KKK oder: Als das Fühlen nicht geholfen hat

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Wenn ich eines nicht ausstehen kann, dann ist es unpolitisches moraltheologisches Lifestyle-Gefasel. Was wollen mir junge Mädchen ohne große Lebenserfahrung eigentlich über das Weltgeschehen erzählen? Für mich klingt das nach Scientology-Ideologie, ein paar Seminare, und du bist besser als ein Samurai, der 40 Jahre täglich geübt hat. Oder: Als das Fühlen nicht geholfen hat oder: Mein Bauch sagt usw..

Dieser wild gewordene Haufen kirrer Klima-Kleinbürger (KKK), den Jutta Ditfurth zu Recht als Sekte bezeichnet, stellt nicht die Machtfrage, bewirkt nichts für das Klima (das können die Chinesen besser), hat keine blassen Schimmer von kapitalistischer Ökonomie und der ihr innewohnenden Gesetze, ist also nur ein reaktionärer Lifestyle-Scheiß – und ein verdammtes Heuchler-Pack.

Auf Fratzenbuch wäre das jetzt ein Hasskommentar und würde zensiert. Für so etwas habe ich ausschließlich mein Blog.

All thats interesting

dinosaurier

National Geographic schreibt etwas über einen gefundenen Saurier: „Known as a nodosaur, this 110 million-year-old, armored plant-eater is the best preserved fossil of its kind ever found.“ Faszinierend.

And Now For Something Completely Different. Die Süddeutsche (von der alle abschreiben) berichtet über ein bisher unbekanntes Video, in dem der Attentäter Anis Amri seine Tat angekündigt haben soll.

„Das Video ist bislang nicht in die Ermittlungsakte des Bundeskriminalamts (BKA) gelangt, das den Terroranschlag und seine Hintergründe aufklären soll. Dies geschah auf Wunsch eines ausländischen Geheimdienstes. Auch die Untersuchungsausschüsse verschiedener Parlamente, die seit geraumer Zeit an der Aufklärung des Falles arbeiten, haben dieses Video offenbar nicht gezeigt bekommen.“ Auch faszinierend.

And Now For Something Completely Different. Wer sich mit Plastikfolie vor Pefferspray schützt, muss Strafe zahlen.

And Now For Something Completely Different. The New York Times: „Ukraine? Impeachment? Trump Can Survive It All, Foreign Analysts Say“.

Schon klar. Auch wenn die deutschen Medien freiwillig gleichgeschaltet unisono das Impeachment-Verfahren bejubeln und sich gegen Trump die Finger wund schreiben: Alles nur Feuilleton, also irrelevant.

Zum Schluss: Esst mehr Fleisch, denn das ist gesund.

Attentäter und Bikinimädchen usw.

somoza

Leseempfehlung für gute Laune: Un operativo histórico: cuando un comando guerrillero argentino ajustició a Somoza. Das musste jetzt sein.

Noch was Schönes: Juan Guaidó in Venezuela ist vorerst am Arsch. Und das ist gut so. Vermutlich kommt es irgendwann doch zu einer Militärinvasion, die Herrschenden in Kolumbien würden das begrüßen.

Lesebefehl bei den Ruhrbaronen: Klimaproteste: „Der Feind ist ein Hippie“. „Zur grüngutbürgerlichen Dekadenz gehört es, zu ignorieren, dass es die Menschen mit den gut bezahlten Jobs in der Industrie sind, die nicht nur die Güter herstellen, deren Export das Geld bringt, von dem all die Gemeinschaftskundelehrer, Verwaltungsbeamten und Betroffenheitswissenschaftler leben. (…) Heute feierte sich eine arrogante und zum Teil erschreckend dumme Ökobourgeoisie selbst. Der Protest ihrer Kinder, der so ist, wie Protest von Kindern nun einmal ist, gab ihnen die Gelegenheit, ihre ganze Ignoranz auf die Straße zu tragen.“

Villa Romana del Casale

Noch mehr Schönes: Die Bikinimädchen stammen aus der Villa Romana del Casale auf Sizilien. Die herrschende Klasse im antiken Rom hatte eine guten Geschmack, besser als die heutige.

