Among the Norse Tribes oder: Schwule, Lesben und Satanisten

slawen

Die Russen versuchen gerade, im Bullshit-Bingo der dämlichen Propaganda die Ukraine zu übertreffen, was nicht ganz einfach ist, und plündern wahllos die Geschichte. Obiger Screenshit Screenshot veranlasste mich zu recherchieren, wer gemeint sein könnte: Vermutlich Ibn Fadlān aka Ahmad ibn Fadlān ibn al-‚Abbās ibn Rāschid ibn Hammād. Die in seinem Reisebericht beschriebenen sexuellen Sitten der Chasaren und Waräger sind ganz interessant.

Unter ihnen sind schöne junge Sklavinnen, die für die Kaufleute bestimmt sind. Jeder von ihnen hat unter den Augen seines Gefährten sexuellen Umgang mit einer Sklavin. Manchmal vereinigen sich ganze Gruppen, die einen angesichts der anderen, auf diese Weise untereinander. Wenn in diesem Augenblick ein Kaufmann eintritt, um einem von ihnen ein Mädchen abzukaufen, und ihn beim Beischlaf mit ihr vorfindet, löst sich der Mann erst von ihr, wenn er sein Bedürfnis befriedigt hat.

Manchmal wünscht man sich die alten Zeiten herbei.

Oder die Quelle ist Ibrahim ibn Yaqub. Der Jude und Gesandte des Kalifen von Cordoba bereiste in der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts Mitteleuropa (also zur Zeit Karls und Ottos und der hier gern beschriebenen ältesten Domschätze). Er schildert gar Erschröckliches über die damaligen Mecklenburgerinnen Abodriten und Polanen und deren Hang zum Amazonismus:

slawen

In der russischen Telegram-Kanälen taucht auch antisemitische Hetze auf, die an sich nicht neu ist, aber so dämlich, dass man sich fragt, wer eigentlich das Publikum sein soll, das so etwas konsumiert? Hierzulande kann man mit „Satanisten“ niemandem mehr erschrecken, aber bei den schlichten tschetschenischen oder russisch-orthodoxen Gemütern sieht das vermutlich anders aus.

propaganda

Schwule, Lesben, Satanisten – das reicht noch nicht: Sie müssen auch noch von den USA bezahlt werden! By the way: Was ist mit den Freimauern?

Was sonst noch geschah, während sich unsere Qualitätsmedien die Finger wundschreiben, um endlich eine russische Niederlage herbeizuzaubern:

Russian forces have adopted a sounder pattern of operational movement in eastern Ukraine, at least along the line from Izyum to Rubizhne. Russian troops are pushing down multiple roughly parallel roads within supporting distance of one another, allowing them to bring more combat power to bear than their previous practice had supported. Russian troops on this line are making better progress than any other Russian advances in this phase of the war. They are pushing from Izyum southwest toward Barvinkove and southeast toward Slovyansk. They are also pushing several columns west and south of Rubizhne, likely intending to encircle it and complete its capture. The Russian advances even in this area are proceeding methodically rather than rapidly, however, and it is not clear how far they will be able to drive or whether they will be able to encircle Ukrainian forces in large numbers. (ISW)




The awful Truth

Krasnoye railway station
Russische Angriffe zerstörten den Bahnhof von Krasne bei Lemberg.

Im Guardian findet sich ein nachdenklicher und lesenswerter Artikel von Simon Tisdall: The awful truth is dawning: Putin may win in Ukraine.

Let’s get real. For all its heroism and sacrifice, Ukraine may lose this fight. Dreadful though it sounds, Putin could win. If the west so abandons its principles and values to let that happen, the long-term price, for everyone, will be a whole new world of pain.

Es gibt jetzt auch den unvermeidlichen offenen Brief diverser „namhafter“ Leute, die für Intellektuelle oder ähnliches gehalten werden, Deutschland möge keine Waffen mehr an die Ukraine liefern, und das ebenso unvermeidliche Geheul der ukrainischen Mischpoke dagegen.

Die Unterzeichner kritisieren, dass mit der Lieferung von Waffen sich Deutschland und weitere Nato-Staaten de facto zur Kriegspartei gemacht hätten und warnen vor einer atomaren Eskalation.

Waffenlieferungen und militärische Unterstützung durch die NATO würden den Krieg verlängern und eine diplomatische Lösung in weite Ferne rücken. Der Preis eines längeren militärischen Widerstands wären ‒ unabhängig von einem möglichen Erfolg ‒ noch mehr zerstörte Städte und Dörfer und noch größere Opfer unter der ukrainischen Bevölkerung.

