Projekt Silverwissen, geschreddert

doom

Ich muss jetzt unbedingt ein Blog-Posting des Schockwellenreiters geringfügig verändern, aber ansonsten komplett übernehmen (bitte ersetzt 57 durch 58):

Hallo Wikipedia! „Projekt Silberwissen“ klingt genau so diskriminierend und ist vermutlich auch genau so ein abschätzig gemeintes Marketing-Sprech wie „Silversurfer„. Wir über 50jährigen sind nämlich nicht so doof und dämlich wie ihr Jungspunde meint, daß wir ein geschütztes Internet mit Sandkasten, Schüppchen und Förmchen bräuchten. Ich zum Beispiel (57 Jahre jung) habe schon gebloggt, da hat mindestens die Hälfte von Euch noch mit eben diesen Schüppchen und Förmchen unter Mamis Aufsicht in einem realen Sandkasten gespielt.

Ich behaupte sogar, dass der Schockwellenreiter und ich erheblich mehr über das Internet wissen als die Jungspunde, die bei Studivzfacebookmyspace die Hosen runterlassen, die noch nie einen elektronischen Brief (!) geschrieben haben, und die das Usenet mit einer uruguayischen Bratwurst verwechseln.

Mädels und Jungs bei Wikipedia, ich habe schon Ego-Shooter gespielt, da wart ihr noch gar nicht geboren! Und ich habe auch noch keine grauen Haare (und nicht nur, weil ich Schröder heisse)! Also haltet mal den Ball flach!

PGP

Das #neue_Twitter (bekanntes Problem): Weißer Bildschrim

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Ich kann zur Zeit nicht vernünftig twittern. Das liegt an Twitter, nicht an mir. Die verhalten sich ähnlich dämlich wie ebay: Niemand verrät mir, welche Cookies und welche Scripte ich zulassen muss, um mich vernünftig einloggen zu können. Sie setzen einfach voraus, dass jeder mit heruntergelassener Hose surft oder gar mit dem Internet Explorer. Das Problem mit dem „neuen Twitter“ geht aber tiefer und ist schon seit einer Woche bekannt (siehe Screenshot): Manche Nutzer sehen nach dem Einloggen einen weißen Bildschirm.

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Ich habe natürlich versucht, das zu ändern und sogar meinen Firefox 3.3.6 auf 3.3.11 upgedatet. Das nützt aber nichts. Auch die standardisierten Ratschläge auf der Hilfe-Seite sind mehr Gestammel als dass sie irgendetwas erklärten. Ich habe meinen einschlägigen Kommentar dort hinterlassen. Mal sehen, wie lange die „Ingenieure“ noch brauchen werden.

Natürlich wird Twitter nicht wegen mir das Geschäftsmodell ändern – Datenspionage und Ausspähen den Nutzerverhaltens und dessen Verkauf. Sicherheitsbewusste Nutzer wie ich sind eine irrelevante – weil winzige – Zielgruppe, deren Online-Verhalten so stark von dem der gewöhnlichen DAUs abweicht, dass man sie vernachlässigen kann.

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Nerdcore, die Durchführung einer Ablebensmaßnahme und andere signifikanten Kookkurrenzen

Prolog: Ich habe noch nie verstanden, warum sich das Verb abmahnen in die deutsche Sprache und die dazu passenden Gehirne geschmuggelt hat. („Signifikante Kookkurrenzen für abmahnen: kündigen (59), Arbeitgeber (55), Kündigung (52), untergrabend (49), müssen (38), Betriebsfrieden (33), gegebenenfalls (31), Wiederholungsfall (30), fristlosen (29)“)

Ich kann jemanden mahnen, dass etwas Böses einträte, täte er Dieses und Jenes und würde ihn ermahnen, unterließe er es, auf meinen Rat zu hören. Aber was – zum dreigeschwänzten Teufel – unterscheidet mahnen von abmahnen? (Bevor die Abzock- und Abmahn-Mafia sowie anderes Wegelagerer-Geschmeiß jetzt das Maul öffnen: Wir reden über die deutsche Sprache und nicht über berufsspezifischen Slang.)

Abmahnen verhält sich zu mahnen wie die „Fachtagung“ zur „Tagung“, der „schulische Bereich“ zur „Schule“ und die „Durchführung einer Ablebensmaßnahme“ zum „Erschießen“. Der Begriff ist also wie geschaffen für Juristen und Leute, die nichts zu sagen haben, das aber um so öfter und lauter.

Und jetzt zu etwas ganz Anderem. Bei Fefe las ich, dass nerdcore.de (war auch in meiner Blogroll) verschwunden sei: „Anscheinend hat die Firma Euroweb nach gerichtlichen Auseinandersetzungen mit dem Blogger René Walter einen Titel gegen ihn erwirkt und damit dann die Domain zwangsvollstrecken lassen.“ Bei Law blog wird das ausführlich diskutiert.

