Unter Brücken [Update] [2. Update]

bridge Kiew

Oben: der russische Telegram-Kanal Intel Slava Z, unten der Tagesspiegel.

[Update] Das ehemalige Nachrichtenmagazin rudert schon zurück: „Anmerkung: In einer früheren Version dieses Videos hieß es, die Brücke in Irpin sei durch russischen Raketenbeschuss zerstört worden. Tatsächlich hat das ukrainische Militär die Brücke gesprengt, um die russischen Truppen aufzuhalten.“

[2. Update Für den Tagesspiegel ist die Brücke jetzt in Irpin.




Free Speech Absolutist

free speech

Hätte nicht gedacht, dass ich mit dem Mann, der gelbe Betriebsräte inthronisiert, mal etwas gemeinsam haben könnte.




Die Wahrheit, nichts als die Wahrheit

propaganda




Eine Zensur findet nicht statt [Update]

sputniknews

Kann mir das jemand erklären? Wieso komme ich nur noch mit Tor auf sputniknews.com?

[Update] Mit freien DNS-Servern komme ich wieder überall hin.




Glaubwürdigkeitsproblem

Deniz Yücel auf welt.de: „Guantánamo, Abu Ghraib, Julian Assange… Die Liste der katastrophalen Verfehlungen ist lang, mit denen sich der Westen leider nicht zu Unrecht den Ruf der Scheinheiligkeit und Doppelmoral eingehandelt hat – ein Image, das erheblich dazu beigetragen hat, dass das westliche Modell in weiten Teilen Osteuropas, im Nahen und im Fernen Osten und anderen Teilen der Erde vieles von der Ausstrahlungskraft eingebüßt hat… (…) Wer „Russia Today“ und „Sputnik“ verbietet, wird künftig ein Glaubwürdigkeitsproblem bekommen, die Unterdrückung der Presse- und Meinungsfreiheit in, zum Beispiel, Russland zu kritisieren. „




„Man darf keinen Mut brauchen, um frei zu sprechen“

martenstein

„Niemand ist mehr sicher, auch dann nicht, wenn zahlreiche Blechorden in Form von Journalistenpreisen an der Brust baumeln. Das ist eine klare Botschaft an junge Journalisten, niemals einen Satz zu schreiben, mit dem nicht schon mindestens zehn Kollegen durchgekommen sind, ohne unliebsam aufzufallen.“ Ein großartiger Satz. lieber Kollege Martenstein, Und meine allergrößte Hochachtung.

Mein obiger Kommentar wurde von der „Welt“, obwohl ich Abonnent bin, nicht veröffentlicht. Vielleicht wollen die nur, dass niemand versehentlich nach meiner Website googelt und dann nackte Avatarinnen Avatare sieht?

Nein, ich stimme mit Martenstein nicht überein. Was soll denn „totalitär“ heißen? Den gefühlten Druck aus Wokistan kann man aushalten, zumal die Shitstormer in ihrer eigenen Blase bleiben. Wer aber denkt, die „Welt“ etwa sei liberaler als der „Tagesspiegel“, sollte dort kurz die Rubriken „Wirtschaft“ und „Geschichte“ streifen: Was einem da für ein hanebüchener Unsinn entgegenquillt, geht auf keine Kuhhaut.

Ich habe die „Welt“ abonniert, weil ich gern die Nachrichten genderdoppelpunktfrei lese. Eine Meinung habe ich schon, da ist es egal, wo ich mir den Rest abhole.

„Es ging mir darum, dass man im Dialog mit anderen nicht sofort den größtmöglichen Vorwurf auffahren sollte, auch im Dialog mit solchen Impfgegnern. Ich kann jeden verstehen, der es anders sieht. Manche sehen es ähnlich, etwa Ralph Levin, der dem Schweizer Pendant zum deutschen Zentralrat der Juden vorsteht und über Demonstranten mit Judenstern gesagt hat, sie seien „vor allem dumm“, aber „nicht per se antisemitisch“. Auch er kann sich irren. (…)

Meinungsfreiheit ist nicht der historische Normalfall, sie ist eine kostbare Ausnahme. Man muss Tag für Tag um sie kämpfen, sonst ist sie schnell weg, und das ist nicht gut für die Gesundheit. (…)

Martenstein unterliegt der Illusion aller klassischen Liberalen, die bürgerliche Presse garantiere Meinungsfreiheit. Sie tut das nur so lange, wie das System, auf dem sie fußt, nicht gefährdet wird. Das ist sehr dünnes Eis, auf dem man sich bewegt, appellierte an den Anspruch, die Medien bildeten alle Meinungen ab, womöglich auch noch „objektiv“. Das war noch nie so.

