Einstürzende Altbäume, reloaded

ncm e-bike

Überraschung! Nachdem ich heute mit Mühe mein NCM-Moscow-E-Bike unter dem umgestürzten Baum hervorgezerrt hatte (und auch noch das Fahrrad meine Opas), stelle ich überrascht fest, dass der Hinterreifen, der gestern völlig demoliert aussah, sich wie durch ein Wunder wieder auf die Felge geschmiegt hatte. Respekt vor den Konstrukteuren – das Ding scheint ja ziemlich zäh zu sein. Noch nicht mal Luft hatte der Reifen verloren. (Das sind nicht die Originale, sondern so genannte unplattbare von Schwalbe).

Um für die Zukunft gerüstet zu sein, lustkaufte ich bei der Großbourgeoisie (dahin gehen auch die Links) eine Astsäge und, für hartnäckige Fälle, eine Survival-Axt. Man kann nie wissen, ob einem der Himmel nicht ein Baum beinahe auf den Kopf fällt.

Check:

health check

Versehentlich 11 Stunden und 41 Minuten geschlafen. Behauptet meine Uhr. Prostata normal. Offenbar immer noch kein Corona.

Aussterbende Kulturtechniken

silberbesteck

„Um das regelmäßige Reinigen des Silberbestecks zu umgehen, kannst du es zu einem guten Preis im Internet verkaufen.“ Ach ja? Die zahlen pro Kilo.

Ich habe die Teilchen gerade für’n Appel und ’n ei in der Nachbarschaft erworben. Ich finde es auch interessant zu wissen, wie man so was pflegt und aufbewahrt. Ich habe gesehen, dass in einer Schublade meiner Mutter auf dem Tafelsilber ein Stück Kreide liegt. Das alles gehört eindeutig in die Rubrik „aussterbendes Wissen“ wie das Einkochen, das gute Kochen insgesamt, das Schuhputzen, das Flicken von Fahrradreifen, das Strümpfe stopfen.

Schnitzel mit Wiener Sauce et al

wiener schnitzel

Frau Oberin, bitte ein klimaschädliches Wiener Schnitzel mit Zigeunersauce!

Jetzt ist aber gut. Sonst wird dieses Blog noch als „unseriös“ deklariert. Wir wissen, wie die Qualitätsmedien darauf reagieren: Sie würden dieses Blog sozial ächten, indem sie es nie zitieren oder erwähnen (Ausnahme: der Lünschermannsweg wäre das Thema). Was war noch gleich das Thema heute?

Whoopi Goldberg hat zuviel Veganes gegessen? Nein, daran kann es nicht liegen. Der Holocaust war eine Sache „zwischen Weißen“? WTF? Natürlich rudert sie jetzt zurück. Ist ihr eben nur so rausgerutscht. Jemand schreibt auf Fratzenbuch: „Why was Whoopi Goldberg wearing a Palestinian scarf with an American flag pattern? Is she trying to make some pro-Palestinian statement or an anti-American one or an anti-Israel/Jewish one or what?“ Ach, das ist schon zehn Jahre her. Dieses Internet verwirrt einen.

Vielleicht übe ich mich auch nur in kalkulierter Aufmerksamkeitsökonomie? Stefan Niggemeier: Und als Leser kann man sich natürlich fragen: Warum lese ich das dann?

Kopf hoch!

heads up

„Kopf hoch, so motiviert der professionelle Begegnungscoach. Wichtig sei dabei die Körpersprache. Also bitte nicht gebückt, sondern aufrecht durch die Welt gehen, mit offenem Blick, und schon mal das vorwegnehmen, was da Positives kommen könnt.“ #qualitätsjournalismus

Unter Bonus-Bloggern

In einer ZDF-Talkshow diskutierte die Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Anne Spiegel, die Idee „Stiefvater“ und „Stiefmutter“ durch „Bonus-Vater“ und „Bonus-Mutter“ zu ersetzen.

Das eröffnet ja viele Möglichkeiten. Ich bin ab sofort Bonus-Blogger.

