Texit oder: Remember the Alamo!

alamo

Texas spaltet sich vielleicht von den USA ab. Das Thema ist nicht neu. Außerdem gab es schon einmal die Republik Texas.

Texas ist doppelt so groß wie Deutschland. Seine Wirtschaft ist etwa so groß wie die Kanadas oder Brasiliens.

Wie ist das einzuschätzen? Ist der Texit vergleichbar mit Katalonien, Schottland, Kurdistan, den Basken? Sollen wir den Zerfall von Nationalstaaten begrüßen, weil sie mit Amazon dem weltweiten kapitalistischen Markt obsolet geworden sind?

Planlose Bilder des Feindes

planlos

Kurze Durchsage der Politsekte DKP bzw. ihres Zentralorgans UZ:
Die Pflege der Feindbilder Russland und China macht auch vor Teilen der Linken nicht halt. So ermahnte die scheidende Linken-Ko-Vorsitzende Kipping die Bundesregierung vor dem EU-China-Gipfel im September im Stile Mike Pompeos: „Ich erwarte, dass die Bundesregierung gegenüber der chinesischen Führung eines sehr deutlich macht: Es muss Schluss sein damit, dass Uiguren, dass Minderheiten eingesperrt werden in China in Lager. Es darf keine Repression gegenüber der Demokratiebewegung in Hongkong geben.“ Leipziger Antifa-Gruppen demonstrierten unterdessen „Gegen die Festung Europa und das autoritäre Regime Chinas“..

Warum denke ich jetzt bei der UZ an blinde Hühner und Körner?

Man muss sich das auf der Zunge zergehen lassen: Leute, die sich für links halten, fordern den Ausschuss, der die Geschäfte des Kapitals organisiert, auf, gegen die Regierung eines staatskapitalistischen Landes vorzugehen. Es ist zu lächerlich, als dass man sich damit ernsthaft befassen müsste. „Autoritär“ ist übrigens weder ein marxistischer Begriff noch erklärt er überhaupt irgendetwas, außer man denkt an die fragwürdige Kategorie Hannah Arendts.

Die „Proteste“ in Hongkong sind IMHO reaktionär. Daher ist es nur zu logisch, dass die Grünen sie unterstützen.

Ceterum censeo: Was den uigurischen Terror und den dortigen Islamismus angeht, halte ich mich mit Kritik an der VR China zurück. „Bärte ab“ und „Moscheen schließen“ finde ich klammheimlich sympathisch.

Woke, Woker, am Beklopptesten

Der nächste Schritt der Wokeness-Agitprop wird sein, „Islamophobie“ als gleichwertig mit „Antisemitismus“ zu etablieren:
Zwei Universitätsprofessoren in Grenoble müssen um ihr Leben fürchten, weil Studenten ihre Namen in großen Lettern an das Unigebäude plakatiert und sie der Islamophobie bezichtigt haben. „Faschisten in unseren Hörsälen! Professor K. Entlassung! Die Islamophobie tötet!“, stand an der Fassade. Auch in den sozialen Netzwerken hielten die von der Studentengewerkschaft Unef unterstützten Aktivisten den beiden Professoren islamfeindliche Haltungen vor.

Es gibt dazu einen Artikel in Französisch, auf Deutsch leider hinter einer Paywall.

Frauen! Tach!

frau

Ich glaube nicht, dass die Teilnehmerinnen der Zweiten Internationalen Konferenz kommunistischer Frauen in Moskau 1921 sich hätten vorstellen können, dass 100 Jahre später viele Werktätige am 8. März im kapitalistischen Deutschland frei haben, weil sie damals beschlossen haben, dass der Internationale Frauentag eben an diesem Datum sein soll.

Als Mann kann man das divers unterschiedlich begehen: Man erfüllt die Wünsche der Damen, die fragen, welche Bücher Männer zum Weinen gebracht haben (vgl. oben). Oder man schaut Fotos von Damen an, die nie und nimmer an einer kommunistischen Frauenkonferenz teilnehmen würden. Oder man liest die South China Morning Post über Gewalt in China gegen Frauen – ein Beweis dafür, dass Rechte, die man als selbstverständlich ansehen sollte. auch im Staatskapitalismus einem nicht automatisch zufallen, sondern erkämpft werden müssen. Oder man schaut einer der schönsten Frauen der Welt zu, wie sie in einem ansonsten ziemlich doofen Film Männer niedermäht.

girlsdefense

Frauen mit und ohne Knarren müssen nicht automatisch emanzipiert sein, sie können trotzdem wie die letzte Tussy herumposieren. Und „unsittliche Anmachsprüche“ sind offenbar auch dann noch möglich, wenn die Frauen bewaffnet sind.

