Reminder 8. Mai

sowjetisches Ehrenmal Treptowsowjetisches Ehrenmal Treptowsowjetisches Ehrenmal Treptow

Never forget: (jetzt kommt eine kühne These!) Wenn es keine russische Revolution gegeben hätte und keine Rote Armee, wäre jetzt ganz Osteuropa unter der Herrschaft der Nationalsozialisten.

Neues aus Religiotistan

tagesspiegel

Die Qualitätsmedien und andere berichten: Damit ist klar, dass es sich beim heute 38-Jährigen Berhan S. um die selbe Person handelt, über die bereits 2009 im Alter von 24 Jahren im Zusammenhang mit einer Messerattacke berichtet wurde. Er wohnt in Neukölln. Damals berichtete der Tagesspiegel, Berhan S. komme aus einer „streng gläubigen Familie“.

Das hat natürlich nichts mit dem Islam zu tun.

Bedauerliches, auf Linie gebracht

woman reading marx
Durch ein bedauerliches Missgeschick wurde für dieses Blog-Posting ein unpassendes Foto gewählt.

Was haben wir?

Mann. Messer. Psychisch gestört. Schwer verletzte Kinder. Berlin. Michael?

– Der MDR hat ein „millionenfach gesehenes“ Video manipuliert: um es dramatischer wirken zu lassen! An einer Stelle wurden die Schreie des Aktivsten einfach zweimal hintereinander geschnitten – um sein Leid unter der Schmerz-Maßnahme der Polizei länger und schlimmer erscheinen zu lassen. Der Sender bewarb seine Doku also mit einer dreisten Fälschung – und diese ging viral.

Der MDR: Nach Durchsicht aller MDR-Veröffentlichungen zu dem Thema ist uns bei dem Short auf Youtube beim Abmischen der Tonspur ein unerklärbares bedauerliches Missgeschick passiert.

So ganz zufällig? Polizei pöhse. Klimakleber gut – in den Herzen der Redakteur*_&%Innen.

– Der DJV-JVBB (ich bin Mitglied) instragramt unglaublich hip, hipster und so was von cool seinen zahllosen Followern, dass künstliche Intelligenz gut schlecht sei, nur dürfte niemand seinen Job verlieren. Gut, dass wir darüber geredet haben.

– Der Verein Säkularer Islam fordert Bundesinnenministerin Nancy Faeser auf, die Kooperation mit dem Zentralrat der Muslime sofort einzustellen. In einem Brief an die Ministerin (…) fordert der Verein Säkularer Islam, umgehend das Verbot des IZH und die Schließung der Imam-Ali-Moschee in Hamburg. In dem zweiseitigen Schreiben des Vereins um die Soziologin Necla Kelek heißt es: Wir fordern Sie auf, die Zusammenarbeit, Kooperationen und Gesprächsformate mit dem Zentralrat der Muslime (ZMD) einzustellen. Zumindest so lange das IZH und seine Umfeldorganisationen dort Mitglied sind.“

Das halte ich für den falschen Ansatz. China will Muslime auf Linie bringen. Moscheen zu Turnhallen!

– And now for something completely different. Nutzt hier jemand Windows und Edge? (via Fefe)

– Muss hier jemand akkadische Texte übersetzen?

1967 und danach

1967Ich lese gerade das hervorragende Buch Tom Segevs „1967: Israels zweite Geburt“ (2005).

Sehr interessant, dass alle Fragen, die heute in Israel diskutiert werden, schon damals aktuell waren, also vor dem Sechstagekrieg, der dazu führte, dass Israel sein Staatsgebiet erheblich vergrößerte, einschließlich Judäa und Samaria, der Golan-Höhen und ganz Jerusalem. Ich dokumentiere eineinhalb Buchseiten über ein Memorandum, das damals estellt wurde.

Das College hatte eine Studie über die wirtschaftliche Lebensfähigkeit des Westjordanlands und die Auswirkungen einer Besetzung auf die israelische Wirtschaft in Auftrag gegeben. Ihr Verfasser Zvi Zussman gelangte zu dem Schluss, dass Israel es wirtschaftlich durchaus verkraften könne, die Westbank zu besetzen und zu annektieren.

Peled brachte in diesem Zusammenhang allerdings einen Begriff ins Spiel, der aus der Mode gekommen war: In diesem Fall, so sein Einwand, werde sich »der Jischuv« — eine alte Bezeichnung für die jüdische Gemeinschaft vor der Staatsbildung in Palästina — die anspruchsvol.leren Berufe sichern, während sich die arabischen Arbeiter zwangsläufig auf die »körperlichen Tätigkeiten« würden beschränken müssen, eine Trennung, die wirtschaftliche wie soziale Probleme aufwerfen würde.

