Aufmerksame Nachlese mit Ansage

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Aufmerksamkeitserregend (Symbolbild). Credits: Kimoriiii

Nach so vielen Lifestyle-Themen müssen wir noch kurz nachtragen, was die Aufmerksamkeit der Menschen jüngst erregte.

– Tragisch, aber mit Ansage: Mehr als 2.000 5.500 Tote in der Türkei und Syrien (Qualitätsmedien: „in den Rebellengebieten“) nach einem Erdbeben. Dazu aus der Rubrik „nützliches Wissen: „Durch die im Vergleich zu Kalifornien oder Japan weniger erdbebensicher konstruierten Gebäude fordern Erdbeben gleicher Intensität in der Türkei deutlich mehr Todesopfer.“ Auch der türkische Eintrag bei Wikipedia zum Thema sieht sehr vernachlässigt aus. Jetzt überlegen wir gemeinsam, wo das Problem ist.

– Tragisch, mit Ansage II: Die Friedhöfe in der Ukraine füllen sich. Pepe Escobar hat dazu einen interessanten Artikel verfasst, dessen Faktendecke mir aber recht dünn erscheint:
The message from Washington may, at first glance, give the impression that the US would admit Russian control over Crimea, Donbass, Zaporozhye, and Kherson – “the land bridge that connects Crimea and Russia” – as a fait accompli.

By the way: Escobar schreibt vorwiegend für einschlägige Qualitätsmedien: „bei Russia Today, CBS News, The Real News, Sputnik, TomDispatch, Mother Jones, The Nation, dem staatlichen iranischen Press TV und dem arabischen Nachrichtensender Al Jazeera aus Katar.“

– Die Authenticator-App von Microsoft hat bei mir noch nie funktioniert, vermutlich weil sie ständig telefoniert (via Fefe). Von Microsoft, mit Ansage.

– In Großbritannien tobt der Klassenkampf. „Am ersten Februar streikten eine halbe Million Menschen. Die größten Ausstände seit Jahrzehnten gehen weiter.“ Wenn man weiß, das der Mann, der dem Ausschuss vorsitzt, der die Geschäfte der Bourgeoisie organisiert, reicher als der König ist, weiß man, was man bekommt. Mit Ansage.

– „Mitarbeiter im ARD-Hauptstadtstudio wird nach Lobeshymne neuer Sprecher des SPD-Verteidigungsministers.“ Mit Ansage sozusagen.

Dazu schrieb ich schon mehrfach etwas:
„Die Berliner Republik kanalisiert ihre Informationen über Hintergrundgespräche und Stammtische, über informelle Netzwerke, über Vereinbarungen zwischen einzelnen Politikern und einzelnen Verlagsgruppen. Der Traum vieler deutscher Journalisten scheint immer noch darin zu bestehen, eines Tages selbst Politiker, Pressesprecher oder Redenschreiber zu werden. Der Traum jedes britischen Journalisten besteht darin, einen nichtsnutzigen Politiker um seinen Job zu bringen.“ (Roger Boyes, The Times, London)

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Aufmerksamkeitserregend (Symbolbild). Credits: Harry the British Cat, 42.000 Follower

Fragen und Antworten zur Lage

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– Es gab Fragen, und es gab Antworten. Manchmal muss man gar nichts tun, sondern nur warten, bis die üblichen Verdächtigen für Bullshit-Bingo sich selbst entlarven.

– Einen habe ich noch. Sind wir im Krieg mit Russland? Nein? Fragen wir Expert_&%*Innen für internationales Recht: „Außenministerin Annalena Baerbock: „Wir kämpfen einen Krieg gegen Russland“. Gut, dass wir darüber geredet haben.

– Umfrage des MDR: Drei Viertel der Befragten „finden Kampfpanzer-Entscheidung falsch“. Ach. Lesen wir bei stern.de: „Mehrheit der Bundesbürger unterstützt Panzerlieferungen an Ukraine“. Wieso fällt mir jetzt das hässliche Wort „Lügenpresse“ ein?

– Unter Qualitätsmedienanstalten: „Die beiden CumEx-Aufdecker Oliver Schröm und Oliver Hollenstein erheben in einem Exklusiv-Interview mit dem Magazin „Wirtschaftsjournalist:in“ [kotz, würg] schwere Vorwürfe gegen den Norddeutschen Rundfunk. Dieser habe fünf Tage vor dem Erscheinungstag dem Ch.Links-Verlag, in dem ihr Bestseller Die Akte Scholz über die Verwicklungen des heutigen Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) in den CumEx-Skandal enthüllt wird, mit juristischen Schritten gedroht, wenn dieser dem Sender vor Veröffentlichung das Buchmanuskript nicht zur Verfügung stelle.“

So ähnlich würde es mir und einem Verlag auch gehen, wenn ich ein Buch über meine Arbeit in der Notaufnahme schriebe. Ich habe das Projekt noch nicht ganz fallenlassen, aber mir fehlt die Motivation, mir das anzutun.

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Ausharren im Nichtdazugehörenwollen und die Masse der Leiber

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Kein Herdentier (Symbolbild – ich halte das Foto übrigens für unecht, aber kann es leider nicht beweisen.)

Yassin. Ibrahim. Das hat nichts mit dem Islam zu tun. Nein, hat es nicht. Religion ist nur ein Syptom.

„Hier, rief ich entflammt hier: Im übrigens ist es ein großer Unterschied, ob man tut, was man nicht billigt, oder ob man zu billigen vorgibt, was man tut; das erste tut, wer schwach ist, das zweite Benehmen ist das eines Sklaven.“ (Aus Birk Meinhardt: Wie ich meine Zeitung verlor – ein Jahrebuch.)

Das, verehrtes Publikum, ist elegantes Deutsch auf höchstem Niveau. Gemeißelte Sätze, sogar mit schwachen Verben, barsche Logik des geschachtelten Satzes, wie sie nur in Latein und im Deutschen zur vollen Blüte gelangt (jetzt drehen die Metaphern durch!), die Leser erstarren und wollen es noch mal gesungen hören usw..

Ich habe das Büchlein jetzt durch. Meine Lesebefehl bleibt aufrechterhalten (nur für die, die was mit Medien machen). Warum konnten und können nur Ossis in diesen Zeiten gut und elegante und doppelbödige Texte schreiben – wie zum Beispiel Stefan Heym, Alexander Osang und eben Birk Meinhardt? Bei Heym kam dazu, dass er seine Bücher zuerst auf Englisch schrieb; das machte die deutsche Version dann ohnehin leichter lesbar.

Man muss vermutlich dem, was einen umgibt, irgendwie fremd sein, um hinzukriegen, dass die Texte ein eigenes Leben entwickeln und über das bloße Meinen eines Einzelnen hinauswachsen. Ich kenne das von mir: Wer in einer Sekte aufwächst, gehört nie dazu oder hat das Gefühl, alle seien anders als man selbst. Irgendwann zweifelt man dann doch: Kann es sein, dass alle anderen bekloppt sind und gemeinsam vom Felsen springen wie die Lemmini, obwohl das doch ins Verderben führt? Sollte man sich ihnen anschließen um des lieben Friedens willen?

