Popraci, revisited

PopraciPopraci

Gestern fand hier auf dem Richardplatz das „Popraci“ statt, laut „oral history“ (wer’s glaubt…). das „178. Rixdorfer Strohballenrollen“.

Anders formuliert: Ich bekenne, dass ich keine Lust auf die „Freiheit statt Angst„-Demo hatte. Nina Hagen und Renate Kühnast – eine Kampffront? Das fehlte noch…

Die Grünen haben uns die TKÜV beschert, die sie noch nicht einmal bereuen, und marschieren da jetzt mit? Verlogenes Pack!

Neuköllner Nachrichten

Neu in der Blogroll: Neuköllner Nachrichten.

Froh zu sein bedarf es wenig

GraffitiGraffiti

Trödel

antiquarisches

Heute besuchte ich den Rixdorfer Trödelhändler meines Vertrauens, fußläufig nur wenige Minuten von meiner Wohnung entfernt. Nach einer knappen Stunde hatte ich sechs Bücher und einen Stiefelknecht ausgesucht – letzteren bekommt man bei Ebay nicht unter acht Euro inklusive Versand.

Greg Egan: „Teranesia – bei Science Fiction kann man viel falsch machen und ich bin anspruchsvoll, da ich mich auch schon im Fach versucht habe. Einen australischen Autor, der zudem einen Ruf hat, kannte ich noch nicht. Gut für’s Klo oder beim U-Bahn-Fahren.

„Spanisch – wie es nicht im Wörterbuch steht“ – ich hatte geblättert und war amüsiert. „Kurzgefasste deutsche Stilschule“ (1966) und „Wegweiser zu einem guten deutschen Stil“ (1954) – das Erscheinungsjahr der Büchlein verspricht eine interessante Lektüre.

Das „Deutsche Universal Wörterbuch A-Z“ (1996) wiegt rund zwei Kilo und hat 1816 Seiten – immer nützlich. Dafür muss ich noch Platz freischaufeln irgendwo in meinen ohnehin übervollen Regalen.

Das Kochbuch werde ich durchblättern und herumexperimentieren. Ich habe schon ein paar, die sind aber unübersichtlich.

Dann noch Gwen Bristow – deren Bücher habe ich schon als Junge gelesen, weil meine Mutter sie besaß, nicht jedoch die Wildwestromanze „Kalifornische Sinfonie“ (Jubilee Trail).

Alles zusammen, samt Stiefelknecht: zehn Euro. Da kann man nicht meckern. Ich musste jedoch eine Weile handeln. So etwas bin ich jedoch aus Südamerika gewohnt, und da musste ich es in spanischer Sprache. Unter einer halben Stunde Gefeilsche geht dort gar nichts. Ein deutscher Trödler sollte mich also eigentlich nicht über’s Ohr hauen können.

Kaufrausch revisited

ming

Das habe ich mir beim Chinesen meines Vertrauens in der Neuköllner Karl-Marx-Strasse auch gekauft, echt Ming-Dynastie, das Stück für 30000 Dollar.

Neukölln und die kackbraunen Kameraden

„Neukölln ist ein gefährliches Pflaster für rechtsextreme Politiker.“ (Quelle)

Rathaus Neukölln

Rathaus Neukoelln

Windows

WindowsWindows

Gesehen in Berlin-Neukölln während eines Spaziergangs mit der Dame meines Herzens….

Einblicke

haus

Gentrifizierung ante portas?

mietermagazin

Aus dem Mieterecheo Nr. 343, November 2010, über den südlichen Richardkiez („Deutsch-Rixdorf), in dem ich wohne:

„Ortsteile von Neukölln sind demnach längst ‚hip‘ – sei es als Erlebnisraum für den internationalen Touristentross, als angesagter Kiez für die ‚kreative Klasse‘ oder als preisgünstiger Wohnort für Wohnungssuchende mit kleinerem Geldbeutel.(…)

Ist die Verdrängung von Mieter/innen auch in Neukölln auf dem Vormarsch? Folgt man der aufgeregt geführten Gentrifizierungsdebatte, lautet die Antwort schlicht: Ja. Eine Untersuchung des Stadtforschungsinstituts Topos über die Entwicklungen im Neuköllner Richardkiez kommt jedoch zu einem anderen Ergebnis. Nicht Aufwertung und Verdrängung prägen die Entwicklung, sondern die Einkommenssituation und generelle Tendenzen auf dem Wohnungsmarkt. (…)

Während die Mietpreise enorm steigen, ist die soziale Situation einer großen Zahl von Bewohner/innen von finanzieller Unsicherheit und materieller Armut geprägt. Gerade einmal 60% der Haushalte verfügen über ein Einkommen aus Erwerbstätigkeit. Ein erheblicher Teil von ihnen (6 %), muss allerdings aufgrund der geringen Bezüge zusätzliche Mittel im Rahmen von Hartz IV in Anspruch nehmen. Bei ihnen handelt es sich um so genannte Aufstocker/innen. Die Bewohner/innen von 13% der Haushalte sind Studierende oder befinden sich in einer Ausbildung. Fast ein Drittel, nämlich 27% der Befragten, ist komplett auf staatliche Unterstützung angewiesen, bezieht eine Rente oder weist ‚unsichere Erwerbslagen‘ auf. Das durchschnittliche Haushaltsnettoeinkommen im Gebiet beträgt 1.700 Euro.“