Ausführlich ging Peled außerdem auf die demographische Bedeutung des Westjordanlands ein. Die arabische Bevölkerung werde spätestens 2050 mit dem jüdischen Bevölkerungsanteil gleichziehen, wahrscheinlich aber schon 2035 und in einigen Gebieten noch früher. Er ging davon aus, dass Israel die arabischen Bewohner der Westbank nicht deportieren würde und ihnen auch ihre Bürgerrechte nicht würde vorenthalten können. Das laufe auf einen Block von vierzig bis fünfzig arabischen Abgeordneten in der Knesset hinaus. Die Araber würden zur zweitgrößten, vielleicht sogar zur größten Gruppe im Parlament werden. Israel würde sich mit einer großen Zahl arabischer Minister abfinden und mindestens einem von ihnen ein »wichtiges« Ressort mit großem Budget anvertrauen müssen. Auch einige Botschafterposten würde man an Bewohner des Westjordanlands vergeben müssen, denn »solche Positionen kann man nicht auf immer und ewig nur den eigenen Leuten vorbehalten«.

Einige jüdische Gruppen würden den Arabern diese Rechte vielleicht zu nehmen versuchen, die daraufhin eine Revolte anzetteln und dadurch die jüdische Mehrheit zwingen könnten, mit einer Politik der eisernen Faust zu reagieren, unter Einschluss von Restriktionen und der Schaffung spezieller Ansiedlungsrayons. So drohten sich Rassismus und Unterdrückung zu entwickeln, die »wir als Volk und als Juden verabscheuen und die unseren Staat in ein zweifelhaftes Licht setzen und auf der internationalen Bühne in eine schwierige Lage bringen würden«. Der Begriff »Ansiedlungsrayon« spielte auf die Beschränkungen der Niederlassungs- und Bewegungsfreiheit an, die den russischen Juden unter der Zarenherrschaft auferlegt worden waren.

In der arabischen Bevölkerung würden vermutlich Oppositionsbewegungen entstehen, fuhr Peled fort, und Israel würde Maßnahmen ergreifen, die für einen »Polizeistaat« charakteristisch seien. Wenn die Araber nicht in der israelischen Armee dienen müssten, würde sich die arabische Jugend zum harten Kern einer nationalen Befreiungsbewegung entwickeln. Gebiete mit hoher arabischer Bevölkerungskonzentration könnten zu Stützpunkten für Terroristen werden.

Da man den Arabern Bildungseinrichtungen zur Verfügung würde stellen müssen, werde innerhalb kurzer Zeit eine gut ausgebildete Schicht von Arabern heranwachsen, die mit den Juden um die anspruchsvoljen Jobs in Konkurrenz träte. Die Trennung zwischen Juden und Arabern werde sich auf Dauer nicht aufrechterhalten lassen. Araber würden in die groBen Städte an der Küste ziehen, und in den Vororten würden arabische Elendsviertel entstehen. Die dadurch erwachsenden sozialen Probleme erforderten hohe öffentliche Ausgaben. Zudem würden die Araber die Lebensweise jener Israelis beeinflussen, die eine ähnliche kulturelle Herkunft besaßen, insbesondere der Misrachim, der orientalischen Juden. Auch zu Eheschließungen zwıschen Angehörigen der beiden Gruppen werde es kommen, warnte Peled.

Museo Etnológico Monseño Enzo Ceccarelli

Museo Etnológico Monseño Enzo CeccarelliMuseo Etnológico Monseño Enzo Ceccarelli

Traditionelle Holzhäuser aus der Provinz Amazonas (die eigentlich vom Orinoco dominiert wird). Museo Etnológico Monseño Enzo Ceccarelli, Puerto Ayacucho, Venezuela 1998. Offenbar gibt es nur sehr wenige Fotos aus diesem Museum. Ich habe eine Sammlung auf einer russischen Website gefunden, die von Andrey Matusovskiy gemacht wurden und die aus diesem Jahr stammen, und ein Video auf TikTok.

Ich habe das Museum besucht, weil ich für meinen Roman „Die Konquistadoren“ recherchierte, wie die Bauten in Venezuela vor rund 500 Jahren ausgesehen haben könnten.

Sex, Krieg und Bodenschätze

puff
Bordellszene, Braunschweiger Monogrammist, 1537; Gemäldegalerie Berlin

– Apropos „Sex geht immer“, also auch käuflicher. In der Hinter-der-Paywall-Qualitätsmedien lese ich: Die Vize-Vorsitzende der Unions-Bundestagsfraktion, Dorothee Bär, nimmt die Ergebnisse zum Anlass für eine Positionierung für eine andere Rechtslage. „Nach vielen Gesprächen mit Betroffenen und Vor-Ort-Besuchen ist meine Überzeugung: Alles ist besser, als was jetzt ist. Ich persönlich bin für die Einführung des Nordischen Modells in Deutschland“, sagte die CSU-Politikerin.

