Epik Fail

epik fail

Aus der Rubrik „einmal mit Profis arbeiten“. Daily dot und Fefe haben mehr dazu: „How the Epik hack reveals every secret the far-right tried to hide“.

Opium für das kleine Volk

the honor of kings

Telepolis: „Außer Freitag, Samstag und Sonntag von 20 bis 21 Uhr sind Online-Spiele in der Volksrepublik China fortan Erwachsenen vorbehalten“.

Gut oder schlecht? Ein Kommentator schreibt dort: Der Vergleich zu Opium ist sicher nicht zufällig gezogen, wenn man auf die chinesische Geschichte schaut: Opium hatte China geschwächt und die Opium-Kriege führten u.a. zur britischen Besetzung Hongkongs, Plünderung des Sommerpalasts durch britische Truppen und kolonialer Fremdbestimmung.

Der Vergleich zu Opium ist aber überaus passend, wenn man bedenkt, welche perfiden Mechanismen viele Online-Spiele einsetzen, um Suchtverhalten hervorzurufen und welchen schädlichen Teufelskreis sie in Gang setzen können, wenn sie einerseits schnelle Erfolgserlebnisse bieten, andererseits aber durch die beanspruchte Zeit Erfolgserlebnisse im realen Leben zunehmend verhindern. (Vgl. Wall Street Journal.)

Als langjähriger Gamer vermutet man natürlich sofort ein größeres Bullshit-Bingo. Hierzulande sollten sogar Spieler bestraft werden. Die Reaktionen der Qualitätsmedien sind daher verhalten, da man vermutlich weiß, dass die Glashäuser, in denen man sitzt, völlig entglast werden würden, entgegnete jetzt mit den üblichen Textbausteinen à la: Die pöhse Diktatur in China schränkt wieder die Freiheiten ein.

Also gemacht. Erstens geht es um Jugendliche. Zweitens: Soll der Staat so etwas anordnen oder die Eltern oder irgendeine „Jugendschutzbehörde“ – und wer soll das wie kontrollieren? Spielen die lieben chinesischen Kleinen The Honor of Kings auf dem Smartphone, auf der Konsole, auf dem PC oder in Internet-Cafes? Online-Spiele ohne vorherige Nutzerregistrierung unter Klarnamen seien in der Diktatur (har har) seit 2019 illegal, schreibt Telepolis sehr „neutral“. Zahlungen dürfen nur über bestimmte, staatlich vorgegebene Schnittstellen erfolgen. Letzteres find ich übrigens völlig ok, wenn es um Jugendliche geht.

By the way: Was machen eigentlich HiPiHi (ein chinesischer Klon von Second Life, burks.de berichtete)? Oder Entropia Universe? (Die einschlägige wissenschaftliche Presse gibt es noch.) Vielleicht will die chinesische Regierung die Kinderchen nicht mit etwas Japanischem behelligen – wegen weltanschaulicher Bedenken?

Mir weht da viele heiße Luft entgegen. Ich sehe in der staatlichen chinesischen Propaganda gegen „Online-Spiele“ auch keinen Unterschied zu dem, was einem hier aus den Anstalten Qualitätsmedien mehrheitlich entgegenschwallt. Man darf vermuten, dass die übergroße Mehrheit der chinesischen Eltern ohnehin hinter den aktuellen Gesetzen steht. Hierzulande fordern die Grünen genau das, was in China umgesetzt wurde. So what?

#Neuland, revisited

digitalisierung

Ach ja? Das erklärt natürlich einiges. (via Fefe)

Lustkauf

linux

Wie die Überschrift schon sagt…

#neuland

kein internet

Deutschland in einem Screenshot. #schland #neuland

Total verkackt

digitaler Impfnachweis

Der digitale Impfnachweis ist offenbar Schrott. Fefe hat mehr zu den Details. Das Handelsblatt berichtete zuerst.

