Zweifellos

mariupol
Mariupol gestern, der Rauch im Hintergrund kommt von Azovstahl, wo sich die letzten Nazis verschanzt haben.

Das wird es sein. Daran gibt es keinen Zweifel.

Kann es sein, dass ein führendes Mitglied des Ausschusses, der die gemeinschaftlichen Geschäfte der Bourgeoisklasse in der Ukraine verwaltet, schon aus beruflichen Gründen einen Hang zur Theatralik hat?

Gute Nachrichten Ein Drittel der Deutschen hat erkannt, dass die Herrschaft der Bourgeoisie im Kapitalismus nur eine Scheindemokrokratie ist. Irgendwie fällt es mir heute schwer, einen Anfang zu finden. Neuer Versuch:

„Wir leben in einer Scheindemokratie, in der die Bürger nichts zu sagen haben“, meinen 31 Prozent der deutschen Bevölkerung. Auffällig dabei ist der Ost-West-Unterschied: Im Westen sind 28 Prozent der Meinung, in einer Scheindemokratie zu leben; im Osten ist es fast die Hälfte der Befragten (45 Prozent).

Ich habe gestern wutentbrannt ganz entspannt mein „Welt“-Abo gekündigt. Dort wird man noch mehr als bisher nur antirussische Propaganda lesen werden (Futur II hört sich immer kompliziert an). Ich habe prinzipiell nichts dagegen, konsumiere ich doch durchaus auch die bürgerliche Presse sogar die hierzulande zensierte Presse. Das verändert mein Weltbild nicht. Ich will es aber „ausgewogen“, von allem etwas. Kakophonie ist besser als Euphonie.

Don Alphonso ist unterhaltsam, schreibt aber nur noch für Eigenheimbesitzer und Liebhaber italienischer Fahrräder und für den reaktionären Teil der Kleinbourgeoisie. Deniz Yücel ist mittlerweile zahm geworden – das mag aber dem Martyrium in türkischen Gefängnissen geschuldet sein. Harald Martenstein ist immer dann gut, wenn er über Berlinerisches schreibt – aber in der „Welt“ wird das weniger vorkommen.

Ich habe jetzt nur noch den Guardian und die Online-Ausgabe der Berliner Zeitung abonniert. Letztere verzichtet auf Gendersprache und ist Nuancen anders als der „Tagesspitzel“, wie wir das Blatt früher nannten. Mehr brauche ich vermutlich nicht.

Und jetzt das Wetter. Und jetzt der Krieg. Nicht viel passiert. Alle treffen nur richtige Entscheidungen, wie gewohnt. Die Ziele sind unverändert.

Vermischtes

Punta Gorda

Revisited: Fotografiert in Punta Gorda, der südlichsten „Stadt“ in Belize. Das sind dieselbe Frau und dieselbe Hängematte im Hintergrund.

Eilmeldung: Ein Mitglied des Ausschusses, der die gemeinschaftlichen Geschäfte der ganzen Bourgeoisklasse verwaltet, ist zurückgetreten.

Was sonst noch geschah:
– Überall sind Nazis auf dem Vormarsch, nur nicht in Mariupol.

– „Dieser Krieg wird auf dem Schlachtfeld entschieden!“ – Diese Aussage des EU-Außenbeauftragten Sepp Borrell (vorbestraft) klingt ein bisschen wie die Kriegsrhetorik aus seinem Geburtsjahr (um 1840). Würde vorschlagen, ihn von EU-Chefdiplomat in EU-Chefmilitärhonk umzubenennen. (Martin Sonneborn)

– Neues aus Gaga-Land. Schwarzwälder Bote: „Platzwärterin schaut nach Nutzenden“.

– Russisch ist jetzt offizielle Sprache der FIFA. (Als wenn das jemanden interessieren würde!)

Tatkraft vortäuschen oder: Die Oligarchen haben das Sagen

Selenskyj

Neben der Süddeutschen könnte man auch die Deutsche Welle lesen: „Der neue Präsident der Ukraine versprach vor seiner Wahl und beim Amtsantritt einen radikalen Bruch mit den korrupten Eliten. Doch statt eines politischen Neuanfangs verfällt das Land in alte Muster.“ – „Selenskyj spielt zunehmend die für seine Vorgänger übliche Rolle eines Moderators unter den Oligarchen.“

Election présidentielle 2022

Die Stichwahl hat Macron in der Tasche. Danke, Putin!

