11. November

novemberpogrome

Rebellion der Heinzelmännchen, die nicht mehr lesen

10 Jahre danach

And now for something completely different.

„Auch Pohrt, von der marxistischen Gesellschaftsanalyse kommend, setzte sich Zeit seines Lebens verlässlich in die linken Nesseln. Er verspottete die Hausbesetzerszene als „Rebellion der Heinzelmännchen“, geißelte Sitzblockaden als „deutschnationale Erweckungsbewegung“ und empfahl Israel auf dem Höhepunkt des zweiten Golfkriegs, irakische Giftgasattacken einfach mit einem Atomschlag zu beantworten.

Elke Heidenreich hat neulich bei „Lanz“ den Verdacht geäußert, dass viele Vertreter der Linken nicht mehr lesen. Wer nicht lese, so ihre Schlussfolgerung, verfüge auch über keine Sprache mehr. Ich glaube, sie hat recht. Statt Pohrt oder Droste findet heute man auf Seite der Linken vornehmlich aufgeregte Genderamseln und Antirassismusexperten, die das immer gleiche Lied auf ihrer leicht verstimmten Harmonika zum Besten geben.“

Da muss ich dem Jan Fleischhauer recht geben, obwohl ich sonst fast nie seiner Meinung bin.

Moralischer Freifahrtschein

islam

„Messerattacken muslimischer Migranten können nicht so oft als psychisches Problem oder ursächlich begründet in der defizitären Integrationsbemühung der Mehrheitsgesellschaft geframed werden, wie sie als wiederkehrendes Muster Zeugnis fundamenter islamischer Ablehnung unserer Kultur verstanden werden müssen. Jeder weiß das. Es sind nur alle zu feige zuzugeben, dass diese kulturelle Kluft besteht, weil sie in ihrer Utopie einer Multikulti-Traumwelt gefangen sind, die sie von dem kollektiven Laster der rechten Vergangenheit zu befreien suggeriert.

Trotz der Gewissheit vieler, sich gegen Rassismus zu engagieren und bar jeder Evidenz selbstkasteiend die Schuld nach islamistischen Anschlägen innerhalb der eigenen Verhaltens- und Kulturmechanismen zu suchen, schicken selbsterklärte Linke ihre Kinder eben auch nicht an Schulen, an denen 70 % aus dem islamischen Kulturkreis stammt, und gentrifizieren, was die Doppelmoral hält. Letztere ist in der Psychologie auch als „moralisches Lizensieren“ bekannt: Wer ethische Verhaltensnormen und Werte hochhält, handelt dennoch nicht immer entsprechend.

Diese Verlogenheit wird uns viel kosten. Gruppenvergewaltigungen und die erodierende Sicherheit des öffentlichen Raums, insbesondere für Frauen, Juden und Homosexuelle, werden zur zu tolerierenden Gewohnheit, weil nicht dramatisiert werden darf, was seine Ursache im links Protegierten hat. Die Kritik an Unkulturpraktiken wie Ehrenmorden, Frauen- und Schwulenhass oder der fest verankerten Atheismusaversion von Muslimen wird eingebettet in die postkoloniale Opfer-Täter-Hierarchie und damit diskursiv verbannt.
Die Schuld bei sich selbst zu suchen, ist – wahrheitsunabhängig – einfacher, als sein Weltbild an die Realität anzupassen. Die Verlogenheit und Multikultiromantik ist ein Privileg, das den öffentlichen Frieden, die Erosion von Kultur, sozialen Frieden und auch den Wohlstand riskiert.

Wer dem existenten und sich verschärfenden Kulturkrieg zwischen islamisch geprägtem Patriarchat und Autoritarismus einerseits und freiheitlich-demokratischen Werten andererseits nicht ehrlich begegnet, ist gewillt, letztere ersterem zu opfern. Um der sozialen Stigmatisierung als „rechts“ zu entgehen, unterstützt man im Namen der Menschlichkeit die Einwanderung von Menschen, die evidenzbasiert größtenteils homophob, frauenfeindlich und judenfeindlich sind, um sich als „tolerant“ feiern zu lassen. Man feiert den Einzug des Muezzinrufs als kulturelle Bereicherung und guckt geflissentlich weg, wenn Ehrenmorde, Schächtungen oder Angriffe auf Juden die Sozialromantik geringfügig trüben.

Viele Menschen sind falsch und wissen es selbst. Sie kommen nur nicht dazu, auszubrechen, weil alle anderen auch falsch sind. So müssen sie ihre wahren Gedanken und Gefühle verbergen, um nicht Gefahr zu laufen, der kollektiven Lüge überführt zu werden.

Das Zitat wird irrtümlich Orwell zugesprochen, ist aber trotzdem zitierwürdig: Je weiter sich eine Gesellschaft von der Wahrheit entfernt, desto mehr wird sie jene hassen, die sie aussprechen.“

Source: „Gott und die Welt – Ein Blog von humanistischen Atheisten über ihre Sicht auf Gott und die Welt“.

Die Öko-Lüge

seltene erden
Seltene Erden – credits: NASA

Was macht eigentlich das Kapital? Fragt ja sonst niemand. Ich aber – vor allem nach der Lektüre der durchaus faktenreichen, aber natürlich Kapitalismus-affinen Titelgeschichte im Print-Spiegel: „Damit der reiche Norden ökologisch korrekt leben kann, wird der arme Süden ausgebeutet: Konzerne zerstören ganze Landstriche, um Rohstoffe für Windräder und Solarzellen zu fördern. Welche Alternativen gibt es? Ach? Hätte uns doch jemand gewarnt!

Ich darf das Publikum daher höflich auf das Thema und die neuesten Trends im Kapitalimus aufmerksam machen dergestalt, dass man sehr gut vergleichen kann, welche Vor- und Nachteile der Staatskapitalismus à la China hat, wenn die Ressourcen knapp werden und wer eigentlich im „freien“ Westen auf den Rohstoffen sitzt.

Kupfer: Die größten Kupfervorkommen sind in (nicht hat!) Chile. Eigentümer ist der Konzern Antofagasta plc, und der wiederum gehört der chilenische Milliardärsfamilie Luksic. Der Chef der Holdings, die unter anderem auch Gold und Molybdän fördern, ist Luksic Craid, der neben der Ausbeutung der Ware Arbeitskraft, die offenbar nicht anstrengend ist, auch noch genug Zeit findet, um auf den Mount Everest und andere Berge zu steigen (den Wikipedia-Eintrag hat garantiert seine PR-Abteilung verfasst). Die Profite sprudeln und das Volk sieht davon nichts.

Das Publikum möge beurteilen, ob die Tatsache, dass fast alle Mitglieder der Kommunistischen Partei Chiles nach dem Putsch 1972 ermordet wurden, auch in anderen Ländern blühte, wenn es ernst würde und die „Linke“ aufhören würde, nur den Kapitalismus reparieren zu wollen. Das Kapital hat bekanntlich weltweit einen funktionierenden Klasseninstinkt.

