Class Struggle

class struggle

Ein großartiger Satz im Freitag: Das tonangebende Milieu, das sich selbst für links hält, ist heute weiter von einem Klassenbewusstsein entfernt, als es die Industriearbeiter des 19. Jahrhunderts je waren.“ Und sie merken es noch nicht einmal. Der Artikel heißt: „Wem die Zwietracht nützt. Die Coronakrise wäre eine Chance für die Linken. Doch die verzetteln sich in Identitätsdebatten.“

Man kann das noch von der Bande aus ventilieren. (Nein, es geht nicht um Morddrohungen.) In der konservativen Welt lese ich über eine Studie „über die Volontäre von ARD, Deutscher Welle und Deutschlandradio“:
Und das Ergebnis, über das die Verbandszeitschrift „Journalist“ berichtete, hatte es in sich. „Wenn am Sonntag nur die Volontär*innen der ARD wählen würden“, schrieb das Blatt, „dann sähe das so aus“: Für die Grünen votieren 57,1 Prozent, für Die Linke 23,4 Prozent, für die SPD 11,7 Prozent. Dann folgen die Sonstigen mit 3,9 Prozent und – kaum noch messbar – die Union mit 2,6 Prozent und die FDP mit 1,3 Prozent. Wie sich nach der Veröffentlichung im „Journalist“ herausstellte, wussten die Befragten nicht, dass die Umfrage publiziert werden würde – was das Ergebnis noch glaubwürdiger macht. (Wobei die verschnarchte „Verbandszeitschrift“ das beweist: Das Blatt heiß jetzt journalistin und benutzt Gendersternchen, quod erat demonstrandum.)

Jetzt stellen wir einen logischen Satz auf: 1) junge Journalisten sind mehrheitlich aus dem Gendersternchen-Milieu. 2) Journalisten vertreten mehrheitlich die Sicht der herrschenden Klasse und/oder der Mittelklasse, aus der sie selbst stammen. Was folgt dann 3) für den Journalismus?

Bernd Stegemann schreibt: Der linke Ausweg aus diesem Patt besteht bisher darin, alle Interessen als gleichberechtigt anzuerkennen. Was abstrakt sinnvoll klingt, erweist sich als politische Sackgasse. Denn erstens sind nicht alle Interessen gleichzeitig durchzusetzen, und zweitens werden sie von der Öffentlichkeit unterschiedlich unterstützt.

Nur wie bringt man das denjenigen, die gemeint sind, bei? Mir fällt da nichts zu ein.




Last Man Standing [Update][2. Update]

floß der medusa
Théodore Géricault: Le Radeau de La Méduse, 1819, Louvre

In jedem Hollywood-Actionfilm wird derjenige als good guy verherrlicht, der auf verlorenem Posten bis zur letzten Sekunde kämpft und nie aufgibt. Warum gilt das nicht für Trump? Es geht doch nicht um Inhalte, sondern um die Attitude.

Trump will nicht die Ergebnisse der Wahl ändern. Ich tippe auf folgendes, nicht unrealistisches Szenario:

Die Republikaner wollen möglichst viel Zeit gewinnen. Wenn in einem Bundesstaat bis zur Wahl der Wahlmänner am 14. Dezember kein amtliches Wahlergebnis festgestellt wurde, können die Staaten, in denen die Republikaner die Mehrheit haben, die Ernennung der Wahlmänner mit Hinweise auf das fehlende amtliche Endergebnis verweigern. Das gilt zum Beispiel in Pennsylvania, Arizona und Georgia. Das wäre legal.

Dann hätte Biden am 15.12. nicht mehr die erforderliche Mehrheit der Stimmen (270), wenn die (reduzierten) Wahlmänner den Präsidenten wählen sollen.

Dann wählte der Kongress den Präsidenten. Bei dieser Abstimmung hat jeder Bundesstaat nur eine Stimme. Damit hätten die Republikaner die Mehrheit, auch wenn die Demokraten die Mehrzahl der Abgeordneten stellten.

[Update] Clemens Vergin schildert in der Welt das Szenario ähnlich. “ In Pennsylvania, Michigan und Wisconsin sind die Gouverneure demokratisch und der Landeskongress republikanisch. Die Verfassung gibt der Legislative in den Bundesstaaten das Recht, eigene Wahlmänner aufzustellen, wenn „die Wahl keine Entscheidung getroffen hat“ – ein sehr dehnbarer Begriff. Eine Option, die seit dem 19. Jahrhundert nicht mehr in Anspruch genommen wurde“ (…) Wenn Staaten konkurrierende Wahlmännerlisten aufstellen, muss der US-Kongress entscheiden. (…) Niemand weiß auch, was passiert, wenn die zwei Häuser des US-Kongresses, die von unterschiedlichen Parteien kontrolliert werden, zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen.“

[2. Update] „Das Ergebnis dieser Wahl ist alles andere als ein Patt. Tatsächlich gibt es einen klaren Gewinner: die großen Konzerne und die Akteure des Schattenstaates, von Google und Microsoft über das FBI und die Nationale Sicherheitsbehörde. Aus ihrer Perspektive handelt es sich bei einer schwachen Präsidentschaft Bidens in Kombination mit einem republikanisch geprägten Senat um das bestmögliche Ergebnis.“ (Slavoj Žižek auf Welt online (Paywall))




Hätte uns doch jemand gewarnt!

arab american

The Arab American interviewt Kamala Harris: „And we will take immediate steps to restore economic and humanitarian assistance to the Palestinian people:..“.