Im deutschen Wikipedia gibt es dazu einen geradezu lächerlichen Satz: „Während der ersten beiden Jahrhunderte der römischen Kaiserzeit hatte Sizilien unter einer Phase der Depression gelitten, hervorgerufen durch das auf Sklavenarbeit basierende Produktionssystem der Latifundien.“

Gelitten haben die Sklaven und armen landarbeiter und Bauern, nicht „Sizilien“.

Interessant ist aber, dass hier die Klassenkämpfe und was darauf folgte, durchscheinen. Ich schrieb im November 2016: „Die Bauern wurden ruiniert zugunsten der Großgrundbesitzer mit deren Latifundien. Die Produktion für den immer größer werdenden städtischen Markt verlangte nach ‚industrieller‘ Massenproduktion. Dafür setzte man immer mehr und öfter Sklaven ein; gleichzeitig wanderten ruinierte Bauern und Landlose in die Städte ab.“ Die Sklavenaufstände und andere Faktoren machten die Latifundienwirtschaft unrentabel – das bedeutet gleichzeitig: Die Diktatur der römischen Kaiserzeit war für die herrschende Klasse effektiver als die ursprüngliche formal existierende Republik aus Patriziern und Plebejern. (Historische Vergleich sind immer schief – aber der Faschismus – in welchem Kostüm auch immer – ist immer eine Option im Kapitalismus – wenn man das Volk nicht mehr anders in Schach halten kann. Das musste jetzt auch gesagt werden.)

Verstaatlichung

verstaatlichung
Symbolbild

Kurze Durchsage von Friedrich Engels:
„Denn nur in dem Falle, daß die Produktions- oder Verkehrsmittel der Leitung durch Aktiengesellschaften wirklich entwachsen sind, daß also die Verstaatlichung ökonomisch unabweisbar geworden, nur in diesem Falle bedeutet sie, auch wenn der heutige Staat sie vollzieht, einen ökonomischen Fortschritt, die Erreichung einer neuen Vorstufe zur Besitzergreifung aller Produktivkräfte durch die Gesellschaft selbst. Es ist aber neuerdings, seit Bismarck sich aufs Verstaatlichen geworfen, ein gewisser falscher Sozialismus aufgetreten und hie und da sogar in einige Wohldienerei ausgeartet, der jede Verstaatlichung, selbst die Bismarcksche, ohne weiteres für sozialistisch erklärt. Allerdings, wäre die Verstaatlichung des Tabaks sozialistisch, so zählten Napoleon und Metternich mit unter den Gründern des Sozialismus. Wenn der belgische Staat aus ganz alltäglichen politischen und finanziellen Gründen seine Haupteisenbahnen selbst baute, wenn Bismarck ohne jede ökonomische Notwendigkeit die Hauptbahnlinien Preußens verstaatlichte, einfach, um sie für den Kriegsfall besser einrichten und ausnützen zu können, um die Eisenbahnbeamten zu Regierungsstimmvieh zu erziehn und hauptsächlich, um sich eine neue, von Parlamentsbeschlüssen unabhängige Einkommensquelle zu verschaffen – so waren das keineswegs sozialistische Schritte, direkt oder indirekt, bewußt oder unbewußt. Sonst wären auch die königliche Seehandlung, die königliche Porzellanmanufaktur und sogar der Kompanieschneider beim Militär sozialistische Einrichtungen oder gar die unter Friedrich Wilhelm III. in den dreißiger Jahren alles Ernstes von einem Schlaumeier vorgeschlagene Verstaatlichung der – Bordelle.“

Lohn, Preis, Profit, Sonnenstrahlen

lohn, Preis, Profit

Bei den letzten Sonnenstrahlen des Sommers zu studieren: Thomas Kuczynski zu Marxens Lohn Preis Profit. Immer wieder schön zu lesen, der Alte im Original – scharf, prägnant und sarkastisch.

Ihr wärt sehr auf dem Holzweg, falls ihr glaubtet, daß der Wert der Arbeit oder jeder beliebigen andern Ware in letzter Instanz durch Angebot und Nachfrage festgestellt werde. Angebot und Nachfrage regeln nichts als die vorübergehenden Fluktuationen der Marktpreise. Sie werden euch erklären, warum der Marktpreis einer Ware über ihren Wert steigt oder unter ihn fällt, aber sie können nie über diesen Wert selbst Aufschluß geben. Unterstellt, daß Angebot und Nachfrage sich die Waage halten oder, wie die Ökonomen das nennen, einander decken. Nun, im selben Augenblick, wo diese entgegengesetzten Kräfte gleich werden, heben sie einander auf und wirken nicht mehr in der einen oder der andern Richtung. In dem Augenblick, wo Angebot und Nachfrage einander die Waage halten und daher zu wirken aufhören, fällt der Marktpreis einer Ware mit ihrem wirklichen Wert, mit dem Normalpreis zusammen, um den ihre Marktpreise oszillieren. Bei Untersuchung der Natur dieses Werts haben wir daher mit den vorübergehenden Einwirkungen von Angebot und Nachfrage auf die Marktpreise nichts mehr zu schaffen. Das gleiche gilt vom Arbeitslohn wie von den Preisen aller andern Waren.

