Rare Photo of Karl Marx

lesson

Das neue Terrain des Klassenkampfs

streik

Kim Moody spricht mit Analyse & Kritik (früher „Arbeiterkampf“ vom KB/Nord) über Gewerkschaften und den Klassenkampf. Er meint, die Chancen für eine kämpferische Arbeiterbewegung in den USA stünden so gut wie selten.

Die Arbeit ist in den letzten 30 Jahren sehr viel härter geworden – und wird es noch. Das geschah durch Lean Production, die die Arbeitszeit pro Produkt bzw. Dienstleistung erheblich reduziert hat und an Just-in-time-Produktion gebunden ist. Lean Production begann in den 1980ern in der Autoindustrie, aber inzwischen gibt es sie auch in Krankenhäusern, Schulen, eben überall.

Ein weiterer Aspekt ist die elektronische Kontrolle, Messung und Überwachung, die es Arbeitgebern ermöglicht zu erkennen, wie sie mehr Arbeit aus buchstäblich jeder Minute herausholen können. Auch die Pausenzeiten sind seit den 1980ern dramatisch gesunken. (…) Die andere Seite ist das Einkommen. Die Reallöhne sind seit den frühen 1970ern gesunken. Immer mehr Leute arbeiten für weniger Geld als früher.

Über die Logistikrevolution in den USA: Der ganzen Outsourcing-Idee der 1980er lag das Ziel zugrunde, große Arbeiterkonzentrationen in Orten wie Detroit, Pittsburgh oder Gary zu zerschlagen. Nun haben die Unternehmen unbeabsichtigt gewaltige Ballungszentren manueller Arbeiter geschaffen.

Damit hat er sicher recht (vgl. die Streiks bei Amazon). Was im Interview noch nicht vorkommt ist, dass viele Produktionstandorte durch 3D-Printing mobil werden.

Moodys Idee ist somit: Wenn die Zahl der an einem Ort beschäftigten Arbeiter in der Produktion abnehme, nähme sie gleichzeitig bei der Logistik zu, bzw: das System der Logistik könnte ein Ansatzpunkt für Klassenkampf sein, da es sehr anfällig ist – z.B. für Sabotage: …dass diese Cluster durch Just-in-time-Systeme miteinander verbunden sind. Es gibt also Hunderte, vielleicht Tausende hochsensibler Punkte im Transportsystem. Wenn die Arbeit an einem Ort stillsteht, kannst du schnell riesige Gebiete lahmlegen. (…) Normalerweise dauert es eine Generation, bis die Beschäftigten sich über die Macht klar werden, die sie haben, und begreifen, an welchen Punkten sie ansetzen müssen.

Moody: Die Produktivität hat sich verdoppelt, die Zahl der Industriearbeitsplätze hat sich mehr als halbiert. Die Produktivitätszuwächse sind der Grund für den Jobabbau. Das hatten wir schon als Feature des Kapitalismus im „Kapital“ von Karl Marx: Der Wertanteil des variablen Kapitals sinkt, wenn sich die Produktivkräfte entwickeln (je ein Arbeitsplatz schafft mehr Wert).

Der Job Futuromat zeigt übrigens sehr gut an, wie sich das gestalten wird – immer mehr Arbeitsplätze werden durch Roboter ersetzt.

Moodys Einwand hierzu: Mich erinnert das an die großen Automatisierungsängste der 1950er. Damals war es äußerst beliebt, das Verschwinden der Fabrikarbeiterinnen und -arbeiter vorherzusagen. Automatisierung hat die Zahl der Fabrikarbeiter ja auch tatsächlich reduziert. Trotzdem gibt es noch acht oder neun Millionen von ihnen allein in den USA – trotz all der technologischen Neuerungen, die die wildesten 1950er-Jahre-Fantasien in den Schatten stellen.

Moody fordert die Gewerschaften auf, koordiniert vorzugehen. „Darüber müssen sie anfangen nachzudenken…“ Da sehe ich allerdings schwarz.

Für gerechte Profite!

linke

Wegen solcher lächerlicher Parolen kann ich die Partei „Die Linke“ eigentlich nicht mehr wählen. Das ist nicht links, sondern nur sozialdemokratisch. Welche Pappnase fordert denn im Kapitalismus einen „gerechten“ Handel – und was soll das sein? Gibt es jetzt auch einen „gerechten“ Profit? Ach ja, es fordern Leute einen „gerechten“ Lohn und einen „fairen“ Handel.

Die haben nichts begriffen. Es schadet nicht, Karl Marx zu lesen. Das scheint aber bei der „Linken“ nicht üblich zu sein.