Die FAZ berichtet als gefühltes reaktionäres Sprachrohr der gefühlten Großbourgeoisie aka gefühlte herrschende Klasse einschlägig (das heißt: es ist wie bei dem gefühlten „Nachrichten“-Magazin Focus: Man weiß immer schon vorher, welche Meinung die haben oder sich haben verkaufen lassen): Die Diskussionen über die umstrittene Firma werden zwar erwähnt, sogar der sinnfreie (und selbstredend linkfreie) Satz „der Mitteldeutsche Rundfunk hat darüber bereits zweimal berichtet“ taucht auf, aber um was genau es sich handelt, erfährt man bei der FAZ nicht. Burks.de hat auch schon öfter über alles Mögliche berichtet – na und? Journalismus ist nicht, wenn man unkritisch die Agitprop wiederholt, die Euroweb über sich zu verbreiten geruht (siehe auch oben).

Die FAZ schreibt: „Nachdem sich René Walter diese Präsentationen (…) – einmal angesehen hat, kam er zu dem Schluss, dass sie ‚minderwertig‘ seien und darunter ‚unverhältnismäßig viel Schrott dabei‘ und sich die Euroweb ‚mit Dreck eine goldene Nase verdiene‘. Für diese Äußerungen hat Euroweb ihn abgemahnt und, als er darauf nicht reagierte, Ende August 2010 ein Urteil vor dem Landgericht Berlin erstritten, um das er sich offenbar ebenfalls nicht kümmerte. Daraufhin wurde seine Adresse gepfändet.“

Da „Dreck“ unstrittig eine Metapher ist, hat René Walter also eine subjektive Meinung geäußert (im Juristen-Jargon: „wettbewerbswidrige Äußerungen in Bezug auf unsere Mandantin“). Juristen sahen darin öffenbar eine „Schmähkritik“ – wir sind in Deutschland. Die Schmähkritik verhält sich zur Kritik wie – aber das hatten wir schon. Abmahn-Anwälte haben oft eine ähnliche Mentalität wie die bekannten Nachbarn, die sich wegen einer Hecke, deren randständigen Blättchen sich zehn Zentimeter über die Grundstücksgrenze hinausgewagt haben, zwanzig Jahre mit zahllosen Prozessen überziehen. Dazu kommt, dass die Gier nach Geld, Geld und noch mehr Geld die zwangsläufige moraltheologische Verhaltensnorm des Kapitalismus ist (den wir alle als alleinseligmachende Gesellschaftsform und freiheitlichdemokratische Grundordnung [die Grundordnung verhält sich zur Ordnung wie usw.] lieben und verehren), Abmahnanwälte als rättische Charaktermasken dieses Triebs natürlich eingeschlossen.

Die Süddeutsche schreibt: „Euroweb ging gegen die aus Sicht der Firma diffamierenden Darstellungen anwaltlich vor, was wiederum als Versuch aufgefasst wurde, Kritiker mundtot zu machen. Zum Ärger des Unternehmens dokumentiert Google die Spuren des Konflikts bis heute. (…) Denn abgesehen von der unbegreiflichen Nachlässigkeit des Nerdcore-Erfinders René Walter, worum ging es? Doch offenbar um einen Blogeintrag, der das Preisleistungsverhältnis bei Euroweb problematisierte“. Man spielt also auf den Streisand-Effekt an – in der Blogosphäre gebraucht man auch den Begriff Shitstorm.

Was mich am Thema interessiert, ist die Pfändung einer Domain. Ich stimme mit Udo Vetter nicht überein. Zwar kann eine Domain – wie es bei Heise zu lesen ist (2004) gepfändet werden, es kommt aber auf die Umstände an. Die sind IMHO bei nerdcore.de nicht so eindeutig, mal ganz abgesehen von der Frage, ob hier die Mittel zum Zweck (eine geringe Geldsumme zu erhalten) verhältnismäßig eingesetzt wurden. Die Kommentare bei law blog sprechen für sich: „Wenn ich meinem Glaeubiger den Gerichtsvollzieher schicke, mit Titel natuerlich, und dieser pfaendet, dann geht das Pfand rechtlich gesehen in meinem Besitz ueber, aber noch lange nicht in mein Eigentum.“ – „Dabei entstehen sicherlich auch Kosten, die möglicherweise höher sind als bei einer normalen Pfändung. Wenn jetzt aber ein Fehler begangen wurde (was mir nicht völlig abwegig erscheint), muß evtl. hinterher an den Gepfändeten Schadenersatz geleistet werden. Die Frage ist doch wirklich, welche Methode zielführender war. Mal ganz abgesehen vom berechtigten Imageverlust.“

