Popráci – Rixdorfer Strohballenrollen

Popraci

Gestern fand hier auf dem Richardplatz das „Popraci„, laut „oral history“ das „175. Rixdorfer Strohballenrollen“. Hier ein paar ausgewählte Fotos.

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Die einheimische Bevölkerung war überrascht, aber auch erfreut: So etwas hatte wohl noch niemand gesehen. Ich hatte ein wenig dazu beigetragen, indem ich die Website gebaut habe. Zu mehr reichte meine Zeit nicht. Es kamen noch der Urlaub und meine fast überstandene Grippe hinzu.

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Einige der Gruppen lieferten sich mit den rund 200 Kilogramm schweren Rollen ein spannendes Rennen um dem Platz, sogar mit „Fotofinish“. Wer gewonnen und die Preise bekommen hat, weiß ich gar nicht. Das wird vermutlich bald auf popraci.de verkündet werden.

Willkommen in der Wirklichkeit

Agitprop

„Willkommen in der Wirklichkeit“, meint der Rixdorfer Stadtschreiber zu Recht ironisch und berichtet von einer Versammlung gestern, auf der ich auch war. Es ging um die Streuobstwiese am Richardplatz, die in keinem guten Zustand ist, aber auch von den Hundehaltern genutzt wird.

Es läuft so wie immer: Niemand hat Geld. Auch das Bezirksamt nicht. Dann kommen einige, die vom Verwalten Anderer leben, auf die Idee, irgendwas mit „Multikulti“ zu machen. Beliebt ist auch die sinnfreie Zeichenkette „interkulturell“. Das gibt es genausowenig wie „zwischenkulturell“. Derartige hohle Phrasen werden gern von den LichterkettenträgerInnen benutzt, die unpolitisch den Einwanderern eine „Kultur“ unterschieben, womit meistens Folklore gemeint ist. Sie kapieren nicht, dass „Kultur“ von Immigranten immer schon das Resultat einer Anpassung mit der Realität im Einwanderungsland ist. [Wer mehr dazu lesen will: Kien Nghie Ha: „Ethnizität und Migration RELOADED – Kulturelle Identität, Differenz und Hybridität im postkolonialen Diskurs“.] Auch hier wurde den arabischen und türkischen Familien hier im Kiez paternalstisch ein Interesse an „Multikulti“ und Gärtnerei untergeschoben, das real nicht existiert. Von denen war aber niemand da. Und auf meine Fragen, mit wem man aus der türkischen und arabischen Community geredet hätte, kam nur vages Gestammel.

Aber natürlich geht es immer auch ums Geld. Die Fördermittel für einen „interkulturellen Garten“ auf der Streuobstweise nördlich des Richardplatzes sind schon bewillig worden, ohne dass sdie Anwohner vorher gefragt wurden. Die Frauen (Männer sind offenbar nicht beteiligt) haben sich jetzt ihren „multikulturellen Garten“ in den Kopfgesetzt und schon vor vier Wochen den Verein „netzwerk Stadtraumkultur“ (VR 27983) gegründet, der aber im Wesentlichen aus denselben Leuten gehört, die auch im Quartiersmanagement Richardplatz Süd arbeiten. Der Verein bekommt vermutlich das Geld usw… Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

Zum Glück waren die Anwohner mehrheitlich gegen den Garten, der auch aus biologischer Sicht totaler Blödsinn ist. Eine Streuobstiwese eignet sich eben nicht zum Gartenbau; außderm würden die Bette vermutlich das Wurzelwerk beschädigen. Einige verließen aus Frust auch schon vorher die Versammlung.

Der Rixdorfer Stadtschreiber: „Man darf also gespannt sein, wie es mit dem ‚Fall Streuobstwiese‘ weitergeht. Bis Ende diesen Monats wollen Struzyk und Rieckmann ein Konzept erstellen, ‚das von den Anwohnern mitgetragen wird‘. Diese Ambitionen hatten sie auch schon beim Projekt KANU, das doch gewisse Parallelen aufweist, in 2007 mit 31.000 Euro gefördert und dann wieder eingestellt wurde.“

Jetzt sind wir schon zwei Blogs, die die Angelegenheit aufmerksam verfolgen. Das ist auch gut so. Nur mein Layout ist besser. Und ich habe einen Mitgliedsantrag in dem Verein „netzwerk Stadtraumkultur“ gestellt. mal sehen, ob es da mit rechten Dingen zugeht.

Tölchenauslaufgebiet

Rixdorf

Eine typische Szene aus Berlin-Neukölln (harhar):Tölchen aka Ajax vom Teufelslauch läuft zielstrebig auf das kleine inoffizielle Hundeauslaufgebiet im Böhmischen Dorf zu.

Bekopftuchte Frauen

Neukölln

Gesehen in der Mareschstrasse in Berlin-Neukölln.