Die neue Regierung der USA will die korrupte „Führung“ der Palästinenser weiter alimentierten. Damit wird auch der palästinensische Terror gegen Israel weiter finanziert. Hätte uns doch jemand gewarnt!




Nichtschwimmer im extremistischen Auffangbecken

privacy border=

Die Bundesregierung hat das Internet als extremistisches Auffangbecken im Visier. #verlesen

Über diese Textbausteine könnte man stundenlang räsonnieren. Jedes Wort bleibt mir quer (mit nur einem „e“) im Hals stecken. Rechtsextremisten nutzen grundsätzlich die verschiedensten Arten von Plattformen“, schreibt die Regierung in einer jetzt veröffentlichten Antwort auf eine Anfrage der FDP-Bundestagsfraktion. Dabei sei eine „Tendenz zu einer stärkeren Absicherung in der Szene festzustellen“. Insbesondere würden Messenger-Dienste genutzt, die – wie Telegram – eine „Ende zu Ende-Verschlüsselung“ anböten.

Jaja, da wissen wir alles seit 1993. Die bösen [bitte selbst ausfüllen] nutzen grundsätzlich [bitte selbst ausfüllen, im Zweifel „das Internet“].




9. November, revisited

Berlin 69
Berliner Mauer 1969

Am 8. November 1939 verübte Georg Elser ein Attentat auf Hitler, das leider misslang.

Vor 11 Jahren schrieb ich: Über meinen privaten Helden Georg Elser muss ich den wohlwollenden Leserinnen und geneigten Leser nichts erzählen. Elser war ein guter Terrorist. Er hat acht Menschen getötet, und ich verehre ihn.

Man muss nur Wikipedia lesen, um die offizielle staatliche Heuchelei um Elser einordnen zu können: „Der Chemnitzer Politologe Lothar Fritze, Mitarbeiter des Hannah-Arendt-Instituts für Totalitarismusforschung (HAIT), sprach 1998 in seiner Antrittsvorlesung Elser das moralische Recht ab, als Schreiner und Einzelgänger ein Attentat auf Hitler zu verüben und dabei den Tod von Unschuldigen in Kauf zu nehmen.“ Ich spreche Elser das moralische Recht zu, basta.

Berlin 69
Berliner Mauer 1969

Nicht zu vergessen: Die Totalitarismus-Doktrin (Rot gleich Braun, Hitler gleich Stalinl, Bautzen gleich Auschwitz, KPD gleich NSDAP) ist immer noch die heimliche Staatslehre und wird bei jeder Gelegenheit („gegen Extremismus“) hervorgeholt.

Berlin wall
Berliner Mauer in Second Life 2008

Vorgestern war auch ein Jubiläum: Während des CDU-Parteitags in Berlin am 7. November 1968 bestieg Beate Klarsfeld das Podium der Berliner Kongresshalle, ohrfeigte Kiesinger und rief: „Nazi, Nazi, Nazi!“ Kiesinger war übrigens der erste Politiker, gegen den ich demonstriert habe, noch vor Adolf von Thadden.

9. November




Das Kapital, jetzt auch divers

US elections

Das kann noch lange dauern. Die Stimmen der Soldaten im Ausland werden auch immer zuletzt gezählt.

Immerhin: Joseph Robinette Biden, Jr. ist garantiert ein exzellenter Außenpolitiker. Er kennt zum Beispiel alle relevanten deutschen Politiker der 60-er und 70-er Jahre.

Interessant ist es zu erfahren, für welche Fraktion des US-amerikanischen Kapitals Kamala Harris steht. „Für die Wall Street hätte es deutlich schlimmer kommen können“, schreibt das Handelsblatt. Sie sei eng mit Tech-Firmen verbandelt. Dann ist ja alles gut.

Zwischenfrage: Ab welcher Hautpigmentierung gilt man als „schwarz“? Ist die Dame überhaupt „schwarz“ genug, um von unseren Diversity- und „Vielfalt“-Groupies angehimmelt werden zu können?




Neues aus der freien Welt

Google zensiert die Website der Trotzkisten (via Fefe). Die sind bekanntlich ultragefährlich. Marx im Original und so. Geht ja gar nicht. Denkt jemand auch an die Kinder?




Trump? [Update] [2. Update]

trump

Trump. I told you so.

Alle diejenigen, die sich über den Klassencharakter des bürgerlichen Staates Illusionen gemacht haben und meinten, Biden sei besser als Trump, müssen jetzt sehr stark sein.