Drive-by-Download oder: Die berittenen Griechen mal wieder

staatstrojaner

Tagesschau: „Das bekannteste Produkt von NSO ist „Pegasus“, ein Trojaner, mit dem unbemerkt iPhones und Android-Smartphones infiziert und mühelos Telefonate, SMS, E-Mails und sogar verschlüsselte Chats überwacht werden können.“

Und jetzt alle im Chor: Und wie kommt das Pferd mit den Griechen auf die Geräte, ohne dass die Nutzer sich selten dämlich anstellen? Und noch mal der Refrain: Warum fragt die Journaille nicht nach? Zweiter Refrain: Haben Journalisten auch Linux?

Wir haben eine Anwort, sogar von Wikipedia: „…erhielt am 10. und 11. August 2016 jeweils eine SMS auf seinem iPhone 6 (iOS-Version 9.3.3), die auf neue Hinweise zu Menschenrechtsverletzungen aufmerksam machte und einen Link zu einer Webseite enthielt, die angeblich neue Geheimnisse enthülle. Der einzige Zweck dieser SMS war es, den Benutzer zum Anklicken des Links zu bewegen (Drive-by-Download).“

Wer klickt eigentlich auf Links, ohne die HTML dahinter zu prüfen? Ach – das machen alle? Warum?

Cyberdings oder: Unter Staatsgriechen et al

trojanisches pferd
Mykonos Vase, 675 v.u.Z., Archäologisches Museum Mykonos, älteste bekannte Darstellung des Trojanischen Pferdes

Ich muss noch die Cybernachrichten der letzten Tage aufarbeiten. Ich habe das vor mir hergeschoben, weil ich wusste, das ich mich ärgern würde. So war es auch.

Die Zwangsfilter, die in Betriebssysteme eingebaut werden wollten, sind zugleich das Allerletzte und das Allerlustigste. Ich möchte gerne mal die Gesichter der Leute sehen, die sich so etwas ausdenken: Eine Mischung aus Claudia Roth, Saskia Esken und Philipp Amthor?

Dazu ein Kommentar bei Heise: Ach, die drehen das so, dass freie Betriebssysteme ohne diesen Jugendschutzblödsinn plötzlich zu „terroristischem Werkzeug“ umdeklariert werden. Der Bezug, Besitz und die Weitergabe werden dann pauschal als „Unterstützung einer Terrororganisation“ eingetütet. +seufz+ … und Krieg ist Frieden.

Dann haben wir noch die x-te Version vom Staatstrojaner. Manchmal möchte ich den Kollegen Krempl einfach nur ohrfeigen, wenn er zm 1000-sten Mal mit seinen schlampigen Begriffen Schlampiges daherschreibt. Und warum müssten Journalisten bürokratisches Neusprech wie „Quellen-TKÜ plus“ übernehmen? Das ist doch sowieso alles Unfug. Seit dem Erscheinen meines Buches hat mir immer noch niemand die Frage beantwortet, wie mir jemand ein Programm unterjubeln könnte, ohne dass ich mich vorher total bekloppt verhalten hätte? (FinSpy hatten wir hier schon.) Oder geht es gar nicht um meine Computer?

….sollte die Bundespolizei mithilfe des Bundestrojaners Messenger-Kommunikation etwa via WhatsApp, Signal oder Threema sowie Internet-Telefonate und Video-Calls… Gefasel und Bullshit-Bingo. Geht es nicht genauer? Mich regt noch mehr auf, dass die Journaille einfach nicht genauer nachfragt, sondern alles nachplappert. Netzsperren reloaded halt.

By the way: Ich hoffe nur, dass es keine Serienmörder oder andere Kriminelle gibt, die so wie ich heißen. Sonst müsste ich Google verklagen. Und ASCII ist jünger als ich. Ich weiß nicht, ob das gut oder schlecht ist.

ilias
Odyssee von Homer, übersetzt von Johann Heinrich Voss – obwohl das Pferd in den Gesängen der Osyssee gar nicht vorkommt, sondern in den Iliu persis.

