Die Erlkönigin, revisited

He made my day: Mein Telepolis-Artikel vom 09.06.2002 – „Die Erlkönigin“ – ist jetzt ins Englische übersetzt und kommentiert worden: „Der Erlkönig„. „In the German language essay “Die Erlkönigin” by Burkhard Schröder the case is made that this stories probably originated in ancient Greece and Mesopotamia and that through migrations of peoples those tales came with them and transformed. This is a very intriguing idea to me because I’m very interested in the migrations of peoples around the world and the traditions they spread. (…) I think the research Schröder did was very interesting. I was previously familiar with the story of Lilith, but that people have been able to trace her story all over the world is just fantastic and I would like to do further research into this.“ Yeah. Good work.

Digitales Aikido 5. Termin

Am Donnerstag, 16.07.2009 findet um 19:30 Uhr der nächste Termin statt.

* Ort: dotplex, Gotenstr. 21, 10829 Berlin (Google Maps)
* Thema: Zensur und Zensur umgehen

Am 17.04. unterzeichneten die 5 großen DSL-Provider einen Vertrag mit dem BKA, der sie verpflichtet, eine vom BKA bereitgestellte Liste von Websites umgehend zu sperren. Am 18.06. hat der Deutsche Bundestag das Zugangserschwernisgesetz verabschiedet.

Wir wollen mit Ihnen über den Inhalt der „Zugangserschwernis“ sprechen, über den potentiellen Missbrauch der Zensur-Infrastruktur und über Möglichkeiten, weiterhin unzensierten Zugang zu Informationen zu erlangen und Informationen unzensiert zu publizieren.

Anmeldung: Wir bitten um Anmeldung (gerne auch anonym) über das Webformular, per E-Mail an aikido@privacyfoundation.de (OpenPGP-I

GPF ruft zur öffentlichen Unterstützung von Anonymisierungsnetzen auf

Im Kontext der Geschehnisse um die iranische Präsidentschaftswahl am 12. Juni ist vielen Menschen in Deutschland wieder bewusst geworden, dass die Unterdrückung oppositioneller oder nicht erwünschter gesellschaftlicher Bewegungen häufig mit der Filterung und Zensur des Internets einhergeht. Weniger bekannt ist hingegen, dass diese Maßnahmen bereits in 36 Ländern umgesetzt sind, wie die OpenNet Initiative ermittelte [0].

Zur Umgehung der Internetzensur greifen betroffene Internetnutzer verstärkt auf Anonymisierungsnetzwerke zurück. Diese Netze erlauben es, für Überwacher unerkannt, auf zensierte Webseiten zuzugreifen und Nachrichten untereinander auszutauschen. Allerdings sind hierbei die Internetnutzer darauf angewiesen, dass entsprechende Anonymisierungsnetze im Ausland zur Verfügung stehen. In der Regel werden diese durch Freiwillige betrieben, und der Allgemeinheit kostenlos zur Verfügung gestellt.

Das größte Anonymisierungsnetzwerk dieser Art ist The Onion Router (Tor) [3]. Statistiken zeigen, dass sich in den vergangenen Wochen die Anzahl der iranischen Nutzer ca. verzehnfacht hat [4]. Dies belegt, welche Bedeutung Anonymisierungsnetzen zur Wahrnehmung demokratischer Grundrechte wie Informations- und Kommunikationsfreiheit zukommt. Zahlreiche ähnliche Beispiele gibt es aus anderen Ländern, die keinen freien Informationszugang gewähren [5].

Um einer großen Anzahl von Benutzern den Zugriff auf Anonymisierungsnetze zu ermöglichen, müssen diese über ausreichende Kapazitäten verfügen. Da deren Nutzung i.d.R. kostenlos ist, sind die Netze auf freiwillige Betreiber angewiesen. Der gemeinnützige German Privacy Foundation e.V. betreibt derzeit 11 Anonymisierungsdienste, die jedem im Internetnutzer kostenlos zur Verfügung stehen [6]. Bei einem monatlichen Datenaufkommen von ca. 20 TeraByte (=20480 Gigabyte) entspricht dies mehreren Millionen anonymisiert übertragenen Webseiten und Emails pro Monat.

