Prohibitions strengthen communities

IDF
Credits: The Israel Democracy Institute

Am frühen Morgen sollten die Gehirne der Leserschaft in Wallung gebracht werden. Ich habe versucht mich schlau zu machen, was genau die Streitpunkte sind, um die sich die Politiker in Israel gerade balgen und warum Kompromisse zur Zeit nicht möglich zu sein scheinen. Ich glaube, ich habe etwas gefunden. Auch in Israel ist Politik natürlich – wie überall – schlicht Lobbyarbeit für die Gruppen, die einen gewählt haben.

Die Jerusalem Post schreibt: A third issue that reportedly was unresolved was the override clause, which would give any 61-MK majority the power to block a law from being submitted to judicial review. United Torah Judaism MKs were quoted in recent days saying that they would not remain in the coalition if the override clause did not pass. This part of the reform is especially important to the party, as it would enable the coalition to immunize laws that grant haredi (ultra-Orthodox) men an exemption from IDF service, and block the High Court from striking them down, as it has done in the past.

Das macht die Sache klarer. Die jüdischen Fundamentalisten wollen, dass für ihre Männer die Pflicht, den Militärdienst zu leisten, nicht in dem Maße gilt wie für säkulare Israelis und dass die Quote, die sie stellen müssen, nicht erhöht wird. Und sie wollen auch, dass das höchste Gericht dagegen nichts machen kann. Es geht hier um rund 1.2 Millionen Israelis, die zu diesen Ultraorthodoxen gehören. Tendenz steigend – und um Geld. Der Streit existiert seit einem Jahrzehnt: Seit 2012 müssen auch die Haredim zum Militär.

According to science: Israeli Ultra-Orthodox men study full-time in yeshiva until age 40 on average. Why do fathers with families in poverty choose yeshiva over work? Draft deferments subsidize yeshiva attendance, yet attendance typically continues long after exemption. Fertility rates are high (TFR = 7.6) and rising. A social interaction approach explains these anomalies.Yeshiva attendance signals commitment to the community, which provides mutual insurance to members. Prohibitions strengthen communities by effectively taxing real wages, inducing high fertility. Historically, the incursion of markets into traditional communities produces Ultra-Orthodoxy. Subsidies induce dramatic reductions in labor supply and unparalleled increases in fertility, illustrating extreme responses social groups may have to interventions.

Merke: Während die Mehrzahl der Wehrpflichtigen mit national-religiösem Hintergrund den normalen Militärdienst ableistet, wurde das Hesder-Programm seit seiner Einführung 1965 zunehmend beliebter. Das israelische Militär aber mag diese Ideen, gleichzeitig Soldat zu sein und den Talmud zu studieren – nicht besonders – in Elitetruppen werden die Religiösen nicht aufgenommen. Konflikte sind also vorprogrammiert.

Der Knackpunkt: Nach wie vor fehle ein Gesetz für die Wehrpflicht von Ultra-Orthodoxen. Ein neues Gesetz, das schrittweise steigende Rekrutierungszahlen und wirtschaftliche Sanktionen für Toraschulen beinhalte, würde die Bereitschaft zum Armeedienst erhöhen. Das oberste Gericht Israels hatte 2017 einen Zusatz zum Wehrpflichtsgesetz für verfassungswidrig erklärt. Darin wurde den Haredim ein längerer Aufschub für ihren Militärdienst gewährt. Die ultra-orthodoxen Parteien reagierten damals „empört“ auf den Beschluss des Gerichts. Jetzt sind sie in der Regierung und wollen natürlich, dass so etwas nicht noch einmal passiert.

Die Politiker, die sich als Lobby für die Haredim verstehen, wollen auch, dass Ultra-Orthodoxe nicht mehr strafrechtlich verfolgt werden, wenn sie sich nicht zum Militär melden. „In der Regel kommt es dabei zu einer Gefängnisstrafe von 30 Tagen mit anschließender Einberufung.“

Es werden zur Zeit ausnahmslos alle Ultra-Orthodoxen unter 24 Jahren eingezogen. Wird die gesetzliche Quote erfüllt, können Ultra-Orthodoxe ihren Dienst in den IDF bis zum Alter von 21 Jahren aufschieben, um Torah-Studien nachzugehen. Der Streit um den Dienst der Ultraorthodoxen hatte schon 2018 eine Regierung zerbrechen lassen.

Netanjahu hat sich übrigens bei diesem Thema in der Vergangenheit als äußerst flexibel gezeigt.

chabads
Mesusa- Widmungszeremonie“ im „Albam Jüdischen Bildungs- und Familienzentrum“ Berlin-Wilmersdorf, 2004, ©burks.de

Ein marxistischer ökonomischer Ansatz, das Phänomen der Ultraorthodoxen zu erklären, wäre: Druck von außen verstärkt den sozialen Kitt von Gemeinschaften. Die Haredim unterscheiden sich strukturell nicht von den Zeugen Jehovas oder den Neuapostolischen. Man muss sich also fragen, welche Funktion die Religiotisierung hat: Sie schafft eine soziale Gemeinschaft, also eine Sicherheit, auch wenn der Klassenkampf zunimmt Rest „draußen“ zerbröselt. Religion kann einen marginalisierten sozialen Status kompensieren (das nennt man „kompensatorische Gratifikation„). (Ich sage nur: Gilles Kepel „Die Rache Gottes – Radikale Moslems, Christen und Juden auf dem Vormarsch“.)

Das ist also nicht nur ein Kulturkampf in der luftigen Höhe des Überbaus. Ein jüdischer (christlicher, muslimischer) Fundamentalist kann arm sein, ohne Beruf, aber jeder kann Gelehrter der heiligen Bücher werden – man muss sich nur anstrengen. Religiöse Orthodoxie nivelliert Klassenunterschiede – eine romantischer, aber reaktionärer Gegenentwurf zur kapitalistischen Moderne. (Das war auch Teil der Eigenwerbung der Neuapostolischen: Ohne theologische Ausbildung kann jedermann zum Pfaffen werden und laienpredigen.)

Peter Lintl schreibt in der sehr aufschlussreichen Studie: „Die Charedim als Herausforderung für den jüdischen Staat“:
Man kann eine deutliche Diskrepanz zwischen politischer Elite [der Ultraorthodoxen] und ihren Wählern erkennen, die viel radikalere Sichtweisen vertreten: 59 Prozent von ihnen wollen die Araber aus Israel vertrieben sehen. Dies scheint auch eine Generationenfrage zu sein. Tendenziell gilt bei den Charedim wie in der gesamten jüdisch-israelischen Gesellschaft: je jünger, desto weiter rechts.

Aber: Stimmen in Wissenschaft und Gesellschaft bezweifeln, dass sich das Gesellschaftsmodell der Charedim in Israel auf Dauer halten kann.

„Charedische Juden lehnen die Normen der Moderne ab und befürworten eine Rückkehr zu – teilweise neu erfundenen – traditionellen Werten.“ (Das machen auch Einwanderer, die sich ihrer neuen Heimat nicht anerkannt fühlen, vgl. Wahlverhalten der Deutschtürken.) Das kann eine Weile gut gehen, aber langfristig nur, wenn die Gruppe in der Lage ist, sich vom Rest der Welt zu isolieren. Gegen das Internet kommt aber niemand an. Auch nicht die Charedim (aka Haredim). Orthodoxie ist immer ein verzweifeltes Aufbäumen – das sagt Kepel auch über den militanten Islamismus – gegen das Scheitern der ursprünglichen Idee, wie schon bei der RAF.