In der Schweiz haben sie jetzt zugunsten der Frauen abgestimmt: Burka und Niqab werden verboten. Vermutlich wird in einigen Jahrzehnten Deutschland das einzige Land Europas sein, in dem die Verschleierung von Frauen noch erlaubt ist. Dafür werden die Grünen schon sorgen.

Ich muss jetzt in die Küche und kochen.

Jessica matten border=

Kein Gedächnis, bitte!

Kaiser Wilhelm Gedächniskirche

Ich radelte an der Kirche mit dem komischen Namen vorbei und stellte fest, dass sie ausnahmsweise nicht eingerüstet war. Deshalb das Foto.

Volksgemeinschaft 2.0

die grünen

Was die Grünen wirklich wollen: Der Kapitalismus soll hoffähig bleiben und die Illusion aufrechterhalten werden, es könne „gerecht“ zugehen. Eine neue Volksgemeinschaft zwischen Kapital und Arbeit, jetzt aber „divers“!

Krieg gegen die Vernunft

Graffiti

Heute haben wir viel zum Fremdschämen.

– Die FAZ: „2 + 2 ≠ 4 – In den Vereinigten Staaten soll Mathematik nicht mehr rein objektiv, sondern ein Zeichen „weißer Vorherrschaft“ sein.“

Auch Objektivität, heißt es in dem Begleitbuch zur neuen Lehrmethode unter dem Titel „Abbau von Rassismus“, sei ein charakteristisches Zeichen für „weiße Vorherrschaft“. (…) Der britische Publizist Douglas Murray schreibt den sogenannten Krieg gegen die Mathematik gesellschaftspolitischen Strömungen zu. Als der Schulbezirk Seattle im Bundesstaat Washington vor zwei Jahren ansetzte, den Unterricht zu „entkolonialisieren“ und Mathematik durch Programme wie Unterwasserrobotik, Streetart und Genderstudien zu ergänzen, warf er den amerikanischen Pädagogen vor, sich der Woke-Kultur zu beugen. Der Trend, Probleme grundsätzlich unter dem Vorzeichen von Rassismus zu interpretieren, habe in den Vereinigten Staaten längst das Ausmaß einer betäubenden Orthodoxie erreicht.

Die sind doch total irre. Es ist aber folgerichtig und wird hier auch so kommen. Die Grünen scharren schon mit den „Antirassismus“-Hufen. Wer sich aber mathematischer Logik verweigert, wird bei der Unterwasserrobotik nicht weit kommen.

– Ist jemand gerade an einer Grenze zwischen Deutschland und einem Nachbarland? Wer nach Deutschland einreist, bekommt eine fragwürdige Warn-SMS aus dem Hause Spahn.

Wer auf den Link in der SMS klickt, landet auf einer zunächst immer deutschsprachigen Seite des Bundesgesundheitsministeriums, die zudem je nach Browser noch einen ebenfalls deutschsprachigen Datenschutz-Dialog anzeigt. Diese Anzeige ist bildschirmfüllend, selbst auf einem 6-Zoll-Riesensmartphone mit hoher Bildschirmauflösung.

Stimmt der Nutzer zu, dann werden auf sein Gerät 19 Cookies geladen, unter anderen von Google und Youtube – auch welche, die Marketingzwecken dienen. Warum das auf einer Informationsseite der Bundesregierung notwendig sein soll, ist aus Experten-Sicht völlig unverständlich.

Warum? Dieses Chaos ist das Ergebnis eines wochenlangen Abstimmungsprozesses zwischen Bundesgesundheitsministerium, Bundeswirtschaftsministerium, Bundesdatenschutzbeauftragten und Bundesinnenministerium. Ach so. Das erklärt es natürlich.

– Die Ruhrbarone weisen zu recht darauf hin, dass sich die Landesmedienanstalten zu Zensurbehörden aufschwingen – dank des Paragrafen 19 des neuen Medienstaatsvertrages.