Das mit dem „vor Ort“ glaube ich sowieso nicht. Die Politikerin „mit Herz“ möchte also Prostituierte in die Illegalität treiben, weil deren Tätigkeit – die Simulation der geschlechtlichen Vermehrung – zwar legal bleibt, aber die Kunden vertrieben werden. Das wird Zuhälter freuen, die dann „geschützte Räume“ anbiete werden, in denen sich nichts nachweisen lässt, es sei denn durch Lockspitzelinnen. Das Thema erinnert mich sehr stark an Drogenpolitik: Man schlägt sich fassungslos die Hände vor’s Gesicht, wenn man hört, was Politiker so absondern und fragt sich, wie bekloppt eine(r) allein sein kann.

bakhmut

– Nun zu uns, Russen. In der bürgerlichen Presse fand ich – wieder hinter der Paywall – ein hervorragendes Interview mit dem in Deutschland lebenden russischen Journalisten Nikita Gerasimov (der hat denselben Beruf wie ich: freier Journalist und „Konfliktbeobachter“. Aber wie verdient man damit Ged, um die Miete zu bezahlen?)

Gerasimov: In Deutschland ist die Vorgeschichte des Krieges seit dem 24. Februar tatsächlich fast komplett verschwunden. In Russland und der Ukraine keinesfalls. In den Kriegsdebatten beider Länder werden die Jahre 2014 bis 2022 und die Kausalitäten derzeit umso ausgiebiger diskutiert. In der Ukraine gibt es beispielsweise eine starke Meinungsströmung, dass der Krieg nicht im Februar 2022 begann, sondern eigentlich schon 2014. Der 24. Februar habe nur die nächste, vermutlich die finale Phase des längeren Krieges eingeläutet.

In Russland wird die Zeit vor 2022 vor allem vor dem Hintergrund diskutiert, ob und was man alles anders hätte machen können. Verbreitet ist etwa die Meinung, dass Moskau gleich im Jahr 2014 in die eine oder andere Richtung „die Sache klarmachen musste“ – also entweder den Donbass ganz lassen oder gleich bis nach Kiew vorrücken. (…)

Nach meinem Empfinden ist die Vorgeschichte des Krieges nur in Deutschland aus dem öffentlichen Bewusstsein verschwunden. In der Ukraine und Russland ist sie dagegen permanent da, nur natürlich mit umgedrehten Vorzeichen, aber oftmals mit demselben Fazit: Der Krieg sei ab einem bestimmten point of no return unvermeidbar gewesen. Der habe Jahre vor dem 24. Februar 2022 gelegen. (…)

Etwas ketzerisch gefragt: Hatte Russland überhaupt einen Plan oder nur die von Putin in seiner Fernsehansprache vom 21. Februar formulierten Motive?
Gerasimov: Aus meiner Sicht war es vor allem eine massive Unterschätzung des Gegners und eine Fehleinschätzung der Stimmung in der ukrainischen Bevölkerung. Die Verantwortlichen gingen davon aus, dass es kaum bis gar keinen Widerstand geben würde. Möglicherweise, dass die einrückenden russischen Truppen in manchen ukrainischen Regionen feierlich mit Blumen empfangen werden. Die Kolonnen rückten teilweise in Paradeformation ein. Eine fatale Fehleinschätzung.

Vor allem in der Ukraine und in Polen nehmen Aussagen zu, dass das finale Ziel des Krieges nicht mehr die Verteidigung der ukrainischen Grenzen und Territorien sein solle, sondern langfristig ein Zusammenbruch oder eine Aufteilung Russlands. (…) Mit solchen Aussagen schadet sich Kiew vor allem selbst, denn es heizt in Russland die „Moral an der Heimatfront“, wie Sie es formulieren, erst an und erleichtert es russischen Medien, die Bevölkerung zu mobilisieren. (…)

Mit jedem Monat dürfte die Ukraine größere Schwierigkeiten haben, junge Männer für den Krieg zu mobilisieren. Auf russischer Seite dürfte die Lage ähnlich sein, wobei die Ressourcen dort natürlich um ein Vielfaches größer sind. (…)

ich denke, die Medien sollten vielmehr „nur“ beschreiben, was passiert. Informieren, im wahrsten Sinne des Wortes. Nicht versuchen, dem Leser – oder Zuschauer – eine vorgefertigte Meinung vorzulegen. Der Leser soll die Chance haben, sich seine Meinung selbst zu bilden. Das versteht man ja unter einem „mündigen Bürger“. Versucht man, eine Meinung vorgefertigt vorzulegen, fühlt sich der Leser schnell bevormundet und weicht auf alternative Quellen aus. Insgesamt führt dies dazu, dass sich viele von den klassischen Medien abwenden und stattdessen Informationen auf Telegram, Twitter und Co. suchen. Diese Tendenz ist natürlich nicht nur in Deutschland zu beobachten, sondern verstärkt insbesondere in Russland und der Ukraine. Gerade die jüngere Generation steigt fast komplett auf alternative Informationsangebote um.