Der Betrieb dieser Server verursacht nicht unerhebliche Kosten. Um der zunehmenden Bedeutung von Anonymisierungsnetzen gerecht zu werden und die steigenden Benutzeranzahl bewältigen zu können, müssen diese Netze weiter ausgebaut werden [7]. Es ist im Interesse einer jeden demokratischen Institution, Menschen weltweit bei der Wahrnehmung ihrer Bürgerrechte zu unterstützen – hierbei spielen Anonymisierungsnetze mittlerweile eine wichtige Rolle. Wir fordern daher die Bundesregierung auf, diese Verantwortung wahrzunehmen, und Anonymisierungsnetze verstärkt zu fördern.

Darüber hinaus appellieren wir an den bzw. die BürgerIn, den Ausbau von Anonymisierungsnetzen direkt zu unterstützen. Es steht dabei grundsätzlich jedem frei (und ist erwünscht!), einen Anonymisierungsserver selber zu betreiben. Sollte dies für Sie keine Option darstellen möchten wir Sie bitten, den Ausbau von Anonymisierungsnetzen durch eine Spende zu unterstützen. Bereits für 50€ kann der Betrieb eines Anonymisierungsservers für einen Monat sichergestellt werden; aber auch kleinere Beträge sind willkommen. Wir bitten um Spenden per Überweisung oder mittels Paypal [8].

0 http://opennet.net/
1 http://nachrichten.t-online.de/c/19/13/76/96/19137696.html
2 http://de.wikipedia.org/wiki/Iranische_Pr%C3%A4sidentschaftswahlen_2009
3 http://torproject.org/
4 https://blog.torproject.org/blog/measuring-tor-and-iran
5 http://www.heise.de/tr/Retter-fuer-die-freie-Meinungsaeusserung–/artikel/141122
6 http://server.privacyfoundation.de/
7 https://blog.torproject.org/blog/recent-growth-tor-network
8 http://www.privacyfoundation.de/spenden/

Ubuntu 9.04 – Jaunty Jackalope

Krass billisch Uhr

Aus dem Heise-Forum zu dieser Meldung („US-Musikindustrie gewinnt Rechtsstreit mit Usenet-Zugangsanbieter“):
„Der Verband der US-amerikanischen Uhrenindustrie UAAAA hat in einem seit Oktober 2007 schwelenden Rechtsstreit mit dem Pinnwand-Hersteller Pinwand Inc. in allen Klagepunkten Recht zugesprochen bekommen. Gunther Hase, Richter am Amtsgericht des Western District of Old York, befand Pinwand Inc. für schuldig, das Eigentumsrecht direkt verletzt zu haben sowie Beihilfe bei Eigentumssverletzungen geleistet zu haben. In den zehntausenden Pinnwänden (Bulletin Boards), die es in Supermärkten für Privatkundenanzeigen gäbe, fänden sich „Millionen widerrechtlicher Angebote“, hatten die UAAAA-Anwälte ihre Klage begründet. Allein 652 Pinnwände hätten Anzeigen mit „krass billisch Uhr“ im Titel.“

Kipo: Keine korrekten Zahlen

Eine lesenswerte Recherche von Dirk Landau entlarvt Frau Zensurula als Lügnerin. Laut Heise sagte sie: „Nur rund 160 Staaten hätten überhaupt eine Gesetzgebung gegen die Vergewaltigung von Kindern, die von den Tätern aufgenommen und übers Netz „massenhaft verbreitet wird“, monierte von der Leyen auf der Tagung; 95 Nationen hätten keine Gesetze gegen Kinderpornographie“.