Ich tippe übrigens auf Neuwahlen.

Postscriptum: Ich hätte gern einen aktuellen Artikel zu diesem Thema gelesen, der mich informierte, habe aber keinen gefunden – also musste ich ihn selbst schreiben.

Ferrocarriles Ecuatorianos, primera clase

Ferrocarriles Ecuatorianos

Das Foto habe ich 1979 an der Bahnstrecke zwischen Guayaquil (eigentlich Durán) und Quito gemacht.

Mein damaliger Reisebegleiter ist zu sehen (der schon gestorben ist), und eine hier schon lobend erwähnte junge Frau, die ich Jahre später in Berlin unter sehr angenehmen Umständen noch einmal wiedergetroffen habe.

Vgl. „Ambulantes“ (08.11.2011, „Ferrocarriles del Ecuador“ (14.05.2012, „Ferrocarriles del Ecuador, revisited“ (04.05.2014, „Ferrocarriles Ecuatorianos, revisited“ (04.12.2017. „Ferrocarriles Ecuatorianos, revisited“ (30.01.2021), „Viajeros (21.02.2021, „Teufelsnase oder: Auf und ab im Zick Zack [Update]“ (25.02.2021).

Old Farts of Space

star trek fin
nal season
Credits: Alle Screenshots Amazon

Ja, ich folgte Fefes Rat: „In die neue Serie Picard habe ich kurz reingeschaut und war dann massiv enttäuscht. Das war Modern Trek, nur noch schlimmer. Offensichtlich von Leuten gemacht, die nicht mit Star Trek aufgewachsen sind, die anscheinend auch einen Dreck auf die Werte gaben, um die es bei Trek früher ging. (…) Warum schreibe ich das alles? Weil die 3. Staffel von Picard den ganzen Scheiß über Bord geworfen hat. (…) Ich kann mich ehrlich gar nicht mehr erinnern, wann ich das letzte Mal der nächsten Episode einer Trek-Show entgegen gefiebert habe. Muss bei DS9 gewesen sein oder so. Bei Picard Season 3 habe ich das wieder. Das ist der erste gute Trek seit 25 Jahren.“

star trek final season

Genau so ist es: Optisch fast auf dem Niveau von The Expanse. Die Schauspieler sehen besser und charaktervoller aus, weil sie real älter als in der Original-Serie sind. Raumschiff Enterprise – Das nächste Jahrhundert wurde 1987 ausgestrahlt. Patrick Steward als Jean-Luc Picard war damals 47 und ist jetzt 83. Er bringt eine körperliche Präsenz ein, die man vom alten Sean Connery kennt.

star trek final season

Offenbar hatte man ein Einsehen, dass es nichts bringt, wenn man ständig neue Charaktere einführt, wie in Staffel eins und zwei der „Picard“-Serie, die vermutlich ein Publikum bedienen sollten, dass man aus anderen Genres herüberziehen wollte – wie einen Schwertkämpfer, der eher zu The Witcher passte.

star trek final season

Jetzt versammeln sich alle old farts (Hey? Seit wann kriegen Androiden graues Haar?), die man so kennt und die zum Bildungskanon der Popkultur gehören.

By the way: Ich hätte gern auch ein Remake von Star Trek: Enterprise, obwohl ich Scott Bakula aka Jonathan Archer nicht ausstehen kann, weil er langweilig aussieht, wie aus einem Groschenroman der 50-er Jahre, und, wenn er mit jemandem redet, dem immer den Rücken zuwendet und im Raum unmotiviert und nervtötend herumlatscht. Der wahre Grund wäre natürlich, Jolene Blalock wiederzusehen. Aber die müsste man schon sehr aufbrezeln, damit sie so wirkte wie damals. Ausserdem schauspielert sie nicht mehr.

star trek final season

Lustig ist natürlich, dass man vorher schon weiß: Zwei alte weiße Männer? Dann muss der Rest durchdiversifiziert werden. Alle Helden, auch die weiblichen, waren schon in der 80-er Jahren politisch korrekt: Ein paar wenige Quotenneger Farbige, eine Asiatin usw. Man könnte das chaotisieren und das Publikum verblüffen: Warum nicht ausschließlich Japaner Chinesen – neben den old farts? Ist doch ohnehin realistisch im wasweißichwievielten Jahrhundert. Und nur farbige Lesben. Aber vielleicht kommt das noch.

Fazit: Gut, optisch ansprechend und spannend (ich habe erst einige Folgen gesehen).

star trek final season

Wirkungsmächtig

lesson

Karl Marx * 5. Mai 1818 in Trier, Preußen; † 14. März 1883 in London (Sorry für das hässliche Wort im Titel!)

11. these über feuerbach

Zu erschöpft im Sommer

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Marjinka, Oblast Donezk

Die japanische Zeitung Nikkei Asia (1) schreib über den chinesischen Think Tank PLA Akademie der Militärwissenschaften (AMS) (das weiß ich von den Russen): Chinese military experts’ prediction that the war will come to an end this summer is likely behind this about-face.

The Academy of Military Sciences reports directly to the People’s Liberation Army. Although it cannot be found on a map, the institution is located in Beijing’s Haidian district, which itself is home to the ruins of Yuanmingyuan, a palace destroyed by Western armies in the 19th century.

In December, the AMS completed a simulation on the Ukraine conflict, resulting in an astonishing finding, according to sources close to the Chinese government. The war will draw to a close around summer 2023, the simulation indicated, with Russia having the upper hand. Both the Russian and Ukrainian economies would be too exhausted to sustain the war past the summer, the report said.

Die Chinesen sind normalerweise bestens informiert. Der Artikel ist ziemlich interessant, zeigt er doch, dass sie auch in der Ukraine ihre Interessen haben (vgl. auch die Interessen Israels in der Ukraine) und nicht wollen, dass diese zerfällt.

Wenn sie natürlich Pech haben, sind die Russen schneller und greifen sich alles, was wie wollen, weil das Regime in Kiew vom Westen in der Illusion bestärkt wird, es könne den Donbass und die Krim zurückerobern und deshalb nicht verhandelt. Wenn Selenskij und Konsorten aber die Krim angreifen, dann werden Charkow und Kiew aber aussehen wie Marjinka. Das haben die Russen deutlich verkündet. Und dann wird es auch in Westeuropa dunkel.

(1) Die englischsprachige Nikkei Asia gehört dem Medienkonzern Nikkei Inc., der auch die Londoner Financial Times besitzt. Ist ab sofort in der Blogroll.

Gemeinschaftsentzug und reine Versammlungen

bild

Das hat bestimmt nichts mit Religion oder sexuellem Missbrauch zu tun.

Was haben wir? Vor anderthalb Jahren verließ F. die Gemeinde der Zeugen Jehovas, teilte die Staatsanwaltschaft Hamburg mit. Er sei „freiwillig, aber nicht im Guten“, gegangen. (…) Ein anonymes Schreiben, das der Polizei vorliegt, soll Hinweise auf die psychische Verfassung des Täters gegeben haben. Demnach habe F. unter einer psychischen Erkrankung gelitten, sich aber nicht in ärztliche Behandlung begeben.

Das reicht mit schon. Vermutlich kenne ich mich bei dem Thema besser aus als fast alle Journalisten in Deutschland, weil ich einer der wenigen mit persönlicher Sektenerfahrung bin. Ich weiß, was es bedeutet, wenn jemand so eine Gruppe verlässt und welche Konsequenzen so etwas hat.