Zum mentalen Einstimmen auf das Thema empfehle ich Georg Lukács: „Der Staat als Waffe“: „Man kann“, hat schon Talleyrand gesagt, „mit den Bajonetten alles mögliche anfangen, nur kann man sich nicht auf sie setzen.“ Jede Minderheitsherrschaft ist also sozial in einer Weise organisiert, die die herrschende Klasse konzentriert und zum einheitlich-geschlossenen Auftreten tauglich macht und zugleich die unterdrückten Klassen desorganisiert und zersplittert.

Ist die Sache schon gelaufen? Welt Online: Entscheiden könnte sich die US-Wahl in drei Staaten: Michigan, Pennsylvania und Wisconsin. Wer auch immer zwei von diesen drei Staaten holt, die 2016 alle republikanisch wählten, dürfte siegen. (…)
– Michigan (16 Wahlleute): Aktuell sind hier 75 Prozent der Stimmen ausgezählt, derzeit liegt Trump (52 Prozent) in Führung (…)
Pennsylvania (20 Wahlleute): Hier liegt nach Auszählung von 74 Prozent der Stimmen Trump deutlich mit 55,7 Prozent der Stimmen vorn. (…)
– Wisconsin (10 Wahlleute): 83 Prozent der Stimmen sind aktuell ausgezählt, Trump liegt knapp mit 50,9 Prozent vor Biden (47,3).
[Biden scheint hier hauchdünn gewonnen zu haben.]

Wie konnte das passieren? Im Januar 2018 zitierte ich die New York Times: The anti-Trump movement suffers from insularity [„Tunnelblick“]. Most of the people who detest Trump don’t know anybody who works with him or supports him. And if they do have friends and family members who admire Trump, they’ve learned not to talk about this subject. So they get most of their information about Trumpism from others who also detest Trumpism, which is always a recipe for epistemic closure.

Es sieht so aus, als wäre der Wahlsieg Trump rechnerisch kaum noch zu nehmen, es sei denn, die Briefwähler zum Beispiel in Pennsylvania würden sich überraschend mehrheitlich für Biden entschieden haben – was aber unwahrscheinlich ist.

Aber darauf kommt es gar nicht an. Trump weiß bekanntlich, warum er was sagt -und zu wem. Er hat angekündigt, sich an den Obersten Gerichtshof der USA wenden zu wollen, um zu verhindern, dass weiterhin Stimmen ausgezählt werden. Das gab es schon einmal.
Das Gericht kritisierte u.a. in seinem Urteil vom 12.12.2000, „dass es in den verschiedenen Distrikten des Bundesstaates Florida keine einheitlichen Standards dafür gebe, wie die strittigen Stimmen ausgewertet werden sollen“.

Das Motiv Trumps ist sonnenklar: Entscheidend ist das Wahlmännerkollegium. Die Wahlmänner geben ihre Stimme in den Bundesstaaten am 15. Dezember ab. Wenn keine klare Mehrheit abzusehen ist, wonach es jetzt aussieht, entscheidet das Gericht, nicht der Ausgang der Wahl. Es geht also darum (darum ging es auch 2000), welcher Bundesstaat wann wie viele Wahlmänner in dieses Gremium schickt. Was geschieht aber, wenn das bis zur Frist nicht klar ist?

Übrigens: „Wenn keiner der Präsidentschaftskandidaten die Mehrheit der Wahlmännerstimmen erhält, sieht der 12. Zusatzartikel der Verfassung vor, dass die Wahl durch das Repräsentantenhaus entschieden wird. In diesem Fall wählt das Repräsentantenhaus den Präsidenten durch Mehrheitsentscheid unter den drei Kandidaten, die die meisten Wahlmännerstimmen erhalten haben. Jeder Staat gibt eine Stimme ab.“ Da die Demokraten hier die Mehrheit haben, wird Trump letzteres auf jeden Fall verhindern wollen.

[Update] Nevada gibt das Ergebnis erst am Donnerstag bekannt. Das scheint ein so enges Rennen zu werden – in Michigan liegt Biden nur mit ca. 30.000 Stimmen vorn bei 96 Prozent ausgezählten Stimmen, dass Trump vermutlich versuchen wird, die Sache noch einmal auszählen zu lassen. Die Republikaner haben außerdem den Senat gewonnen, so dass Biden keine Gesetze ohne deren Zustimmung erlassen kann.

[2. Update] Meine Annahme, dass Trump gewinnen würde, fußte auf der statistischen Tatsache, dass bisher jeder Kandidat Präsident wurde, der Texas und Florida gewann. Vielleicht ändert sich das jetzt. Mehr wissen wir erst, wenn die Wahlmänner Mitte Dezember zusammentreten.




Ideensteinbrecher

„Der Islam“ ist wie jede Religion der Weltgeschichte kein eigenständig wirkendes Subjekt, sondern ein je nach historischer Konstellation beliebig verwendbarer Ideensteinbruch, ein Sammelsurium verschiedenster Texte, Traditionen und exegetischen Strömungen, die so heterogen sind, dass man sich daraus eine Argumentation für und gegen ungefähr alles basteln kann. (Fabian Lehr)

Das hat wieder nichts mit dem Islam zu tun. Alle haben zum aktuellen Thema schon etwas gesagt, nur ich noch nicht. Es wiederholt sich ohnehin alles. Daher nur Textbausteine, die dem Publikum bekannt erscheinen werden.

