterricht ab. Wenn also diese Themen in einer Elternversammlung zur Sprache kommen, besteht die Gefahr, dass Eltern sie für ihre Kinder ablehnen.

Noch problematischer wird es bezüglich der so genannten „heißen Eisen“ schulischer Sexualerziehung: Orgasmus, Selbstbefriedigung, Homosexualität, Schwangerschaftsabbruch, Pornografie, Prostitution. Für die unterrichtliche Behandlung dieser sechs Themen bis zum 10. Schuljahr sprechen sich in der angeführten Studie nur noch 30% der Lehrerinnen aus, und 85% der Eltern lehnen diese Schwerpunkte für ein unterrichtliches Gespräch ab. Bei der Behandlung solcher Themenfelder ist also ein behutsames Vorgehen und Zurückhaltung angeraten. (S. 337)

Der Lehrer hat auf weltanschauliche oder religiöse Überzeugungen der Eltern Rücksicht zu nehmen, z. B. wenn eine Reihe türkischer oder arabischer Schüler in der Klasse sind, sollten die in der Studie von Koch angeführten [sexualpädagogischen] Themenschwerpunkte mit größerer Zurückhaltung angegangen werden. (S. 338)

(Lothar Staeck: Zeitgemäßer Biologieunterricht: Eine Didaktik für die Neue Schulbiologie, 2016)

Schrilles Enteignen

vergesellschaften

Die Bild hat den Instinkt der herrschenden Klasse als ihr Büttel richtig wiedergegeben: „Schrille Töne vom Spitzenkandidaten der Linkspartei für die Brandenburger Landtagswahl. Sebastian Walter (29) fordert die Enteignung privater Bus-, Bahn- und Telekomfirmen, Kliniken und Wohnungsunternehmen.“

Auch die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung lässt das Kapital zu Wort kommen (schon gut, Meinungsfreiheit auch für die – aber dass ausgerechnet der so etwas sagt, ist unverschämt: „Quandt ist Milliardär und zählt zu den reichsten Deutschen. Sein Vermögen geht im Wesentlichen auf seinen Vater und auf dessen Vater Günther Quandt zurück“).

Christian Baron kommentiert: „Stefan Quandt, durch das Proletariat geknechteter Milliardär, leistet Widerstand gegen den BRD-Sozialismus. Das ist sehr mutig.“

Das Problem ist: Die „Linke“ müsste das genauer ausführen. Vgl. Neue Heimat und die Gewerkschaften: So was funktioniert nur bei penibler Kontrolle, sonst greift Korruption um sich. „Verstaatlichen“ kann man schlecht verkaufen und hilft im Kapitalismus nicht viel. „Vergesellschaften“ wäre mehrheitsfähig, wenn es denn so gemeint ist.

Pralle Blondinen in deiner Nachbarschaft

cyberwar

Die USA behaupten, sie hätten Computer des Iran stillgelegt „mit denen Raketen und Marschflugkörper gesteuert werden“. Das berichtet Heise und beruft sich auf die Washington Post.

Ich glaube nichts. Es gibt keine verlässlichen unabhängigen Quellen, und das Pentagon betreibt Propaganda.

„Seit Jahren würden iranische Agenten erfolgreich ausländische Flugdrohnen und wohl auch Schiffe hacken. Dazu komme eine große Social-Hacking-Kampagne: Angebliche attraktive Frauen würden online „einsame Seeleute“ der US-Kriegsmarine suchen, mit ihnen Kontakt aufnehmen und eine Art Beziehung vorgaukeln. Ziel sei, Informationen über Standorte und Fahrtrouten amerikanischer Kriegsschiffe zu erhalten.“

Wer nimmt den so etwas ernst? Ich habe aber mal jemand gekannt, der in Afghanistan Computer installiert hat, und der meinte, das Wort „Sicherheit“ könnten die noch nicht mal buchstabieren, auch nicht in Dari oder Paschtu. Und wer sich, wie die Iraner, den Kopf mit dem Koran und anderem religiösem Quatsch zudröhnen lässt oder das tun muss, wird nicht klar denken können – wie alle Verehrer höherer und niederer Wesen.

By the way, Heise: „Spear-Phishing“ nannte man früher Social Engineering. So nach dem Motto: Wenn man mitten auf dem Ozean ist und auf dem Boardcomputer steht: „Frauen in deiner Nähe würde dich gerne kennen lernen.“ (Gegenrede)

Genauso realistisch ist auch folgendes Szenario: „…die US-Army hat bei allen iranischen Windows-PCs das Windows-Updates angeworfen und somit ein Weiterarbeiten der iranischen Armee über Stunden lahmgelegt. Danach wurden dann automatisch sämtliche glitzernden und flimmernden Spiele aus dem Microsoft-Store installiert, um auch noch das letzte Restchen Festplatte mit sinnlosem Zeug zu füllen, und nix ging mehr. Wenn die Iraner dann aufgeräumt haben und die PCs endlich mal neu gestartet haben, sehen sie dass die Windows-Aktivierung weg ist und nur noch telefonisch aktiviert werden kann. Da ist dann aber immer besetzt.“ (Rechtschreibung korrigiert)

Ich schrieb schon 2012 zum Thema:
Spiegel Online über einen Artikel der New York Times und Stuxxnet und „Obama Order Sped Up Wave of Cyberattacks Against Iran“:

„In die Anlage, die nicht mit dem Internet verbunden ist, gelangten die ersten Virus-Versionen Sanger zufolge über USB-Sticks, später seien auch andere, nicht näher benannte Methoden zum Einsatz gekommen.“

Trump setzt nur das fort, was Obama angefangen hat.