The front fell off oder: Cyber, natürlich von Putin

Sehr amüsant zu lesen: Fefe über einen angeblichen Cyberangriff auf die TU Berlin. Dort gibt es keine E-Mails mehr und Löhne kommen nicht pünktlich. Aber Gendersternchen können sie noch, vielleicht sind die ja schuld.

Verenkryptiert oder: Alles gut lesbar

openpgp

Mit Produkten aus dem Hause Apple hatte ich noch nie zu tun, außer dass ich in meiner Zeit als Chefredakteur mit InDesign arbeiten musste. Schon seit Jahren wollte ich einen Tutorial für Mac-Produkte schreiben, wie man E-Mails verschlüsselt, bin aber mangels Hardware nie dazu gekommen. Zwei Freunde versuchten jüngst, mir verkryptografierte (ich will nur vermeiden, „verschlüsselt“ zu wiederholen) E-Mails zu schicken. Das gestaltete sich so schwierig, dass ich mich frage, ob man es überhaupt empfehlen kann.

Apples „Tutorial“ ist Bullshit-Bingo vom Feinsten: Es wird weder auf den Unterschied zwischen OpenPGP und S/Mime eingegangen noch verraten, dass das Verschlüsseln offenbar nicht mehr gratis ist. Angeblich, so wurde mir berichtet, gibt es nur einen einen Zeitraum von 30 Tagen, in dem die entsprechende Software für das Standard-Programm Mail frei verfügbar ist. Was danach? Muss man es einmalig kaufen oder gar ein Abonnement abschließen? Oder muss man auf Thunderbird ausweichen?

Andere Tutorials sind nicht pädagogisch wertvoll aufgebaut, sondern arbeiten nach dem Motto „Von-Hölzken-auf-Stöcksken“, wie man im Ruhrpott zu sagen pflegt. Macwelt: „Was zunächst kompliziert klingt, ist in der Praxis relativ einfach zu bewerkstelligen. Alles, was Sie dazu brauchen, ist ein Mailprogramm wie Apple-Mail, in dem Ihre Mailadresse bereits eingerichtet ist. Die Verschlüsselung funktioniert System übergreifend, das heißt, dass es völlig egal ist, ob Sie oder Ihr Empfänger an einem Mac oder einem PC mit Windows oder Linux sitzen.“

Glatt gelogen, Euer Ehren. Man kann Gift drauf nehmen: Wenn behauptet wird, wie in fast allen gar schröcklichen Linux-Wikis, etwas sei „einfach“, dann kapiert man das nie. Machen wir die Probe aufs Exempel: Von Mac per Mail auf Windows mit Claws Mail. Letzteres ist nur für Kaltduscher und zeigt HTML-Mails gar nicht an, sondern nur den Text. (Alle Werbeagenturen und Corporate-Identity-Fuzzies kriegen jetzt natürlich einen Anfall.)

Ein Freund schickte mir also frohgemut seinen frisch erzeugten öffentlichen Schlüssel, aber leider nicht als Attachment, sondern inline – vielleicht aus Versehen. Ich wollte nicht meckern und machte mich ans Werk, eingedenk der Tatsache, dass, wenn etwas schief gegen kann, das auch garantiert passiert.

openpgp

Ich kopierte also mit einem Texteditor den Schlüssel in eine Datei, der ich die Endung asc. zuwies. (Das lernt bekanntlich jedes Kind in der Schule.) Den konnte ich dann mit Kleopatra in mein Schlüsselbund importieren. Da der normale DAU Claws Mail ohnehin nicht nutzen wird, weil das nicht klickibunti ist, beschwere ich mich nicht.