Natürlich darf Religion totaler Unsinn sein. Es gibt aber perfide Mechanismen psychischer Gewalt, so dass manche religiöse Praktiken schlicht Körperverletzung sind. Gewalt liegt immer dann vor, wenn Menschen gezielt oder fahrlässig physisch oder psychisch geschädigt werden. Gewalt ist ein Moment von Macht.

Ein besonders prägnantes Beispiel ist der so genannte Gemeinschaftsentzug. Sinngemäß heißt das: Wenn das verkündet wird, muss man weiterhin überall mitmachen, aber keiner redet ein Wort mit einem. Das gilt sogar innerhalb einer Familie – cancel culture auf religiös.

Die Zeugen Jehovas kommentieren das so: Ein Ausschluss erhält die Versammlung rein. Der Apostel Paulus warnte die Korinther vor der Gefahr, jemand in ihrer Mitte zu dulden, der vorsätzlich sündigt. Er verglich dessen Einfluss mit Sauerteig, weil „ein wenig Sauerteig die ganze Masse durchsäuert“. Dann forderte er sie dazu auf: „Entfernt den bösen Menschen aus eurer Mitte“.

Ich habe das bei meiner eigenen Mutter erlebt, die Mitglied der Neuapostolischen Kirche (NAK) war. Dort gibt es den so genannten Gemeinschaftsentzug nicht als Strafe, er wird dennoch de facto praktiziert. Als meine Mutter sich vor mehr als dreißig Jahren entschloss, die Sekte zu verlassen, stand sie vor dem Dilemma, dass alle ihre Freunde, Bekannten, Verwandten ab dem Zeitpunkt, als sie das erfuhren, sie wie Luft behandelten. Niemand besuchte sie mehr, niemand redete mehr mit ihr außer über Belanglosigkeiten und das Nötigste. Es kamen sogar Pfaffen zu ihr, die ihr verkündigten, bliebe sie bei ihrem Entschluss, würde sie als „Trauerkloß“ enden – Depression mit Ansage. Ich war damals 500 Kilometer entfernt. Wäre ich dabei gewesen, hätte ich dem Kerl die Ohren langgezogen und ihn achtkantig aus der Wohnung geworfen. (Ich bin schon vor mehr als einem halben Jahrhundert ausgetreten.)

Meine Mutter war mit niemandem befreundet, der nicht Mitglied der NAK war. Das wird so gewünscht, und das wird den Mitglieder seit der frühesten Kindheit so eingetrichtert. Meine Mutter wurde in die NAK hineingeboren. Ihr Mann – mein Vater – war „Amtsträger“, also auch Pfaffe, und lebte weiterhin mit ihr zusammen. Aber über die Sekte wurde kein Wort mehr verloren. Wie fühlt sich jemand, der plötzlich seine gesamte Peer group verliert?

Man muss sich vergegenwärtigen, dass sich auch die private Gespräche in so einer Sekte fast ausschließlich um Religion drehen. Alles anderen ist „Babylon“, die „Welt“, mit der man nichts zu tun haben will. Bei der NAK galt zudem, dass jemand, der Mitglied war, aber die Sekte verlässt und „lästert“, also abfällig über sie redet, für immer in der tiefsten Hölle schmoren wird – das glauben die -, weil das die einzige Sünde ist, die Gott nie vergibt – genannt die „Sünde wider den heiligen Geist„.

Jetzt weiß das Publikum mehr über die „psychische Verfassung des Täters“. Die Zeugen Jehovas sind übrigens noch restriktiver und schlimmer als andere Sekten wie die NAK.

The Independent (2017): „Russian Government files lawsuit against Jehovah’s Witnesses to declare it an extremist group“. Gut so. Und nicht nur die.

Haben die „Grünen“ schon davor gewarnt, Religion dürfe nicht verunglimpft werden?

qualitätsmedien

Unter Verwirrten [Update]

qualitätsmedien

Alles ist heute so verwirrend, insbesondere die Qualitätsmedien. Wir haben

– Katrin Göring-Eckardt, Grüne: „Wir kriegen jetzt plötzlich Menschen geschenkt.“ Was meint die nur? Sowie:

-Reinhold Messner, Bergsteiger: „Klimaschutz gibt es gar nicht.“ Nein? Können wir das alles lasse? Was sagen die wohlhabenden Gören aus der Oberschicht dazu?

– Und die Bundesanstalt für Arbeit: „Im Februar 2023 ist die Arbeitslosigkeit gegenüber dem Vormonat geringfügig gestiegen, und zwar um 4.000 auf 2.620.000. Saisonbereinigt hat die Zahl der Arbeitslosen um 2.000 zugenommen. Verglichen mit dem Februar des vorigen Jahres ist die Arbeitslosenzahl um 192.000 höher.“

Echt wahr? Und warum muss ich in den Qualitätsmedien lesen: „Aus dem Fach- ist längst ein allgemeiner Arbeitskräftemangel geworden: Fast zwei Millionen Stellen waren im vergangenen Quartal in Deutschland ausgeschrieben. Auf 100 Beschäftigte kommen laut Ökonomen inzwischen im Schnitt 4,5 offene Stellen“?

Kann mich mal jemand aufklären?

Update:

qualitätsmedien

Phishing, zum x-ten Male

phishing
Dieselbe E-Mail im HTML-Format (oben) und im Textformat (unten).

Falls jemand besserweißt lehrt: Hier ist Material zum Thema „Phishing“. (Mutt-Nutzer bitte weitergehen, hier gibt es nichts zu sehen.) Sogar Microsoft weiß, was ich meine.

Natürlich kursiert auch dummes Zeug zum Thema bzw. verfehlt es: „Darüber hinaus ist es auch möglich, das HTML-Format in jeder E-Mail zu erzwingen, die Ihre Organisation schickt.“ Dann zwingt mich mal- vor allem, wenn die E-Mail verschlüsselt ist.

Das BSI hebt völlig zu Recht mahnend den Zeigefinger: „Verzichten Sie auf die Darstellung und Erzeugung von E-Mails im HTML-Format. Deaktivieren Sie die Anzeige von externen Inhalten – beispielsweise Bilder in HTML-E-Mails.“ Oder Heise: „HTML macht E-Mails farbig und multimedial. Mit der Vielfalt handelt man sich aber auch neue Gefahren ein. So kann HTML JavaScript enthalten, das dann auf dem Rechner des Empfängers ausgeführt wird. Eingebettete Objekte bereichern die Mail um Multimedia-Effekte – oder sie laden ein Programm aus dem Internet nach, das den Rechner infiziert. HTML-Mails lassen sich insbesondere sehr einfach dazu nutzen, Internet-Nutzer auszuspionieren“.

Warum machen das die Pappnasen 1 Pappnasen 2 Pappnasen 3 (alles Journalisten) nicht? Fragt sie mal – sie werden nicht antworten, weil sie die Frage gar nicht verstehen.

Burkssches Gesetz: Wer nicht weiß, wie man E-Mails verschlüsselt, verschickt auch und ausschließlich HTML-E-Mails.

Losing the global technological competition

china

Hört auf die Worte des Vorsitzenden Burks und studiert seine Werke! Der Kommunismus wird siegen!

Das sagen übrigens auch die Australier. Business Insider fasst die betreffende Studie zusammen: „China has a ’stunning lead‘ over the US in the research of 37 out of 44 critical and emerging technologies, new study finds“. (Kann man auch bei Telepolis lesen.)

„Western democracies are losing the global technological competition, including the race for scientific and research breakthroughs,“ the report, led by the institute’s senior analyst Jamie Gaida, said.