Unregelmäßiges Tumultuöses

luhmann

Ja, man mag mich des Vernachlässigens des Publikums zeihen (was ist das für ein Deutsch? Der Säzzer), aber ich bin entschuldigt, weil ich sehr viel zu tun hatte und wenig Schlaf fand. Stundenlange Videokonferenzen mit Anwälten (merci, Minuskel!), unzählige Telefonate (ja, die gibt es noch!) und ebensoviele E-Mails. Fazit: Ein vorläufiger Sieg der Guten, fußend auf einer Taktik, die sich irgendwo zwischen der Schlacht bei Leuktra und der bei Roßbach ansiedeln lässt – schief, aber gegen überlegende Kräfte effektiv. Oder: Ein Scheinangriff auf der eigenen schwächeren Seite verwirrt den Gegner, dann kommt die Attacke ganz unvermutet woanders, immer eingedenk des abgewandelten Zitats eines britischen Kollegen: Der Traum jedes britischen Journalisten besteht darin, einen nichtsnutzigen Verbandsfunktionär um sein „Ehrenamt“ zu bringen. Der Traum deutscher Journalisten besteht darin, sein Pressesprecher zu werden.

schlaf

Vielleicht habe ich aber auch nur zu viel von Mao gelesen: „Für alles Reaktionäre gilt, dass es nicht fällt, wenn man es nicht niederschlägt. Es ist die gleiche Regel wie beim Bodenkehren – wo der Besen nicht hinkommt, wird der Staub nicht von selbst verschwinden.“ Demnächst mehr in diesem Theater. #vereinsmeierei

Ich lernte beim Studium juristischer Texte auch etwas Neues (immer auch das Kleingedruckte lesen!) Eine Vereinssatzung sagt zum Beispiel: Die Mitglieder haben das Recht – auf Auskunft durch den Vorstand. Unter Berücksichtigung des Datenschutzes ist ihnen Einsichtnahme in die schriftlichen Protokolle der Gremien zu gewähren. Eine Weitergabe der Informationen an Nichtmitglieder ist nicht gestattet. Dieses Recht ist nur entsprechend den gesetzlichen Bestimmungen zu Datenschutz und Informationsfreiheit eingeschränkt.

Gesetz den Fall, ein Vereinsvorstand mauerte, mauschelte und verschanzte sich hinter dem „Datenschutz“ und schwärzte Dokumente, die man als Mitglied gern einsähe – was kann man tun? Da gibt es hübsche Urteile allerhöchster Gerichte: Mit der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) kann nicht verhindert werden, dass personenbezogene Daten (z.B. Namen, Anschriften) von Mitgesellschaftern oder Vereinsmitgliedern an einen Gesellschafter oder Vereinsmitglied herausgegeben werden müssen. Oder anders gesprochen: Wer ein berechtigtes Interesse an den Daten geltend macht, muss diese auch von der Gesellschaft oder dem Verein/Verband erhalten. Yalla!

wine drinking woman

Schwanken Schwenken wir um zu Lifestyle-Themen. Oder auch: Wein saufen gegen Corona: „Consumption of red wine above or double above the guidelines played protective effects against the COVID-19.“ Ein Wermutstropfen (!): Gilt nur für Wein, nicht für Whisky.

Dann haben wir noch etwas über Drittanbieter-Cookies. Die üblichen Verdächtigen („Online-Publisher“ – gut, Weltnetz-Veröffentlicher hört sich shitty an) heulen auf, weil Google die schon im Browser blockieren will. Zwischenfrage: Welche Dödel erlauben denn warum „Drittanbieter-Cookies“? Am besten noch, wenn man mit Tor unterwegs ist? In welcher Welt lebt ihr denn? Vielleicht in der Welt der Qualitätsmedien, die zum Thema gequirlten Quatsch publizieren? „Google will Nutzern nicht mehr durchs Netz folgen.“ Was haben wir gelacht.

bugatti Chiron on Autobahn

Da wir bei Dödeln und Folgen sind: Auf bestimmten Strecken der deutschen Autobahnen gibt es gar kein Tempolimit. Das ist gut für Milliardäre, die gerne 417 Stundenkilometer schnell fahren. Vermutlich haben die Radarfallen sowieso laut „tilt“ gerufen. Die Polizei ermittelt. Ich würde gleich den Paragrafen 315b StGB heranziehen und die Kiste beschlagnahmen und versehentlich verschrotten.