Was braucht man noch für „Öko“? Elektroautos, Windräder, in den Lithium-Batterien in einem Tesla S steckt so viel Lithium wie in 10.000 Handys. Noch mehr Fakten: Eine Tonne Neodym, das für Windräder gebraucht wird, verursacht 77 Tonnen Kohlendioxid, eine Tonne Stahl nur 1,9 Tonnen. Alles öko eben. Und – Überraschung! – China kontrolliert 75% der Produktion von Lithium. Erklärt das Heulen und Zähneklappern bei den Lautsprechern des Kapitals aka Medien, wenn die Rede auf China kommt?

Kobalt braucht man für Batterien: 64% der Weltproduktion stammen aus dem Kongo. Wie es dort zugeht, ist ausführlich beschrieben worden; der Frühkapitalismus lässt grüßen. Auch Daimler bezieht Kobalt aus dem Kongo, aber auch aus Neukaledonien und aus Papua-Neuguinea (offenbar sitzen da schon die Chinesen fest im Sattel).

Auch, ich vergaß die politische Situation in der so genannten „Demokratischen“ Republik Kongo. Der Staat gehört zu den ärmsten Ländern der Welt. Das Kapital hat nichts zu befürchten: „…der fast vollständige Zerfall der Infrastruktur, Verwaltung und Wirtschaft des Landes und insbesondere die Ausplünderung der äußerst rohstoffreichen Ostprovinzen des Kongo, in denen die Zentralregierung fast völlig machtlos ist, durch Uganda, Ruanda und verschiedene lokale Machthaber.“ Ich wiederhole mich: alles öko! Wir müssen das Klima retten!

Bauxit: Ohne Bauxit gibt es kein Aluminium. (Aluminium ist in den letzten Jahren um fast 60 Prozent teurer geworden.) An erster Stelle der Förderländer steht Guinea – eine Militärdiktatur. Bonus: China hat schon alles aufgekauft und denen gleich noch die Transportmittel dahingebaut. Die Guineer an sich waren nicht dazu in der Lage.

Nickel: Fast die Hälfte der Weltproduktion kommt aus Indonesien. Oh, ich vergaß: China baut in Indonesien zahlreiche Nickelschmelzen. Alles natürlich voll öko! Schmankerl am Rande: Nickel gibt es auch in Kuba. Und die Schweizer engagieren sich beim Nickelabbau in Guatemala, umweltbewusst wie immer (was laufen da auch die Eingeborenen herum und sperren sich gegen die Logik des Klimarettens Kapitals!).

Man könnte, wenn man zufällig unsere Klimaretter*_&%gretInnen lächerlich findet, auf die Idee kommen, es handele sich bei dem grünen Hype um einen Art Imperialismus 2.0, der sich mit Moral aka „Öko“ tarnt und die Leute verdummt. Aber so weit wollen wir heute nicht gehen….

seltene erden

VPN, ick hör dir nicht trapsen [Update]

VPN

Eine Frage an die hier mitlesenden Nerds: Ich kriege es nicht hin, unter Ubuntu eine VPN-Verbindung zu meiner Fritzbox herzustellen. An einschlägiger Stelle habe ich schon gefragt.

1. Ich habe in der Fritzbox einen funktionierenden VPN-Zugang eingerichtet, der funktioniert auch bei meinem Android-Handy. (vgl. Screenshot oben)

2. Wenn ich mit dem Laptop aber per mobilem Modem (das funktioniert) auf VPN zugreifen will, kommt „Aktivierung der Netzwerk-Verbindung gescheitert“.
vpnc, network-manager-vpnc und network-manager-vpnc-gnome sind installiert.

Wähle ich bei der Einrichtung Cisco-kompatibler VPN-Client:
Gateway (in der Fritzbox die Server-Adresse) Benutzername: In der Fritzbox IP-Sec-ID / Gruppenname Benutzerpasswort: in der Fritzbox IPSec_Schlüssel /Shared Secret Nutzername: in der VPN-Konfiguration der Fritzbox wird der angezeigt Gruppenname in der VPN-Konfiguration der Fritzbox wird der angezeigt Passwort: mein Fritzbox Passwort „Aktivierung der Netzwerk-Verbindung gescheitert“

Wähle ich bei der Einrichtung OpenVPN, bin ich unsicher, was ich bei „Art“ eintragen sollen, wenn ich „nur Passwort“ wähle, weiß ich nicht, wo ich das „CA Zertifikat“ herkriege. Ich kriege das gar nicht eingerichtet.

Die Antworten sind bisher entweder nicht befriedigend. (Mit Windows funktioniert es übrigens auch nicht, aber das kriege ich vielleicht hin.)

[Update 13.11.] Problem gelöst. Man muss für jeden VPN-Zugang in der Fritzbox einen eigenen Nutzer anlegen und jeweil auch einen eigenen Zugang. Dann funktioniert es. Und man muss die richtigen Daten an der richtigen Stelle eingeben – die Bezeichnungen, die die Fritzbox für den VPN-Zugang anzeigt, sind nicht identisch mit dem, was beim Einrichten unter Linux angeboten wird. Die Fritzbox sagt: „Serveradresse“ – unter Linux heißt das „Gateway“. Das ist irgendwie wie mit den Adaptern – warum sollte man etwas vereinheitlichen? In der Fritzbox ist „IP-Sec-ID/Gruppenname identisch mit dem Nutzernamen, den man gewählt hat. Muss man auch erst mal drauf kommen.

Alles minitrans und aktivistisch

notizen

Zur Zeit kriege ich nicht genug Schlaf und muss auch noch kurz nach vier Uhr früh aufstehen, wie die Bäckersleut. Aber das Publikum sei versichert, dass es nicht vergessen ist. Noch mehr: Ich plane, die mediävistisch interessierten Leserinnen und die des Feudalismus mittlerweile kundigen Leser in Kürze mit einem längeren und natürlich reichlich bebilderten Traktat zu belästigen, welchselbiges sich aber schwieriger gestaltete als gedacht und was mich zwang, meine wirren Gedanken, die wie gewohnt von Hölzken auf Stöcksken hüpfen, in eine schriftliche Form der vorläufigen Art zu pressen, ganz altmodisch mit Bleistift und Papier dergestalt, dass hier noch etwas hinzukam und dort noch jenes bemerkt werden musste, was wiederum irgendwie auf dieses verwies.

Und es gibt ja auch noch die Weltläufte (har har). Die Klassenherrschaft im Kapitalismus modifiziert sich. Ausgerechnet die Nachdenkseiten bieten hierzu eine interessante Lektüre: „Noch mehr Mini-Jobs und endlich Einstieg in die Aktien-Rente. Auf dem Weg zur grün lackierten Klassengesellschaft: Die Ampel-Koalition mit verschärfter Arbeits- und Rentenarmut, aber genderpolitisch korrekt“.