Ein guter Deutscher

georg elser

Wenn das der Gröfaz gewusst hätte

asow

Selenskjy sprach online vor dem griechischen Parlament, zusammen mit zwei Nazis des ukrainischen Bataillons Asow. Einige Abgeordnete hatten die Sitzung boykottiert. Nur die Abgeordneten der Regierungspartei Neue Demokratie begrüßten Selensky.
„Es ist inakzeptabel, dass Mitglieder des Asow-Bataillons heute vor dem griechischen Parlament zusammen mit Präsident Selensky gesprochen haben“, sagte der Sekretär der Oppositionspartei SYRIZA – Progressive Allianz.

I stand with Israel!

terror agaist israel

Der Terror gegen Israel geht weiter. Für Deutsche ist es weitaus sinnvoller, diese Fahne zu zeigen anstatt die der Bandera-Versteher. Just saying. Nun entfreundet mich.

Traditionellen Werte

asow

Aus anthropologischer Sicht finde ich es normalerweise spannend, wie die Russen meinen, Propaganda machen zu müssen. Sie haben neulich stolz verbreitet, der ukrainische Nazi-Anführer sei Svyatoslav Palamasei in Mariupol liquidiert worden.

Jetzt machen sie sich immer noch über ihn lustig, aber auf eine Art, die mich an die Herrenwitze aus dem 50-er Jahren erinnert. Warum ist es denen so wichtig, über Homosexuelle beiderlei Geschlechts ihre Häme auszuschütten bzw. andere zu „bezichtigen“, sie wären schwul oder lesbisch?

Man kann natürlich auch fragen, warum es dem sexualisierten kleibürgerlichen Milieu, das man mit einer Reihe zahlloser Buchstaben, die ich nicht behalten kann, zu beschreiben beliebt, so wichtig ist, darüber zu lamentieren, wer warum welche Geschlechtsteile hat und warum nicht, statt über den tendenziellen Fall der Profitrate zu räsonnieren.

Ich verstehe es nicht. Es ist lächerlich. Deniz Yücel hat in hinter der Paywall der Welt neulich zu etwas geschrieben. Er zitierte Putin: In der Tat haben die Versuche, uns für ihre Interessen zu missbrauchen, unsere traditionellen Werte zu zerstören und uns ihre Pseudowerte aufzuzwingen, die uns, unser Volk, von innen heraus zersetzen würden, nicht aufgehört, jene Haltungen, die sie bereits aggressiv in ihren Ländern durchsetzen und die direkt zu Degradierung und Entartung führen, da sie gegen die menschliche Natur selbst gerichtet sind.

Yücel kommentiert: „Antiliberalismus meint hier die Verachtung für das, was oft als „westliche Werte“ bezeichnet wird, bei denen es tatsächlich aber nicht um kulturelle Eigenarten und Sitten geht, sondern um zivilisatorische Errungenschaften. Da auch in Deutschland – historisch gesprochen: insbesondere in Deutschland – Kultur und Zivilisation gerne verwechselt werden, zur Veranschaulichung: Bratwurst und Wandern, Borschtsch und Eisbaden sind kulturelle Güter, die man mögen kann oder nicht. Das Recht auf sexuelle Selbstbestimmung als Teil eines umfassenden Konzepts von individueller Freiheit hingegen ist eine universalistische Idee. Basierend auf den Ideen der Aufklärung, brauchte es auch in der westlichen Welt jahrzehntelange Kämpfe, bis sie (einigermaßen) Wirklichkeit wurden – und wieder einkassiert werden können.“

Eine Art von Sieg

war ukraine

Was will Putin? Ich darf die geschätzte Leserschaft auf ein höchst aufschlussreiches Interview mit Sergey Karaganiv aufmerksam machen (deutsche Übersetzung im Tagesspiegel). Zusammenfassung mit Kommentar:

1. Es war ein Krieg mit Ansage. In 2008 President Putin said that if Ukraine’s membership of the alliance became a possibility then there will be no Ukraine. He was not listened to. So the first objective is to end Nato’s expansion. Die Ukraine hat seit 2019 in der Verfassung, der EU und der NATO beitreten zu wollen. Sie waren also gewarnt.