Das wird im allgemeinen Hurra-Geschrei verhallen. Ich kann mir jetzt gut vorstellen, wie die Stimmung 1914 bei der Burgfriedenspolitik war. Niemand haut heute auf den Tisch und fordert, mit dem Quatsch Schluss zu machen. Aber Menschenleben werden vermutlich überschätzt. Selenskij opfert seine Bevölkerung, statt einfach auf Gebiete zu verzichten, die er vorher schon nicht mehr besaß, und alle finden das gut so. Es ist zum Gruseln.

war ukraine
Triggerwarnung: Die Karte ist übelste postbolschewistsche Propaganda und komplett gelogen!




Der Homo sovietikus im Buchenland und auch anderswo

map
Rückzug des Osmanischen Reiches vom Balkan und den Gebieten nördlich des Schwarzen Meeres (Surce)

Die Russen machen offenbar jetzt ein neues Fass auf. Die Financial Times titelte gestern: „Vladimir Putin abandons hopes of Ukraine deal and shifts to land-grab strategy“. Bevor wir fortfahren, bitte ich die der Geografie kundigen Leser, sich mit folgenden Begriffen vertraut zu machen: Bukowina, Fürstentum Moldau, Galizien, Podolien, Ruthenien, Großrumänien, Bewegung zur Vereinigung von Rumänien und Moldau, Gouvernement Transnistrien sowie Transnistrien, Bessarabien, Budschak, Dobrudscha und das Herza-Gebiet. Ich setze voraus, dass die Leser alle Balkanstaaten kennen und auswendig wissen, wo sie genau liegen und was die jeweilige Hauptstadt ist, falls eine solche vorhanden. (Tiraspol? Oder sagte jemand Czernowitz?)

Von einem russischen Telegram-Kanal (Triggerwarnung: übelste postbolschewistsche Propaganda und alles gelogen!):
Considering Moldova is a rather failing state, it would be smart to make a deal with Romania, which in assume in a few years will annex Moldova de facto, and for example exchange Transnistria for southern bessarabian coast, which was taken away from Romania following the decision of Molotov Ribbentrop pact, as well as Transnistria being taken away from Ukrainian SSR and forcefully added into Moldova. And now Putin has been trying to undo the consequences of the pact.

I think Eastern Europe will eventually be ready to overcome the grudges of the past and mostly return towards the natural, pre-1939 borders.

Die wollen also die gesamte Nachkriegsgeschichte neu sortieren? Das wird ja lustig. Soweit ich weiß, wollen die Polen die Westukraine noch nicht haben, wie die Russen vorschlugen. Noch nicht.

map moldau

Das ist ziemlich unübersichtlich da unten. Es gibt zwischen den ehemaligen Gebieten des Kaiserreichs Österreich-Ungarn offenbar keine Grenze, die nicht schon mehrfach geändert und verschoben wurde. Wenn man sich einliest, überfällt einen das kalte Grauen: Massaker, vor allem an Juden, Deportationen nach Sibirien, ganze Bevölkerungen wurden zwangsweise umgesiedelt. Die früher zahlreichen Deutschen dort gibt es natürlich gar nicht mehr.

Die Russen werden sich also Transnistrien irgendwie einverleiben und hoffen offenbar darauf, dass die Rumänen Lust bekommen, sich Moldau, das ärmste Land Europas, anzueignen. Das kann man ja auch mit „Volksabstimmungen“ forcieren – oder über andere Maßnahmen. Schöne Aussichten für die Maler von Landkarten!

cernowitz




Schwarzöl oder: Nothing to stop this selling

russian soldier
Russischer Soldat beim Lesen motivierender Qualitätsliteratur

Ich darf die geschätzten Leser und die der Ökonomie kundigen Leserinnen auf einen interessanten Artikel auf Bloomberg aufmerksam machen: „How Europe’s Main Diesel Exchange Can Help Russia Keep Exporting“. Das geht so:

Europe’s main commodities futures exchange is offering an anonymized conduit for Russian diesel to be supplied into the continent’s oil trading hub.

Since Russia began its invasion of Ukraine in late February, a swath of companies said they were scaling back purchases from Moscow. In practice though, the nation’s oil and fuel is still flowing to export markets in large volumes.

Europe’s main exchange for diesel, run by ICE Futures Europe Ltd, ultimately allows traders to take physical delivery of the fuel once a contract expires. In keeping with the bloc’s current laws, the exchange allows supplies from anywhere, including Russia, to be delivered.

It’s not known where these supplies are to come from, but there is ultimately nothing to stop those selling from choosing to supply Russian material.

