Abgesang

linke

Die „Linke“ muss sterben, damit die Linke leben kann. Mehr muss man über die so genannte Linke nicht wissen. Immer wenn „Strukturen“ diskutiert werden, weiß man, dass jetzt Gefasel kommt. By the way: Was macht eigentlich der RFB? Ceterum censeo: Gewalt ist geil. Rotfont!

Imperiale Weltordnung oder unter маски персонажей

soviet propaganda

Trotzdem zogen jene den Krieg dem Frieden vor, weil sie die teure Freiheit über alle Not stellten. Dieser Menschenschlag ist nämlich hart und scheut keine Anstrengung; gewöhnt an die dürftigste Nahrung, halten die Slawen für ein Vergnügen, was unseren Leuten als arge Schinderei erscheint. (Widukind von Corvey: Res gestae Saxonicae, verfasst vor 965 n. Chr.)

Bisher hatte ich noch keine Analyse gefunden, die die Interessen der herrschenden Klasse in Russland erläutert. (Hat jemand „Lenin!“ gerufen?) Jetzt las ich von Erhard Crome den Artikel: „Krieg um die neue Weltordnung„.* Und von Felix Jaitner: „Russland: Von autoritären Umbrüchen bis zum Krieg [online!].“ Dort gibt es erste und interessante Antworten.

Denkt man über die Ziele des herrschenden Klasse Russlands nach, muss man unweigerlich die Frage beantworten, wie es dazu kam, dass der „Staatssozialismus“ der Sowjetunion sich „zurückentwickelte“ zu einem ganz normalen Kapitalismus. So etwas war im parteioffiziösem „Marxismus“ gar nicht vorgesehen. Vorwärts immer, rückwärts nimmer usw.. Lenin hatte mit religiöser Inbrunst verkündet: „Die Ungleichmässigkeit der ökonomischen und politischen Entwicklung ist ein unbedingtes Gesetz des Kapitalismus. Hieraus folgt, dass der Sieg des Sozialismus zunächst in wenigen kapitalistischen Ländern oder sogar in einem einzeln genommenen Lande möglich ist. Das siegreiche Proletariat dieses Landes würde sich nach Enteignung der Kapitalisten und nach Organisierung der sozialistischen Produktion im eigenen Lande der übrigen, der kapitalistischen Welt entgegenstellen, würde die unterdrückten Klassen der anderen Länder auf seine Seite ziehen, in diesen Ländern den Aufstand gegen die Kapitalisten entfachen und notfalls sogar mit Waffengewalt gegen die Ausbeuterklassen und ihre Staaten vorgehen.“

Das ist bekanntlich nicht so geschehen. Crone weist darauf hin, dass die Frage, ob der Sieg des Sozialismus in nur einem oder wenigen Ländern möglich sei, immer ausgeklammert wurde. Trotzki hatte das ganz anders gesehen. Crone schreibt: „Die Rücknahem der Revolution in eine kapitalistisches Russland nach dem Ende der Sowjetunion, das einige Attribute des westlichen Parlamentarismus und die Wahl des Präsidenten – statt eines Zaren, der sein Amt qua Geburt ausübt – übernommen hat, machen deutlich, das Russland von 1917 bis 1991 am Ende den längstmöglichen Umweg des Übergangs vom Feudalismus zum Kapitalismus zurückgelegt hat. (…) Nach dem Ende der Sowjetunion und des Realsozialismus im Osten Europas befinden wir uns wieder in einer Epoche des Imperialismus… (…) russland ist ein „normales“ kapitalistisches Land in der nun wieder „normalen“ imperialistischen Welt.“

Das ist eine originelle Theorie – der Staatssozialismus als „Umweg“ auf dem Weg vom Feudalismus zum Kapitalismus! Ich weiß noch gar nicht, was ich davon halten soll. Vielleicht sollte man die Chinesen fragen.

Jaitner (Vorsicht! Genderdoppelpunkte!) unterteil die Geschichte Russlands nach Jelzin in mehrere Phasen:
1. Die Politik der ersten Putin-Administrationen (2000-2008) war eine Reaktion des Machtblocks auf die spezifischen Dysfunktionalitäten des unregulierten neoliberalen Kapitalismus der 1990er-Jahre in Russland und verfolgte das Ziel, die Reproduktionsbedingungen der kapitalistischen Produktionsweise zu verbessern.

