Betr.: Klassenbewusstsein und die statistische Realität

arbeiterklasse
Credits: Wikipedia: Harry Fain, coal loader. Inland Steel Company, Kentucky 1946

In einer Studie aus dem Jahr 1998 über Mitgliedschaft in Parteien sagten 38% der Befragten, dass sie Arbeiter seien. 20 Jahre später sagen das nur noch 9%. Der reale Anteil der Industriearbeiter ist aber weitaus weniger gesunken: 2017 betrug er 17-19% der Bevölkerung.

Heute behaupten 68% der Bevölkerung, sie seien Angestellte. Das sind 27% (!) mehr als 1998.

Vor zwei Jahrzehnten sagten 36% alle Befragten, sie gehörten der Unter- oder unteren Mittelschicht an. Heute behauptet das die Hälfte, obwohl die Gesellschaft mehr gespalten ist als damals. Gegen den Trend ordnen sich also mehr Menschen der Mittelschicht zu.

Auf der anderen Seite definieren sich mehr Menschen als „Oberschicht“ – vor allem bei der FDP. Das Klassenbewusstsein der Oberschicht scheint nicht nur intakt – auch deren Selbstbewusstsein scheint derart gestiegen, dass die Oberen ihre Stellung nicht mehr als „Mitte“ verschleiern und damit die Ungleichheit ganz offen zelebrieren.

1998 waren 22% der SPD-Mitglieder Arbeiter, bei der (damalige) PDS waren es 17%. Heute sind noch mehr Arbeiter in der SPD als die „Linke“ insgesamt Mitglieder hat. „Die PDS und auch die „Linke“ waren nie Arbeiterparteien, sondern hatten nur den Anspruch, es zu sein.“

14% der SPD-Mitglieder ordnen sich subjektiv der Unterschicht zu. Nur bei der „Linken“ sagen das mehr Menschen als früher – 2017 rund ein Drittel.

Bei allen Parteien außer der „Linken“ geht der Anteil der Gewerkschaftsmitglieder drastisch zurück – auf jetzt durchschnittlich auf rund 20% in allen Parteien bei der CDU in den letzten 20 Jahren um ein Drittel, bei der SPD um ein Viertel.

1998 hatten 54% der Beschäftigten einen Hauptschulabschluss, heute nur noch ein Drittel, bei den Mitgliedern der Parteien und ein Fünftel. Die CSU und die SPD sind 2017 die Parteien mit dem höchsten Anteil an Mitgliedern mit Hauptschulabschluss. Am schwächsten repräsentiert sind die einfachen Bildungsabschüsse bei Grünen (4%), FDP (85) und den „Linken“ (13%). Beim Realschulabschluss liegt die Anteil bei den Grünen, der FDP und den Linken am niedrigsten.

(Janis Ehling; (Linke) Parteien und ihr Klassenbezug 1998-2017, in Z. Zeitschrift Marxistische Erneuerung Nr. 123, September 2020 Seite 94ff., bei den Zitaten (kursiv) habe ich Gendersternchen usw. entfernt und die Binnen-Großschreibung korrigiert.)




Betr.: Religiotisierung

religion is poison

Wer grün wählt, macht sich mitschuldig, die Religiotisierung der Öffentlichkeit mit vorangetrieben zu haben. Die Grünen fallen sogar noch hinter Kemal Atatürk zurück. #appeasement #hijabisierung




Lord of the underworld, revisited

catavicatavillallagua boliviallallagua boliviallallagua

Die Bilder wurden 1984 in Llallagua in Bolivien gemacht. Das obige Foto zeigt den Eingang der Zinnmine Catavi-Siglo XX, die meine damalige Freundin und ich besichtigt hatten. Catavi war das größte Bergwerk Lateinamerikas. Die Mine war für Touristen geschlossen, wir hatten uns aber eine Sondergenehmigung der Comibol in La Paz geholt. Das war zu der Zeit weder einfach noch angenehm: Wir, die wir eindeutig als gringos zu erkennen waren, mussten uns den Weg durch eine aufgebrachte Menge von Bergleuten zum Gebäude der Comibol (Corporación Minera de Bolivia) bahnen, die gerade – während des Generalstreiks – die Straße blockierten.

Der Grund, warum man uns nach stundenlangen Verhandlungen den Besuch erlaubte, war vermutlich: Ich kannte schon die Mine in Oruro und stamme aus einer Bergarbeiterfamilie – schon mein Ururgroßvater Wilhem Stöver war Bergmann – und konnte das glaubhaft machen.

Das Städtchen Llallagua ist das „Herz“ der bolivianischen Linken. Die mineros dort waren immer am besten organisiert, linksradikal und revolutionär – inklusive militanter Politsekten – der 1965 „verschwundene“ und ermordete Arbeiterführer Isaac Camacho war zum Beispiel Trotzkist.

Die Zinnbergwerke bei Llallagua gehörten zu den größten und reichsten Erzlagerstätten der Welt, hier gründete der Zinnbaron Simón I. Patiño sein Weltimperium, hier befand sich das größte Bergwerk Lateinamerikas. Nach dem Zusammenbruch des Zinnmarktes in den 1980er Jahren wurden die bolivianischen Bergwerke reprivatisiert und viele nach und nach geschlossen, auch Siglo XX. Heute leben in Siglo XX noch viele Mineros, die auf eigene Faust oder in kleinen Kooperativen in den alten Bergwerksstollen unter miserablen Sicherheitsbedingungen arbeiten oder den Schutt der riesigen Abraumhalden nach Zinnresten durchsuchen.

Aus meinem Reisetagebuch, April 1984:
Als wir in Llallagua ankommen, schüttet es in Strömen und es ist richtig saukalt [Lllallagua liegt 3895 Meter hoch in den Anden.] Dafür ist das alojamiento sehr billig – ist aber auch danach [das kleine Foto unten rechts zeigt den Ausblick von unserem Zimmer]. Ich bin das Scheißen in der Hocke mittlerweile so gewohnt, dass mir saubere Fußtritte und ein einigermaßen großen Loch im Boden fast luxuriös erscheinen.

Llallagua ist mit seinen engen und auf und ab führenden Gassen auch architektonisch ungewöhnlich. Mitten durch den Ort führt eine gewundene Fußgängerzone inklusive eines Marktes bis zu der Plaza del Minero“ Siglo XX“ und dem sozialistisch realen Denkmal eines Arbeiters mit Gewehr und Presslufthammer und einer Tafel, die an die proletarische Revolution erinnert. Das riesige Kino der Gewerkschaft mit Bänken statt Stühlen zeigt Masada – das ziehen wir uns natürlich rein.

Die Atmosphäre ist so, wie ich mir den 20-er Jahre im Ruhrgebiet vorstelle – proletarische Kultur pur. Man tut viel für die Bildung der Arbeiter, und die Straßen der „Vorstadt“ erinnern mich an Altenbögge [ehemaliges Bergarbeiterstädtchen im Ruhrgebiet und Heimat meines Großvaters mütterlicherseits].

Wir sehen an dem Flüsschen [Rio Athata] viele Leute auf eigene Rechnung schuften [unterstes Foto], die nach metallischen Resten suchen. Abends bleibt uns nichts anderes übrig, als die kleine Hauptstraße rauf- und runterzulaufen und abwechselnd Api und dulce zu trinken bzw. zu essen, dazu papas rellenas. Es gibt zum Beispiel eine Spritzmaschine, die einen fertigen Teig in eine Schüssel spritzt, der sich dann zu einer dünnen Wurst formt, die dann zerschnitten und mit Puderzucker bestreut wird. Es laufen jede Menge Männer und Frauen in bunten Ponchos herum, die Männer oft mit bestickten Westen und viele mit Charangos.

