Nineveen, Wasser und Sand

havelhavelgrimnitzseealte spandauer PoststrasseSandgrube im Jagen 86

Witzigerweise habe ich genau vor einem Jahr auch meine private LeibesübungenWassersportsaison eröffnet. Gestern war es aber schon so sonnig und warm, dass ich stark pigmentiert wurde. Ich bin nur ein wenig in Klein-Venedig herumgepaddelt, wurde kurz nach dem Pichelssee von PolPot einem polnischen Pott fast ans Ufer verwiesen, habe dann den wie immer leeren Grimnitzsee erkundet, die kleinbürgerliche Idee ein bisschen neidisch bewundert und mich dann auf die Havel begeben, wo ich bis auf ein paar Enten auch ziemlich allein war.

Viel interessanter war die Rückfahrt durch den Grundewald per Fahrrad, weil ich noch einen Besuch bei meinen Eltern plante. Man biegt am Scholzplatz von der Heerstrasse ab nach Süden, radelt über die Straße Am Postfenn entlang des Torfgrabens bis zur Alten Spandauer Poststrasse, die ich bisher nicht kannte. Die Google-Maps-Dame in meinem Smartphone hatte Probleme, mir den rechten Weg zu weisen, weil ab und zu die Internet-Verbindung (wir sind in Deutschland!) abbrach.

Irgendwann erreichte ich die Sandgrube im Jagen 86, von der ich bisher auch noch nie etwas gehört hatte, obwohl ich schon mehr als vierzig Jahre in Berlin lebe. (Social distancing in Berlin? Vergiss es.)

Falls man vom Hauptweg abkommt, ist ein Mountainbike empfehlenswert: Durch tiefen Sand zu radeln ist nicht immer lustig. Dann kann man auch gleich zu Fuß gehen.

Die Russenbrücke und den Blitzbaum anzuschauen habe ich leider verpasst. Von deren Existenz erfuhr ich erst beim Recherchieren.

Übrigens: Nineveen – wieder etwas gelernt – stammt nicht aus „Herrn der Ringe“, sondern dem Grunewald. Da werde ich mal hinpaddeln.




Am Göring-Kahn, nachdenklich

Nieder-Neuendorfer SeeMolenkähneburksMolenkähne

Selbst bei Paddeln, wenn man den Kopf freikriegen will und den alternden Körper ertüchtigt, um die Fleischmarktchancen zu erhöhen, holt einen die Geschichte ein.

Die Arme gleichmäßig bewegend, den Kopf durch ein neutrales Käppi vor der gleißenden Sonne geschützt, die Kühle des Wassers fühlend, das Weichbild der Altstadt Spandau hinter mir lassend, vor mich hinsinnierend, (ist das jetzt das im Deutschen nicht vorhandene MolenkähneGerundium?), was der Sinn der Weltläufte sei, wenn nicht, wie eine typische Vertreterin der „linken“ Arbeiterklasse behauptet, die Zahl 42, gelangte ich – nach Ansicht des auch virtuellen Kartenmaterials war das wahrscheinlich, ja sogar unvermeidbar – ins Beitrittsgebiet aka Brandenburg, obzwar Berlin immer noch auf meiner Steuerbord-Seite, genauer: den Nieder-Neuendorfer See, den, da er mir langweilig erschien, weil die Gestade von Bootsanlegeplätzen wie gewohnt umsäumt, ich eilig durchquerte, wohl wissend, dass alsbald Hennigsdorf am Horizont erscheinen müsste, das mir bis jetzt völlig unbekannt war – ein zusätzliches Motiv, dieses paddelnd aufzusuchen, eingedenk der Tatsache, dass der Satzbau des Heinrich von Kleist, der die deutsche Sprache zur Höchstform trieb, was ihn aber zum Feind aller Blogger und der tl;dr-Fans machte, vermutlich einen großen Teil der hiesigen Leserschaft vergrätzen würde (Futur II und Konditional – aus der Perspektive von vorgestern – vermag das Deutsche hier nicht exakt auszudrücken).

In Deutschland hat alles einen Namen, sogar die Bäume sind nummeriert – ein Relikt magischen Denkens, das in uns schlummert: Wir meinen offenbar, das Unbekannte bannen zu können, indem wir es benennen, sogar Tiere, denen es herzlich egal ist, wie der Homo Sapiens sie ruft (mein leider verstorbener Hund Ajax von Teufelslauch hörte auch genau so gut und gehorsam auf „Tölchen“). Vor mir erschien also ein Eiland, offenbar unbewohnt, schmal und lang und voller Gestrüpp, zum Anlanden nicht wirklich geeignet – was mich dazu trieb, es dennoch zu versuchen. Mit Mühe gelang es mir, mein Boot zu vertäuen. Der Untergrund war durchzogen von verrosteten Eisenstangen und anderem Material, was zu dubios war, als das ich ihm meine 84 Kilo anvertraut hätte. Es war eine künstliche Struktur, die mich an Stanislaw Lems „Der Unbesiegbare“ erinnerte, nur welche, erschloss sich mir nicht. Noch Geheimnisvoller war, dass die Insel keinen Namen hatte, was undeutsch ist.