Interessant in Martensteins Artikel ist aber vor allem, dass – wenn es stimmt – der „Tagesspiegel“ glatt gelogen hat, wenn man dort behauptete, das normale Procedere eingehalten zu haben, wenn es Beschwerden gegen einen Artikel gibt – etwas, den Autor zunächst zu fragen, was er dazu zu sagen habe:

Nach der Veröffentlichung passierte tagelang gar nichts, niemand vom „Tagesspiegel“ meldete sich.(…) Ich bekam keinen einzigen Leserbrief zu dieser Kolumne. Briefe oder sonstige Stellungnahmen zu meinen Texten werden natürlich immer an mich weitergeleitet, damit ich reagieren kann. Ich war also arglos.

Acht Tage nach Erscheinen der Kolumne gab es ein Telefonat: …es dauerte nur wenige Minuten. Ich kann daraus nur sinngemäß zitieren, mitschreiben konnte ich nicht. Die Leserschaft der Zeitung sei empört über mich, gerade auch Leser, die meine Texte bisher mochten. Auch die Kollegen seien empört über mich, einschließlich derer, die bis jetzt immer noch zu mir gehalten hätten. Er nannte den Namen einer Person, mit der ich seit Jahrzehnten befreundet bin. Sie hätten Experten befragt, mein Text verharmlose Antisemitismus. Auf die Frage, wer das gewesen sei, nannte er zwei Namen, den einen habe ich vergessen, der andere war der Historiker Michael Wolffsohn, der diese Diagnose aber gegenüber WELT inzwischen bestritten hat. Das also war die Botschaft: Du stehst allein. Niemand hält zu dir. Du hast jeden Kredit verspielt.

…man habe „selbstverständlich auch mit dem Autor gesprochen“. Das war mir neu. In der Erklärung wurden „Standards dieser Redaktion“ vorgetragen, zum Teil Grundlagen jedweden Journalismus’, die ich, dieser Schluss musste sich für die Leser aufdrängen, offenbar allesamt verletzt hatte. Durch was und wie genau, ging aus dem Text nicht hervor. Es war eine Art Vernichtungsversuch, was meine berufliche Reputation angeht.

So hätte ich das auch empfunden. Jetzt muss ich kurz nachsehen: 2014 brachte der „Tagesspiegel“ die Schlagzeile „Muslime sind die neuen Juden“, eine These, die der Chefredaktion offenbar bis heute plausibel vorkommt, der Text steht noch im Netz. Dafür, dass der deutsche Staat einen Massenmord an Muslimen plant, würde man doch gern den einen oder anderen Beleg sehen.

Da drängt sich etwas auf: Genderdoppelpunkte, „Muslime sind die neuen Juden“ und Zensur – da wächst zusammen, was eh schon immer zusammengehörte.




Unter Bräsigen

bild

Wo soll ich anfangen? Die „Bild“ bastelt gerade an der Headline: Putin-Panzer preschen polternd peinlich penibel polenwärts.

Vielleicht hat man Putin nur die falschen US-amerikanischen Zeitungen zum Lesen gegeben:

Fascist or neo-Nazi revivalism is underway today in many countries, from Europe to the United States, but the Ukrainian version is of special importance and a particular danger. A large, growing, well-armed fascist movement has reappeared in a large European country that is the political epicenter of the new Cold War between the United States and Russia—indeed a movement that not so much denies the Holocaust as glorifies it. (…)

For four years, the US political-media establishment, including many prominent American Jews and their organizations, has at best ignored or tolerated Ukrainian neo-Nazism and at worst abetted it by unqualified support for Kiev.

Nun lesen wir kurz den Feindsender Sputnik. And now for something completely…

Wenn ich mir das Treiben in den „sozialen Medien“ so anschaue, kommt mir das Allgemein-Menschliche in den Sinn. In Zeiten der Krise möchte der Bürger keine kritischen Fragen hören. Er möchte nur die richtigen virtuellen Winkelemente zeigen, um sich in dem bräsigen Gefühl zu suhlen, er stünde auf der Seite der Guten. Wenn mir die uniforme uninformierte Masse unisono etwas entgegenbrüllt, höre ich grundsätzlich nicht hin.

Zensur? BBC: „Ukraine invasion: Russia restricts social media access“. TASS: „Google bans Russian state media from receiving money for ads – agency“. Und ob Putin bald das Schicksal Trumps auf Twitter ereilt?