2. Die ersten beiden Amtszeiten Wladimir Putins fielen mit einer wirtschaftlichen Aufschwungsphase zusammen, die in erster Linie auf einer intensivierten Rohstoffausbeutung (vor allem Öl und Gas) beruhte. In diesem Zeitraum ging der Bevölkerungsanteil mit einem Einkommen unter dem Existenzminimum von 43,8 Millionen (30 Prozent der Gesamtbevölkerung) auf 19 Millionen (13,5 Prozent der Gesamtbevölkerung) zurück. Dadurch entstand eine städtische Mittelschicht, die sich als wichtige Stütze der oligarchisch-etatistischen Ordnung erweist. (…) Die kurzfristige Profitorientierung der privatisierten Öl- und Gasunternehmen sowie die intransparenten institutionellen Rahmenbedingungen verhinderten umfassende Investitionen und damit eine Steigerung der Öl- bzw. Gasproduktion. Diese sank dementsprechend in den 1990er Jahren kontinuierlich und erreichte im Jahr 1996 ihren historischen Tiefpunkt.

3. Gestützt auf das Öl-getriebene Wachstum konnte die Putin-Administration die aus den 1990er-Jahren herrührenden Widersprüche des extraktiven Entwicklungsmodells (soziale Polarisierung, regionale Entwicklungsunterschiede) eindämmen. Darüber hinaus stabilisierten Maßnahmen zur Konsolidierung des produktiven Sektors (Konzentration von Hochtechnologiefirmen in der Atom-, Flugzeug- und Rüstungsindustrie sowie im Agro-industriellen Komplex unter staatlicher Führung) die Wirtschaft, änderten jedoch wenig an der bestehenden Abhängigkeit vom Rohstoffexport. Die 2008 einsetzende Wirtschafts- und Finanzkrise verschärfte vielmehr die multiplen Widersprüche des extraktiven Entwicklungsmodells. Die russische Regierung setzte zur Bekämpfung der Krise auf eine angebotsorientierte Politik, nur 10 % der bereitgestellten Mittel wurden zur Stimulierung der Binnennachfrage eingesetzt.

[Conclusio] Zur Stärkung der produktiven Sektoren fordern national-konservative Kräfte in Staat und Regierung sowie mit ihnen verbundene binnenorientierte Kapitalfraktionen eine Re-Industrialisierung des Landes im Rahmen einer staatlich koordinierten Importsubstitutionspolitik. Damit einher gehen Forderungen nach neuen außenpolitischen Bündnissen. Die Westorientierung, so die Kritik, zementiere den semiperipheren Status Russlands als Rohstofflieferant für die kapitalistischen Zentrumsstaaten, während eine Ausrichtung auf den postsowjetischen und asiatischen Raum neue Expansionsmöglichkeiten biete und ein politisches Gegengewicht zur US-Hegemonie bilde. Und:

Die Schwäche der jungen russischen Bourgeoisie, die gesellschaftlichen Umbrüche durch ein hegemoniales Projekt abzusichern und damit ihre Klassenherrschaft zu festigen, setzt sich daher bis heute fort und ist ein wichtiger Grund für die zunehmend aggressive Außenpolitik.

Realistisch wäre also, die Abhängigkeit von Rohstoffexport zu verringern. Vermutlich hat Russland aber ein ähnliches Problem wie das Dritte-Welt-Land Venezuela: Die herrschende Klasse ist zu sehr in die Profite involviert, als dass sie mal einfach eine neue „Industrialisierung“ aus dem Boden stampfen könnte – und wollte. Die Chinesen sind da auf Nimmerwiedersehen enteilt und lachen sich vermutlich ins Fäustchen.

soviet propaganda

* Vgl. seinen Aufsatz 2003: „Imperiale Weltordnung?“ Darin bestätigt er, was „Maoisten“ schon immer über die Sowjetunion und ihre Vasallenstaaten gesagt hatten: „Statt dass eine ausbeutungsfreie Gesellschaft entstand, hatte sich mit der Partei-Nomenklatura eine neue herrschende Klasse ausgebildet“. Wenn das stimmte, beantwortete diese These die Frage, ob es im – wie auch immer gearteten – Sozialismus Klassenkampf gebe. Das war auch die zentrale Ausgangsfrage der chinesischen Kulturrevolution und ist der zentrale Streitpunkt zwischen der heutigen offiziellen Lehrmeinung der KP Chinas und ihrer Kritiker von „links“.

Definitiv falsch ist Cromes damaliges Fazit: „Die territoriale Aufteilung der Welt unter die imperialistischen Großmächte ist abgeschlossen; der Kampf um die Neuaufteilung führt zu imperialistischen Kriegen“ (aus Lenins Imperialismus-Theorie). Das war gestern. Das kapitalistische Weltsystem hat die Entkolonialisierung überstanden, und mit neuerlichen Kriegen zwischen den Zentren des internationalen Kapitalismus ist weder aus militärischen (siehe die militärische Potenz der USA) noch aus Profitgründen zu rechnen.“ Offenbar doch! Warum das nicht so sein sollte, erklärte Chrome damals nicht – und China hatte er auch nicht auf dem Plan, was der typischen Blindheit derjenigen geschuldet ist, die in der DDR als Wissenschaftler ausgebildet wurden. Gleichzeitig widerlegt der russische Krieg gehen die Ukraine auch Kautskys „Ultraimperialismus“-Theorie.