Ach so ist das? Es gibt also eine Hintertür, „that keeps Russian oil flowing into Europe“? Kann das jemand mal Putin sagen, oder weiß der es gar schon? Und unsere Qualitätsmedien? Sollten wir das denen mal stecken? Aber um das zu verstehen hätten die Marxismus-Leninismus irgendwie Volkswirtschaft Ökonomie studieren müssen und nicht internationales Recht.




Spring et al

burks

Die Saison ist eröffnet. Man kann schon wieder auf dem Balkon sitzen, so circa fünf Minuten. Was mir sonst noch auffiel:

– Neues aus Wokistan: George Orwell könnte britische Studenten verunsichern.

– Ich aber sage Euch: Die „Linke“ wird nur überleben, wenn sie auf die Themen „Klima“, „Gendern“ und „Flüchtlinge “ mindestens fünf Jahre verzichtet.

– „Der Ständige Vertreter der Krim beim russischen Präsidenten Muradow erinnerte auch daran, dass vor der Oktoberrevolution die Gebiete der Krim, Cherson und Saporoschje eine einheitliche Region bildeten: die Provinz Taurida.“ Man weiß also, was kommen wird.

toilet paper

By the way: The end is near! German journalists are unanimously calling for war. Be prepared for Armageddon!




Unter Gebietsstreitern

war ukraine

Irgendjemand müsste dem Selenskij und seinen oligarchen Kumpanen mal klar machen, dass es bei der Krim und dem Donbass nichts mehr zu holen gibt, genausowenig wie für die Deutschen bei Straßburg, Königsberg und Breslau. Grenzen sind fast immer das Ergebnis von Kriegen und von Machtpolitik, auch die deutschen, ungeachtet der Schuldfrage. Die Vertriebenenverbände haben das hierzulande auch sehr lange nicht kapiert.

Oh, und ganz am Rande: Russland ist noch mit Japan im Krieg. Vielleicht ist das den Japanern gerade aufgefallen, denn sie sprechen bei den Kurilen zum ersten Mal seit Jahrzehnten wieder von „besetzen Gebieten“. Und auch sonst sind Grenzen ziemlich fragwürdig umstritten, sogar zwischen Kanada, Dänemark und den USA.

war ukraine

Es tauchen die ersten Karten auf, die ungefähr verdeutlichen, was die Russen planen. Die wollen auch den Süden der Ukraine inklusive Odessa. Entweder wird es da eine Menge Pufferzonen geben, die sich jeweils Sowjet Volksrepublik nennen, oder sie werden Russland beigetreten, oder die Russen besetzen das Gebiet nur und schauen mal, was passiert und ob die NATO das zurückerobern möchte. Klar, dass sie auch an Transnistrien denken.
During the second phase of the special operation, the Russian army plans to establish full control over the Donbass and Southern Ukraine.
Vielleicht gibt es noch ein paar Phasen.

war ukraine
Russischer Vormarsch bei Charkow. Die winkenden Personen sind natürlich bezahlte Schauspieler, die vom russischen Propagandaministerium aus Sibirien eingeflogen wurden und denen gesagt wurde, es handele sich um eine spezielle Militärübung. Die ukrainische Bevölkerung unterstützt bekanntlich nicht die russischen, sondern die einheimischen Oligarchen.

Der ukrainischen wird das egal sein: Sie möchten gern vom „Westen“ durchgefüttert werden und die „Hilfsgelder“ einstreichen, wenn sie die zukünftige Schrumpf-Ukraine „wieder aufbauen“.
Wegen des russischen Angriffs benötigt die Ukraine laut Präsident Wolodymyr Selenskyj alleine als Ausgleich für wirtschaftliche Ausfälle monatlich sieben Milliarden Dollar Unterstützung. „Und wir werden hunderte Milliarden Dollar für den Wiederaufbau benötigen“, sagte Selenskyj am Donnerstag in einer Videoschalte während eines Treffens des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank in Washington. IWF-Chefin Kristalina Georgieva warb für Hilfen für die Ukraine „so weit wie möglich“ in Form von Zuschüssen und nicht in Form von Krediten.

Schon klar. Das westliche Kapital schenkt ihnen das Geld. Dann ist die Ukraine genau so ein Pufferstaat wie die „Volksrepubliken“ Luhansk und Donezk, und alle werden damit leben können. Was wäre die Alternative? Die Rest-Ukraine wird militärisch so aufgepäppelt, dass sie im Gegenzug Russland angreifen kann? Das kostet langfristig viel zu viel, zumal auch ein großer Teil der ukrainischen Mittelklasse schon in den Westen geflüchtet ist. Der Rubel Euro muss rollen.

war ukraine
Sehr viele Ukrainer, die für den freien Westen kämpfen, haben sich mit indischen Glückssymbolen tätowieren lassen.