Tja. Wo soll das alles enden…

china

Unter Medienkonsumenten

guardian

Neulich regte ein guter Freund an, ich solle mir einen Überblick über meine Ausgaben verschaffen (nein, mir droht kein finanzielles Ungemach, aber er wollte mir zeigen, wie gut er mit Excel umgehen kann). Wenn man den Kleinscheiß berücksichtigt, kommt ganz schon was zusammen, obwohl ich mit permanenten Ausgaben wie Abonnements extrem sparsam bin.

Zeitschrift Z ist Luxus. Ich brauche das nicht wirklich, aber manchmal findet man doch etwas Interessantes. Ist natürlich weitgehend tl;dr und nur für Leute mit solider westlicher marxistischer Ausbildung. Die Z hat immer noch die sozialrevisionistische DKP-Sicht; über China findet man nur selten Vernünftiges. Ich haben ihnen gedroht zu kündigen, falls die Gendersternchen überhandnähmen. Die Zeitschrift kostet 35 Euro im Jahr.

Den Guardian habe ich abonniert, weil das eine, wenn nicht die beste Zeitung der Welt ist. Das digitale Abo per App kostet rund 14 Pfund im Monat, also ca. 16 Euro. Die App ist sehr gut, da fehlt nichts, und alles ist übersichtlich, und die Perspektive ist viel kosmopolitischer und weniger engstirniger als hierzulande.

guardian

Man muss Feindsender hören. Was nützt es mir, wenn ich nur meine eigene Sicht der Dinge bestätigt bekomme? Welt online habe ich wegen der Kolumnen von Don Alphonso, Henryk M. Broder und Deniz Yücel abonniert. Der Rest ist zum Teil haarsträubend, insbesondere die Artikel über historische Themen oder Ökonomie. Andere deutsche Medien sind nicht besser, und beim Tagesspiegel zum Beispiel werde ich noch zusätzlich mit Gendersprache gequält. Man lernt aber viel darüber, wie Eigenheimbesitzer, die Kleinbourgeoisie und die Hofschranzen des Kapitals ticken. Das digitale Abo kostet knapp 80 Euro im Jahr. Die App ist gut, aber der „Ticker“ lächerlich: Da werden Fußballergebnisse, kleinstädtischen Irrelevanzen, Lifestyle und der Ukraine-Krieg durcheinandergewürfelt. Wozu soll das gut sein?

guardian

Die Jerusalem Post (seit 1932!) auf Englisch und digital ist immer wieder interessant, weil man diese Sicht der Dinge, auch Internationales, nirgendwo sonst lesen kann. (Den Guardian über Israel kann man getrost vergessen.) Die App ist nicht besonders, vor allem kann man den eigenen Account nicht wirklich managen. Ich habe auf die Schnelle auch nicht wiedergefunden, wieviel ich monatlich zahle. Es war aber nicht viel.

Zum Ausgleich und wegen der sachlichen Berichte über Asien lese ich manchmal die South China Morning Post. Aber wer weiß, wie lange es die noch kostenlos oder überhaupt gibt.

guardian

Und Heise. Aber das muss ich vermutlich der Leserschaft nicht begründen.

Netflix auf zwei Geräten 13 Euro monatlich. Amazon Prime rund 90 Euro jährlich.

Wenn es mir finanziell schlecht gehen würde, könnte ich bis auf die beiden letzten „Medien“ auf alles verzichten. Wie machen das aber Leute, die nicht arbeiten können und nur knapp über die Runden kommen?

Distribuidora

caracas

Strassenszene in Caracas, Venezuela (1998). Ich habe keine Zeit mehr herauszufinden, wo genau ich das Foto gemacht hatte, aber das Gebäude im Hintergrund taucht auch auf einem anderen Bild auf (westlich vom Busbahnhof). Das Hochhaus könnte an der Avenida Universidad sein. Ich vermute, das Foto ist die Kreuzung der Avenida Sur 9 mit der Avenida Lecuna.

Mit Lumpen die innere Leere füllen

spiegel

Da muss ich jetzt kurz dazwischenreden. Bei grinsenden Frauen mit Kopftüchern lese ich ohnehin nie weiter, so auch hier, aber muss es sein, dass Aberglauben und fromme Märchen der islamischen Art verteidigt werden? Ist das die Aufgabe des Journalismus? Oder handelt es sich hier um das wohl bekannte identitäre Wokistan, das Stalin noch nach Workuta geschickt hätte? Religion gehört bekämpft, weil sie der geistigen Gesundheit schadet. Ludwig Feuerbach würde heute bestimmt wegen „Hassrede“ angepöbelt und zensiert.

Gott und Vaterland sind ein unschlagbares Team; bei Unterdrückung und Blutvergießen brechen sie alle Rekorde. (Luis Buñuel)

Die Rentner müssen ran? Gut zu wissen. „Inzwischen gelten ältere Beschäftigte als unverzichtbar. Aber wer schafft es noch, bis zum gesetzlichen Rentenalter durchzuhalten?“ Ach. Das frage ich mich auch. By the way: Was sind „Softdrinks“? Whisky on the Rocks statt pur?

girl
Das Foto ist hier nur zufällig hereingerutscht, weil ich mich innerlich leer fühlte.

– Kommen wir jetzt zur inneren Leere, die, wenn man den Qualitätsmedien glaubt, von Männern mit Sex ausgefüllt werden will. (Meinten die nicht eher Pr0n?) Und wie mache Frauen das? Sind die immer gefüllt oder fangen die das Stricken an? Von »Donjuanismus« bis »Tindering«: Hier erklärt Sexualwissenschaftler Christoph Joseph Ahlers, wann Trieb und Lust zur Sucht werden, was er Betroffenen rät – und wie die Therapie mit Surrogatpartnerinnen funktioniert. (Was zum dreigeschwänzten [sic!] Satan sind Surrogatpartnerinnen? Sind die aus Plaste und Elaste?)

Der Herr wird auch in Qualitätsmedien auf’s Heftigste beworben: „Mit einem steifen Penis lassen sich keine Beziehungsprobleme lösen“. Wer hätte das gedacht? Mit einem schlaffen aber auch nicht, möchte man ergänzend hinzufügen, obwohl das heute kein Problem mehr sein sollte.

Bei so einem Geschwurbel quillt mir immer der Generalverdacht aus den Därmen empor, dass es wieder um Vorschriften geht, die das Kleinbürgertum und verwandte Klassen sich selbst auferlegen, um „normal“ zu sein bzw. das, was sie dafür halten, also angepasst an den gefühlten Mainstream.

Jetzt etwas mehr Ernst, bitte!

https://twitter.com/search?q=bastian%20bielendorfer&src=typed_querybielendorfer

– Apropos Lumpen: Da fallen mir gleich mehrere Pappnasen ein. Sascha Lobo ist ein Lump. Ein Lump ist, wer andere „Lumpenpazifisten“ nennt.

Auch Bastian Bielendorfer (falls das oben wirklich sein Twitter-Account ist) ist ein Lump, wenn nicht sogar ein Hassredner. Jemand antwortete auf seinen widerlichen Tweet: Nachdem Staatsfunk-Komikerin Sarah Bosetti Personen mit unerwünschten Meinungen im Original-Sound des SS-Arztes Fritz Klein zum „Blinddarm“ der Gesellschaft erklärt hat, möchte Kollege Bastian Bielendorfer offenbar nicht nachstehen. #Wagenknecht

Lesen wir Spiegel online (ich finde dort keinen Namen eines Autors). Wagenknecht sagte: Die Uno-Menschenrechtskommissarin hat immer wieder darauf hingewiesen, auch in diesem Krieg: Kriegsverbrechen werden von beiden Seiten begangen, und wenn man sie beenden will, dann muss man diesen Krieg beenden.