Nach der Recherche stellt sich heraus, dass ich auf einem Göring-Kahn gerastet hatte.

Im nördlichen Bereich des Gewässers befindet sich eine künstlich angelegte Mole in Nord-Südrichtung, ein Ergebnis der deutschen Teilung. Im Zuge der Absicherung der Sektorengrenzen sowie des DDR-Staatsgebietes wurde bereits vor 1961 ein Kontrollpunkt in Hennigsdorf für die sektoren- und grenzüberschreitende Binnenschifffahrt geschaffen. Diese entstand etwa am Kilometer 10,35 im Verlauf des Oder-Havel-Kanals. Unmittelbar nach dieser künstlichen Engstelle zweigt der Mitte der 1950er Jahre unter Umgehung von Westberliner Stadtgebiet entstandene Havelkanal in Richtung Paretz nach Westen ab. Um eine Zwangskanalisierung und Einengung der Wasserstraße zu erreichen, wurden durch das damalige Wasserstraßenhauptamt mehrere Arbeitsschuten, die aus den Beständen alter Schleppkähne stammten im angrenzenden Seengebiet in Fahrtrichtung Berlin-West im Nieder Neuendorfer See versenkt und mittels Bauschutt und Erdauffüllung zu einer künstlichen Mole verbaut.

HenningsdorfHafen Henningsdorf

Weiter nach Norden kommt noch mehr Pampa. Ich hatte befürchtet, die Ufer würden durch das hässliche Gewerbegebiet von Henningsdorf-Papenberge verunstaltet – aber da ist nichts von zu sehen, nur Grün und Bäume. Man könnte fast Urwald-Feeling bekommen. Das wurde unvermittelt unterbrochen, als der Wind mir eine gelbsandige Wolke ins Gesicht trieb, so, als paddelte ich durch den Suez-Kanal, die wohl aus einem Schornstein stammte, den ich aus der Ferne sah.

Der Hafen von Hennigsdorf wird von Lokaljournalismus selbstredend unkritisch bejubelt, wenn auch nur ein „Unternehmer“ sich dort umtreibt. Ich sah dort nichts, aber auch nichts über Gebühr Hässliches, und machte kehrt.

havelkanalFöhre Hakenfelde - Tegelortwasserpolo

By the way: die Fähre zwischen Tegelort und Hakenfelde hatte ich zum letzten Mal in den 70-er Jahren gesehen, als ich mit meiner Taxe übersetzen ließ. Lustig ist das.

Und wer kennt die neue Sportart Wasserpolo? Wieder in Klein-Venedig angelangt, beobachtete ich die Herren, die mit Händen und einer Art Paddel versuchten, einen Ball in ein hoch gelegenes Netz zu befördern – und dabei vom Feinsten mit ihren winzigen Kajaks herumplantschten.

Wenn man beim Paddeln durchschittlich fünf Stundenkilometer macht, dann bin ich vorgestern rund 40 Kilometer gepaddelt.




Im Griebnitzkanal und drumherum

GriebnitzkanalstölpchenseeGriebnitzseeGlienicker LakedampfmaschinenhausSkyline PotsdamGlienicker Brücke

Hehe, Google Maps kennt den Griebnitzkanal nicht, sondern verweist irrig auf den Prinz-Friedrich-Leopold-Kanal. Wieso muss man Gewässer immer nach irrelevanten Vertretern der herrschenden Klasse benennen? Wäre doch schön, wenn die Reichen und Schönen in Wannsee in ihren Villen auf den Georg-Elser-Kanal blicken oder im Artur-Harris-Kanal planschen müssten?

Es begab sich aber zu der Zeit, dass die Temperaturen die 40 Grad erreichen wollten, dass alle Welt zum nächstgelegenden Wasser strebte (ausser der arbeitenden Klasse). Und diese Temperatur war nicht die allererste und geschah zu der Zeit, da Merkel Kanzlerin von Deutschland war. Und jedermann schwamm, paddelte oder motorbootete, dass das Wasser nur so spritzte, ein jeglicher in seine Stadt.

Da machte sich auch auf Burks aus Neukölln, aus der Stadt Berlin, in das reiche Land im Westen, das da heißt Spandau, auf dass er seine körperlichen Grenzen kennenlerne. Und als er daselbst auf dem Großen Wannsee war, kam die Zeit, da er in den Griebnitzkanal einbiegen musste. Und er hob das Paddel und sprach: Wohlan, lasset uns die Wassergrundstücke der Reichen und Privilegierten von nahem beobachten!