Das Landgericht München I (Beschluss vom 12.02.2001, 20 T 19368/00) hat schon vor zehn Jahren entschieden: „Die Übertragbarkeit der Domain und ihre Loslösung vom Inhaber führt nicht dazu, daß sie als pfändbares Recht anzusehen ist.“ Das Landgericht Mönchengladbach ist anderer Meinung und hat etwas vage formuliert, wann eine Domain nicht gepfändet werden kann: „Eine Unpfändbarkeit kann sich analog § 811 Nr.5 ZPO daraus ergeben, dass eine Domain zur Fortsetzung der Erwerbstätigkeit des Schuldners erforderlich ist. Das ist allerdings nur dann der Fall, wenn sich die Domain im Rechtsverkehr durchgesetzt hat und deshalb nicht mehr ohne weiteres gegen eine andere ausgetauscht werden kann.“ Genau das ist bei nerdcore.de der Fall – allerdings darf man daran zweifeln, ob der Inhaber jemals eine relevante Summe mit seinem Blog verdient hat oder ob Bloggen Beruf ist, für den man die „eingeführte“ Domain braucht. (Bei burks.de ist ist das anders: „Burks“ hat sich als mein „Künstername“ durchgesetzt, und ich nutze mein Blog als Teil der gesamten Website u.a. zur beruflichen Eigenwerbung und zur Auftragsaquise.)

Ich würde gern darauf wetten, dass Euroweb in den höheren Instanzen verlieren wird (falls es dazu kommt). Der Bundesgerichtshof hat die Angelegenheit schon geregelt und meines Erachtens dem Landgericht Münchengladbach und anderen Vorinstanzen teilweise widersprochen: „Eine Internet-Domain ist lediglich eine technische Adresse im Internet“, vgl. BGH, Beschluss. v. 05.07.2005 – VII ZB 5/05):

a) Eine „Internet-Domain“ stellt als solche kein anderes Vermögensrecht i. S. v. § 857 Abs. 1 ZPO dar. Gegenstand zulässiger Pfändung nach § 857 Abs. 1 ZPO in eine „Internet-Domain“ ist vielmehr die Gesamtheit der schuldrechtlichen Ansprüche, die dem Inhaber der Domain gegenüber der Vergabestelle aus dem der Domainregistrierung zugrunde liegenden Vertragsverhältnis zustehen.
b) Die Verwertung der gepfändeten Ansprüche des Domaininhabers gegen die Vergabestelle aus dem Registrierungsvertrag kann nach §§ 857 Abs. 1, 844 Abs. 1 ZPO durch Überweisung an Zahlungs Statt zu einem Schätzwert erfolgen.

Die Anwälte von Euroweb sehen das jedoch anders: „Das Urteil erging im Wege des einstweiligen Rechtsschutzes, auf das – grundsätzlich hiergegen mögliche – Rechtsmittel der Berufung verzichtete der Schuldner. Die Hauptsacheklage ist bislang nicht anhängig. Die durch das Gerichtsverfahren entstandenen Kosten sowie weitere Beträge für Rechtsanwaltsgebühren hatte der Schuldner zu zahlen.“

Aha. Jetzt habe ich auch das juristische Geschäftsmodell begriffen. Da nützt auch nichts, wenn Euroweb den vermeintlich Guten aus dem Erlös der Domain-Versteigerung spenden will – die haben dankend abgelehnt:

„Könnte die Firma Euroweb das Geld aus dem Erlös der Versteigerung der Nerdcore-Domain tatsächlich spenden, so bräuchte sie dafür einen Empfänger, der das Geld auch annimmt. Wir aber haben das Gefühl, dass hier mit ziemlich dicken Kanonen auf zierliche Spatzen geschossen wird. Und davon möchten wir nicht profitieren. Und wir möchten auch nicht, dass sich der Kanonier mit einer Spende an Freischreiber ein moralisches Mäntelchen für eine klassische Überreaktion umhängen kann.“

Dem kann ich mich nur anschließen. Ich werde in Zukunft jeden Kontakt mit Euroweb – falls sich einer ergäbe – vermeiden.

By the way, Euroweb: Euer Deutsch des Grauens im obigen Agipprop-Video bedarf eines Updates (hoppla, das war ein Genitiv – hätten Sie’s gewusst?). „Weil ich will meine Kunden nicht warten lassen“. Nein! Um eines höheren Wesens willen – das ist Dreck, Sprachdreck. Der Satzbau im Deutschen geht anders. Ein Kausalsatz, bediente er sich des „weil“, würde lauten: „weil ich meine Kunden nicht warten lassen will.“ Aber das kann ein „Medienberater“ bei Euroweb natürlich nicht wissen.