Full ack, Euer Ehren.

chile lithium
Source: Sociedad Quimica Minera de Chile (SQM)

– Die Lautsprecher des Kapitals jaulen auf: „Chile verfügt über die größten Lithium-Reserven der Welt. Staatschef Gabriel Boric will die Bodenschätze staatlich kontrollieren.“ Mal sehen, wann die USA wieder einen Putsch organisieren. Ist hier jemand Aktionär?

– Apropos „Wo kommt die Kohle her?“ Falls jemand gerade keine Geschäftsidee hat: Bei Twitter gibt es einen Thread dazu. Stichworte: „interdisziplinäre Expertise zu Themen wie Verschwörungsideologien, Antisemitismus und Rechtsextremismus.“ Ist sowas wie „Völkerrecht“. Man wird war kein Außenminister, aber ohne viel Ausbildung auch als Quereinsteiger CEO einer schwerreichen Stiftung. (Nein, meine ursprüngliche Quelle war eine sehr attraktive junge Dame, von der ich hoffe, dass sie im Kopf nicht allzu klimageschädigt ist.)

Unter Schtieseln

konfirmation NAK
Meine Konfirmation 1966 oder 1977. Ein grandioses Foto, das meine Kindheit anschaulich zusammenfasst. Alle außer mir sind schon tot. Von links nach rechts: Meine Tante Leni (Hausfrau, neuapostolisch und Ehefrau eines Priesters/Laienpredigers der NAK), mein Vater Kurt (Bergmann, später kaufmännischer Angestellter, Priester in der NAK), meine Oma Caroline Baumgart (Hausfrau, neuapostolisch), neben mir mein Opa Hugo Schröder (Bergmann, Hirte und Gemeindevorsteher in der NAK), vorn rechts mein Opa Peter Baumgart (Bergmann, Priester der NAK), ganz rechts mein Onkel Otto Mey (Bahnangestellter, Hirte und Gemeindevorsteher in der NAK). Leni war die Tochter meines Onkels Otto.

Jetzt brüllen auch in Dresden die Muezzine herum. Ein Fall für Arthur Harris? Die Weltläufte geben zur Zeit nichts Überraschendes her. Daher darf ich – das Einverständnis des Publikums vorausgesetzt – einen Besinnungsaufsatz schreiben eine religionssoziologische Studie verfassen.

Vorab sollten einige anthropologischen Fragen geklärt werden.

Warum tragen alle Männer schwarze Anzüge, der Konfirmand eingeschlossen? Ein normaler Anzug, aber ganz in schwarz, ist die „Uniform“ der „Geistlichen“ in der NAK. Niemand hat eine theologische Ausbildung, und sie machen trotzdem das, was Pfaffen so tun. Und da das funktioniert, ist das für sie ein „Beweis“, dass der Heilige Geist aus ihnen spricht. Der „Straßenanzug“ soll genau das zeigen.

Luther hat allerdings die Knechtschaft aus Devotion besiegt, weil er die Knechtschaft aus Überzeugung an ihre Stelle gesetzt hat. Er hat den Glauben an die Autorität gebrochen, weil er die Autorität des Glaubens restauriert hat. Er hat die Pfaffen in Laien verwandelt, weil er die Laien in Pfaffen verwandelt hat. Er hat den Menschen von der äußeren Religiosität befreit, weil er die Religiosität zum inneren Menschen gemacht hat. Er hat den Leib von der Kette emanzipiert, weil er das Herz an die Kette gelegt. (Karl Marx) Die protestantischen Sekten ebnen die Hierarchie zwischen Glaubensvolk und Paffen konsequent ein. Jeder (Mann) kann alles sein und werden. Mein Opa Peter konnte, als er 1918 nach Deutschland kam, weder richtig lesen noch schreiben. Prediger wurde er trotzdem.

Was machen die da, und wo sind die anderen Frauen? Natürlich wurde immer und permanent und ausschließlich über die Bibel (liegt auf dem Tisch) und religiöse Themen geredet. Frauen mussten die Klappe halten und wurden dabei nur geduldet. Meine Oma Caroline widersetzte sich dem unausgesprochenen Verbot – sie gesellte sich zu den Männern, sagte aber nichts, sondern hörte nur zu. Ich durfte auch nichts beitragen, ich war noch zu jung.