Alsbald paddelte er durch den Pohlesee, sah das Wehrhorn, sinnierte bei diesem Anlass, dass die Umerziehung im dortigen Reeducation Center wohl nicht viel gebracht oder nicht lange genug gedauert habe, paddelte alsbald in den Stölpchensee, der juristisch dem Teltowkanal untergeordnet ist (die spinnen, die…), gelangte dann unbeschadet in das Beitrittsgebiet, wo zunächst am Griebnitzsee das einseitige Fehlen von Villen und die am Ufer verlaufene Karl-Marx-Straße angenehm auffielen, wonach sich mehrere kleine Brücken hervortaten, die sich aber weigerten, den nötigen Schatten zu spenden, so dass dem Paddelnden die Hitze arg zu schaffen machte, woran auch das Dampfmaschinenhaus für Sanssouci naturgemäß nichts ändern konnte, bis endlich die Glienicker Lake in Sicht kam, genau auf der Grenze zwischen Berlin und Brandenburg, und mit ihr ein sanftes Lüftchen, das bis zum Erreichen der Glienicker Brücke und einem kleinen Picknick darunter Linderung brachte.

Ich bin neun Stunden gepaddelt, zurück vorbei an der Pfaueninsel und Schwanenwerder bis nach Tiefwerder zum Bootshaus. Viel mehr würde ich nicht schaffen; ich war völlig platt.




Imchen et al

Grunewaldturm

Ich verfolge die Weltläufte durchaus und beabsichtige auch, diese zu kommentieren. Aber ich hatte in dem Beruf, der mich finanziell absichert, drei 12-Stunden-Nachtschichten und noch eine von zehn Stunden, zwei Tage frei und ab morgen noch drei 12-Stunden-Schichten.

In der Freizeit habe ich etwas Schönes getan, heute zum Beispiel war ich sechs Stunden auf dem Wasser, was mich total ausgelaugt hat. (Die Insel Imchen hatte ich schon erwähnt, heute habe ich sie umrundet. Nein, ich bin nicht auf der Insel gewesen.)




Was ihr wollt

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Alter Mann vor altem Kran

By the way: Ich müsste mal wieder etwas Politisches posten, sonst springen die anspruchsvollen Leserinnen und kritischen Leser ab. Welche Themen? Tendenzieller Fall der Profitrate etwa? Je ein Kapitalist schlägt viele tot? Die Hijabisierung der „Linken“ und des öffentlichen Raums? Gödel? Riemann? Polygone? Donald Byrne gegen Bobby Fischer? Das Fermatsche Theorem? Der Fetischcharakter der Ware, revisited? Oder interessiert Euch mehr der Quedlinburger Domschatz und wie der Feudalismus zu definieren sei?




Read on my dear, read on oder: Der Weltgeist schwebte über den Wassern

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Ich las gerade im „Spiegel“ ein Zitat, das ich den literarisch und wissenschaftlich interessierten Leserinnen und den gebildeten Lesern nicht vorenthalten will, da es exakt dem entspricht, was ich von den meisten Leuten denke: „Ein elfseitiges PDF-Dokument – ernsthaft?! Das liest sich doch kein junger Mensch durch“. Sagt ein Moritz Bayerl, 18, Gymnasiast aus Köln, Wähler der „Grünen“ und jemand, der auch „Landesschüler*nnenvertretung“ stammelt, obwohl ich anzweifele, das die Interviewer, die ihn haben zu Wort kommen lassen, das Sternchen gehört haben.

Schon Klar. Die gesamte Weltliteratur – außer Thomas Gsella – ist bekanntlich kürzer als elf Seiten. Muss man nicht kennen, wenn man Grün wählt. Dem würde ich gern – womöglich zum Abitur – 50 Seiten aufdonnern, etwa Lohn, Preis und Profit und ihn anschließen examinieren, da, wenn wir schon in Stenografie schreiben und denken wollen, dieses Marxsche Traktat die Lektüre der drei Bände des „Kapitals“ ersetzen könnte, wenn man es denn verstünde.

Auch interessant: Marie Sophie Hingst war Bloggerin des Jahres 2017. Und niemand hat etwas gemerkt. Vielleicht sollte ich mir – der medialen Aufmerksamkeit wegen – auch eine etwas interessantere Lebensgeschichte ausdenken. Ich habe – hört genau zu! – eine Slumklinik (das „Slum“ ist wichtig!) in Cochabamba gegründet und dort eine Sexualberatung für junge indianische Frauen angeboten. Würde aber nicht funktionieren; ich bin keine junge Frau, der man automatisch alles glaubt, wenn sie nur treudoof guckt.

Auch interessant: Andrea Nahles ruft zum geordneten Untergang Übergang der SPD auf.

Auch interessant dazu ist die Kolumne Thomas Frickes: „Dramatisch auseinandergedriftet sind die verfügbaren Einkommen der Leute im Land vor allem: zwischen 1999 und 2005 – also exakt in jenen sechs Jahren, in denen die SPD erstmals seit Ewigkeiten den Kanzler stellte, zwischen dem Wahlsieg von Rot-Grün Ende 1998 und der Abwahl von Gerhard Schröder im Herbst 2005. (…) Zum Auseinanderdriften dürfte ebenso beigetragen haben, dass durch die Tarifflucht von Betrieben seit Mitte der Neunzigerjahre immer mehr Beschäftigte nicht mehr nach Tarif bezahlt wurden; oder dass es keine Steuer mehr auf Vermögen gab, was kurz vor Rot-Grün kam.