Wie immer, wird die Ökonomie entscheiden. Surprise! Surprise!
The largest oil companies in China want to buy out the British Shell’s stake in the Sakhalin-2 project. Earlier, Shell announced its withdrawal from the Russian market.
Now Chinese companies Cnooc, CNPC and Sinopec Group are negotiating to buy its 27.5% stake in the Sakhalin-2 oil and gas project.
(Bloomberg, Paywall)

Das heißt: Wie tief muss Russland dem östlichen Zweckverbündeten in den Allerwertesten kriechen, um dem westlichen Imperialismus Zweckbündnis Paroli bieten zu können? Und was ist, wenn, was ich fast annehme, plötzlich Regierungen in der EU an die Macht kommen, die die Russen mögen? (Le Pen wird es nicht schaffen.)

war ukraine
Die Verehrer höherer Wesen verhalten sich – wie könnte es anders sein – auch in Russland systemkonform.




Screwed up

röntgenaufnahme

Das Übel begann 1995 mit einem Sturz von einer Leiter… Die Schrauben kamen damals nach drei Monaten wieder raus. Die arthrotischen Spätfolgen werden demnächst repariert.




Transoxanien und drumherum

Ruy González de Clavijo

Ich sollte nicht mehr fahrlässig nach dem Motto „von Hölzken auf Stöcksken“ herumgoogeln, sonst denke ich wieder, ich müsste unbedingt dieses und jenes Buch besitzen, um die großen Rätsel unserer Galaxis Fragen zu beantworten, die ich mir vorher gar nicht gestellt hatte. Soeben habe ich Clavijos Reise nach Samarkand 1403-1406 auf meine Wunschliste gesetzt, mir aber trotz eines spannenden Plots verkniffen, es sofort zu kaufen. Ich schlafe noch einmal darüber.

Aus der Rubrik „nützliches Wissen“: Ruy González de Clavijo reiste von 1403 bis 1406 nach Zentralasien (damals Transoxanien, heutiges Usbekistan) und verbrachte drei Monate am Hof von Timur in Samarkand. Das Tagebuch seiner Asienreise wurde 1582 unter dem Titel „Embajada a Tamor Lán“ in Altkastilisch veröffentlicht. Es ist die wichtigste literarische Quelle für die Geschichte Zentralasiens während der Timuridenzeit.

Choresmien? Timur? Khanat der Krim? Köneürgenç? Urganch? Schlacht am Goldenen Wasser? Rotrhutenien? Bachtschyssaraj? Ich sollte mich auch mit den Mongolen beschäftigen – ob es sich um einen feudalen Staat handelt und um welche Sorte. Gonzalo Lira, der vermutlich von den Ukrainern entführt wurde? Ich höre jetzt besser auf, sonst habe ich irgendwann viel zu viel unnützes Wissen gehortet…




Russische Märsche oder: Noch ein 1000-jähriges Reich

sussanin
Iwan Sussanin auf dem Nationaldenkmal Tausend Jahre Russland in Weliki Nowgorod

Ein Leben für den Zaren – habe ich nie gehört – allein schon der Titel schreckt ab. Vielleicht sollte man sich mit dem Plot der Oper befassen, um etwas darüber zu lernen, wie „der Russe“ so denkt. Ein Bauer, den den Zaren vor den pöhsen Polen rettet, von denen ermordet und damit zum nationalen Märtyrer wird – das wäre ungefähr so, als hätte Thomas Müntzer sein Leben für Georg den Bärtigen geopfert.

Die nationalen Mythen sagen immer viel aus über das Verhältnis der herrschenden Klassen und den Untertanen – oder darüber, wie jene es gern hätten. In Russland feiert man auch einen Tag der Einheit des Volkes, also reaktionären Kitsch, der die Klassenunterschiede leugnet und stattdessen ein Gemeinschaftsgefühl zwischen Kapital und Arbeit erzeugen will, was der Realität im Kapitalismus widerspricht. Da wundert es nicht, dass die Teilnehmer und Organisatoren der Russischen Märsche (darunter früher auch der so genannte „Oppositionelle“ Nawalny, das Hätschelkind der westlichen Medien) gern die Mumie Lenins aus dem Kreml verbannt hätten. Vermutlich ist der ihnen zu kosmopolitisch und „unrussisch“, wie Rosa Luxemburg den Polen heute suspekt ist, weil sie den polnischen Nationalismus kritisierte.