Übrigens wollen die Nachgeborenen nicht mehr Lehrer werden. Warum, ist kaum zu fassen: Nur jeder Achte habe Spaß, sich mit neuen Technologien auseinanderzusetzen und nur ein Viertel fühle sich fit für das digitale Arbeiten. Den Interessenten fehlen demnach auch noch andere Fähigkeiten, die für den Lehrerberuf benötigt werden: Nur zehn bis 13 Prozent der Befragten zählen demnach hohes Selbstvertrauen, Resilienz gegenüber Rückschlägen oder die Fähigkeit, vor Gruppen zu reden, zu ihren besonderen Stärken.

WTF? Alle wollen nur noch Influencen und Sozialmedien. Vielleicht hilft ja noch mehr Saufen? Oder das pädagogische Angebot in den Schulen zu diversifizieren? Dazu hätte ich spontan ein paar Ideen.

lehrerin

Im Prinzip unkaputtbar

trabant

Eine Frage an das hier mitlesende Fachpublikum: Sind Trabants eigentlich immer kaputt oder fahren die auch mal?

Darf man das?

blumen

Ich habe, obzwar Hetero, immer Blumen auf dem Küchentisch. Sind 50 Euronen pro Monat dafür unverzeihlicher Luxus, den sich das Proletariat nicht leisten darf?

Die Lage der arbeitenden Klasse

schlaf

Wenn man Spätschicht hatte und erst um 22.30 Uhr nach Hause kommt und dann nichtsahnend und friedlich einschläft, sollte man mitten in der Nacht nicht ans Telefon gehen, wenn es die eigene Firma ist. Es könnte ein Kollege krank geworden sein, den man vertreten muss. Sogar wenn ich vorher Sex leichten Sport getrieben hätte, änderte das nichts.

Immerhin schickte man mir einen Wagen mit Fahrer, und ich musste nicht mit dem Roller oder E-Bike auf den vereisten Straßen herumschlittern und auf die Fresse fallen.

Etwas früh, Bezsenność und entspannende Tätigkeiten

smart watch
Huawei Health App für Android

Aus philosophischer Sicht umspannen wir bei der Diskussion um eine „smarte“ Armbanduhr natürlich ein riesiges Spektrum, das von Lems Ananke (Bezsenność heißt auf Deutsch passenderweise „Schlaflosigkeit“) bis Matrix alles umfasst. Bei solchen Geräten lese ich auch das Kleingedruckte. Man kriegt, was man erwartet und was euphemistisch als „nach Hause telefonieren“ umschrieben wird.

Vielleicht liegt es an dem kommunistischen Hintergrund, aber alles war kinderleicht zu installieren und zu verstehen. Die Uhr hat gefühlt unzählige Features und ich kenne sie alle, von einem Dutzend Zifferblättern zur Auswahl, Nützliches wie Timer, Stoppuhr, Taschenlampe, Überflüssigem wie einem Wetterbericht (dafür habe ich das Smartphone) und Schnickschnack per App wie „Stresstests“. [Update] Die Uhr muss nur alle zwei Wochen geladen werden, das ist schon grandios und wie bei einem Uralt-Nokia!

Ich kann mich damit anfreunden, dass mir morgens gesagt wird, wie lange ich geschlafen habe und wie lange mein Rem-Schlaf war. Solange mich nicht in einem chinesischen Hotel eine Hostess in Single Breasted Uniform ermahnt, meine REM-Phasen seien zu kurz, ist alles gut.

nokia
Nokia 105

Wer inkognito telefonieren und seine Kontakte verbergen will, nutzt bitte was anderes – dann aber auch konsequent (vgl. oben).

Ich finde es witzig, dass mir ausgerechnet ein volkschinesisches Produktmit intelligentem training gesucn bleiben empfiehlt: „mit intelligentem Training gesund bleiben!“ Und gleichzeitig „das Leben in vollen Zügen genießen„. Die Bahn kann ja nicht gemeint sein.

Das hatte wir doch unter „kapitalistische Selbstoptimierung“ und Hipstertum eingetütet? (Oder wird das von Bill Gates heimlich finanziert und ich bin jetzt gechippt? Und wieso können die im Zhōngguó tèsè shèhuìzhǔyì kein HTTPS?)

Warum rät mir die herrschende Klasse Regierung, ich sollte gesund bleiben? Vielleicht will ich nur schlapp auf einem Gamer-Sessel hängen und mit meinem Avatar andere zusammenprügeln?