Was soll man dazu noch sagen? Ich weiß was: Die Umverteilung von unten nach oben ist die zentrale Aufgabe des Staates – eines Ausschusses der herrschenden Klasse – im Kapitalismus, und es ist egal, welche Partei regiert – schwarz, rot oder grün.

Ach so: der Titel. Die Anspielung des zweiten Teils kannte wer?




Havel, revisited

burkshavel

Ich habe heute die Paddelsaison eröffnet. Auf der Havel schlugen mir trotz wolkenlosen Himmels Wellen und Wind in gefühlter Orkanstärke entgegen. War neu und lustig.




Konkret, paddelgepaust

konkret

Vielen Dank, Pressegrosso! Ich hatte die konkret immer nur gekauft, weil ich zu faul war, ein Abo abzuschließen. Die Oktober-Ausgabe bekam ich aber nirgendwo. Der Grund: Das Pressegrosso, Monopolist für die Auslieferung von Zeitschriften, weigerte sich, die Zeitschrift, die auf dem Titelbild die Schlagzeile Deutschlands Nazis“ und den Untertitel „Die Schläfer erwachen“ mit Hakenkreuzen auf der Krawatte eines Nazi-Führers illustriert, auszuliefern. Begründung: „Der Gebrauch des Kennzeichens einer verfassungswidrigen Organisation verstößt gegen § 86 a StGB. Für den nicht politisch bewanderten, das Magazin nicht kennenden Beobachter ist nicht auf Anhieb eine eindeutige Gegnerschaft zu der Organisation und die Bekämpfung ihrer Ideologie zu erkennen.

Also habe ich jetzt abonniert. Mit dem Paragrafen habe ich vor 18 Jahren auch schon schlechte Erfahrungen gemacht. Vermutlich bin ich der einzige Leser des Magazins, der es während der Paddelpausen liest.

Zitadelle SpandauZitadelle Spandau

Ich verstehe nicht, warum Gremliza so auf Wagenknecht herumdrischt und die „Sammlungsbewegung“ (weißer Schimmel!) Aufstehen „völkisch“ nennt. Diese Haltung ist sehr bequem, typisch deutsch und noch mehr typisch linksdeutsch. Man kann immer ein oder mehrere Haare in der Suppe finden und sich in dem Gefühl sonnen, die alleinseligmachende Exegese der Weltläufte anzubieten. Angesichts der maginalisierten parteipolitischen Linken in Deutschland kann es aber einfach nicht so weitergehen. Wagenknecht sagt ganz richtig, dass das Thema „Einwanderung“ (wie bekannt, mache ich die Mainstream-Sprachregelung „Flüchtlinge“ schlicht nicht mit) nicht so wichtig sein, sondern die Wirtschaft / soziale Frage im Vordergrund stehen müsse. It’s the economy, stupid.

Zitadelle Spandau

Die Zeit schreibt über Wagenknecht: Nach der Silvesternacht in Köln kommentierte sie in einer Pressekonferenz über Flüchtlinge aus dem Maghreb: „Wer Gastrecht missbraucht, der hat Gastrecht dann eben auch verwirkt.“ Der Satz enthielt eine seltsame Prämisse. Nämlich die des Gastrechtes.

Das Heulen und Zähneklappern der Lichterkettenträger war groß. Was aber lesen wir in der aktuellen konkret?
In einem Land wie Deutschland wünsche ich mir mehr Charakter, und dass mit allen fair umgegangen wird. Das gilt auch für Flüchtlinge. Die Verfahren müssen transparent sein und dürfen nicht so lange dauern. Wer einen Aufenthaltsstatus bekommt, muss auch in diese Gesellschaft integriert werden; wer keinen erhält, muss relativ schnell wieder das Land verlassen. Sagt wer im Interview? Uwe Dziuballa, Besitzer des einzigen jüdischen Restaurants in Sachsen.

Kein normal denkender Mensch kann etwas anderes denken und fordern. Hätte Wagenknecht aber das gesagt – wer keinen Aufenthaltsstatus bekommt, muss schnell das Land verlassen – rückte man sie gleich in CSU-Nähe. Das ist doch dämliche Heuchelei. Auch richtig: Es sei „nicht links, Probleme zu verschweigen“.