Was im ideologischen Mainstream Russlands zur Zeit herumschwimmt, lässt einen fragen, ob es die Sowjetunion jemals gegeben hat und ob die noch alle Tassen im Schrank haben. Die sind ideologisch total verwahrlost, und man muss vermuten, dass bald, wie schon in Polen, die Lektüre von Marx nicht mehr möglich ist. Auf RT Deutsch lässt man einen Herrn zu Wort kommen, der das demonstriert: Valeri Korowin ist Direktor des Zentrums für Geopolitische Expertise, Leiter der Informations- und analytischen Abteilung der öffentlichen Nichtregierungsorganisation Internationale Eurasische Bewegung und ein Vize-Leiter der NGO selbst, Journalist, Publizist, Politologe und Philosoph, Experte im Zentrum für geopolitische Expertise des Expertenbeirats für Fragen der nationalen Sicherheit beim Vorsitzenden der Staatsduma der Russischen Föderation.

Har har. Allein schon das Herumgeschwurbel mit merkwürdigen Titeln macht einen misstrauisch. „Journalist, Publizist, Politologe und Philosoph, Experte“ – ja klar, bin ich auch alles. Dieser Korowin hat patriotische Ansichten, als hätten russische Versionen von NPD und MLPD fusioniert. (Chor skandiert dissonant im Hintergrund: Alain de Benoist! Carl Schmitt!)

Lauschen wir kurz hinein:
Taiwan ist für China das, was die Ukraine für Russland ist – und sowohl die Ukraine als auch Taiwan gingen aus geopolitischen Konfrontationen hervor, die vom Westen initiiert worden waren.

Die Ukraine ist ein Projekt des Westens mit dem von Anfang an gesetzten Ziel, ein Fragment von Großrussland abzutrennen. Mit anderen Worten: Die Ukraine ist ein politisches Projekt, das von der österreichisch-ungarischen Regierung in Auftrag gegeben und später von Deutschland und Polen mitgetragen worden war – und zwar mit dem Ziel, das Russische Reich zu schwächen und einen Teil seiner Gebiete zu entfremden. Ursprünglich hatte das Projekt auf dem Mythos beruht, dass im Südwesten des Russischen Reiches ein besonderes Volk lebe – und dass der Raum Südwestrusslands selbst nichts anderes als die Ukraine sei, die da die Unabhängigkeit von Russland erringen müsse, koste es, was es wolle. (…)

Aus geopolitischer Sicht ist die Ukraine ein wichtiger Teil des Großen Russlands, ohne den Russland nach den Worten des verstorbenen Zbigniew Brzeziński aufhört, eine eurasische Supermacht zu sein, und sich in ein asiatisches Regionalreich mit einer Reihe von Konflikten mit seinen Nachbarn verwandelt – wohingegen ein mit der Ukraine vereintes Russland automatisch ein Imperium werde.

O heilige Sch….! Wenn man sich ausmalt, auf welchem weltanschaulichen Pferd Putin gerade reitet, wenn er mit dieser völkischen Mischpoke anbandelt – es ist auf jedem Fall tiefbraun.

Bonus: Make Alaska russian again:
Ganz zu schweigen vom freien und unabhängigen Alaska, das seit hundert Jahren unter der Unterdrückung durch US-Kolonialisten leidet – und wo, inmitten des glitzernden Schnees und der Nordlichter, die russischen Iskander-Raketen sich besonders gut machen würden.




Dramatisch

dramatische lage

Burks‘ kleiner Lehrgang in Agitation und Propaganda: Zwei Möglichkeiten, die Situation in Mariupol bildlich darzustellen. Welche wählen wir und warum?

By the way: Ich finde auch die intellektuelle Lage deutscher Medien dramatisch.




Homo Hominem

axel void

Ich hatte bisher übersehen, dass sich der Künstler Axel Void dort auch mit seinem Namen verewigt hat. Große Kunst! Und vermutlich eine der meistfotografierten Hauswände in Kreuzberg., obwohl nur wenige wissen werden, woher der Satz kommt und was er bedeutet.




CPIM tells the truth

indian express

Was importieren wir eigentlich aus Kerala?