An die Nachgeborenen über die Zeiten

rupununi

Die Rupununi-Savanne im Westen Guyanas in der Trockenzeit (Symbolbild für regenarme Zeiten)

… Ich vermochte nur wenig. Aber die Herrschenden
Saßen ohne mich sicherer, das hoffte ich.
So verging meine Zeit
Die auf Erden mir gegeben war.

Die Kräfte waren gering. Das Ziel
Lag in großer Ferne
Es war deutlich sichtbar, wenn auch für mich
Kaum zu erreichen.
So verging meine Zeit
Die auf Erden mir gegeben war.

Ihr, die ihr auftauchen werdet aus der Flut
In der wir untergegangen sind
Gedenkt
Wenn ihr von unseren Schwächen sprecht
Auch der finsteren Zeit
Der ihr entronnen seid.

Gingen wir doch, öfter als die Schuhe die Länder wechselnd
Durch die Kriege der Klassen, verzweifelt
Wenn da nur Unrecht war und keine Empörung.

Dabei wissen wir ja:
Auch der Haß gegen die Niedrigkeit
Verzerrt die Züge.
Auch der Zorn über das Unrecht
Macht die Stimme heiser. Ach, wir
Die wir den Boden bereiten wollten für Freundlichkeit
Konnten selber nicht freundlich sein.

Ihr aber, wenn es soweit sein wird
Daß der Mensch dem Menschen ein Helfer ist
Gedenkt unsrer
Mit Nachsicht.

(Bertolt Brecht: An die Nachgeborenen, entstanden 1934-38)

„An die Nachgeborenen“ gehört für mich zu den Top Ten aller Gedichte seit dem Gilgamesch-Epos. Ich wüsste gern, ob das im deutschen Schulunterricht Thema ist und wie Lehrer mit den Worten „durch die Kriege der Klassen“ umgehen?! Vermutlich sagen sie, dass es damals so war, heute aber nicht – oder irgendeinen anderen Kapitalismus-affinen Unsinn.

Ich wüsste auch gern, was der wortgewaltige Dichter zu Gendersprache sagen würde: „Daß der Mensch dem Menschen ein/e Helfer*_In ist“? Da merkt man, wie bekloppt solche Leute sind. Aber verzerrte Züge hat der protestantische Furor der neuen deutschen grünen Mittelschicht schon, wenn es um Volkspädagogisches geht. Man müsse sich sprachlich benehmen. Wer das nicht kann, gehört nicht zu den Guten und muss zukünftig Fleischwurst und Eier von Hühnern aus Legebatterien essen.

Gedenkt unsrer mit Nachsicht. Großartig! Pathetisch wie Homer, ohne in Kitsch abzugleiten. Werde ich mir für meine Nachfahren merken, falls sie mir zuhören….

Art. 11 Abs. 1

Was viele Menschen, die in Medienblasen leben, nicht wissen: Ein Verdächtiger ist nur verdächtig. Schuldig ist er erst, wenn ein Richter ein letztinstanzliches Urteil gesprochen hat. #luebcke

Vgl. Art. 11 Abs. 1 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen von 1948: „Jeder Mensch, der einer strafbaren Handlung beschuldigt wird, ist solange als unschuldig anzusehen, bis seine Schuld in einem öffentlichen Verfahren, in dem alle für seine Verteidigung nötigen Voraussetzungen gewährleistet waren, gemäß dem Gesetz nachgewiesen ist.“

With Passion

passionsblumehyazintheRose

Die Passionsblume auf meinem winzigen Balkon blüht endlich. Auch die Hyazinthen Hortensien und Rosen scheinen sich wohlzufühlen.

Unter normalen Leuten

Interview mit André Brie in der Taz: „Kein Gefühl mehr für die normalen Leute. (…) Meine Partei schreibt Anträge, hält Reden, verfasst Presseerklärungen, tritt in Talkshows auf. Das ist alles gut und schön. Aber wir sind nicht mehr bei den Menschen. Die gehen jetzt zur AfD. Die hat, anders als der Name verspricht, keine Alternativen. Aber sie bedient etwas. So viele Menschen sind unzufrieden. Und sie suchen ein Ventil. Früher waren das die PDS und die Linkspartei. Das ist vorbei. (…) Viele leben nur noch in ihrem Apparat. Es gibt viele, die sich in den Parlamenten für ­solche Menschen den Arsch aufreißen. Aber sie haben kaum persönlichen Kontakt mehr zu den Verlierern.“

Full ack. Ich hätte Rezepte, aber niemand würde mir zuhören. Die „Linke“ und auch die meisten Linken wollen sich lieber in die Tasche lügen. Das ist bequemer.

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