Die Telemedien, gemeint sind zum Beispiel Online-Magazin [sic], Blogs und Youtube-Channels, werden wie die TV- und Radiosender von den Landesmedienanstalten (LMA) beaufsichtigt.

Auf der Website der Anstalten fand ich den wunderschönen Satz: „… einer von den Medienanstalten anerkannten Einrichtung der Freiwilligen Selbstkontrolle“. Man müsste Max Weber fragen, ob es auch eine unfreiwillige Selbstkontrolle gebe. Oder ist das eher das Metier von Siegmund Freud?

Geschlossen und offen

Camila Valejo
Symbolbild: Anführerin der deutschen Linken im Jahr 2030 (Wunschtraum, wird nie so sein)

Zum Parteitag der deutschen „Linken“ kann ich nicht viel sagen. [Bitte selbst ausfüllen] ruft zur Geschlossenheit auf.

Im Ernst: Da scheint es noch ein paar vernünftige Leute zu geben, die aber leider in der absoluten Minderheit sind: „…der in seiner Bewerbungsrede unter anderem kritisiert hatte, dass in den vorderen Reihen der Partei Die Linke kaum Arbeiter vertreten seien, obwohl sie doch den Anspruch habe, Arbeiterpartei zu sein.“

Hat sie den?

Der Imam ist es nie oder: Die Klassenfrage im „Tatort“

tatort

Beim Abendessen habe ich mir jeweils einen „Tatort“ per Laptop zu Gemüte geführt. Meine wenigen Vorlieben beschränken sich – inklusive Polizeiruf 110 – auf Dortmund (wegen Jörg Hartmann alias Peter Faber), Rostock (wegen Charly Hübner alias Alexander Bukow), Köln und Münster (eigene Kategorie).

Wenn man die Websites der Anstalten öffnet, schwappen einem, neben unsäglichem Quatsch in großer Anzahl, jede Menge Krimis entgegen. Man soll nachzählen, wieviele Tote es fiktiv täglich gibt – mehr als in der Realität auf jeden Fall. Offenbar will das Publikum so etwas.

Kriminalfilme sind pure Pädagogik, also gut gemeint. Das Böse darf nicht siegen. Zum Klassenkampf darf auch nicht aufgerufen werden, zu allem anderen schon. Der Krimi stellt auch nicht die Systemfrage, zumindest nicht im deutschen Fernsehen, weil man sich dann Gedanken machen müsste, was nach dem Kapitalismus kommen könnte. Der Rahmen des Plots ist also eng und vorgegeben.

Ich war bei den beiden obigen „Tatorten“ jedoch überrascht, dass die Klassenfrage, wenn auch nur indirekt, unübersehbar durchschimmerte. Bei Borowski und das Glück der Anderen geht es um einen Mord „von unten nach oben“. Die Mittelschicht bringt sich also, was die Regel ist, nicht gegenseitig um, sondern jemand, der „die da unten“ verachtet und das auch ausspricht, kriegt seine gerechte Strafe muss daran glauben. Ein Rezensent macht daraus „Vorstadtfrust“. Ich sehe da mehr. Was, wenn alle plötzlich meinten, sie müssten jetzt ein Stück vom Kuchen abkriegen und ganz richtig merken, dass das mit Fleiß und Arbeit nicht zu schaffen ist in diesem System?

Der Dortmunder „Tatort“ Heile Welt ist noch besser, allerdings kommt am Schluss die von den Anstalten gewünschte Weltsicht und Moral mit dem Holzhammer. Nicht der Plot ist außergewöhnlich, sondern die Rolle der Kommissarin Anna Schudt alias Martina Bönisch, die plötzlich und unfreiwillig zwischen allen Fronten steht. Die Bilder erinnerten mich an eine hier schon erwähnte Seminararbeit während meines Studiums:

revolution

Was ist, wenn Riots und Randale ausbrechen und man mittendrin ist? Kann man etwas Vernünftiges tun? Werden diejenigen obsiegen, die auch das Richtige denken? Nein, werden sie nicht. Die Revolutionäre werden am Ende von denjenigen weggefegt, die im Hintergrund gewartet haben, wer gewinnt und sich dann auf die richtige Seite geschlagen haben. Die Revolution frisst immer ihre Kinder.