Unter dem roten Banner

Lenin

Es gelang den Bolschewiken im nun folgenden Bürgerkrieg, den Großteil der Gebiete des ehemaligen Russischen Reiches unter ihre Kontrolle zu bringen und den Widerstand der Weißen Armeen und auch anderer gegnerischer Bürgerkriegsparteien militärisch und durch Einsatz des roten Terrors als Reaktion auf den weißen Terror zu brechen, trotz der materiellen Unterstützung der Weißen Armee durch zahlreiche ausländische Mächte und der zeitweiligen Besetzung russischer Gebiete durch andere Staaten. (Wikipedia)

Irgendwie wiederholt sich alles, aber jetzt als Tragödie, nicht als Farce. Bemerkenswert, dass die russische Armee, die bekanntlich nicht mehr die Rote Armee ist, noch deren Ikonen und Kostüme benutzt. Vielleicht ist ja sogar die Taktik aktuell, natürlich auch bei den Ukrainern.

Aber Lenin?! Der steht offenbar nicht mehr als Symbol für den Bolschewismus, sondern für die russische Regionalmacht das russische Imperium. Vermutlich würde sich der Genosse Wladimir Iljitsch Uljanow im Grabe umdrehen, wenn er nicht eine Art Mumie wäre. Man könnte ja auch stattdessen auf die Idee kommen, ein Denkmal für Fanny Kaplan oder Marija Spiridonowa aufzustellen. Oder die Ukraine macht das. (Wird sie nicht, darauf wette ich.)

flag soviet union

Ich habe einen Verdacht, warum das so ist. Der russische Kapitalismus bietet nicht genug Möglichkeiten, die Emotionen hoch kochen zu lassen, wie das Volk es liebt, ist doch das, worauf man stolz glaubt sein zu müssen (ist die Wortstellung korrekt?), nur der übliche Unfug wie Nation, Volk und Vaterland, womit bekanntlich das Kostüm der herrschenden Klasse gemeint ist oder andere ideologischen Opiate. Die große Erzählung vom Vaterländischen Krieg bietet immerhin die Möglichkeit, dass die Guten (drinnen) und die Bösen (draußen) klar getrennt sind, was die jeweils ausgedachte Moral und die Maximen was tun und und zu lassen sei, einfacher macht. Vergleichbar und Mythen-schwangere Heldenepen sind ebenso lange Märsche wie in China, bei den Mormonen oder wie der gar nicht real stattgefundene Marsch des Volkes Israel aus Ägypten.

Deswegen nutzen die Russen jetzt die rote Siegesfahne. Putin hatte schon 2007 ein Gesetz abgelehnt, das Hammer und Sichel verschwinden lassen sollte. Ich finde die ja auch schöner als eine nüchterne Kombination irgendwelcher Farben.

flag soviet union




Die Grünen. Da weiß man, was man bekommt.

sumjenny

Der Herr, der den Atomkrieg gegen Russland fordert, war Leiter der Heinrich-Böll-Stiftung in Kiew von 2015-2021.

I do not believe that civilization will be wiped out in a war fought with the atomic bomb. Perhaps two-thirds of the people of the earth will be killed. (Albert Einstein)




Last Man Standing

mariupol

Die letzten Verteidiger der strategisch wichtigen Hafenstadt „werden bis zum Ende kämpfen“, sagte der ukrainische Regierungschef Denys Schmyhal. Aha. Sie sollen also in aussichtloser Lage Märtyrer werden? Warum? Süß und ehrenvoll ist es, für die Oligarchen zu sterben? Merkt ihr noch was? Oder wartet ihr auch auf Jungfrauen im Paradies?




Warum die neue deutsche Volksgemeinschaft so glücklich macht und noch mehr

volksgemeinschaft

Ich musste überlegen, wann ich zum letzten Mal so etwas Dämliches gelesen hatte. Die Frage, ob das noch Journalismus sei, lassen wir mal so stehen. Das Bild lässt mich Kotzen. Jedes Wort lässt mich Kotzen. Neu. Deutsch. Und dann diese „Hilfsbereitschaft“, die nur nur verkappter Egoismus ist und eine paternalistische Attitude. Um das klarzustellen: Ich habe nichts dagegen, zweifle aber an den Motiven und jetzt erst recht, wenn Menschen aus der Ukraine kommen. Was wäre, wenn es Russen wäre? Nein, noch besser: Flüchtlinge aus Mali? Oder aus dem Jemen? (Der Chor der „Linken“ im Off: Alle aufnehmen, wir nehmen wirklich alle!)