2. …there are people in the Russian government concerned with the rise of ultra-nationalism in Ukraine to the extent that they think it is beginning to resemble Germany in the 1930s. There is also an aim to free the Donbas republics of eight years of constant bombardment. Daher das Framing „Entmilitarisierung“ und „Entnazifizierung“. Das ist natürlich Unfug und kein Grund, einen Krieg zu starten. Die Ukraine war und ist ein failed state, regiert von einer Kleptokratie wie auch Belarus, nicht zu vergleichen mit Hitler-Deutschland, und wäre mitnichten in der Lage, Russland anzugreifen, auch nicht als NATO-Staat. Letztlich geht es darum, die Separatisten im Donbass zu legitimieren.

3. Karaganiv meint, man habe vermutlich einem Krieg auf russischem Territorium zuvorkommen wollen. Das hätte man auch anders erreichen können: Wenn das russischen Modell des Kapitalismus attraktiv wäre für die Bewohner der Ukraine, wären sie sicher selbst auf die Idee gekommen, sich der ehemaligen Sowjetunion anzunähern. Außer der Sprache, die von den ukrainischen Nationalisten gewaltsam unterdrückt wird, gibt es aber nicht viel, warum Russland dem „Westen“ vorzuziehen wäre.

4. … I think it will involve the partition of Ukraine, one way or another. Hopefully there would still be something called Ukraine left at the end. But Russia cannot afford to “lose”, so we need a kind of a victory. Das ist natürlich ein weites Feld. Immerhin gibt Karaganiv zu, dass Teile der russischen Elite vermuteten, die Ukrainer würden den Einmarsch irgendwie unterstützen. Mit dem Rückzug de Russen von Kiew hat sich das Thema zunächst erledigt.

5. I also know from the history of American nuclear strategy that the US is unlikely to defend Europe with nuclear weapons. But there is still a chance of escalation here, so it is an abysmal scenario and I hope that some kind of a peace agreement between us and the US, and between us and Ukraine… Das sieht nicht so aus, die Gefahr einer direkten Konfrontation zwischen Russland und der NATO ist also auch aus Sicht der Russen nicht gebannt. Und da man nicht weiß, wie weit die westliche Hysterie und um welchen Preis die Oligarchen der Ukraine und ihre Marionette Selenskij den „Westen“ in einen Krieg hineinziehen würden, bleibt das Szenario einer atomaren Apokalypse bestehen.

6. Poland will gladly take back some of parts in the west, maybe Romanians and Hungarians will, too, because the Hungarian minority in Ukraine has been suppressed along with other minorities. But we are in a full-on war; it is too hard to predict. The war is an open-ended story. Bemerkenswert, dass Karaganiv davon spricht, es handele sich um einen full war und die offizielle Sprachregelung von eine militärischen „Spezialoperation“ nicht übernimmt. Natürlich gibt es auch in Polen und in Ungarn ultranationalistische Kräfte, die die ehemalige Gebiete wiederhaben wollen, aber die Polen wären schön blöd, sich diesen Klotz ans Bein zu binden.

6. If you asked me how I would describe Russia in one word, it is “sovereignty”. We defeated those who sought to rule us, starting with the Mongols, and then Carl [Charles XII] of Sweden, then Napoleon and Hitler. Also, recently, we had years of Western domination here. (…) And nevertheless, you see what has happened: Russia revolted against all that. Das ist so irrational wie die Deutschen, als beriefen sie sich auf „die Germanen“ als ihre Vorfahren oder auf das das „Deutschland“ im 13. Jahrhundert. Auf den Mongolensturm könnten sich auch die Ukrainer berufen, da es auch um Kiew ging. Gleichzeitig argumentiert Karaganiv: And Siberia is at the core of the Russian empire: without Siberia, Russia wouldn’t have become a great country. Von einem Sibirien als Teil Russlands kann man aber frühestens im 17. Jahrhundert sprechen.

7. I think the biggest loser will be Ukraine; a loser will be Russia; a great loser will be Europe; the United States will lose somewhat, but still it could very well survive as a huge island over the ocean; and the big victor is China. I told you so.