Vgl. meine Leseempfehlung (20.05.2017, pdf): Marx popularisiert Marx von Thomas Kuczynski (mit Dank an den Schockwellenreiter).

Zeugen Gretas oder die ernsten Klimaforscher

telefonzelle
Symbolbild für Berlin-Neukölln

Ich habe nur angefangen, einen Artikel auf der Kinderseite der Zeit (in Gendersprache) zu lesen. „In einer Potsdamer Wohngemeinschaft leben Julia, Steffi und Tina ihr Ideal von Nachhaltigkeit. Genau zu wissen, wo das Essen herkommt und wie man Seife selbst herstellt, ist für sie so selbstverständlich wie der Gang zur Klimademo.“

Mehr muss man nicht wissen, man weiß, was jetzt kommt. Da fiel mir eine soziologisch verwandte Gruppe ein: Was ist das Gemeinsame?

Jonas Kuhn schrieb auf Fratzenbuch: „Die neuen Menschen der grünen Avantgarde stellen sich vor: Tina („Ich habe Biologie studiert und mache jetzt Seife“), Julia (hat „ihre Arbeitszeit auf 20 Stunden reduziert, damit sie einen Master in strategischem Nachhaltigkeitsmanagement machen kann“) und Steffi („die zwei Bachelorabschlüsse hat – einen in Medienkommunikation und einen in Kulturwissenschaft“) erfüllen alles, was es braucht, um aktiv zu werden im Bereich gutes Gewissen (jung, wohlhabend, angehende Fachkraft im grünen Allerlei). Und zeigen der nächsten Generation, dass einfach nur Freitag morgens Klassenkampf von oben zu betreiben nicht ausreicht, um die Welt zu retten. Man muss sich der Sache schon mit Leib und Seele verschreiben und sich kompromisslos in Gänze zurichten. (…) Freilich gelten diese Regeln vor allem für den Pöbel.“

Ganz wie bei anderen chiliastischen Gruppen: Das tägliche Leben wird streng reglementiert (man muss bei jedem Furz noch nachdenken), weil die Apokalypse naht. Tut Buße, denn das Klima ist im Arsch!

I am not your negro

The Guardian: „The Pulitzer-nominated poet Laurie Sheck, a professor at the New School in New York City, is being investigated by the university for using the N-word during a discussion about James Baldwin’s use of the racial slur.“.

„During the class, Sheck pointed to the 2016 documentary about Baldwin, I Am Not Your Negro, and asked her students to discuss why the title altered Baldwin’s original statement, in which he used the N-word instead of negro during an appearance on a talk show.

Sheck told Inside Higher Education that a white student had objected to her language.“

Schon klar. „White students“ beschweren sich über das Wort negro. Man muss auch wissen, wer Baldwin ist und woher das Zitat stammt.

By the way: Woran und wie erkennt man, ob jemand weiß ist?

Everything simplified, miscellaneous and kafkaesque

Brexit
Source: Pulse of Europe – Canarias

By the way: Greta Rackete heißt jetzt Maria-Jeanne d’Arc. Ganz wenig Likes auf Fratzenbuch – entweder ist die Pointe zu schwer zu verstehen oder alle missbilligen meine suggestive These, bestimmte Frauentypen seien die Basis für moderne Massenhysterie im Sinne Le Bons und Elias Canettis.

Ich hatte viel zu tun in den letzten Tagen, auch die zwei drei Sims sind noch nicht fertig, ja, der Bau hängt im Plan zurück; im Vergleich zum Stand von vor acht Tagen hat sich aber viel getan – ich habe jetzt und mittlerweile auch eine gesamtarchitektonische Idee.

secondlife

And now for something completely different. Lesebefehl vom Schockwellenreiter: Culture and Cognition – Essays in Honor of Peter Damerow (Open Source). Nur für Kaltduscher.