Batardeau am Mühlengraben

Auch in konkret (S. 11) unter dem süffisanten Titel „Blockwartezeit“ der Hinweis auf eine Aktion der Duisburger Polizei: „Polizei beschlagnahmt Luxusautos vor Jobcentern“. Angeblich seine Polizei, Staatsanwaltschaft und Gerichte überlastet und, so suggeriert der Hinweis, offenbar mehr mit Obigem beschäftigt. Das mag ja alles stimmen. Was aber soll ich jetzt denken? Dass die das nicht hätten tun sollen? „Aber nicht nur die Luxuskarossen waren Ziel der Polizeikontrolle: Drei Personen, die mit Haftbefehl gesucht wurden, konnten festgenommen werden. Außerdem beschlagnahmte die Polizei drei weitere Wagen mit starken Mängeln.“ Gut so. Man darf das populistisch nennen, aber es ist gerecht. Ich schäme mich nicht der Schadenfreude.

Jetzt zum Paddeln. Das untere Bild zeigt den Batardeau am Mühlengraben. Wiedre ein Wort gelernt Ich weiß gar nicht, ob man da durchpaddeln kann – mir war das Wasser zu flach, das Kanu scheuerte schon auf dem Grund.




Glienicker Brücke und die Kleine Neugierde

HavelPfaueninselglienicker Brückeschloss babelsbergkleine neugierdekrughornhavel

Ich weiß gar nicht mehr, wann ich das letzte Mal auf der Glienicker Brücke war – vermutlich im Jahr 2004. Jetzt war ich unter ihr, die Perspektive ist genauso interessant. Man muss nur fast vier Stunden dahinpaddeln (und wieder zurück). Mittags bei 37 Grad ist man fast allein auf der Havel, und die nervigen Besitzer der nervig lauten Motorboote nerven noch nicht. Die Stille reinigt und glättet das Gemüt.

Was ich sah und fotogafierte, kannte ich noch nicht – das Schloss Babelsberg zum Beispiel und die Kleine Neugierde.

Schade, dass im Westen Berlins fast ausschließlich die Überreste der herrschenden Klassen der Vergangenheit konserviert sind. Und zum millionsten Male an die gerichtet, die Schlösser usw. für die Nachwelt beschreiben (auch an Wikipedia):
Wer baute das siebentorige Theben?
In den Büchern stehen die Namen von Königen.
Haben die Könige die Felsbrocken herbeigeschleppt?
Und das mehrmals zerstörte Babylon,
Wer baute es so viele Male auf? In welchen Häusern
Des goldstrahlenden Lima wohnten die Bauleute?
Wohin gingen an dem Abend, wo die chinesische Mauer fertig war,
Die Maurer?




Imchen, Kuhhorn und die schwimmenden Bratwürste

HavelImchenPfuaeninselKuhhornHeilandskirche am Port von SacrowPfaueninseldrive In

Bevor das hiesige Publikum sich jetzt Sexpuppen anschaut, die im Internet surfen können und auch das Geschirr abwaschen, lieber etwas Landeskundliches: Von Tiefwerder bis zur Heilandskirche am Port Sacrow am Kuhhorn mit Blick auf die Glienicker Brücke und – nach Norden – auf die Pfaueninsel mit dem Lustschloss braucht man dreieinhalb Stunden mit dem Kajak, also rund sieben hin und zurück. Auf halben Weg passiert man die Insel Imchen (2. Foto rechts). Wenn man Glück hat, trifft man auf dem Rückweg ein „Drive In“ mit Bratwurst und eiskaltem Bier auf dem Wasser (unteres Foto). Lustige Geschäftsidee! Ich habe natürlich angelegt….




Das Tegeler Duell und die Sechserbrücke

Tegeler SeeTegeler HafenSechserbrückeHumboldt Insel RückseitesechserbrückeSkyline Spandau

Ich war heute sieben Stunden auf der Havel und dem Tegeler See und beabsichtige nicht, dem Publikum heute noch die politischen Weltläufte zu erklären. Ich werde noch nicht einmal meinen Avatar in Second Life bewegen. Die folgenden Fakten sind nicht von mir, aber die Links.

Das Wort „Tegel“ entstammt einem slawischen Wurzelwort, das „Anhängsel“ bedeutet. Und genau dies ist der Tegeler See: er ist ein Anhängsel der Havel. Der Anteil der Uferstellen, an denen man baden kann, ist zwar gering, allerdings hat der See eine gute Wasserqualität und zählt zu den innerstädtischen Berliner Gewässern mit der größten Sichttiefe.

Am Nordostufer des Sees, unterhalb der „Seeterrassen“ an der Greenwichpromenade, befinden sich [was für ein verficktes schlechtes Deutsch!] die Schiffsanlegestellen der verschiedenen Reedereien. Die Uferpromenade wurde als lange Allee zum Flanieren mit Ruhebänken und Kinderspielplätzen gestaltet [Passiv ist immer schlecht und langweilig. Wer tat was? Und von wem stammt der Plan?]. Der nördliche Teil der Promenade endet an der Tegeler Hafenbrücke (auch Sechserbrücke genannt). Sie bildet die Zufahrt zum 1908 als Verbreiterung der Mündung des Tegeler Fließes gebauten Tegeler Industriehafens [irgendwas mündet da und wird breit, um ohne Ung auszukommen]. Große Teile des Ostufers sind in der Hand von Bootsvereinen und öffentlich nicht zugänglich. Am 25. März 1852 fand am Seeufer das Duell Vincke–Bismarck statt.