Ich weiss, was ich gestern getan habe

kaffee und Kuchen

Lang lebe die deutsch-britisch-russisch-kolumbianische Freundschaft!

kirschmarmeladekirschmarmelade

Vorher – nachher. Ich musste noch ein Reserveglas holen. Nur für den Fall, falls jemand fragte, was ich heute getan hätte (das ist ein Konditionalis irrealis). #kirschmarmelade

Moloch kabbalists

moloch kabbalists

How do you do, my fellow Moloch kabbalists? Wisst ihr Bescheid.

Judgment Day

The Daily Beast: „Ukrainian President Volodymyr Zelensky and his advisers have been arguing in recent days that they don’t want to cede any territory to Russia in the ongoing war in Ukraine. And though that view is widely held in Ukraine, they could be trapping themselves in political quicksand.“

[Kommentar von Matias Broeckers zum obigen Artikel]

Berliner Zeitung: „Die Forderung nach einer Kapitulation der Ukraine kann man moralisch rechtfertigen, aber sie führt zum Gegenteil dessen, was ihre Unterstützer erreichen wollen.“ (Sehr langer Artikel, aber sehr klug und nachdenklich).

Stille Tage in Rixdorf

balkon

Natürlich bin und war ich schon immer für die Emanzipation des schönen Geschlechts, einschließlich der hässlichen. Ich habe auch nichts dagegen, wenn die Frau mehr verdiente als ich. Dann könnte ich auf dem Balkon sitzen, herumräsonnieren, etwas Schönes kochen, putzen und waschen, und dafür sorgen, dass russische Raketen, Gendersternchen und arabischstämmigen Rapper möglichst weit weg blieben. Oder mich darüber freuen, dass die Krise der Bahn jetzt beendet ist.

And now for something completely different. Doch. Wir dürfen die Ukraine zu blöden Kompromissen zwingen. Inakzeptable Gesten sind natürlich völlig inakzeptabel. Da bin ich ganz beim Innenminister [sic]. Schön, dass wir darüber geredet haben. Man sollte darauf hinweisen, dass demnächst auch die Symbole des Regiments Asow auf deutschen Schulhöfen gezeigt werden. Ich wette darauf, dass ukrainische Eltern sich darüber beschweren werden, falls Stepan Bandera im Unterricht kritisch vorkäme – und nicht als Erlöser der Menschheit vom russischen Joch. Aber das wird er nicht.

wantan suppe
Wantan-Suppe im Vietbowl

Oh! Nachdem ein bekloppter Russe im Fernsehen vorschlug, Deutschland anzugreifen, müssen wir uns um den Zustand der Bundeswehr kümmern. „Dass nun drei statt vier Raketenwerfer geliefert werden, hängt nach Informationen von Business Insider unter anderem mit fehlender Munition zusammen. Deutschland kann laut Insidern einen größeren Teil seiner eigenen Munition nicht verschießen, weil ein Software-Update fehlt, das für Ende des Jahres angekündigt ist.“ Ach? Womöglich Munition, die mit Windows XP verschossen wird?

And now for something completley different. Die Franzosen haben Eier.

physiotherapie

Diversity ist ein Thema für 2000 Leute, die in den Medien arbeiten. 83 Millionen Deutsche wissen gar nicht, dass es dieses Thema gibt. (Harald Schmidt)

Ich fahre täglich viel Fahrrad, aber verlasse dabei mein Zimmer nicht. Aus dieser Perspektive ist vieles irrelevant, auch der Dienstplan, den meine Firma mir für Juli zuschickte und dem ich prophylaktisch widersprechen musste, es sei denn, mir würde erlaubt, dort auf Krücken oder noch humpelnd zu erscheinen. Ich muss jetzt nach dem Käsekuchen im Ofen sehen…

spargel
Z mit überbackenem Spargel an Schinken.

Ein Teller bunten Quatsch

treptower strasse 12

Was gibt es so?

– Noch mehr Vereinsmeierei. Also noch mehr Schriftführer, Kassenwarte und Beisitzer, Ämter, um die sich Leute bewerben, die sonst nichts auf die Reihe kriegen. Braucht dieses Land nicht.

– Nein. Ich kann den Quatsch nicht mehr hören. Dann doch lieber irgendeinen russischen Propagandakanal.

Warum bekommt die Ukraine keine Atomwaffen vom putinfreien Westen? Selenskij würde doch bestimmt vernünftig damit umgehen!