Miscellaneous: The Guardian: Schoolchildren in China work overnight to produce Amazon Alexa devices. Friedrich Engels hätte seine wahre Freude daran.

Der Europarat stellt der deutschen Regierung ein vernichteten Zeugnis aus beim Kampf gegen Korruption. Zitat aus dem Tagesspiegel:
Auch die Anzeigepflichten für Abgeordnete gehen den Experten nicht weit genug. Sie sprechen sich insbesondere dafür aus, dass Parlamentarier ihre Unternehmensbeteiligungen auch dann angegeben müssen, wenn sie unter dem derzeit für die Offenlegung geltenden Mindestanteil von 25 Prozent liegen. Beim Thema Offenlegungspflichten wirft der Evaluationsbericht dem deutschen Parlament sogar eine „Blockade jeglicher künftiger Reformen“ vor. Schon klar.

Da wir gerade dabei sind, genau hinzusehen, wo es gewaltig stinkt –
Telepolis: Scharfe Kritik an der ARD. Mit dem Filmbeitrag „Krankenhäuser schließen – Leben retten?“ soll der beitragsfinanzierte öffentlich-rechtliche Sender Werbung für die Studie der Bertelsmann Stiftung betrieben haben. Was ist dran an dem Vorwurf? Alles. Was zu erwarten war.

And now for something completely different. In China fahren die Züge bald 400 km/h schnell. Deutschland setzt weiterhin auf stinkende Privatautos und Flugzeuge für Kurzstrecken. Flughäfen zu Wäldern oder so!

Ich empfehle einen nüchternen Artikel im Tagesspiegel – ein Interview mit Christian Walburg): Was genau ist Ausländerkriminalität? „Kein Hintergrund bestimmt uns einfach. Das müsste man nur noch so popularisieren, wie Donald Trump redet. Wenn man da Katja Kipping oder verklemmte Sprachblasenfacharbeiter ranlässt, versteht das niemand oder das Volk wendet sich mit Grausen ab.

Es gab ein großes Hallo im Antideutschen-Forum auf Fratzenbuch. Die Ruhrbarone titeln: Liebe Amerikaner, lasst uns mit diesen Deutschen nicht alleine! Richtig: Linkspartei, AfD, SPD – gleich drei große Parteien stehen für einen antiwestlichen Nationalpazifismus. Falsch: … die USA sind das intellektuelle Zentrum der Welt. Immerhin kann man über die Thesen wunderbar diskutieren.

Washington Post: Israel unveils Franz Kafka’s papers after a legal battle that was, well, Kafkaesque. Schön zu lesen.

Auf Empfehlung eines Lesers: Knuttis grüner Schatten. Ein einziger Autor verfasst auf Wikipedia praktisch im Alleingang die Einträge zu «Klimaleugner», «Energiewende» und «Reto Knutti» . Widerspruch duldet der Vollzeit-Wikipedianer nicht. Hinter dem anonymen Vielschreiber versteckt sich der Aktivist Andreas Lieb. Wer bezahlt ihn? Gute und einzig richtige journalistische Frage. Wieder ein Argument mehr, Wikipedia auf Deutsch bei politischen Fragen nicht ernst zu nehmen.

Einen habe ich noch. Wenn schon Wodka, dann einen, der im Dunkel leuchtet.

RAL 5010, repainted

RAL 5010

Man hat ja auch sonst nichts zu tun. Das hatten wir übrigens schon 2016, 2014, 2012, 2011, 2009, 2008 (noch mit anderem Mobiliar).

Am Göring-Kahn, nachdenklich

Nieder-Neuendorfer SeeMolenkähneburksMolenkähne

Selbst bei Paddeln, wenn man den Kopf freikriegen will und den alternden Körper ertüchtigt, um die Fleischmarktchancen zu erhöhen, holt einen die Geschichte ein.