Am nächsten Tag zur Mine – erst zur superintendencia, die schickt uns per Schrottbus nach Catavi, dort fragt man lange nach der gerencia, die – welch ein bürokratischer Glücksfall – Montags und Donnerstag geöffnet ist. Dort neue Schreiberei. Wieder zurück zur superintendencia. Dort sagt man uns: Morgen früh um 6.30 Uhr.

Wir schaffen das, weil die Sirene der Mine morgens um fünf laut trötet. Es ist noch ein gutes Dutzend anderer Besucher da – einige Schüler und Studenten, die sich für ein Gruppenfoto positionieren. Ich kriege sogar passende Gummistiefel, dazu Schutzkleidung und Grubenhelm. Wir düsen hinein, zusammengequetscht mit den mineros, und latschen stundenlang durch eisige Stollen mit Pfützen. Zuerst kriegen wir untertage die Kirche, dann den tio mit Riesenpimmel zu Gesicht (leider tut es das Blitzlicht der Kamera nicht). Nur die älteren Bergleute opfern dem tio angeblich noch, sagt man.

Die Abbaumethode ist wie in Oruro: Von unten nach oben wird penetiert, dann gesprengt, und das Zeug poltert durch die vorbereiteten Kanäle nach unten. Es arbeiten immer zwei zusammen. (…)




1. September 1939

01.09.1030




Verschwörologie oder: Schatten des Papageis

conspiracy theory

Erst links, dann rechts, aber nie wieder zurück? Und umgekehrt – ist das möglich und glaubwürdig? Ich muss zugeben, dass ich Gestalten wie Horst Mahler oder Jürgen Elsässer nicht wirklich verstehe. Ich sollte aber, da ich nicht nur mehrere Bücher über „Aussteiger“ geschrieben, sondern das Thema, die eigene Ideologie komplett über den Haufen werfen zu müssen, selbst erlebt habe, sogar zwei Mal.

Daher weiß ich, dass man nicht einfach das Gegenteil von dem sagt, was man vorher meinte. Dazu passt mein Hausphilosoph Georg Christoph Lichtenberg, der meine Generalkritik an „Aussteigern“ jedweder Art schon vor rund 250 Jahren exakt formulierte: „Grade das Gegenteil tun ist auch eine Nachahmung, und die Definitionen der Nachahmung müßten von Rechts wegen beides unter sich begreifen.“

Es braucht auch nicht immer eine Art Damaskus-Erlebnis zum Guten oder Bösen. Manchmal ist es einfach, wenn man etwa die „Schwarze Front“ mit den Nationalbolschewisten vergleicht – die Unterschiede sind so „groß“ wie die zwischen der KPD/ML und der KPD/ML-Neue Einheit. Wenn man bedenkt, dass die übergroße Mehrheit der Menschen sich ohnehin den Ideen der jeweiligen peer group opportunistisch anpasst und selbst die merkwürdigsten Wirrungen der Meinungsführer goutiert mitmacht, ahnt man, dass „Weltanschauung“ etwas sehr Labiles sein kann.

Ich habe zwei Thesen – ich nenne die erste das „Papagei-Syndrom„, am besten dargestellt vom – nach eigenen Worten „Gesichtsvermieter“ – Harald Juhnke im Film. Jemand, der etwas gut verkaufen kann, wird von einer rechten Politsekte angeheuert und verschafft denen Publicity, ohne dass der „Verkäufer“ selbst an den Unsinn glaubt, den er predigt. Dann aber gefällt ihm der Beifall des Publikums und er beginnt, wie schon Karl May, sich selbst in der Rolle wohlzufühlen, in sie hineinzuwachsen – ähnlich wie Kagemusha.

Die zweite These bezieht sich auf die hier schon erwähnte kompensatorische Gratifikation: Wer den sozialen Aufstieg plant, durch Ausbildung und das dazu passende internalisierte Verhalten, aber durch die starre Hierarchie einer Gesellschaft daran gehindert wird, also scheitert, wird versuchen, diesen „Aufstieg“ dennoch zu erreichen, indem er sich einer Gruppe anschließt, die vielleicht sozial geächtet ist (ob eine religiöse oder eine politische Sekte macht keinen Unterschied), aber innerhalb der Gruppe oder des Kleinst-Milieus einen „Aufstieg“ ermöglicht oder zumindest verspricht.

Wer eine aus Beton gemeißelte Ideologie vertritt, ist immer versucht, das „Publikum“ zu vergrößern, wenn ihm nach eigener Meinung nicht genug Respekt gezollt wird, dergestalt, dass man den Zuhörern zumindest partiell nach dem Mund redet – und dann immer öfter, bis man endlich bei etwas angelangt ist, was man ursprünglich abgelehnt hätte – aber der Beifall ist einem dann wichtiger – oder das Geld. Wie Franz Josef Strauss gesagt haben soll: „Mit Hilfstruppen darf man nicht zimperlich sein.“

Das Phänomen kennen professionelle Redner (zu denen ich mich, ohne falsche Bescheidenheit, zähle): Man schaut unwillkürlich zu denen, die einen selbst mit Augenkontakt zu bestätigen scheinen, und muss sich zwingen, auch die anderen anzusehen, die vielleicht eher kritisch gesinnt sind und das durch die Körperhaltung demonstrieren.

Aber alles erklärt das nicht. Vielleicht haben solche Leute einfach nur einen Knall und konnten das vorher irgendwie kaschieren.




Kubikmeterweie Assoziationsketten

lesestoff

– Ich wollte das wohlwollende Stammpublikum nur warnen, dass wieder bald zahlreiche Rezensionen zu erwarten sind. Ich lese sehr schnell und kubikmeterweise.

– Ich muss verschämt zugeben, dass bei demonstrierenden Veganern, asozialen Hedonisten und anderen Verirrten in meinem Gehirn die Begriffe „Arbeit“, „Steinbruch“ und „mit Stacheldraht umzäuntes Areal“ unwillkürlich eine Assoziationskette bilden. Ich sollte mein stalinistisches Unterbewusstsein jetzt mit etwas anderem überschreiben.

– Oberstufe Gymnasium, Gesellschaftslehre, Thema der nächsten Klassenarbeit: „91770 Deutsche waren 2019 Mitglied in einem Schachverein. Vergleiche diese Zahl mit der Zahl derjenigen, die auf bekloppte Demonstrationen gehen, und sage etwas über die gesellschaftliche Relevanz beider Gruppen!“

– „In einer Demokratie sollte der Staat Grundrechte niemals präventiv einschränken, wenn es sich vermeiden lässt. Meinungen, und seien sie noch so abstrus, müssen wir aushalten. (…) In einer Demokratie sollte der Staat Grundrechte niemals präventiv einschränken, wenn es sich vermeiden lässt. Meinungen, und seien sie noch so abstrus, müssen wir aushalten.“ (Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, hinter der Paywall der „Welt“)

– Vorhersage: Wenn Katja Kipping als Parteivorsitzende der „Linken“ aufhört, wird die Zahl der Wörter, die auf -ung enden, in der Öffentlichkeit signifikant abnehmen.