Mein antiautoritäres Herz schwankt, wie schon bei einer staatlich verordneten Impfung: Soll das gefühlte Gemeinwohl obsiegen oder der auf seine vermeintliche Individualität pochende einzelne Warenproduzent?

Habermas hatten wir hier schon: „Unsere Freiheit“? Welche eigentlich? Der Untertan ist im Kapitalismus total frei und möchte auch so bleiben? Das ist doch Schwachsinn. Ich kann nur dringend einen Blick in Jürgen Habermas Strukturwandel der Öffentlichkeit (1972) empfehlen:
Die entfaltete bürgerliche Öffentlichkeit beruht auf der fiktiven Identität der zum Publikum versammelten Privatleute in ihren beiden Rollen als Eigentümer und Menschen schlechthin.

„Fiktiv“ deshalb, weil die Mehrheit des Publikums auf dem Markt nichts mehr zu verkaufen hat als die eigene Arbeitskraft, die von den Eigentümern der Produktionsmittel genommen und benötigt wird, um damit Profit zu erwirtschaften. Der Proletarier ist zwar frei und darf selbst bestimmen, wem er seine Ware Arbeitskraft verkauft; verweigert er sich aber dem Markt, muss er verhungern oder ist heute in Deutschland Hartz-IV-Empfänger. Diese Art, frei zu sein, zu bejubeln, ist zynisch.

Wenn ich unter diesem Motto das Thema „Datenschutz“ betrachte, wird mir ganz schlecht. Man wird schon in naher Zukunft überrollt werden von intelligenten Juristen der Entwicklung der Produktivkräfte, die den Kommunismus erwzingen wird, die nicht aufzuhalten ist.

Man kann dagegen einen donquichotteschen individuellen Abwehrkampf führen, was zu meinem anarchistischen Spieltrieb passte, oder in reaktionäre Naturromantik flüchten oder in entspannende Tätigkeiten. Im Zweifel wählte ich letzteres.

entspannende Tätigkeiten
Entspannende Tätigkeiten (Symbolbild)

Watch out!

smart watch

Ich habe mir einen kommunistischen Chip implantieren lassen. Man gönnt sich ja sonst nichts. Das fucking manual muss ich noch durchlesen. Zur Zeit fühle ich mich vom 中華人民共和國國家安全部 / 中华人民共和国国家安全部 ferngesteuert (deswegen der überhöhte Puls) – das kann ich hoffentlich irgendwie abschalten.

Fortschritt

burks staubsauger

Da bin ich vermutlich drei Jahre alt. Es könnte sich um einen Progress-Staubsauger handeln.

Draller Vorherarm und Nachherarm

monitor schwenkarmmonitor schwenkarm

Ja, ich weiß, es ist völlig belanglos. Ich musste aber eine Lösung finden, um meine Hardware irgendwie übereinanderzustapeln, da auf beiden Schreibtischen kein Platz mehr war. Die Lösung war Drall Universal Tischhalterung Halterung (Link geht zu Amazon). Das Ding ist recht stabil, allerdings habe ich mich über die völlig dämliche „Anleitung“ wieder geärgert. Man hat drei verschiedene Optionen, die Halterung mit der vertikalen Achse zu verbinden – das wird einem aber nicht mitgeteilt. Ich habe lange überlegt, wie ich den ganzen Schrauben- und Mutternkrempel zusammendrösele, bis der Groschen fiel.

Land of Hope mit strengen Maßnahmen oder: Ich sage nur China

metaverse
A rendering of a virtual conference venue on Baidu Xirang. (Image credit: TechNode/Qin Chen) Dazu schreibt die SCMP: „The virtual conference centre in Baidu’s metaverse app XiRang can simultaneously accommodate 100,000 people for meetings and other interactions.“

„Ich sage nur China, China, China.“ (Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger, NSDAP-Mitgliedsnummer 2.633.930, am 31.08.1969)

Es erstaunt mich immer wieder, wie unverblümt in deutschen Medien, vor allem in Wirtschaftsteil, gegen die Volksrepublik gehetzt wird, so plump, dass man sich fragen muss, wer das glauben soll? Natürlich hat sich das Narrativ „Uiguren“ dank der ständigen Berieselung so in den Köpfen festgesetzt, dass man rational nicht mehr darüber reden kann, sogar mit Freunden. Auch der Begriff „Regime“ fällt wie das Amen in christlichen Kirchen unverweigerlich. So was kennen wir bekanntlich im Kapitalismus gar nicht.