Nimm nichts als gegeben, nie wieder. Reih dich nicht noch einmal bei denen ein, die etwas für gegeben und unumstößlich halten, wärm dich nicht an der Masse ihrer Leiber. Bleibe auf Abstand, nutze den Vorteil der Fremdheit.

Meinhardts Buch kann ich nicht rezensieren, weil das Gefühl überwiegt, man tue dem Autor Unrecht, ließe man etwas aus, also müsse man den Text zur Gänze wiederholen, um ihn gebührend gewürdigt zu haben. Ich erkenne wieder, was ich schon vor Jahren gedacht und nur auf diesem winzigen und gesellschaftlich irrelevanten Blog mich zu formulieren erkühnt habe:

Einschub, alle die gekommen sind, sind in der Zeitung und im Fernsehen und im Radio Flüchtlinge, das ist das Anfangs- und das Endwort. Es suggeriert Verfolgung, Todesangst und Hilfsbedürftigkeit, es appelliert an meine Anteilnahme, dabei ist es, derart pauschal gebraucht, ein irreführendes Wort, denn ein erheblicher Teil der Hergekommenen ist schlicht der Verheißung eines besseren Lebens gefolgt. Wirtschaftsflüchtlinge, heißt es jetzt manchmal, immer noch sind es also Flüchtlinge, Bedürftige; nur wie heißt das Museum oben in Bremerhaven, wo sich unsere Vorfahren auf die Schiffe drängten, um ins gelobte Amerika zu gelangen? Auswandererhaus. Unsere Vorfahren sind Auswanderer gewesen, von Amerika aus gesehen natürlich Einwanderer. Einwanderer.

Nein, das sagt man nicht, das widerspräche dem – wie man in Neudeutsch modisch sagt: Narrativ.

Aber woher kommt das? Dieser unerträgliche Opportunismus der übergroßen journalistischen Mehrheit, ja die Feigheit, oft wider besseres Wissen die Fakten zu verbiegen, also nichts Falsches zu verbreiten, sondern nur die halbe Wahrheit, weil die anderen gar nicht erst gefragt werden, da das Resultat dann auch gelogen ist? Meinhart nennt den „ersten Angriffskrieg eines Landes, dessen Bürger ich bin“, „daß ich heute in einem Staat lebe, der es gewagt hat, einen anderen Staat völkerrechtswidrig zu bombardieren“. Das darf man den Bellizisten von heute nicht öffentlich vorhalten: Man würde eine Shitstorm ernten, dessen gelindester Vorwurf der des Putin-Verstehens wäre.

Aber damals fing es an. Oder: Man merkte es immer öfter. Pressefreiheit ist die Freiheit von zweihundert reichen Leuten, ihre Meinung zu verbreiten. Ich ziehe vor zu sagen: Objektivität ist eine Illusion, die von der bürgerlichen Presse verbreitet wird und an die sie selbst glaubt, um zu vertuschen und zu verdrängen, dass sie die Sicht der herrschenden Klassen wiederspiegelt – und nur die.

„Das EU-Parlament fordert Serbien auf, Desinformation zu bekämpfen, einschließlich manipulativer Anti-EU-Narrative.“

…mit ihrem erbärmlichen Eifer, mit dem sie sich auf der Seite versammeln, die ihnen die richtige erscheint, und mit dem sie dort geradezu aufstampfen, es ist die richtige, richtige, richtige Seite, ich kenne aus den Zeiten der endlose Genitivverbindungen die Details des Mechanismus des Demonstrierens des festen eigenen Standpunkts.

Das Ansichten Meinhardts über die deutsche „Presselandschaft“ beruhigt mich ungemein. Es gibt also doch noch Kollegen aus der Zunft, die aus der Reihe tanzen und ihren Kopf gebrauchen – und Konsequenzen ziehen.

Was mit Medien machen

„Beim Aufräumen im Keller fand ich jetzt eine vergilbte Broschüre: Leistungssport im imperialistischen Westdeutschland. Darin stehen Sätze wie dieser: Die auf die sportpolitische Wirksamkeit und auf sportliche Siege zielende Ideologierelevanz ist ein Hauptaspekt der Olympiavorbereitung, um westdeutsche Spitzensportler durch antikommunistische Verhetzung zu personifizierten Gegnern des Sozialismus zu erziehen.“ (Aus Birk Meinhardt: Wie ich meine Zeitung verlor – ein Jahrebuch.)

Birk Meinhardt, der lange für eine Tageszeitung gearbeitet hat, gehört zu den wenigen, die sich einer genauen Selbstbefragung unterzogen haben und ihre Position auf dem brüchigen Pflaster des Medienbetriebs zu orten versuchen. Seine Geschichte ist die eines leidenschaftlichen Journalisten, der als erster Ostler in der Redaktion eines angesehenen Blattes arbeitet und lange blind bleibt für die Widerstände, auf die seine Arbeit zunehmend trifft. Es ist die Geschichte einer Ernüchterung und – schließlich – einer Entzweiung.

Ich habe das Buch geschenkt bekommen und finde es großartig. Meinhardt schreibt so präzise und gleichzeitig subtil wie Osang, der auch aus dem Beitrittsgebiet stammt. Meinhardt war in einer anderen Situation als ich, weil ich immer als Freiberufler gearbeitet hatte, aber ich kann dennoch fast alles nachvollziehen und unterschreiben.

Es ist auch bezeichnend, dass jemand, der die Branche – und sich selbst – kritisch sieht, sofort runtergemacht wird: „Psychogramm des gekränkten älteren weißen Mannes“. Jaja. Warum nicht gleich „Nazi“? „An einer Stelle beteuert er, er sei kein Rassist. Er wolle nur halt nicht immer nur positive Geschichten über Flüchtlinge lesen“. So was geht ja gar nicht. Geschichten über „Flüchtlinge“ müssen immer positiv sei, am besten noch mit kleinen Kindern bebildert werden. Oder nicht?

In einem muss ich Sabine Rennefanz von der „Berliner Zeitung“ recht geben: „Ich habe das Buch anders gelesen: als eine Zeitreise in eine Zeitungswelt, die es so nicht mehr gibt.“ Eben. Journalismus, wie man ihn früher lernte, gibt es nicht mehr. Vielleicht ist das auch ganz gut so – im Interesse der mündigen Leser, die sich aus verschiedenen Quellen selbst informieren.

Das Buch kann man auch gut an Leute verschenken, die „was mit Medien“ machen.

Krieg ist Frieden!

krieg ist frieden

Krieg ist Frieden! Freiheit ist Sklaverei! Unwissenheit ist Stärke! Es ist fast unheimlich, wie aktuell das heute ist. Dazu gibt es ein schönes Interview mit Johannes Varwick. „Warum Realpolitik im Ukraine-Krieg mich ins Abseits manövriert hat“.