Wahr ist nach Landau (Zitat):
* In 71 der 95 aufgeführten Länder ist Pornografie per se illegal. Also wäre eine Entfernung kinderpornografischer Inhalte von Servern in diesen Ländern unproblematisch zu gewährleisten.
* Für 9 der Länder kam ich zu keinem Ergebnis ob der Fragestellung
* 15 der 95 erlauben generell Pornografie und sind somit tatsächlich potenzielle „Kinderporno-Schurkenstaaten“
* 3 der letztgenannten haben zwischenzeitlich allerdings entsprechende Kinderschutz-Gesetze, die auch Kinderpornografie berücksichtigen, erlassen.
Es verbleiben also 21 {12 sicher + 9 zweifelhaft} Länder für die die Aussage zutrifft, dass es dort derzeit keine rechtliche Handhabe zur Verfolgung und Löschung von Kinderpornografie gebe. Darunter allerdings auch Länder wie Irak, Osttimor (Timor Leste), Chad oder Congo, die sich in Krieg, Bürgerkrieg, Anarchie oder verfassungsgebender Phase nach derlei Vorkommnissen befinden. Die Zwischenfrage sei erlaubt: Wieviele Internet-Server stehen in diesen Ländern insgesamt? Wieviele der Server auf bekannt gewordenen Sperrlisten stehen in den Ländern Congo, Cote d’Ivoire, Democratic Republic of Congo, Haiti, Jamaica, Moldova, Mozambique, Nicaragua, Sao Tome & Principe, St. Lucia, St. Vincent & the Grenadines, Timor Leste?

Tor für Iran

Aus dem offiziellen Tor-Blog: „I’ve been fielding some calls from the press about Tor and Iran. Someone quoted me as saying „double the clients from Iran over the past few days“.“ [mehr…]

Linux-Tag | Leitfaden für Ermittler

Die German Privacy Foundation ist auf dem Linux Tag Berlin vom 24.6. bis 27.6.2009 mit einem Gemeinschaftsstand (FoeBuD, AK Vorratsdatenspeicherung, German Privacy Foundation) vertreten (Halle 7.2A). Ich bin morgen den ganzen Tag da.

By the way und aus gegebenem Anlass: Einführung in Anonymisierungsdienste für Ermittler
„Im Rahmen unserer Kontakte mit Ermittlungsbehörden treffen wir immer wieder auf eine große Unkenntnis über Anonymisierungsdienste. Diese kurze Einführung soll Ermittler und Admins im Umgang miteinander helfen und über wesentliche allgemeine Aspekte zu Anon-Services aufklären. Eine Druckversion steht aus PDF zu Download bereit: [Kurze Einführung in Anonymisierungsdienste (PDF)]
Hinweise zur Aufdeckung der Identität von Nutzern der Anonymisierungsdienste können wir nicht geben. Sollten uns technische Möglichkeiten zur Kenntnis gelangen, werden wir sie als Bug den Entwicklern melden. Nicht-technische Methoden der Deanonymisierung sind bereits Bestandteil der kriminalistischen Ausbildung.“

Online-Sucht

Aus dem Heise-Forum.

„Hahn & Jerusalem (2001) definieren Internetsucht oderInternetabhängigkeit als eine stoffungebundene Abhängigkeit, die dann als vorhanden gilt, wenn:
* über längere Zeitspannen der größte Teil des Tageszeitbudgets zur Internetnutzung verausgabt wird (hierzu zählen auch verhaltensverwandte Aktivitäten wie beispielsweise Optimierungsarbeiten am Computer) (Einengung des Verhaltensraums),
* die Person die Kontrolle über ihre Internetnutzung weitgehend verloren hat bzw. Versuche, das Nutzungsausmaß zu reduzieren oder die Nutzung zu unterbrechen, erfolglos bleiben oder erst gar nicht unternommen werden (obwohl das Bewußtsein für dadurch verursachte persönliche oder soziale Probleme vorhanden ist) (Kontrollverlust),
* im zeitlichen Verlauf eine Toleranzentwicklung zu beobachten ist, d.h. die „Verhaltensdosis“ zur Erreichung der angezielten positiven Stimmungslage gesteigert werden mußte,
* Entzugserscheinungen als Beeinträchtigungen psychischer Befindlichkeit (Unruhe, Nervosität, Unzufriedenheit, Gereiztheit, Agressivität) und psychisches Verlangen („craving“) nach der Internetnutzung als Folge zeitweiliger, längerer Unterbrechung der Internetnutzung auftreten,
* wegen der Internetaktivitäten negative soziale Konsequenzen in den Bereichen Arbeit und Leistung sowie soziale Beziehungen (z.B. Ärger mit Freunden oder Arbeitgeber) eingetreten sind.“