– Übrigens: Wieviel Humor ist zumutbar?




Lang lebe die Generallinie!

lang lebe die Generallinie
Nicht auf das Bild klicken! Außer ihr wisst nicht, was der Begriff „Generallinie“ bedeutet.

Aus der beliebten Serie: Der Kommunismus wird siegen! Auch wenn der sich nur als solcher kostümiert – aber wenn sogar das Zentralorgan der gefühlten Bourgeoisie das feststellt, kann ich ja nicht falsch liegen.

„Was vielleicht noch mehr überrascht, ist die Geschwindigkeit und Planmäßigkeit, mit der sich China aus der Bedeutungslosigkeit an die Weltspitze katapultiert hat…“ Nein, das überrascht niemanden, der sich ein wenig in der chinesischen Geschichte auskennt.

„Wenn es ein fortwirkendes kommunistisches Erbe gibt, dann ist es der weitsichtige und planmäßige Charakter der chinesischen Wissenschaftspolitik.“ Da ist wohl noch ein wenig mehr als nur ein „Erbe“. Natürlich darf man von deutschen Medien nicht erwarten, dass sie in China hinter die Kulissen schauen – dazu sind Journalisten hierzulande zu ungebildet und zu unwissend – und auch zu sehr desinteressiert. Das Publikum sollte aber wissen, dass die KP Chinas sowohl die seit der Kulturrevolution gestellte Frage unterdrückt, ob es im Sozialismus chinesischer Prägung noch Klassenkampf gebe und warum, als auch die Geschichte der Massenbewegungen in der Kulturrevolution in ihrem, das heißt ihre eigene Herrschaft legitimierenden Sinn uminterpretiert. Sie handelt ähnlich wie die polnische Regierung, die Geschichte des 2. Weltkriegs und der Shoa umschreibt, mit Denkverboten und sogar Klagen gegen Medien, die nicht der staatlichen Doktrin folgen.

Es sagt schon genug aus, wenn man weiß, dass jemand, der behauptet, in China gebe es noch eine herrschende Klasse und demnach auch Unterdrückte – was während der Kulturrevolution common sense war-, dort mit staatlichen „Maßnahmen“ bedroht wird.

Ceterum censeo: Ich finde aber die chinesische Politik, Religionen betreffend, sympatisch. Je weniger Religion, um so mehr Wissenschaft, um so mehr Fortschritt (das auch an unsere östlichen Nachbarn gerichtet.)

Jetzt zur deutschen Generallinie, den Kapitalismus betreffend, und wie sie von den Lautsprechern des Kapitals umgesetzt wird.

lautsprecher des Kapitals

In der Welt schreibt sich die „Chefvolkswirtin“ Dorothea Siems ihre Angst vor dem Verstaatlichen von der Seele (ceterum censeo: Marx hat vom „Vergesellschaften“ geredet, was nicht dasselbe ist). Ein Lehrbeispiel – obwohl als „Meinung“ fairerweise deklariert -, auf welchem – mit Verlaub – unterirdischen Niveau der Wirtschaftsjournalismus hierzulande herumkraucht. [Da es um Clickbaiting geht, hat die „Welt“ jetzt, da der Artikel offenbar häufig gelesen aka angeklickt wurde, einen inhaltlich ähnlichen Artikel von derselben Autorin einmal online gestellt: „Der Staat, das Supersozialamt“.]

Längst geht es nicht mehr um Hilfestellung in akuten Notsituationen, sondern um eine Neugestaltung der Volkswirtschaft, die dauerhaft auf den lenkenden und immer stärker umverteilenden Staat setzt.

Was ist gegen Staatskapitalismus einzuwenden, wenn China doch ein Erfolgsmodell sein soll? Argumente finden wir nicht, nur dumpfe Gefühle à la Wirtschaftspolitik der FDP und den Glauben an die angeblichen Selbstheilungskraft der „Märkte“. Die bürgerlichen Volkswirtschafts-Esoteriker verschweigen uns sogar Keynes, der des Marxismus und des Stamokapisierens und anderer böser Dinge nun wirklich nicht verdächtig ist. Schon klar, wie Frau Siems behauptet, dass das alles nicht finanzierbar ist und auf Pump geschehen muss – aber sollten wir dann nicht auch über die kapitalistischen Überproduktionskrisen, die sich als „Finanzkrise verkleiden, oder den tendenziellen Fall der Profitrate diskutieren? Nein? So etwas gibt es nicht für Volkswirte und Volkswirt_*:Innen? Dann eben nicht, aber dann nehme ich euch auch nicht ernst.




Etappensieg der Religioten

exorzist

Auf welcher Gesetzestafel steht: Die heiligen Gefühle der Theisten müssen respektiert werden, die heiligen Gefühle der A-Theisten aber nicht? (Ludwig Marcuse, dt. Philosoph, 1894-1971)

Die aktuelle Entscheidung des Bundesarbeitsgerichts gegen das Berliner Neutralitätsgesetz ist selbstredend eine Katastrophe, obwohl der Gang zum Bundesverfassungsgericht noch aussteht. Interessant ist aber die Satz im Urteil: „… [Das] Berliner Neutralitätsgesetz ist in diesen Fällen daher verfassungskonform dahin auszulegen, dass das Verbot des Tragens eines sog. islamischen Kopftuchs nur im Fall einer konkreten Gefahr für den Schulfrieden oder die staatliche Neutralität gilt. Eine solche konkrete Gefahr für diese Schutzgüter hat das beklagte Land indes nicht dargetan.“

Das hätte man also tun können und sollen. Das Bundesarbeitsgericht weist auch darauf hin, dass die EU-Richtlinie 2000/78/EG vom November 2000 maßgebend ist und in nationales Recht umgesetzt wurde.

Dann gibt es im Urteil noch eine Ohrfeige für den Berliner Gesetzgeber: „Mit den Ausnahmeregelungen in den §§ 3 und 4 Berliner Neutralitätsgesetz stellt der Berliner Gesetzgeber sein dem § 2 Berliner Neutralitätsgesetz zugrundeliegendes Regelungskonzept selbst in Frage.“

Diejenigen, die das Neutralitätsgesetz formulierten, haben sich das jetzige Urteil also selbst zuzuschreiben – dort steht: „Die oberste Dienstbehörde kann (…) Ausnahmen zulassen, wenn dadurch die weltanschaulich-religiöse Neutralität der öffentlichen Schulen gegenüber Schülerinnen und Schülern nicht in Frage gestellt und der Schulfrieden nicht gefährdet oder gestört wird.“ Ohne die Ausnahmen des Gesetzes hätte das Urteil also auch anders ausfallen können. Dumm gelaufen oder: Einmal mit Profis arbeiten.

Man muss hoffen, dass genug Eltern diejenigen Schulen boykottieren, die Lehrerinnen unterrichten lassen, die meinen, man müsse die lieben Kleinen mit religiösen Symbolen belästigen. Ich möchte sehen, was unsere Appeasement-Politiker der „Linken“ sagen, wenn es in einer Schule in Neukölln Randale und Mobbing gibt, wenn ein Lehrer mit einer Kippa arabische Kinder unterrichten will.

„Deutschland muss es endlich schaffen, zu einer multireligiösen Gesellschaft zu werden – geprägt von gegenseitiger Toleranz.“. Mitnichten, Katrin Elger vom „Spiegel“! Deutschland muss es endlich schaffen, zu einer säkularen Gesellschaft zu werden, in der die Verehrung höherer Wesen genauso lächerlich ist wie heute der Glaube an Gespenster und Globuli.