Manche Leute sind so dumm, dass es sogar verschwendete Zeit wäre, versuchte man, deren gar nicht vorhandenen Argumente zu widerlegen. #deutschersatzbau

olaf scholz
Wer hätte das gedacht! Gut, dass es Faktenchecker gibt! Die kriegen wirklich alles raus.

– Die Briten spielen mit dem Feuer. Doch halt! die Russen haben das schon gemerkt: „Laut BBC würden die ukrainischen Truppen nur drei dieser Kettenkampffahrzeuge erhalten. Wie britische Militärexperten bemerken, gibt es im Prinzip gar nicht sehr viele M270 im britischen Arsenal, die an Kiew geliefert werden könnten.“

– Nein, ich bin auf jeden Fall für die Chatkontrolle. Das funktioniert wie bei der „Online-Durchsuchung“: Wenn man fragt, wie das denn technisch umgesetzt werden soll, erntet man betretendes Schweigen. (Chat – was war das noch mal? IRC? Signal? Oder auf Suaheli in Second Life?) Vielleicht lernen dann einige Leute, wie man Kontrollen umgeht.

marmelade
Erdbeer- und Rharbarbermarmelade – man gönnt sich ja sonst nichts.

Krumme Löffel, Trampeln und andere schöne Dinge

qualitätsmedien

Die Medienblasenbewohner sollten vielleicht dessen eingedenk sein, dass ein großer Teil der Bevölkerung sie gar nicht zu Kenntnis nimmt oder dass deren Kenntnis über die Weltläufte sich aus der „Tagesschau“ speist und dem, was die Peer Group so an einen heranträgt. Die Rekonvaleszenten in der Reha-Klinik, mehrheitlich mit Rollator oder Krücken unterwegs, schienen mir weniger an Spezialfragen des Feudalismus, an Gamedesign in Second Life oder an Kryptografie interessiert, sondern an Johnny Depp und Amber Heard, die man hätte ins Colosseum sperren sollen. Wait a minute! Indisch essen für 59.000 Euro? Wie geht das?

für 59.000 Euro? Wie geht das? der Yellow Press im Allgemeinen und Besonderen, was die Auswahl auf der Theke der Rezeption zeigt.

patiententransport

Was haben wir noch? Die Opferzahlen der Ukraine im Kampf um den Donbass sind immens. Erneut sprach Kiew davon, dass täglich bis zu 100 Soldaten sterben. Die Verluste sind so hoch, dass mancher Experte bezweifelt, dass die Ukraine in einigen Wochen noch zu einer nennenswerten Gegenoffensive fähig ist. (Tagesspiegel)

Russia may be getting more revenue from its fossil fuels now than before its invasion of Ukraine, as global price increases offset the impact of western efforts to restrict its sales, US energy security envoy Amos Hochstein has said. „I can’t deny that,“ Mr Hochstein told the Senate Subcommittee on Europe and Regional Security Cooperation in response to a question about whether Moscow was making more money now off its crude oil and gas sales than before the war. (The Independent)

Seid ihr jetzt hinreichend informiert? Ich vergaß den Figaro: Au Donbass, ces soldats ukrainiens démunis qui abandonnent le front…

arbeitszimmerarbeitszimmerarbeitszimmer

Ich bin also wieder zu Hause und genieße den gewohnten Anblick. Just saying.

apfelstrudel

Das ist kein Kantinenfraß, sondern Apfelstrudel (der Kuchen in der Waldsiedlung war aber extrem gut!) Nur der Löffel gab mir irgendwie Rätsel auf.

Heute schon geradelt und dennoch nicht vom Fleck gekommen! (Danke, G.!)

ergometer

Operation Neptune

operation neptune
Credits: Chief Photographer’s Mate (CPHoM) Robert F. Sargent „Into the Jaws of Death“/Wikipedia

Ein besonderer Tag für die deutsche Geschichte: Man sollte immer dran erinnern, dass die deutsche Volksgemeinschaft sich nicht aus eigener Kraft vom Nationalsozialistischen Wahn hat befreien können, sondern dass es einer zweiten Front in der Normandie bedurfte, um Europa von Deutschland und der Nationalsozialistischen Volksgemeinschaft zu befreien. Bis zur letzten Patrone kämpften die Deutschen für ihren Führer, und nur wenige fühlten sich „befreit“. #DDay75thAnniversary

By the way: Wird der D-Day auch in der Ukraine gefeiert, oder gilt er dort als Trauertag?

Mit Nachsicht

Ulbrichts haus

Wann werden Walter Ulbricht und Erich Honecker für die Nachgeborenen so unbekannt sein wie heute schon (leider) Paul Levi oder Hugo Haase? Diese waren nicht wichtiger als jene, oder nur als schlechtes Beispiel nützlich.