8. Russia will win, whatever that victory means, and second, because we have a strong and tough regime, so in any event, or if the worst happens, it will not be the dissolution of the country or collapse. I think it will be closer to a harsh authoritarian regime than to the dissolution of the country. But still, defeat is unthinkable. Eine Niederlage ist undenkbar? Das erinnert mich an einen anderen größten Feldherrn aller Zeiten. Wenn er sich da mal nicht täuscht. It’s the economy, stupid!

war ukraine

Punishing Quotas oder: Was macht eigentlich das Großkapital?

alu

Es zittert ein wenig: „Amazon will block and flag employee posts on a planned internal messaging app that contain keywords pertaining to labor unions, according to internal company documents reviewed by The Intercept. An automatic word monitor would also block a variety of terms that could represent potential critiques of Amazon’s working conditions, like “slave labor,” “prison,” and “plantation,” as well as “restrooms” — presumably related to reports of Amazon employees relieving themselves in bottles to meet punishing quotas.“ (via Fefe)

Die müssen ganz schon unter Druck stehen, wenn sie zu so dämlichen Maßnahmen greifen. Die Gewerkschaft ist übrigens unabhängig. „Amazon Labor Union’s Guerrilla“ – sehr schön!

Entbanderafizierung jetzt!

melnyk

Hier ist dringend eine Entbanderafizierung nötig. Auf den unsäglichen Tweet des ukrainischen Botschafters gibt es eine schöne Antwort: „The moment of Bucha massacres should be the moment Ukrainians really understand WHAT Bandera and his accomplices did to Poles from Volhyna in 1943″.

Selbstverteidigungs- und Gegenangriffskampf wie üblich

ostlandritt
Die Deutschen wieder im Kriegsmodus (Symbolbild)

Putin ist unstrittig ein Auslaufmodell. So geht Imperialismus heute nicht mehr. Man macht das wie die Chinesen: Man klaut das Gute vom Feind oder imitiert es, dann macht man es besser und kauft den Feind auf oder sieht vom Sessel aus zu, wie der zusammenbricht oder um Hilfe bitte. Problem solved.

Die Chinesen haben mit dem klassischen Einmarschieren nicht so gute Erfahrungen gemacht, ähnlich wie Russland jetzt, mit einer identischen Rolleneinteilung, nur dass die im jahrzehntelangen Guerillakrieg gestählte vietnamesische Armee die Ukraine vermutlich schneller erobert hätte als die Russen jetzt. Danach gab es immer nur asymmetrische bewaffnete Konflikte, wenn man von Kriegen zwischen drittklassigen Kombattanten absieht.

butscha

Ich versuche gerade, mir eine Meinung über das Massaker in Butscha zu bilden. Das ist gar nicht so einfach. Die Propaganda-Strategie der Russen ist klar: Alles vom Feind inszeniert. Wer über Jahrzehnte vertuscht, verleugnet und lügt, dass sich die Balken biegen, dem glaubt man nicht so einfach. Es bleibt aber vieles ungereimt. Thomas Röper hat sich schon festgelegt: „Warum die Meldungen über angebliche russische Kriegsverbrechen in Butscha eine Lüge sind“. Der „Anto-Spiegel“ bezieht aber offenbar die meisten Informationen von Alina Lipp und deren Telegram-Kanal „Neues aus Russland“.

butscha

Thomas Laschyk hat das überprüft und bietet im Gegensatz zu den meisten oberflächlichen Medienberichten ausführliche Links und Quellen. Für mich klingt das einigermaßen überzeugend: Die Russen lügen, wenn sie behaupten, sie wären schon abgezogen, als die Leute massakriert wurden. (Es kommt offenbar auf die Timeline an). Außerdem gab es schon Berichte Anfang April von Augenzeugen. Der Guardian hat die Einwohner von Butscha aktuell befragt; das sieht alles seriös aus, obwohl nicht alle meine Bedenken ausgeräumt worden sind. (Die viel zitierten Satellitenbilder sind aber irrelevant – das kann alles Mögliche bedeuten.)

butscha

Wir werden weitere Massaker erleben, von beiden Seiten. Das Selenskyj-Regime, das die Kleptokratie in der Ukraine organisiert, ist keinen Deut besser als Putin. Wenn man Krieg bestellt, weiß man, was man geliefert bekommt. In jeder Armee gibt es viel zu wenige vom Schlage eines Hugh Thomson.

war ukraine

Die hier schon vertretene These scheint sich zu bewahrheiten: Die Angriff im Nordosten der Ukraine und auf Kiew war ein Scheinangriff, um ukrainische Kräfte zu binden, dass ein Entsatz von Mariupol und den beiden umkämpften Oblasten vereitelt wurde. Es war offenbar auch egal, wie das enden würde für die Einheiten um Kiew. Das ISW meint: „Russian forces retreating from around Kyiv will likely need considerable time before they can return to combat.“