Vorratsdatenspeicherung light plus [Update]

Kurt Biedenkopf, Ex-Generalsekretär der CDU, soll 1973 gesagt haben: „Was sich heute in unserem Land vollzieht, ist eine Revolution neuer Art. […] Revolutionen finden heute auf andere Weise statt. Statt der Gebäude der Regierungen werden die Begriffe besetzt, mit denen sie regiert.“

Richtig: Wenn man dem politiischen Gegner die eigenen Begriffe und Definitionen aufzwingt, dann infiltriert man ihn auch mit den eigenen Ideen. Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger versucht es gerade wieder, einerseits, um der Überwachungs- und Zensurmafia die halbherzige FDP-Position schmackhaft zu machen, andererseits um die Gegner der Vorratsdatenspeicherung ins Leere laufen zu lassen.

Vorratsdatenspeicherung heisst jetzt Quick Freeze Plus. Jawoll. Folter heisst jetzt „rubuste Wahrheitssuche“, das Atommüllager nennen wir jetzt „Entsorgungspark“, und den Krieg kennen wir ohnehin schon als „Friedenserzwingung“.

Noch mal zum Mitschreiben: „Vorratsdatenspeicherung bezeichnet die Verpflichtung der Anbieter von Telekommunikationsdiensten zur Registrierung von elektronischen Kommunikationsvorgängen, ohne dass ein Anfangsverdacht oder eine konkrete Gefahr besteht (Speicherung bestimmter Daten auf Vorrat).“

Die Regierung will alle Verkehrs- und Kommunikationsdaten aller Bürger auf Vorrat sammeln – ohne konkreten Anlass. Im Prinzip ist die Richtlinie 2006/24/EG der Europäischen über die Vorratsspeicherung von Daten schuld; wie diese Vorgabe juristisch umgesetzt wird, bleibt den Mitgliedsstaaten überlassen. Das deutsche Bundesverfassungsgericht erklärte die deutschen Vorschriften – also den ersten Versuch zur Vorratsdatenspeicherung – mit seinem Urteil vom 2. März 2010 für verfassungswidrig und nichtig.

Das interessiert die Zensur- und Überwachungsmafia und deren politischen Lautsprecher natürlich nicht. Und Leutheusser-Schnarrenberger ist nur so eine Art feministische Theologin: Sie versucht, das Falsche, Lächerliche, Böse noch irgendwie angenehm zu kostümieren und uns schmackhaft zu machen. Mit der Vorratsdatenspeicherung ist es aber wie mit der Schwangerschaft – ein bisschen geht nicht.

Wie absurd die Diskussion mittlerweile ist, zeigt das Beispiel: Welche Reaktion würde jemand ernten, der forderte, alle Jogger und sonstigen Fußgänger würden ab sofort generall überwacht und ihre Wegstrecken protokolliert werden, weil man auf diese Weise auch zu Fuß flüchtende Bankräuber erwischen würde? Genau so argumentieren die Befürworter der Vorratsdatenspeicherung. Was offline gilt, muss auch online gelten: Anonymität im Internet ist ein Bürgerrecht!

Die German Privacy Foundation hat das so formuliert: „Die zunehmende Überwachung der Kommunikation erfordert das Recht auf und den Schutz der Privatsphäre. Die Freiheit in der digitalen Welt muss verteidigt werden. Das Recht auf ungehinderte Kommunikation ist ein Menschenrecht, das Recht auf informationelle Selbstbestimmung, also auch auf Anonymität, ein unverzichtbares Bürgerrecht und eine Grundfeste des Datenschutzes. Jeder hat das Recht, selbst zu entscheiden, welche Informationen er oder sie über sich selbst preisgibt. Solange nicht ein staatliches Gesetz oder die Rechte anderer entgegenstehen, kann jeder Mensch sein Recht auf informationelle Selbstbestimmung in der Form ausüben, dass er anonym auftritt und sich insbesondere im Internet anonym bewegt.“

Update: Vgl. Thomas Stadler: „Die Vorratsdatenspeicherung ist aus grundsätzlichen rechtsstaatlichen Erwägungen heraus abzulehnen und es hat dabei zu bleiben, dass deutschen Ermittlungsbehörden nicht dieselben Imstrumente an die Hand gegeben werden dürfen, wie den Behörden totalitärer Staaten. Zudem wäre wünschenswert, dass die Diskussion um die Vorratsdatenspeicherung stärker in den Kontext des Datenschutzes gestellt wird. Denn die Politik kann nicht einerseits ein hohes Datenschutzniveau, das nur durch die gesetzlich normierten Ziel der Datenvermeidung und Datensparsamkeit erreichbar ist, propagieren und andererseits eine Vorratsdatenspeicherung fordern.“

Was ist und zu welchem Ende betreiben wir Social Engineering?

Spiegel Online (ein Link zur Quelle, o Wunder!) fantasiert wieder wahllos herum: „Denn Bronk hackte sich in deren E-Mail-Konten…“ Das hätte die Taz auch nicht schlechter formulieren können. Wie zum Teufel, „hackt“ man sich in E-Mail-Konten? Etwa mit einer real gar nicht existierenden „Online-Durchsuchung“?