Der Attentäter von Wien gehört der albanischen Minderheit in Nordmazedonien an. Er stammte er aus dem Dorf Celopek nahe der Stadt Tetovo. Das Gebiet ist nahezu ausschließlich von ethnischen Albanern bewohnt. Diese Minderheit bildet etwa 25 Prozent der Bevölkerung des Landes und bekennt sich größtenteils zum Islam.

Man könnte bei Stichwort „Islam“ wieder Gilles Kepel heranziehen: „Das Schwarzbuch des Dschihad – Aufstieg und Niedergang des Islamismus“ oder „Die Rache Gottes“ – Standardwerke zu den radikalen Auswüchsen der monotheistischen Religionen. Kepel behauptet sinngemäß, der Terror sei immer ein Zeichen dafür, dass die ursprüngliche Idee sich nicht hat verwirklichen lassen, was, wenn wir ihm glauben, auch für die deutsche RAF zutraf, die erst dann aktiv wurde, als klar wurde, dass die in der Theorie erwünschte und prognostizierte Revolution nicht kommen würde. Osama bin Laden war für Kepel die „medienwirksamste Form“ des Scheiterns der „salafistisch-dschihadistischen“ Bewegung.

Im Januar diesen Jahres schrieb ich: Zum Thema muss man nur eine Presseerklärung der Aleviten lesen (nicht mehr online, von 2009): „Die Dominanz und das Selbstbewusstsein, mit dem der politische Islam in Deutschland eine Form der Religiösität in den Mittelpunkt der Gesellschaft rückt, der in seiner Ausprägung mit der freiheitlich demokratischen Grundordnung nicht vereinbar ist, verängstigt nicht nur alevitische Mitbürgerinnen und Mitbürger in Deutschland zunehmend. (…) Dieses Urteil (das Urteil des Verwaltungsgerichts Berlin vom 29.09.2009 (AZ.: VG 3 A 984.07), wonach einem muslimischen Schüler das Recht eingeräumt wurde, einmal täglich sein Gebet in der Schule verrichten zu dürfen) ist die Fortführung einer befremdlichen Tradition der deutschen Justiz. Das betäubungslose Schächten von Tieren, die Teilnahme am Schwimmunterricht im Burkini, Kinder die Jihad heißen sowie Frauen, die mit Verweis auf die Scharia keine Härtefallscheidung von prügelnden muslimischen Ehemännern bekommen. All das hat den Segen der freiheitlich demokratischen Justiz in Deutschland. Dieses Maß an Liberalität bei Entscheidungen deutscher Gerichte in Bezug auf den Islam vermissen wir in Entscheidungen der Verwaltungsgerichtsbarkeit z.B. in ausländer- und asylrechtlichen Entscheidungen“.

Man könnte auch etwas fordern, wie etwa Ulf Poschardt (hinter der Paywall der „Welt“):„Moscheen, in denen der Hass auf Christen, Juden, Homosexuelle, Frauen, Nichtgläubige gepredigt wird, müssen umgehend geschlossen werden, eingeflogene Imame, die so predigen, müssen ausgewiesen werden. Die Finanzierung der Moscheen muss transparent gemacht werden. Wer sich von undurchsichtigen Verbänden finanzieren lässt, darf nicht eine Moschee auf deutschem Boden betreiben.“

Ich war in meiner Studentenzeit Abonnent der „Peking Rundschau“, bin daher ideologisch verblendet und sympathisiere immer zuerst mit chinesischen Methoden.




Trends of repression, censorship and ideological homogeneity

The Intercept fliegt aus der Blogroll.
The final, precipitating cause is that The Intercept’s editors, in violation of my contractual right of editorial freedom, censored an article I wrote this week, refusing to publish it unless I remove all sections critical of Democratic presidential candidate Joe Biden, the candidate vehemently supported by all New-York-based Intercept editors involved in this effort at suppression.




Run through the jungle

run through the jungle

Bolivien, Pando-Dschungel (ungefähr hier), fotografiert Ende Juni 1984. Meine damalige Freundin und ich waren auf dem Marsch zu einem Kautschuksammler samt Familie. Man hatte uns gesagt, der „Weg“ sei leicht zu finden. Vermutlich hätte Winnetou die Aufgabe als „leicht“ empfunden, wir waren ganz schön verunsichert. Wer den Urwald kennt, weiß, dass manchmal wenige falsche Schritte ausreichen, um verloren zu sein. (Vgl. „Tag der Arbeit“ 01.05.2019, „Der Kautschuksammler, revisited“ 04.04.2011)




The barest whisper of a lead

Florida und Texas entscheiden. Wenn Trump Florida und/oder Texas gewinnt, bleibt er Präsident. Wenn ich irre, dürft ihr mich einen falschen Propheten nennen, ohne erschossen zu werden.

Trump is unlikely to win a second term without winning the Sunshine State, a richly diverse mix of peninsula and panhandle that he put in his column with a margin of just 113,000 votes four years ago. Polls suggest he has the barest whisper of a lead against the former vice president in a state with 29 electoral votes.