Wer aufsteigen will, verlässt den Kiez

Neukölln

Wieder neuer Neukölln-Schrott von Spiegel online: „Der Hinterhof der Hauptstadt“. [Ich müsste hier eine neue Link-Kategorie einführen: „Links, I do not like.“] Eine derartige Summe von Stammtischparolen und Gerüchten ist nur noch peinlich. Ich frage mich, ob die Schreiberlinge wirklich schon einmal in Berlin-Neukölln waren oder ob sie nur per Google Earth recherchiert haben. „Wer aufsteigen will, verlässt den Kiez“. Ich bin gerade dort hingezogen, was zur Zeit recht viele – vor allem jüngere – Leute tun. „Die Filme basieren auf dem zweiteiligen SPIEGEL-TV-Special ‚Leben im Brennpunkt: Berlin Neukölln‘.“ Ach so. Spiegel online wirbt nur für Spiegel TV. Der Artikel ist gar nicht journalistisch gemeint. Die Sendung geht jedoch nicht über Berlin-Neukölln, sondern über „soziale Brennpunkte“ in Berlin-Neukölln. Wer unseriös verallgemeinern will, liest also Spiegel online.

Foto: Straßenszene mit Kutsche in Berlin-Neukölln (wurde von Tölchen aka Ajax vom Teufelslauch vom Balkon aus kurz angebellt, weil merkwürdig erscheinend.)

Nachtrag, 17.30 Uhr: Auch der Schockwellenreiter (Neuköllner) schreibt was dazu.

Mit’m Radl da

Richardstraße

Richard- Ecke Uthmannstraße in Richtung Richardplatz in Berlin-Neukölln.

Die Schmiede in Rixdorf

schmiede

Das Innere der Schmiede am Richardplatz [Google Earth]. Ich habe dem Schmied heute meine kolumbianische Machete gegeben, gekauft 1982, mit der Bitte, die zu schärfen. Der Schmied ist natürlich Profi und sagte nach einem kurzen Blick lapidar: „Das ist ja nur ein Stück Blech mit einem Griff dran“. Er werde trotzdem tun, was er könne. Natürlich hat er recht: Ich hatte das Gerät damals in einem Laden für Landarbeiter gekauft. Die haben nicht so viel Geld – eine Machete ist ein alltägliches Gebrauchsgerät im Dschungel. Die Machete hat mir in der Serrania Macarena gute Dienste geleistet.

Verborgenes im Hinterhof

HinterhofHinterhofHinterhof

Gesehen in einem zweiten Hinterhof in der Nähe des Richardplatzes in Deutsch-Rixdorf (Berlin-Neukölln).

Froh zu sein bedarf es wenig

party

Die Polen, die hier im Haus wohnen, brauchen nicht viel für eine spontane Party: Die Türkenkneipe verkauft (nur) Flaschenbier, die Stühle kosten höchstens einen Euro pro Stück und die Musik kommt aus dem Autoradio. Da sitzen übrigens zwei Türken, der Rest kommt aus unserem Nachbarland. Vermutlich verständigt man sich auf deutsch oder babylonisch. Was braucht man mehr, um einen lustigen Sonntag Abend zu haben?

Wilhelm und die Fremden Freiheitsbrüder

WilhelmFremde Freiheitsbrüder

Links: Denkmal für Friedrich Wilhelm I., König von Preußen, der im 19. Jahrhundert den verfolgten Böhmen in Rixdorf Zuflucht gewährte, in der Kirchgasse. Rechts: an der Kneipe Zum Heinzelmann am Karl-Marx-Platz.

Böhmisch-Rixdorf, backstage

RixdorfRixdorf

Kirchgasse (oben) und Richardplatz (Hinterhof)

B-lage

b-lage

Ich empfehle hiermit eine neue Kneipe in Rixdorf, in der ich in Zukunft öfter sein werde: B-Lage – „‚am Arsch der Welt‘, wo kein Schwein hinkommt, abends tote Hose, keine A-Lage eben.“ Stimmt gar nicht. Die Kneipe ist gut, und nette Leute sind dort.

Böhmischer Gottesacker

FriedhofFriedhofFriedhof

Heute habe ich mir den Böhmischen Gottesacker in Deutsch-Rixdorf (Berlin-Neukölln) angesehen. Wikipedia: „Die böhmische Gemeinde Rixdorf war von Beginn an sehr eng verbunden mit den Herrnhuter Brüdergemeinen und entsprechend wurde auch der Friedhof in Herrnhuter Tradition mit liegenden Grabsteinen angelegt, die Bestattungen erfolgten nach Geschlechtern getrennt.“

Der heutige Friedhof ist IMHO in einem erbärmlichen Zustand und schlecht gepflegt, ganz besonders die Urnengräber (Bilder ganz unten). Interessant sind die Namen: Wanzlick, Maresch, Schodoma – die Familiennamen der protestantischen Flüchtlinge aus Böhmen, nach denen hier im Kiez auch die Straßen benannt worden sind.