Marx schrieb schon 1865: „Nach gleicher oder gar gerechter Entlohnung auf Basis des Lohnsystems rufen, ist dasselbe, wie auf Basis des Systems der Sklaverei nach Freiheit zu rufen.“

Leider gibt es links von der „Linken“ nur Sekten. Irgendwelche Vorschläge, was zu tun sei?

Scheinbar auf lange Sicht richtig: Immer mehr Reiche müssen nicht mehr arbeiten

Welt online: Karl Marx lag scheinbar auf lange Sicht richtig: Es „bedarf wohl keiner weiteren Auseinandersetzung“, schrieb der kommunistische Vordenker, dass im Kapitalismus „der Zins vom Kapital in demselben Maße abnimmt, wie Masse und Zahl des Kapitals zunimmt“. Die aktuelle Kombination aus globalem Ersparnisüberhang und Minizinsen spricht jedenfalls für die marxsche Behauptung.

Das „scheinbar“ hätten sie sich sparen können. Das aber trauen sie sich nicht, auch nicht, einen Link auf die Quelle zu setzen. Deutsche Medien eben.

The Remaking of the Global Working Class

working class

Roar Magazine: „In recent decades, the dominant approach in the social sciences has been to assume that workers‘ struggles a relic of the past – leaving many scholars flat-footed to make sense of the fresh outbreak of labor unrest and class-based mobilization since 2008. Today, in fact, we are probably just at the beginning of a new worldwide upsurge of working-class struggles.“

Kapitalismus mit menschlicher Fratze

Lesenswert: „Kapitalismus mit menschlicher Fratze – In Krisenzeiten wächst die Sehnsucht nach einem »anständigen« Kapitalismus“. Über den „Fair-Trade“-Scheiß usw..

#Brexit oder: Schafft die Vaterländer ab! [Update]

Brexit: Last Week Tonight with John Oliver (HBO)

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Ab 13.55 wird es musikalisch…

Meine Prognose, die Zukunft betreffend: Die Briten werden gegen den Brexit stimmen.

Ein Austritt aus einem Staatenverbund selten sinnvoll, genauso wenig wie die Neugründung eines Staates. Staaten sind für das Kapital, das international agiert, ohnehin ein Anachronismus. Ein Proletarier kennte kein Vaterland, sagte mal jemand:
Den Kommunisten ist ferner vorgeworfen worden, sie wollten das Vaterland, die Nationalität abschaffen.

Die Arbeiter haben kein Vaterland. Man kann ihnen nicht nehmen, was sie nicht haben. Indem das Proletariat zunächst sich die politische Herrschaft erobern, sich zur nationalen Klasse erheben, sich selbst als Nation konstituiren muß, ist es selbst noch national, wenn auch keineswegs im Sinne der Bourgeoisie.

Die nationalen Absonderungen und Gegensätze der Völker verschwinden mehr und mehr schon mit der Entwicklung der Bourgeoisie, mit der Handelsfreiheit, dem Weltmarkt, der Gleichförmigkeit der industriellen Produktion und der ihr entsprechenden Lebensverhältnisse.

Sorry – wegen dieser ollen Kamellen. aber je älter man wird, um so öfter hat man das Gefühl, vieles schon gehört oder gelesen zu haben, und um so mehr ärgert man sich über Dummheit und Unkenntnis der Nachgeborenen (nothing personal!).

[Update] War also falsch geraten.

brexit

Marktwirtschaftlich

streik

Nikolaus Piper will auf Sueddeutsche.de politische Strieks verbieten lassen.

Warum? Wikipedia hat mehr darüber: „Während des Volontariats entdeckte er sein Interesse an Wirtschaftsthemen und begann ein Studium der Wirtschaftswissenschaften an der Universität Freiburg, das er 1978 als Diplom-Volkswirt abschloss. (…) 1987 wechselte er zur Wochenzeitung Die Zeit nach Hamburg. Dort beobachtete er besonders den ökonomischen Zusammenbruch des sowjetischen Systems und den marktwirtschaftlichen Neuaufbau in Osteuropa.“

„Politische“ Streiks: „Von den 27 Staaten der Europäischen Union ist der politische Streik nur in England, Österreich und Deutschland illegalisiert. Ein Verbot ist indes nirgendwo festgeschrieben. Auch mit den Illegalisierungen von Beamtenstreiks, wilden Streiks, Blockaden, Boykotts, dem Streikverbot durch die christlichen Kirchen, der Einengung von Streikmöglichkeiten nur auf tarifvertraglich regelbare Ziele und den Einschränkungen bei Sympathiestreiks, sind Defizite in unserer politischen und wirtschaftlichen Demokratie verankert.“

Man könnte auch sagen: Nikolaus Piper ist ein Lautsprecher des Kapitals, was hiermit geschehen sei.