Vgl. u.a.:psilab.educat.hu-berlin.de/hahn/internetsucht_preprint.pdf

„…längere Zeitspannen der größte Teil des Tageszeitbudgets zur Internetnutzung verausgabt wird“ – aber ja doch….

K gegen Zensur

Ich mach da (ak-zensur.de/) jetzt mit.

Zensur heisst jetzt Zugangserschwernis

Im Appell des hessischen SPD-Landesvorsitzende Thorsten Schäfer-Gümbel heißt es: „Die Netzsperren sind erwiesenermaßen ineffektiv und zudem mit hoher Wahrscheinlichkeit grundgesetzwidrig. Sie berücksichtigen nicht, dass Kinderpornographie im Internet fast ausschließlich in geschlossenen Nutzergruppen wie Foren oder Chat-Systemen verbreitet wird. In der Antwort auf eine kleine Anfrage der FDP-Fraktion hat das Wirtschaftsministerium bestätigt, dass die Bundesregierung keine Erkenntnisse über die internationale Verteilung von Webseiten mit kinderpornografischen Inhalten hat. Auch liegen keine Informationen vor, in welchen Staaten Kinderpornografie nicht verfolgt wird.“ Dann gibt es noch die Heise-Meldung: „Bundesdatenschützer will Kinderporno-Sperrliste nicht überwachen“.

Wer ist eigentlich für Zensur, die jetzt „Zugangserschwernis“ heißt? Zum Beispiel Martina Krogmann, eine ehemalige Journalistin. Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen. „Martina Krogmann gilt als eine der Initiatoren der IT-Gipfel der Bundesregierung und gehört der Arbeitsgruppe 1 ‚IKT-Standort Deutschland‘ des Gipfelprozesses an.“

Natürlich hat die aktuelle Diskussiion um Internet-Zensur nichts mit der Realität zu tun, sondern kann als pädagogisch wertvolles Beispiel für die Nachgeborenen diesen, wie sich das kollektive Krankheitsbild Hysterie wie Mehltau auf den öffentlichen Diskurs legt und ihn vernebelt auf dem Boden der protestantischen Bigotterie aufs Trefflichste gedeiht. Vergleichbar ist der gegenwärtige Hype mit der Prohibition in den USA, deren Basis ja auch das gut Gemeinte war, in paternalistischer Manier die Untertanen vor dem Bösen schützen zu wollen.