„Wie in allen Gemeinden der Heiligen lasset eure Weiber schweigen in der Gemeinde; denn es soll ihnen nicht zugelassen werden, dass sie reden, sondern sie sollen untertan sein, wie auch das Gesetz sagt. Wollen sie aber etwas lernen, so lasset sie daheim ihre Männer fragen. Es steht den Weibern übel an, in der Gemeinde zu reden.“ (Paulus, 1. Brief an die Korinther 14, 34)

Wiederholt sich das nicht alles unendlich oft? Nein, die „theologischen Themen“ wurden mit persönlichen Geschichten angereichert. Wie sich ein ostpreußischer Bauer mit dem Teufel verschworen hatte und mein Onkel Otto, der aus Gumbinnen stammte und in seiner Jugend als Bauernknecht arbeitete, ihn überlistete, mit Gottes Hilfe. Wie meinem Vater in einem Hohlweg in Holzwickede der Geist eines Selbstmörders erschien. Wie ein „Apostel“ der NAK in Opherdicke den Geist eines Selbstmörders vertrieb, der dort in einem Haus herumspukte. Wie Onkel Otto im 1. Weltkrieg ganz allein und mit Gottes Hilfe mehr als ein Dutzend Franzosen gefangen nahm und dafür einen Orden bekam. Wie mein Opa Peter in Russland während der Revolution zu Tode verurteilt wurde und aus dem Gefängnis floh, mit Gottes Hilfe.

Wie informierte man sich über die Weltläufte? Information wird überschätzt. Fernsehen war verboten. Radio eigentlich auch – mein Opa Hugo hat das bis zum Lebensende konsequent durchgezogen. Mein Opa Peter aber hatte ein Radio, weil er aus dem damals russischen Polen stammte und Russisch verstand und hören wollte. Die „Welt“ – also known as Babylon – brauchte man nicht, und man sollte sie auch meiden. Tanzstunde oder Disko? Verboten? Kirmes oder Schützenfest? Verboten. Freundschaften mit Leuten, die nicht neuapostolisch waren? Verboten, vor allem für Kinder von „Amtsträgern“ – wie mich. Bücher? Sind gefährlich. Mein Opa Hugo riet meinen Eltern, mich nicht auf ein Gymnasium zu schicken. Kino? Verboten. Meine Mutter erzählte mir noch gestern, wie sich sich als junges Mädchen in Hamm heimlich einen Kinofilm ansah und dabei ein fürchterlich schlechtes Gewissen und viel Angst hatte, Gott (der bei den Neuapostolischen meistens „der himmlische Vater“ genannt wird) würde sie dafür bestrafen. Die Verbote mussten gar nicht ausgesprochen werden. Man wusste einfach, was zu tun und zu lassen war.

Und jetzt zur religionssoziologischen Studie. Kann sich das Publikum vorstellen, warum mir Filme wie Shtiesel, Unorthodox oder Rough Diamonds (empfehlenswert!) „unheimlich“ bekannt vorkommen und warum mir die oft ein beklemmendes Gefühl erzeugen, das sich gleich verwandelt in das Bedürfnis, in diese Milieus hineinzufahren wie der Teufel unter die armen Seelen und alles auszuräuchern?

An der Autopista

caracas

Caracas, Venezuela, fotografiert im März 1998. Das große Gebäude mit dem geschwungenen Dach dürfte das Centro Comercial Espacio Plaza sein. Auf dem Schild über der autopista steht „Avenida Casanova“, „Avenida las Acacias“ und „Avenida Libertador“. Ich habe vermutlich auf dem Fußweg nordwestlich der Plaza Simón Bolivar / Las Acacias gestanden, östlich des Stadions der Universität.

Never Again!

metzada

IDF Spezialeinheit Metzada mit einer Überlebenden des Holocaust. Ist ein Geburtstagsgeschenk, leider ein Jahrhundert zu spät. Die Quelle kommentiert: „The commander of the „Masada“ elite unit salutes his grandmother, Bianca, a Holocaust survivor.“

All involved oder: Wir freuen uns auf empfindsame Lektüre

CAR
Die Lage in Afrika (Symbolbild)

Interessiert sich jemand für den Sudan?