By the way: Eine Frage an die hier mitlesenden Geografen: Wo wird sich der Eiserne Vorhang senken? An Bug und San? Am Dnjepr? Am Oskil?

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Unter reaktionären Sozialpfaffen

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„Und wenn der heutige Krieg bei reaktionären Sozialpfaffen, bei weinerlichen Kleinbürgern nur Schrecken, nur Erschrockenheit, nur Abscheu vor Waffengebrauch, Tod, Blut usw. erzeugt, so sagen wir dagegen: Die kapitalistische Gesellschaft war und ist immer ein Schrecken ohne Ende.“ W. I Lenin)

Die Bonzen haben das Land rechtzeitig verlassen.* Das ist nicht euer Krieg, Soldaten der Ukraine! So würde eine Linke, falls es sie gäbe in Deutschland, vermutlich formulieren müssen. Wäre ich der Sekretär für Propaganda, hätte ich die Parole ausgegeben: Soldaten der Ukraine, desertiert! Lasst Euch nicht verheizen! (Guter Titel für die Qualitätspresse: Die „Linken“ fordert die Ukraine auf, sich zu ergeben!)

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Credits: The Heritage of the Great War

Wenn Krieg zwischen kapitalistischen Staaten herrscht, kann und sollte man keine Partei ergreifen. Ich muss mich aber wundern, warum die herrschende Klasse Russlands diese Option wählt. Man muss jedoch zugeben, dass sie eine innere Logik hat, die der sogenannte „Westen“ nie kapiert hat. Die Oligarchie Russlands hat sich bekanntlich die antifaschistische Tradition des Kampfes gegen Hitler-Deutschland zu eigen gemacht und in ihrem eigenen Sinn erzählt. Das Trauma von 24 Millionen Toten während des 2. Weltkrieges ist immer noch präsent. Wer da glaubt, Panzer der NATO, darunter eben auch die der Deutschen (falls sie mal gerade fahren) nahe der russischen Grenze postieren zu wollen oder auch nur laut über die Option nachdenkt, muss man sehr emotionalen Reaktionen rechnen.

Es geht vielmehr um die Frage, ob die deutsche und europäische Außenpolitik in eine Falle gelaufen ist, weil sie sich nicht dazu durchgerungen hat, sich auf eine Finnlandisierung der Ukraine einzulassen. Gleichzeitig hat sie sich entschieden, die Ukraine nicht unter den Schutzschirm der Nato zu stellen. Auf diese Weise hat sie Putin für militärische Operationen eine „Carte Blanche“ gegeben. (Herfried Münkler, Politikwissenschaftler)

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Credits: The Heritage of the Great War

„Militärisch gesehen ist die Sache gelaufen. Und meine Bewertung ist, dass es nur um ein paar Tage gehen wird und nicht mehr.“ (Erich Vad), Ex-Brigadegeneral der Bundeswehr

Beim Überfliegen der sozialen Medien hatte ich in den letzten beiden Tagen ein Dé·jà-vu. Das Gefühl kam mir irgendwie bekannt vor. Selbst Menschen, die man als einigermaßen vernünftig ansah, wurden des kollektiven Wahnsinns fette Beute. Ich kenne keine Parteien mehr, nur noch Putin-Gegner oder so ähnlich. So wird es einigen auch am Beginn der früheren Weltkriege gegangen sein, wenn man weiß, dass alle in eine Richtung laufen, aber zugleich vermutet, dass es die falsche ist, und deshalb nicht mitläuft, aber scheel angesehen wird, weil man der Masse nicht folgt und deshalb immer wieder überlegen muss: Bin ich bekloppt oder alle anderen?

„Die massiven westlichen Sanktionen könnten Russland China in die Arme treiben – ein Verhältnis, in dem Peking der weit mächtigere Akteur als Moskau ist. Dann würde Putins Versuch, Russland wieder als eigenständige Weltmacht zu positionieren, scheitern, weil er ökonomisch völlig abhängig von China wäre.“ (Herfried Münkler)

Es ist ein bisschen wie im Deutschen Herbst: Man musste damals genau überlegen, was man sagte, um nicht Beruf und Karriere zu verbauen. Eine bleierne Zeit: Ein falsches Wort, und du bist Sympathisant von Terroristen und damit geächtet.

Hat eigentlich irgendjemand einen Plan, wie das alles ausgehen könnte? Gab es schon jemand in den unzähligen Sendungen und Talkshows, der die Position der russischen Regierung vertreten durfte? Aha. Wir leben in interessanten Zeiten…

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Credits: Die Qualitätspresse appelliert an die Volksgemeinschaft.