Nein, der Kerl war kein echter „Hacker“, sonder jemand, der sich des guten alten Social Engineering bediente: „Ausgestattet mit dem derart zusammengetragenen Hintergrundwissen ging er daran, die E-Mail-Passwörter seiner Opfer zu ändern. Dazu machte er sich nicht etwa die Mühe, zuerst deren Passwort herauszufinden. Stattdessen gab er sich deren E-Mail-Providern gegenüber als Inhaber des jeweiligen Accounts aus und beantragte, mit der Begründung, er habe sein Passwort vergessen, online ein neues. Weil viele Provider immer noch Standardabfragen, beispielsweise nach dem Mädchennamen der Mutter, verwenden, um in solchen Fällen die Identität des Antragstellers zu überprüfen, fiel es Bronk nicht schwer, die E-Mail-Konten zu übernehmen.“

„Social Engineering nennt man zwischenmenschliche Beeinflussungen mit dem Ziel, unberechtigt an Daten oder Dinge zu gelangen. Social Engineers spionieren das persönliche Umfeld ihres Opfers aus, täuschen falsche Identitäten vor oder nutzen Verhaltensweisen wie Autoritätshörigkeit aus, um Dinge wie geheime Informationen oder unbezahlte Dienstleistungen zu erlangen. Meist dient Social Engineering dem Eindringen in ein fremdes Computersystem, um vertrauliche Daten einzusehen; man spricht dann auch von Social Hacking.“

Also bitte keine Computermythologie, Technik-Schamanismus oder anderen Regenzauber: Man kann sich nicht einfach so irgendwo „reinhacken“.

Voyeuristic Blogger Portraits

rixdorf

Wired hat eine hübsche Fotoserie von Gabriela Herman: „Herman disputes that technology has an isolating effect.“ (via Nerdcore)

Schön auch der Hinweis: „Wired’s 2002 declaration of the blog’s arrival now seems foolishly self-evident.“

Netzkongress der CSU

Eine Vorschau auf die Reden beim Netzkongress der CSU am 31. Januar gibt es bei Youtube. In der letzten Reihe sitzen zwei Mitglieder der Piratenpartei. Hier auch eine Anleitung: „How to break the internet with Google“ – ein Mitglied der Piratenpartei erklärt Mitgliedern der CSU das Internet. (Vgl. auch netzpolitik.org)

Monika Piel – der Volkssturm der Holzmedien

Die ARD-Vorsitzende Monika Piel in einem Interview mit dem Tagesspiegel (via Fefe): „Den Geburtsfehler des Internets – kostenlose Inhalte – zu beseitigen ist aber schwierig und langwierig.“ ARD – da weiß man, welche Anstalt man hat.

Die Schattenseiten des Internetzes

porn

Das ist doch mal eine halbwegs gute Nachricht: Laut Heise setzt zum Glück nur ein Viertel aller Eltern Software ein, um das Online-Verhalten ihrer Kinder zu überwachen. Das sind zwar immer noch viel zu viele, aber eine zweite gute Nachricht kommt gleich hinterher: Die Filter- und Zensursoftware ist in der Regel grottenschlecht. Quod erat demonstrandum.

„Demnach lassen sich mit 84 Prozent der untersuchten Programme nicht für Kinder geeignete Seiten recht gut blockieren. Während die Erfolgsquote wird vor allem beim Filtern von Erotikangeboten hoch sei, funktioniere das bei Webseiten rund um Magersucht, Suizid oder Selbstverstümmelung weniger gut. Gleichzeitig würden teils Angebote mit besonders kindgerechten Inhalten fälschlich blockiert.“

Bruhahaha. Wie kann man bei solchen Sätzen überhaupt ernst bleiben? Ist es ein Erfolg, wenn Kinder keine „Erotik“ mehr sehen dürfen? Und sind Websites, die sich mit Magersucht beschäftigen, jetzt auch verboten und fallen unter den klostertauglichen deutschen Jugend“schutz“? Die Erfolgsquote bei Selbstverstümmelung ist nicht hoch – ich weiß gar nicht, was die meinen?

Zugegeben, ich würde einem kleinen Kind die Fotos auf rotten.com nicht zumuten, selbst ich kann mir das kaum ansehen. Aber warum sollte ich das sperren wollen? Ich würde meinen Kinder eher verbieten, sich ohne Aufsicht einem katholischen Pfaffen zu nähern. Medienkompetenz bedeutet doch, dass man Kinder über die Risiken und Nebenwirkungen des Surfens aufklärt und diese erzieherische Aufgabe nicht irgendeiner Software überträgt, deren Programmierer ich weder kenne noch deren Kriterien. Vielleicht wollen die lieben Kleinen porn später an der University of Sussex studieren, können sich aber nicht informieren, weil der Rechner sich bei Eingabe der Zeichenfolge s e x gleich in die Luft sprengt?