Zentraler Satz: „Wer sich zu weit vom Mainstream entfernt, der wird kaltgestellt.“

Unter Zweitwohnenden

kiss my ass
Deutsche Journalistinnen aus der Mittelschicht senden der Arbeiterklasse eine ausnahmsweise ungegenderte Botschaft (Symbolbild)

Manchmal bin ich froh, dass ich rechtzeitig aufgehört habe, Journalisten auszubilden. Was ich heute über die Branche, zu der ich immer noch gehöre, sage, wäre gar nicht mehr druckreif.

Nur um das klarzustellen: Ich mache niemandem zum Vorwurf, Hausbesetzer zu sein. Eine Freundin, die verarmt war und sich und ihre Kinder mit Mühe durchbringen musste, erbte unerwartet nach dem Beitritt der DDR ein großes Haus, zwar nicht in Berlin, aber groß genug, dass die Mieteinnahmen sie ernähren können. Ich hätte vermutlich auch ein Haus, wenn man Vater nicht zehn Prozent seines Bruttoeinkommens sein Leben lang an die Sekte gespendet hätte, in die ich hineingeboren wurde. Bekanntlich war Friedrich Engels selbst ein erfolgreicher Kapitalist, was seiner politischen Haltung nicht schadete.

Was ich aber zutiefst verabscheue, ist Heuchelei oder, wie man so sagt, wenn jemand Wasser predigt, aber Wein säuft. Zur Zeit werde einige angeblich „linke“ Journalisten in den Medien durchgehechelt (der Originalartikel ist hinter einer Paywall):
Sie kassierten Fördergeld in Millionenhöhe für ein Wohnprojekt und gaben an, selbst dort einzuziehen. Stattdessen wurden Wohnungen unter der Hand vermietet. Jetzt wollen die Eigentümer das Haus gewinnbringend verkaufen. Wie aus einer Utopie ein fettes Geschäft wurde.

spiegelzitat
Ausriss aus dem „Spiegel“-Artikel über Brigitte Fehrle

Vermutlich war alles, was die Damen und Herren, die „links“ genannt werden, total legal. Ich wundere mich auch nicht, wie Journalisten so viel Geld verdienen können, dass es für den Hauskauf reicht. Oder zwei: „Fehrle wohnt sein langem in Berlin-Kreuzberg sowie in ihrer Zweitwohnung, einem renovierten Bauernhaus im Wendland.“ Es gibt bekanntlich kaum Menschen in der Zunft, die aus der Arbeiterklasse stammen oder aus Verhältnissen wie Christian Baron.

Die Journalisten kauften das Haus Anfang der 1990er-Jahre für 1,2 Millionen Mark (umgerechnet etwa 600 000 Euro). In den Folgejahren bekamen sie staatliche Zuschüsse in Höhe von über 3,4 Millionen Mark dazu.

Aber man sollte nicht Artikel schreiben, die angeblich die Interessen der da unten vertreten und sich in der Nichtmedienblasenrealität anders verhalten. Diese Attitude passt wie Arsch auf Eimer zu den Grünen und ihrem missratenen klimaschützenden Nachwuchs mit Upperclasshintergrund und den dazu passenden Ansichten.

Aber darüber zu räsonnieren, ist sowieso zwecklos. Das Sein bestimmt das Bewusstsein.

tagesschau
Kann passieren, Qualitätsmedien. Die Damen sehen sich auch zum Verwechseln ähnlich.

Unter Auszuforschenden

stasi springer rbb recherche

Heute bekam ich von einer Rechtsanwaltskanzlei ein interessantes Einschreiben. Es geht um „Herausgabe von Informationen nach dem Informationsfreiheitsgesetz“, Bezug: Informationsantrag nach Paragraf 1 IFG, hier: Drittbeteiligung zu betroffenen Interessen im Sinne von Paragraf 8 IFG. Die Kanzlei arbeitet im Auftrag des Bundesarchivs (früher: Bundesbeauftragter für die Stasiunterlagen (BStU). Es handelt sich um eine multinationale Anwaltskanzlei mit Hauptsitz in London (Vereinigtes Königreich), die weltweit über 1.700 Mitarbeiter beschäftigt, davon über 1.000 Anwälte in aktuell 26 Büros.

Großkonzerne der Juristerei gibt es also auch. Schön. Mich beeindruckt das nicht. Die gleiche Post bekamen auch andere, die in diesem Fall betroffen sind, es wurden Briefe vertauscht und an die falschen Adressen geschickt, auch falsche Ǵeburtsdaten benutzt. In meinem Fall hat man, trotz der 1.700 Mitarbeiter vergessen, dass ich normalerweise in journalistischen Fällen mehr weiß als ich jemandem auf die Nase binde. Ich weiß zum Beispiel, dass es eine dieser Akten wie oben gibt, in der der RBB mich ausforschen wollte und nicht ein Reporter im Dienste des Axel Springer Verlags (dessen Name ich natürlich kenne und den ich schon mal telefonisch anschreien zurechtstutzen musste). Offenbar hat das Bundesarchiv diese Akten nicht oder verschlampt oder sie sind auf dem Weg zu einem der 1000 Anwälte heruntergefallen?

Wer noch immer noch nicht weiß, worum es geht: natürlich immer noch um die Akte Lammel. Ich schrieb im März 2017:
Sueddeutsche.de: „Geschichte eines Verdachts – Ein Gutachten entlastet den Berliner DJV-Vorsitzenden von Stasi-Vorwürfen. Demnach wurde Bernd Lammel als IM geführt – ohne sein Wissen und ohne Verpflichtungserklärung. Der Vorgang sei „wenig bedeutsam“. Für den Verband ist die Aufarbeitung damit beendet.

Nur zum Mitschreiben: Ich hatte recht. Der RBB, die Medienpreisträgerin Gabi Probst, die Bild-Zeitung und deren „investigativer“ Reporter Hans-Wilhelm Saure hatten unrecht.

Niemand wird sich bei Lammel entschuldigen, und schon gar nicht der RBB. So prophezeie ich es.

So war es. Manche Leute haben aber, womit solche Herrschaften, die andere aus niedrigen und anderen Beweggründen verleumden, nicht rechnen, einen langen Atem oder sind hartnäckiger als diejenigen, die sich gegenseitig gleichnamige Journalistenpreise verleihen. (Ich schreibe mich gerade in Rage, und bitte zu entschuldigen, wenn ich hartherzig gleich anfange herumzupöbeln.)

Ja, ich werden den 1.000 Anwälten dem Anwalt antworten, dass ich die Erlaubnis erteile, Bernd Lammel mitzuteilen, das ich auch ausgeforscht werden sollte (was er eh schon weiß, aber noch nicht schriftlich) und ihm – dem Anwalt – auch mitteilen, dass er offenbar die zweite und wichtiger Hälfte – die Anfrage der Dame vom RBB – vergessen hat.