Wir bleiben beim Thema. Noch mal der hier schon zitierte Fabian Lehr: „Was mich aber immer noch ziemlich irritiert ist ein Take, der mir in Diskussionen mit grünen und liberalen Slawa Ukraini-Leuten schon mindestens ein halbes Dutzend Mal begegnet ist: Regelmäßig wird mir an einem bestimmten Punkt der Diskussion in triumphierendem Ton das vermeintlich überwältigende Argument entgegengeschleudert „Aber lass mich raten: Wenn Deutschland überfallen würde, würdest du das plötzlich ganz anders sehen??!!“
Äh, nein, würde ich nicht? Selbstverständlich würde ich keine Sekunde in Erwägung ziehen, für die Verteidigung der territorialen Integrität der BRD mein Leben zu riskieren oder irgendjemanden zu töten? Selbstverständlich würde ich die Frage, ob die Pfalz französisch, die Lausitz polnisch oder Bayern österreichisch wird, für keine Frage halten, die Sterben und Töten für Deutschland zum Gebot macht?
Wenn man das erwidert, sind die Leute darüber dann meistens entweder ungläubig („Jaja, das sagst du JETZT, solange es nur ein Gedankenspiel ist“) oder empört und irritiert. Dass es Menschen gibt, die sich wirklich nicht mit ihrem Staat identifizieren und den Grundsatz „Süß und ehrenvoll ist es, für das Vaterland zu sterben“ nicht einleuchtend finden, scheinen Grüne und Liberale sich 2022 tatsächlich überhaupt nicht mehr vorstellen zu können.“

Well said, dude.

newd.cn
Verwenden die bei news.cn noch Windows 3.11? Eine Datei, die auf „htm“ endet? Ich musste übrigens extra auf Android umschalten, um das überhaupt lesen zu können – alle meine Browser unter Linux weigern sich.

Dann waren da noch die Chinesen. Peking hat die Vereinigten Staaten von Amerika aufgefordert, alle offiziellen Kontakte zu Taiwan abzubrechen. Das erklärte der Sprecher des chinesischen Außenministeriums Zhao Lijian am Freitag, wie die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua berichtet. Am 15. April hat das Kommando des östlichen Schauplatzes der chinesischen Volksbefreiungsarmee Kriegsschiffe, Bomber, Kampfjets und andere Kräfte entsandt, um Mehrzweck-Kampfpatrouillen zu organisieren und See- und Luftübungen im Ostchinesischen Meer und um die Insel Taiwan durchzuführen.“

Au weia. Zum Glück kommt mein Gas zum Kochen, Heizen und Duschen nicht aus China. Noch wieder andere Chinesen schildern das Geschehen in Mariupol.

Max Hoelz
Franz Seiwert: Figurative Constructivist painting of Max Hölz 1921

Und now for something completely different. Am 15. April 1921 wurde Max Hoelz in Berlin verhaftet. Als Arbeiterführer in Sachsen stellte Hoelz – entgegen dem Willen der KPD-Führung – bewaffnete Kampfgruppen auf, die 1920/21 im Vogtland den nach ihm benannten, stark von anarchistischen Vorstellungen geprägten Aufstand initiierten. Mehrere Tage lang lieferten sich linke Republikfeinde mit der Polizei einen regelrechten Krieg. Wegen dieser Aktivitäten schloss ihn die KPD mit der Begründung der Disziplinlosigkeit aus. Hoelz schloss sich nun der linkskommunistischen KAPD an, der er bis Mitte der 1920er Jahre angehörte.

Hoelz wirkte 1921 an mehreren Sprengstoffanschlägen gegen Symbole der „Reaktion“ mit. 1921 wurde er zu lebenslangem Zuchthaus verurteilt. Dabei spielte auch der Mord am Gutsbesitzer Heß eine Rolle, der Hoelz zur Last gelegt wurde. Doch später fand sich der eigentliche Täter. Anlässlich der 1927 erschienenen Zuchthausbriefe von Hoelz, die von dem bekannten Journalisten Egon Erwin Kisch herausgegeben worden waren, wurde ein Aufruf zahlreicher Intellektueller der Republik (Bert Brecht, Martin Buber, Otto Dix, Albert Einstein, Lion Feuchtwanger, Carl Froelich, Heinrich Mann, Thomas Mann, Ernst Rowohlt, Arnold Zweig etc.) zur „Nachprüfung“ des Urteils veröffentlicht. Am 18. Juli 1928 wurde Hoelz, der zwischenzeitlich wieder der KPD beigetreten war, amnestiert und freigelassen. 1929 emigrierte er auf Einladung Josef Stalins in die UdSSR. 1933 kam er unter ungeklärten Umständen ums Leben.

sewastopol
Russische Flotte in Sewastopol. Iwan Aiwasowski, 1846

Da wäre noch: Die Araber räsonnieren über die russische Marine. (Araber? Über Marine?) Dann doch eher Kachelmann: „Manchmal wünschte ich mir, dass es bei Medien einen Recherche-Impetus gäbe, der oberhalb desjenigen eines abgetauten Kühlschranks wäre und der mit einem Zeitaufwand von zwei Minuten (…) nachsieht, ob es wirklich einen Sturm gab und das Ergebnis gleich in die Meldung einbaut.“

Frage an Radio Eriwan: Ist das Feuer auf der Moskwa inzwischen gelöscht?
Radio Eriwan: Im Prinzip Ja.