Wieder was gelernt. Klicken und sich weiterbilden!




Viehzeug beim Chillen

TiefwerderTiefwerderSpandau

Der hiesige Leser Andreas ist schuld: Ihr wolltet Paddelbilder sehen, nix lernen. Was also hat die obige Kuh auf den Tiefwerder Wiesen zu suchen? Und warum sehe ich da einen Alligator in Klein Venedig und erschrecke und hebe schon das Paddel, um mich wehren zu können? Und warum kommen da plötzlich ziemlich viele Enten mir entgegen? Schwimmen die gemeinsam zum Abendessen in Spandau? Lesen hier Biologen mit?




Gatow nach der Revolution

havelVilla Lemmhavelhavelhavel

Das zweite Foto von oben zeigt die Villa Lemm in Berlin-Gatow, die nach der Revolution legal (Artikel 15 GG) in Gemeineigentum überführt werden wird.




Das Gefühl des Schlängelns auf dem Wasser

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Ich wollte etwas über Merkel und die Medien usw. schreiben, aber ich war heute fünf Stunden auf dem Wasser und bin erschöpft. Morgen Übermorgen, versprochen!

Übrigens: Kennt ihr das Gefühl, in einem kleinen Boot zu sitzen und plötzlich kommen gefühlt fünfzig Segelschiffe im Pulk auf einen zu und kreuzen auch noch bei steifer Brise hin und her? Geschah mir heute auf dem Stößensee, eine Segelschule oder sowas. Ich musste mich paddelnd durchschlängeln, und einige von denen konnten noch nicht navigieren und nahmen versehentlich Kurs auf mich…




Hasta la victoria siempre

putin

Es ist zu befürchten, dass Putin auch das Ergebnis des heutigen Länderspiels Deutschland gegen Mexiko manipulieren wird. Deshalb gehe ich lieber arbeiten, das will ich mir nicht ansehen.




Trolley

trolleytrolleytrolley

Von Outdoor-Zubehör verstehen die Neuseeländer etwas. Ich habe mir einen Trolley für mein Kajak gekauft, eingedenk der Tatsache, dass an der Spandauer Schleuse keiner mehr funktionsfähig ist. Zuerst dachte ich an ein schwedisches Möbelhaus, weil im Paket nur Einzelteile und eine auf den ersten Blick völlig unverständliche Anleitung in Englisch war. Aber es ging ruckzuck – selten so ein Ding gesehen, was kompliziert aussieht, aber einfach zusammenzudröseln ist. Die Räder sehen jedenfalls stabiler aus als bei allen anderen Trolleys, die ich bisher gesehen habe, so ein bisschen russisch – fährt auch bei 50 Grad unter Null und durch Matsch. I keep you informed.




Von der Hallig zum Arbeiterstrand

MaienwerderMaienwerderKleine MalcheTegeler SeeLindwerderFähre SCharfenbergtegelortMaienwerder

Heute muss ich das Publikum leider wieder mit langweiligen Paddelbildern behelligen, da ich mehr als sechs Stunden auf dem Wasser war und mich die Weltläufte, ob Trump nicht doch alles richtig macht oder ob die Ukraine während der Fussballweltmeisterschaft in den Donbass einmarschiert, nicht interessierten. Das wird so lange gehen, wie ich sage: Ich habe Dinge vom Kajak aus gesehen, die meine Augen nie zuvor gesehen hatten.

Zum Beispiel Maienwerder (oberstes Bild), das ich südlich passierte und wohlgemut zur Hallig (die Kolonie heißt wirklich so!) steuerte, aber jäh erschrak, da mich ein großes Schiff (2. Foto) anhupte, wohl andeutend, ich solle aus der Fahrrinne verschwinden. Rechterhand wollte ich in die Kleine Malche einbiegen, sozusagen Hallig backstage, es wurde mir aber durch ein Schild „Laichschonbezirk“ verwehrt.

Ich paddelte also am unbewohnten Baumwerder und Reiswerder (Kein Strom! Kein Wasser!) vorbei und erreichte alsbald Lindwerder im Tegeler See (wird vermutlich bald von Polen beansprucht, da archäologische Funde auf eine slawische Besiedlung hindeuten). Da sind ein paar verwunschene Häuschen, wer wohnt denn da? Dort hat man schon einen Blick auf Tegel (4. Foto) und kann Raddampfern begegnen (5. Foto) – was für ein Quatsch! Hoffentlich spielen die da wenigstens ausschließlich Dixieland.

Wenig später musste ich warten, bis die Fähre Scharfenberg vorbei war. Das ist dort alles allerliebst langsam und fast romantisch, von Großstadt-Feeling keine Spur. Nicht weit davon gibt es einen Arbeiterstrand, das Proletariat habe ich aber nicht gesehen.