Die eigentliche Entscheidung kommt noch: Efforts by Russian forces advancing from Izyum to capture Slovyansk will likely prove to be the next pivotal battle of the war in Ukraine. Russian forces likely intend to cut off Ukrainian forces in eastern Ukraine and will need to take Slovyansk as their minimum step to do so.(…) If Russian forces are unable to take Slovyansk at all, Russian frontal assaults in Donbas are unlikely to independently breakthrough Ukrainian defenses and Russia’s campaign to capture the entirety of Luhansk and Donetsk oblasts will likely fail.

mariupol

Wg.: Kriegsgräuel [Update]

gatrocities

Polnische Zivilisten als Opfer des Massakers vom 26. März 1943, das von der Ukrainischen Aufständischen Armee (UPA) mit Hilfe ukrainischer Bauern im Dorf Lipniki begangen wurde (Wikipedia)

Reminder: „Der Feind begeht wissentlich Grausamkeiten, wenn wir Fehler machen, geschieht dies unbeabsichtigt“.

George Orwell: Looking back on the Spanish War (August 1942):

„I have little direct evidence about the atrocities in the Spanish Civil War. I know that some were committed by the Republicans, and far more (they are still continuing) by the Fascists. But what impressed me then, and has impressed me ever since, is that atrocities are believed in or disbelieved in solely on grounds of political predilection. Everyone believes in the atrocities of the enemy and disbelieves in those of his own side, without ever bothering to examine the evidence. Recently I drew up a table of atrocities during the period between 1918 and the present; there was never a year when atrocities were not occurring somewhere or other, and there was hardly a single case when the Left and the Right believed in the same stories simultaneously. And stranger yet, at any moment the situation can suddenly reverse itself and yesterday’s proved-to-the-hilt atrocity story can become a ridiculous lie, merely because the political landscape has changed.

In the present war we are in the curious situation that our ‘atrocity campaign’ was done largely before the war started, and done mostly by the Left, the people who normally pride themselves on their incredulity. In the same period the Right, the atrocity-mongers of 1914-18, were gazing at Nazi Germany and flatly refusing to see any evil in it. Then as soon as war broke out it was the pro-Nazis of yesterday who were repeating horror stories, while the anti-Nazis suddenly found themselves doubting whether the Gestapo really existed. Nor was this solely the result of the Russo-German Pact. It was partly because before the war the Left had wrongly believed that Britain and Germany would never fight and were therefore able to be anti-German and anti-British simultaneously; partly also because official war propaganda, with its disgusting hypocrisy and self-righteousness, always tends to make thinking people sympathize with the enemy. Part of the price we paid for the systematic lying of 1914-18 was the exaggerated pro-German reaction which followed. During the years 1918-33 you were hooted at in left-wing circles if you suggested that Germany bore even a fraction of responsibility for the war. In all the denunciations of Versailles I listened to during those years I don’t think I ever once heard the question, ‘What would have happened if Germany had won?’ even mentioned, let alone discussed. So also with atrocities. The truth, it is felt, becomes untruth when your enemy utters it. Recently I noticed that the very people who swallowed any and every horror story about the Japanese in Nanking in 1937 refused to believe exactly the same stories about Hong Kong in 1942. There was even a tendency to feel that the Nanking atrocities had become, as it were retrospectively untrue because the British Government now drew attention to them.

But unfortunately the truth about atrocities is far worse than that they are lied about and made into propaganda. The truth is that they happen. The fact often adduced as a reason for scepticism – that the same horror stories come up in war after war – merely makes it rather more likely that these stories are true. Evidently they are widespread fantasies, and war provides an opportunity of putting them into practice. Also, although it has ceased to be fashionable to say so, there is little question that what one may roughly call the ‘whites’ commit far more and worse atrocities than the ‘reds’. There is not the slightest doubt, for instance, about the behaviour of the Japanese in China. Nor is there much doubt about the long tale of Fascist outrages during the last ten years in Europe. The volume of testimony is enormous, and a respectable proportion of it comes from the German press and radio. These things really happened, that is the thing to keep one’s eye on. They happened even though Lord Halifax said they happened. The raping and butchering in Chinese cities, the tortures in the cellars of the Gestapo, the elderly Jewish professors flung into cesspools, the machine-gunning of refugees along the Spanish roads – they all happened, and they did not happen any the less because the Daily Telegraph has suddenly found out about them when it is five years too late.“

[Update] Das ist kein Whataboutism. Es sollte nur klar sein, dass Russen als auch Ukrainer eine identische „kulturelle“ Basis haben. die sich von den meisten „westlichen“ Staaten unterscheidet. Das sieht man auch daran, dass die jeweilige Propaganda auf uns total lächerlich wirkt mit ihrem Heldenpathos und den Versuchen, den Gegner zum Untermenschen zu deklarieren. Wenn ich mich so umschaue, stelle ich jedoch fest, dass das Kriegsgebrüll jede vernünftige Stimme niedermacht. Es fehlt nicht viel, und wir reiten wieder gen Ostland.