Dazu passt eines der großartigsten, wenn nicht sogar das wichtigste Gedicht in deutscher Sprache:
…Dabei wissen wir ja:
Auch der Haß gegen die Niedrigkeit
Verzerrt die Züge.
Auch der Zorn über das Unrecht
Macht die Stimme heiser. Ach, wir
Die wir den Boden bereiten wollten für Freundlichkeit
Konnten selber nicht freundlich sein.

Ihr aber, wenn es soweit sein wird
Daß der Mensch dem Menschen ein Helfer ist
Gedenkt unsrer
Mit Nachsicht.

honeckers haus

Ungenießbare Wahrheit

teich
Hier gibt es nichts zu fotografieren ausser Wald, daher ein Teich mit Spinnennetz als Symbol für alles.

– Ich darf das Publikum auf einen Artikel in The Hill aufmerksam machen (für die, die noch rational denken können): „The unpalatable truth in Ukraine“.
„And that leaves only one other conceivable outcome: a fragmented and partly dismembered Ukraine, neither fully part of the West nor entirely within the Russian sphere of influence. A Ukraine fragmented in that the whole of the Donbas and perhaps other territories will be left beyond Kyiv’s control; partly dismembered in that Crimea will remain part of Russia (at least in Russian eyes); and not fully part of the West in that it will not be free to join NATO or even to have a meaningful partnership with the EU. Simply put, this outcome is not only not impossible, it’s not even improbable.“

Well said, dude.

– Das schweizer (ja, das schreibt man klein!) Blog „Infosperber“ ist jetzt in der Blogroll, unter Vorbehalt. Gleich ein interessanter Artikel, der die politische Situation in Lateinamerika zusammenfasst: „Süd- und Mittelamerika: Was in vielen unserer Medien unterging“. Den werde ich mir noch mal in Ruhe zu Gemüte führen.

– By the way: Die Front in der Ukraine Ist jetzt rund 1000 Kilometer lang. Falls sich jemand wundert, warum alles so langsam geht: Das ist unter anderem der Grund.

Merciless und nicht vergessen

kunst

Surprise! Ab und zu kommen vereinzelte Stimmen der Vernunft zum Vorschein (nein, nicht in deutschen Medien), wie zum Beispiel im Guardian. Simon Jenkins: „The EU should forget about sanctions – they’re doing more harm than good – Far from compelling Russia to exit Ukraine, they are causing great suffering worldwide as food and energy prices soar“. Hätte uns doch jemand gewarnt!

Doch halt: Wir haben noch die Tagesschau: „Im Zuge des russischen Angriffs auf die Ukraine steigen die Energiepreise. Russland rechnet deshalb in diesem Jahr mit fast 14 Milliarden Euro Mehreinnahmen. Ein Teil des Geldes soll für den Krieg ausgegeben werden.“ Ach?!

Ich habe noch ein Stimmungsbild von der BBC: „I watched from afar Russia’s latest merciless assault on Severodonetsk“. Na sowas. Die Stadt ist schon zur Hälfte in russischer Hand. Das ging ja schnell. Im Ruhrpott fragt man dann: Un gezz?

Ganz ruhig: Wer fragt, verunsichert die Bevölkerung. Und den Abgeordneten des Bundestags erzählt man einfach nichts mehr. Demokratie wird eh überschätzt.

Ich darf übrigens zum heutigen 31. Mai auf mein Posting vom 01.06.20 hinweisen: „Nicht vergeben, nicht vergessen“.

Für diejenigen, die das Thema Krieg und auch den Rest satt haben: Man kann sich auch mit künstlichen Krabbeltieren, die durch Nadelöhre kriechen, beschäftigen. Oder was machen eigentlich die Chinesen? Sie weisen dezent darauf hin, dass man sie wohl kaum boykottieren kann, weil sie Rohstoffe besitzen, die sonst kaum jemand hat. Die deutsche Bahn übertrumpfen sie auch. Vieleicht sollte ich täglich die chinesische Propaganda hier posten, um irgendwann mitfliegen zu können.

kuchen
Ich arbeite noch immer daran, mein Idealgewicht zu erreichen.

Unter doppelten Moralisten

china

Ich darf Christian Y.Schmidt auf Fratzenbuch zitieren: „Links der neue „Der Spiegel“-Titel (mit den schlimmsten Fotos aus den sog. „Xinjiang Police Files“). Rechts eins von vielen Folter -Fotos aus dem irakischen Abu Ghraib-Gefängnis, in denen die Gefangenen von der CIA und der US-Armee gefoltert wurden, wobei auch mindestens ein Gefangener zu Tode kam. Abu Ghraib ist nur ein Beispiel, das für eine unbekannte Anzahl von Foltergefängnissen steht, die von den USA rund um den Erdball betrieben wurden, wobei es wahrscheinlich auch heute noch welche gibt. Enthüllungen erfolgen ja immer erst Jahre später.
Hat man aber je einen Spiegel-Titel gesehen, auf dem der amerikanische Präsident abgebildet war, mit Titel „Folterstaat USA: Deutschlands furchtbarer Partner und Verbündeter“? Diese doppelte Moral ist widerlich.“

Anatomie einer Affäre [Update]

Anatomy of a Scandal

Nein, der Film heißt Anatomy of a Scandal („Anatomie eines Skandals“ auf Netflix). Ich empfehle ihn hiermit wärmstens, obwohl ich alles, was auch nur von weitem nach MeToo riecht, weiträumig umfahre.