Frank Stocker, der Finanzredakteur der „Welt“, schreibt (Paywall): „Absturz einer Supermacht – Chinas neue Doktrin und ihre Folgen für die Welt“. De facto liest man dann das Gegenteil von „Absturz“, aber auf Inhalte kommt es offenbar wenig an. Wenn der chinesische Immobilienriese Evergrande trotz seiner Schulden nicht pleite geht, ist das auch wieder schlecht: „Mehr denn je befindet sich diese im festen Griff des Regimes.“ So was aber auch… Schlimm, diese Kommunisten.

Tatsächlich ist Chinas Gesellschaft inzwischen höchst ungleich. Der Gini-Koeffizient [Link natürlich von mir, B.S.], der die Ungleichheit in einem Land misst, liegt in China sogar höher als in den USA. Darauf reagierte Xi, der sich nach wie vor für einen Kommunisten hält, nun offenbar.

Wie jetzt? Xi ist gar kein Kommunist? Sondern? Staatskapitalist? Es kommt noch schlimmer:
So wurden im Sommer beispielsweise über Nacht alle privaten Unternehmen des Bildungssektors verboten – in diesem Bereich darf es nur noch gemeinnützige oder staatliche Institutionen geben. Man soll sich bessere Bildung nicht mehr kaufen können.

Das ist doch hervorragend?! Aber nein, es kommt von den pöhsen Chinesen. Dann ist es schlecht. Börsengänge wurden verhindert, Auslands-Listings weitgehend unmöglich gemacht, große Konzerne mussten ihre Daten an den Staat übergeben, und sie sollen mit Sondersteuern zur Kasse gebeten werden.

Das geht ja nun gar nicht. Börsengänge verhindert! Da bricht der Kapitalismus-affine deutsche Journalist in Tränen aus. Und man muss Ethan Harris fragen, „Ökonom bei der Bank of America“, eine Institution, die schon per definitionem unerbittlich neutral ist. Der erklärt gern, wie es läuft mit der Profitrate: „Wenn der Staat die Kapitallenkung übernimmt, bedeute das jedoch letztlich eine weniger effiziente Nutzung des Kapitals, was dann auch aufs Wachstum durchschlage.“

Ach ja? Ist das so? Woher weiß der Kerl denn das? Ich nenne dieses Gefasel schlicht faktenfreie Propaganda vom Feinsten. (Der Rest des Artikel steht weitgehend im Konjunktiv und ist rein spekulativ.)

metaverse

„Mindestens vier mutmaßliche Regelbrecher der strengen Corona-Maßnahmen in China sind in einer Stadt im Süden des Landes öffentlich zur Schau gestellt worden. Wie Staatsmedien am Mittwoch berichteten, wurden die Beschuldigten in weißen Schutzanzügen vor einer großen Menschenmenge in der Stadt Jingxi in der autonomen Region Guangxi vorgeführt. Den Personen wird vorgeworfen, illegale Migranten beim Grenzübertritt aus dem nahe gelegenen Vietnam geholfen zu haben.

Auf sozialen Medien kursierten am Dienstag Kurzvideos, auf denen die Verdächtigen Plakate mit ihren Fotos und Namen tragen, während sie von jeweils zwei Sicherheitskräften durch belebte Straßen geführt werden. Die Parade wird von Dutzenden Polizisten bewacht, einige von ihnen sind bewaffnet. Auf Chinas sozialen Medien erhalten die drastischen Maßnahmen der Behörden teilweise Zuspruch.“ (RND)

Nun, das ist so etwas wie ein Shitstorm old school. China geht mit denen, die gegen Regeln verstoßen, ohnehin anders um. Aber die Todesstrafe gibt es auch in Japan und den USA, und dort sperren sie vorwiegend die afroamerikanische Bevölkerung in die Knäste. Also hört mir auf mit den islamistischen Uiguren. Wenn erst die Güterzüge rollen, freut sich das Kapital.

metaverse

In China experimentieren sie mit der Zukunft, während Zuckerberg und Co. vielleicht auf das falsche virtuelle Pferd gesetzt haben. Natürlich wird es im chinesischen Metaverse keinen Sex geben, da stößt (!) Secondlife immer noch in eine Marktlücke; HiPiHi stand da a priori auf verlorenem Posten.