Propaganda und keine Propaganda

demonstration

„Etwa 900 Menschen haben am Sonntag in Berlin an einem Autokorso mit russischen Fahnen teilgenommen. Der Umzug mit mehreren hundert Fahrzeugen wurde als Veranstaltung mit dem Titel „Keine Propaganda in der Schule – Schutz für russischsprechende Leute, keine Diskriminierung“ angemeldet, wie die Berliner Polizei mitteilte.“ (Tagesspiegel)

„Ein pro-russischer Autokorso ist am Sonntag quer durch Berlin gefahren. Das bestätigte die Polizei der Berliner Zeitung. Etwa 900 Menschen haben daran teilgenommen. Auf Twitter waren Dutzende Fahrzeuge mit russischen Fahnen zu sehen.“ (Berliner Zeitung)

„Auto-Korso der Schande in Berlin“. (BZ Berlin)

Was macht eigentlich das Proletariat?

class struggle

Unter Manichäern

war ukraine media

Vielleicht geht es nur mir so. Ich kann es nicht mehr lesen und hören. Wir wissen alle: einen Krieg anzufangen gilt als verbrecherisch. Mir fallen spontan Dutzende Politiker ein, die in Frage kämen, darunter auch einige US-amerikanische Präsidenten. Mir muss nicht jeden Tag mit dem Holzhammer eingebläut werden werden, dass Putin für den so genannten „freien Westen“ der Oberbösewicht ist. Die Russen sehen das übrigens ganz anders.

Man weiß schon lange vorher, wie die Schlagzeilen lauten: Die Ukraine gewinnt. Die Russen sind unmotiviert, Sklavennaturen, doof, brutal und bombardieren das, was man nicht bombardieren darf. Die Ukrainer sind immer das Gegenteil von den Russen. Nazis gibt es nicht in der Ukraine/sind Einzelfälle. Flüchtlinge in Deutschland sind glücklich. Frauen und Kinder. Selenskij/Klitschko/wer auch immer appellieren an das deutsche Volk. (Was sagt die deutsche Bevölkerung dazu? Und was sagen die Sorben?) Ich glaube kein Wort, auch nicht den Russen (weil die Bandera-Versteher aufheulten).

war ukraine

Den Bürgern des freien Westens ist es noch erlaubt, feindliche Websites zu lesen. Sie sind aber verpflichtet, dabei einen angewiderten Gesichtsausdruck zu machen.

Manchmal muss man sich einfach mal das Gegenteil ansehen, aus Trotz. Die Kadyrowzy machen die besten Propagandafilme: Durchweg athletische Herren mit Bärten, die bis an die Zähne bewaffnet sind, das Herumballern untermalt entweder mit Sufi-Musik oder mit Rhythmen, die zu einschlägigen Computerspielen passen. Wenn die mit großen Kalibern hantieren und dazu Allahu akbar rufen, dann ahnen die Asowschen vermutlich, dass sie es jetzt nicht mit Laien oder russischen Wehrpflichtigen zu tun bekommen. Wieso muss ich jetzt an den Göttinger Mescalero denken?

No compromises and concessions, they have only one way, short, but extremely painful. Well said, dude.

war ukraine
Tschetschenischer Sniper in Mariupol

Ich aber prophezeie euch: Putin wird diesen Krieg gewinnen. Und wenn nicht, dann stelle ich mich auf den Richardplatz und murmele laut und deutlich: „Bandera war ein lupenreiner Demokrat“.

war ukraine

By the way: kennt ihr Adam Delimkhanov? Interpol sucht(e) ihn. Ich weiß, wo er ist.