Nachlese: Collegia Compitalicia et al

puppets
Source: Fear World (Facebook)

Wegen Zeitmangels nur kurz und knapp:

Und schon beim ersten Sonnenschein
hau ich mir selber eine rein,
denn wie sagt‘ einst ein weiser Mann:
„Man muss zuerst sich selber hassen,
bevor man andre hassen kann.
(Lisa Eckhart)

Ich habe gerade Eckharts Metrische Taktlosigkeiten: Eine Einführung ins politische Korrektum durchgelesen und mich köstlich amüsiert.

– „Alte“ ist politisch inkorrekt. „Senioren“ klingt zu deutsch. Jetzt heißt es PoA.

– Facebook „kriminalisiert“ die Antifa.

Republik (Schweiz): „Wir haben die Wahl zwischen einem neofaschistischen Gangster und einem neoliberalen Desaster“. Der Autor: „Cornel West, Professor für Afroamerikanische Geschichte und Philosophie, Theologe, Aktivist, Christ und Sozialist, gilt als einer der führenden schwarzen Intellektuellen in den USA“.

Sorry, aber jemanden, der an höhere Wesen glaubt, kann ich als Intellektuellen nicht ernst nehmen. Interessant ist die Lektüre trotzdem – der Artikel zeigt, woran es bei den US-amerikanischen Demokraten scheitert: Bernie Sanders hätte sich „frontal mit der Wall Street“ angelegt. Finanzkapital, ick hör dir trapsen. Er nennt die Antisemitin Alexandria Ocasio-Cortez „fortschrittlich“. Ansonsten sagt er viele richtige Dinge, aber auf sozialdemokratischem Niveau.

– Auch im antiken Rom kannte man den öffentlichen Druck der peer group, Abschnittsbevollmächtigte und Kontaktbereichsbeamte, sie hießen nur anders:
„Der Kult der augusteischen Haushaltsgötter und des augusteischen genius wurde aber auch öffentlich vollzogen, speziell an den von alters her an den Straßenkreuzungen gelegenen sacella, die die Stadtlandschaften in Italien und den romanisierten Provinzen prägten; diesbezüglich und hinsichtlich ihres Aussehens ähnelten sie Heiligenkapellen im Mittelalter. Die Nachbarschaften der einzelnen Stadtquartiere wählten Mitglieder von Kultvereinen (collegia compitalicia) und deren Vorsitzende, die sich um das Schmücken und die regelmäßige Ausrichtung der Compitalfeiern (Straßenkreuzungsfeiern) zu kümmern hatten. In den Kultvereinen in Rom – immerhin 265 an der Zahl – waren häufig Sklaven und Freigelassene vertreten, zu deren Integration in die augusteische Gesellschaft der Genien- und Larenkult einen besonderen Beitrag leistete. Andererseits ging von diesen Nachbarschaftsorganisationen auch ein erheblicher Druck aus, nach Möglichkeit und in heiterer Stimmung an der Feier der neuen Verhältnisse mitzuwirken.“ (Armin Eich: Die römische Kaiserzeit: Die Legionen und das Imperium)

Radio Fritz führt Gendersternchen ein. Gut zu wissen, welchen Sender man auf keinen Fall mehr einschalten sollte. Das Sternchen soll durch eine Pause beim Sprechen ausgedrückt werden und nicht – wie man befürchten musste – durch einen stimmlosen glottalen Plosiv wie im Xhosa und Zulu, obwohl diese Fremdsprachen viel „diverser“ und „vielfältiger“ wären als etwa Denglisch.
Der Zwang zum milieuspezifischen Jargon zeigt auch, wes Geistes Kind man dort politisch ist. Mit Journalismus hat das nichts mehr zu tun. Ich verachte diese Mischpoke.

Cinzia Sciuto in der taz: „Die politische Perspektive wird inzwischen häufig durch eine kulturalistische ersetzt. Für Menschenrechte und Selbstbestimmung ist das gefährlich.“ – “ Ganz oft, und oft ohne Absicht, rutschen die Multikulturalisten auf die Seite der Reaktionäre.“

Well said. Nicht oft, sondern immer!

– Vertreter einer bestimmten Fraktion der herrschenden Klasse der USA rufen dazu auf, Biden zu wählen. Finde den Fehler. Und zu Trump verkündet CNN: „Biden and Trump matchup tightens as enthusiasm hits new high“. Trump holt also auf.

– Das Wort zum Sonntag wieder von Lisa Eckhart:
Lasst uns gemeinsam beten: Vater unser, der du bist
obn im Himmel … Orsch und Zwirn,
lossts uns d’Mess schnö umabiagn. Kummts her, fressts Hostien, trinkts an Doppla,
im Namen des Heiligen Geistes – na hoppla!
Jetzt bin i scho wida, was tut mich das reun,
in an Ministranten gfoin!
Wie dem auch sei, tuats no a Spend in des Körberl do schmeißem
sunst trifft euch gewiss da Blitz Gottes beim Scheißen.
Und befolgt die Gebote, zumindest die leichten,
und wem sogar des z’bled, der kummt nochher zum Beichten.




Der N. hat Zigeunersoße gesagt und vieles mehr

Arpad

Ich bin dem verehrten Publikum noch eine mehrtägige Nachlese von Links und Leseempfehlungen schuldig.

– Der Zentralrat der Sinti und Roma erläutert, was „Zigeuner“ bedeutet:
„Zigeuner“ ist eine von Klischees überlagerte Fremdbezeichnung der Mehrheitsgesellschaft, die von den meisten Angehörigen der Minderheit als diskriminierend abgelehnt wird – so haben sich die Sinti und Roma nämlich niemals selbst genannt. (…) Außerhalb des deutschen Sprachkreises wird „Roma“ – oder einfach „Rom“ (das bedeutet „Mensch“) – auch als Sammelname für die gesamte Minderheit verwendet. In Deutschland bilden Sinti seit jeher die größte Gruppe, daher wird hier die Bezeichnung „Sinti und Roma“ bevorzugt. (…) Die Bezeichnung „Zigeuner“ hingegen ist untrennbar verbunden mit rassistischen Zuschreibungen, die sich, über Jahrhunderte reproduziert, zu einem geschlossenen und aggressiven Feindbild verdichtet haben, das tief im kollektiven Bewusstsein verwurzelt ist. Ab dem 16. Jahrhundert setzte sich in Deutschland die (irrige) Auffassung durch, „Zigeuner“ sei abgeleitet von „Ziehgauner“. Auch in einem der ersten Lexikonartikel zum Stichwort „Zigeuner“, 1848 im Brockhaus erschienen, wird dieser Zusammenhang explizit hergestellt. Dort findet man die ganze Palette negativer Stereotypen über unsere Minderheit aufgelistet, bis hin zu der Behauptung, „Zigeuner“ würden Kinder stehlen. Noch in der 2. Auflage des Dudens sinn- und sachverwandter Wörter aus dem Jahr 1986 wird unter dem Stichwort „Zigeuner“ auf die Begriffe „Abschaum“ und „Vagabund“ verwiesen.

Das ist für mich überzeugend, einige Dinge waren mir nicht so klar. Sinti und Roma sind übrigens, wie hier mehrfach erwähnt, neben Friesen, Dänen und Sorben die vierte nationale Minderheit in Deutschland. Hausaufgabe: Bringe einem „Patrioten“, Nazi oder einem sonstwie braun gebrannten völkischen Kameraden bei, was eine „nationale Minderheit“ ist.