Ich schickte ein mit Kleopatra verschlüsseltes Attachment im Textformat zurück, weil Claws Mail nicht in der Lage ist, schon vorhandene Schlüssel – meine zum Beispiel – zu importieren. Auf das Verenkryptieren des E-Mails-„Körpers“ muss ich also verzichten. Danach kam gleich die erste Mail, die Claws Mail sehr nerdy als encrypted.asc anzeigt. Rechte Maustaste, speichern.

openpgp

Entschlüsseln der Datei mit Kleopatra. Nach Eingabe der Passphrase meldet die Software freundlich, dass alles getan sei. Aber was jetzt? Ein Klartext war nicht zu sehen, nur im dementsprechenden Ordner eine Datei encryptet, von der ich ums Verrecken nicht nicht herausbekam, in welchem Format die war. Windows zeigt nichts an. Vielleicht kenne ich mich mit Windows auch nicht genug aus….

openpgp

Also wieder der Texteditor – mit dem kann man nichts falsch machen. Lesbar. Man kann offenbar nicht alles haben. Aber warum sieht das so komisch aus? Muss das so sein? Mir Linux ging übrigens alles problemlos.

openpgp

Lernen mit Software [Update]

kallidus

Frage an die hiesige Schwarmintelligenz: Hat jemand Erfahrung mit gängiger Lernsoftware (die bezahlbar oder gar gratis ist) und kann etwas empfehlen?

Ich musste zweitberuflich mehrere Lektionen (in Englisch) mit Kallidus absolvieren. Ich war ganz angetan vom pädagogischen Impetus. Wenn man Themen wie E-Mail-Verschlüsselung et al so aufbereiten würde, könnte man die Massen begeistern könnte man die Hemmschwelle, sich so etwas in Textform anzutun, senken, zumal ich bei den Manuals zu OBS, OpenShot und Audacitiy gestern einen großen Sprung nach vorn habe machen können.

Zu Kallidus gibt es offenbar zahlreiche Alternativen. Da die wohl Browser-basiert sind, sind sie unabhängig vom jeweiligen Betriebsstem.

[Update] Heise hat eine Linkliste für Linux. Aber das sind fast alles Programme, die nur für bestimmte Themen geeignet sind und nicht vergleichbar mit Kallidus.

Kennst Du Deutschland?

digitalwahlkampf CDU

Die CDU eröffnet den Digitalwahlkampf. Man kann auch die ruhmreiche Vergangenheit nachspielen, falls einem das zu parteihaltig ist.

Steinreich und technikbesessen

technikbesessen

Aus: Vorwort von Willy Loderhose: Geschichten aus dem Dunkel. In: Stephen King: Katzenauge. Bergisch Gladbach, 1986, S. 8, ausgegraben von Christian Y. Schmidt auf Fratzenbuch.

OPS oder: Erstmal talken mit den Leuten

openbroadcaster

In meiner kargen Freizeit inhaliere ich gerade einige der vom Schockwellenreiter empfohlenen Anleitungen über Programme, mit denen man Videos anfertigt und bearbeitet, in diesem Fall und zuerst OBS Studio. (Ich nehme natürlich Bildquellen, die ich gern anschaue!)

O, mein höheres Wesen: Die Tutorials sind genau so unterirdisch schlecht wie die zum Thema E-Mail-Verschlüsselung! Entweder nuscheln die Herren (Frauen machen so offenbar keine technischen Tutorials und schon gar nicht für Linux) daher, dass man nichts versteht oder verheddern sich oder wissen gar nicht, wie man Leute motiviert, die bei Null anfangen, oder faseln Denglisch („erst mal talken mit den Leuten„) oder sehen aus, wie man sich Schachspieler vorstellt, die einem die Vor- und Nachteile der Oran-Utan- bzw. Sokolski-Eröffnung erläutern wollen. Da hilft auch kein fettes Mikrofon.

Ich glaube, ich habe das Prinzip nach einer halben Stunde einigermaßen verstanden. Jetzt heißt es üben, üben, üben….