Harte Linie und die ersten Maßnahmen

female worker

Die grüne Partei ist, was ihre Führung angeht, also Habeck, Frau Baerbock, vor allen Dingen auch Frau Göring-Eckardt, das ist eine neokonservative Partei, das muss man wissen. (Gerhard Sch.)

Ja, meine Rede, aber die „Linke“ hat das noch nicht gemerkt. Sie sollte ideologisch auf Distanz gehen.

Was Sahra Wagenknecht sagt, ist auch nicht neu: „Statt um soziale Ungleichheit, Armutslöhne und niedrige Renten drehen sich linke Debatten heute oft um Sprachsensibilitäten, Gendersternchen und Lifestyle-Fragen. (…) Von Arbeitern und Arbeitslosen werden linke Parteien kaum noch gewählt.“

[Passiv ist schwerer zu verstehen als aktives Tun. Als Linkspopulist und Sprachspartaner empfehle ich: Arbeiter (sic) und Arbeitslose wählen heute kaum noch linke Parteien.]

Es sei auch nicht rechts, anzusprechen, dass es kaum möglich sei, eine Schulklasse zu unterrichten, in der über die Hälfte der Kinder kein Deutsch spricht, „oder dass wir auch in Deutschland ein Problem mit dem radikalen Islamismus haben“. Wenn Linke das alles ausblenden, müsse man sich nicht wundern, dass viele Bürger zur AfD überlaufen.“

Was tun? Ich fürchte, „Die Linke“ ist nur noch durch einen parteiinternen Putsch vom Weg in den Abgrund aufzuhalten. Wäre ich 20 Jahre jünger und Mitglied, böte ich mich als Strippenzieher an – eine Frau müsste aber die Revolte führen.

Erste Maßnahme: Das Wort „Klima“ wird gestrichen. Klima, Öko, Bio gehören nicht zur corporate identity einer linken Partei Das ist kleinbürgerlicher Lifestyle und Feuilleton. Man kann sich um die verirrten Seelen, die nur das wichtig finden, kümmern, aber dieses Thema gehört nicht vorn in die Agenda. (Das Wort „nachhaltig“ wird auch verboten.)

„Eine sozial gerechte Energiewende und ökologische Produktion ist dringend notwendig.“ „Sozial gerecht“ im Kapitalismus? Das ist reformistischer, ja reaktionärer Unfug und mitnichten „links“. Da erwarte ich doch gleich „gerechte Löhne“ und „gerechten Handel“. Es kommt aber noch schlimmer: Die „Linke“ kämpft „für faire Produktionsverhältnisse“. Habt ihr noch alle Tassen im Schrank? Euch sollte man ein in Schweinsleder gebundenes „Kommunistisches Manifest“ um die Ohren hauen, am besten die Prachtausgabe mit Metallbeschlägen. Klassenkampf! Und am besten so unfair wie möglich gegen das Kapital!

Das Gesagte gilt auch für „Flüchtlinge“. Schon der Begriff zeigt die suggestive und die hierzulande paternalistisch gemeinte Absicht. Das Wort „Einwanderer“ hört sich für die urbanen Mittelschichten offenbar viel zu einfach an, wäre aber ehrlicher, weil man sich nicht erdreisten sollte, aus der bloßen Tatsache, dass jemand irgendwie nach Deutschland kommt, auf die Motive schließen zu können. Viele flüchten unstrittig vor dem Elend und den Kriegen, darunter sind aber auch Glücksritter, religiöse Fanatiker, Kriminelle und andere Gestalten, mit denen man nicht ernsthaft etwas zu tun haben möchte. Wenn man sich die Sprechblasen und mantraförmigen Textbausteine der „Linken“ ansieht, könnte man meinen, Einwanderer seien ihnen wichtiger als das Elend in deutschen Pflegeheimen.

„Wir fordern ein Bleiberecht für alle Menschen mit unsicherem Aufenthaltsstatus, spätestens, wenn sie fünf Jahren in Deutschland leben.“ Damit kann man beim Pfarrer punkten, und gut gemeint ist es wohl, aber so sollte man das nicht verkaufen. In Deutschland gibt es 187.000 Menschen, die ausreisen sollen, das aber nicht tun (können). Für die möchte die „Linke“ ein Bleiberecht? Oder was? Nicht? Dann sagt es genauer. Oder haltet einfach das Maul bei diesem Thema. Als Linker kann man dazu ohnehin nichts Vernünftiges sagen oder nur moralinsauer herumschwallen. Das würde niemand übelnehmen.

Ich habe kein Problem damit, beim Thema „innere Sicherheit“ eine harte Linie zu fordern von der linken Partei, die ich wählen würde. Mehr Mittel und höhere Löhne für die Polizei: bin ich dabei. Es gibt ähnliche viele „linke“ Polizisten wie in der Gesamtbevölkerung. Wenn die Bewerber aber der Abschaum sind, weil kaum noch jemand einen Beruf wählt, der stressig ist und mies bezahlt wird, kann auch eine Ausbildung nichts daran ändern, dass sich bei der Polizei Leute tummeln, die dort nichts zu suchen haben.