* Rossiya Segodnya (SNA) zitiert die Ukrainskaja prawda, die Olena Prytula gehört.




Audiatur et altera pars

Der Deutsche Journalisten-Verband regt eine Erweiterung des Pressekodex um das Thema Kriegsberichterstattung an.

Aus Sicht von Deutschlands größter Journalistenorganisation sollte der Pressekodex des Deutschen Presserats Journalistinnen und Journalisten dazu verpflichten, auf unzureichende Recherchemöglichkeiten im Konfliktfall hinzuweisen. „Wenn nur eine von zwei Konfliktparteien die Quelle von Informationen ist, müssen die Leserinnen und Leser das erfahren“, sagt DJV-Bundesvorsitzender Frank Überall. „Im Krieg gilt: Die Wahrheit stirbt zuerst.“ Gerade bei bewaffneten Auseinandersetzungen sei das Informationsbedürfnis der Öffentlichkeit besonders groß. „Dieser Verantwortung müssen wir Journalistinnen und Journalisten gerecht werden.“

Der DJV-Vorsitzende erinnert in dem Zusammenhang an den Irak-Krieg, als die US-Truppen mit dem damals neuen Instrument des embedded journalism versucht hätten, die Berichterstattung in ihrem Sinn zu beeinflussen. Überall: „Ob im russisch-ukrainischen Grenzgebiet oder anderswo auf der Welt: Wir dürfen uns nicht zu Propagandagehilfen einer Konfliktpartei machen lassen.“ Eine klarstellende Ergänzung des Pressekodex sei da ein wichtiges Hilfsmittel für Journalistinnen und Journalisten.

Es ist schon bezeichnend für den Zustand des deutschen Journalismus, wenn das Selbstverständliche noch einmal extra betont werden muss.




Jawohl, mein Führer!

Martenstein

Ich schrob schrieb hier schon über die cancel culture beim ehemals „liberal-konservativen“ Berliner „Tagesspiegel“. Erst kamen die Genderdoppelpunkte, dann das hier. Martenstein zieht jetzt die Konsequenzen (ich hätte auch genau das getan).

Henryk M. Broder schreibt dazu: „Die „Stellungnahme der Chefredaktion“ ist etwa dreimal so lang wie die Martenstein-Kolumne. Wer immer sie verfasst hat, hat sich viel Mühe gegeben, wie ein Häretiker, der aus Angst vor dem Scheiterhaufen alles widerruft, auch das, was er nicht gesagt hat.“




Error 1020 – Thank you for your feedback!

truthsocial.com

Den Error 1010 kannte ich schon. Aber Irrtümer kann man bekanntlich steigern. Ray ID war mir neu. Ich hatte nur gehofft, dass Donald Trump vielleicht persönlich mit mir chattet. Unser Englisch ist ja auf einem ähnlichen Niveau.




Barbara Streisand!

tagesspiegel

Da beißt die Maus keinen Faden ab (endlich kann ich diese Metapher mal benutzen!): Der Tagesspiegel ist jetzt auch Teil der cancel culture.

Am 6. Februar veröffentlichte der Tagesspiegel an dieser Stelle eine Kolumne von Harald Martenstein [die noch online ist], in der es um „Nazi-Vergleiche“ ging. Darin wurde die These aufgestellt, das Tragen von „Judensternen“ auf Corona-Demonstrationen mit der Aufschrift „Ungeimpft“ sei zwar „eine Anmaßung, auch eine Verharmlosung“ und „für die Überlebenden schwer auszuhalten“, aber „sicher nicht antisemitisch“, weil die Träger sich mit verfolgten Juden identifizierten. Die Kolumne wurde sowohl innerhalb der Redaktion als auch von Leserinnen und Lesern stark kritisiert.

Die Chefredaktion hat sich in den vergangenen Tagen intensiv mit dieser Kolumne und der Kritik daran auseinandergesetzt. Wir haben mit Kolleginnen und Kollegen, mit Wissenschaftlern und Betroffenen gesprochen und selbstverständlich auch mit dem Autor und wir kommen zu dem Schluss, dass wir diese Kolumne so nicht hätten veröffentlichen sollen; wir haben sie deshalb zurückgezogen.