Gegen Hysterie ist kein argumentatives Kraut gewachsen. Mir fällt auch nichts mehr dazu ein. Ich habe am 21.09.2003 – also vor sechs Jahren – schon alles dazu gesagt: „Der permanente Medien-Hype zum Thema „Kinderpornografie im Internet“ zeigt beispielhaft, wie in Deutschland mit Tabus umgegangen wird und welche Folgen das für den öffentlichen Diskurs hat. Rationale Argumente zum Thema muss man mit der Lupe suchen, Fakten sind nicht gefragt, und pressure groups machen sich die weit verbreiteten irrationalen Ängste zunutze, um ihr eigenes Süppchen zu kochen. So schreibt der Deutsche Kinderschutzbund auf seiner Website: ‚Die Bereiche, in denen Kinderpornographie massenhaft vertrieben wird, sind vielfältig: WWW-Sites…‘ Das ist schlicht frei erfunden. Im World Wide Web wird Kinderpornografie nicht vertrieben noch sind derartige Abbildungen „massenhaft“ vorhanden. Wer so etwas behauptet, muss sich vorwerfen, entweder ahnungslos oder zynisch oder beides zu sein. Das gilt auch für ein ebenso weitgehend faktenfreies Zitat von Petra Müller von jugendschutz.net auf einer Tagung im Mai 1998 in Mainz: ‚Aufgrund der aus Belgien bekannten Ereignisse kann man „Kinderpornographie“ als einen Bereich anführen, über den eine internationale Vernetzung der Strafverfolgungsbehörden zum Schutz von Kindern und Jugendlichen beschleunigt vorangetrieben wurde. Gerade in diesem Bereich werden einschlägige Straftaten nicht selten über das Internet vorbereitet..'“

Ich bin übrigens am Samstag in Berlin dabei.

Domainverkauf

Ich verkaufe folgende Domains gegen Höchstgebot:
al-arabi.info
baader-meinhof.info
baader–meinhof.org
qwertzuiopie.de
djv-bb.org
farc-ep.info
farcep.info

Die Bundesregierung hat keine Kenntnis, will aber sperren

Via odem.org: „Heute wurde die Antwort der Bundesregierung (PDF, 1 MB) auf eine kleine Anfrage der FDP-Fraktion bezüglich Internet-Sperren verschickt.“

Frage: In welchen Ländern steht Kinderpornographie bislang nicht unter Strafe?
Antwort: Dazu liegen der Bundesregierung keine gesicherten Kenntnisse im Sinne rechtsvergleichender Studien vor. […]

Frage: Wie viele Server […] stehen in Ländern, in denen Kinderpornographie nicht unter Strafe steht?
Antwort: […] [Die Bundesregierung] hat keine Informationen über Serverstandorte in solchen Ländern.[…]

Frage: Über welche wissenschaftlichen Erkenntnisse verfügt die Bundesregierung im Zusammenhang mit der Verbreitung von Kinderpornographie […]
Antwort: Die Bundesregierung verfügt über keine eigenen wissenschaftlichen Erkenntnisse. […]

Frage: In welchem Umfang plant die Bundesregierung die vergabe einer wissenschaftlichen Studie über das Ausmaß und die Wege der Verbreitung von Kinderpornographie im Internet und Wege zur Effektiven Bekämpfung solcher Inhalte?
Antwort: Die Bundesregierung plant derzeit nicht die Vergabe einer wissenschaftlichen Studie. […]

Frage: Welche Sperrlisten anderer Länder hat die Bundesregierung untersucht?
Antwort: Die Bundesregierung hat keine Sperrlisten untersucht. […]

Frage: Auf welche Datengrundage stützt sich die Bundesregierung bei der Einschätzung des kommerziellen Marktes für Kinderpornographie in Deutschland?
Antwort: die Bundesregierung verfügt über keine detaillierte Einschätzung des kommerziellen Marktes für Kinderporngraphie in Deutschland. […]

Frage: Wie Hoch schätzt die Bundesregierung die Gefahr ein, dass Anbieter und Interessenten von Kinderpornographie die Sperren für sich ausnutzen, um zu ermitteln, ob sie sich bereits im Fokus von Ermittlungen befinden? […]
Antwort: Die Bundesregierung sieht hierin keine Gefahr. […] [Anmerkung: sprich: technischer Sachverstand: Null.]

Noch Fragen?