– Liebe Feuerwehr Mülheim an der Ruhr! Das Wort „verunfallen“ gibt es nicht im Deutschen und sollte mitnichten erfunden werden. „Verunfallen“ ist hässliches und bürokratisches Neusprech wie „Migrationshintergrund“, riecht nach Bürosesselfürzen und vertrockneten Zimmerpflanzen und wird nur von Leuten benutzt, die Angst vor starken Tuwörtern haben, weil sie nicht wissen, was das ist. Man muss es nicht erfinden. Das Substantiv „Vorfall“ zieht auch nicht „vervorfallen“ nach sich.
Schöne Verben findet ihr in diesem Gedicht, das vermutlich in jeder Brandwache aushängt:
Dampf wallt auf!
Flackernd steigt die Feuersäule,
Durch der Straße lange Zeile
Wächst es fort mit Windeseile;
Kochend, wie aus Ofens Rachen,
Glühn die Lüfte, Balken krachen,
Pfosten stürzen, Fenster klirren,
Kinder jammern, Mütter irren,
Tiere wimmern
Unter Trümmern;
Alles rennet, rettet, flüchtet.

– „Die jüngeren Spieler, die da nachkommen, sind schon nicht so gut. Sie würden vielleicht als Amateure gut aussehen. Oder nicht mal als Amateure. Viele von ihnen sind so schlecht.“ (Ronnie O’Sullivan, Weltmeister im Snooker).

Das Verdikt gilt auch für Journalismus und Postings in/auf sozialen Medien.

– Die „Faktenfinder“ von der ARD und die „Faktenchecker“ von RT duellieren sich um Putin und seine Covid-Impfung (via Fefe). Ganz großes Kino!

– Lesenswert auf Telepolis: „Die Rolle der IT-Industrien in der gegenwärtigen Offensive kapitalistischer Reorganisation“. – „In welcher Weise kann Digitalisierung zu neuen Ausbeutungsformen führen und wie können sich die Arbeitnehmer dagegen wehren? Die kapitalistische Innovationsoffensive zielt auf die Zerstörung alter Arbeitsformen ab“.

– Sehr hübsch: Ein Youtube-Video beweist: „Western media’s favorite ‚Hong Kong activist‘ is US regime-changer in yellowface“.

Das nennt man vermutlich erfolgreiche „kulturelle Aneignung“.

– Genderpolitisch höchst bedenklich: Mutierte Honigbiene ist männlich und weiblich zugleich.

Neues Deutschland: Die „Linke“ fordert Sanktionen gegen Frankreich Weißrussland aka Belarus, u.a. weil die Regierung gewalttätig gegen Demonstranten war. Na so was.

– Ninve Ermagan hinter der Welt-Paywall: „Linke bleiben gerne unter sich. Man trifft sich auf den immer gleichen Podien, man verleiht sich gegenseitig Preise für den Mut, Dinge auszusprechen, mit denen alle einverstanden sind. Das verhindert aber eine offene Debattenkultur. Den vermeintlich feministischen Parteien Deutschlands, die gegen das Patriarchat kämpfen, kommt eine kritische Auseinandersetzung mit dem Kopftuch nicht in den Sinn. Die bloße Diskussion darüber wird als Islamophobie gewertet.“

bild spiegel

– Dann haben wir noch ganz aktuell etwas aus der Rubrik „Das-hat-doch-nichts-mit-dem-Islam-zu-tun“. Polizei Berlin: „Mutmaßlich islamistischer Anschlag auf der Bundesautobahn“.

Das geht aber noch mutmaßlicher, etwa: Mutmaßlicher psychisch gestörter Einzeltäter mit mutmaßlichem religiösem Hintergrund und mutmaßlichem arabischen Migrationshintergrund begeht mutmaßlichen Unfall. Ich überlege anhand des Fotos, ob ich ihn schon einmal vor oder in der Rettungsstelle als „Kunde“ hatte – würde vom Profil her passen.




Let’s not talk about race

New York Times: „A Black Marxist Scholar Wanted to Talk About Race. It Ignited a Fury.“ – „He planned to argue that the left’s intense focus on the disproportionate impact of the coronavirus on Black people undermined multiracial organizing, which he sees as key to health and economic justice.“

Der Guardian hat auch was Schönes: „Multiculturalism has been hijacked by the global elite“.

Ich prophezeie, dass an deutschen Universitäten bald gar keine Diskussion zum Thema mehr möglich sein wird. Ich bin froh, dass ich die universitäre Laufbahn, die mir offen stand, nicht eingeschlagen habe, obwohl zum Beispiel Gendersternchen in altgermanistischen Texten jetzt noch nicht verlangt werden.




Wie farbig bin ich et al

La Paz demonstration
Demonstration in La Paz, Bolivien, Mai 1984, Symbolfoto für alles, insbesondere für neugierige Blicke.

Ich wage gar nicht, deutsche Medien zum Thema zu konsumieren, weil ich mich spät am Abend nicht mehr ärgern will. Der Guardian: „Israel signs historic ‚peace‘ deal with UAE that suspends annexation“. Die Jerusalem Post: „Israel, UAE reach historic peace deal: ‘We can make a wonderful future’“. Times of Israel: „Hailing ‘new era with Arab world,’ Netanyahu vows others will follow UAE’s lead“. Al Jazeera: „Israel, UAE announce normalisation of relations with US help“. Die so genannten Palästinenser bzw. deren korrupte Führungsclique lehnen sowieso alles ab, die kann und darf man ignorieren.

Jetzt könne man boshaft sagen: Mit den US-Demokraten wäre das nicht passiert. Für Biden mag das stimmen, aber bei Harris bin ich mir nicht sicher – sie unterstützt Israel, ganz im Gegenteil zu der unsäglichen Ocasio-Cortez, die immer Beifall von den üblichen Verdächtigen und anderen Hijabisten bekam.

Übrigens: Ich wundere mich – oder auch nicht -, dass deutsche Medien Kamala Harris unbedingt zu einer „Schwarzen“ machen wollen. Von der taz erwarte ich nichts anderes – sie streichelt das Gewissen der reichen „weißen“ deutsche Mittelschicht, mit den Negerinnen und Negern (Puls und Atmung noch normal?) weltweit solidarisch zu sein, solange die nicht im Massen in der Kita der Gören und im eigenen Wohnzimmer sitzen. Warum nicht wie im Judentum? Die Mutter entscheidet, also ist Kamala Harris „halbe“ Asiatin, mit dravidischen Wurzeln, aber keinesfalls eine Afro-Amerikanerin.

Sie sagt »Eskimos«, sie sagt »Japsen«, sie sagt »Neger«, aber nie im persönlichen Gespräch, nur auf der Bühne, in einer Art ironisch-distanzierenden Meta-Sprache, und erklärt es damit, dass sie ihre weißen Zuschauer zum Nachdenken auffordern wolle, ob es ihnen vielleicht nur um das eigene und nicht um das Unbehagen der Minderheiten gehe. (Die Süddeutsche über Lisa Eckart, Paywall)

Schwarz ist für Deutsche beautiful, weil die Farbigen in der Opfer-Olypiade permanment die Goldmedaille gewinnen, jedensfalls in Deutschland. Gegen den Robbenbaby_Effekt des maximalen Unterdrücktseins lässt sich nicht argumentieren, und je weiter weg das alles ist, um so solidarischer kann man sein. Zigeuner und Tamilen landen immer auf den hinteren Plätzen. (Nee, Leute, Sinti und Roma passt hier nicht.) Vermutlich würde auch Hengameh Yaghoobifarah am liebsten farbig sein, aber wenn man persische Wurzeln hat, ist man in deren Augen Arier, und das ist so weiß, weißer geht es nicht.