AMD-V is disabled in the BIOS

AMD-V is disabled in the BIOS

Ich scheitere gerade kläglich daran, unter Ubuntu ein virtuelles Windows via Virtualbox einzurichten (was ich nur für den Second-Life-Client brauche). Es hatte schon einmal funktioniert, aber danach habe ich den Rechner neu aufgesetzt (irgendwann im vorletzten Jahr).

Es nervt total, dass ich immer Fehlermeldungen bekomme, die keine der Anleitungen allüberall im Internet berücksichtigen. Natürlich habe ich schon diverse fucking manuals studiert, aber ich finde in meinem BIOS nichts, was dort empfohlen wird zu ändern. Immerhin haben auch andere das Problem.

Wieso hat die Virtualbox keine Option, Windows 10 für 64 Bit einzurichten, sondern erlaubt nur 32 Bit? Ich habe hier eine iso-Datei…

Faires Ärgern

kuchen

Ich langweile mich nie und auch nicht während des so genannten Lockdowns. Man kann zum Beispiel ununterbrochen Kuchen backen und es sich gut gehen lassen, wenn man nicht arbeiten muss.

Da sitze ich also harmlos in der Küche, esse selbst gemachte Stachelbeertorte und Marmorkuchen, selbstredend alles mit Sahne, und lasse die neuesten Nachrichten in Print- und Digitalform an mir vorbeifliegen und rege mich sofort und überflüssigerweise total auf.

– Es rächt sich immer noch, dass die Revolution 1918 von den Sozialdemokraten hintertrieben und verraten wurde. Die Süddeutsche berichtet: „Erben der bayerischen Könige kassieren immer noch Millionen“. „Nach Recherchen der Süddeutschen Zeitung kommt sie jedes Jahr in den Genuss von knapp 14 Millionen Euro, die der Wittelsbacher Ausgleichsfonds (WAF) ausschüttet. Diese Stiftung wurde im Jahr 1923 vom Freistaat Bayern errichtet, um die Mitglieder des Hauses Wittelsbach weiterhin zu alimentieren.“

Da fällt mir doch ganz spontan ein altes französisches Lied ein.

– Im Print-„Spiegel“ lese ich wieder groben Unfug. Überschrift „Krieg der Köpfe“ – „Mit Falschnachrichten, Fake-Profilen, Bot- und Trollarmeen wollen ausländische Geheimdienst bla bla usw.“ Wie machen die das?

„Die Absender der Mails, die bei sieben Bundestagsabgeordneten der Unionsfraktion und der SPD sowie bei mehr als 70 Landtagsabgeordneten eingingen, klangen harmlos: mailing@t-online.de stand da oder mailing@gmx.de. Doch die Mails waren Fallen. Ein Link führte auf eine Website, auf der die Angeschriebenen ihre Daten eingeben sollten. Das Ziel der sogenannten Phishing-Attacke: die E-Mail Postfächer und Social-Media-Accounts der Politiker zu kapern.“

Nein, ich rege mich sogar über fast jedes Wort auf (mal abgesehen davon, dass „Phishing“ schon gefühlt Fantastillarden mal durchgekaut wurde).

Wann eigentlich sind „Absender“ von E-Mails „harmlos“ oder besser: wann „klingen“ sie so? Erinnert sich das IT-affine Publikum noch an den Kremvax-Hoax aus dem Jahre 1984 im Usenet? Piet Beertema hatte damals nicht nur den Absender eines Postings gefälscht, sondern alles andere auch. Außer dem Datum (April! April!) stimmte nichts, auch nicht die Newsserver. Ich erinnere mich auch, was ich zu Crosspoint-Zeiten mit dem Hamster für einen Unsinn angestellt habe – man konnte alles mögliche in den Header einer E-Mail hineinschreiben und es musste nicht wahr sein. Wer den „Klang“ einer elektronischen Postkarte als Maßstab für Seriösität nimmt, sollte besser eine Brieftaube nehmen, die gurrt wenigstens.