Die Arme gleichmäßig bewegend, den Kopf durch ein neutrales Käppi vor der gleißenden Sonne geschützt, die Kühle des Wassers fühlend, das Weichbild der Altstadt Spandau hinter mir lassend, vor mich hinsinnierend, (ist das jetzt das im Deutschen nicht vorhandene MolenkähneGerundium?), was der Sinn der Weltläufte sei, wenn nicht, wie eine typische Vertreterin der „linken“ Arbeiterklasse behauptet, die Zahl 42, gelangte ich – nach Ansicht des auch virtuellen Kartenmaterials war das wahrscheinlich, ja sogar unvermeidbar – ins Beitrittsgebiet aka Brandenburg, obzwar Berlin immer noch auf meiner Steuerbord-Seite, genauer: den Nieder-Neuendorfer See, den, da er mir langweilig erschien, weil die Gestade von Bootsanlegeplätzen wie gewohnt umsäumt, ich eilig durchquerte, wohl wissend, dass alsbald Hennigsdorf am Horizont erscheinen müsste, das mir bis jetzt völlig unbekannt war – ein zusätzliches Motiv, dieses paddelnd aufzusuchen, eingedenk der Tatsache, dass der Satzbau des Heinrich von Kleist, der die deutsche Sprache zur Höchstform trieb, was ihn aber zum Feind aller Blogger und der tl;dr-Fans machte, vermutlich einen großen Teil der hiesigen Leserschaft vergrätzen würde (Futur II und Konditional – aus der Perspektive von vorgestern – vermag das Deutsche hier nicht exakt auszudrücken).

In Deutschland hat alles einen Namen, sogar die Bäume sind nummeriert – ein Relikt magischen Denkens, das in uns schlummert: Wir meinen offenbar, das Unbekannte bannen zu können, indem wir es benennen, sogar Tiere, denen es herzlich egal ist, wie der Homo Sapiens sie ruft (mein leider verstorbener Hund Ajax von Teufelslauch hörte auch genau so gut und gehorsam auf „Tölchen“). Vor mir erschien also ein Eiland, offenbar unbewohnt, schmal und lang und voller Gestrüpp, zum Anlanden nicht wirklich geeignet – was mich dazu trieb, es dennoch zu versuchen. Mit Mühe gelang es mir, mein Boot zu vertäuen. Der Untergrund war durchzogen von verrosteten Eisenstangen und anderem Material, was zu dubios war, als das ich ihm meine 84 Kilo anvertraut hätte. Es war eine künstliche Struktur, die mich an Stanislaw Lems „Der Unbesiegbare“ erinnerte, nur welche, erschloss sich mir nicht. Noch Geheimnisvoller war, dass die Insel keinen Namen hatte, was undeutsch ist.

Nach der Recherche stellt sich heraus, dass ich auf einem Göring-Kahn gerastet hatte.

Im nördlichen Bereich des Gewässers befindet sich eine künstlich angelegte Mole in Nord-Südrichtung, ein Ergebnis der deutschen Teilung. Im Zuge der Absicherung der Sektorengrenzen sowie des DDR-Staatsgebietes wurde bereits vor 1961 ein Kontrollpunkt in Hennigsdorf für die sektoren- und grenzüberschreitende Binnenschifffahrt geschaffen. Diese entstand etwa am Kilometer 10,35 im Verlauf des Oder-Havel-Kanals. Unmittelbar nach dieser künstlichen Engstelle zweigt der Mitte der 1950er Jahre unter Umgehung von Westberliner Stadtgebiet entstandene Havelkanal in Richtung Paretz nach Westen ab. Um eine Zwangskanalisierung und Einengung der Wasserstraße zu erreichen, wurden durch das damalige Wasserstraßenhauptamt mehrere Arbeitsschuten, die aus den Beständen alter Schleppkähne stammten im angrenzenden Seengebiet in Fahrtrichtung Berlin-West im Nieder Neuendorfer See versenkt und mittels Bauschutt und Erdauffüllung zu einer künstlichen Mole verbaut.

HenningsdorfHafen Henningsdorf

Weiter nach Norden kommt noch mehr Pampa. Ich hatte befürchtet, die Ufer würden durch das hässliche Gewerbegebiet von Henningsdorf-Papenberge verunstaltet – aber da ist nichts von zu sehen, nur Grün und Bäume. Man könnte fast Urwald-Feeling bekommen. Das wurde unvermittelt unterbrochen, als der Wind mir eine gelbsandige Wolke ins Gesicht trieb, so, als paddelte ich durch den Suez-Kanal, die wohl aus einem Schornstein stammte, den ich aus der Ferne sah.