Und dann sehen wir weiter, eingedenk Römer 12, Vers 17ff. und dem biblischen Rat, „Ist’s möglich, soviel an euch liegt, so habt mit allen Menschen Frieden.“ Wenn es möglich ist. Aber manchmal muss man auch militärische Spezialoperationen Krieg führen.

römerbrief bibel

Gemischter Nachschlag und ein roter Mond

gym

Nach dem Ausflug ins qualitätsmedial Theoretische jetzt noch ein gemischter Nachschlag. Es wird wieder – wie gewohnt – total unseriös.

– Warum müssen mich die Russen auf Demonstrationen in Deutschland hinweisen, die sich dem medialen Narrativ den offiziellen Sprachregelungen zum Thema Ukraine verweigern, nicht aber die, die dafür zuständig wären?

– Israel scheint seine Position im Ukraine-Krieg zu zu modifizieren. Das sollten sich unsere Pseudo-Politiker hinter die Ohren schreiben: Es geht nicht um Moral, sondern was Israel nutzt: „I wouldn’t say Israel is taking a pro-Russia line. It’s a pro-Israel line.“ So sollte Außenpolitik sein.

carlyn romero
Carlyn Romero, mehr als zwei Millionen Abonnenten auf TikTok – wie schafft die das nur? Nachmachen! (Meine Hüfte kann das nicht mehr, was die kann.)

The Free Press analysiert die Zensur bei Twitter, was COIVID-19 angeht. „The platform suppressed true information from doctors and public-health experts that was at odds with U.S. government policy.“

– Die US-Amerikaner sorgen sich, dass die Chinesen den Mond erobern könnten. Ich hoffe, sie tun es und stellen dort eine Marx-Büste auf oder etwas Vergleichbares.

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Unter Blasenbewohnern

instagram girl
Dieses Mädel ist hier nur zufällig reingerutscht und hat mit dem unten hochwertig Geschriebenen nichts zu tun.

Warum muß der Gerechte so viel leiden auf Erden? Warum muß Talent und Ehrlichkeit zugrunde gehen, während der schwadronierende Hanswurst sich räkelt auf Pfühlen des Glücks und fast stinkt vor Wohlbehagen? (Heinrich Heine, 1797 – 1856)

Mit zunehmendem Alter lernt man mehr und mehr, das Wichtige vom Unwichtigem zu unterscheiden – oder man sollte es gelernt haben. Bei manchen Leuten ist bekanntlich alles unwichtig, was sie tun und lassen, und wir reden vermutlich von der Mehrheit der Menschen, die ab und zu einen Sack Reis umfallen lassen. Ich habe zu schätzen gelernt, dass mir niemand reinreden kann, dass ich schreiben kann, was ich will und dass ich mir das leisten kann.

Das hätte auch anders verlaufen können – das muss ich demütig zugeben. Hätte ich vor rund drei Jahrzehnten einen anderen Provider gewählt, wäre mein Website nicht nur zensiert, sondern schon oft abgeschaltet worden. Man muss sich nur die AGBs etwa bei Strato ansehen:
Der Kunde verpflichtet sich weiterhin, keine Domains oder Inhalte zum Abruf anzubieten, die extremistischer (insbesondere rechtsextremistischer) Natur sind oder pornographische, kommerziell erotische, gewalttätige, gewaltverherrlichende, rassistische, diskriminierende, jugendgefährdende, volksverhetzende oder terroristische Inhalte darstellen, noch Domains oder Inhalte, die zu Straftaten aufrufen oder Anleitungen hierfür darstellen. Dies gilt auch, wenn solche Inhalte durch Hyperlinks oder sonstige Verbindungen, die der Kunde auf Seiten Dritter setzt, zugänglich gemacht werden.

Dagegen verstoße ich vermutlich täglich: Linksextremismus und sittliches Gefährden der lieben Kleinen (Gor!) ist auf burks.de selbstredend Standard. (Wie bekloppt sind die bei Strato? Wer will da Kunde sein? Wenn etwas strafbar ist, ist etwas strafbar – das entscheidet aber nicht Strato.) Bei Verdacht [!] zensieren die also: Wird die mögliche [!] Rechtsverletzung durch eine Domain begangen, kann STRATO auch Maßnahmen ergreifen, die die Domain unerreichbar machen.

Über das Thema wollte ich eigentlich gar nicht schreiben. Ich rege mich nur über so etwas schnell auf. Immerhin nutzen die keine Gendersternchen – noch nicht.

Don Alphonso hat neulich einen lustigen Artikel (Paywall) publiziert, der sich mit der Twitter-Blase beschäftigt: „Klagen aus dem Mastdarm der Aufmerksamkeitsökonomie“. Ich bin da nicht so oft und bin froh, wenn andere ausrufen, dass die Kaiserin nackt sei recherchieren. (Wie das Publikum hier schon anmerkte: Er hat Don Alphonso zitiert! Ist übrigens Weibsvolk anwesend?)

lauterbach

Der Don arbeitet sich an Leuten ab, die mir völlig schnuppe sind. Und dass er sich abarbeitet, ist auch schnuppe, aber immerhin unterhaltsam, was man von der lichterkettentragenden Glottisschlag-Mischpoke nicht sagen kann. Lauterbachs Idee, den Kapitalismus das Gesundheits“wesen“ anders und weniger profitorientiert zu organisieren, kann man begrüßen, obwohl ich erwarte, dass er scheitert (weil alle vom gegenwärtigen Zustand profitieren – außer den Patienten). Aber was er über Musk schreibt, ist einfach Blödsinn.

Der Don meint: Wer viele Follower hat, weiß nach gängiger Meinung, wie man sich für die neue Zeit fit macht und zur Marke wird. Aus irgendwelchen Gründen der Gruppendenke ist man übereingekommen, dass der Ort, an dem dieser Erfolg im Journalismus sichtbar wird, Twitter ist. Influencer haben Instagram und YouTube, aber dafür sind wir uns zu fein. Teenager haben TikTok, aber dafür sind Journalisten beim Tanzen zu ungelenkig und obendrein selten schön genug. Telegram gehört den Verschwörungstheoretikern. Um Blogs muss man sich kümmern und ein Impressum angeben. Aber Twitter ist schnell, man hat keine besondere Verantwortung, und es sind auch alle anderen da: So ist das langsam zum Standard geworden.

So mag es sein. Aber Standard bei wem? Ich kenne viele Leute, die woanders Putzen, ich kenne so genannte Sicherheitsmitarbeiter, die Zwölf-Stunden-Schichten schieben, auch an den Feiertagen, ich kenne genug Krankenschwestern und -pfleger, Arbeiter, die in eine Fabrik gehen, Handwerker, die komplizierte Dinge bauen – und das ihr ganzes Leben. Man könnte sich morgens, wenn die erste U-Bahn fährt, die Gesichter ansehen: Twittern die? (Außer den Mädels und Hipstern, die die Nacht durchgemacht haben.)

Jaja, ich weiß – die lesen auch mein Blog nicht.

von edr Benken
„Author [mit th!], Influencer & Model. Lifestyle Columnist (@faz), TV Autorin 🇺🇸 Model Agency @rolemodelsmgmt #vegan“ – es fehlt kein Klischee. Mehr muss man gar nicht wissen, um diese Sozialdemokratin einschätzen zu können.