Dem muss man uneingeschränkt zustimmen, wenn man noch alle Tassen im Schrank hat.

Natürlich kann man die bürgerliche Presse „Lügenpresse“ nennen. Ich würde das nicht tun, sondern wie in uralter Zeit „bürgerliche Presse“ sagen, was die Herrschaften genauso aufregen würde. In derartigen Politik-Simulationen geht es Heulen und Zähneklappern unter den Lumpenbellizisten groß. Man muss offenbar, wenn es nach diesen Leuten geht, bestimmte Textbausteine nutzen, so ähnlich wie bei Putin, der „Krieg“ durch „Spezialoperation“ ersetzt haben will. Gefordert wird ein moralinsaures Dauerempörtsein statt nüchterner Analyse. Ich kann das alles nicht mehr lesen und hören.

cat
Ich empfehle, im Fall der Fälle die innere Leere mit Katzenbildern zu füllen.

– Wir schreiben das Jahr 2023. Der Bundeswehr mangelt es an Waffen, Personal und der richtigen Strategie; die deutschen Linien würden bei einem Angriff der Russen rasch zusammenbrechen. Ist das jetzt ein „Abgrund von Landesverrat„? Werde ich verhaftet?

– Sehr geehrte Russen: „Die Leitsätze von Wladimir Putin in seiner Rede vor der Föderalen Versammlung entsprechen voll und ganz den Bedürfnissen und Erwartungen der Bevölkerung Russlands. Das stellten Experten bei einer Diskussion zum Thema „Sinngebung der Botschaft des Präsidenten: Schlüsselrichtungen der Entwicklung des Landes“ fest.“ Geht es noch bekloppter? Die Leitsätze Erich Honeckers in seiner Rede vor der Volkskammer entsprachen voll und ganz den Bedürfnissen und Erwartungen der Bevölkerung der DDR. Das haben damals auch Experten wiederholt festgestellt.

Vermischtes

gendern

Was haben wir noch:

– In Berlin kündigt ein Kirchenstift über 100 pflegebedürftigen Senioren den Heimplatz, damit Flüchtlinge einziehen können. Letztere versprechen für die Diakonie offenbar das lukrativere Geschäft. Und Lörrach gibt es auch noch.

RBB: „Vertraulicher LKA-Bericht beschrieb Gefahr des Remmo-Clans schon 2012“. Warum geschah nichts?
Doch das LKA hat die Erkenntnisse seinerzeit unter Verschluss gehalten und nicht mit anderen Institutionen wie dem Jugendamt, der Schule oder der Staatsanwaltschaft geteilt. Mehr noch, im Landeskriminalamt kam man zu der Überzeugung, dass weitere, ähnliche Erhebungen zu anderen schon damals bekannten Clan-Familien zu zeit- und personalaufwändig seien, obwohl einzig diese „aufwändige Auswertung anhand gewisser Namenskriterien (…) eine verlässliche Datenbasis“ liefere, wie es in dem Bericht heißt.

Die Welt schreibt: Die Ermittler konnten der Familie damals 558 Personen zuordnen. Im Untersuchungszeitraum vom 1. Januar 2009 bis 31. Dezember 2011 wurden davon 144 Personen in 527 Vorgängen als Tatverdächtige geführt. Die Taten umfassten 82 Körperverletzungen, 80 Ladendiebstähle, 23 Raubstraftaten. Bei der Staatsanwaltschaft gab es damals Treffer zu 209 Personen mit dem Namen Rammo und 1345 anhängige Verfahren.

Das nennt man vermutlich schwedische Zustände mit Ansage.

– Giffey ist trickey: Die bisherige Berliner Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) will dem SPD-Landesvorstand ein Bündnis mit der CDU von Kai Wegner vorschlagen.

– Man könnte auf Neuwahlen in Israel wetten. Dort wird übrigens auch bei Thema Sicherheit manchmal nur mit Wasser gekocht.

– Spanien liefert der peruanischen Polizei keine Waffen mehr.

– Zuckerberg zensiert Sympathisanten Kubas und Boliviens (deutscher Artikel). Kein Wunder bei dem Personal.

– Money quote von John Bolton: „I would say the most threatened country in the world today from China is Ukraine.“

Immer schön sauber bleiben oder: Abgegrenzt gegen Unglauben und Fremdheit

washing hands
Eine Politikerin der „Linken“, die sich einer Demonstration, auf der auch Wagenknecht zu sehen war, auf weniger als 100 Meter genähert hatte (Symbolbild).

Im kanonischen Verständnis der Ethnologie ist Religion eine Unterkategorie der Kultur. In der globalistischen Perspektive auf Panmixie lösen sich beide Begriffe auf. Gleichsam als vorsichtige Rechtfertigung der zugegebenermaßen unpräzisen Kategorien Religion und Kultur möchte ich ihren gemeinsamen Grund beleuchten, der zwischen Disziplinierung und Lebenshilfe verortet werden kann. Rückbindung an ein Urgeschehen vereint alle Religionen, das Streben nach Reinheit alle Kulturen. Wie dort das Wissen und Erinnern durch Ritus und Mythos am Leben erhalten werden muss, beharren Kulturen ungeachtet ihres synthetischen Aufbaus auf Alter und Authentizität. Die unverzichtbare, d. h. für ein Zusammenleben notwendige Gemeinsamkeit beider Sinnsetzungen liegt in der Disziplinierungsleistung. Religion wie Kultur schaffen Verbindlichkeit, reduzieren Unsicherheit im zwischenmenschlichen Verkehr, sanktionieren Abweichungen und erlauben, ja erzwingen Abgrenzungen gegen Unglauben oder Fremdheit – Qualitäten, die die einmal gestiftete Vertrauenslandschaft bedrohen. (Bernhard Streck: „Bindung und Reinheit – Zum gemeinsamen Grund von Religion und Kultur“)

Meine These ist, dass die Purifikationsrituale der Gefühlslinken in Deutschland nicht politisch, sondern massenpsychologisch erklärt werden können. Man kann mit den Sektierern, die schon beim Erscheinen von Wagenknecht „Querfront“ murmeln, natürlich nicht diskutieren. Ein ethnologischer Blick auf Rituale setzt aber voraus, dass man von sich selbst eine Art Metatheorie hat, was aber gleichzeitig alle festgefügten Weltbilder ins Wanken bringt.

Beispiel: Ich bin als Kind in einer christlichen Sekte großgeworden. Als Student war ich in einer maoistischen Politsekte. Hat das Zweite mich vom Ersten geheilt? Mitnichten. Die Sektiererei hatte sich nur anders kostümiert.

Die Masse der Gläubigen versammelt sich in einem Saal. (Version religiös, Version politisch) Draußen ist der Feind (Version religiös, Version politisch). Die Gemeinde singt ein Lied (Version religiös, Version politisch). Die Prediger schreiten durch die Mitte der wartenden Masse nach vorn. Die Prediger haben die heiligen Bücher (Version religiös, Version politisch). Nur sie können sie richtig interpretieren. (Version religiös, Version politisch) Der Masse wird erklärt, wie sie „rein“ bleiben kann und das Böse außen vor lässt (Version religiös, Version politisch).