Der Hafen von Hennigsdorf wird von Lokaljournalismus selbstredend unkritisch bejubelt, wenn auch nur ein „Unternehmer“ sich dort umtreibt. Ich sah dort nichts, aber auch nichts über Gebühr Hässliches, und machte kehrt.

havelkanalFöhre Hakenfelde - Tegelortwasserpolo

By the way: die Fähre zwischen Tegelort und Hakenfelde hatte ich zum letzten Mal in den 70-er Jahren gesehen, als ich mit meiner Taxe übersetzen ließ. Lustig ist das.

Und wer kennt die neue Sportart Wasserpolo? Wieder in Klein-Venedig angelangt, beobachtete ich die Herren, die mit Händen und einer Art Paddel versuchten, einen Ball in ein hoch gelegenes Netz zu befördern – und dabei vom Feinsten mit ihren winzigen Kajaks herumplantschten.

Wenn man beim Paddeln durchschittlich fünf Stundenkilometer macht, dann bin ich vorgestern rund 40 Kilometer gepaddelt.

Frauen- und Männersprachen

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Credits. Niabot/Wikipedia

Die Japaner kennen kein Patriarchat und sind die emanzipiertesten Menschen der Welt. Das müssten unsere sprachesoterischen Gender*sprechertheoretiker_/*Innen behaupten. Warum?

„Das Subjekt kann weggelassen werden – und dennoch gibt es weit mehr Möglichkeiten; „Ich“, „du“, „Sie“ etc. zu sagen als in europäischen Sprachen. Die Wörter kennen kein Geschlecht; bis auf wenige Ausnahmen gibt es keine Pluralbildungen. Auch an das Fehlen einer Deklination, einer Konjugation, eines Futurs und eines Konjunktivs in unserem Sinn muß man sich gewöhnen. Wenn man dann die Höflichkeitssprache(n) beherrscht, Frauen- von Männersprache unterscheiden kann, hat man die ersten Weihen schon hinter sich, ohne sich allerdings schon einen Akrobaten nennen zu dürfen.“ (Peter Pörtner: Die japanische Sprache – auch eine japanische Herausforderung. In: Konkursbuch. Zeitschrift für Vernunftkritik: Japan, Bd.1, Ein Lesebuch)

Gutes Verrichten!

verrichtungsbox
Verrichtungsbox (Symbolbild)

Wörter, die aus dem Anus der deutschen Sprache ausgeschieden wurden: Verrichtungsbox, Migrationshintergrund, Durchführung, hinterfragen, Netzwerkdurchsetzungsgesetz.

Merchandise

merchandise

San José, Costa Rica, Weihnachten 1981. Mich plagte Montezumas Rache. Daher fragte ich den alten Chinesen im Laden, was dagegen wohl zu tun sei. Er empfahl mir: Drei Tropfen China-Öl auf ein Glas Wasser. Das half – innerhalb von ein paar Stunden war ich frei von Beschwerden. Vielleicht habe ich auch nur fest genug daran geglaubt.

Im Griebnitzkanal und drumherum

GriebnitzkanalstölpchenseeGriebnitzseeGlienicker LakedampfmaschinenhausSkyline PotsdamGlienicker Brücke

Hehe, Google Maps kennt den Griebnitzkanal nicht, sondern verweist irrig auf den Prinz-Friedrich-Leopold-Kanal. Wieso muss man Gewässer immer nach irrelevanten Vertretern der herrschenden Klasse benennen? Wäre doch schön, wenn die Reichen und Schönen in Wannsee in ihren Villen auf den Georg-Elser-Kanal blicken oder im Artur-Harris-Kanal planschen müssten?

Es begab sich aber zu der Zeit, dass die Temperaturen die 40 Grad erreichen wollten, dass alle Welt zum nächstgelegenden Wasser strebte (ausser der arbeitenden Klasse). Und diese Temperatur war nicht die allererste und geschah zu der Zeit, da Merkel Kanzlerin von Deutschland war. Und jedermann schwamm, paddelte oder motorbootete, dass das Wasser nur so spritzte, ein jeglicher in seine Stadt.

Da machte sich auch auf Burks aus Neukölln, aus der Stadt Berlin, in das reiche Land im Westen, das da heißt Spandau, auf dass er seine körperlichen Grenzen kennenlerne. Und als er daselbst auf dem Großen Wannsee war, kam die Zeit, da er in den Griebnitzkanal einbiegen musste. Und er hob das Paddel und sprach: Wohlan, lasset uns die Wassergrundstücke der Reichen und Privilegierten von nahem beobachten!