Der Titel derartiger Medienberichte dürfte nicht heissen „Kinderschutz-Filter oft noch unzureichend“, weil das suggeriert, es gebe einen zureichenden Schutz durch Zensur-Programme, sondern: „Filter-Software ist nicht imstande, Kinder zu schützen.“ Und natürlich gehört zu einer guten Erziehung der lieben Kleinen, dass Eltern Hilfe leisten können, wenn Zensur im Internet umgangen werden muss.

Bei SpOff finden wir heute einen ähnlich schlampig formulierten Artikel: „Seit langem will der Inlandsgeheimdienst FSB Internetanbieter dazu zwingen, missliebige Seiten zu sperren. Ein Gesetz verpflichtet Internetdienstleister, auf eigene Kosten eine Hardware zu installieren, durch die der FSB – nach Genehmigung durch einen Richter – verfolgen kann, wer welche Web-Seiten besucht und welche E-Mails schreibt. Manche Unternehmen üben sich mitunter schon in freiwilliger Selbstzensur.“

Moment – wir hier Russland beschrieben oder Deutschland? Ein kritisches Wort vermisse ich – das wäre eine journalistische Aufgabe. Wie will ein Geheimdienst einen Provider zwingen, „missliebige“ (wem?) Webiste zu sperren? In Nordrhein-Westfalen wurden die Internet-Anbieter gezwungen, zum Beispiel die missliebigen Seiten zu sperren. Die deutsche TKÜV – ein Gesetz, dass die rot-grüne Regierung uns bescherte, verpflichtet Internetdienstleister, auf eigene Kosten eine Hardware zu installieren, durch die nicht nur der deutsche Inlandsgeheimdienst, sondern auch Polizeidienststellen alle E-Mails in Echtzeit mitlesen können. Freiwillige Selbstzensur ist bei deutschen Providern ohnehin Standard, (Die These, man könne mit einer Hardware verfolgen, wer welche Web-Seiten besucht, ist übrigens schlicht grober Unfug. Wer als Chef vom Dienst so etwas durchlässt, ist ein Internet-DAU.)

Ein verantwortungsvoller Journalist hätte in einem Artikel über „Russlands Angst vor Datenlecks“ erwähnt, dass Deutschlands „Angst“ nicht nur genauso groß ist, sondern dass auch die Zensur und die Überwachung hierzulande keinen Vergleich mit Diktaturen zu scheuen braucht.

Bei Heise lese ich, „dass 39 Prozent der europäischen Kinder und Jugendlichen bereits mit Schattenseiten des Internets in Berührung gekommen sind.“ Das muss ich energisch zurückweisen – so viele Benutzer hat burks.de denn doch nicht.

porn

Nicht Bungee-Jumping, sondern Banshee-Riding

Pandora

Ja, das ist schon wieder einer meiner Avatare – ich habe endlich kapiert, wie man die Dinger richtig fliegt. Ganz schön schwierig….

Kinderpornos als Vorwand für Netzsperren

Erich Moechel auf orf.at über „Kinderpornos als Vorwand für Netzsperren“ (via Blogosphäre):

Warum allen technischen Argumenten zum Trotz an der Einrichtung einer europaweiten Internet-Sperrinfrastruktur festgehalten wird, hat andere Gründe als die Bekämpfung von „Kinderpornografie“. Das jährliche „Round-up“ von ein paar Dutzend Konsum-Triebtätern sorgt für eine gleichbleibend hohe „Aufklärungsrate“ von etwa 75 Prozent bei diesem Delikt.
Warum die eigentlichen Täter, nämlich die „Produzenten“ und Geschäftemacher, so gut wie nie unter den Gefassten sind, wird in den Medien nicht hinterfragt. (…) Die wütenden Reaktionen europäischer Politiker auf die WikiLeaks-Enthüllungen haben gezeigt, worum es dabei geht. Ist eine solche Sperrinfrastruktur erst einmal erstellt, lässt sie sich ad hoc zur Blockade aller unerwünschten Inhalte benutzen.

Die Blockade würde zwar nicht funktionieren, aber man weiß jetzt schon, wie es gemeint ist. Lesebefehl!

Die Reise der bösen Avatare nach Pandora

Pandora

Gestern habe ich die Bösen im Spiel Avatar bis zum Ende durchgespielt – also die Soldaten, die alles kaputtmachen und die ökologisch-esoterisch korrekten blauen Na’vi bekämpfen.