Die Lage an allen Fronten

nazis

Militärische Front: KadyrowzyAsow 1:0 nach Verlängerung

Russia is withdrawing some elements of its forces around Kyiv into Belarus for likely redeployment to other axes of advance and did not conduct any offensive operations around the city in the past 24 hours, but Russian forces will likely continue to hold their forwardmost positions and shell Ukrainian forces and residential areas. I told you so.

– Energiefront: Russian president Vladimir Putin has signed a decree that demands ‘unfriendly countries’ must pay for Russian gas in rubles.
The new law dictates that ‘unfriendly countries’ must open accounts in Russian banks and will come into force on April 1.
Current gas supply contracts will be stopped if buyers from ‘unfriendly countries’ do not meet new payment terms.

– Juristische Front: Staatsanwaltschaft erhebt Anklage gegen Gil Ofarim wegen falscher Verdächtigung und Verleumdung.

– Z(!)ensurfront: Zensur im freien Westen weitet sich aus. Autoritären Regimen gefällt das. Anderen auch. Bin mal gespannt, wann Links auf russische Websites verboten werden. Das kennen wir doch schon.

– Genderfront: Everyone who has a penis is a man. Na ja. Ich sage nur: Katheoy und Parinya Charoenphol.

schokolade

Scheinoperationen oder: Maneuver warfare, Russian style

odessa
Vor Odessa

Wir lassen mal einen Experten zu Wort kommen – Scott Ritter (@RealScottRitter), Former United Nations Weapons Inspector, former Marine Corps Intelligence Officer:

For all those scratching their heads in confusion, or dusting off their dress uniforms for the Ukrainian victory parade in Kiev, over the news about Russia’s “strategic shift”, you might want to re-familiarize yourself with basic military concepts.

Maneuver warfare is a good place to start. Understand Russia started its “special military operation” with a severe manpower deficit—200,000 attackers to some 600,000 defenders (or more). Classic attritional conflict was never an option. Russian victory required maneuver.

Maneuver war is more psychological than physical and focuses more on the operational than on the tactical level. Maneuver is relational movement — how you deploy and move your forces in relation to your opponent. Russian maneuver in the first phase of its operation support this.

The Russians needed to shape the battlefield to their advantage. In order to do this, they needed to control how Ukraine employed it’s numerically superior forces, while distributing their own smaller combat power to best accomplish this objective.

Strategically, to facilitate the ability to maneuver between the southern, central, and northern fronts, Russia needed to secure a land bridge between Crimea and Russia. The seizure of the coastal city of Mariupol was critical to this effort. Russia has accomplished this task.

belarus
Google übersetzt: „Video der Konzentration der belarussischen Armee in der Region Brest. Das Gerät ist mit einem Erkennungszeichen gekennzeichnet – einem roten Quadrat. Es ist erwähnenswert, dass der Generalstab der Streitkräfte der Ukraine heute Morgen im offiziellen Bericht erklärte: „Es gibt Anzeichen für die Vorbereitung der Streitkräfte der Republik Belarus auf eine direkte Invasion des Territoriums der Ukraine.“ I told you so.

While this complex operation unfolded, Russia needed to keep Ukraine from maneuvering its numerically superior forces in a manner that disrupted the Mariupol operation. This entailed the use of several strategic supporting operations—feints, fixing operations, and deep attack.

The concept of a feint is simple—a military force either is seen as preparing to attack a given location, or actually conducts an attack, for the purpose of deceiving an opponent into committing resources in response to the perceived or actual actions.

The use of the feint played a major role in Desert Storm, where Marine Amphibious forces threatened the Kuwaiti coast, forcing Iraq to defend against an attack that never came, and where the 1st Cavalry Division actually attacked Wadi Al Batin to pin down the Republican Guard.

The Russians made extensive use of the feint in Ukraine, with Amphibious forces off Odessa freezing Ukrainian forces there, and a major feint attack toward Kiev compelling Ukraine to reinforce their forces there. Ukraine was never able to reinforce their forces in the east.

Fixing operations were also critical. Ukraine had assembled some 60,000-100,000 troops in the east, opposite Donbas. Russia carried out a broad fixing attack designed to keep these forces fully engaged and unable to maneuver in respect to other Russian operations.

During Desert Storm, two Marine Divisions were ordered to carry out similar fixing attacks against Iraqi forces deployed along the Kuwaiti-Saudi border, tying down significant numbers of men and material that could not be used to counter the main US attack out west.

The Russian fixing attack pinned the main Ukrainian concentration of forces in the east, and drove them away from Mariupol, which was invested and reduced. Supporting operations out of Crimea against Kherson expanded the Russian land bridge. This phase is now complete.