Ceterum censeo: Jeder Streik ist politisch. Wenn jemand der herrschenden Klasse das Recht zubilligen will, nach Gutdünken zu bestimmen, was „politisch“ ist und was nicht, um dann zu verbieten, dann weiß man, was man bekommt.

Streik!

Telepolis: „Die Deutschen lernen streiken, die Medien nicht. Die Streikbereitschaft hat in Deutschland zugenommen. Das Recht zum Arbeitskampf wird vielfach als eine Art ‚Gnadenerweis‘ vermittelt.“

KAPOVAZ oder: Kalkulierbare Armut

kapovaz

Welt online: „Die bittere Wahrheit über das deutsche Jobwunder“.

Bundesweit sind bereits etwas über anderthalb Millionen Menschen betroffen von den „kapazitätsorientierten variablen Arbeitszeiten“, kurz Kapovaz. Dies hat das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin auf Anfrage der „Welt“ berechnet. Neben Toys“R“Us nutzen auch andere Handelsketten das Instrument, das dem Unternehmen Flexibilität verschafft und den Angestellten häufig an den Rand des Existenzminimums drängt.

Vgl. Wikipedia: KAPOVAZ: „Während der Arbeitnehmer somit ein kalkulierbares und regelmäßiges Einkommen hat, ist es dem Arbeitgeber nach wie vor möglich, innerhalb vereinbarter und geregelter Grenzen auf den Arbeitnehmer zuzugreifen.“ Das suggestive Neusprech hat offenbar ein Lautsprecher des Kapitals dort hineingeschrieben.

Vgl. auch Abrufarbeit: „Bei der Arbeit auf Abruf hat der Arbeitnehmer seine Arbeitsleistung entsprechend dem Arbeitsanfall zu erbringen, d.h. der Arbeitnehmer steht für den Arbeitgeber auf Abruf bereit. Im Arbeitsvertrag muss eine wöchentliche und tägliche Mindestarbeitszeit vereinbart sein. Fehlt diese Vereinbarung, so gilt eine Wochenstundenzahl von zehn Stunden als vereinbart. (…) Fehlt es an einer vertraglichen Festlegung der täglich zu leistenden Arbeitszeit, hat der Arbeitgeber die Arbeitsleistung des Arbeitnehmers jeweils für mindestens drei aufeinander folgende Stunden in Anspruch zu nehmen. Der Arbeitnehmer ist nur zur Arbeitsleistung verpflichtet, wenn der Arbeitgeber ihm die Lage seiner Arbeitszeit jeweils mindestens vier Tage im Voraus mitteilt (§ 12 Abs. 2 TzBfG). In Tarifverträgen können für die Abrufarbeit vom Gesetz abweichenden Regelungen geschaffen werden, auch solche, die für die Arbeitnehmer ungünstiger sind (§ 12 Abs. 3 TzBfG).“

Leute, lest das Kleingedruckte, auch in Tarifverträgen!

À la lanterne, reloaded

Spiegel online: „So kommt Renschler nach nur fünf VW-Jahren auf eine monatliche VW-Rente von rund 60.000 Euro, die er zusätzlich zu seiner Daimler-Altersversorgung erhält.“

Atypisches Proletariat

Hans-Böckler-Stiftung: „Rund 39 Prozent aller abhängig Beschäftigten in Deutschland waren 2015 in Teilzeit, Leiharbeit oder Minijobs tätig. Zwar stieg auch die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Vollzeit, noch stärker hat allerdings die atypische Beschäftigung zugenommen.“

Die Bundestagsfraktion der Linken veröffentlicht, wieviel Menschen tatsächlich arbeitslos sind:

Schlechte Meldungen kann die Bundesregierung nicht gebrauchen. Deshalb bleibt sie dabei, die Arbeitslosenzahlen schön zu rechnen. Arbeitslose, die krank sind, einen Ein-Euro-Job haben oder an Weiterbildungen teilnehmen, werden bereits seit längerem nicht als arbeitslos gezählt. Viele der Arbeitslosen, die älter als 58 sind, erscheinen nicht in der offiziellen Statistik. Im Mai 2009 kam eine weitere Ausnahme hinzu: Wenn private Arbeitsvermittler tätig werden, zählt der von ihnen betreute Arbeitslose nicht mehr als arbeitslos, obwohl er keine Arbeit hat.

Tatsächliche Arbeitslosigkeit im April 2016: 3.561.405. Die Bundesregierung behauptet, es gebe nur rund 2,7 Millionen Arbeitslose.