Sophies privilegiertes Leben als Ehefrau des Politikers James wird durch skandalöse Geheimnisse ruiniert, als diesem ein schockierendes Verbrechen vorgeworfen wird.

Na ja, das hört sich nicht spannend an. „Skandal“ und „schockierend“ lassen mich nur gähnen. Aber jetzt die guten Nachricht: Der (Gerichts-)Film ist britisch, das heißt: Allein schon das sophisticated elitäre Englisch ist ein wahrhafter akustischer Genuss. Es geht auch nicht so radau- und showmäßig zu wie in ähnlichen Hollywood-Produktionen. Jeder akzeptiert peinlich genau die gewohnten rules, inklusive der lustigen Perücken. „I love the Pomp“ sagt eine der Anwältinnen.

Anatomy of a Scandal

Die heimliche Heldin ist Sophie Whitehouse (Sienna Miller), die auch im realen Leben mit einem Silberlöffel im Mund geboren wurde. Model, Modelabel, Schauspiel, elitäre Sportart, nur Gesang fehlt. Sie ist mir bisher nicht aufgefallen, obwohl ich bestimmt schon enen Film angesehen habe, in dem sie mitspielt. Sie spielte die Ehefrau des American Sniper. Auf jeden Fall ist sie großartig – britische Filme stehen ihr besser. Sie schafft es auch, die Tränendrüsigkeit zu vermeiden, die das Thema – hat mein Ehemann eine Frau vergewaltigt? – mit sich bringt. Mit einem Gesichtsausdruck sagt sie mehr als mit Rumgeheule. Man ist in jeder Lage beherrscht, also British und upper class. Die Miller würde mich noch nicht mal mit ihrer linken Arschbacke angucken.

Anatomy of a Scandal

Die Affäre ist Olivia Lytton, gespielt von Naomi Scott. Mit der habe ich ähnliche Probleme wie mit Andy Allo: Sie sieht so scharf umwerfend aus, dass man von den Dialogen abgelenkt wird. Ich könnte als Boss mit einer solchen Angestellten nicht arbeiten, weil ich immer nur an das Eine dächte, vorausgesetzt, meine Ehefrau würde den Charme und das Lächeln nicht toppen. Vermutlich haben die Scott genommen, um beim Publikum genau den Eindruck zu erwecken, dass kein Mann, auch nicht der Held, ihr auf Dauer widerstehen könnte, wenn sie es darauf anlegte (was hier der Fall ist). Aber auch die kann richtig schauspielern: Wenn sie aussagt, denkt man als alter Mann nicht „was ist die süß“, sondern achtet auf das, was sie sagt und welche Miene sie zieht. Sie macht erheblich mehr mit ihrem Gesicht als Clint Eastwood.

Anatomy of a Scandal

Überzeugend auch James Whitehouse (Rupert Friend) sowie die Staatsanwältin (Kronanwältin) Kate Woodcroft (Michelle Dockery,) die den klassischen Blaustrumpf gibt (kennt jemand das Wort?). Friend verkörpert den klassischen britischen Schnösel („Arroganz ist sexy“), auch seine Eskapaden zur Studentenzeit entsprechen genau dem Klischee, das man von der britischen Oberschicht kennt. Die Dockery hingegen ist unglaublich wandlungsfähig: Sitzt sie in „Zivil“ mit einem Kerl in einer Bar, erkennt man auf den ersten Blick gar nicht die gestrenge und intellektuell brillante Anwältin.

Anatomy of a Scandal

Angela Regan (Josette Simon – „Royal Shakespeare Company, and Royal National Theatre“!) entspricht zwar nicht dem vorherrschenden Schönheitsideal (IMHO – kurze Haare stehen nur Andy Allo und der jungen Wynona Ryder), die Anwältin des Angeklagten, ist zum Glück auch eine überzeugende Schauspielerin, die mit der Dockery mithalten kann. Sie ist nicht nur Quotennegerin da, weil man sonst „zu weiß“ wäre. Ich glaube auch nicht, dass es soviel crown prosecutors und andere attorneys mit afrikanischen Vorfahren gibt, aber in „Anatomie eines Skandals“ spielt die Hautfarbe nicht wirklich eine Rolle – wie es sein sollte!