Wie erbärmlich! Ich habe überlegt, ob ich denen einen Leserbrief schreibe. Aber da ich die Genderdoppelpunkte, mit denen dort die Artikel übersät sind, eh nicht ertrage, werde ich das lassen. Ich bin gar kein Leser. Wenn ich gute Texte lesen will, kann ich das auch bei der Berliner Zeitung tun.




Unter Säbelrasslern

kriegspropaganda

Ich darf das geneigte Publikum auf eine merkwürdige Tatsache hinweisen: Keine relevante deutsche Zeitung, kein Radiosender, keine Fernsehsendung unterstützen die russische Position im Ukraine-Konflikt, welche auch immer das sein mag. Alle jammern für die arme Ukraine. Das nenne ich „Schießschartenmodus“.

Man könnte doch auch – ganz anarchistisch gestimmt – fordern: Warum nicht die Ostgrenze Polens und die Westgrenze Russlands wie 1922 neu festlegen? Warum marschiert Russland nicht in den failed state Ukraine ein und überlässt den Westen eben dieser, also die ehemaligen Ostgebiete Polens, dem neuen Nachbarn, als Zeichen ewiger Freundschaft oder so ähnlich? Auch wenn das vielleicht absurd klingt, aber es zeigt, dass es ein breites Spektrum von Meinungen zum Thema, was doch zu erwarten wäre, hierzulande nicht gibt – in den Medien. Die propagandistische Dauerberieselung wirkt. Und in der Ukraine werden kritische Stimmen sowieso unterdrückt.

kriegspropaganda

Meine Prognose stimmt mit der von Al Jazeera überein: „No, Russia will not invade Ukraine. A large-scale military operation does not fit into Moscow’s cost-benefit calculus.“ Man kann natürlich nie wissen. Der ehemalige deutschen Generalfeldmarschall Helmut von Moltke dazu: „Jede Strategie reicht bis zur ersten Feindberührung. Danach kommt nur noch ein System von Aushülfen.“

Man darf annehmen, dass Putin sich mit dem chinesischen Premier verständigt hat, wie weit er gehen sollte und könnte. Die werden sich weise eins grinsen, sich nicht wirklich festlegen und ihm bedeuten, er solle mal machen. Alle wissen, dass die USA keine Soldaten in die Ukraine schicken wird. Die Vereinigten Staaten wollen nur, dass Deutschland ihr Fracking-Gas kauft, das extrem umweltschäödlich produziert wird, anstatt das billigere Gas von Russland. Bei diesem Thema ist den „Grünen“ die Umwelt plötzlich schnurzpiepegal.

kriegspropaganda

Aber der Gerd sei entspannt, erzählen Freunde. Er habe schon ganz andere Kämpfe durchgestanden. Was gerade passiere, sei ein laues Lüftchen. Hauptsache, die Deutschen sehen es mehrheitlich wie er: Frieden mit Russland. Das sei das Einzige, was zähle. Er, Gerhard Schröder, soll mit seinem Kurs der Außenpolitik dieses Landes schaden, gar ganz Europa, wie führende Parteifreunde jetzt kritisieren? Ach Gottchen. Ist ja niedlich. (Aus dem aktuellen „Spiegel“)

kriegspropaganda

Ich frage mich, welche Motive die deutsche Journaille treiben? Der Klassenstandpunkt? Die Eitelkeit, endlich der Politik mal sagen zu können, was sie tun soll? Wen interessiert schon, was Journalisten zum Thema zu kommentieren haben? Das ist doch nicht systemrelevant. Wer meint, jetzt müsste „hart durchgegriffen“ und Putin „in seine Schranken verwiesen“ werden, den würde ich persönlich auf einen LKW verladen und in einem Schützengraben im Donbass wieder auskippen. Was für eine lächerliche Mischpoke!

kriegspropaganda

Wieder mal stimmt der Marxsche Satz: „Hegel bemerkte irgendwo, daß alle großen weltgeschichtlichen Tatsachen und Personen sich sozusagen zweimal ereignen. Er hat vergessen, hinzuzufügen: das eine Mal als Tragödie, das andere Mal als Farce.“ Leider stimmt aber auch: „Die Menschen machen ihre eigene Geschichte, aber sie machen sie nicht aus freien Stücken, nicht unter selbstgewählten, sondern unter unmittelbar vorgefundenen, gegebenen und überlieferten Umständen. Die Tradition aller toten Geschlechter lastet wie ein Alp auf dem Gehirne der Lebenden.“ Man sollte nicht glauben, dass alle Beteiligten, die herrschenden Klassen und ihrer medialen Helfershelfer, jeweils rational handeln.

kriegspropaganda




Unvollständige Journalistengehirne

zdf

Israel hat also eine „unvollständige“ Demokratie? Auch wenn die sich auf eine externe Quelle beziehen – das ZDF hat den Quatsch unkritisiert übernommen.