Ich kann mich erinnern, dass „meine“ K-Gruppe sich immer minutiös, strategisch, taktisch, inhaltlich auf studentische Vollversammlungen (wir sagten: VauVaus) vorbereitete, und immer stand dann jemand auf, meistens eine charismatische Frau, die vorgab, zu keiner Gruppe zu gehören, und die dann unter dem Jubel der Massen eine meistens von uns unerwünschte Richtung vorgab.

Ich glaube, der alte Friedrich Engels hat komplett recht. Wogt die Masse erst hin und her, kann man das kaum steuern.

Man müsste sich trauen, ein anarchisches Drehbuch zu verfassen. Im deutschen Fernsehen sind die Rollen mehr oder minder vorgeben, wenn auch nur im Entferntesten Einwanderer oder der Islam im Hintergrund lauern. Ein Imam darf reaktionär, streng, bekloppt sein, aber nie der Täter. Wenn das doch so wäre, gäbe es Randale. Und ich ginge dann solange, je nach Jahreszeit, paddeln oder Käsekuchen backen, und guckte mir viel später und vergnügt das Ergebnis an.

tatort

Kubistische Nackte und die Künstlerlinke [Update]

Georgy Kurasov

Großartige Bilder von Georgy Kurasov! Die würde ich alle bei mir aufhängen. Aber wieso muss ich erst Tor bemühen, um auf die österreichische Seite klassikmagazine.com zu gelangen? Haben die deutschen Jugendschützer die wieder zensiert bzw. bei Google angeschwärzt, weil die Jugend beim Anblick kubistischer Titten sittlich gefährdet wird?

Nun zu einem immer wieder beliebten Thema.

– Der Humanistische Pressedienst schreibt über „Allah und die Linke“. – „Der fatale Umgang der Linken mit dem Islam – aus Furcht, damit Rechten Zündstoff zu liefern, schweigt sie. Galt nicht Religionskritik spätestens mit Voltaire einmal als Selbstverständlichkeit?“

Nein, die aufklärerische Vernunft ist dem Rückzug. Dummerweise sind die, die der Text betrifft, völlig beratungsresistent.

[Update] Ein Kopftuchverbot ist zulässig.

– Die Taz lässt den Philosophen Robert Pfaller über „Pseudolinke“ zu Wort kommen:
„Statt Kinderbetreuungseinrichtungen bekamen wir das Binnen-I, statt Chancengleichheit bot man uns »diversity«, und anstelle von progressiver Unternehmensbesteuerung erhielten wir erweiterte Antidiskriminierungsrichtlinien. Das entspricht dem Grundprinzip neoliberaler Propaganda: Alle Ungleichheit beruht demnach lediglich auf Diskriminierung. (…) Denn die sogenannte Kulturlinke ist ja der Profiteur dieser neoliberalen Ideologie.“

Auch das wird niemanden interessieren, und die taz wird von ihrer Sternchen- und Doppelpunktsprache nicht lassen. Das Zentralorgan der Pseudolinken wird sich nicht ändern – es spiegelt die Ideologie der Kundschaft und der Rezipienten wieder. Es geht um Esoterik, hört ihr? Mit Esoteriker_:*Innen kann man weder diskutieren noch argumentieren.

– „Wenn der Faschismus wiederkehrt, wird er nicht sagen: ‚Ich bin der Faschismus‘. Nein, er wird sagen: ‚Ich bin der Antifaschismus'“. (Ignacio Silone, antistalinistischer Kommunist, 1900-1978)

Er tritt nicht wieder an

Erklärung von Fabio De Masi:
„Die Kunst der Politik besteht darin, auch an die Lebensrealität und die Sprache jener Menschen anzuknüpfen, die um die Kontrolle über ihr Leben fürchten. Die politische Linke darf das menschliche Grundbedürfnis nach Sicherheit – in einem umfassenden Sinne – nicht vernachlässigen. Dabei sollte man weder Ressentiments schüren noch so sprechen, dass normale Menschen einen Duden brauchen. (…)
Die Debatten der Meinungsführer in den akademischen Milieus, die Codes der digitalen Empörung und Hashtags, die häufig nur wenige Stunden überdauern und nichts kosten, sind dafür kein Ersatz. (…)
Identität ist wichtig im Leben. Sie darf aber nicht dazu führen, dass nur noch Unterschiede statt Gemeinsamkeiten zwischen Menschen betont werden und sich nur noch „woke“ Akademiker in Innenstädten angesprochen fühlen.“

Die Robinhoodisierung der Linken

kommunistisches Manifest
Manuskriptseite des Manifests der Kommunistischen Partei

Interessanter Text von Thomas Kuczynski: „Widersprüche weiterdenken – Zum 170. Jahrestag des Kommunistischen Manifests„.