Übrigens hat Tom Wolfe alles schon geschildert – in seinem großartigem Roman Back to Blood.

Wir waren schon mal weiter als heute:
„Until the colour of a man’s skin
Is of no more significance than the colour of his eyes –
Me say war.“




Dauerempörte Identitäre und die List der Vernunft

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Identitäre Weltsicht, Symbolbild (nur wenige Eingeweihte werden erkennen, was und wo das ist.

– Ein Interview mit Susanne Schröter in der taz ist lesenswert: „Kritik am politischen Islam gerät schnell unter Rassismusverdacht. Ein Interview mit Susanne Schröter vom Forschungszentrum Globaler Islam.“ [Schon erstaunlich, dass es im 21. Jahrhundert immer noch Medien gibt, die keine Links setzen. Mein Mitgliedleid über fallende Auflagen hält sich in Grenzen.]
Schon das Wort Islamismus wird unter Verdacht gestellt. Man möchte den Islam nicht mit negativen Dingen in Bezug bringen, fokussiert stattdessen auf Islamfeindlichkeit oder die Diskriminierung von Muslimen. Man glaubt es kaum, wie viele Projekte zur Islamfeindlichkeit finanziert werden. (…)
Gerade im Bereich der postkolonialen Theorien hat sich eine identitäre Strömung durchgesetzt, die Positionen an äußere Merkmale wie Geschlecht, der Hautfarbe oder Alter koppelt und damit einen neuen Rassismus begründet. Das Feindbild vom „alten, weißen Mann“ ist so eine rassistische Konstruktion.

Das ist logisch und selbstverständlich, nur interessiert Logik diejenigen nicht, die Schröter damit meint. Die Universitäten sind wieder ein Hort der Reaktion wie vor 1968. Ironie der Geschichte: Die Reaktionäre fühlen irrig sich als „Linke“.

– „Eine Ursache der Dauerempörung ist die autoritäre Revolte der Rechten gegen die offene Gesellschaft und die identitäre – besser: antiuniversalistische – Wende eines Teils der Linken. Zudem: die globalen Krisen, die zur Wiederkehr einfacher Weltbilder geführt haben, die weitgehende Selbstabschaffung des Politischen vor der Allmacht „der Märkte“ und die daraus folgende Verschiebung des Politischen auf das Gebiet der Kultur.“ (Deniz Yücel hinter der Paywall der Welt: „Eine offene Gesellschaft muss Mehrdeutigkeiten aushalten“).

Meine Rede: „Multikulti“, heute „Vielfalt“ genannt, ist ein reaktionäres unpolitisches Konzenpt, das Einwanderer auf ein fiktives Konstrukt – deren vermeintliche „Kultur aka Folklore – reduziert. Das sagte und schrieb ich auch schon vor zwanzig Jahren. Man wird im Laufe der Jahre demütig, was die Wirkung der eigenen Worte angeht, auch wenn sie in Buchform gegossen wurden.

– By the way: Journalisten, die das Wort „umstritten“ benutzen, sollten vom Weltgeist sofort eine schallende Ohrfeige bekommen.

– Das letzte Wort hat Lisa Eckhart: „Aber man muss auch mal zugeben können, wenn man recht hat – und den Eindruck hatte ich.“ Ich auch ziemlich oft. (Jemand schrieb hier schon einmal etwas von Sendungsbewusstsein).




Lisa Eckhart und der Geist der Cancel Culture

lisa Eckhart
Credits: Franziska Schrödinger/Lisa Eckhart

Dass ich heute hier sein darf, das freut mich sehr … für sie.

Da ich deutschsprachiges Kabarett nicht lustig finde, mit Ausnahmen, die man an einer halben Hand abzählen kann, war mir Lisa Eckhart bisher kein Begriff. Jetzt kam die Posse um Ein- und Ausladerei der Dame beim Harbourfront Literaturfestival.

Also habe ich mir einige Auftritte von ihr angesehen, ob an dem Geraune, sie habe Jehova etwas Antisemitisches gesagt, was dran ist.

Ich bin Österreicherin, das muss man nicht dazusagen. Das hört man ja sofort an meinem Rassismus.

Mein erster Eindruck: Das (deutsche) Publikum ist fast immer komplett intellektuell überfordert (sieht man oft schon an deren Kleidung), und ihre Auftritte bei Nuhr, die sie hoffentlich bald nicht mehr nötig hat, sind im Sinne des Wortes Perlen vor die Säue geworfen. „Man getraut sich kaum zu lachen – man könnte was versäumen!“ kommentierte jemand. Noch mehr: Das Lachen bleibt den meisten Leuten im Hals stecken oder kommt, wenn es kommt, mit großer Verzögerung.

Ich war ziemlich entzückt und habe mich gut amüsiert. Sehr selten so etwas Stilvolles gesehen und gehört.

Bei Kunst geht es nicht darum, der Gesellschaft etwas zurückzugeben, sondern es ihr heimzuzahlen.

Schon klar, dass bissiger österreichischer Schmäh, kombiniert mit substantiierter (Vorsicht! Juristenjargon!) Arroganz (Jetzt zeigen Sie mir einen Mann in der Kabarett-Szene, mit dem ich mich nicht runterschliefe….) und Stil hierzulande nicht gut ankommt – die üblichen Verdächtigen heulten demgemaß und vorhersagbar getroffen auf.

Nun zum corpus delicti: Harvey Weinstein, Roman Polanski, Woody Allen: Kann man deren Filme noch guten Gewissens schauen? Wo wir doch nunmehr schmerzlich wissen, dass es sich bei diesen Dreien allesamt um … ich mag es gar nicht sagen … und als wäre das nicht schlimm genug, belästigen sie auch noch Frauen. Weinstein, Polanski, Allen, geborener Allan Konigsberg, finden Sie dieses MeToo nicht auch antisemitisch? Es ist ja wohl nur gut und recht, wenn wir den Juden jetzt gestatten, ein paar Frauen auszugreifen. Mit Geld ist ja nichts gutzumachen. Ich meine, den Juden Reparationen zu zahlen. Das ist ja wie Didi Mateschitz einen Red Bull auszugeben.

Da haben wir immer gegen den dummen Vorwurf gewettert, denen ginge es nur ums Geld. Und jetzt plötzlich kommt heraus, denen geht’s wirklich nicht ums Geld. Denen geht’s um die Weiber! Und deswegen brauchen sie das Geld. Da haben wir endlich unsere Schützlinge endlich aus den Fängen der Rechten befreit, und dann tun sie so was.