Von der Südspitze Tegelorts musste ich ein Beweisfoto schießen. Ich kann mich daran erinnern, wie ewig weit es mit dem Auto dorthin war – vor dem Fall der Mauer. Auch von Valentinswerder hatte ich noch nie wirklich etwas gehört. „Nur 26 Insulaner leben dauerhaft auf dem Eiland. Künstler und Kreative haben sich dort Traumhäuschen gebaut.“ Warum eigentlich nicht ich? Und warum ist ein großer Teil der Insel in Familienbesitz?

Übrigens: Der Trolley auf Schienen an der Schleuse Spandau ist verschwunden, und der zweite Trolley hat nur noch drei Räder – eine nette Überraschung, wenn man sein Boot über den Betonbuckel ziehen will…




Wannsee-Konferenz, ein Muster und keine Sanktionen

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Nicht ohne meine Badehose, Kamerad Gauland, wollte ich rufen, als ich ins Boot stieg, aber der war nicht da, vielleicht zu seinem Glück, denn ich hatte mein Paddel in der Hand, um es notfalls auf Hohlköpfe zu schlagen, allein, weil mir das Geräusch so gut gefällt.

Es begab sich aber zu der Zeit, als die Sonne am heissesten war, dass ein Gebot von der Vorsehung ausging, die Freizeit nützlich zu begehen. Da machte sich auch auf Burks aus Rixdorf, aus der Stadt Neukölln, in das Berliner Land zur Stadt Spandaus, die da heißt Tiefwerder, darum dass er von dem Körper und Geschlechte eines männlichen Paddlers war. Und er beschloss zu probieren, ob seine Kräfte ausreichen würden, mit dem Kajak tief nach Süden vorzustoßen, die Havel talwärts, den Grundwaldturm (1. Foto), Lindwerder und gar Schwanenwerder (2. Foto, links, und 3. Foto, Südseite) die die Villen de dort hausenden herrschenden Klasse und deren Groupies und Helfershelfer passierend, um – die Ortsgrenze nach Zehlendorf auf dem Wasserwege überschreitend – das Strandbad Wannsee (5. Foto) zu erreichen, wo ihm, da das gelungen war, alsbald ein schrecklicher Lärm entgegenschallte, vor allem Mädchengekreisch, was ihn veranlasste, quer über den Wannsee ans gegenüberliegende Ufer zu paddeln und das Haus der Wannsee-Konferenz (6. Foto) von der Seeseite aus zu betrachten, eingedenk der Tatsache, dass man, wenn man eine Badehose trägt und gleichzeitig an die Zeit des Nationalsozialismus erinnert wird, unwillkürlich an einen kackbrauen Vertreter der Neunazis denkt, der ausser Fliegenschiss nicht viel in der Birne zu haben scheint, historische Kenntnisse jedoch garantiert nicht.

Laut Karte bin ich in rund fünf Stunden zehn oder sogar mehr Kilometer gepasselt und war bei Ankunft im Bootshaus am Hauptgraben total platt.

Ich könnte jetzt über den Fall der ermordeten Susanna schreiben, der gerade das Volk erregt. Boris Palmer hat auf Facebook dazu geschrieben:
Was in Mainz passiert ist, ist kein Einzelfall. Bestialische Sexualmörder dieser Art sind zwar extreme Ausnahmefälle. Keine zehn Asylbewerber von weit mehr als einer Million sind so weit gegangen. Jeder einzelne Fall ist unfassbar grausam und wühlt die Republik auf. Kandel und Freiburg sind Chiffren dafür geworden. Aber die von der Polizei veröffentliche Geschichte des Tatverdächtigen Ali B. zeigt trotzdem ein Muster auf, das leider für zig tausend Fälle zutrifft, auch wenn zum Glück die Straftaten, die daraus folgen, fast nie so grausam sind und mit dem Tod eines Mädchens enden.
Das Muster ist einfach beschrieben. Wie im Fall von Ali. B. folgt auf die Ablehnung eines Asylantrags meistens nicht die sofortige Ausreise, sondern ein langwieriges Verfahren. Das Ziel ist, den Aufenthalt so in die Länge zu ziehen, dass eine Abschiebung nicht mehr möglich ist, obwohl kein Asylanspruch besteht. Ali B. war schon fast zwei Jahre seit der Ablehnung seines Asylantrags im Land. Schlimm genug. Hinzu kommt aber, dass massive Störungen des Zusammenlebens in den Unterkünften und selbst wiederkehrende Straftaten keinen Einfluss auf das Verfahren haben und nicht zur Abschiebung führen. Dazu müsste erst eine rechtskräftige Verurteilung zu einem Jahr Freiheitsstrafe erfolgen. Das ist selten und dauert.
Ich kenne in Tübingen eine ganze Reihe solcher Fälle, wo die reine Ohnmacht des Staates ausgenutzt wird. Einer davon ist der mittlerweile Verurteilte gambische Asylbewerber, der sich an fünf Frauen vergangen hat. Bevor er gefasst wurde, randalierte er in seiner Unterkunft und drohte, einen Mitbewohner umzubringen, falls die Stadt es wagen sollte, ihm eine zweite Person in die Wohnung einzuweisen. Verfügbare Sanktionen: Null.
Die jungen Männer, um die es hier geht, wissen das alle längst. Sie kommen aus Ländern, in denen Autorität anders ausgeübt wird als nur mit dem Wort. Und unser Staat tritt ihnen hilflos und ohnmächtig entgegen. Das ist eine fatale und fahrlässige Aufforderung, ihn weiter heraus zu fordern und zu testen, was noch geht.