Die Washington Post klärt auf: „While it may ripple across borders, the chaos in Sudan also is fueled, in part, by outside players. The interim regime dominated by Burhan and Hemedti has been propped up by billions of dollars in Emirati and Saudi financing. Egypt has stepped up its support of Burhan’s forces, while Russia, and in particular the influential Wagner Group mercenaries, has developed apparent ties and contacts with Hemedti’s forces. Sudanese fighters, particularly from Darfur, have ended up on the front lines of both the Saudi- and Emirati-led war effort in Yemen, as well as the conflict in Libya, where a thicket of regional powers, including the UAE, Qatar, Libya and Russia, were all involved.“

Das Land taucht hier ganz schön oft auf. Vor zehn Jahren schrieb ich, jung und naiv, wie ich damals war: „Die Neger da unten vor unserer Haustür“. Damit bin ich endgültig aus dem Kreis der seriösen Texter ausgeschieden. (Man muss leider dunkle Quellen zitieren, um die Paywall zu umgehen.) Wir freuen uns auf empfindsame Lektüre.

Der nächste Krieg, der Flüchtlinge produziert. Wir schaffen das.

Sonstige Rechte

sina-box
Credits: BSI

Netzpolitik.org: Das geplante Gesetz gegen digitale Gewalt handelt von weit mehr als digitaler Gewalt. Justizminister Marco Buschmann will umfassend Auskunftsansprüche ausweiten: auf Urheberrechtsverletzungen, Messenger und private Inhalte. (Fefe dazu.)

Das Ministerium Für Wahrheit informiert: Urheberrechtsverletzungen sind jetzt „digitale Gewalt“. Warum nicht gleich „Hassrede“? (Wer hat diese bescheuerten Begriff eigentlich erfunden?)

Das geplante Gesetz gegen digitale Gewalt zielt aber nicht nur auf digitale Gewalttäter. Es regelt „alle Fälle einer rechtswidrigen Verletzung absoluter Rechte“. Unter absolute Rechte fallen „sonstige Rechte“, unter anderem auch Immaterialgüterrechte wie „geistiges Eigentum“.

Es wird wieder so sein wie immer und wie schon bei der so genannten „Online-Durchsuchung“. Diejenigen, die jetzt Gesetze mit immer öfterem Komparativ fordern, haben keinen blassen Schimmer, worum es technisch überhaupt geht und wie das durchzusetzen sei. Und die anderen, die das wissen, jammern über die pöhse Politik, statt die auszulachen und ihnen mitzuteilen, dass sie damit höchstens Klein Fritzchen kriegen, aber sonst niemanden.

Natürlich sind die neuen Gesetze gegen das Böse im Internet wie eine Schrotflinte. Man schießt blind drauflos und hofft, dass jemand getroffen wird.

Im Gesetzentwurf steht der wunderschöne Satz: Die Identität des Verfassers einer rechtswidrigen Äußerung kann aber regelmäßig nur ermittelt werden, wenn zuerst der Telemedienanbieter die IP-Adresse herausgibt und der Internetzugangsanbieter dann in einem zweiten Schritt Auskunft gibt, wem diese IP-Adresse zum Zeitpunkt der Äußerung zugeordnet war.

Quod erat demonstrandum: Die Vorratsdatenspeicherung, reloaded, revisited. Sie versuchen es so oft, bis es irgendwann versehentlich durchkommt.

Bei offensichtlichen [!] Rechtsverletzungen soll das Gericht den Diensteanbieter bereits durch eine einstweilige Anordnung verpflichten können, Auskunft über die Bestands-und Nutzungsdaten eines Verfassers zu erteilen.

Das ist schiere Willkür und natürlich auch fehlende Normenklarheit, wird also vom Bundesverfassungsgericht in die Tonne getreten werden. Technisch allerdings geht das – die Infrastruktur mussten die Provider auf eigene Kosten anschaffen.

Man darf also Hausdurchsuchungen zum Beispiel wegen einer Restaurant- oder Hotelkritik erwarten, die dem Besitzer nicht gefällt.

Carrao de Palmarito oder: Yahoo in den Llanos, revisited

palmaritopalmaritopalmaritopalmaritopalmarito

Die Fotos eines Reiterspiels habe ich 1998 in dem winzigen Ort Palmarito in den südlichen Llanos von Venezuela gemacht (vgl. 09.10.2012). Am Vortag durften die jüngeren Leute üben, wie man einen Stier einfängt und zu Boden bringt. Am nächsten Tag waren dann die „Profis“ dran. Das Schauspiel war unblutig, und den Tieren geschah nichts.

Ich habe ein wenig herumrecherchiert – vermutlich war es die Carrao de Palmarito. Die typische Musik der Llanos, die überall ununterbrochen gespielt wurde, ist eine Art „Country“ auf venezolanisch, und die Männer sahen auch so aus. Offensichtlich bin ich immer noch der einzige Ausländer, der davon Fotos hat. (Es gibt noch ein anderes Palmarito am Maracaibo-See.)