Ich lese den Alten gern

Von Zeit zu Zeit seh ich den Alten gern,
Und hüte mich, mit ihm zu brechen.
Mephistopheles (allein)

Junge Welt: „Die Universitäten behandeln den Theoretiker kaum. Umso größer ist der Ansturm auf »Kapital«-Lesekreise.“

Originaltexte haben wir fast nie gelesen, solche von Marx schon gar nicht. Aber auch nicht die von Keynes (…) An der Hochschule wird der Neoliberalismus gelehrt, abseits dessen gibt es keine Angebote.“

Quod erat demonstrandum.

Sozialdemokratie 2.0 und andere klapprigen Rosinanten

kool door

Screenshot: „Zur Kritik an Theorie und Praxis des Kommunistischen Bundes Westdeutschland“ (KBW) (1979)

Ich prophezeie etwas, insbesondere die Zukunft betreffend. Die wohlwollenden Leserinnen und geneigten Leser können mich gern in zehn Jahren noch einmal darauf ansprechen. Jeremy Corbyn wird scheitern, Podemos und Pablo Iglesias Turrión werden scheitern, Bernie Sanders wird scheitern, Alexis Tsipras ist gescheitert, Yanis Varoufakis und sein DIEM25 werden natürlich auch scheitern.

Warum? Das hat Rosa Luxemburg in „Sozialreform oder Revolution?“ schon 1899 erklärt.
Wir haben gesehen, der Bernsteinsche Sozialismus läuft auf den Plan hinaus, die Arbeiter an dem gesellschaftlichen Reichtum teilnehmen zu lassen, die Armen in Reiche zu verwandeln. Wie soll das bewerkstelligt werden? In seinen Aufsätzen »Probleme des Sozialismus« in der »Neuen Zeit« ließ Bernstein nur kaum verständliche Fingerzeige durchblicken, in seinem Buche gibt er über diese Frage vollen Aufschluß: sein Sozialismus soll auf zwei Wegen, durch Gewerkschaften oder, wie Bernstein es nennt, wirtschaftliche Demokratie, und durch Genossenschaften verwirklicht werden. Durch die ersteren will er dem industriellen, durch die letzteren dem kaufmännischen Profit an den Kragen. (Natürlich hat Bernstein immer noch unrecht. Quod erat demonstrandum.)

Luxemburgs Text ist sehr schwer zu lesen und total verschwurbelt und müsste auch der heutigen Zeit angepasst werden. Aber alles, was sie über die reformistische Rolle der Gewerkschaften sagt, stimmt. Man müsste noch die heutigen populären Sprechblasen von „gerechtem Lohn, „fairem Preis“ und „fairem Handel“ ergänzen.

Da sind wir glücklich bei dem Prinzip der Gerechtigkeit angelangt, bei diesem alten, seit Jahrtausenden von allen Weltverbesserern in Ermangelung sicherer geschichtlicher Beförderungsmittel gerittenen Renner, bei der klapprigen Rosinante, auf der alle Don Quichottes der Geschichte zur großen Weltreform hinausritten, um schließlich nichts andres heimzubringen als ein blaues Auge. (…)
Die Ausbildung der Weltwirtschaft und die Verschärfung und Verallgemeinerung des Konkurrenzkampfes auf dem Weltmarkte haben den Militarismus (…) als Werkzeuge der Weltpolitik zum tonangebenden Moment ebenso des äußeren wie des inneren Lebens der Großstaaten gemacht. Ist aber die Weltpolitik und der Militarismus eine aufsteigende Tendenz der heutigen Phase, so muß sich folgerichtig die bürgerliche Demokratie auf absteigender Linie bewegen.

Demokratie aka „unsere westlichen Werte“ ist ein Vehikel des Kapitals, die Untertanen einigermaßen bei Laune zu halten und ihnen die Illusion zu vermitteln, sie hätten etwas zu sagen. Da kann man als Machiavellist nur laut losprusten.

Die oben genannten Politiker wollen den Kapitalismus reformieren, ohne ihn in Frage zu stellen. Wie soll das gehen? Nicht, dass ich ein Rezept hätte, in der aktuellen Situation etwas wirklich Revolutionäres empfehlen zu können! Es ist nur klar, dass die aktuelle Krise des Kapitalismus weltweit (inklusive China) normal, vorhersehbar und nicht unegwöhnlich ist, dass sie aber nicht automatisch zum Zusammenbruch führen wird, und dass alle, die den kapitalismus nur reformieren und seine schlimmsten Auswüchse reformieren wollen, die klapprige Rosiante auf dem Holzweg reiten – mit dem Nachteil: Die Jugend folgt falschen Versprechungen und wird leider enttäuscht werden. Aber das hatte wir ja auch schon oft.