Die Economist Intelligence Unit gehört zum Londoner Verlag The Economist Group. Haupteigentümer ist das Italienische Großkapital.

Vielleicht erklärt das, warum auch Frankreich und Spanien „unvollständige“ Demokratien sein sollen? Und für so einen Unfug bezahle ich Gebühren und finanziere indirekt auch das Zeug, was die da beim ZDF offensichtlich rauchen!




Verkaufte Seelen

the expanse

Ich schaue The Expanse gerade zum zweiten Mal. Mir fiel auf, dass im obigen Dialog sowohl der Journalismus in Deutschland thematisiert wird als auch das formuliert, was auf meinem Grabstein stehen sollte (den es vermutlich nicht geben wird, weil ich meiner Schwester gesagt habe, sie solle meine Urne klauen und die Asche im Hixterwald verstreuen.)




House of Holtzbrinck

house of holtzbrinck

Berliner Zeitung (Paywall, Screenshot oben): „House of Holtzbrinck: Werden im Verlagshaus Interessenkonflikte verschwiegen? Auflagenschwund und sinkende Werbeerlöse. Verlage stehen unter Druck. Der Fall Holtzbrinck zeigt, wie die journalistische Unabhängigkeit in Gefahr gerät.“

Fabio de Masi zitiert: Dass man das Spannungsfeld von journalistischen Grundsätzen und wirtschaftlichen Verflechtungen in der Medienbranche beobachten und Interessenkonflikte offenlegen muss, denkt auch der ehemalige Vize-Fraktionschef der Linken im Bundestag Fabio De Masi, der sich als Aufklärer im Wirecard-Skandal im Bundestag einen Namen gemacht hat. Die Berliner Zeitung am Wochenende hat De Masi Einsicht in ihre Rechercheergebnisse gewährt und um seine Einschätzung gebeten. „Ich finde, eine Berichterstattung etwa über Start-ups, an denen der Verleger über Firmenkonstrukte beteiligt ist, sollte in der Berichterstattung offengelegt werden. Es ist ziemlich einfach, der Redaktion einen Katalog von Firmen zu übergeben, in die man investiert hat“, sagt De Masi, das schütze die Redaktion vor wirtschaftlicher Einflussnahme und damit deren redaktionelle Unabhängigkeit.




Geschaltet und gleich

katjuscha
Deutsche Medien bei der Berichterstattung über Russland und China (Symbolbild), Credits: RIA Novosti

„Ich bedauere, dass Sie Informationen bezweifeln, über die die US-Regierung verfügt.“ (Ned Price, „United States government official“)

Nein, niemand hat die Absicht, die deutschen Qualitätsmedien als „gleichgeschaltet“ zu bezeichnen. Um das umzusetzen, brauchte es einen Masterplan und Institutionen, die so viel Druck aufbauen könnten. Beides gibt es nicht. Nur der Profit zählt im Kapitalismus, und letztlich ist der opportunistisch.

Man fragt sich daher um so mehr, woher es kommt, dass einem beim sporadischen medialen Konsum eine dicke und trübe Propaganda-Suppe entgegenquillt und warum fast die gesamte Journaille ähnliches dummes Zeug fabriziert, das einem Fakten-Check nicht standhält, wie man bei den abgenudelten Themen „Ukraine“ und „Uiguren“ leicht beweisen kann. Bonusse (nein, nicht Boni – ich habe nachgesehen!): Dalai Lama, VVN. Ich nenne das im schönsten Bürokratendeutsch „freiwillige Selbstkontrolle“ (aka Opportunismus und Feigheit), ein Begriff, der eh ein Oxymoron ist, aber die Absurdität trefflich zeigt. Ich will ja nicht gleich mit dem „Klassenstandpunkt“ deutscher Journalisten ins Haus fallen. Dann hörte ja niemand mehr zu.