Es geht gleich weiter. „Ein Link führte…“ Auch das kennen wir bereits: Die Pappnasen, die das geschrieben haben, gehen davon aus, dass die Nutzer sich ihre E-Mails im HTML-Format anzeigen lassen. Dann kann man über das Ziel eines Links getäuscht werden, weil in Hypertext Markup Language alles mögliche stehen kann, was aber nicht angezeigt werden muss. Wer verhält sich denn so selten dämlich? Spiegel-Redakteure und Politiker und der DJV Berlin und und und. Ach so, ganz viele? Man sollte denen zwangsweise Claws Mail verordnen, das zeigt HTMl nicht an. Hierzu hat mein Hausphilosoph das Nötige gesagt: „Es gibt manche Leute, die nicht eher hören können, bis man ihnen die Ohren abschneidet.“ (Georg Christoph Lichtenberg)

– Ich höre jetzt besser auf. Ich erinnere mich daran, dass ich mich schon beim Einkaufen geärgert habe. Neben „fairem Lohn“ und „fairem Handel“ und „fairem Parken“ gibt es vermutlich auch bald „fairen Sex“? Und fordern das die Grünen schon? Ich blogge ich eigentlich fair und nachhaltig? Ich wüsste gar nicht, was das sein sollte.

fair parken

Messages

Vielen Dank an den edlen Spender E.G.! Bei Threema (vgl. unten) hätte ich ein ähnliches Problem wie bei PGP – ich müsste meine Peer Group erst dazu kriegen, das zu benutzen. Da sehe ich wenig Erfolgsaussichten. Die gute Nachricht: Wirklich wichtige Nachrichten, die niemanden etwas angehen, sollte man überhaupt nicht als SMS verschicken.

Kein gutes Signal

Signal

O je, Fefe macht mir Signal madig.

Eigentlich kann man gar nichts empfehlen. Telegram kooperiert mit Geheimdiensten. WhatsApp versagt beim Datenschutz. Auch Threema hat da Macken und kostet zudem etwas.

Ceterum censeo: Nichts ist besser als verschlüsselte E-Mails.

Passwörter, voller Hass

keepass
Passwort-Manager Keepass für alle Betriebssysteme

Bei Heise und auch anderswo las ich über das neue Gesetz, das sich gegen bestimmte Gefühle und Gefühlsäußerungen richtet, aber mit Technischem verknpüft ist: Das Paket besteht aus dem „Gesetz zur Bekämpfung des Rechtsextremismus und der Hasskriminalität“, das am Samstag in weiten Teilen in Kraft tritt, sowie dem ab Freitag geltenden „Gesetz zur Anpassung der Regelungen über die Bestandsdatenauskunft an die Vorgaben aus der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts vom 27. Mai 2020„.

Sie versuchen es immer wieder. Man muss wissen, dass ursprünglich geplant war, die Sache ohne richterlichen Beschluss durchziehen zu lassen. Allein schon die Chuzpe, dass das Justizministerium das versucht hat, spricht schon Bände. Interessant ist auch diese Passage: Anbieter von Telemediendiensten wie WhatsApp, Google, Facebook, Tinder & Co. müssen sensible Daten von Verdächtigen wie IP-Adressen und Passwörter künftig an Sicherheitsbehörden herausgeben.

Das wird natürlich lustig, wenn sich etwa Facebook weigerte. Und will das Gesetz auch auf Wechat, Weibo und Toutiao zugreifen? Die werden sich totlachen. Und was ist mit VKontakte, Odnoklassniki und Habr?