Ich nehme nicht ernst, was die vom Don bekrittelten Damen und Herren über Twitter meinen, dortselbst verbreiten zu müssen. Das ist zu einem großen Teil bloßer Opportunismus, mit dem sie sich bei ihresgleichen beliebt machen wollen. Was mich ärgert ist, dass die sich als „links“ fühlen, wie auch die höheren Töchter, die fürs Leben ausgesorgt und noch nie eine Schüppe in der Hand gehabt haben, aber einen auf „Klima“ machen.

Der Don weiter: Und natürlich will man nicht auf eine Plattform wie Mastodon wechseln, wo einen irgendwelche Serverbetreiber, die das in ihrer Freizeit tun, jederzeit für immer löschen können, nur weil man eine Fette als fett und eine Stasi-Mitarbeiterin als Stasi-Mitarbeiterin bezeichnet. Wenn ich das bei Twitter tue, werde ich gemeldet, aber sonst passiert nichts. Bei Mastodon kann auch einfach mal der Server weg sein, wie es dieser Tage einem deutschen Journalistenverein passiert ist.

twitter
Ein dramatic exit Tweet, bei dem einen die Tränen kommen…

Vielleicht sollte ich das mal ausprobieren. Ich bin auf Mastodon, aber kopiere dorthin nur das, was ich vorher bei Twitter gepostet habe. Wen soll ich fett nennen und das tweeten?

Übrigens kann Elon Musk besser trollen als die Russen. Und das heißt etwas.

Postscriptum. Man darf nicht mehr Amerikaner sagen. (Aber man darf sie schon noch essen, oder?)

instagram cat
Diese Katze ist hier nur zufällig reingerutscht und hat mit dem oben hochwertig Geschriebenen nichts zu tun.

Unter Doxingern

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Ich musste gerade herzlichen lachen. Elon Musk tweetete: „Same doxxing [sic] rules apply to “journalists” as to everyone else“. Twitter hat die Konten mehrerer Journalisten gesperrt, unter anderem von der „New York Times“. der „Washington Post“ und von CNN. Er kann das, weil ihm der Laden gehört.

Jetzt hört man in der Journaille heulen und zähneklappern. Warum? Vorher war Zensur doch auch schon gang und gäbe. Diverse Medien schroben berichteten: Herrschte bei Twitter ein System der De-facto-Zensur? Interne Dokumente zeigen, dass konservative Positionen auf der Plattform systematisch unterdrückt wurden – darunter auch Kritiker der Corona-Politik. Abgestimmt wurden die Eingriffe mit den Sicherheitsbehörden. (…) Twitters – inzwischen zurückgetretener – Sicherheitschef Yoel Roth traf sich regelmäßig mit dem FBI, um sich über Löschpraktiken abzustimmen.

Das könnte natürlich hierzulande nie passieren.

Hat sich darüber in Deutschland jemals jemand beschwert oder hat das jemanden interessiert? Nein, alle schrieben sich die Finger wund, wie pöhse Trump sei und dass man unbedingt die Demokraten wählen müsse. Da nimmt man Zensur und den Kampf gegen „Hassreden“ gern in Kauf. Das kommt von das, möchte man jetzt jubeln.

„#Pressefreiheit darf nicht nach Belieben ein- und ausgeschaltet werden.“ Und warum habt ihr das selbst vorher so gemacht? Journalist darf sich übrigens jeder Dödel nennen, auch Thomas Röper und Alina Lipp. Und wer zensiert russische Medien? Darf man die nach Belieben ein- ausausschalten?

„Unten stehende Journalisten können auch uns ab heute nicht mehr folgen, kommentieren und kritisieren. Damit haben wir ein Problem“. Ich nicht. Ich muss auch nicht weinen. Wen interessiert das überhaupt außer den Medienblaseninsass&%“_*Innen? Geht doch rüber, wenn es euch auf Twitter nicht gefällt…

Unter Desinformatikern

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Russische Desinformatikerin (Symbolbild)

Oh! Die Kolleg&%*_Innen vom Redaktionsnetzwerk Deutschland (Netzwerk! Also nicht etwa nur „Netz“, was ins Englische übersetzt network heißt und daher, aus Gründen, wieder falsch zurückübersetzt werden muss) haben etwas Erschröckliches zu berichten: „Unionsfraktionsvize Lindholz fordert Meldestelle für russische Desinformation“.

Von Meldestellen kann man nie genug haben, weil dem Deutschen das Melden, Durchführen und Verbieten im germanischen Blute liegt. Das ist aber ein weites Feld. Mir wäre es ganz recht, übersetzten die Meldenden russische Medien ins Deutsche, pappten den Volltext auf ihre Meldewebsite und warnten davor, wie gefährlich diese Propaganda sei. Das wäre bequemer, obwohl ich, wenn ich es recht überlege, doch lieber persönlich die Zensur umgehe.

[Irgendein Wichtigtuer von der FPD]“… fordert ein energischeres Handeln“. Schlüge mir ein Journalisten-Lehrling so ein Gefasel vor, würde ich ihm die abgedroschenen Worthülsen so energisch um die Ohren schlagen, dass es so schmerzte, als hätte er einen Halbmarathon auf Legosteinen absolvieren müssen.

Postscriptum: Ich bin heute irgendwie medienkritisch gestimmt…

Unter Tweetenden und Nichttweetenden

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Ü-20-Twitter-Nutzerin (Symbolbild)

Manchmal schaudert es einen, wenn man lesen muss, was die Kollegen von der publizierenden Branche sich für irreführenden Überschriften ausgedacht haben. „Account zu Privatflügen von Elon Musk gesperrt“, heißt es in der Welt. Stimmt das? Ja und nein. Wenn ich in meiner Firma einen Bot programmierte, der allen in Echtzeit mitteilte, wo meine Chefs gerade womit unterwegs sind, hätte ich auch ein Problem. Elon Musk hatte vorher gesagt, dass er gegen einen solchen Account prinzipiell nichts hätte. Aber in Echtzeit?

Das Thema dient der Journaille nur als Vorwand, auf Twitter einzudreschen und herumzuraunen. Merkwürdig, wie sich auch hier – aus Opportunismus unter unter einem nur gefühlten Gruppendruck – der gesamte Mainstream unisono auf eine Position festlegt. Spiegel online schreibt: Der Multimilliardär – derzeit der zweitreichste Mensch der Welt hinter dem französischen Luxusgütermogul Bernard Arnault – hat Twitter seit der Übernahme ins Chaos gestürzt. Er entließ das Spitzenmanagement und rund die Hälfte der Belegschaft. Auch schaltete er gesperrte Konten wie jenes des früheren US-Präsidenten Donald Trump wieder frei.