Der Autor Werner Rügemer analysiert messerscharf, warum die grüne und liberale Mischpoke mitnichten auch nur ansatzweise links sind, sondern nur eine Fraktion des Kapitals repräsentieren, die sich flexibler an die neuen ökonomischen Trends anpasst:
Und die kleinen, mittleren und großen Unternehmen – von kirchlichen Altenheimen über Mittelstandsbäckereien und Industriereiniger bis zu Amazon – können mithilfe der Digitalisierung die anfallende Arbeit in immer kleinere Portionen aufteilen, sprich Mini-Jobs, die je nach zeitlichem und mengenmäßigem Bedarf eingesetzt, geschoben, gekündigt werden können.

Apropos: Die „Linke“ macht jetzt Klassenkampf für kriminelle arabische Clans. Das ging schon durch die Qualitätsmedien.

Bei der Frau Sahra Nagel („Die Linke Neukölln), die ich nicht als Genossin anreden würde, fällt mir ein Anonymus aus dem 14. Jahrhundert ein:
Ich wil hie schribvn
von diesen tvmben wibvn
was hie wirt plapla gvsprochvn
vppigs in der wochvn
was wirt allvs wol gvdaht
so es wirt für den richtvr braht.

Wenn man liest, was manche „Linke“ von sich geben, könnte man fast meinen, die Drogenfreigabe sei doch der falsche Weg. Auch die Genossin Wagenknecht hat offenbar den Pfad der reinen Vernunft verlassen und wandelt jetzt auf dem des Herumschwurbels.

Vermutlich ist auch diskriminierend, wenn man bei Afghanen in christlichen Kirchen immer die Augen offen halten sollte.

Dann haben wir noch eine anderer randalierende Gruppe, deren Klassenbasis vorwiegend im neuen städischen Kleinbürgertum zu suchen ist und das sich im reaktionären „linksidentitären“ Milieu der heutigen Universitäten tummelt. N-TV:
Die britische Philosophin Kathleen Stock wird monatelang von Genderaktivisten bedroht und bedrängt. Die Polizei rät ihr sogar, Leibwächter zu engagieren. Nun gibt sie ihre Professur in Sussex auf. (…) Transgender-Aktivistinnen und -Aktivisten werfen Stock Diskriminierung vor. Sie hatte gesagt, dass Menschen nicht ihr biologisches Geschlecht ändern könnten und der transaktivistischen Vorstellung widersprochen, dass Geschlechtsidentität in Fragen von Gesetz und Politik den Ausschlag gebe.

Ich hoffe immer noch, dass die Wahlen wiederholt werden müssen. Und nicht nur in Berlin. Bakunin würde sich freuen.

Das buntscheckige Volk der Panzaleo-sprechenden Rothäute

quechua-Ethnie

Immer und immer wieder nehme ich mir vor, bein sonntäglichen Frühstück keine deutschen Medien zu konsumieren. Und immer, wenn ich rückfällig werden, bestätigt sich mein VorUrteil: Entweder verfassen die Praktikanten Quatsch, oder die Redakteure sind genau so blöd wie jene. Und ich muss mich dann ärgern und blogge über meinen Ärger statt über etwas Interessantes.

Wenn jemand hierzulande etwas Völkischen daherfaselt, wird es um so schlimmer. Zudem zwingt die Mischung aus political correctness, Opportunismus und Feigheit oft zu sprachlichen Volten, die nicht nur im wörtlichen Sinn unaussprechlich, sondern auch unverständlich sind (wie das Wort „Volte“).

Im aktuellen „Spiegel“ (S. 80) haben wir hier eine „Quetschua-Ethnie“. Nun ist Quechua eine Sprache und sonst nichts. Ethnie heißt im Deutschen „Volk“, es sei denn, man plante eine ethnologische Diskussion vom Feinsten, die so ausufert, dass man die letzten 6000 Jahre Weltgeschichte betrachten muss. „Volk“ hat im Deutschen aus Gründen einen Beigeschmack, so dass oft lieber englische Wörter benutzt werden. Redakteure und Praktikanten erheben sich selten bei etwas, was sie nicht wirklich interessiert, über das Wikipedia-Niveau, das sie hier recht haben lässt – auch dort sind die, die Quechua sprechen, eine „Ethnie“.

pielroja

Im Detail wird das natürlich extrem lustig und lächerlich, weil es mittlerweile bei den Mittelklassen der lateinamerikanischen Staaten Mode geworden ist, Quechua und auch Aymara zu sprechen (was zu einer Renaissance der eingeborenen „indigenen“ Musik geführt hat). Man kann das irgendwie vergleichen mit Kanak Attak: Wer rassistisch diskrimiert wurde, dreht den Spieß verbal um.

In Wahrheit geht es immer nur um die Klassenfrage. (Über den „Indianerismus“ in Ecuador hatte ich schon geschrieben.) Jemand wird nicht abschätzend beurteilt, weil er oder sie Quechua spricht, sondern weil das vorwiegend die Bauern und Armen tun, von denen die Mittelklassen sich abgrenzen wollen. Das ist bekanntlich auch die primäre Idee der klassistischen Gendersprache.

Das galt auch für die „Tracht“, die keine ist, sondern der Landbevölkerung von den Spaniern aufgezwungen wurde oder – wie die Cholita auf dem obigen Bild – eine buntscheckige Mischung aus allen möglichen Moden Europas und Lateinamerikas. In Bolivien ist die Chola ein Zeichen für „Tradition“, auch bei Mestizen.

Ich habe das selbst in Bolivien erlebt. Der Fahrer des LKW, mit dem wir unterwegs warn, selbst Aymara-Indio, machte sich über die Dorfbewohner lustig und nannte sie „pielroja“ („Rothäute“), wieder ein Beweis, dass „indianisch“ oder die Sprache nichts mit der Haut oder der Abstammung oder gar einem „Volk“ zu tun haebn, sondern eine Lebensweise im Verhältnis zum Mainstream meint.

quito taxistas catedral

Das Foto habe ich 1979 in Quito, Ecuador, gemacht. Ich kann leider die Perspektive nicht wiederfinden, aber das im Hintergrund sollte die Kathedrale sein.

Jeszcze Polska nie zginęła!

weichsel
Die Weichsel an der Grenze zwischen Deutschland und Polen

Wenn der Europäische Gerichtshof (EuGH) Deutschland aufforderte, nach Polen einzumarschieren, um die Strafgelder einzutreiben, sollten wir das übrigens ablehnen, weil wir dieses Mal verlieren würden.

„Polens“ Sturheit ist nur Säbelrasseln aus innenpolitischen Gründen. Polen kann sich einen Austritt aus der EU gar nicht leisten. Das kann man beim Finanztransparenzsystem der EU nachsehen. Polen ist auch der größte Empfänger von EU-Geldern.

Unsere Qualitätspresse ist erstaunlich einhellig gegen Polen.