[Tagtraum: Wenn es eine Revolution gegeben hätte (wie in Griechenland, als ein Linksbündnis plötzlich und unerwartet die Macht errang), würde ich zuerst die Polizei und das Militär auf meine Seite ziehen und denen notfalls das Blaue vom Himmel versprechen. Besuch bei der GSG 9 mit Fototermin und Pralinen. Wäre auch eine hübsche Botschaft an die Feinde. Die politische Macht kommt aus den Gewehrläufen, sagte mal jemand. Dann würde ich eine Nachtsitzung mit dem Bundesverfassungsgericht ansetzen und versichern, dass das Grundgesetz unverändert gälte, aber bekanntlich den Kapitalismus nicht vorschreibe. Am frühen Morgen würde ich alle Banken besetzen lassen. Mehr braucht man nicht, um zu gewinnen. Tagtraum Ende.]




Wir sind kein Horst

Sehr geehrter Herr Neonazi Horst Mahler!
Sie beschweren sich darüber, dass Sie verpflichtet werden sollen, in Zukunft ihre sämtlichen Texte eine Woche vor der Veröffentlichung dem brandenburgischen Landeskriminalamt vorzulegen. Das sei Zensur. Ist es nicht, solange Sie unter Führungsaufsicht stehen.
Ich empfehle Ihnen auch einen Blick in § 138 StGB, insbesondere Absatz 2:
(2) Ebenso wird bestraft, wer
1. von der Ausführung einer Straftat nach § 89a oder
2. von dem Vorhaben oder der Ausführung einer Straftat nach § 129a, auch in Verbindung mit § 129b Abs. 1 Satz 1 und 2,
zu einer Zeit, zu der die Ausführung noch abgewendet werden kann, glaubhaft erfährt und es unterlässt, der Behörde unverzüglich Anzeige zu erstatten.

Ceterum censeo: Ich bin gegen Zensur und meine auch, dass eine Demokratie verirrte Gestalten wie Attila Hildmann und Horst Mahler aushalten sollte.




Zickzack und das Bad der Inka

qenkoqenkoqenkotambomachay

Die oberen drei Fotos zeigen Qenko – das Quechua-Wort für „Zickzack“, ein „heiliger“ Platz der Inka; das untere Tambomachay, das „Bad der Inka“ im Valle Sagrado bei Cusco, alle fotografiert im November 1980. Auf dem unteren bin ich zu sehen.

Mein Tagebucheintrag an dem Tag ist lächerlich und kurz. Offenbar war ich von Eindrücken schon so übersättigt, dass ich die beiden archäologischen Stätten nicht mehr verkraften konnte. (Im deutschen Wikipeida ist Quenko irrelevant.) „It is one of the largest huacas (holy places) in the Cusco Region. Many huacas were based on naturally occurring rock formations. It was believed to be a place where sacrifices and mummification took place“. Natürliche Felsenformation? Man muss das gesehen haben – ich keine keinen Ort auf der Welt, der so ähnlich ist, auch nicht in den Andenstaaten. Der riesige Felsblock ist perforiert und ähnelt eher einem Meteoriten.

Qenko war und ist mir heute noch unheimlich. Innen wie eine Art labyrinthische Tropfsteinhöhle, und steinerne „Tische“, zweifellos aus dem Felsen gehauen. Man man mag sich gar nicht vorstellen, was die da gemacht haben. Offenbar ist auch die Literatur zu Qenko spärlich und überschaubar. Man weiß also kaum etwas.




Irritationen beim Publikum

burks in Coburg

Was man so alles aufbewahrt… Es ging um eine Lesung von mir in der Buchhandlung Riemann. Aus: Neue Presse, 18.05.1994.




Back home soon

hubschrauberflughubschrauberflug
Meine Schwester und ich hatten meiner Mutter zum 90-sten Geburtstag einen Hubschrauberflug geschenkt. Im September 2017 war es dann soweit.

To whom it may concern: Meine Mutter kommt am Montag wieder nach Hause. Mal sehen, wie es dann weitergeht…




Spätere Fehler und frühere Fehler oder: E-Mails verschlüsseln unter Linux (Focal Fossa)

thunderbird enigmail

Immer ist irgendetwas. Ich plante, an diesem ruhigen Tag in der letzten Woche meines Urlaubs viel zu schreiben, wie immer eben. Jetzt habe ich nach dem Frühstück zwei Stunden meiner kostbaren Lebenszeit verplempert, um bei meinem neu eingerichteten Focal Fossa (Linux Ubuntu 20.04) wieder E-Mails verschlüsseln zu können. Man sollte denken, das sei einfach, zumal ich das seit exakt einem Vierteljahrhundert praktiziere. Aber das gilt nur theoretisch. Praktisch hat man dann mehrere Schlüssel, mehrere involvierte Programme, mehrere Rechner, mehrere Betriebssysteme, mehrere Versionen derselben, mehrere Backups, und schon bricht Chaos aus.