Will man aber einem Sektierer erklären, dass es in ähnlichen Gruppen wie der seinen vergleichbare Rituale gebe, die auch einen ähnlichen Zweck erfüllen, wird er das weit von sich weisen, da ja die seine eigene Lehre die einig Wahre ist (und sein muss) und alles andere das Gegenteil, also Lüge. Ich habe beide Versionen ausgekostet, ein drittes Mal kann es nicht geben. Deswegen kamen mir viele der „Parteiveranstaltungen“ der DDR, von denen mir erzählt wurde, „unheimlich“ bekannt vor: Abweichler mussten sich erklären und widerrufen, und die Masse blieb stumm. Ein ähnliches Gefühl hatte ich bei Shtiesel – ich konnte diese erdrückende geistige Enge in der Zwangsgruppe irgendwann nicht mehr ertragen und habe die Serie nicht bis zu Schluss angesehen. זה לא כיף. Auch das kannte ich irgendwie alles aus meiner Kindheit.

Nach dem Thema muss ich mich erholen und etwas darüber lesen, wie Fauda in der Realität aussieht.

San Lorenzo, revisited again

San LorenzoSan Lorenzo

2020 hatte ich über San Lorenzo an der Pazifikküste Ecuadors geschrieben – dort hatten wir einen alten Berliner Juden getroffen, dem das Sägewerk dort gehörte. Ich habe noch zwei andere Fotos gefunden: Das obere ist ein Scan eines Fotos, das Original-Dia ist verloren gegangen.

2016 notierte ich: Wir waren mit Schmugglern vom kolumbianischen Tumaco nach San Lorenzo (San Lorenzo (Youtube) in Ecuador gereist. (Vgl. Am Rio Mira, Januar 2015). Damals war San Lorenzo ein verschlafenes und schwülwarmes Tropennest. Unfassbar, dass es dort Google Street View gibt!

Unter moralfreien Desinformationssöldnern

team jorge
Foto: [M] Lina Moreno / DER SPIEGEL; Fotos: Screenshot / Team Jorge Präsentation

Nach Monaten der falschen Fährten, Fallen und Versteckspiele endlich eine vielversprechende Spur. Sie führt ins karge israelische Bergland, in eine hässliche Planstadt auf halbem Weg zwischen Tel Aviv und Jerusalem. Zwischen zwei Autobahnen steht dort ein gesichtsloses Bürozentrum der Eıngang ist versteckt. Es geht durch die Tiefgarage, hoch in den dritten Stock, an der Sicherheitstür hängt kein Schild, kein Hinweis. Drinnen: drei Männer, alle über 50, alle mit langen Karrieren als Agenten, Militärs. Schattengestalten, die Tarnnamen nutzen. Die offizell nicht existieren. (Anreißer der Spiegel-Titelgeschichte)

Karges Bergland. Hässliche Planstadt. Gesichtsloses Bürozentrum. Was fehlt: Es war neblig und es regnete. Räudige Hunde streunten herum. Die Straßen voller Schlaglöcher. Die hakennasigen Agenten blickten finster und stumm im Raum herum. Und alles voller Juden, mindestens vom Mossad. Im Ernst? Diese Räuberpistole wollt ihr mir andrehen? Da muss man mal genauer hinsehen und die heiße Luft wegpusten.

Der Guardian hat daraus eine mehrteilige Story gemacht: „The secret world of disinformation for hire“, „How undercover reporters caught ‘Team Jorge’ disinformation operatives on camera“, „‘Aims’: the software for hire that can control 30,000 fake online profiles“.

Für mich sieht das übrigens so aus, als hätten der Guardian, Forbidden Stories sowie Gur Meggido und Omer Benjakob die Recherche angeschoben, und dass sich die deutschen Medien nur drangehängt haben.
Last year, coordinated by the French media organisation Forbidden Stories, a group of journalists from around the world, including from the Guardian, embarked on a project: to get inside the murky world of disinformation and expose those who profit from it.

Der Plot ist natürlich interessant, haut mich aber nicht vom Stuhl. Regierungen geben Millionen aus, um Wahlen zu gewinnen, zu bestechen und fälschen oder so tun, als seien die Wahlen nicht manipuliert. Hier ist es eine private Firma mit dem Namen Demoman International, die, wenn sie nicht in Israel säße, sondern in Papua-Neuguinea, nicht so viel Aufsehen erregt hätte.

Ich habe mal ein bisschen herumrecherchiert: Die Firma wurde 1999 gegründet und risidiert in Nazareth Illit aka Nof HaGalil. Die hätte ich auch allein herausgefunden und auch nicht Monate dafür gebraucht. Die machen angeblich alles, was man aus einschlägigen Filmen kennt, vermutlich auch Vorbereitung von Angriffskriegen. Geld regiert die Welt. So schlimm wie Academi sind sie aber noch nicht.

Viele im Land wissen nicht mehr, was wahr ist, oder falsch. Später werden die Israelis demonstrieren, wie sie offenbar in das E-Mail-Konto eines mächtigen kenianischen Politikers eindringen. (Spiegel)

Stimmt: Die „Online-Durchsuchung“ darf auch nicht fehlen. Man ahnt, dass es bei dem Herumgeraune eher darum geht, das vermeintliche eigene Herrschaftswissen zu verteidigen. Die klassischen Medien können „Wahrheit“ und „Lüge“ unterscheiden, die dumme Bevölkerung aber nicht. Mich regt diese Attitude maßlos auf. „Einen Truppe moralfreier Desinformationssöldner“ – welche Moral denn? Und wer hat die? Wollen die suggerieren, etwas die US-amerikanische Regierung oder die russische herrschende Klasse scherten sich um Moral? Die Einzigen, die moraltriefend herumheulen, sind die deutschen Grünen und durchgeknallte höhere Töchter – deswegen verstehen sie auch die Welt nicht.

Die Moral von der Geschicht‘ taucht plötzlich zwischendrin auf: „In den vergangenen Jahren ist eine rasant wachsende Desinformationsundustrie entstanden“. Ach? Da wäre ich gar nicht drauf gekommen. Wenn das Stalin gewusst hätte! (Den Satz: „Immer wieder zeigen sich Verbindungen nach Russland“ hättet ihr euch sparen können, liebe Kollegen – es geht hier um eine israelischen Firma, und die beunruhigte Leserschaft ahnt ohnehin, dass alles irgendwie auf Putin hinweist, auch wenn es an den Haaren herbeigezerrt wird.) Mehr als eine ganze Seite handelt demgemäß von den finsteren Russen, die mit dem „Team Jorge“ rein gar nichts zu tun haben. Die Zitate des Verfassungsschutzes, der vor irgendetwas warnt, habe ich gar nicht erst gelesen. Oh doch, versehentlich: „Der Kampf um die Köpfe und Herzen der Menschen über Einflussnahme, Desinformation und Propaganda spielt eine immer größere Rolle.“ Ach was. Man müsste denen den Gebrauch des Komparativs verbieten. Dann gingen ihnen irgendwann die Textbausteine aus.

Man will mir im Artikel weismachen, dass „dystope Weltbilder“, die von Selenskij „Despoten“ verbreitet würden, daher rührten, dass „zu viele Menschen nicht mehr zwischen Fakten und Lügen unterscheiden“ könnten. Vielleicht sollte man auch Relotius dazu befragen.