Irgendwann wird Europa, insbesondere Deutschland mit seiner Faxerei, aber einfach abgehängt werden. Und dann sehen wir alt aus.

Moralpaniken oder: Verkontraktualisierung der Lust

toxic vision
Credits: Sharon Ehman/Toxic Vision

Interessanter Artikel auf Telepolis: „Sexualität und Strafe im modernen Kapitalismus“ (und unterhaltsame Kommentare).

… dass ein veränderter Diskurs auch dafür sorgt, dass Menschen Situationen im Nachhinein als sexuelle Gewalt oder Gewaltigkeit erlebten, die sie vorher als gleichberechtigte Beziehung betrachteten – womöglich, weil sie sie aufgrund ihres Selbstbildes oder aufgrund von Erwartungshaltungen Dritter so betrachten wollten.

Überwachen und Strafen

Möppkenbrot

Aus den Qualitätsmedien erfahre ich: „Der neue Landwirtschaftsminister will gegen Billigfleisch kämpfen, die Arbeit in Schlachthöfen per Video überwachen und höhere Strafen für Tierquälerei durchsetzen“. – „Deutschland ernährt sich insgesamt zu ungesund“. – „“Aus Sicht von Özdemir müssen zudem die Preise für Lebensmittel und Agrarprodukte steigen.“

Ach? Plant da jemand, den Markt im Kapitalismus zu regulieren – womöglich im Namen der Volksgesundheit oder Turnvaters Jahn? Sinkt die Profitrate tendenziell, wenn die Arbeiterklasse zu fett wird?

Wurst

Ich lasse mir doch von einem Vegetarier nicht vorschreiben, was ich essen soll.

„Ein Theil der Bourgeoisie wünscht den socialen Mißständen abzuhelfen, um den Bestand der bürgerlichen Gesellschaft zu sichern. Es gehören hierher, Oekonomisten, Philantropen, Humanitäre, Verbesserer der Lage der arbeitenden Klassen, Wohlthätigkeits-Organisirer, Abschaffer der Thierquälerei, Mäßigkeits-Vereinsstifter, Winkelreformer der buntscheckigsten Art.“

currywurst mit kartoffelsalat

Das ist lustig. Erst ein paar Tage im Amt, und schon fällt die Maske ab. Nehmt den Armen das billige Essen weg! Schnitzel gehört geächtet oder so. Man merkt die belehrende Attitude, hinter der Surveiller et punir lauert. Ich aber sage Euch: Es wird die Zeit kommen, in der der Verzehr einer Currwurst ein Symbol der Rebellion gegen das Spießertum sein wird.

Koreanischer Bulgogi-Fleischtopf

Leicht tickende Kost

bulgogibulgogi

Nachdem ich das Publikum mit Wissenschaft nervte, muss ich jetzt leichte Kost nachschieben. Bulgogi liegt in der Marinade bis morgen. Was haben wir noch?

– Exklusiv auf burks.de: Ab der fünften Impfung wird es vermutlich Treuepunkte geben!

– Überraschung! Neue Bundesregierung dämpft Hoffnungen auf schnelle Digitalisierung. Echt jetzt? Warum? „So tickt Verwaltung nicht.“ Wie ticken sie denn?

Manuel Kellner schreibt auf Fratzenbuch: „Kampagnen gegen das Impfen haben eine äußerst reaktionäre und antisemitische Tradition. Nehmen wir die NSdAP. Julius Streicher schrieb im Jahr 1935: ‚Die Impfung ist eine Rassenschande‘. Hinter einer gesetzlichen Impflicht aus dem Jahr 1874 verortete Streicher jüdische Abgeordnete. Streichers Hetzblatt „Der Stürmer“ illustrierte den Zeitgeist in einem Sujet: Ein Arzt mit Hakennase, er lächelt verschlagen, hält eine Spritze in der Hand. Seine Patientin hat ein Kind im Arm, sie sieht sehr deutsch aus und äußert Bedenken: ‚Mir ist so komisch zu Mut, Gift und Jud tut selten gut.‘ Der Deutsche Impfgegner-Ärztebund reimte im Jahr 1935: ‚Deutsches Volk, hab‘ nichts mit dem Impfen gemein, / Es ist jeder wahren Gesundheitspflege Hohn, / Und willst Du nicht selbst Dein Totengräber sein, / Dann bekenn‘ Dich entschlossen zur Anti-Vakzi-Nation!'“