Das finde ich komisch, da auch in Deutschland die Justiz nicht wirklich unabhängig ist – es gibt ein politisches Weisungsrecht. Politiker können also in Deutschland der Justiz sagen, was sie tun soll. Keine Unabhängigkeit, nirgends.

Freiheit, wie sie die Welt anschaut

collectivismt
Medics from north China’s Tianjin Municipality wave goodbye before their departure in Wuhan, central China’s Hubei Province, March 17, 2020. (Xinhua/Xiong Qi)

„Don’t criticize what you can’t understand. Embrace those things that are uncomfortable, those things that don’t make sense, those things that are frustrating. Those are the things that will teach you the most.“ (Werauchimmerdasgesagthabenmag)

Cornelius Dieckmann erzählt im Tagesspiegel ein Märchen, man könnte auch sagen: Er verbreitet Fake News:
Wenn Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping nun behauptet, Taiwan gehöre seiner Regierung, ist das ebenso geschichtsvergessen, wie es umgekehrt größenwahnsinnig wäre, würde Tsai das Festland beanspruchen (was sie nicht tut).

Der Kollege Christian Y. Schmidt, antwortet auf Fratzenbuch bequem und angenehm, was erstens, zweitens, drittens kam: Unter anderem behaupte Diekmann, die ROC-Präsidentin Tsai-Ingwen beanspruche nicht das chinesische Festland für die Taipeh. Täte sie das nicht, würde sie aber gegen ihren Amtseid verstoßen. Denn der Anspruch auf ganz China wird in der Verfassung der ROC erhoben. Allein, dass in der Nationalversammlung der ROC Plätze für Abgeordnete aus Tibet und der Mongolei vorgesehen sind, ist dafür ein Beweis.

Apropos China: Im ehemaligen Nachrichtenmagazin ist ein sehr interessanter Artikel des Gastkommentators Kishore Mahbuban. Man fragt sich, ob der Zensor für die freiwilligen Selbstkontrolle gerade pinkeln war oder ob die anti-chinesische Propaganda der deutschen Mainstream-Medien so offensichtlich, dass man ein Feigenblättchen für eine andere Perspektive dazwischenschmuggeln wollte: „Daten lügen nicht. Warum China und andere Staaten Ostasiens des Virus erfolgreicher bekämpfen als der Westen“.

Der westlichen Welt fällt es schwer zu akzeptieren, dass das chinesische Volk bereit ist, seine „Freiheit“ aufzugeben und unter der KP zu leben. Dieses Unverständnis hat wohl damit zu tun, dass die unterschiedlichen historischen Erfahrungen der westlichen und der chinesischen Bevölkerung verschiedene Arten von „Freiheit“ produziert haben. Im Westen liegt der Schwerpunkt auf „Freiheit von“, zum Beispiel auf der „Freiheit von“ starker autoritärer Herrschaft. In China liegt die Betonung auf der „Freiheit für“. Aus der Sicht der Chinesen bedeutet „Freiheit“, ein glückliches Leben mit ihren Familien und Freunden zu führen, geschützt von einer starken Zentralregierung, die für Ordnung sorgt.

Als ich 1980 zum ersten Mal in die Volksrepublik reiste, durften die Chinesen nicht selbst entscheiden, was sie studieren, wo sie wohnen, wo sie arbeiten, und auch nicht, was sie anziehen. Heute dürfen sie das. 1980 konnten Chinesen nicht ihr Land verlassen, 2019 reisten 130 Millionen Menschen als Touristen ins Ausland und kehrten freiwillig zurück. Das chinesische Volk hat in den letzten 40 Jahren den größten Zuwachs an persönlicher Freiheit seiner 4000 Jahre alten Geschichte erlebt. Um ein brilliantes deutsches Wort zu verwenden: Das chinesische Volk hat seine eigene „Weltanschauung“. Und es ist glücklich mit dieser Weltanschauung.

Das ist zwar dick aufgetragen und die Frage umgangen, ob es im Sozialismus auch der chinesischen Couleur Klassenkampf gebe, was im Zweifel zu bejahen ist, aber natürlich hat der Mann recht. Der so genannte „Westen“ hat sich beim Kampf COVID-10 nicht nur blamiert, er ist auch kläglich gescheitert.

Traumhaus und Traumschiff am Amazonas

benjamin constant

Nachtrag zu Am Solimões (18.01.2011) – Tabatinga Benjamin Constant am Amazonas, der in Brasilien bis zur Mündung des Rio Negro Solimões genannt wird.

Von Benjamin Constant bis Manaus sind es mehr als tausend Kilometer. Wir waren eine Woche per Schiff unterwegs.

Ich schrieb am 14.12.2004: „Wenn man weiß, dass die Tide in Manaus mehr als zwölf Meter beträgt, kann man ahnen, welch unbändige Urgewalt hier am Werk ist. Der Amazonas fordert heraus, und niemand hat eine Chance gegen ihn. Und deshalb ist der Reisende auf einem Schiff nur auf ihm geduldet.“ In Tabatinga ist die Tide des Amazonas noch nicht so hoch.

Aus meinem Reisetagebuch, 5.Januar 1982:
„Am nächsten Morgen schüttet es. Wir schaffen es gerade noch, zum DAS zu kommen. Ausreisestempel [aus Kolumbien] gibt es ohne größere Probleme, obwohl sich der Mensch natürlich erst einmal zwei Mal beim Datum vertut. Wir müssen ein Taxi für 1000 (!) nach Tabatinga nehmen. Dort bei der Policia Federal müssen wir beim dunkelhäutigen Einreisebeamten 600 US Dollar cada persona vorzeigen. Sie sind freundlich, aber kaum zu verstehen. Der erste Eindruck von Tabatinga ist natürlich sehr vom Regen verwischt. Die Fähre kostet 400.“

Jetzt muss ich mich korrigieren. Ich wundert mich über meinen Tagebuch, weil dort nach Tabatinga Benjamin Constant, auch Brasilien, folgt. Umgekehrt würde auch gar keinen Sinn machen, weil Tabatinga die Grenzstadt zu Kolumbien ist und man einfach laufen kann. 2012 habe ich hier die „Skyline“ des brasilianischen Ortes gepostet, inklusive der markanten Catedral, und die gehört eindeutig nicht zu Tabatinga, sondern zu Benjamin Constant. Wir haben also in Tabatinga nicht übernachtet, sondern sind mit der Fähre nach Benjamin Constant gereist.

Weiter im Tagebuch:
„Benjamin Constant unterscheidet sich sehr von Leticia [Kolumbien]. Die Häuser sind den Umständen entsprechend gepflegt. Sogar gejätete Vorgärten gibt es. Nirgendwo fehlt die Mülltonne vor dem Haus. Straßenbeleuchtung, saubere Kneipen, manchmal mit Samba.

Das Hotel Pousada São Jorge [das gibt es tatsächlich noch!] ist total vollgehängt mit Wäsche, aber wir können kochen und haben Platz für die Hängematten, während zwei komische Schweden lieber das teuerste Hotel am Ort nehmen.