Ich muss zugeben, dass ich erst einige Folgen gesehen habe, aber garantiert fällt der Plot nicht ab. Man kann sich, wenn man eine Recherche vermieden hat, gar nicht vorstellen, dass eine der Parteien „gewinnt“ -alles ist eine Frage der Perspektive. Das macht die Sache spannend und kompliziert. Redet und vernimmt die Kronanwältin, hält man den Angeklagten für ein Arschloch schuldig; plädiert die Anwältin, glaubt man der Klägerin kein Wort mehr. Wenn ich einer der Geschworenen wäre, wüsste ich nicht mehr, was ich denken sollte.

Sehenswert! (Aber bitte OmU, sonst ist das Quatsch!)

[Update] Das Publikum sehe sich die Infos auf über Sienna Miller gala.de an (jaja). „Monogramie wird überschätzt.“ Offenbar spielt sie sowohl in American Sniper als auch in „Anatomy of a Scandal“ ein bisschen sich selbst: Eine Frau, die den Richtigen einfach nicht findet oder sich über den Mann definiert und das später als falsch erkennt. Auf jeden Fall ist der obige Film das Klügste, was ich bisher zum Thema #MeToo gesehen habe.

Hostilities could have been avoided

Gamingdepurity.com: „Former Japanese Prime Minister Shinzo Abe in conversation with Economist stated that he sees the guilt of Ukrainian President Volodymyr Zelensky at the beginning of the Russian special operation. In his opinion, the position of the Ukrainian leader on the country’s membership in NATO and the refusal to resolve the conflict in Donbass led to it.

The ex-premier expressed the opinion that hostilities could have been avoided by forcing Zelensky to promise that Ukraine would not join NATO or to force him to grant “a high degree of autonomy to two enclaves in the east.”

At the same time, Abe admitted that it would be very difficult to get Zelensky to change his mind, but he could be influenced by US President Joe Biden. “But, Zelensky, of course, would have refused,” the former Japanese prime minister said.“

New Order

Thomas Fischer gewohnt meinungsstark über die „neue Weltordnung“:

„Die Bundesaußenministerin »zeigte sich«, wie man erfuhr, (…) »tief entsetzt«, einmal mehr fassungslos und zudem empört; sie hat deshalb, wie man las, »von Peking transparente Aufklärung gefordert«. Da wird sich Peking sehr gefürchtet haben. Es hat derzeit etwa 22 Millionen Einwohner, also so viel wie NRW, Berlin und Hamburg zusammen. Es funktionierte schon als Hauptstadt, als der Westen noch 200 Jahre auf die Geburt Homers warten musste. (…)

Wenn die Berufung von Staaten auf das Recht tatsächlich nicht trägt, ist das keine Frage persönlicher »Heuchelei« oder individueller Selbstüberschätzung. Es bedarf dann vielmehr einer anderen, tragfähigen Begründung.

Dies ist, was die Bürger des »Westens«, falls dies etwas Inhaltliches bedeuten soll, von ihren Staaten erwarten können und fordern müssen. »Glotze und Bild« und »zeigt sich schockiert« sind erstens inhaltlich, zweitens schön und gut bei Hempels hinterm Sofa, taugen drittens aber nicht ansatzweise für die neue Weltordnung – die, wenn wir die Performance richtig deuten, einfach nur die alte sein soll.“

Cheblis Weisheiten

chebli

Ist das jetzt „kulturelle Aneignung“ oder hat da jemand nicht alle Latten am Zaun?

Offenbar oder: Gute und schlechte Nachrichten

map ukraine
Luhansk battle map (ISW)

Zuerst die [bitte selbst ausfüllen] Nachrichten:

– Putin ist schon fast tot.

– Die russischen Truppen haben nur noch für drei Tage Vorräte.

Stockt die Invasion? Die russischen Invation stockt! Die Russen können die Ukrainer nicht schlagen.

High-Tech-Guerilla schwächt die Russen.

– Der Teufel Putin nutzt seine Höllenwaffe und lässt Feuer vom Himmel regnen.

– Russland hat zu wenig Soldaten.

– Die Ukraine gewinnt den Krieg!

map ukraine
Staatsbürgerliche Aufklärung: Tattoos der „Verteidiger“ von Azovstal oder: Gibt es eigentlich Nazis in der Ukraine oder sind das nur Tausende von Einzelfällen?

Jetzt die [bitte selbst ausfüllen] Nachrichten:

– Kissinger rät den Ukrainern, territoriale Zugeständnisse zu machen.

– Russland ist in der Region Luhansk offenbar überlegen.

– Die Russen Russian stoßen östlich und westlich von Popasna vor, um die ukrainische Nachschublinien südwestlich von Severodonetsk zu unterbrechen und die ukrainischen Truppen im Oblast Luhansk vollständig einzukesseln.