Audiatur et altera pars (Christian Y. Schmidt, der in Peking lebt): „Natürlich wurde die Uigurin Dinigeer Yilamujiang nicht zufällig als letzte Fackelträgerin der Winterspiele in Peking ausgewählt. Sie wurde genommen, um der ganzen Welt zu zeigen, dass die Behauptung, an den Uiguren in Xinjiang fände ein Genozid statt, eine schlichte Propagandalüge ist, die dazu dient, China in der Welt zu isolieren und dem aufstrebenden Land möglichst stark ökonomisch zu schaden. Um so mehr wird in den nächsten Tagen das Propagandageheule gegen China zunehmen. Ganz sicher wird dabei gebetsmühlenartig wiederholt werden, Dinigeer Yilamujiang sei instrumentalisiert worden. Selbstverständlich wurde sie das, und zwar, um eine Botschaft der Versöhnung zu verbreiten und das Bild eines Chinas, in dem jede der 56 Ethnien eine gute Zukunft hat. Diese Instrumentalisierung ist zu begrüßen.“

By the way: Warum gibt es bei den muslimischen Salar in China keine islamistischen Terroristen wie bei den Uiguren? (Lesen: Das Gutachten von Prof. Norman Paech)

Und noch einmal Christian Y. Schmidt: „Ich hatte neulich schon darauf hingewiesen, dass die Zahl der Uiguren, die angeblich in Umerziehungslagern in Xinjiang festgehalten werden, in letzter Zeit auf magische Art und Weise geschrumpft ist. Wurde vor zwei bis drei Jahren von den westlichen Medien noch gern gemeldet, dass drei Millionen Uiguren in Lagern stecken würden, wahlweise aber auch eine Million bzw. anderthalb Millionen, heißt es in letzter Zeit immer öfter, es seien Hunderttausende. Jetzt wird bei DER SPIEGEL daraus „viele Tausende“, was zumindest gefühlt noch einmal deutlich weniger ist als „Hunderttausende“.

Diese Entwicklung zeigt klar und deutlich, dass die westlichen Medien über die Zahl der Internierten in Xinjiang rein gar nichts wissen, sondern sie einfach ins Blaue hinein erfinden. Ganz sicher aber weiß man, dass das, was in Xinjiang passiert – wo die Behörden keine Menschen töten – ein Genozid ist. Dagegen haben die Massaker, die westliche Bomber unter den Zivilbevölkerungen des Irak, Libyens, Syriens und Afghanistans angerichtet haben, für die westlichen Medien nie etwas Genozidales. Sie sind immer bloß ein Versehen.“

Audiatur et altera pars, Russland, Gas. Es gibt da noch die Power of Siberia, eine Gasleitung vom Baikalsee in die VR China. Nord Stream 2 ist dagegen Peanuts. Russland könnte auch auf den westeuropäischen Markt verzichten. Dann würde das Gas noch teurer, China stünde im Wettbewerb noch besser. Nennt man „sich ins eigene Bein schießen“ und gilt beim Militär als Selbstverstümmelung.

Es ist wie bei Esoterikern: rationale Argumentation hilft nicht.

dietrich antifachistin




Schnitzel mit Wiener Sauce et al

wiener schnitzel

Frau Oberin, bitte ein klimaschädliches Wiener Schnitzel mit Zigeunersauce!

Jetzt ist aber gut. Sonst wird dieses Blog noch als „unseriös“ deklariert. Wir wissen, wie die Qualitätsmedien darauf reagieren: Sie würden dieses Blog sozial ächten, indem sie es nie zitieren oder erwähnen (Ausnahme: der Lünschermannsweg wäre das Thema). Was war noch gleich das Thema heute?

Whoopi Goldberg hat zuviel Veganes gegessen? Nein, daran kann es nicht liegen. Der Holocaust war eine Sache „zwischen Weißen“? WTF? Natürlich rudert sie jetzt zurück. Ist ihr eben nur so rausgerutscht. Jemand schreibt auf Fratzenbuch: „Why was Whoopi Goldberg wearing a Palestinian scarf with an American flag pattern? Is she trying to make some pro-Palestinian statement or an anti-American one or an anti-Israel/Jewish one or what?“ Ach, das ist schon zehn Jahre her. Dieses Internet verwirrt einen.

Vielleicht übe ich mich auch nur in kalkulierter Aufmerksamkeitsökonomie? Stefan Niggemeier: Und als Leser kann man sich natürlich fragen: Warum lese ich das dann?




Die Hinweise auf böswilligen Rufmord mehren sich

Telepolis: UN-Vertreter kritisiert Süddeutsche Zeitung: „Fragwürdige Methoden“.

Nein, der Titel richtet sich nicht gegen den DJV. Der Schweizer Jurist Nils Melzer macht sich für Julian Assange stark und wendet sich gegen Polizeigewalt auch in West-Europa. Die Süddeutsche und eine eidgenössische Zeitung (um „Schweiz“ nicht zu wiederholen) rücken ihn nun in die Nähe russischer Propaganda.