Golem schreibt: „Der nun vereinbarte Kompromiss zwischen Bundestag und Bundesländern ist 34 Seiten lang. Demnach ist die Herausgabe von Passwörtern, die in der Regel gehasht vorliegen, weiterhin an den Straftatenkatalog der Onlinedurchsuchung geknüpft.“

Onlinedurchsuchung. Wenn ich allein das Wort höre, schwillt mir schon der Kamm. (Zwischenfrage: wie macht man die?) Es geht aber nicht nur um Passwörter: „Weiter kritisiert der Verband der Internetwirtschaft scharf, dass Anbieter von Telekommunikations- und Telemediendiensten gleichermaßen dazu verpflichtet werden sollen, sämtliche unternehmensinterne Daten zur Verfügung stellen, um Ermittlungs- und Strafverfolgungsbehörden Informationen zu Passwörtern und anderen Zugangsdaten zu liefern.“

Ich bin mal gespannt, wie das technisch umgesetzt werden soll und was passiert, wenn ein Betroffener dagegen klagte. Ich vermute ganz stark, das Gesetz würde dann auch vom Bundesverfassungsgericht in die Tonne getreten.

Ligna in silvam oder: Vandalisierung des Internets

project gutenberg

Die Leserschaft möge mir verzeihen, dass ich offene Türen einrenne, mit dem eigenen Samowar nach Tula fahre, Eulen nach Athen trage und etwas aufwärme, das schon einige Jahre alt ist, aber offenbar noch immer aktuell – den Rechtsstreit des US-amerikanischen Project Gutenberg Literary Archive Foundation mit dem deutschen S. Fischer Verlag. Heise schrieb 2018:
Dem beigelegten Urteil des Landgerichts Frankfurt am Main (AZ: 2-03 O 494/14) zufolge hat das Portal die Rechte des S. Fischer Verlags verletzt, als digitalisierte Werke Heinrich Manns, Thomas Manns und Alfred Döblin online gestellt wurden. Als Konsequenz hat Gutenberg.org nicht etwa die beanstandeten Werke offline genommen, sondern ausnahmslos alle Seiten und Unterseiten für Nutzer mit einer deutschen IP gesperrt.

Der Verlag hatte offenbar neuländisch argumentiert, mittels Geoblocking sei es den Machern möglich, deutsche Nutzer daran zu hindern, hierzulande urheberrechtlich geschützte Werke herunterzuladen.

Ach ja? Ist es das? Die damaligen Kommentare bei Heise sprechen für sich. Das mag das Publikum daran erinnern, dass das deutsche Urheberrecht – und nicht nur das – kapitalistischen Ursprungs ist und in dieser Form abgeschafft gehört. Urheberrechte künstlerischer Art sollten nicht vererbt oder verkauft werden können. Fordert das eine Partei in Deutschland? (Nein, die Piraten sind nicht wählbar aus vielen Gründen, unter anderem wegen ihrer Positionen zu „Migration“, was für die offenbar wichtiger ist als Ökonomie. Wer „Ausdehnung der Eierkennzeichnung auch auf verarbeitete Eiprodukte“ in einem Parteiprogramm (!) hat und über „Arbeitnehmer“ und „Staatstrojaner“ faselt, hat einen an der Waffel. Just saying.)

Ich project gutenbergfrischte gerade meine (nur rudimentär vorhandenen) Kenntnisse über die Vandalen auf, die – das war der Anlass – die römische Stadt Timgad (Thamugadi) im heutigen Algerien im 5. nachchristlichen Jahrhundert zerstört hatten. Eine wichtige Quelle zu diesem Ereignis ist Prokopius von Caesarea. Seine „Geheimgeschichte“ (Historia Arcana) und andere Texte wie den über die Vandalenkriege gibt es digital beim Project Gutenberg.

Ich weiß nicht, ob die Anwälte des Verlags Tor kennen oder VPN. Vermutlich nicht. Aber das würde nichts ändern. Was den Juristenhirnen nicht passt, wird passend gemacht. Vielleicht würden sie versuchen, das Lesen bestimmter Werke für strafbar erklären zu lassen.

Der S. Fischer Verlag schreibt auf seiner Website „Autor*innen“. Man sollte ihn boykottieren. Ich würde, selbst wenn ich die Chance hätte, dort nichts veröffentlichen.

project gutenberg

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