Alsbald paddelte er durch den Pohlesee, sah das Wehrhorn, sinnierte bei diesem Anlass, dass die Umerziehung im dortigen Reeducation Center wohl nicht viel gebracht oder nicht lange genug gedauert habe, paddelte alsbald in den Stölpchensee, der juristisch dem Teltowkanal untergeordnet ist (die spinnen, die…), gelangte dann unbeschadet in das Beitrittsgebiet, wo zunächst am Griebnitzsee das einseitige Fehlen von Villen und die am Ufer verlaufene Karl-Marx-Straße angenehm auffielen, wonach sich mehrere kleine Brücken hervortaten, die sich aber weigerten, den nötigen Schatten zu spenden, so dass dem Paddelnden die Hitze arg zu schaffen machte, woran auch das Dampfmaschinenhaus für Sanssouci naturgemäß nichts ändern konnte, bis endlich die Glienicker Lake in Sicht kam, genau auf der Grenze zwischen Berlin und Brandenburg, und mit ihr ein sanftes Lüftchen, das bis zum Erreichen der Glienicker Brücke und einem kleinen Picknick darunter Linderung brachte.

Ich bin neun Stunden gepaddelt, zurück vorbei an der Pfaueninsel und Schwanenwerder bis nach Tiefwerder zum Bootshaus. Viel mehr würde ich nicht schaffen; ich war völlig platt.

Pädagogisches Appeasement

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In einer Befragung von Koch (1992) werden beispielsweise die zu einer ganzheitlichen Sexualerziehung notwendigen Themen Geschlechtsrollen, Zärtlichkeit und Liebe, Körpergefühle, vorehelicher Geschlechtsverkehr, Vermarktung der Sexualität von 80% der Lehrer akzeptiert. 40% der Eltern lehnen jedoch diese Themen für den Schulunterricht ab. Wenn also diese Themen in einer Elternversammlung zur Sprache kommen, besteht die Gefahr, dass Eltern sie für ihre Kinder ablehnen.

Noch problematischer wird es bezüglich der so genannten „heißen Eisen“ schulischer Sexualerziehung: Orgasmus, Selbstbefriedigung, Homosexualität, Schwangerschaftsabbruch, Pornografie, Prostitution. Für die unterrichtliche Behandlung dieser sechs Themen bis zum 10. Schuljahr sprechen sich in der angeführten Studie nur noch 30% der Lehrerinnen aus, und 85% der Eltern lehnen diese Schwerpunkte für ein unterrichtliches Gespräch ab. Bei der Behandlung solcher Themenfelder ist also ein behutsames Vorgehen und Zurückhaltung angeraten. (S. 337)

Der Lehrer hat auf weltanschauliche oder religiöse Überzeugungen der Eltern Rücksicht zu nehmen, z. B. wenn eine Reihe türkischer oder arabischer Schüler in der Klasse sind, sollten die in der Studie von Koch angeführten [sexualpädagogischen] Themenschwerpunkte mit größerer Zurückhaltung angegangen werden. (S. 338)

(Lothar Staeck: Zeitgemäßer Biologieunterricht: Eine Didaktik für die Neue Schulbiologie, 2016)

FYI: Exegi Momumentum, reloaded

Werkstatt

Ja, ich weiß, dass man in Hongkong in derartigen Räumen leben muss, wenn man zur so genannten Unterschicht gehört. Ich gönne mir den Luxus, eine klitzekleine Werkstatt zu haben, in der jeder Quadratzentimeter ausgenutzt wird. Mein Schraubstock hatte keine Heimat, daher musste ich ihm eine adäquate Bleibe sägen, hämmern und schrauben. Nur, falls jemand fragt, was ich an meinem freien Sonntag nach dem Frühstück angestellt habe – außer Blumen umzutopfen und zu gießen, einen Fleck auf dem Flurteppich versuchen zu entfernen, abzuwaschen, Fenster zu putzen, Wäsche zu waschen etc. – was man als Mann so macht.

Imchen et al

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Ich verfolge die Weltläufte durchaus und beabsichtige auch, diese zu kommentieren. Aber ich hatte in dem Beruf, der mich finanziell absichert, drei 12-Stunden-Nachtschichten und noch eine von zehn Stunden, zwei Tage frei und ab morgen noch drei 12-Stunden-Schichten.