Henryk M Broder schreibt süffisant (Welt, Paywall): „Wer an dieser Stelle nicht zusammenzuckt, der hat den Leistungskurs ‚Der Holocaust in der deutschen populären Kultur nach 1945‘ versäumt. So etwas sagt man doch nicht, so etwas sollte man nicht mal denken!“

Und: „Der Schmäh, die Hofreitschule der kunstvollen Beleidigung, wie sie unter anderen Peter Handke mit der ‚Publikumsbeschimpfung‘ perfektioniert hat. In Deutschland kommt es auf die ‚Haltung‘ an, in Österreich auf ‚Unterhaltung‘. Und wo Deutschland bereits übelnimmt, da fängt ‚oa Hetz‘ in Österreich gerade erst an.“

Wie sie selbst sagt: Der feuchte Alptraum der politischen Korrektheit – wenn die „Opfer“ sich nicht so verhalten, wie „man“ sich das so wünscht. Was ist denn das für ein sittlicher Inzest, wenn sich ein Opfer an einem Opfer vergreift? Da kennt sich ja kein Mensch mehr aus!

Wenn sie Witze über „die Juden“ macht, und das Publikum lachen will, aber stockt, weil es sich nicht traut, sagt sie beiläufig: Lassen Sie’s raus. Genau. Das ist exakt die Methode Gerhard Polt.

Lisa Eckhart ist natürlich eine Kunstfigur, wie sie sich gibt, und das deutsche Publikum möchte nicht allzuoft in den Spiegel schauen. Das wird nicht lange gut gehen. Ich schließen mich einem Kommentator an:
„Lisa Eckhart ist genial. Sie reißt den antisemitischen Zeitgeist-Spießern die Maske vom Gesicht, indem diese in Schockstarre erleben müssen, dass ihre geheimsten Gedanken offen ausgesprochen werden. Der einzige Schutz gegen diese Entlarvung ist inszenierte Empörung.“

Kann man mich überhaupt kritisieren? Ich bin eine Frau..




Frontfrau für die Revolution nicht auszuschließen

SPD-Chefin Esken schließt eine Koalition unter grüner Kanzlerschaft nicht aus. SPD und Grüne kommen zur Zeit zusammen auf 35 Prozent.

Ich schließe übrigens auch nicht aus, graue Eminenz einer revolutionären Arbeiter- und Bauernregierung zu werden. Ich gehe davon aus, dass die Leserschaft mich dabei unterstützt. Wir brauchten nur noch eine Frontfrau. Jemand Interesse?




In den Spelunken Leticias

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Leticia am Amazonas im Süden Kolumbiens. (Die Fotos hatte ich hier schon gepostet, aber nicht die Passage aus meinem Tagebuch.)

Aus meinem Reisetagebuch, etwas erweitert:
Am Eingang der Stadt steht ein Schild: 18.000 Einwohner, temperatura 32o [Grad Celsius]. Viele kleine Läden mit allem, mit dem man handeln kann. Ein paar Schiffchen im Kleinformat. Manchmal sieht man „zivilisierte“ Indianer – die Physiognomie ist hier schon im Durchschnitt anders als im Hochland, rundlicher, die Menschen sind in der Regel kleiner.

Die wenigen Ausländer treffen sich unvermeidlich abends in den nicht sehr Vertrauen erweckenden Spelunken am Fluss mit dazu passendem Publikum. Ein Engländer erzählt uns von einem Überfall in Cali: zwei Polizisten hätten auf ihn eingeschlagen – sie wollen 300 Dollar haben. Sie schleppten ihn in sein Hotel, weil niemand seine Schecks hätte wechseln können, mit Wachtposten vor der Tür. Ein Freund lenkt den Mann mit einer Prostituierten ab, der Engländer kann seinen Konsul anrufen. Der wiederum ist mit dem Polizeichef befreundet. Es wird hin- und her telefoniert, alles ist informell – Südamerika eben. Am nächsten Tag rückt ein Kommando der DAS an, des Departamentos Admistrativo de Seguridad – die „Drogenpolizei“ und sorgt für Ordnung. Mit denen ist normalerweise nicht gut Kirschen essen. Die DAS verhält sich zur normalen Polizei Kolumbiens wie die GSG 9 zu einem Verkehrspolizisten. Der Engländer ist jedenfalls freigekommen, ohne seine Barschaft zu verlieren. Und vermutlich hat der Konsul den Polizeichef dann beim Golf gewinnen lassen oder so ähnlich.

Irgendwann stößt ein völlig betrunkener deutschstämmiger Kolumbianer zu uns, der alle Getränkerechnungen bezahlt.

Am nächsten Morgen gibt es einen Flaggenaufzug mit schräger Militärmusik und einem „Gleichschritt“, bei dem sich jeder Preuße schaudernd abwendet. Auf dem Fussballplatz läuft jemand mit einem DDR-T-Shirt herum, wo auch immer er das aufgetrieben hat. Ein Kolumbianer wird von seinen Landsleuten angemacht, weil er während der Nationalhymne sitzen bleibt.

Tabatinga ist der erste Ort in Brasilien. Die Grenzbeamten möchten gern 600 Dollar pro Person vorgezeigt bekommen, mittellose gringos dürften nicht einreisen. Ich verstehe kein Wort von dem merkwürdigen Portugiesisch, was hier gesprochen wird. Wir haben 1600 Kilometer per Schiff auf dem Amazonas vor uns. Bis Manaus werden wir zehn Tage brauchen.




Im Reich des Mahdi oder: Islamismus, retro-style

mahdimahdiIch las neulich Sebastian Haffners Biografie Winston Churchill in einem Rutsch durch. Ich wusste nicht, dass Churchill 1898 am Krieg gegen den Mahdi-Aufstand im Sudan teilgenommen hatte – oder: ich wusste rein gar nichts über die Geschichte des Sudan. Bei der Lektüre der einschlägigen Websites fiel mir auf, dass es einige Vorläufer dieser „Mahdi“-Aufstände gab – und natürlich erinnerte ich mich an die Mahdi-Trilogie von Karl May, die ich aber als Junge nicht gelesen hatte.

Ich besorgte mir also das Original Winston Churchills in deutscher Übersetzung: Kreuzzug gegen das Reich des Mahdi, und erwartete ein gut geschriebenes Buch über „Abenteuer“ [es geht um einen Kolonialkrieg] in fremder Zeit in fremden Ländern, da der Autor immerhin Nobelpreisträger für Literatur ist. Ich bin positiv überrascht – es ist weit mehr. Allein die Einleitung von Georg Brunold: Winston S. Churchill und die Geburtsstunde des modernen politischen Islam (33. Seiten) ist eine glänzende, informative und aktuelle Einführung in das Thema, weitaus besser als Online-Quellen. Mir ging es wie ein Rezensent über Rian Malans Mein Verräterherz (unter den top ten aller Bücher, die ich jemals gelesen habe) schrieb: „…ein Stück Afrika, von dem wir alles zu wissen glauben – und wussten doch gar nichts.“

„Warum habt ihr die Leute, welche hier am Boden liegen, gefesselt?“
„Sie sind Gefangene von uns, Sklavenjäger.“
„Das ist doch kein Verbrechen?“
„Nun, dann Menschenraub!“
„Sklaven, überhaupt Schwarze, sind keine eigentlichen Menschen. Du wirst diese Männer also frei lassen!“
Der Mann war wohl etwas über dreißig Jahre alt, hager und trug einen dunkeln, nicht sehr dichten Vollbart. Sein Gewand war weiß gewesen, jetzt aber nicht mehr von allzu reinlichem Aussehen. Der Ausdruck seines Gesichtes war streng, düster asketisch. Er stand gerade und stolz aufgerichtet vor mir, und seine Augen blickten mich fast drohend an, als ob er und nicht ich es sei, der zu befehlen hatte. Ich ahnte nicht, daß dieser Mann später als Mahdi eine so hervorragende Rolle spielen werde.
(Karl May: Der Mahdi)