„Ins Chaos gestürzt“ wertet und suggeriert etwas, was man nicht unbedingt so sehen muss. Und was hat das damit zu tun, dass Trump wieder tweeten dürfte, wenn er wollte? Es gibt keinen Konsens darüber, dass Trumps Tweets böse sind oder „Hassrede“, nur unter deutschen Journalisten.

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U-20-Twitter-Nutzerin (Symbolbild)

Musk gibt sich als radikaler Verfechter des Rechts auf freie Meinungsäußerung. Kritiker befürchten, dass unter seiner Führung auf Twitter Hassbotschaften und Falschinformationen rasant zunehmen könnten. Zuletzt löste Musk Medienberichten zufolge ein Beratergremium auf, das Twitter vor sechs Jahren im Kampf gegen Hassbotschaften, Kinderpornografie und Diskriminierung gegründet hatte. Zahlreiche große Werbekunden haben sich bereits von Twitter abgewendet.

„Gibt sich“ ist ebenfalls suggestiv – als wäre er in Wahrheit nicht für freie Meinungsäußerungen. Und wer sind, bitteschön“, die „Kritiker“? Verbergen die sich anonym, geben sie sich nur als „Kritiker“, und was machen die beruflich? Ich nenne das „mit Dreck werfen und hoffend, dass etwas hängen bleibt“. Warum sollte ein „Beratergremium“ wissen, wie man gegen das Böse im Internet vorgehen könnte? Wäre ich Musk, ich hätte die auch unverzüglich gefeuert. Man merkt, dass der Autor (kko/AFP) sich alles zusammensucht, was für ihn irgendwie negativ klingt, um irgendeine Nicht-Meldung zuungunsten Musks hinzukriegen. Maximal negativ sind „Hass“, Kinderpornografie“ – muss man unbedingt in einem Satz nennen. Das ist die Botschaft. Ich hätte statt des sperrigen „Diskriminierung“ Rassismus genommen, das klingt noch viel pöhser.

Witzig und schon cringe, dass die „Welt“ die Textbausteine der Agenturen einfach übernimmt und wortgleich publiziert: Der Multimilliardär – derzeit der zweitreichste Mensch der Welt hinter dem französischen Luxusgütermogul Bernard Arnault – hat den Internetdienst Twitter seit seiner Übernahme ins (geplante) Chaos gestürzt. Er entließ das Spitzenmanagement und rund die Hälfte der Belegschaft und schaltete gesperrte Konten wie jenes des früheren US-Präsidenten Donald Trump wieder frei. Warum sollte ich überhaupt eine Zeitung abonnieren, wenn in jeder der gleiche Quatsch steht?

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Ü-20-Twitter-Nutzerin (Symbolbild)

Wenn es darum geht, gemeinsam die Lichterkette hochzuhalten, ist der DJV nicht weit: Sollte sich Twitter, wie immer öfter befürchtet, zur Populistendreckschleuder verwandeln, hat der Dienst im Spektrum der sozialen Medien nichts mehr zu suchen“, wird der große Vorsitzende Überall [sic!] zitiert. Immer öfter – wie errechnet man das mathematisch genau? Oder ist das nur der immer öfter seit dem Neolithium geäußerte Kulturpessimismus? Ich habe nichts gegen Populisten, und mindestens ein Fünftel der Deutschen auch nicht.

Elon Musk benimmt sich weiter wie die Axt im Walde. Dabei stößt er immer mehr Leute vor den Kopf und sorgt dafür, dass europäische Behörden Twitter mit Argusaugen beobachten, schreibt Thomas Dillmann, der, was Mietmäuler angeht, nicht neutral sein kann, da er selbst zu dieser Gattung gehört. Ach? Das ist ja schlimm. Übrigens benehme ich mich auch gern wie die Axt oder – noch besser – wie eine Motorsäge im Walde und stoße möglichst viele Idioten – und natürlich immer mehr! – vor die vernagelten Köpfe, wenn es darum geht, anderen meine Meinung unterzujubeln. Was übrigens sind die „Argusaugen„, mit denen „europäische Behörden „beobachten?“ Kontrollieren die Chats und unverschlüsselte E-Mails oder gucken die Musk nur finster an?

Man merkt die klammheimliche Sympathie des Autors sowohl für Argos Panoptes in Behördenform als auch für Zensur und härter durchgreifen Gremien: Derweil wurde zudem bekannt, dass Twitter den Trust and Safety Council aufgelöst hat. Das Beratungsgremium beriet Twitter bisher zu sensiblen inhaltlichen Fragen wie etwa Hassrede und Suizid. Ach ja, Suizid hatte ich vergessen. Ist das nicht eher unsensibel? Fragen über Fragen…

Koordinierung aller möglichen Interessen

reuss

Das ist großes Kino! Ein Immobilienmakler will die Regierung stürzen. Was will man von Immobilienmaklern erwarten? Es fällt mir schwer, diese Räuberpistole ernst zu nehmen. Hätte man die Reichsbürger nicht einfach auf der Reichsautobahn einem Parkplatz festkleben können?

Wenn es aber stimmt, dass sie bewaffnet in den Bundestag eindringen wollten (vermutlich von einem Agent Provocateur Verfassungsschutzspitzel verraten, oder die Bande wusste nicht, wie man E-Mails verschlüsselt), muss man das ernster nehmen als bloßen Klamauk.

Ich rate aber zur Vorsicht: die Grenze zwischen wirrem Wahnsinn und dem, was als „normal“ gilt, ist fließend. Die Beschuldigten verbinde – wie für die Reichsbürger-Szene charakteristisch – „eine tiefe Ablehnung der staatlichen Institutionen und der freiheitlich demokratischen Grundordnung der Bundesrepublik Deutschland“, hieß es. Das sind doch alles sinnfreie Textbausteine. Die „freiheitliche“ (was ist für ein Wort?) demokratische (das ist doppelt gemoppelt – oder gibt es auch unfreiheitliche Demokratien?) Grundordnung (was unterscheidet die Grundordnung von der Ordnung?) ist nicht identisch mit dem Kapitalismus, da bekanntlich die Verfassung, auf die sich die Textbaustein-Facharbeiter beziehen, den Kapitalismus nicht vorschreibt, sondern die Frage offen lässt, wie die Ökonomie gestaltet werden soll. Merke: Man kann den Kapitalismus „tief“ ablehnen und trotzdem auf dem GrundBoden der Demokratie verharren.

Den üblichen Verdächtigen missfällt das selbstredend zutiefst. Der Verfassungsschutz, der nicht die nicht vorhandene Verfassung schützt (gemeint ist das Grundgesetz), ist mitnichten neutral, sondern möchte dem Kapitalismus auf ewig zementieren oder zumindest so lange wie die NSU-Akten geheim sein sollten.

tagesspiegel

Es wurde auch kein „Adliger“ verhaftet. Die Verfassung der Weimarer Republik ist eindeutig: „Öffentlich-rechtliche Vorrechte oder Nachteile der Geburt oder des Standes sind aufzuheben. Adelsbezeichnungen gelten nur als Teil des Namens und dürfen nicht mehr verliehen werden.“

So etwas wissen Journalisten nur selten. Allgemeinbildung wird nicht mehr gefragt. Viel wichtiger sind die sexuelle Orientierung, das Bekenntnis zur Gendersprache und ob die Vorfahren eingewandert sind.