Wenn man sich durch die Details des maßlos aufgeplusterten Artikels wühlt, findet man das alles gar nicht mehr so skandalös. Natürlich haben die Herren magische Fähigkeiten und „hacken“ sich überall rein. Machte ich eine Präsentation, die den Verkauf meiner Dienstleitungen ankurbeln soll, würde ich das auch tun und bluffen, bis es zu den Ohren rauskommt. (Ich kann mich erinnern, dass ich als „Computerexperte“ in irgendeiner Sendung vorführte, dass man mit dem DOS-Befehl für telnet unter Windows wahnsinnig geheimnisvolle Zeichen auf den Monitor zaubern konnte, was das Publikum schwer beeindruckte.)

Selbstverständlich können Profis Leute übertölpeln, und bei manchen afrikanischen Politikern dürfte das nicht allzu schwer sein, wenn das schon in Deutschland passiert. Stellt man man sich dann die Software vor, mit denen die vermutlich Mailen usw., kommen sogar mir lustige Ideen. Ich habe nur nicht das Geld, die richtigen Leute zu bestechen.

Wer Hanan und seinen Wahrheitskillern eine Weile zuhört, merkt schnell, dass echte Demokratie in ihrer Welt eine Illusion ist. Dass sie Wahlen für ein ohnehin oft abgekartetes Spiel halten, bei dem meist der trickreichere gewinnt. (Spiegel)

Ach, das ist nicht so? Was ist denn „echt“ an der Demokratie? Dass die herrschenden Klassen über genug Mittel verfügen, ihre Sicht der Dinge durch ihre Mietmäuler in den Medien zu verbreiten?

Die moderne Staatsgewalt ist nur ein Ausschuß, der die gemeinschaftlichen Geschäfte der ganzen Bourgeoisklasse verwaltet. (Karl Marx)

Ich schrieb 2016: Die Krise des Kapitalismus wird zeigen, dass „Demokratie“, wie sie der Mainstream versteht, eben nur eine Illusion ist. Die Mittelklassen appellieren an die da oben, sich doch bitte an die Regeln zu halten, die angeblich common sense seien (keine Zensur usw.). Die herrschende Klasse ist aber eine Charaktermaske – sie interessiert das nicht.

Journalisten vertreten ideologisch die Klasse, aus der sie stammen, also mehrheitlich die Kleinbourgeoisie, und neigen dazu, die Interessen der herrschenden Klasse als die Interessen aller zu verkaufen. Das sagt die Wissenschaft, und das will natürlich niemand hören.

Trotzdem agiert die Politik bislang zurückhaltend. (Spiegel) Die Katze kommt aus dem Sack gekrochen. Es wäre kein deutscher Journalismus, wenn man sich mit den Fakten begnügen würde – man muss auch etwas fordern. was im übrigen mitnichten eine journalistische Aufgabe ist. Die Europäische Union richtete bereits 2015 eine Taskforce ein, die mitunter täglich die Lügen aus Russland entkräftet. Tun die das – und wie? Kann man die Wirkung irgendwie messen? Und sieht man Ergebnisse, etwa, dass die Bevölkerung den Mainstream-Medien wieder mehr Glauben schenkt? Und täglich grüßen die „unabhängigen Faktenprüfer“, die das Gelogene, Hässliche und Schlechte wegzensieren. Elon Musk hat ihnen da einen Strich durch die Rechnung gemacht, was ich lustig finde.

Doch das goldene Zeitalter staatlicher Desinformation begann erst mit dem Internet. (…) Die Zeit der Desinformationskriege beginnt gerade erst. (Spiegel)

Und was sagt uns das jetzt alles? Journalisten heute verfügen nur noch selten über eine umfassende Allgemeinbildung, schreiben schlechtes Deutsch, „recherchieren“ aus dem Bauch heraus, wissen nicht, wie man sicher kommuniziert, wählen in den Anstalten mit großer Mehrheit die „Grünen“ und übernehmen deren Sprachesoterik – ist das eure Lösung? Gut, dass wir darüber geredet haben.

By the way: Diese Software Advance Impact Media Solutions (AIMS) brauche ich auch: „able to control the army of fake avatars“. Das wäre ja großartig, wenn ich mehrere Avatare auf einmal spielen könnte.

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Tal Hanan said Aims bots were linked to SMS-verified phone numbers, and some even had credit cards. Composite: Guardian Design/Haaretz/TheMarker/Radio France

Nein, ich sehe mir nicht an

facebook

Es wird Zeit, dass auch Fratzenbuch von Elon Musk übernommen wird, dass dieser paternalistische Quatsch endlich aufhört.

Unter Videokonferenzenden

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Nein, kein Werbeblock: Ich bin mit meiner Webcam zufrieden. Für meine Bedürfnisse reicht sie. Was ich aber schon immer mal wissen wollte: Wie kriegen das die Influencer Video-Produzenten hin, dass sie immer in die Kamera gucken? Bei mir war sie oben an den Rand des Monitors geklemmt, aber ich musste, wenn ich in einer Videokonferenz war, immer nach oben blicken und nicht auf den Bildschirm, um den Konferenzteilnehmern das Gefühl zu vermitteln, ich sähe sie an.

Jetzt habe ich mir ein Gestell gebaut, das eigentlich ein Stativ für mein Handy ist. Ich muss nur den Kopf leicht nach links drehen, damit mein virtuelles Gegenüber mir in die Augen sieht.

Das ist doch keine professionelle Lösung?! Oder videostreamen die alle mit zwei Kameras und mischen das später zusammen? Aber wie es ist dann live?

Wg. Bagatz

Supreme Court Building in Jerusalem
Im Obersten Gericht Israels – credits: Shifra Levyathan

Wenn alle deutsche Medien freiwillig gleichgeschaltet sich einig sind, werde ich misstrauisch. Die Justizreform in Israel ist „umstritten“. Wäre komisch, wenn es nicht so wäre. Ich habe mir noch kein Urteil gebildet, weil ich zu wenig weiß.

Das Oberste Gericht setzt sich aus insgesamt 15 Richtern zusammen, die nach ihrer Ernennung durch den Staatspräsidenten regulär bis zu ihrem 70. Lebensjahr dienen können. Die Auswahl der Richter ist stets umstritten, da das Gericht auch über hochpolitische Angelegenheiten, darunter etwa zur Rechtmäßigkeit von Siedlungen im Westjordanland, entscheidet. Unter konservativen, religiösen und rechten Israelis hat es den Ruf, ein Hort des Linksliberalismus zu sein und sich in undemokratischer Weise über Entscheidungen der gewählten Regierung hinwegzusetzen. So schreibt das „Israelnetz“ (Vorsicht! Christen!)

Ich habe einige Zeit suchen müssen, um die audiatur et altera pars Position der Gegenseite zu finden. In der Jerusalem Post schreibt der Anwalt Avraham Russell Shalev zum Beispiel: „Israel is a juristocracy: The judges‘ rule over the people must end – opinion“.

Gegen die Reform sind zum Beispiel die Hipster die Firmen der neuen Kleinbourgeoisie Israels. Adam Fisher schreibt: „Judicial reform could push hi-tech out of Israel – opinion“. So viel Meinungsvielfalt in derselben Zeitung! Das kennt man in deutschen Medien kaum noch.

Es ist auch nicht überraschend, dass, so meint die FAZ, Netanjahu von der Reform persönlich profitieren könnte. Das Gegenteil ist unwahrscheinlich. Ich würde auch versuchen, Gesetze durchzupeitschen, von denen ich profitiere.