In der Defensive


Aktuelle Satellitenaufnahme von Artjomowsk, auch bekannt als Bachmut. Source: russische Propaganda, also automatisch voll gelogen

Telepolis exklusiv: Außen- und Sicherheitsexperten der EU sehen die ukrainische Armee im Kampf gegen die russischen Invasoren weiterhin in der Defensive. Das geht aus einem internen Konzeptpapier des Europäischen Auswärtigen Dienstes hervor, das Telepolis exklusiv vorliegt.

Tja. Wer hätte das gedacht. Warum haben uns die Qualitätsmedien nicht gewarnt? Und wer sagt es Annalena?

Damit schätzen die Brüsseler Diplomaten nicht nur die Chancen der ukrainischen Streitkräfte im Kampf gegen die russischen Aggressoren geringer ein als öffentlich dargestellt.

Unter Visagistinnen

Must not be shared

leaked

Washington Post (die können noch recherchieren): „Leaker of U.S. secret documents worked on military base, friend says“. (Jerusalem Post, Guardian)

OG claimed he spent at least some of his day inside a secure facility that prohibited cellphones and other electronic devices, which could be used to document the secret information housed on government computer networks or spooling out from printers. He annotated some of the hand-typed documents, the member said, translating arcane intel-speak for the uninitiated, such as explaining that “NOFORN” meant the information in the document was so sensitive it must not be shared with foreign nationals.

Hihi. Also war das doch keine false flag-Operation der Russen, wie uns die Experten gesagt haben?

Ich irrte mich also, als ich schrieb: „Karten auf Papier, die da so herumliegen? (Wer druckt die eigentlich?) Und vielleicht noch kleine hölzerne Panzerchen, die man hin- und herschiebt?“ Aber nein, ich lag richtig: „Vielleicht sind die dümmer, als man denkt.“

Geheime Revoltierer

washington post

Es ist alles wie in House of Cards. Die Washington Post behauptet: Israeli spy chiefs led secret revolt against Netanyahu overhaul plans, leaked documents say.

By contrast, the Mossad, whose chief David Barnea was installed by Netanyahu, has been publicly silent on the overhaul. Israeli news media [Haaretz] reported in late February that he had given permission for low-ranking Mossad personnel to participate in the demonstrations, on the condition that they did not make their professional affiliations public.

Die Begründung für den Titel finde ich ein bisschen dünn. Wenn rangniedrigen Mitarbeitern eines Geheimdienstes erlaubt wird, gegen die Regierung zu demonstrieren, ist das kein „led secret revolt“. Die Washington Post hat offenbar alles von der Haaretz abgeschrieben.

Ich hätte das an Netanjahus Stelle in eigener Regie so inszeniert, um meine Gegner zu diskreditieren.

Taiwan und das Schanghai-Massaker

shanghai massacre

Workingclasshistory auf Instagram (vgl. auch Socialist Alternative): On this day, 12 April 1927, the Shanghai massacre began, with thousands of communists, workers, and students murdered or “disappeared” by the nationalist Kuomintang [har har] nationalist movement led by Chiang Kai-shek. The Chinese Communist Party (CPC) and the Soviet Union, as well as some anarchists, had joined forces with the Kuomintang against domestic warlords and foreign imperial powers to try to unite and modernise China. The Soviet Union had also trained and armed Kuomintang soldiers.

Over the following year, more than three hundred thousand people would be killed in the Kuomintang’s anti-communist purges. Trade unions and strikes were banned.

Wenn es heute um Taiwan geht und die Position der VR China zum Thema, sollte man dieses Ereignis immer berücksichtigen.

Ich habe mir nicht die Mühe gemacht, andere Quellen wie solidaritaet.info einzuschätzen. („Wir sind Teil der weltweiten sozialistischen Organisation Komitee für eine Arbeiterinternationale. Ziel ist der weltweite Aufbau sozialistischer Massenorganisationen blabla.) Mein Sektometer schlägt heftig aus. Ich tippe spontan auf Trotzkisten. Aber diese „Befreiungsfront“ hat sich schon so oft gespalten, dass die es vermutlich selbst nicht mehr wissen, wofür sie sind.

Unter Gleichen

cat
Katzenbilder gehen immer.

Nur mal kurz zwischendurch:

Die Linke, als sie noch links war, benutzte den Begriff „bürgerliche Presse„. D.h.: Die Presse war und ist immer das Sprachrohr der Herrschenden, mit nur wenigen Ausnahmen. Ist das nicht so?