In der Freizeit habe ich etwas Schönes getan, heute zum Beispiel war ich sechs Stunden auf dem Wasser, was mich total ausgelaugt hat. (Die Insel Imchen hatte ich schon erwähnt, heute habe ich sie umrundet. Nein, ich bin nicht auf der Insel gewesen.)

With Passion

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Die Passionsblume auf meinem winzigen Balkon blüht endlich. Auch die Hyazinthen Hortensien und Rosen scheinen sich wohlzufühlen.

Was ihr wollt

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Alter Mann vor altem Kran

By the way: Ich müsste mal wieder etwas Politisches posten, sonst springen die anspruchsvollen Leserinnen und kritischen Leser ab. Welche Themen? Tendenzieller Fall der Profitrate etwa? Je ein Kapitalist schlägt viele tot? Die Hijabisierung der „Linken“ und des öffentlichen Raums? Gödel? Riemann? Polygone? Donald Byrne gegen Bobby Fischer? Das Fermatsche Theorem? Der Fetischcharakter der Ware, revisited? Oder interessiert Euch mehr der Quedlinburger Domschatz und wie der Feudalismus zu definieren sei?

Read on my dear, read on oder: Der Weltgeist schwebte über den Wassern

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Ich las gerade im „Spiegel“ ein Zitat, das ich den literarisch und wissenschaftlich interessierten Leserinnen und den gebildeten Lesern nicht vorenthalten will, da es exakt dem entspricht, was ich von den meisten Leuten denke: „Ein elfseitiges PDF-Dokument – ernsthaft?! Das liest sich doch kein junger Mensch durch“. Sagt ein Moritz Bayerl, 18, Gymnasiast aus Köln, Wähler der „Grünen“ und jemand, der auch „Landesschüler*nnenvertretung“ stammelt, obwohl ich anzweifele, das die Interviewer, die ihn haben zu Wort kommen lassen, das Sternchen gehört haben.

Schon Klar. Die gesamte Weltliteratur – außer Thomas Gsella – ist bekanntlich kürzer als elf Seiten. Muss man nicht kennen, wenn man Grün wählt. Dem würde ich gern – womöglich zum Abitur – 50 Seiten aufdonnern, etwa Lohn, Preis und Profit und ihn anschließen examinieren, da, wenn wir schon in Stenografie schreiben und denken wollen, dieses Marxsche Traktat die Lektüre der drei Bände des „Kapitals“ ersetzen könnte, wenn man es denn verstünde.

Auch interessant: Marie Sophie Hingst war Bloggerin des Jahres 2017. Und niemand hat etwas gemerkt. Vielleicht sollte ich mir – der medialen Aufmerksamkeit wegen – auch eine etwas interessantere Lebensgeschichte ausdenken. Ich habe – hört genau zu! – eine Slumklinik (das „Slum“ ist wichtig!) in Cochabamba gegründet und dort eine Sexualberatung für junge indianische Frauen angeboten. Würde aber nicht funktionieren; ich bin keine junge Frau, der man automatisch alles glaubt, wenn sie nur treudoof guckt.

Auch interessant: Andrea Nahles ruft zum geordneten Untergang Übergang der SPD auf.

Auch interessant dazu ist die Kolumne Thomas Frickes: „Dramatisch auseinandergedriftet sind die verfügbaren Einkommen der Leute im Land vor allem: zwischen 1999 und 2005 – also exakt in jenen sechs Jahren, in denen die SPD erstmals seit Ewigkeiten den Kanzler stellte, zwischen dem Wahlsieg von Rot-Grün Ende 1998 und der Abwahl von Gerhard Schröder im Herbst 2005. (…) Zum Auseinanderdriften dürfte ebenso beigetragen haben, dass durch die Tarifflucht von Betrieben seit Mitte der Neunzigerjahre immer mehr Beschäftigte nicht mehr nach Tarif bezahlt wurden; oder dass es keine Steuer mehr auf Vermögen gab, was kurz vor Rot-Grün kam.

Was soll man dazu noch sagen? Ich weiß was: Die Umverteilung von unten nach oben ist die zentrale Aufgabe des Staates – eines Ausschusses der herrschenden Klasse – im Kapitalismus, und es ist egal, welche Partei regiert – schwarz, rot oder grün.

Ach so: der Titel. Die Anspielung des zweiten Teils kannte wer?

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