Wer hat uns verraten?

In der Sueddeutschen online erklärt Sozialrichter Jürgen Borchert die Agenda 2010 und warum die Löhne immer abgesenkt werden. „Acht Millionen Menschen sind im Niedriglohnsektor beschäftigt, die mit ihrem Einkommen nicht einmal die Existenz sichern können. Warum in diesen Tagen die Agenda 2010 als Erfolg begriffen wird, ist mir ein Rätsel.“

Massenarbeitslosigkeit, reloaded

automatisierung

Irgendein höheres Wesen hat in Zeit online einen marxistischen Artikel über die gegenwärtige Ökonomie hineingeschmuggelt, natürlich nicht in den Wirtschaftsteil, sondern in die Rubrik „Karriere“. „Die Digitalisierung zerstört mehr Arbeitsplätze, als sie neue schafft. Zugleich wird der Wettbewerb durch Null-Stunden-Verträge härter. Fünf Thesen zur Zukunft der Arbeit“.

Sehr interessant und lesenswert – und jedes Wort wahr. „Jeder vierte deutsche Erwerbstätige arbeitet mittlerweile im Niedriglohnbereich, das heißt er oder sie verdient weniger als 9,54 Euro brutto die Stunde. (…) In den Niedriglohnsektor fallen oft auch sogenannte zero-hour contracts, die insbesondere in Großbritannien auf dem Vormarsch sind. (…) Die Verträge legen eine Mindestbeschäftigungszeit von null Stunden fest, sprich, feste Arbeitszeiten oder garantierte Stundenzahlen gibt es nicht. Wenn das Unternehmen gerade keinen Bedarf hat, bleibt die Lohntüte leer.“

Es ist eine feine Ironie der Geschichte, dass wieder einmal Großbritannien die Vorhut ist, was die Ausbeutung der Ware Arbeitskraft betrifft. Man sieht auch, dass die aktuellen Forderungen der Gewerkschaften und der „Linken“ („Teilzeitarbeit verbieten!“) nur Rückzugsgefechte sein können und garantiert mit Niederlagen enden werden.

Sogar ein Marx-Zitat (natürlich ohne Quellenangabe) liest man da mit erstaunt geweiteten Augen: „Die Kapitalakkumulation gerät zwangsläufig ins Stocken, wenn es keine Arbeiter mehr gibt, die Lohn erhalten und dann als Konsumenten das Kapital füttern, wie auch Marx betont: „Es liegt also in der Anwendung der Maschinerie zur Produktion von Mehrwert ein immanenter Widerspruch, indem sie die Arbeiterzahl verkleinert. Mit der durch sie selbst produzierten Akkumulation des Kapitals produziert die Arbeiterbevölkerung also in wachsendem Umfang die Mittel ihrer eignen relativen Überzähligmachung.“

Wohl wahr. „Laut einer Studie von Volkswirten der ING-Diba-Bank sind 59 Prozent aller Arbeitsplätze gefährdet; von den rund 31 Millionen sozialversicherungspflichtigen und geringfügigen Beschäftigten hierzulande könnten 18 Millionen von Robotern und Software ersetzt werden.“

Haha. Der Kommunismus kommt also durch die Hintertür. Der Kapitalismus schafft sich selbst ab. Man muss nur noch die Machtfrage stellen.

Mainstream-Ökonomie ist Religion

Taz: „Die Mainstream-Ökonomie weiß nicht mehr, was ein Argument ist. Es werden einfach Behauptungen aufgestellt. Diese sogenannte Neoklassik ist keine Wissenschaft, sondern ähnelt einer Religion, die Glaubenssätze verkündet.“

Sag ich doch.

Unter „Managern“

Was es bedeutet, wenn die Rechte an die Macht kommt, sieht man in Argentinien.

Signale an Investoren und Märkte

Telepolis über die neue linke Regierung in Portugal: „Stets hatte Silva [der portugiesische Staatspräsident] erklärt, alles zu tun, was in seiner ‚verfassungsrechtlichen Macht‘ stehe, um eine Linksregierung“ zu verhindern, weil sie ein ‚falsches Signal‘ an Investoren und Märkte sende.“

Signale an Investoren und Märkte. Das ist doch mal eine klare Ansage, warum es wirklich geht. Nur schade, dass „Märkte“ gar nichts tun, sie lesen auch keine Signale oder entschlüsseln sie.

Deutschland und Kapitalismus, erklärt in zwei Schlagzeilen

arm und reich

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