„Im Schlussteil des Manifests stellen die Verfasser fest: In allen revolutionären Bewegungen heben die Kommunisten „die Eigentumsfrage, welche mehr oder minder entwickelte Form sie auch angenommen haben möge, als die Grundfrage der Bewegung hervor.“

Das Gros der Vordenker der Partei Die Linke stellt die Wahrheit dieses Satzes seit Jahren in Abrede und meint, es genüge, die „Verfügung“ über das Eigentum „sozialen Kriterien“ zu unterwerfen.“

Macht es Sinn, die Linken in der „Linken“ aufzurufen, gegen die kleinbürgerliche Parteiführung zu putschen? Oder soll man einfach dabei zusehen, wie der ganze Laden unter die 5-Prozent-Hürde schlittert, mitsamt der Gendersternchen?

Stachelbeertorte

StachelbeertorteStachelbeertorte

Ich hatte mir vor einigen Wochen vorgenommen, die Kunst des Kuchenbackens zu erlernen. Das hätte ich schon vor vor 50 Jahren tun können, aber damals war ich zu blöde dazu oder hatte anderes im Sinn. Mittlerweile kann ich schon improvisieren. Im Supermarkt meines Vertrauens war ich auf der Suche nach Obst, das sich zu dem geplanten Zweck eignete. Da sah ich Gläser mit Stachelbeeren aus Brandenburg und griff zu.

Ich kann mich gar nicht erinnern, wann ich zum letzten Mal Stachelbeertorte gegessen habe. Vielleicht bei meiner Oma, die selbige aus ihrem Garten bezog (wurde leider schon vor vielen Jahrzehnten eingeebnet, war aber ein wichtiger Punkt der positiven Erinnerungen meiner Kindheit).

Man macht also zunächst einen Tortenboden. Ich habe erst jetzt herausgefunden (ganz ohne Youtube-Videos), dass eine Springform nicht immer die beste Wahl ist, weil der Teig gern eine Form annimmt, die er will und nicht soll. Eine Obstkuchenform ist besser. Dafür gibt es zahllose Rezepte.

Die Tortenglasur mache ich auch nach Rezept. Hier aber habe ich mehr von dem Stachelbeersaft genommen, weil die Springform größer war, und habe in die kurz aufgekochte Masse noch ein Päckchen aufgelöstes Vanillepuddingpulver gequirlt. Schmeckt alles vorzüglich, beim nächsten Mal muss aber die Tortenbodenform besser werden, ungefähr so wie bei meiner Oma vor mehr als 60 Jahren…

VKPD

paul levi
Paul Levi (1882-1930), Mitbegründer der KPD, Vorsitzender 1919-1921

Die Sektierer in der Partei Die Linke wollen deren mit riesigem Abstand populärste Politikerin (wer ist das noch mal?) nicht nach Sachsen-Anhalt einladen. Auch in Köln ist es ähnlich – Sektiererei ist beileibe kein Problem des Beitrittsgebiets. Ich schlage vor, diese Mischpoke den „Thälmann-Flügel der Linken“ zu nennen.

Das erinnert an die Geschichte der KPD und an die vermutlich unstrittige These, dass die deutsche Linke dieses finstere Kapitel nicht aufarbeitet und auch nicht willens dazu ist. Erst seit der Wiedervereinigung ist das möglich: In der DDR wurde jede Kritik an der „offiziellen“ Geschichtsschreibung niedergebügelt. Ich schrieb im Juni 2020: „Ernst Thälmann und seine Abhängigkeit von den Direktiven Stalins und der Kommunistischen Internationale waren eine Katastrophe für die KPD. Genau so muss man es sehen. Vermutlich wäre Paul Levi erfolgreicher gewesen.“

VKPD

Eine „Bildungswebsite“ auf Fratzenbuch, die vermutlich der geschätzte Kollege Daniel Kulla betreibt (vgl. auch Classless Kulla), berichtete jüngst über die Wahlerfolge der Vereinigten Kommunistischen Partei Deutschlands (VKPD) (von mir in verständliches Deutsch übersetzt):
Am 20. Februar 1921 votieren 29,8 Prozent der Wahlberechtigten (197 113 Stimmen) im Wahlkreis Merseburg für die Vereinigte Kommunistische Partei (VKPD). Der Wahlkreis umfasst in etwa das Mitteldeutsche Industrie- und Bergbaugebiet Halle-Leuna-Mansfeld. Die VKPD wird damit stärkste Partei des Wahlkreises. Sie entsendet 5 Abgeordnete in den Preußischen Landtag.