Firmenpleite beschert Bundestag mehrjährige Internet-Abstinenz

Gefunden im Heise Forum:
+++ FT: Firmenpleite beschert Bundestag mehrjährige Internet-Abstinenz +++

Im Deutschen Bundestag ist vom 11. Mai 2003 bis zum gestrigen Freitagmittag das Datennetz ausgefallen. Für mehr als 6 Jahre waren alle Politiker vom Internet abgeschnitten, Webrecherchen waren nicht mehr möglich. Zum Teil war auch der E-Mail-Verkehr lahmgelegt (einige Quellen sprechen jedoch lediglich davon, dass die betroffenen Politiker die @-Taste nicht gefunden hätten). Nach Auskunft der Bundestagsverwaltung lag ein Defekt im Rechenzentrum vor, der jedoch erst sehr spät behoben wurde. Die lange Reparaturzeit begründete ein Sprecher des Finanzministeriums mit der Pleite der für die Wartung des Datennetzes zuständige Servicefirma im Jahre 2002, die bisher jedoch keinem aufgefallen sei. Da der E-Mail-Verkehr nur zeitweise unterbrochen gewesen sei, und die meisten von den Politikern genutzten Informationen ohnehin persönlich von Lobbyisten bereitgestellt würden, habe der Ausfall aber keine großen Folgen gehabt. Außerdem würden Gesetze, wie z.B. von der Leyens neues Zensurgesetz, in der Regel per Handheben beschlossen und danach offline im Bundesgesetzblatt veröffentlich, so dass der Umgang mit dem Internet für die Abgeordneten des Bundestages nicht erforderlich sei.

Blockwart-Säule für abweichendes Verhalten

Comedy ist vorprogrammiert bei dieser vorgestrigen Heise-Meldung: „Kriminalbeamte schlagen „Notrufsäule“ im Netz vor“. Es geht um web-patrol des Bundes Deutscher Kriminalbeamter.

„Bei allem Positiven, das die Online-Welt bietet, wird das Internet zunehmend als Medium für die Vorbereitung und die Ausführung abweichenden Verhaltens, bis hin zur Durchführung krimineller Taten genutzt. (…) Im Falle des Findens von Webangeboten mit suspektem Inhalt (z.B. Kinderpornografie, radikales Gedankengut, Chatinhalte mit Ankündigungen von Suizid/Amoklauf, verbale/sexuelle Belästigung innerhalb von Chatrooms usw.) kann der User durch einfaches Anklicken eines zusätzlichen Buttons im Browser eine automatisch generierte Meldung an eine Clearing-Stelle absetzen, die sich dann um den Sachverhalt unmittelbar kümmert.“

Ich frage mich, ob den Funktionären, die den auch grammatikalisch grottenschlechten Nonsens-Text zusammengestoppelt haben, nicht die Ohren schlackerten bei Formulierungen wie „abweichendem Verhalten“?! Wie mag es in deren Oberstübchen aussehen? Wie bei Karl-Heinz Kurras, der „abweichendes Verhalten“ auf seine Art bekämpfte?

„Radikales Gedankengut“ finden die wohlwollenden Leserinnen und geneigten Leser hoffentlich en masse auf Burks‘ Blog. Demnächst gibt es also den staatlich geprüften Browser mit Blaulicht, der bei allem, was nur einen Millimeter aus dem Spießbürger-Mainstream herausragt, eine Meldung an den zuständigen Jugendschutz- und Blockwart generiert, der dann irgendwas durchführt, am besten alles Abweichende und Negativ-Dekadente verbietet.

Wir warten also auch auf Geschwindigkeitskontrollen im Internet, wie im Heise-Forum vorgeschlagen wurde: „Na junger Freund, wir hattens wohl ganz eilig, was? 16 Mbit/s im Ortsbereich! Das wird teuer!!“

E-Mail-Schreiben ist nicht so einfach

…jedenfalles können es viele JournalistInnen nicht bwz,. machen sich keine Gedanken darüber, wie ihr digitales Geschreibsel beim Empfänger ankommt. Und vom TEN Standard hat auch noch niemand etwas gehört.