Nun gut, so etwas gibt es heute auch, nur ohne antisemitische Untertöne. Man kann aber Meinungen, die einem nicht passen, trotzdem tolerieren. Nehmen wir den die gemeinsame Kampffront von Wagenknecht und Kubicki, die sich beide gegen eine Impfflicht ausgesprochen haben. Oder Stiko-Mitglied Christian Bogdan vom Universitätsklinikum Erlangen: „Persönlich halte ich von einer gesetzlichen Impfpflicht nicht viel, da diese einen Rattenschwanz an Administration, Impfbefreiungszeugnissen und Klagen nach sich zieht und die gesellschaftliche Entzweiung fördert. Das Ziel, möglichst viele Menschen zu impfen, erreicht man über andere Wege viel einfacher. Allein die Einführung der 2G-Regel hat ja schon dazu geführt, dass sich sehr viele Unentschlossene impfen haben lassen. Die drei oder vier Prozent, die generell jede Impfung ablehnen, sind der Mühe nicht wert, eine Impfpflicht einzuführen.“

Es ist sowieso zu spät. Ich muss zugeben, dass mir chinesische Lösungen ohnehin besser gefallen. Ich bin neulich mit einer alten Freundin heftig aneinandergeraten, weil ich Moscheen schließen und Bärte abschneiden den chinesischen Weg, gegen den islamischen Terrorismus der Uiguren vorzugehen, für effektiv und auch weitgehend legitim halte und das Mediengetöse zum Thema hierzulande für größtenteils Propaganda.

– Der Vorstand des DJV Berlin/JVBB hat, wie zu erwarten war, die Frist verstreichen lassen, meine Fragen zu beantworten. Jetzt muss ich etwas für den Ruf tun, den ich bei denen habe. Oderint, dum metuant!

– Ich weiß, jetzt was das Ding in meinen Auge ist, das ich manchmal sehe und manchmal nicht und was ein Augenarzt nicht erklären konnte. Danke, Internet!

Precision and elegance oder: Die Brillenlage am Mittwoch

elegance

– Es ist alles, wie es immer war: Deutschland hat bald nicht genug Impfstoff. Surprise, surprise! Hätte uns doch jemand gewarnt! Der Mangel habe viele überrascht – auch ihn, sagte Gesundheitsminister Lauterbach. Mich nicht.

– Bürgerrechtler seien „quasiliberale Wichser“, Homosexuelle „Schwuchteln“, die weggesperrt gehörten. Das sagt Alexei Nawalny. Dahe wird er für den EU-Menschenrechtspreis nominiert.

– Scholz sagt, wir schafften das. „Der Dezember schlage mit seinen dunklen Tagen ohnehin aufs Gemüt, derzeit fehlten zudem die stimmungsvollen Weihnachtsmärkte und geselligen Weihnachtsfeiern, sagte der 63-Jährige.“ Wie meinen? Dann schaff dir eine Brille wie Mick Jagger an! Mir schlägt im Dezember nichts auf irgendwas. Und wenn das doch drohte, lasse ich meinen Avatar ein paar Leute umhauen oder befehle virtuellen Sklavinnen, dass sie mir ihre gravitationsbefreiten Titten 2.0 zeigen. Dann fühlt man sich gleich besser.

covis-19

– Übrigens: Gratulerer, Magnus Carlsen!

Flame Wars

Das Publikum in meiner Timeline auf Fratzenbuch verhielt sich bisher überaus gesittet. Schon länger hatte ich aber gehofft, mal den viel zitierten Abschaum sozialer Medien anzutreffen: Woke Bonsai-Inquisitoren, diverse Shitstomer, grün lackierte kackbraune Kamerad*/_Innen mit Glottischlag. Denen allen hätte ich gern etwas von den Flame Wars im Usenet Mitte der neunziger Jahre erzählt und dass damals die Dumpfbacken oft eine Merkbefreiung erhielten.

Jetzt weiß ich, wie ich es anstelle. Ich werde unsere Außenministerin Baerbock zukünftig mit Klemens Wenzel Lothar von Metternich, Charles-Maurice de Talleyrand-Périgord und Wjatscheslaw Michailowitsch Molotow vergleichen.

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