Die KPD hieß VKPD seit dem Zusammenschluss mit dem größeren Teil der USPD im Dezember 1920. Die VKPD hat mehr als 400.000 Mitglieder und wird damit zur nicht nur zur größen Partei Mitteldeutschlands, sondern auch im Ruhrgebiet und in anderen Industrieregionen. Damit ist sie eine der ersten kommunistischen Massenparteien außerhalb Sowjetrusslands. Die VKP ist zwar Teil der Komintern, verfolgt aber eine Einheitsfront-Politik. Das unterscheidet sie von der „Avantgarde“-Linie der Bolschewiki. Die deutschen Kommunisten wollen Bündnisse und gemeinsame Aktionen mit Gewerkschaften und den anderen Arbeiterparteien, vor allem deren Basis. Die Mehrheit der Arbeiterklasse soll für eine Sozialistische Rätedemokratie gewonnen werden.

Nach dem Tod Lenins und der konterrevolutionären Machtübernahme Stalins wurde Levi auf Betreiben der Mehrheit der Komintern-Führung um Grigori Sinowjew aus der KPD bzw. VKPD ausgeschlossen, da er seine Kritik an der Leitung der (V)KPD und der Komintern nicht revidieren wollte. Levi kehrte 1922 zur SPD zurück. In der stalinistischen Parteigeschichtsschreibung wurde sein Name entweder verschwiegen oder gegen ihn auf niedrigstem Niveau gehetzt. Die SPD vereinnahmt ihn bis heute für ihre antikommunistische Propaganda.

Bezeichnend: Nach Paul Levis Tod wurde im Reichstag seiner mit einer Gedenkminute gedacht, Die Abgeordneten erhoben sich. Die Mitglieder der KPD- und der NSDAP-Fraktion verließen dabei demonstrativ den Saal.

Jetzt kennt ihr meine Version.

Niedrige Motive

helfen wohltätigkeit

Ich muss leider hier noch einmal Eiswasser über die Köpfe schütten. Karl Marx 1845 ganz aktuell über die Motive des „Helfens“ (inklusive „Flüchtlingshilfe“ und „Willkommenskultur„) beim liberalen (Klein)Bürgertum:
Das Elend wird mit Bewußtsein ausgebeutet, um dem Wohltäter (…) Genuß der eignen Vortrefflichkeit (…) zu verschaffen. (…)… daß das menschliche Elend selbst, daß die unendliche Verworfenheit, welche das Almosen empfangen muß, der Aristokratie des Geldes und der Bildung zum Spiel, zur Befriedigung ihrer Selbstliebe, zum Kitzel ihres Übermuts, zum Amüsement dienen muß. Die vielen Wohltätigkeitsvereine in Deutschland, die vielen wohltätigen Gesellschaften in Frankreich, die zahlreichen wohltätigen Donquichotterien in England, die Konzerte, Bälle, Schauspiele, Essen für Arme, selbst die öffentlichen Subskriptionen für Verunglückte haben keinen andern Sinn.

Reaktionäres Pack oder: Volksgemeinschaft heisst jetzt gesellschaftlicher Zusammenhalt

volksgemeinschaft

Ich muss mir das von der Seele schreiben, weil ich das nur hier kann. In (oder sagt man auf?) sozialen Medien würde ich sofort wegen „Hassrede“ zensiert und gesperrt. Also laut und deutlich zum Mitschreiben: Die „Grünen“ sind ein reaktionäres Pack! Ich wiederhole: Reaktionäres Pack!

Die Partei der liberalen Bourgeoisie möchte jetzt ein Ministerium für gesellschaftlichen Zusammenhalt. Ich fass es nicht… In Neusprech heisst das „Gesellschaft der Vielen“.

Ob es jemandem auffällt, dass die „Grünen“ das Thema 1:1 von der CDU geklaut haben? Arsch und Eimer, sage ich nur.