Drei Bayern mit dementsprechenden Hüten (und das am Amazonas!). Drei Schweizer, die sich gerade für 1200 $ ein Boot bauen lassen [Foto unten] und damit bis Belém fahren wollen. Sie laden uns ein mitzukommen. Wir sind erst angetan, aber der Fluss soll sehr gefährlich wegen der Strudel sein, die [vermutlich sollte das Boot einen Scheinwerfer bekommen] sind ausgeleuchtet, aber keiner von ihnen weiß wie, sie haben noch nicht einmal eine Karte. [Wir haben abgelehnt.]

Ein Engländer aus Leticia. Ein Costaricenser, der Schnickschnack verkauft. Ein Brasilianer mit deutschen Vorfahren und kolumbianischer Frau, die Kreolin ist (das gibt viersprachige Kinder!) – sie sind den Putumayo einen Monat lang runtergefahren [per Einbaum – die hatten ein Baby dabei, aber kaum Geld und sind so mitten durch den härtesten Dschungel Kolumbiens gereist. Ich sprach mit dem Mann Deutsch – er war in meinem Alter -, und seine bildschöne Frau verstand kein Wort und machte sich immer lustig über den Klang des Deutschen und imitierte ihn wie wie Adenoid Hynkel].

Es gibt eine Kirche, die jeden Morgen die Leute mit flotter Musik unterhält – unmöglich bei uns! An den Ufern und Nebenarmen des Rio Solimões sieht es aus wie in der Karibik.

Das Schiff, die Marcia Maria, ist ein wahrer „Luxus“dampfer, wenn man von den Platzproblemen absieht. Es gibt eine tadellos funktionierende Dusche, ein sauberes Klo usw. Die Brasilianer schrubben sowieso ihre Schiffe mehr als woanders [Bolivien, Kolumbien usw.]. Es gibt jede Menge Wasserfilter und sonstige Kleinigkeiten, die das Leben im Dschungel erleichtern. Nur der ganze Müll kommt natürlich in den Fluss, auch das Öl.

benjamin constant

Kommunistische Lektüre und anderes

burks die nachrichten lesend

Der Tagesspiegel informiert uns detailliert: „Die Polizei stellte allerdings auch zwei aktuelle, vertrauliche Dossiers des Bundesnachrichtendienstes zu Nordkorea sicher. Ein Papier war als geheim eingestuft. In den Wohnräumen des Hauptmanns fand sich zudem umfangreiche kommunistische Literatur, auch mit Bezug zu Nordkorea.“

Was könnte das nur sein? Kommunistische Literatur? Ich habe mich schnell in meiner Bibliothek umgesehen, ob man so etwas Gefährliches dort fände. O Graus! Man würde!

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Und now to something usl. Leseempfehlung (aber leider Paywall): Aline von Drateln über „Sex, Macht und „Bild“: Warum spielen die Frauen da mit?“

Kernsätze: „Dass Frauen mit ihren Vorgesetzten schlafen, um Karriere zu machen, passt ebenfalls. Und zwar zur gesamten Branche.“ – „Die interessante Frage aber ist doch: Warum machen die Frauen das mit? Wie naiv muss man sein, dass aus einer Anmache ein Missbrauch wird? Es scheint, als würden sich Frauen freiwillig ausnutzen lassen. Noch immer. Immer wieder. Es lohnt sich, genauer hinzusehen.“ –

„Es geht nicht zwangsläufig um die nächste Sprosse auf der Karriereleiter. Oder darum, dass Frauen sich lästigerweise zu oft verlieben. Sondern um ihre Macht über den Mann.

„So eindeutig das Machtgefälle bei körperlichen Übergriffen ist, so vielschichtig sind die Geschlechterrollen, wenn es um Verführung geht.“ – „Die Intimität eines Flirts findet scheinbar auf Augenhöhe statt. Unerwartet finden sich zwei Menschen aus verschiedenen Positionen in einem exklusiven Raum wieder. Ein Kompliment kann respektlos und herablassend sein. Es kann in ihren Augen aber gleichzeitig die Adressatin heben. Eine SMS vom Chef aus der Konferenz verstärkt die Abgrenzung zum Rest der Redaktion. Vor aller Augen und gleichzeitig hinter ihrem Rücken – Aufmerksamkeit ist für die Generation „social media“ die höchste Währung.“ –

„Und so benutzt man sich zunächst noch gegenseitig. Es geht ja oft von beiden Seiten gar nicht um die andere Person, sondern um sich selbst. Viele Frauen suchen überhaupt keinen Ehemann. Vielleicht nicht einmal einen Liebhaber. Sie suchen ihre eigene Rolle. Beruflich in der Hierarchie noch unterlegen. Sexuell aber überlegen.“ – „Während der Mann noch balzt und hofft die Frau überhaupt „rumzukriegen“, kann die Frau schon längst das halbe Sportressort zum Frühstück verschlungen haben.“

Selten so etwa Kluges zum Thema gelesen.

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By the way: Was macht eigentlich das Kapital? Es hat Lieferprobleme (Paywall). „Weltweit sind neun Prozent der Transportkapazität auf dem Seeweg durch Containerstaus gebunden.“ Und: „Die wirtschaftliche Erholung nach der Pandemie droht zu erlahmen. Ein Grund dafür sind fehlende Arbeitskräfte. Zehntausende Pflegekräfte, Bauelektriker oder Lkw-Fahrer fehlen. Experten fordern eine längere Lebensarbeitszeit. Und mehr Zuwanderung.“

Wieso Zuwanderung? Wir haben doch gerade sehr viele hochqualifizierte Araber und Nordafrikaner bekommen? Brauchen wir noch mehr? Oder nicht? „Daneben sieht das IW in weiteren Berufen, die für unsere tagtägliche Versorgung entscheidend sind, besorgniserregende Engpässe: etwa bei Bauelektrikern, die neue Häuser mit Strom versorgen (15.500), bei Lkw-Fahrern, die Waren an Supermärkte und Co. liefern (6700), sowie bei Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnikern, die für Wärme in kalten Wohnungen sorgen (13.200). Über alle Branchen hinweg lag der Mangel bei Fachkräften mit Ausbildung im September schon wieder bei 98 Prozent des Vor-Corona-Niveaus – Tendenz stark steigend.“

Ich sage nur: Araber zu LKW-Fahrern! Ein Führerschein dauert nicht so lange. Warum hört niemand auf mich?

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Nur im ältesten Gewerbe der Welt gibt es keinen Personalmangel.

Unter Disgustlern

disgust

Manche Themen sind einfach so schmierig, das sich mich damit nicht befassen möchte. Man nicht über Davidsterne reden, die vielleicht gar nicht getragen wurden, aber dennoch ein großes Getöse bei den üblichen Verdächtigen verursachen, die weder den korrekten Genitiv noch die Maxime, man möge auch die andere Seite hören, beherrschen und beherzigen.