„Außerdem befinden sich hier die Grabplatten für Adam Krystek und Jan Pittmann, die zu den frühesten Besiedlern gehörten, und Catharina Proskin und Jan Vitmann, deren Grabplatten bereits sehr stark verwittert waren und 1988/89 gründlich restauriert wurden.“ Ich konnte die alten Grabplatten kaum lesen, nur Bruchstücke wie zum Beispiel: „Ey wie so seelig schläfest du“. Einige sind auch in tschechischer Sprache und mehr als 200 Jahre alt.

FriedhofFriedhofFriedhofFriedhof

Auf Friedhöfen beschleicht mich immer ein komisches Gefühl. Wie viele Schicksale liegen da, von denen niemand mehr etwas weiß, von denen niemand mehr etwas erfahren wird, die aber für die Nachgeborenen interessant zu erfahren wären? Flüchtlinge und Einwanderer, die Rixdorf geprägt haben – werden in 100 Jahren hier auch türkische und arabische Namen stehen?

Deutsch-Rixdorf

Deutsch-rixdorf

Böhmische Strasse in Deutsch-Rixdorf – in dem Stadtteil Berlin-Neuköllns wohne ich jetzt.

Kiez-Fest in Rixdorf

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Sommerfest „Gemeinsam und doch anders“ in Berlin-Rixdorf (Neukölln), Böhmische Ecke Zwiestädter Straße. Einige Bandmitglieder sind Menschen mit einer „Behinderung“.

Assad und andere Geschichten

Richardplatz

Allmählich gewöhne ich mich an den Kiez Richardplatz-Süd. Man muss nur genau hinsehen und hören und erfährt ein interessantes Detail und Anekdote nach dem anderen. An der Ecke ist eine Kneipe mit einem altdeutsch aussehenden Logo. Das Vereinslokal ist der Treffpunkt von Bikern aus dem Libanon (ich wusste gar nicht, dass Araber Motorrad fahren), allesamt Sunniten, die den syrischen Staatspräsidenten nicht ausstehen können. Deshalb heißt die massige rotbraune französische Bulldogge, die immer auf der Schwelle liegt, Assad. Assad ist erst elf Monate alt, aber doppelt so groß und schwer wie unser Tölchen aka Ajax vom Teufelslauch, das dafür um so flinker ist und mit der etwa tapsigen Bulldogge aufs Lustigste herumkabbelt.

Auf der Straße vor einer winzigen Kneipe sitzen bei schönen Wetter ein Dutzend polnischer Proletarier, die irgendwo bei uns im Hinterhaus wohnen, Bier trinken und sich manchmal von einem ehemaligen türkischen Gymnasiallehrer die Stellenanzeigen aus der BZ übersetzen lassen. Die Polen fielen uns beim Umzug auf, weil eine ältere Frau die jungen Männer herumkommandierte und die anwies, uns beim Schleppen schwerer Dinge zu helfen. Als ich ihnen dafür Geld anbot, wiesen sie das entrüstet zurück. Das sei „typisch deutsch“; bei ihnen liefe das unter Nachbarschaftshilfe. Wir waren letztlich froh, denn einer der Polen tauchte mit der Arbeitsplatte aus Granit für unseren Küchenschrank unter dem Arm allein im zweiten Stock auf, während wir die Platte noch nicht einmal zu zweit hochgewuchtet bekommen hatten. Zwei anderen lästerten über unsere Sackkarre und trugen die Waschmaschine händisch nach oben. Es lebe die deutsch-polnische Freundschaft oder so ähnlich.

Im Hinterhaus wohnt auch eine junge attraktive Blondine mit Kampfhund, die von den Polen des Prostituiertentums bezichtigt wird, aber vermutlich nicht zu Recht, weil ich schon mit ihrer Mutter gesprochen habe, die auch dort wohnt und die sich als Russin entpuppte, was für die Polen ausreicht, um die ganze Familie doof zu finden. Unter uns wohnt übrigens jemand, der eine Art Jugoslawisch spricht und der mir auch sofort seine Hilfe anbot. Der Hausmeister ist Türke und sieht auch aus wie ein Klischee aus „Von Bagdad nach Stambul“; auch der Kneipenbesitzer im Vorderhaus ist Türke. Die Türken sagen, die Motorrad fahrenden Araber seien seriös und handelten nicht mit Drogen; aber die Türken aus unserer Straße, die schwere dunkle Geländewagen führen, seien alle im Rotlichtgewerbe tätig. Vermutlich ist es unter den Türken wie zwischen Bayern und Preußen und kein Wort davon ist wahr.

Dann gäbe es noch Albaner, sagen die Türken; die sind mir aber noch nicht über den Weg gelaufen, obwohl ich die „Pizzeria“ Amore um die Ecke wegen ihres Publikums des Balkanismus verdächtige. Eine Straße weiter ist noch ein Laden, der einen Palästinenser-Verein beherbergt, in der Nähe des „Böhmischen Gottesackers„, über dessen Mauer auf der anderen Seite die rote Lampe eines Billig-Puffs leuchtet.

Ich find’s witzig hier. Demnächst mehr mit Fotos unter der neuen Blog-Kategorie „Rixdorf“.

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