Russia also engaged in a campaign of strategic deep attack designed to disrupt and destroy Ukrainian logistics, command & control, and air power and long-range fire support. Ukraine is running out of fuel and ammo, cannot coordinate maneuver, and has no meaningful Air Force.

Mariupol
Mariupol

Russia is redeploying some of its premier units from where they had been engaged in feint operations in northern Kiev to where they can support the next phase of the operation, namely the liberation of the Donbas and the destruction of the main Ukrainian force in the east.

This is classic maneuver warfare. Russia will now hold Ukraine in the north and south while its main forces, reinforced by the northern units, Marines, and forces freed up by the capture of Mariupol, seek to envelope and destroy 60,000 Ukrainian forces in the east.

This is Big Arrow War at its finest, something Americans used to know but forgot in the deserts and mountains of Afghanistan and Iraq. It also explains how 200,000 Russians have been able to defeat 600,000 Ukrainians. Thus ends the primer on maneuver warfare, Russian style.

Set goals are achieved

Nikolayev
Eine Rakete zerstört eine Verwaltungsgebäude von Nikolayev (Mykolajiw), im Hintergrund die Warwariwka-Brücke. Auf der westlichen Seite des Bug, von wo aus der Video gedreht wurde, habe ich nur die Staatsanwaltschaft gefunden. Ich bin mir nicht sicher, was da zerbombt wurde.

Wenn man zwischen den Zeilen liest, merkt man, worauf das alles hinauslaufen könnte. Die Verhandlungen zwischen der Ukraine und Russland machen Fortschritte.

The special military operation in Ukraine will continue until the set goals are achieved: Russian Defense Minister Shoigu

Nikolayev
Ein zerstörtes Verwaltungsgebäude in Mykolajiw

Judging by reports in open sources, Nikolaev will be next after Mariupol. The locals should probably leave. While this is still possible.

Aber das Ziel ist erreicht: Die militärische Infrastruktur der Ukraine, um einen Angriffskrieg zu beginnen, ist mehr oder minder kaputt. Die Nazi-Brigaden in und um Mariopol (vgl. Foto unten) werden den Krieg nicht überleben. Putin wird natürlich nicht zurückweichen, aber ein Kompromiss kann auch darin bestehen, dass die unlösbaren strittigen Fragen einfach ausgeklammert werden. Die Ukrainer Oligarchen und ihre Marionetten werden nicht auf die Krim und den Donbass verzichten. Aber die Russen könnten sich aus dem Rest der Ukraine zurückziehen, also auch von Kiew. Militärisch wäre das ein Patt.

Main tasks of first stage of special operation in Ukraine has been completed, now the focus is on the main goal, the liberation of Donbass – Defence minister Shoigu

Nikolayev
Das Hauptquartier der Nazis in Mariupol

Gute Nachrichten: Die Russen haben die ukrainischen Nazis gefangen, die russische Soldaten gefoltert haben.

Vermischtes oder: In case you missed it

mariupol
Mariupol, noch Ukraine

– Venezuela darf nicht mehr bei der UN mitstimmen, weil die Regierung die „Beiträge“ nicht bezahlt hat.

– Finfisher ist pleite.

– Die Deutsche Welle darf nicht mehr aus Russland und aus Afghanistan senden.

– Die Online-Präsenz der Bild-Zeitung ist in Russland gesperrt.

– Der Terror gegen Israel hat wieder Opfer gefordert.

– Nurses protest against COVID policy at a hospital in Shanghai. Die Schulen bleiben geschlossen. Vielleicht werden die Chinesen ihre Strategie ändern.

– Die Ukrainer wollen das Rote Kreuz boykottieren.

– Die Lakaien der herrschenden Klasse in Peru wollen den linken Präsidenten loswerden.

– Rund 30 Prozent der US-Amerikaner misstrauen der Wissenschaft.

Südafrika steht zu Russland.

– Es gibt da noch diese Stellvertreterkriege im Jemen und in Berg Karabach.

– Ich rate von Reisen nach Mali ab.

– Die Regierung in Belize geht gegen die Selbstverwaltung der Maya vor.

– Eine Splittergruppe der FARC ist wieder in Kolumbien aktiv.

– Die mexikanischen Zapatistas brauchen deutsche Übersetzer.

– Ich habe die Blogroll upgedated.

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