Dann muss ich eben wieder zitieren:
Diese wenigen Andeutungen werden genügen, um zu zeigen, daß die ganze Entwicklung der modernen Industrie die Waagschale immer mehr zugunsten des Kapitalisten und gegen den Arbeiter neigen muß und daß es folglich die allgemeine Tendenz der kapitalistischen Produktion ist, den durchschnittlichen Lohnstandard nicht zu heben, sondern zu senken oder den Wert der Arbeit mehr oder weniger bis zu seiner Minimalgrenze zu drücken. (…)
Gleichzeitig, und ganz unabhängig von der allgemeinen Fron, die das Lohnsystem einschließt, sollte die Arbeiterklasse die endgültige Wirksamkeit dieser tagtäglichen Kämpfe nicht überschätzen. Sie sollte nicht vergessen, daß sie gegen Wirkungen kämpft, nicht aber gegen die Ursachen dieser Wirkungen; daß sie zwar die Abwärtsbewegung verlangsamt, nicht aber ihre Richtung ändert; daß sie Palliativmittel anwendet, die das Übel nicht kurieren. Sie sollte daher nicht ausschließlich in diesem unvermeidlichen Kleinkrieg aufgehen, der aus den nie enden wollenden Gewalttaten des Kapitals oder aus den Marktschwankungen unaufhörlich hervorgeht. Sie sollte begreifen, daß das gegenwärtige System bei all dem Elend, das es über sie verhängt, zugleich schwanger geht mit den materiellen Bedingungen und den gesellschaftlichen Formen, die für eine ökonomische Umgestaltung der Gesellschaft notwendig sind. Statt des konservativen Mottos: »Ein gerechter Tagelohn für ein gerechtes Tagewerk!«, sollte sie auf ihr Banner die revolutionäre Losung schreiben: »Nieder mit dem Lohnsystem

Cumulative COVID-19 vaccination doses [Update]

Cumulative COVID-19 vaccination doses

Just saying. Das Totalversagen der Regierung wird aber keinerlei politische Folgen haben. Nicht bei deutschen Untertanen.

[Update] Der französische Pharmakonzern Sanofi wird 2021 keinen Impfstoff liefern können. Die Bundesregierung hatte mit mindestens 27,5 Millionen Impfdosen gerechnet.

Strand, Lisitsa und Polygone

büsum strandpromenade

Meine Cousine und ich im Watt an der Strandpromenade von Büsum, fotografiert 1957. Heute heißt das Areal Hauptstrand. (Vorsicht! Die Webcam verlangt, jeden Mist zu erlauben!)

Da wir beim Thema Chillen sind: Ich höre gerade beim Bearbeiten alter Fotos und beim Bloggen Valentina Lisitza / Michael Nyman: The Diary Of Anne Frank – Why? Lisitsa ist auch ein Opfer politischer Cancel Culture – sie hat sich kritisch gegenüber der pro-westlichen ukrainischen Regierung der Ukraine ausgesprochen und ihre Sympathie für die pro-russischen Separatisten bekundet, auch reiste sie illegal auf die Krim und gab dort Konzerte.

Das Toronto Symphony Orchestra cancelte Lisitsas Auftritt wegen ihrer politischen Meinung. Die USA hat sie mittlerweile verlassen, dort bekam sie keine Auftritte mehr. Ich gehe jede Wette ein, dass sich auch in Deutschland niemand mehr traut, sie einzuladen.

Ihr Youtube-Kanal hat mehr als 600.000 Abonnenten (darunter auch mich). Für mich ist sie eine der besten Pianistinnen der Gegenwart. Ihre Rachmaninoff-Interpretationen sind allesamt ganz wunderbar.

Apropos alte Bilder: Gimp beherrsche ich ohne Manual, weil ich über Jahre in Second Life gebaut und Objekte hergestellt habe. Dazu musste ich unzählige Texturen (Grafikdateien) herstellen und hochladen und dann verarbeiten. Ich vermisse Second Life, aber im Moment habe ich wirklich überhaupt keine Zeit dafür (erst, wenn ich das nächste Buch fertig habe).

Cyberpunk, Robocop und reliable Netze

cyberpunk

Die Gegenwart ist oft schneller als die Zukunft. Wer hätte gedacht, dass die fiktiven Dystopien à la Robocop und Cyberpunk so schnell real umgesetzt werden? In Nevada kann man als Kapitalist mit genug Geld eine eigene Stadt gründen (via Fefe und Heise): Man macht seine eigenen Gesetze und zahlt keine normalen Steuern mehr. Vermutlich gehören eine eigene Söldnertruppe und die eigenen Gerichte auch dazu.