– Die Russen erstürmen die nördlichste Stadt in der Oblast Donezk.

– Der Angriff auf die Großstadt Sewerodonezk (100.000 Einwohner) wird bald starten, sobald die Region abgeriegelt ist.

– Russland ist deutlich überlegen.

– Selenskij: Ukrainer sind unterlegen.

– Russland gewinnt im Osten.

Miscellaneous

genderwahnsinn

Gibt es eigentlich wirklich etwas Neues, die Weltläufte betreffend?

– Vor Zoom hatte ich schon gewarnt.

– Computerspiele machen süchtig und gleichzeitig intelligenter.

– Es gibt noch Länder mit Telefonzellen, die scheinen aber eine Ausnahme zu sein.

– Russland erhöht Pensionen und den Mindestlohn.

burks

– Die Uiguren hatten wir schon. Die Platte Propaganda-Textbausteine werden bei Bedarf auch in Zukunft immer wieder hervorgeholt werden.

– Softwareprobleme? Softwareprobleme!

– Ich warte auf den Herbst. Vielleicht ist die Linke dann nicht mehr im Bundestag und Merz Kanzler.

– Die Motivation der ukrainischen Truppen ist wie immer sehr hoch.

– Die Chinesen üben in der Nähe von Taiwan.

– „Homecoming soldiers“ gibt es jetzt auch auf Russisch.

– Viele Deutschen haben einen Knall.

Telefonzelle

Marsch auf [bitte selbst ausfüllen]

roman soldiers

Die Geschichte wiederholt sich usw.. Man muss nur manche Kriegsberichte, die zwei Jahrtausende alt sind, mit anderem Personal heute wiederholen. Ich habe Thomas Fischers Gladius – Roms Legionen in Germanien fast durch und vergebe die maximale Anzahl von Sternchen. 500 Jahre Römer gegen Germanen und umgekehrt – von Caesar bis Chlodwig. Der Titel ist ein bisschen irreführend, weil man auch alles, was es zu sagen und zu wissen gibt, über die Germanen erfährt.

gladius Die Faktenfülle ist schier unermesslich, aber nie langweilig, wenn man sich für das Thema interessiert. Sogar ich, der meint, eine ganze Menge zum Thema zu wissen, konnte vieles lernen und musste auch manches korrigieren. Die unzähligen Sandalenfilme wiederholen immer nur ein Klischee, was Bewaffnung und Outfit angeht: Die Römer übernahmen in Lauf der Jahrhunderte von ihren Feinden aber alles, was praktisch war, bis hin zu runden Schilden, Steigbügeln und Langschwertern. Großartig sind auch die archäologischen Einschübe, was man wo gefunden hat, zum Beispiel im Kammerngrab von Gommern.

Und umgekehrt: Die Germanen imitierten Roms überlegenen militärischen Mittel, die herrschende Klasse stattete ihre Gefolgschaft mit römischen Beutewaffen aus, so dass dieser Vorteil der Römer irgendwann verschwunden war. Schon im Krieg gegen den Markomannen Marbod agierten die Germanen nicht mehr als ein undisziplinierter Haufen. Nur in der Logistik, bei der Artillerie und beim Straßen- und Städtebau blieben die Römer unschlagbar.

Fischers Buch ist für mich besonders dann spannend, wenn man die Passagen über die Spätantike liest, die in der Popkultur so gut wie nie vorkommt oder nur als Bullshit-Hollywood-Bingo. Kennt jemand das germanische Königreich der Sueben – im heutigen Portugal? Wer weiß, dass die ostgermanischen Vandalen ein Reich in Afrika gründeten? Oder die Brukterer, die in der Varus-Schlacht den Adler der 19. Leguon erbeuteten und in der Spätantike den Kern der späteren Franken bildeten, und die bei einem ihrer Beutezüge die heutige spanische Stadt Tarragona plünderten: Die Germanen haben sich endlich als herrschende Klasse über die Struktur des römischen Reiches gestülpt, ähnlich wie es die spanischen Konquistadoren mit den indianischen Reichen in Südamerika taten.

Man könnte auch über die aktuelle Völkerwanderung in Gegenrichtung sinnieren. Damals hätte niemand die Idee gehabt, die Germanen als „Klimaflüchtlinge“ zu bezeichnen, obwohl sie das auch waren. Sie „flohen“ auch vor Krieg, weil die Stämme im Osten, zum Beispiel die Goten, die anderen Gruppen vor sich her trieben. Ich sehe da starke Parallelen, würde aber Shitstorms ernten, äußerte ich diese Meinung außerhalb dieses Blogs das bekanntlich niemand rezipiert.

russian soldiers
Römische Russische Soldaten auf dem Marsch

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