Sex am Arbeitsplatz finde ich nicht eklig, aber das hat immer so ein Geschmäckle, vor allem, wenn die Hierarchie nicht stimmt. Man könnte auch hier als Advocatus diaboli meinen, entweder hätten die Damen die Beine breit gemacht – oder welcher sexuellen Praxis man heutzutage frönen mag – in gegenseitigem Einvernehmen oder, wenn nicht, dann sei es schlicht eine strafbare Vergewaltigung, die aber bisher nicht in Form eine Anzeige vorgekommen ist. Was macht Frau nicht alles, um den Arbeitsplatz nicht zu verlieren? Wirklich? Das soll ich glauben?

Ich kann mir dieses eklige Milieu mit den Macho-Sprüchen und dem dazu passenden pseudo-leutseligem Gehabe sehr gut vorstellen, vor allem nach sechs Jahren Arbeit in einem Krankenhaus, wo die Chefs noch cheffiger tun als anderswo. Aber weniger, dass das unwidersprochen hingenommen wird, auch wenn es keine Zeugen gibt. Einfach in die Eier treten oder beißen geht nicht? Oder in das Glied?

Es mussten, wie mittlerweile überall bekannt, erst die ausländischen Medien einen Stein ins Wasser werfen, der dann ins Rollen kam.
Ich weiß auch nicht, vom wem oder was ich mich mehr angewidert abwenden soll: Von dem Verleger, der nach Gutsherrenart verhindert, dass etwas in seine Medien kommt oder von der Journaille, die darob entrüstet aufheult, als sei das nicht das normale Verhalten eines Kapitalisten, der „unabhängige“ Zeitungen besitzt und natürlich den Leuten ab und zu zeigen darf, wo Gott und die Bilanzen wohnen. Schön, dass wir darüber geredet haben.

Vorbildlich

vorbildlich
Credits: Jan Myrdal: China: Die Revolution geht weiter – Bericht über den Fortschritt in Liu Ling, Fotos: Gun Kessle, erschienen 1971

Vor langer Zeit, als das Wünschen und Sektierern noch half, las ich lustige Bücher wie auch das obige. Die Zeit vergeht und man sieht klarer. Heute empfehle ich etwas anderes. Die Junge Welt hat ein vorbildlich interessantes Gespräch mit Frank Sieren, der seit 1994 in Peking lebt, über die aktuelle Lage der Wirtschaft in der Volksrepublik. Da der sich auskennt, wird man man manchmal überrascht, die im Mainstream der anti-chinesischen Propaganda hierzulande solide Fakten über das, was in China geschieht, nur selten auftauchen. Lesenswert!

„Der Machtkampf dreht sich nun nicht mehr so sehr um die militärische Vorherrschaft, sondern um die Vorherrschaft im Technologiesektor. Hier sind die Chinesen in einigen entscheidenden Bereichen weiter als die USA.“

„Weil die Regierung keine Lust hat auf Zustände wie 2008 nach dem Crash der Finanzmärkte in den USA, greift sie jetzt ein. Hinzu kommt, dass Geschäftsmodelle gestutzt werden, die auf der Ausbeutung ihrer Mitarbeiter basieren, wie zum Beispiel bei den Essenslieferdiensten. Hier werden nun Mindestlöhne gezahlt. Das ist längst überfällig. Beijing will also insgesamt klare Spielregeln, die sicherstellen, dass die Vielfalt der Unternehmen wächst, die sich gegenseitig in Schach halten. Keine der Firmen soll in der Lage sein, das ganze Land oder gar die Welt in eine Krise zu stürzen. Das Vorgehen dient auch dem Machterhalt der Partei, ist zuweilen auch ruppig, weil es die Regeln während des Spiels ändert. In der Sache ist es aber dennoch sinnvoll.“

„Eigentlich setzt Beijing das um, was die USA nicht hinkriegen, nämlich sinnvolle Spielregeln für diese großen Unternehmen einzuführen.“

„Arbeiter sind knapp in China, das heißt, die Fabriken müssen sich sehr um die Beschäftigten bemühen und inzwischen sogar Prämien zahlen, wenn sie länger als drei Monate bleiben.“

Immobilienmief und Gendermief

unna

Soeben aus der kleinstädtischen Pampa zurückgekehrt, wirkt eben dieselbe dergestalt, dass der Medienblasenhype um dieses oder jenes wirkungslos an mir vorüberzieht, derweilen ich gewohnt eklektizistisch hier und dort die vermeintlichen Neuigkeiten konsumiere.

– Spannend ist natürlich der chinesische Immobilienmarkt, dessen Rumpeln und Pumpeln uns naturgemäß zu der Frage leitet, ob der Staatskapitalismus besser mit dem tendenziellen Fall der Profitrate klarkäme oder ob niemand weiß, ob auch dort die Blasen platzen.

– Die Berliner Initiative, bestimmte Wohnungskonzerne zu enteignen, was bekanntlich löblich und nützlich und im Sinne des Grundgesetzes und auch des höheren Ganzen ist, gerät immer mehr ins Sektenmilieu. Zitate aus dem Tagesspiegel dazu (Paywall):
Ein Mitstreiter beklagt in einer internen E-Mail, die dem Tagesspiegel vorliegt, „dass die Kampagne ein Problem mit einer autoritär agierenden Polit-Sekte hat“, deren Anhänger nicht zu geplanten Gesprächen mit dem Senat gehen sollten: Zementiere die IL ihren Einfluss in „Deutsche Wohnen & Co. enteignen„, schreibt der Aktivist, würde dies „nicht nur die demokratische Kultur nach innen weiter beschädigen, sondern auch die Kampagne nach außen delegitimieren“. (…)

Die erwähnte Ex-Aktivistin, die sich selbst als Marxistin bezeichnet, sagte dem Tagesspiegel: Die IL sei keine linksradikale, schon gar keine sozialistische Organisation. Sie rekrutiere sich aus Wohngemeinschaften in der Innenstadt und werde von „Genderfanatikern und Völkerkundlern“ dominiert. Auch die Debatten in der Kampagne drehten sich oft um sexuelle Orientierung und Hautfarbe, weniger um Mieten und Lohnarbeit. (…)

Die IL-Vertreter versuchten „Sprachgebote“ durchzusetzen, schreibt der eingangs erwähnte Aktivist. Weil er vorgeschlagen habe, in Gesprächen mit potenziellen Unterstützern der Kampagne „etwas softer zu gendern“, also alltagstauglicher zu sprechen, sei er isoliert worden.

Dazu muss man nichts mehr sagen. Wenn es nicht gelingt, das pseudolinke identitäre kleinbürgerliche Pack zu isolieren, ist die ganze Sache dem Untergang geweiht. Schade. Merke: Wo gegendert wird, ist die esoterische Politsektiererei nicht weit.

– Was ist, wenn die Franzosen sich per Abstimmung dafür aussprächen, die Immigration zu zügeln bzw. andere Regeln zu erlassen als die Deutschen (falls man hierzulande von Regeln reden kann)?