Antisemitenpack, revisited

„Die jüngsten Irritationen löste die am 10. April abgehaltene Vollversammlung des Berliner Landesverbandes der Linksjugend aus. Dort hatte eine Mehrheit der Mitglieder für einen Beschluss gestimmt, in dem unter anderem die „konsequente Benennung Israels als Apartheidsstaat“ gefordert wird. Darüber hinaus setzt sich die Linksjugend ein „bedingungsloses Rückkehrrecht für alle Palästinenser“ ein und fordert die „konsequente Benennung des Zionismus als reaktionäre, bürgerliche Ideologie“.“ (Tagesspiegel)

Es ist wie in der Ukraine: Der Landessprecher der Linksjugend [‘solid] Berlin ist Jude.




Auftakt

campus efeuweg

Hehe, mein Schwesterherz ist dort Rektorin! „An deutschen Schulen fehlen mehr als 23.000 ausgebildete Musiklehrerinnen und – lehrer. Dabei ist wissenschaftlich nachgewiesen, wie wichtig Musik für die kindliche Entwicklung ist. Deshalb startet an einer Schule in Berlin ein Musikprojekt…“ (ZDF Mediathek)




Wg.: Ukraine

ukraine

Fabian Lehr schreibt auf Fratzenbuch:
Keine andere ehemalige Sowjetrepublik hat durch den Zusammenbruch der Sowjetunion und die Bildung kapitalistischer Nationalstaaten einen so extremen gesellschaftlichen Zusammenbruch erlebt wie die Ukraine. Die Ukraine war in der Sowjetunion zusammen mit den baltischen Republiken die wohlhabendste und höchstentwickeltste Sowjetrepublik (wohlhabender als Russland), erlebte im Zuge der kapitalistischen Restauration dann aber einen völligen Zusammenbruch: Ausgedrückt in Dollar mit der Kaufkraft von 2011 ist das ukrainische BIP/Kopf zwischen 1988 und 1995 von etwa 10.000$ auf etwa 4.000$ gesunken und hat bis heute nie wieder das Wohlstandsniveau der 80er Jahre erreicht. Die Lebenserwartung stürzte in den 90er Jahren um etwa 5 Jahre ab und liegt für Männer immer noch leicht unter dem Niveau der späten Sowjetunion in den 80ern.

Diese drastische Verarmung des Landes wurde durch Reste des sowjetischen Sozial- und Subventionssystems ein bisschen abgefedert, aber seit die Ukraine nach dem Umschwung von 2014 ökonomisch de facto zu einer westlichen Kolonie wurde, war damit auch immer mehr Schluss: Als Gegenleistung für die Milliardenkredite, die die Ukraine 2014 ff. bei EU, Weltbank und westlichen Banken aufnehmen musste, um die bisherigen russischen Unterstützungen auszugleichen und den Staatsbankrott abzuwenden, haben Brüssel, Washington und Co ultimativ einen neoliberalen Umbau der ukrainischen Wirtschaft, Massenentlassungen im öffentlichen Dienst und drastische Reduktionen der Sozialleistungen gefordert und erhalten – dasselbe Rezept, das dann auch die Troika in Griechenland anwandte.




Hier ist England! Ta ta ta Taaa!

war ukraine mariupol

Die BBC berichtet:
„Azov fighters and the marines have managed to defend pockets of the besieged city over the past few weeks despite dwindling resources and a fierce Russian onslaught.

If marines were surrendering en masse it would not be surprising, says Dr Aglaya Snetkov, lecturer in International Politics at University College London.

„Their supplies have been degrading, they’ve run out of food, ammunition and water – Ukrainian soldiers have posted online that their only option is either surrender or death but Kyiv authorities shut that claim down“ she said. But if thousands of Azov fighters are similarly forced to surrender, they would face a „horror show“ at the hands of Russian soldiers, she added. „Many will be killed and many will be made to go in front of Russian TV cameras to recount what they’ve done.

„It will effectively be the end of the Azov battalion which is a major part of the Russian narrative as to why they’re engaged in what they’re doing in Ukraine….to fight the ‚Nazis‚.“

Es hat sich doch etwas geändert, seitdem die BBC Feindsender war und Karl-Eduard dort arbeitete. Damals setzten sie Nazis nicht in Anführungszeichen.