Die „Süddeutsche: Auch bei RT, dem staatlich finanzierten russischen Propagandasender, ist er regelmäßig zu Gast, als profilierter Kämpfer für den inhaftierten australischen Whistleblower Julian Assange. Wenn man sich bei ihm meldet, ruft er blitzschnell zurück, auch spät abends.

Wenn ich so etwas schon lese. Man riecht förmlich die denunziatorische Attitude. Es geht nicht mehr um Inhalte, sondern wer mit wem und warum nicht im Internet verbandelt ist. Spiel nicht mit den Schmuddelkindern, und wer das ist, bestimmen wir. „Die Hinweise mehren sich“ – genau das ist unseriös – Ross und Reiter werden nicht genannt. Man raunt als Journalist nicht herum, außer in Kommentaren und Glossen, wenn man jemanden in die Pfanne hauen will.

Die Hinweise mehren sich, dass die Qualitätsmedien nicht mehr auf Qualität achten, sondern woke nur noch Haltung einfordern. RT deutsch ist igitt, die hiesigen Anstalten sind staatlich finanziert seriös. Gegen dieses holzschnittartige Weltbild kann man nicht argumentieren. Da hat der Nils Melzer völlig recht: „böswilliger Rufmord“.




Langer Atem wird belohnt oder: Berichten, wo es unübersichtlich wird

schlaf

Leider bin ich gezwungen, mich an das Internet an die Öffentlichkeit zu wenden. Ich will nur ein bisschen Transparenz in meinem kleinen Verein DJV Berlin – JVBB schaffen. Das erweist sich als schwierig, weil der Vorstand mauert und sich einbunkert und alle Fragen unbeantwortet lässt. Rational ist das nicht. Ich nenne es im Juristenjargon unsubstantiierte Arroganz.

Bevor man einen Krieg anfängt, muss man sich Verbündete suchen und auch überblicken, wer einen unterstützt. Da steht man, falls man die Journaille in Berlin kritisierte, auf verlorenem Posten. Eine Krähe An wen könnte man sich wenden? Natürlich ist das Thema Vereinsmeierei total langweilig. Aber letztlich kann man jedes Thema interessant machen.

Die „Taz“ fällt aus. Der DJV-Berlin-Vorsitzende Steffen Grimberg ist dort Kolumnist. Michael Rediske, der Noch-Geschäftsführer des DJV Berlin, war bei der „Taz“, auch ein Mitglied im Aufnahmeausschuss des DJV Berlin. Dort wird also nicht Kritisches über den Journalistenverband erscheinen, zumal beide Herren im Gendersternchen-affinen Milieu gut vernetzt sind.

Der „Tagesspiegel“? Kann man vergessen. Der DJV Berlin schaltet dort bezahlte Anzeigen, um seinen Preis „Der lange Atem“ zu bejubeln. Und, wie nicht anders zu erwarten, erschienen im „Tagesspiegel“ bisher nur nur Halleluja-Artikel zum Thema „wenn Journalisten andere Journalisten bejubeln„. Noch nicht einmal die Frage wird gestellt, ob das gegenseitige Bepreisen, spätestens nach Relotius, nicht eher cringe ist.

Ich habe die Sponsoren des Preises – Daimler, die BVG, die BSR, Lotto Brandenburg, die Berliner Sparkasse – angeschrieben, wie viel sie gespendet haben, ob sie das weiterhin tun wollen und was sie sich davon versprechen. Auch hier: Niemand will etwas verraten, die Antworten waren zum Teil patzig: „Wir können Sie jedoch nicht als Pressevertreter und Ihr Schreiben nicht als Presseanfrage wahrnehmen.“

Und jetzt sitzen einige Funktionäre jammernd herum und beantragen Rechtsschutz gegen mich, weil sie jedes Komma umdrehen nur in der Hoffnung, irgendwann mit einem Zettel herumwedeln zu können, dass der pöhse Schröder ein Semikolon an einer bestimmten Stelle nicht mehr setzen darf. Es sind nur einige, aber die anderen, die sich wegducken, nichts tun und Angst vor der Gruppendynamik haben, sind genauso schlimm. Was für eine armselige Mischpoke – an der Grenze zur Niedertracht…

Wenn es soweit kommt, werde ich mich mit Crowdfunding befassen. Das wollen wir doch sehen. Ich gebe nie klein bei. Just saying.

sonderseite
„Sonderseite“ im „Tagesspiegel“ über den Preis „Der lange Atem“