Telepolis schreibt über die eigene Zukunft, den „Zwang zur Konformität“ und die Regeln, wer schreiben darf und wer nicht. Lesenswert.

– Zum Erholen vom Mief hier unten gibt es dort auch noch einen Ausblick auf das ambitionierte chinesische Raumfahrtprogramm.

unna

Deutsch und einig

deutsche Einheit
Credits: Tagesspiegel

Das ganze Dilemma der „Linken“ kann in diesem Schaubild zusammengefasst werden: Diejenigen, für die die „Linke“ die Lobby sein sollte, wählen sie nicht. Doppelt so viele arme Wähler wie die der Linken haben die AfD vorgezogen.

Die Mehrheit des linksidentitären Milieus (Diversity, Genderitis) wird die angeblichen „Rechten“ verachten und froh sein, dass sie sich mit denen nicht mehr befassen müssen, inklusive der gesamten Partei-Schickerei (was meint: die sich in einer moralisch höherwertigen Position wähnen).

Mein Vorschlag, mit dem Holzhammer vorgetragen: Allen Mitgliedern der „Linken“ wird für ein Jahr verboten, Gendersprache oder folgende Wörter zu benutzen:
– Klima
– Flüchtlinge
– divers
– nachhaltig
– „gute Arbeit“
– „gerechte Löhne“
– fair (in Kombination mit einem anderen Wort)
– „Spaltung überwinden“
– „gut aufgestellt“
– einkommensschwach
– Arbeitnehmer
– Energiewende.

Was? Dann bleibt nichts mehr übrig? Muss erst Paul Levi wieder zum Leben erweckt werden, um zu erfahren, was „links“ bedeuten könnte?

Ferner: Die „Linke“ informiert sich beim Marxisten Pedro Castillo, wie man Wahlen gewinnt und übernimmt dessen Positionen zum Thema „Einwanderung“.

Wollte ihr alles nicht? Was zu beweisen war. Wir treffen uns das nächste Mal unter der Fünf-Prozent-Hürde. I told you so.

Islamischer, rechter und linker Querfront-Antisemitismus

Sehr informativer, aber auch sehr langer Artikel Michael Blumes auf SciLogs über Antisemitismus mit Fakten, die ich bisher auch nicht kannte. Lesenswert!

Die simple Wahrheit ist, dass sich der Islam ebenso wie das (…) Christentum sowohl judenfreundlich wie judenfeindlich, sowohl semitisch wie antisemitisch auslegen lassen. (…) das Fazit, dass sich Antisemitismus nur dann glaubwürdig bekämpfen lässt, wenn dabei „jeder“ Antisemitismus entschieden angegangen wird. Wer bei Einheimischen oder Zugewanderten, bei Rechts- oder Linksextremen, bei Nichtreligiösen oder Religiösen, bei Christen oder Muslimen, bei einseitigen „Israelkritikern“, islamfeindlichen Ethnonationalisten oder jungen Klimaschützer gar nicht so genau hinschauen will, handelt sowohl gegenüber jüdischen Menschen wie auch gegenüber den Verschwörungsgläubigen und schließlich gegenüber sich selbst schwach und niederträchtig.

Failed State

Das ist schon peinlich – Deutschland sinkt, wenn es irgendwie digital werden soll, auf das Niveau der so genannten „Dritten Welt“ hinab. Charlottenburg-Wilmersdorf veröffentlicht Schätzungen statt Wahlergebnisse. Warum? „Wie wirklich gewählt wurde, sei noch nicht bekannt“. Wie lange ist die Wahl jetzt her? Das kann ja sogar Putin besser.

Rio Hondo, revisited

rio Hondo

Den Ort hatte ich vor drei Jahren schon beschrieben: Grenze zwischen Mexiko und Belize am Rio Hondo, nordöstlich der Höfe der mennonitischen Bauern in Tres Leguas, bei denen ich 1979 ein paar Tage gewohnt habe. Auf der anderen Seite ist Mexiko. Und einer der kleinen Kerle tauchte vor neun Jahren hier schon einmal auf.

Die Geschichte hinter dem Foto ist kompliziert. Am 28.09.1979 standen wir in Cuauhtémoc im mexikanischen Bundesstaat Chihuahua auf dem Bahnhof, der eigentlich keiner war, sondern nur aus ein paar Geleisen bestand. So etwas kannte ich noch nicht. Wir wollten mit der Ferrocarril Chihuahua al Pacífico an die Pazifikküste. Ein älterer Mennonite sprach uns an; er hatte offenbar gehört, dass wir uns auf Deutsch unterhielten. Er lud uns ein. Von ihm bekamen wir die Adresse seine Sohnes in Belize. Der Mann hieß Aaron Redekop. Seine Vorfahren stammten aus Russland, vermutlich war David Redekop sein Vater. (1982 war ich noch einmal bei ihm und seiner Frau.)

Am 21.10.1979 überquerten wir die Grenze zwischen Mexiko und Belize. Aus meinem Reisetagebuch:
„Mit ordinario zur Grenze. Kein Trouble, auch nicht mit den Grenzern in Belize. Chetumal [Mexiko] ist ein verschlafenes Nest, fast nur Schwarze. Trampen nach Corozal [Belize]. Tauschen Geld. An der Wand einer Kneipe das Schild: „Beautify America – eat a Redneck„. Trampen von Corozal nach Orange Walk. Leute sehr freundlich, sprechen fast alle nur Spanisch.

Von Orange Walk nach Yo Creek, nur ein paar Hütten. Ein Mennonite nimmt uns mit dem Pickup mit nach Blue Creek und setzt und vor dem Haus von Redekops ab.“

Jetzt muss ich vorgreifen. Blue Creek gibt es nicht mehr, auf der Karte sieht man noch, dass die Gegend besiedelt war. Damals waren dort einzelne Gehöfte, keine geschlossene Siedlung, alle in Sichtweite eines anderen. 1982 erfuhr ich, dass der Hof des jungen Redekop von Mexikanern angesteckt und seine Familie vertrieben worden war – die Redekops kehrten wieder nach Mexiko zurück. Der Grund: Die Mennoniten zerstörten die Felder der Mexikaner (aus Belize), die an der Grenze Marihuana anbauten. Es gab wohl einen Kleinkrieg, den die Mennoniten verloren. Fast alle weigern sich ohnehin, Militärdienst zu leisten. Sie sind eigentlich friedliche und fromme Leute.

War standen vor dem Hof, der nur aus einem Haus und einigen Nebengebäuden bestand und hatte nur den Zettel mit dem Namen. Ein ziemlich attraktive blonde Frau (die oben auf dem Foto) kam mit einem Gewehr heraus und zielte auf uns und fragte, was wir wollten. Als wir auf Deutsch antworteten, ließ sie das Gewehr sinken und bat uns herein. Ihr Mann (oben) kam später von der Feldarbeit und staunte über den Besuch, war aber sehr neugierig, was wir zu erzählen hatten.