Daher ist das, was Elon Musk macht als sein privates Hobby – bestimmte Presseorgane als „von der Regierung finanziert“ zu bezeichnen -, inhaltlich völlig korrekt, auch wenn die Finanzierung nicht immer direkt funktioniert. Es gibt ja auch – besonders in Deutschland – die „freiwillige Selbstkontrolle, die sehr gut funktioniert, um den Schießschartenmodus der „genehmen“ Meinungen zu erzwingen. Benutzt in Deutschland ein Journalist zum Beispiel den Begriff „Klassenkampf“ (englisch „class struggle“)? Nein. Oder „herrschende Klasse„? Nein. Oder: „Tendenzieller Fall der Profitrate„? Nein.

Der Kapitalismus ist für 99 Prozent aller deutschen Journalisten das Ende der Geschichte. Danach kommt nichts mehr. Muss ja auch nicht, weil der Kapitalismus alle glücklich macht. Noch nicht einmal das Wort „Kapitalismus“ ist erwünscht.

Oder: Gibt es in Deutschland auch nur eine Zeitung, die die These erlaubt, dass es kein „Volk der Palästinenser“ gebe, genau so wenig wie ein „Volk der Sudetendeutschen„? Nein. Gibt es auch nur ein deutsches Medium, dass nicht von „besetzten“ Gebieten im Zusammenhang mit Israel spricht? Nein.

Sagte da jemand im Hintergrund: „freiwillige Gleichschaltung“?

Kyiv to name street for Ukrainian Nazi collaborator after public vote

kubijovyč Hans Frank
Volodymyr Kubijovyč (links) und Hans Frank – der „Schlächter von Polen – mit einer ukrainische Erntefest-Delegation in Wawel/Krakau, im besetzten Polen, 1943. Credits: Wikipedia

Die Jerusalem Post berichtet:… a street in the Ukrainian capital will be renamed following a motion passed by the city council, and will bear the name of Volodymyr Kubiyovych, who during the Holocaust was heavily involved in the formation of the Waffen-SS Galizien, a Nazi military force made up of Ukrainian volunteers.

Kann gar nicht sein In der Ukraine gibt es doch keine Nazis. Alles Einzelfälle.

Wohngemeinschaft

wohngemeinschaft

Mitte der 80-er Jahre, Fabriketage im Hinterhof, Skalitzer 33, Kreuzberg. Wir wohnten da zu acht. (Hallo, Susanne!)

Ich bin dort zu sehen, aber man muss das Ambiente erklären. Die Fabriketage war 400 qm groß und hatte auch eine riesengroße, rund vier Meter hohe Halle. Dort war u.a. ein Fotolabor, dessen Tür man sieht. Damals wurde viele Häuser in Kreuzberg abgerissen oder renoviert, und man kam schnell und kostenlos an „Baumaterial“. Ich hatte mir zahlreiche Fenster besorgt und aus denen ein „Häuschen“ innerhalb der Halle konstruiert, das aussah wie ein Stellwerk. Oben waren mein Bett und unten der Schreibtisch. Der Rest meiner Habseligkeiten verteilte sich irgendwo. Jemand anderes hatte auf der anderen Seite der Halle auch sein Zimmer gebaut. Privatsphäre geht anders, aber so waren damals die Zeiten.

wohngemeinschaft

Ich hatte noch einen zweiten Schreibtisch in der Halle, den man im Hintergrund erkennt. Das Foto wurde ca. 1986 gemacht, die Herren links und rechts waren Mitglieder des Redaktionsteams des Herrmann. Wir waren damals eine verwegene Bande, die auch vor Illegalem nicht zurückschreckte. Einmal stürmte die Polizei durch unsere WG, weil sie jemanden suchte, der über uns wohnte und der bei uns durch die Hintertür hinein gekommen war und durch die vordere wieder hinaus rannte. Irgendwann stellte der sich, weil die Polizei per Lautsprecher verkündete, die das Katz-und-Maus-Spiel leid war, wenn er nicht freiwillig käme, würden sie das ganze Gebäude auf den Kopf stellen.

wohngemeinschaft

Meine Geburtstagsparty ebendort (1987). Neben mir sitzt meine damalige Ex, die aus Westdeutschland angereist war und kein Geschenk hatte, nur sich selbst, wie sie mir augenzwinkernd verkündete, leider nur für eine Nacht. Links – mit der Flasche – steht Heinz Sporkhorst, der damals im hintersten SO 36 eine Druckerei betrieb und der heute in Havelberg lebt.

Zu der Fabriketage gehörte auch ein Lastenfahrstuhl, den wir offiziell nicht benutzen durften, was wir natürlich trotzdem taten. Als die Gäste der Geburtstagsfeier 1987 in feuchtfröhlichem Zustand das Event verlassen wollten und den Fahrstuhl benutzten, blieb er stecken. und sie musste alle hinausklettern und außen hinunter.

wohngemeinschaft

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