Ich muss zugeben, dass die Rolle als Soldat noch mehr Spaß macht: Man darf mit hübschen Fahrzeugen über Stock und Stein brettern, während die Na’Vi meistens zu Fuß laufen mussen, man bekommt sogar futuristische Fluggeräte, die zu steuern extrem anspruchsvoll sind – die Vögel, auf denen die Na’Vi reiten, haben im Spiel ausser dem Transport nichts zu tun – und muss sich in der Endphase des Spiels richtig anstrengen – ist man nur eine Sekunde unaufmerksam, wird man gleich niedergehauen oder -geschossen. In der obigen Szene hat mein Avatar rund eine halbe Stunde gebraucht, um sich aus der Umzingelung freizuschießen – und ich bin nicht unerfahren im Ballern. Ich kam richtig ins Schwitzen.

Eine supergeile Grafik ohnehin und Adrenalin pur – also auch ein Ego Shooter vom Feinsten, was ich gar nicht erwartet hatte. Ihr Jugendschutzwart Burks empfiehlt also: Dieses Spiel ist besonders geeignet für Jugendliche unter 18 Jahren.

Piratenpartei Hessen spendet TOR-Server an die GPF

Bad Vilbel online – Rhein Main News: „Seit Ende letzten Jahres läuft ein von der Piratenpartei Hessen gesponsorter Anonymisierungsserver bei der German Privacy Foundation. Die Adminstration des neuen TOR-Exit-Nodes „gpfTOR4“ erfolgt in Zusammenarbeit durch die Piratenpartei Hessen (1. Admin) und die GPF (2. Admin). (…) ‚Durch einen weiteren Server leisten wir einen Beitrag für sichere und vertrauenswürdige TOR-Exit-Nodes. Wir möchten an dieser Steller der renommierten German Privacy Foundation dafür danken, dass sie als Betreiber und Berater zur Verfügung stehen“ erklärte Ralf Praschak, Stellvertretender Vorsitzender der Piratenpartei Hessen. „Gerade in Zeiten, in denen über die Wiedereinführung der Vorratsdatenspeicherung diskutiert wird und Ungarn eine Zensur innerhalb der EU beschlossen und umgesetzt hat, ist dies nötiger denn je.'“

Ebay-Eliza, reloaded

ebay

Ja, Sie mich auch.

Dragon Age: Ich bin Burks, schön Euch zu treffen

Dragon Age

Vor einigen Tagen habe ich mir in einem Anflug geistiger Umnachtung das Computerspiel Dragon Age Origins gekauft, installiert und versucht zu spielen. Was für eine langweilige, dämliche und ästhetisch anspruchslose Sch…

Zugegeben: ich bin es aus Second Life gewohnt, dass man Avatare hübsch aussehen lassen und sie individuell ausstatten kann – da kommt kein Computerspiel mit. Von Avatar bin ich ein anspruchsvolles Ambiente gewohnt, Dragon Age ist im Verhältnis dazu eher ein Plattenbau. Und unter „Rollenspiel“ stelle ich mir eine phantasievolle Storyline vor, nicht aber die zwangweise Lektüre eines Ekel erregenden fucking manuals mit hunderten langweiliger Details, die man sich eh erst merken kann, wenn das Spiel schon vorbei ist.

Und erst die Dialoge! Dieses pseudo-mittelalterliche Getue mit dem friderizianischen „Euch“ und „Ihr“ und den pseudo-mittelalterlichen Rüstungen. Man weiß gar nicht, ob man sich kaputtlachen oder sich mit Grauen abwenden soll. Wenn das Genre „Fantasy“ dumm und schlecht ist, dass ist Dragon Ice das beste Beispiel dafür.

Und Pseudo-Mittelalter heisst nicht, dass ich das Frauenbild aus der Adenauer-Ära oder das unserer aktuellen Familienministerin vorgesetzt bekommen muss! Schon mal was von Lara Croft gehört? Auch wenn die einem feuchten Männertraum entsprungen ist: Warum sollte ich mich mit virtuellen Frauen langweilen, die ungefähr so sexy aussehen wie eine Rancherfrau in einem Cowboy-Film der fünfziger Jahre? Und ich will in Computerspielen nicht beten müssen, verdammt noch mal! Auch die Frisuren der Männer sind extrem verbesserungswürdig.

Es würde mir Spaß machen, die Dialoge aktueller Spiele in ein ordentliches und unterhaltsames Deutsch zu übersetzen. Auch bei „Avatar“ lockert sich mir manchmal das Zahnfleisch, wenn ich mir die Mixtur aus „Jugendsprache“ und Denglisch antun muss.

Jetzt bin ich zu faul, das Spiel bei ebay anzubieten. Ich musste schon fünfunddreißig Mal meine Browsereinstellungen verändern, um mich überhaupt einloggen zu können. Weiter komme ich nicht….das sollte irgendwie daran liegen (Ich benutze Firefox 3.6.6., ihr ebay-Pfeifen!) Aber ich muss das nicht herausfinden, sondern ebay müsste mir vorab verraten, welche meiner Hosen ich herunterlassen soll. Ihr könnt mich mal bei ebay.