Die gute Nachricht: Nutzt man als E-Mail-Programm Thunderbird, braucht man bei Linux weiterhin das Add-on Enigmail. Das hört sich auf den verschiedenen Support-Websites ganz anders an: „Thunderbird’s built-in OpenPGP support is not an exact copy of Thunderbird with Enigmail. Thunderbird wants to offer a fully integrated solution, and is no longer using GnuPG by default to avoid licensing issues. (This document explains the differences).“ Bedeutet das, man braucht das eigentliche Verschlüsselungsprogramm GnuPG gar nicht mehr installieren? Und für welches Betriebssystem gilt das? (Wie das neue Thunderbird unter Windows verschlüsselt, beschreibe ich später in einem anderen Tutorial.)

Unter Linux stellt sich die Frage anders, da GnuPG bzw. OpenPGP „ab Werk“ ohnehin implementiert ist. Aber eben nicht komplett (vgl. Sceenshot unten). Das Paket scdaemon musste ich von Hand nachinstallieren, nachdem ich mir die gewohnte Benutzeroberfläche Kleopatra geholt hatte. Auch das Programm ist nicht automatisch in Focal Fossa enthalten. (Dann gibt es noch den zum Glück jetzt irrelevanten Unterschied zwischen GPG und GPG2.) Die glauben offenbar im Ernst, ich würde per Kommandozeile ein Programm bedienen wollen! Mach ich aber nicht.

thunderbird enigmail

Ich musste also, da ich kein Update von Ubuntu gemacht hatte, sondern eine komplette Neuinstallation, zunächst alle Schlüssel, inklusive des eigenen aktuellen Schlüsselpaars, mit Kleopatra importieren. Will man keine E-Mails, sondern Dateien verschlüsseln, braucht man eine grafische Oberfläche (Seahorse geht auch). Thunderbird kann das nicht, oder ich habe das Feature noch nicht gefunden.

Danach installiert man das Add-on Enigmail. Die Wikis und Manuals sind aber noch nicht für das neueste Ubuntu Focal Fossa; man muss also raten und vermuten. Wie aus dem vergrößerten Screenshot ganz oben ersichtlich sind alle Features an gewohnter Stelle.

Ich frage mich, warum die Thunderbird-Entwickler S/Mime ab Werk implementiert haben, aber nicht OpenPGP? Die können mir doch nicht erzählen, S/Mime würden mehr Leute nutzen? Die usability von S/MIME ist das Schlimmste, was man sich vorstellen kann – Finger weg! – es sei denn, man liebte die drohende Gefahr, in die Psychiatrie eingeliefert zu werden.

By the way: Außerdem habe ich mir das Leben schwer gemacht. Menschliches Versagen eben. Ich war am Rande des Nervenzusammenbruchs, als ich das halbe Dutzend meiner eigenen, zum Teil abgelaufenen Schlüsselpaare vor mir hatte, aber die Key-ID des aktuellen Schlüssels in meinem Impressum nicht wiederfand. Mein Konzept war und ist: alles Geheime sowie die Schlüssel sind in Veracrypt-Containern. Darin wiederum liegt eine verschlüsselte Datei, die KeepassXC anlegt. Dummerweise hatte ich bei der Neuinstallation ein veraltetes Backup genau jenes wichtigen Veracrypt-Containers benutzt, in dem mein aktueller geheimer Schlüssel nicht vorhanden war. Zum Glück habe ich noch ein kleines Netbook mit Linux Mint, auf dem ich erleichtert den „richtigen“ Container fand.

Jetzt brauch ich erst einmal noch mehr Kaffee… Vielleicht komme ich heute auch noch dazu, etwas nützliches zu tun.




Und nun zu euch, Verehrer höherer Wesen der muslimischen Art

islam
Source: ABC Australien

„Nichts ist gefährlicher, als nach einem niederträchtigen islamistischen Mord wie in Dresden aus Rücksicht auf den sozialen Frieden die Tat totzuschweigen. Frankreich macht es derzeit gerade vor: Nur eine deutliche Reaktion des demokratischen Rechtsstaats auf den Religionsterror der Islamfaschisten verhindert, dass die Verbrechen von den Rechtspopulisten und der Springer-Presse zum üblichen Radau gegen Merkels Flüchtlingspolitik instrumentalisiert werden. Islamisten gehören ins Gefängnis und/oder ausgewiesen. Ohne Pardon!“ (Karl Kobs)

Wir haben auch wieder einen bedauerlichen Einzelfall, der vermutlich mit dem Islam nichts zu tun hat. „Im Dezember 2019 hatte das Amtsgericht Leipzig den Mann wegen tätlichen Angriffs auf Vollstreckungsbeamte sowie Körperverletzung in zwei Fällen zu einer Jugendstrafe von drei Jahren und einem Monat verurteilt. Darin eingeflossen war ein Urteil des Oberlandesgerichts Dresden aus dem Jahr 2018, das den Mann wegen Werbens um Mitglieder und Unterstützer einer terroristischen Vereinigung im Ausland und des Verschaffens von Plänen zur Begehung einer schweren Straftat sowie ebenfalls wegen Körperverletzung und Bedrohung zu einer Strafe von zwei Jahren und neun Monaten verurteilt hatte. Der Tatverdächtige hält sich der Behörde zufolge seit 2015 in Deutschland auf und ist derzeit nach dem Aufenthaltsgesetz geduldet.“

Sollte man nicht dulden. Rein gar nicht. Schauen wir in das betreffende Gesetz: „Einem Ausländer kann eine Duldung erteilt werden, wenn dringende humanitäre oder persönliche Gründe oder erhebliche öffentliche Interessen seine vorübergehende weitere Anwesenheit im Bundesgebiet erfordern.“

Ich sehe in diesem Fall kein öffentliches Interesse.