Ziel der umstrittenen Justizreform ist es, dem Parlament zu ermöglichen, mit einer einfachen Mehrheit Entscheidungen des Höchsten Gerichts aufzuheben. Politiker sollen außerdem bei der Ernennung von Richtern mehr Einfluss erhalten, erfährt man von der Tagesschau. Ich kann das Problem aber immer noch nicht richtig erkennen: Israel hat keine Verfassung, es gibt als auch kein Verfassungsgericht, das bei uns regelmäßig Gesetze für ungültig erklärt. Der „Oberste Gerichtshof“ ist in einer ähnlichen Position wie der Bundesgerichtshof.

Gesetze, die die Knesset verabschiedet hat, kann er nicht für „verfassungswidrig“ erklären, wenn sie mit der erforderlichen Mehrheit beschlossen wurden. Grundgesetze, die die Verfassung Israels bilden, sind gesetzlich besonders abgesichert. Sie können nur mit einer Mehrheit von 70 der 120 Abgeordneten geändert werden. In Bezug auf diese Grundgesetze ist der Oberste Gerichtshof zugleich „Verfassungsgericht“.

Das oberste Gericht Israels interpretiert die Gesetze nur, beschließt sie aber nicht. Das soll sich gar nicht ändern. Warum sollte die Gewaltenteilung in Gefahr sein? Da muss man doch ins Detail gehen: Wenn der Oberste Gericht feststellte, dass bei einem Urteil formale Fehler gemacht wurden, kann die Knesset mehrheitlich beschießen, dass ihnen das egal ist? Dann könnten sie das Gericht auch gleich abschaffen.

Deutschland: Die Richter des Bundesgerichtshof werden vom Richterwahlausschuss gewählt und vom Bundespräsidenten ernannt. Die Ernennung erfolgt auf Lebenszeit. Der Richterwahlausschuss ist ein aus 32 Mitgliedern bestehendes Gremium, das vom Bundesjustizminister einberufen wird und sich aus den Justizministern der 16 Bundesländer sowie 16 weiteren, vom Deutschen Bundestag gewählten Mitgliedern zusammensetzt.

Irael: Die Mitglieder des Obersten Gerichts werden – wie alle Richter – vom Präsidenten des Staates Israel auf Vorschlag eines Richterwahlausschusses ernannt. Der Richterwahlausschuss besteht aus drei Mitgliedern des Obersten Gerichts (einschließlich seines Präsidenten), zwei Ministern (darunter dem Justizminister), zwei Abgeordneten der Knesset und zwei Vertretern der Anwaltskammer.

Wo ist der signifikante Unterschied? Ich sehe eher beide politischen Lager in Israel im Wahlkampfmodus, und wofür die deutsche Presse mit ihrem Halbwissen Partei ergreift, ist auch vorher schon klar.

Die aktuelle Ostfront oder: Das Beste, was die Menschheit zu bieten hat

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Aktuelle Karte der Ostfront

Man könnte es lustig finden, wenn es nicht in Wahrheit traurig wäre. Die grünste Außenministerin, die wir je hatten (GRAUSMINAZ), meint, die Ukraine dürfe/könne/solle keine Gebiete an Russland abtreten. Das Darf sie meinen. Sie darf auch meinen, dass es besetzte Gebiete sonstwo gäbe. Aber lebt sie noch in unserer Realität? Russland soll die Krim und den Donbass an die Ukraine abgeben? Warum sollte Russland das tun, da doch schon vor dem Einmarsch weder die ukrainische Armee noch die Regierung dort präsent waren? Kompromisse sind nicht möglich? Das kommt von diesem protestantischen und moraltriefenden Furor der Grünen, die Welt zum Guten zu zwingen, weil man selbst weiß, was das ist und sonst niemand. Baerbock setzt also weiter auf Krieg, ganz gleich, was die Wähler denken und wie viele Menschen noch sterben werden.

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Deutsche Panzer an der Ostfront

Due Russen werden noch in diesem Jahr verkünden, dass sie den gesamtem Donbass und das Gebiet um Cherson „befreit“ hätten. Da das gegenwärtige Regime in der Ukraine total von westlichen Transferleistungen abhängt, wird sich erst im Herbst 2024 entscheiden, ob es zu einem langjährigen Stellungskrieg kommt oder ob dann die neue US-Regierung der Bevölkerung die Waffenlieferungen noch verkaufen will und kann – oder sie einstellt.

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Da in deutschen Medien fast ausschließlich die ukrainische Armee gezeigt wird, muss aus Gründen der Ausgewogenheit hier der Krieg aus russischer Sicht dargestellt werden.

Wenn man Frieden will, muss man Russland den Donbass und die Krim lassen. So ist es nun mal. Wenn man das nicht akzeptiert, dann wird irgendwann über Odessa verhandelt oder ob die Rumpf-Ukraine nicht besser daran täte, Polen beizutreten. Die hatten den Westen der heutigen Ukraine schon einmal.

Nach den drei Teilungen Polens 1772, 1793 und 1795 wurde die westliche Ukraine mit Ausnahme Ost-Galiziens, das zum Habsburgerreich kam, russisch. (Wikipedia)

Den Überfall auf sein Nachbarland begründete Putin mit der Behauptung, die Ukraine sei nie ein eigenständiges Land gewesen (…). Eine dreiste Lüge, denn schon seit dem Zarenreich strebten die Menschen im Westen des Reiches nach Unabhängigkeit. („Spiegel“)

Das heutige Territorium der Ukraine gehörte im Laufe der Geschichte zu mindestens 14 verschiedenen Staaten, darunter das Königreich Polen-Litauen, das Russische Reich, die Habsburgermonarchie und die Sowjetunion. (…) Angesichts der fehlenden staatlichen Kontinuität könnte das ukrainische Volk Gegenstand der Geschichte sein. (Bundeszentrale für politische Bildung)

haircut

Apropos Sicht. Man sollte aus Frisuren nicht unbedingt auf den Charakter schließen. Mir fiel jedoch auf, dass die heute „angesagten“ Haarmoden ihre historischen Vorläufer haben. In der Ukraine sowieso. Da benennen sie Militäreinheiten nach Einheiten der deutschen Wehrmacht, die Zivilisten massakrierten und an Judendeportationen beteiligt waren, und lassen Nazis offen rekrutieren, natürlich für den Kampf für das Vaterland und für westliche Werte das große Ganze. Fehlt nur noch das quadratische Zweifingerbärtchen, um „das Beste, was die Menschheit zu bieten hat“, zu visualisieren.

haircut
Vorbilder heutiger Männerfrisuren

Offenbar ahnt man auch in deutschen Ministerien, was da auf uns zukommt. Jetzt haben wir schon zahllose antisemitisch eingestellte Westasiaten aufgenommen, uns fehlen daher noch ein paar Nazis aus der Ukraine. Halt! Stimmt nicht! Von dort kommen bekanntlich nur Frauen und Kinder, weil die Männer gezwungen sind, in den Krieg zu ziehen, falls sie arm genug sind und niemanden bestechen können. Wäre es nicht sinnvoller, die „Hilfsgelder“ an die Ukraine direkt an die dortigen Männer zu geben, damit die sich vom Kriegsdienst freikaufen können?

azubis ukraine

Ich missbillige natürlich, dass Männer, deren Gruppe sich nach einem deutschen Komponisten nennt, mit schmutzigen Stiefeln auf sauberen Stoffen herumtrampeln. Ausserdem ist es strafbar, vor allem, wenn noch beschimpfender Unfug dazukommt. Was machen wir eigentlich, wenn russische Söldner hierzulande um Asyl bäten? Schaffen wir das?

flag ukraine

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