Bei allen Mahdis geht es um Messianismus, also um eine Mix aus Endzeit-Erwartung und Klassenkampf in religiösem Kostüm. Im 19. Jahrhundert, schreibt Brunold, „erschütterte ein Geist der Revolte und des Neubeginns die islamische Welt“, „entfacht durch soziale, wirtschaftliche und politische Unzufriedenheit.“ – „Nach Jahrhunderten obrigkeitlicher Korruption und Dekadenz, unter denen die verschütteten Quellen wahrer Religon beschworen wurde, konnte allein Gott Abhilfe versprechen – durch Rückkehr zu ihm und Erneuerung des rechtgeleiteten Glaubens.“ Das entspricht exakt der Marxschen Definition: „Die Religion ist der Seufzer der bedrängten Kreatur, das Gemüt einer herzlosen Welt, wie sie der Geist geistloser Zustände ist.“

Ein Zitat Charles Gordons, des britischen Generalgouverneurs der ägyptischen Provinz Sudan, bestätigt das: „Nach dem zu urteilen, was ich von diesem sogenannten fanatischen Land gesehen habe, glaube ich nicht, dass es hier Fanatismus gibt in dem Sinne, wie ihn die Welt gekannt hat. Es geht weit mehr um Fragen des Eigentums und gleicht mehr einem Kommunismus unter der Flagge der Religion.“ (The journals of Gordon Khartoum) Eine klare Einsicht von einem britischem Kolonialoffizier, die man sich auch für die deutsche Journaille wünscht, die meint, über den so genannten Islamismus in Afrika meint berichten zu müssen.

Brunold erwähnt den Aufstand des Diponegoro 1825 auf Java gegen die Holländer, die indische Rebellion von 1857, die anglo-afghanischen Kriege zwischen 1839 und 1919, dem Widerstand des Imam Schamil der Muslime in Dagestan gegen die Russen, den „heiligen Krieg“ der Muwahiddun, der Vorläufer der heutigen saudischen Wahhabiten, 1811-1818 gegen Ägypten, der nur mit Hilfe der britischen Armee gewonnen werden konnte, und das Kalifat von Sokoto im heutigen Nigeria, das die Briten 1903 zerschlugen.

Der Mahdi-Aufstand von 1881 bis 1899 im Sudan, über den Churchill berichtet, „gilt als der erste – zumindest kurzzeitig – erfolgreiche Aufstand einer afrikanischen Bevölkerungsgruppe gegen den Kolonialismus und führte am Ende des 19. Jahrhunderts zur Bildung des Kalifats von Omdurman (auch Mahdi-Reich oder Reich des Mahdi). Die Mahdisten eroberten bis 1885 weite Teile des Landes und wurden 1898 durch eine anglo-ägyptische Streitmacht besiegt.“

Brunold schreibt über den Madhi: In knapp dreieinhalb Jahren des Aufstands bis zum Fall von Khartum war der gewiefte Taktkliker Mohammed Ahmed immer erst in die Gebiete einmarschiert, deren Bevölkerung er bereits auf seiner Seite wußte. Unblutige Siege zog er vor, in deren Folge die traditionellen lokalen Führer allerdings nichts zu lachen und noch weniger zu sagen hatten. Es ist nicht bekannt, daß einer seiner Emire in den Provinzen sich jemals an die Versprechungen gehalten hätte, mit denen zuvor den Gegnern die Kapitulation schmackhaft gemacht worden war. Unter seinen christlichen Gefangenen ließ der Mahdi nur Priestern das Leben und zugleich ihren Glauben. Europäische Söldneroffiziere schonte er, wenn sie sich ergeben hatten und seinen Glauben annahmen. Islam oder das Schwert hieß in großer Tradition die Wahl, die er seinen ungläubigen Feinden ließ. Beim Einzug nach Khartum wurden Tausende massakriert, geköpft, verstümmelt, die verbliebenen Europäer neben Gordon als einzigem Militär der österreichische Konsul Martin Hansal und einige Dutzend Zivilisten samt Kindern, Hunden und Papageien erschlagen, die Frauen versklavt.

Wenn man also heute über den Darfur-Konflikt (das ehemalige Sultanat Darfur) redet und über Dschandschawid, muss man wissen, dass die Vorgeschichte ein paar hundert Jahre zurückreicht. Brunold weist aber darauf hin, dass alle pan-islamischen Bewegungen in Afrika sich schnell zu „ethnisch abgestützten, offen rassistischen Militärdiktaturen“ wandelten.




The Art of Propaganda

propaganda

Schöner und lehrreicher Artikel im Tagesspiegel (ursprünglich vom Montagsblock): „Donald Trump wird abgewählt? Freut euch nicht zu früh!“

„Was sich zu wiederholen scheint, ist die Unmöglichkeit, solchem Unsinn zu begegnen. Vielleicht kann man Kommunikation nur be- oder widerlegen, wenn sie einen gewissen Geltungsanspruch deutlich macht oder wenn ein Argument in einer gewissen Konsistenz zu anderen Sätzen steht. Wo das fehlt, läuft jede Widerlegung ins Leere.

Vielleicht ist Trumps Art zu sprechen also die genialste Form der Kommunikation in einer politischen Kultur, deren Polarisierung so groß ist, dass man so etwas wie einen Konflikt um eine konkrete Sache gar nicht führen kann. (…)

Je idiotischer Trumps Reden und Debattenbeiträge aussehen, desto stärker sind sie in der Lage, die Debatte zu bestimmen und desto schwächer machen sie das Gegenargument.“

Vielleicht sollte ich das hier auch so machen, um nicht mehr eine elitäre Gruppe von exotischen Bildungsbürgern (oder wer auch immer hier mitliest) anzusprechen, sondern um burks.de zu einem Massenmedium zu verwandeln.




Qurikancha

coriancha

Coricancha – der goldene Tempel der Inkas – nur die Grundmauern sind noch zu sehen. Mehr auf Wikipedia und auf Incarail: „Coricancha: the history of the most impressive temple in Cusco“. Fotografiert 1984.




Migrantisches

Manchmal möchte ich mir nur noch an den Kopf fassen. Wer Religion kritisiert, ist bei Grünen und Linken (!) gleich unten durch. Die Deutschtürkin Güner Yasemin Balci ist die neue Integrationsbeauftragte von Berlin-Neukölln. Die BZ dazu:
„Frau Balci ist für Aussagen wie „Der Islam ist eine geladenen Waffe“ bekannt“, kritisiert die Neuköllner Linke.
Hintergrund: Vollständig lautet der Satz: „Religion kann eine Waffe sein – der Islam, so wie er heute von vielen interpretiert wird, ist aufgrund des Mangels an kritischer Auseinandersetzung eine geladene Waffe.“ Balci formulierte ihn in einem Aufsatz für den Cicero im Februar 2015, in dem sie für eine „zeitgemäße Lesart des Korans“ plädiert.

Ich kann mir niemanden vorstellen, der besser für diesen Posten qualifiziert wäre. Offenbar hätten sich einige Grüne und Linke am liebsten eine Hijab-tragende Lesbe gewünscht, aber das gibt es vermutlich gar nicht.

By the way: Ist „migrantisch“ ein deutsches Adjektiv? Was bedeutet es genau?