Unter Ameisenhäuflern

anthill

Wenn ich mich in die Twitter-Hölle begebe, wenn auch nur kurz, komme ich mir vor, als sähe ich von oben auf einen Haufen emsig agierender Wesen, deren Tun und Lassen aber nur für sie wichtig ist, aber für sonst niemanden. Man möchte laut rufen, was John F. Kennedy Gary Larson zum Thema sagte.

Ich „folge“ dort komischen Leuten, die wiederum ein sechsstelliges Publikum haben (- also mehr als deutsche Tageszeitungen -), denen ich oft zustimme, deren politische Meinung aber so weit weg von mir ist, dass die Erdkrümmung sie verbirgt. Apropos: Was jemand politisch denkt, ist mir schnurzegal – wenn die Person etwas Richtiges sagt, stimme ich zu.

Richard Meuser, wer auch immer das ist, tweetete: „Daß auch Stunden nach der Festnahme des mutmaßlichen Messermörders von #Illerkirchberg nichts zu seiner Identität gesagt wird, sagt leider mehr als genug über seine Identität aus.“ Ja, Recht hat er. Der Täter stammt übrigens aus Eritra und ist natürlich psychisch gestört.

(Seinen Youtube-Kanal kann ich nicht länger als 30 Sekunden aushalten. Ich glaube nicht, dass dieses Kerlchen eine Weltanschauung hat, aber vermutlich wäre eine Diskussion interessanter als mit den woken Pappnasen oder „diversen“ queerdenkenden Linken.)

Sagt eigentlich die „Linke“ irgendetwas? Auch das wissen vor schon vorher: „Erleichterte Einbürgerung schnell und konsequent umsetzen“.

Das Glottisschlag-Milieu (Gendersternchen löscht schon mein Browser, ich vermute aber, dass die so etwas benutzen) reagiert wie der Pawlowsche Hund – man weiß auch schon vorher, was sie sagen – nur klingt das recht hilflos: Rechts – „Wir zeigen, wer ihnen beim Aufstieg half.“ Klar, die wissen, wie die Welt funktioniert und geruhen, das uns mitzuteilen.

Oder Aya Velázquez: (folge ich wegen des Namens, wegen des Aussehens und weil sie verständlich schreiben kann): „Bedeutungslose Landesregierung verbreitet auf Twitter Fake News („Geimpft ist sicher!) und verabschiedet sich dann von Twitter wegen Fake News. Kannste dir nicht ausdenken.“

Oder Hasso Mansfeld, in meine Timeline gespült: „Ich bin in einer deutschen Großstadt aufgewachsen und war zwischen 15 und 25 fast jede Nacht unterwegs. Ende 70er und Anfang 80er Jahre ist in meinem Umfeld kein Mensch mit einem Messer rum gelaufen. Nicht ein einziger ist damals mit irgendwelchen Waffen in der Gegend rumgerannt.“ Ja, isso.

Oder der Grantler, den der Twitter-Mob anschwärzt, weil er „Kevin KühnBart“ sagte. Zum Glück ist Musk jetzt Eigentümer, und die Denunzianten sollten weitgehend ins Leere laufen (was die Deutschen nicht verstehen können.)

Nein, dann doch lieber Katzen und spärlich bekleidete Damen auf Instagram.

twitter

80 Mal Nitro oder: Medienkritik unter beleidigten Leberwürsten [Update]

nitro

Das neue „Nitro“-Magazin ist da – die 80-ste Ausgabe. Ich war Chefredakteur von 2004 bis 2007. Darin ein vierseitiger Artikel von mir: „Medienkritik unter beleidigten Leberwürsten“ (hier als Service für die Leserschaft als pdf).

Update: Das pdf ist korrigiert und jetzt vollständig.

nitro

Alles Abschalten!

burks
Meine Spybell macht auch Fotos, wenn sie auf meinem Schreibtisch liegt und aufgeladen wird – natürlich nur auf meinen ausdrücklichen Befehl hin.

Was haben wir?

– Katrin Vernau, die Interimsintendantin des Rundfunks Berlin-Brandenburg (RBB), bekommt für ihre Berliner Zweitwohnung (!) vom Sender einen monatlichen Mietzuschuss von tausend Euro bezahlt. Das Jahresgehalt von Vernau liegt bei 297.000 Euro. Kann man sich gar nicht ausdenken, sowas.

– „Wer Trumps Meinung auf Twitter nicht ertragen kann, sollte sich vielleicht eher fragen, was in seiner Diversityschulung so falsch gelaufen ist.“ (Anna Schneider)

Werden Sie Wahlbeobachter in Berlin! Die Scheinreferenden in Berlin haben Konsequenzen: Beim nächsten Mal werden Wahlbeobachter der OSZE dabei sein. (Nur eine Frau – das reicht auch für ganz Berlin.)

– Kriegt hier jemand Staatsknete vom Sozialamt Neukölln? Da müsst ihr jetzt aber ganz tapfer sein. By the way: Warum gibt es Personalmangel? Wir haben doch in Berlin fast neun Prozent Arbeitslosigkeit? Oder sprechen die nur Arabisch oder Russisch Ukrainisch? Man könnte doch auch temporär die hochqualifizierten Genderforscher und -beauftragten zur Arbeit heranziehen! Oder die, die trotz des Studiums des internationalen Rechts keinen Arbeitsplatz gefunden haben!

– Erdogan möchte in den Irak und in Syrien auch mit Bodentruppen einmarschieren Was beziehen wir aus der Türkei, was dann zu boykottieren wäre?

– „We are heading either into nuclear war or a global depression while having fun on Twitter. We are the musicians on the Titanic“. (Kim Dotcom)


instagram
Was soll ich auf Instagram bevorzugen? Arbeit oder Vergnügen?

Unter Papiertigernden

rt.de

Der Deutsche Journalistenverband und Recherche- sowie IT-„Experten“ haben etwas ganz Überraschendes herausgefunden:

Das Verbot des russischen Propagandasenders RT DE war offenbar wirkungslos. Nach „Correctiv“-Recherchen ist es für die Putin-Propagandisten ein Leichtes, die offizielle Sperre zu umgehen. Dafür seien nur ein paar Handgriffe nötig, zitiert „Correctiv“ IT-Experten. Und entsprechende Handlungsanleitungen für die treuen Nutzer gibt es von RT DE offenbar auch. Die Folge: Obwohl der Propagandakanal verboten ist, sendet er munter weiter und findet den Weg zu den Nutzern.

Ach was?! Das haben die herausgefunden? Nach Recherchen – vermutlich wochenlangen?
Ich verbreite auch munter auf meinem Blog Tutorials oder „Handlungsanweisungen“ (was ist das für ein Deutsch?), wie man Zensur umgehen kann. Und wer Zensur umgeht, ist „Putin-Propagandist“? Ihr habt doch nicht mehr alle Journalistentassen im Schrank.