Ich finde das nicht so fürchterlich überraschend. Man muss auch das Zitat aus dem Kommunistischen Manifest nicht modifizieren:
Die moderne Staatsgewalt ist nur ein Ausschuss, der die gemeinschaftlichen Geschäfte der ganzen Kapitalistenklasse verwaltet.
Der Ausschuss kann natürlich einzelne seiner Aufgaben outsourcen, wenn es den Interessen der Herrschenden dient. Eine demokratische Form mit Gewaltenteilung usw. muss nicht sein – warum auch? Es ist nur bequemer, wenn die Untertanen Illusionen haben, weil man sie temporär und limitiert „mitspielen“ lässt.

gutachten

Dann haben wir noch Wissenschaftler, die embedded herumgutachten. Auch das ist weder neu noch supergeheim, obwohl die erst einen juristischen Tritt brauchten, um das herauszurücken.

Die Wissenschaftler verschlüsseln ihre E-Mails nicht. Als „sicher“ gilt die „private“ E-Mail-Adresse, am besten vermutlich von Gmail. Reliable ist übrigens Denglisch vom Feinsten. Sie hätten dann gleich „reliable Netzwerke“ schreiben soll, weil network schlicht und nur das englische Wort für das deutsche Netz ist. Erwarteten die einen Stromausfall wegen der Pandemie? Oder als Folge der geplanten „Maßnahmen präventiver und repressiver Natur“?

By the way: Hat jemand von euch sich schon ein Pokerface zugelegt? Falls ihr eine Online-Prüfung plant, ist das sinnvoll (gilt nur für Windows und Mac, Linux haben Studenten bekanntlich nicht).

Guanxi und Corona, die 573ste

covid-19

Wer gegen COVID-19 geimpft worden ist, kann sich wieder anstecken, der Verlauf der Krankheit ist aber dann leicht oder asymptomatisch. Das Sterberisiko ist übrigens drei Mal höher als bei einer Grippe, wenn man nicht geimpft worden ist.

Man sollte vielleicht ein paar unübliche Fragen stellen. Warum sollte sich ein Ausschuss, der die Geschäfte der herrschenden Klasse führt, überhaupt um eine Pandemie kümmern?
Für diese Fürsorge die rechten Mittel und Wege zu finden, ist eine schwierige, aber auch eine der höchsten Aufgaben jedes Gemeinwesens, welches auf den sittlichen Fundamenten des christlichen Volkslebens steht. Sagte Kaiser Wilhelm I..

Der tragende Grundsatz des Gesundheitssystems in Deutschland ist, dass die Herrschenden sich darum kümmern, dass die arbeitenden Klassen, die ihnen ihren Profit sichern, nicht durch Krankheiten allzu sehr dezimiert werden. Oder nicht? Faselt jemand etwa von „sittlichen Fundamenten“? Seriously?

Man könnte das natürlich auch anders sehen. Der Staat mischt sich gar nicht oder nur kaum ein. Alles bleibt den Märkten privaten Initiativen überlassen. Warum eigentlich nicht? Warum keine große Freiheit, für sein individuelles Schicksal ganz allein verantwortlich zu sein?

Hat das etwas mit dem Gesellschaftssystem zu tun? Angeblich steht es in Japan der der Gesundheit am besten – und Japan ist bekanntlich ein kapitalistischer Staat. In solchen Statistiken taucht Kuba meistens nicht auf. Es könnte die Bevölkerung verunsichern, wenn bekannt würde, dass das dortige System, gemessen an den Mitteln, die man hat, vermutlich das beste weltweit ist. Nur herrscht dort dieser „Sozialismus“, ganz gleich, was man davon hält, wie die Idee umgesetzt wird. Auch Kerala wird kaum jemand kennen – das beste Gesundheitssystem Indiens, weil kommunistisch regiert.

These: Je mehr sich die jeweils Herrschenden gegenüber der Bevölkerung legitimieren wollen und müssen, um so besser ist die Gesundheitsfürsorge. Gesellschaftliche Werte sind wichtig, weil sie sich langsamer ändern als die Ökonomie, aber letztlich relativ. Das Sein bestimmt auch hier das Bewusstsein.

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