Computer und Wiefelspütz – eine ganz gefährliche Kombination

Fahrkarte nach China

Zu dem Herrn Wiefelspütz lesen man lawblog und das Original-Gefasel in der Berliner Zeitung. Kotztüte nicht vergessen: „Politiker der großen Koalition diskutieren darüber, die Sperrung von Internetseiten auszuweiten. Bislang war nur von einer Blockade kinderpornografischer Inhalte die Rede. ‚Natürlich werden wir mittel- und längerfristig auch über andere kriminelle Vorgänge reden‘, sagte der SPD-Innenpolitiker Dieter Wiefelspütz der Berliner Zeitung. ‚Es kann doch nicht sein, dass es im Internet eine Welt ohne Recht und Gesetz gibt.‘.“ Es kann doch nicht sein, dass jemand so dämlich argumentiert? Doch. Er ist ja auch in der SPD un sogar deren „innenpolitischer Sprecher“. Fünf Prozent wäre noch zu viel Wählerstimmen für diese Art Dumpfbacken.
[Update: eine Art von Dementi]

Keinen Bedarf für des Kaisers neue Kleider

Wolfgang Bosbach hat sich zur Entenfrage wieder einmal geäußert. Es ist ihm gelungen, die Flughöhe zu halten – also so dicht wie möglich über dem Wasser, das niedrigstmögliche Niveau. Ein Satz jedoch ist geradezu genial, wenn nicht sogar wahr: „gab es wohl bis zur Stunde in der polizeilichen Praxis keinen Anwendungsfall, sodass wir zunächst einmal Erfahrungen mit diesem neuen Ermittlungsinstrument abwarten sollten“.

Wie meinen? Sollte er dieses Buch gelesen haben? Bosbach wollte ja sogar das Grundgesetz ändern…By the way: lest Ramelsberger in der Süddeutschen! ich lasse es mir immr wieder auf der Zunge zergehen: „Den meisten Computernutzern ist es nicht klar: Aber wenn sie im Internet surfen, können Verfassungsschützer oder Polizei online bei ihnen zu Hause auf die Festplatte zugreifen und nachschauen, ob sie strafbare Inhalte dort lagern – zum Beispiel Kinderpornographie oder auch Anleitungen zum Bombenbau.“ SIE sind schon drin!

Zur Erinerung: Bosbach sprach vor zwei Jahren in der Sendung „People and Politics“ (09.07.2007, ab Min. 6.00) über Online-Durchsuchungen. Die Pointe kommt am Schluss. Bosbach lästerte über die, die behaupten, so etwas gebe es gar nicht oder es sei technisch unmöglich. Bosbach, lächelnd: „Aber das wird schon gemacht.““. So. So ein tolles Ermittlungsinstrument, da alle dringend brauchten – und jetzt nutzt es die Polizei nicht?

Um es kurz zu machen: Die Erde ist eine Kugel, keine Scheibe. Die Amerikaner sind auf dem Mond gelandet. Der Terroranschlag am 11. September ging auf das Konto von Al Kaida. Den Hufeisenplan gibt es aber schon weniger, und eine real existierende Online-Durchsuchung hat es nicht gegeben und wird es so, wie es sich Klein Wolf..äh….Fritzchen das vorstellt, auch nie geben..

Burks stellt vertraulichen Atombericht ins Netz

Das lesen wir auf Spiegel Online: „So viel Offenheit war nicht geplant: Die US-Regierung hat versehentlich einen streng vertraulichen Report über Hunderte zivile Atomanlagen und Atomlabore sowie nukleare Programme veröffentlicht. Das berichten „New York Times“ und „Washington Post“.“

Finden wir Links zu den beiden Websites? Nein. Finden wir Links zum Original des Berichts? Natürlich nicht – Spiegel Online ist ein deutsches Online-Medium, und dort fürchtet man Links wie der Teufel das Weihwasser. So etwas verstehen die unter „Online-Journalismus“. Auch die Basler Zeitung und N-TV verzichten auf Links.

Ich habe zwei Minuten gebraucht, um eine Quelle zu finden: Secrecy News: „US Declares Nuclear Sites to the IAEA“ und natürlich cryptome.org

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