Laut Passauer Neue Presse warnt der deutsche Lehrerverband: Auch an deutschen Schulen würden Lehrer eingeschüchtert“. „Lehrer würden beispielsweise aufgefordert, Themen wie den Nahostkonflikt oder Israel nicht im Unterricht zu behandeln. „Lehrkräfte trauen sich an manchen Schulen nicht mehr, einen Film wie ,Schindlers Liste‘ zu zeigen. Sie bekommen Druck von den Eltern, aber auch von Schülern. (…) Viele Kolleginnen und Kollegen hätten wohl auch in Deutschland Angst, beispielsweise in einer Unterrichtsstunde über Meinungs- und Kunstfreiheit auf die Mohammed-Karikaturen zu verweisen.“

Ich hätte nie gedacht, dass ich jemals etwas gut finden würde, was Macron macht. Aber hier bin ich mit ihm einer Meinung: „Frankreichs Regierung will stärker gegen Islamisten vorgehen“. „Auch würden 51 Vereine, Schulen und Kultstätten künftig genau überwacht. Zwei Organisationen – das «Collectif contre l’Islamophobie» und die sich als humanitäre Vereinigung bezeichnende «BarakaCity» – will Darmanin schnellstmöglich auflösen lassen, da sie den Werten Frankreichs feindlich gegenüberstünden.“

Das würde ich auch hier empfehlen. Alle Organisationen, die etwas von einem „antimuslimischen Rassismus“ faseln, genauer untersuchen und wenn nötig verbieten. Man könnte auch von der Sowjetunion oder China lernen: Moscheen zu Turnhallen!

So, jetzt geht es mir wieder besser.




Pandemisches

klein burks
Reinigen des Körpers in Zeiten vor Corona. Ich war laut Fotoalbum damals vier Monate alt.

Vielleicht bin ich nur naiv. Wir haben eine Seuche, und es wäre nützlich, dass die Gefährdeten sich regelmäßig testen lassen könnten. Das geht in diesem Land nicht – ist halt kein Staatskapitalismus oder etwas noch Hübscheres. Man kann sich nur testen lassen, wenn man einen „Grund“ hat.

Die Gesellschaft für Virologie stellt nüchtern fest: „Aufgrund der explosiven Infektionsdynamik, die wir in allen Hotspots quer durch Europa feststellen, steht zu befürchten, dass ab einer bestimmten Schwelle auch in bisher unkritischen Regionen die Kontrolle über das Infektionsgeschehen verloren geht. Bei Überschreiten dieses Schwellenwerts sind die Nachverfolgung einzelner Ausbrüche und strikte Isolationsmaßnahmen nicht mehr realisierbar und eine unkontrollierte Ausbreitung in alle Bevölkerungsteile, einschließlich besonders vulnerabler Risikogruppen, nicht mehr adäquat zu verhindern. Es steht zu erwarten, dass dies zu einer raschen Überlastung der Gesundheitssysteme führen würde, was zum Beispiel in Deutschland allein schon wegen des Mangels an Intensivpflegekräften bereits bei weit unter 20.000 Neuinfektionen pro Tag der Fall sein könnte. Hierunter wird nicht nur die Behandlung von COVID-19 Patienten, sondern die gesamte medizinische Versorgung leiden.“

Schon klar. Wir stehen an der Schwelle zum exponenziellen Wachstum der Kurve, und ich befürchte, das wird sich nicht mehr aufhalten lassen. Die Welt (Paywall) schrieb am 14.10.20: „Würde der Sieben-Tage-Schnitt, wie in den vergangenen zehn Tagen, auch in den weiteren 74 Tagen bis zum 21. Dezember mit 4,119 Prozent zulegen, wären wir dann nicht bei 19.200 Fällen, sondern bei 120.200, also gut dem Sechsfachen.“ Die Behörden können nicht mehr richtig nachverfolgen, damit ist die ursprüngliche Idee, so die Seuche eindämmen zu wollen, perdu.

Das wird noch interessant. Aber eines prophezeie ich: Der Kapitalismus wird die Pandemie überleben.

covid-19 wachstum
Credits: Olaf Gersemann: „Das Merkel-Szenario vom 28. September – 19.200 #Corona-Fälle am Tag zu Weihnachten – unterstellte implizit ein tägliches Wachstum des 7-Tage-Schnitts von 2,786%. Tatsächlich war die Zuwachsrate seither doppelt so hoch (5,662%).“