Falls jemand sich sittlich gefährden lassen will: Das hier habe ich nach wochenlangen Recherchen herausgefunden – ich brauchte auch nicht „Handgriffe“, sondern Mausklicks. Wie umgeht man Zensur russischer Medien?

DNS-Sperren umgehen
VPN
Tor-Browser
– die folgenden Mirrors verwenden:
https://test.rtde.tech
https://meinungsfreiheit.rtde.life
https://pressefreiheit.rtde.tech
https://gegenzensur.rtde.world
https://fromrussiawithlove.rtde.world
https://freeassange.rtde.me
– Android App:
https://play.google.com/store/apps/details?id=com.rt.mobile.english&hl=en&gl=US
https://cdn.rt.com/app/rtnews.apk
– RT DE im Yandex Messenger:
https://yandex.ru/chat/#/join/80aee2cd-c3d7-4006-adb8-10fb02a83ceb
– RT DE auf Odysee:
https://odysee.com/@RTDE:e
– RT DE auf VK:
https://vk.com/rt_de
– RT DE auf Minds:
https://www.minds.com/rtde/
– RT DE auf Rumble:
https://rumble.com/c/c-1737485

Die Pointe kommt noch vom Pressesprecher Hendrik Zörner: Der Staat als Papiertiger. Es scheint so, als hätten die verantwortlichen Politiker immer noch nicht begriffen, dass die Propaganda staatsnaher Kanäle wie RT darauf abzielt, die Demokratie zu beschädigen und auszuhöhlen. Da hilft die Freiwilligkeit nötiger Netzsperren nicht weiter.

Ein Journalistenverband, der sich für zwangsweise „Netzsperren“ und Zensur seitens des Staates ausspricht? Das ist supercringe und widerspricht dem Grundgesetz.

Der Mann ist dem hiesigen Stammpublikum hinlänglich bekannt, auch was er über Pressemitteilungen denkt. Zörner hatte schon immer ein Problem mit RT Deutsch. (Nein, ich vergesse nie und nichts!)

Die Autoren bei Correctiv sind übrigens klüger als der DJV: Die Schweiz und Norwegen, die nicht Mitglieder der EU sind, haben entschieden, RT und Sputnik nicht zu sperren. Der schweizer Bundesrat argumentierte im März, es sei „wirksamer, unwahren und schädlichen Äußerungen mit Fakten zu begegnen, anstatt sie zu verbieten“. Schreib dir das hinter die Löffel, Hendrik!

Nehmt dies, deutsche Qualitätsmedien“

Arye Sharuz Shalicar: „Kurze Verständigungsfrage: Warum ist täglich die Rede von „rechtsextremen Israelis“, aber noch nie habe ich von „rechtsextremen Libanesen“ oder „rechtsextremen Palästinensern“ oder „rechtsextremen Syrern“ gehört? Gibt es etwa keine rechtsextremen Araber?

Mastodon oder: Pronouns suck

mastodon

Man geht ja mit der Masse. Ich habe mir also einen Mastodon-Account zugelegt. Falls ich der Welt so etwas mitteilen wollte, würde ich das auch auf Twitter tun und vice versa. Das wären 30 Sekunden Arbeit am Tag. Mal sehen, ob ich das hinkriege.

Ich traue dem angeblich unzensierten deutschen Braten aber nicht. Da treibt sich dasselbe zensurfreundliche Gesindel herum, das auch auf Twitter siedelt. Twitter aka Musk geht immerhin gegen Wokistan vor, und das ist in jedem Fall zu begrüßen, auch wenn unsere braun gebrannten Kameradinnen das auch tun. Ich erwarte stündlich, dass die Mastodonten mich mit Gendersprache belästigen, aber die Diskussion über den Klassenkampf im 中国特色社会主义 verweigern.

Wenn die so genannten sozialen Medien sich weiter zersplittern, bleiben eh nur noch die Branchenriesen übrig. Vielleicht ist das – sie im Kapitalismus üblich – der Lauf der Dinge. אני צריך ללמוד עברית כבר שעה.

mastodon

Fratzenbuch, big tits und formal English

facebook

Meine wissenschaftlichen Forschungen, wie man influenzt die sozialen Medien betreffend, gehen weiter. Heute früh schlug mir Fratzenbuch vor, obwohl mein Account seit Jahren ununterbrochen zensiert und heruntergestuft worden ist, ich solle eben denselben zu einem „professionellen“ Account umwandeln, was ich natürlich sofort tat, weil es nichts kostet. Vermutlich werden sie, wie schon bei Twitter, irgendwann für Verifiziertes Geld nehmen wollen. Da das Ergebnis voll gelogen ist, zweifele ich jetzt auch an der Zahl der „Freunde“ und „Follower“, die ich vorher hatte. Es sind plötzlich Tausende mehr, die mich angeblich abonniert haben. Wo kommen die her? Da stimmt doch etwas nicht.

facebook

Eine Taktik, die Leute nach nacktem Fleisch lechzenden Kerle auf sich aufmerksam machen, ist, natürliche Körpermerkmale zu präsentieren, die je nach Frau unterschiedlich beschaffen sind, die aber, falls sie mit einschlägigen Bewegungen kombiniert werden, nur halb bedeckt dargeboten werden müssen, um aufgerufen zu werden, da, wie die hier mitlesenden Artilleristen bestätigen werden, der militärische Grundsatz auch für big tits gilt: Ungetarnte Geschütze sind oft wirkungslos. Hat man das Gewoge oder die Waschbrettbäuchinnen aber zehn Minuten konsumiert, verliert auch das seinen Reiz. Man kann vielleicht temporär auf überirdisch schöne Russinnen, niedliche Japanerinnen, attraktive Milfs, Zombies oder Katzen ausweichen. Aber gibt es nichts Sinnvolles?

zenfluentmaria

Mir haben es zur Zeit klitzekleine Videoschnitzel angetan, die lehren, wie man eine Sprache besser spricht. Ich update mein kaum vorhandenes Business-Englisch, was ich aber an meinem Arbeitsplatz brauche, obwohl niemand meckert, wenn ich nur informal rede und E-Mails schreibe.

Meine Lieblingsinfluenzerin ist auch zum Hingucken, aber man lernt sehr schnell, weil multimedial besser ist als nur Text oder nur Sprache. Das wird bei komplexen Themen (Feudalismus, tendenzieller Fall der Profitrate usw.) natürlich weniger funktionieren. Vielleicht sollte ich Blogbeiträge vertonen, mit Beeps für negative der positive Emotionen unterlegen oder in den Schwarz-Weíß-Modus wechseln, wenn die Themen mehr in Moll gehalten sind.

Merke: linktr.ee ist nicht nur für P0rn, sondern für Leute, die für eine old school Linksammlung nichts übrig haben oder für eine Blog-Kopfleiste (siehe oben).

Vermutlich muss ich noch ein paar fucking manuals mehr lesen…

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