Viel interessanter war das, was wir über das Leben dort erfuhren.

Mann und Frau hatten klar zugewiesene Rollen. Wenn er am Tisch saß, rief er seine Frau aus dem Garten, um ihm Kaffee einzuschütten. Alles im Haus kommandierte sie. Alles draußen regelte er. Die Mennoniten war nicht viele und eine verschworene Gemeinschaft mit harten und klaren Regeln. Ich kann mich heute noch an die Geschichten erinnern, die wir abends, wenn wir draußen unter dem Sternenhimmel zusammensaßen, zu hören bekamen. Die Mennoniten sprachen Plautdietsch, was nicht immer einfach zu verstehen war, gemischt mit „modernen“ deutschen Wörtern.

„Wenn der Jakob seine Frau prügelt, dann wissen das ein paar Tage später alle. Und wenn der Jakob dann unterwegs ist, dann lauern ihm der Aaron und der Josef und der Matthias mit dem Ochsenziemer und zeigen ihm, wie sich ein Mann zu benehmen hat. Der Jakob schlägt seine Frau nie mehr.“

Einer hatte es gewagt, eine Mexikanerin zu heiraten – eine Katholikin! Er durfte sich bei den Mennoniten nicht mehr blicken lassen. Die Alten sind alle Pazifisten. Manche fahren noch mit Pferd und Wagen und halten Traktoren für Teufelszeug. Der junge Redekop ist aus der Art geschlagen, war sogar bei der US-Armee, und hat deswegen vermutlich Stress mit seinem Vater.

Was müssen diese Leute wissen, um in der Wildnis zu überleben? In der Schule lernt man das nicht. Redekop war von einer Schlange gebissen worden – auf dem Foto sieht man noch den Verband. Sein Rezept: Man muss die Schlange zuerst töten. Dann nimmt man ein Messer und schneidet den Biss kreuzförmig auf (das hatte er selbst gemacht). Dann bestreicht man die Wunde mit roter Wagenschmiere. Dann spricht man ein Gebet und denkt nicht mehr an die Wunde. Es schien zu funktionieren.

Dieser Menschenschlag würde hier nicht immer auf Sympathie stoßen. Mennoniten sind eine Art erzkonservativer Calvinisten. Sie arbeiten eigentlich immer, wenn sie nicht schlafen. Der Mexikaner an sich ist genau das Gegenteil. Und das sagen die Mennoniten auch unverblümt. Redekop hatte ein paar Knechte, die aus Mexiko stammten. Wenn die Sonne unterging, spendete ein Generator noch Strom. Am ersten Abend war er kaputt, und die Mexikaner fummelten lange erfolglos daran herum. Sie kriegten auch die Kurbel nicht richtig in Schwung. Der junge Redekop sah sich das nicht lange an, scheuchte sie zur Seite und bekam das Gerät mit nur seinem gesunden Arm zum Laufen. Es war sonnenklar, wer die dicksten Cojones hatte der Boss war.

Am Sonntag zieht man keine Jogging-Hose an, sondern das beste Zeug, was man hat. Am Sonntag wird auch nicht gearbeitet. Einmal im Monat treffen sich alle Mennoniten zu einem Fest – da wird ausgeguckt, welcher Hans welche Grete kriegen soll. Wir machten eine Fahrt mit dem Pickup zum Rio Hondo – dort ist das Foto am 21.10.1979 entstanden.

Aus meinem Reisetagebuch:
Essen echt deutsch, viel Fleisch. Toronjas. Zitronen fürchterlich sauer, Pampelmusen sehr süß. Wagenschmiere und Alkohol helfen auch gegen Mücken, warme Milch gegen Vergiftungen. Spazierfahrt zum Blue Creek [gemeint ist der Rio Hondo].

Mittags zeigt uns Redekop sein neues Haus, etwas windschief. Er hat jede Menge Maya-Scherben gefunden. Fast direkt unter dem Hause ist eine ziemlich größe Höhlung, die er irgendwann ausgraben will. Abends Schnack über Gott und die Welt. Redekop begreift nicht, dass in Deutschland nicht alle Farmer werden wollen. Seine Kinder würden gegen Russland [gemeint war die Sowjetunion] in den Krieg ziehen. Er sei früher Scharfschütze mit einer 44er Magnum gewesen. Er sagt, was die Frau tun soll.“

Das ist eine unauffällige Äußerung

wählerwanderung

Die „Linke“ hat rund 100.000 Wähler an die AfD verloren. Was lehrt uns das jetzt? Sind die froh, dass die diese Leute los sind? Das würde ich der Partei, die nicht recht hat, zutrauen: Freiwillig auf relevante Wählerschichten zu verzichten. Das war 2017 nicht anders. Man hat rund eine Million nach rechts verloren. Was kann man da tun? Noch mehr Identitätscheißpolik! Noch mehr Gendersprache! Noch mehr das Thema „Grenzen auf für alle“ wie eine Monstranz vor sich her tragen! (Vorsicht! Ironie!)

Ich hoffe nichts. Wenn es eine parteiinterne Revolution gäbe, müsste man die Leute, die bisher nur die Grünen imitieren wollten (Echo: Klima! Klima!), rauswerfen oder ihnen das Maul verbieten. Eine wahrhafte Linke kann nur die gesellschaftlichen Strömungen widerspiegeln, die es real gibt – wie etwa in Peru. In Deutschland existieren soziale Bewegungen, die diesen Namen verdienen, nicht, nur Kinderkacke mit reaktionären Mädchen aus reichen Elternhäusern, die sich „fortschrittlich“ fühlen, die aber dann doch die Liberalen wählen, weil ihr Klasseninstinkt funktioniert.

wählerwanderung

„Die Linkspartei verbucht ausschließlich Verluste. Sie gibt Wähler an alle anderen Parteien ab, besonders viele an die SPD, die Grünen und die kleineren Parteien. Ehemalige Linken-Wähler sahen außerdem besonders häufig keine Alternative mehr für sich im Spektrum und wurden zu Nichtwählern.“

Ich fühle mich angesprochen. Übrigens – ruft da jemand im Hintergrund Wagenknecht (Link geht zu Facebook)? Dann rufe ich zurück: Erst mal ein sehr langes Praktikum im Kibbuz machen und den Antisemitismus exorzieren!

Übrigens: Wann treten Janine Wissler und Susanne Hennig-Wellsow zurück? Frage für einen Freund.

Harambee oder: Tu felix Austria

KPÖ

Die Stärkste der Parteien ist in Teilen Österreichs eine andere als in Deutschland.

Wenn die Wagenknecht jetzt nicht den Laden übernimmt, ist „die Linke“ erledigt. Für die alten und neuen bürgerlichen Parteien gilt jetzt das bekannte Motto: Harambee! Der Scholz wird sich vielleicht unerwartet in der Opposition wiederfinden. Das müsste er von Schmidt und Brandt kennen.

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