Ich verkaufe das Spiel, Originalpreis 29,99 Euro (Rechnung wird mitgeliefert). Angebote E-Mail an burks@burks.de – eletronische Briefe bevorzugt oder Postkarten mit Signatur.

ebay

Die WAZ und das Internet

Ruhrbarone: „Die WAZ hat ihr im Februar 2007 gestartetes Kulturblog Westropolis nicht nur eingestellt, sondern komplett aus dem Netz genommen. (…) Westropolis war 2007 als Teil der Online-Offensive der WAZ-Gruppe gestartet (…) In einer Pressemitteilung hieß es damals (…): ‚Der wesentliche Aspekt von Westropolis ist die Öffnung der klassischen, von Redakteuren erstellten Kritik hin zu einer aktiven Einbindung der Nutzer. (…) Jeder kann für Westropolis über ein Eingabeformular einen Beitrag senden, dazu ist keine Registrierung erforderlich. Der Text wird von der WestEins-Redaktion geprüft und freigeschaltet. Kommentare sind direkt und ohne Registrierung möglich.“

Formular. Prüfen. Wäre ja noch schöner. Dafür musste man damals vermutlich noch dankbar sein: Man durfte einfach so kommentieren, ohne dass der zuständige Jugendschutz – und Meinungswart dazwischenfunkte! Potztausend. Geholfen hat es auch nichts. „Online“ ist für die Holzmedien fast immer nur eine dumme Ausrede und Heuchelei. Man will „drin“ sein, aber vor lauter Angst vor dem unberechenbaren Leser weiß gar nicht, was man da soll.

Assange: claiming he owned the information

Slashdot – “ The Guardian’s Complicated Relationship With Julian Assange“ – verweist auf einen interessanten Artikel: „Vanity Fair has published an interesting behind-the-scenes look at the unlikely and tumultuous working relationship between WikiLeaks‘ Julian Assange and The Guardian as the Iraq War Logs were being published. The piece highlights the differences and conflicts between the Guardian’s journalistic standards and WikiLeaks‘ transparency. Particularly interesting is the revelation that Julian Assange threatened to sue The Guardian if they publish a portion of Iraq War Logs leaked to them by a disgruntled WikiLeaks volunteer, claiming ‚he owned the information and had a financial interest in how and when it was released.'“

Erschütternden Inkompetenz

Ich wollte eigentlich zu dem Thema, dass Twitter aufgefordert wurde, Nutzerdaten von Wikileaks-Sympathisanten herauszurücken, etwas bloggen. Aber Feynsinn hat alles Nötige dazu schon gesagt, auch zu den Journalisten-DAUs, die beim Freitag hanebüchenen Unfug verbreiten. Mich erschüttert die Inkompetenz jedoch eher nicht, ich erwarte es geradezu – deutsche Journaille eben.

„Mir ist völlig klar, dass ich mich mit meinen andauernden Rufen nicht beliebt mache und muss sogar davon ausgehen, dass die Mehrheit meiner Leser einen Facebook-Account hat,“ schreibt Feynsinn. Bei mir macht er sich beliebt, und ich habe auch keinen Facebook-Accout mehr.

Torservers.net: Warum es so wichtig ist

Interessanter Artikel über Tor:

„Tor ist eben kein einfaches Anonymisierungsprojekt nur für ‚uns‘. Mit staatlicher Förderung und vor allem viel persönlichem Engagement wird und wurde an Universitäten (und außerhalb) weltweit daran gearbeitet, allen Menschen einen zensurfreien, verschlüsselten Netzzugang zu ermöglichen. Und das in seiner vollen Konsequenz: Nicht nur lesend, sondern auch um aktiv teilzunehmen, ohne Repressalien fürchten zu müssen. Auf der Startseite von Torservers.net zitiere ich eine Studie des ‚Commitee to Protect Journalists‘, nach der im letzten Jahr 136 Journalisten weltweit im Gefängnis sitzen. Und das sind nur die bekannteren Fälle.

Und, wird Tor genutzt? Und von wem? Die Metriken des Torprojekts zeigen das sehr eindrucksvoll. Wenn man sich nämlich dort anschaut, wie viele Menschen den umständlichen Weg nutzen, sich Tor per Email zu besorgen – vermutlich weil die Seite des Projekts geblockt wird und somit der normale Downloadweg nicht möglich ist – so sind das knapp 100 täglich“.

Lesebefehl!

Avatarischer Reitunterricht

Pandora

Manchmal kann man sich nicht aussuchen, womit man virtuell herumreitet. Dieses Tierchen gibt ein allerliebstes Fauchen von sich.

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