Ja, das sehe ich auch so. Das gilt ja auch für Falschparker und Raser. Wenn keine Sanktionen zu befürchten sind, lädt das zu Straftaten ein. Wenn mich Motorboote überfahren würden, ohne dass das geahndet würde, machten das einige bestimmt – nur aus Spaß und weil es eben geht. Oder sehe ich das falsch?




Demut und der Druck, fit zu bleiben

Muskeln

Mit Barbara Ehrenreich: Wollen wir ewig leben? bin ich fast durch. Ich muss ständig schmunzeln oder losprusten wegen des abgrundtiefen und erholsamen Zynismus, von dem das Buch nur so trieft. Ehrenreich ist Wissenschaftsjournalistin, kann extrem komplexe Sachverhalte verständlich darstellen und glaubt grundsätzlich niemandem auch nur ein Wort, solange man das nicht auf drei verschiedene Arten beweisen kann. Sämtliche Gesundheits-und Wellness-Gurus kriegen ihr Fett ab, und viele Wissenschaftler, die auf irgendeinen Mainstream meinten aufspringen zu müssen, auch.

Falls man daraus eine Lehre ziehen kann, dann ist es wohl Demut. Trotz unserer vielgepriesenen Intelligenz und „Komplexität“ sind wir nicht die alleinigen Lenker unserer Geschicke oder überhaupt von irgendwas. Man kann verbissen seine Fitnessübungen machen und nach den neuesten Moden der Ernährungswissenschaft essen und trotzdem am Stich einer Biene sterben. Auch schlank und beispielhaft fit kann man einen Makrophagen in sich tragen, der beschließt, mit einem heranwachsenden Tumor gemeinsame Sache zu machen. (…) Der Druck, fit und schlank zu bleiben und den eigenen Körper im Griff zu haben, lässt im Alter keineswegs nach: Vielmehr werden die Daumenschrauben angezogen. Familienmitglieder und Ärzte bearbeiten Ältere, sich in einem Fitnessstudio anzumelden, „gesund zu essen“ oder allermindestens tägliche Spaziergänge zu unternehmen. Wer darauf gehofft hat, nach Jahrzehnten von Stress oder körperlicher Schwerstarbeit in einen Lehnstuhl oder eine Hängematte zu sinken, wird möglicherweise enttäuscht.

Lesenswert für Leute, die gern „Wellness“ machen (die Lektüre ersetzt mehrere kalte Duschen).




Schienentrolley und Schleusenreiher an Zitadelle

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Dank des Hinweises eines hier mitlesenden Paddlers oder Schleusenwärters beschloss ich am ersten Tag meines Kurzurlaubes die Wasserfahrt in Richtung Spandauer Schleuse zu wagen, um auf die nördliche Seite zu gelangen. Vom Stößensee aus brauchte ich ca. 45 Minuten. (Muss man als Paddler bei Rot auch halten?).

Rechts neben der Schleuse ist eine steinerne Rampe mit Schienen, oben auf dem Gipfel ein Trolley, der mit Karacho nach unten rollt, wenn man ihn nicht an einem Seil festzurrt. Mein Kajak bekam ich ohne Probleme auf die andere Seite. Das Patent gefällt mir.

Das Internet behauptet, an der Charlottenburger Schleuse aber, die die Vorsehung zwischen mein Boot und das Charlottenburger Schloss platziert hat, gebe es so etwas nicht. (Wie macht man denn das? Nimmt man das Boot huckepack oder mietet man sich einen Esel oder kann man mit in die Schleuse und ertrinkt dann womöglich?)

Die Havel nördlich der Schleuse brachte mich in großartige Urlaubsstimmung. Wohlgemut erkundete ich den Festungsgraben der Zitadelle Spandau (neues Wort: Ravelin) und steuerte dann nach Norden, fast allein auf dem glitzernen Wasser, umrundete fröhlich Eiswerder und die Pionierinsel (vorher nie gehört: Spandauer Militäreisenbahn), und paddelte dann wieder südwärts.

An der Schleuse wartete ein Reiher, der mich fast auf fünf Meter heranließ, aber dann doch davonflatterte. Das unterste Foto zeigt übrigens den Großen Jürgengraben. Die Tour dauerte fünf Stunden. Ich war ganz begeistert…