Trendsetter in Neukölln, aufgemerkt!

rixdorf

Nachdem der Reuterkiez in Neukölln jetzt schon zu den „angesagten“ Gegenden gehört, muss ich für meinen eigenen Kiez Entwicklungshilfe leisten. Ausser der B-Lage gibt es hier keine Szenekneipen, und in der B-Lage spielen sie grauenhafte Musik – es ist nicht zum Aushalten. Diese Kneipe, die zum Verkauf steht, liegt hier am recht idyllischen Böhmischen Platz. Hier gibt es zahlreiche Studenten, weil die Wohnungen billig sind – die Gegend ist also für Szenekneipen eine Goldgrube und ein Geheimtipp. Und nicht vergessen: Wer nichts wird, wird Wirt.

In Rixdorf ist der Winter

Rixdorf

Rixdorfer Winter

Rixdorfer Schmiede

Richardplatz, Rixdorfer Dorfschmiede, zum wiederholten Male..

Streuobstwiese Rixdorf

Streuobstwiese

Gestern interviewte mich eine Geografin über eine kleine Streuobstwiese in Rixdorf. Das hört sich langweilig und banal an, ist es aber nicht.

Man ahnt schon, worum es geht, wenn man sich einen ersten Überblick bei Wikipedia verschaft: „Es liegen zahlreiche lokale und regionale Erhebungen vor, die zwischen 1965 und 2000 einen Rückgang der Streuobstwiesen in Deutschland und Mitteleuropa von ca. 70 % belegen. Dies gilt sowohl für die Fläche als auch für die Anzahl der Obstbäume. In Deutschland gibt es nach Schätzungen des NABU nur noch rund 400.000 ha Streuobstwiesen. Die verbliebenen Bestände sind lückig und vergreist, da absterbende Bäume nicht mehr ersetzt werden. Bestehende Bestände werden kaum gepflegt. Darüber hinaus hat sich die Artenzusammensetzung mit der Nutzung verändert. Allen voran ist die Zahl der anspruchsvollen Apfelbäume drastisch gesunken, da viele fruchtbare Flächen umgenutzt wurden. In den 1920er Jahren begann in Europa die Trendwende zur Obstplantage. Das unüberschaubare Sortiment an Kernobst sollte im Erwerbsbau auf je drei Apfel- und Birnensorten beschränkt und durch das Prädikat ‚Reichsobstsorte‘ gefördert werden.“

Die Wiesen mit vielfältigen Obstsorten werden im Kapitalismus also tendenziell ersetzt durch Plantagen – das bringt mehr Profit. Nur Obstsorten, die Gewinn bringen, dürfen noch angebaut werden. Alles andere, auch wenn es besser schmeckt, kommt auf den Müll und wird verboten.

Hier am Richardplatz, versteckt hinter Höfen und kleinen Häusern, gibt es noch eine kleine Streuobstwiese, weit und breit die letzte ihrer Art. Niemand hat sie bisher genutzt, nur ein paar Hundehalter, zu denen ich auch gehörte, als Ajax von Teufelslauch noch hier wohnte. Die Eigentumsverhältnisse der Wiese sind verworrren; das Areal ist eine öffentliche Grünfläche, die vor dreißg Jahren dafür gedacht war, dass die unmittelbaren Anwohner sie als Treffpunkt nutzen sollten. Das hat nicht funktioniert, vor allem auch, weil ein gräßlicher Neubauklotz den Weg versperrt.

Jetzt gibt es einen „Konflikt“ zwischen denen, die die Wiese noch nutzen und einer Gruppe von älteren Damen, die die Schnapsidee hatten, das Areal zu einem „Garten der Poesie“ um zuwidmen. Man muss sich das ungefähr so vorstellen: Ein paar Multikulti-Tussen sitzen zusammen, eingedenk dessen, dass Fördergelder für irgendwelche Projekte nur fließen, wenn man „Kultur“ als Logo draufpappt – der Kartoffel- und Gemüseanbau an sich würde nicht gefördert – und beschließen dann, dass man die Einwanderer mit dem Robbenbaby-Effekt (Polen und Russen kommen also nicht vor) mit dem beglückt, was deutsche Mittelschichts-Muttis unter „Kultur“ verstehen: Gereimtes in Ausländisch vorzutragen und irrig zu vermuten, weil es vor einiger Zeit mal die hängenden Gärten von Babylon gab, arabische Immigranten in Neukölln würden sich auch heute noch zuhauf gern dem kollektiven Gartenanbau widmen.

Wie es bei jedem Interessenkonflikt üblich ist, beschreiben sich die Parteien gegenseitig so, dass es möglichst hämisch klingt: Das Quartiersmanagement behauptet, „die Hundebesitzer“ würden die Streuobstwiese demolieren und seien gegen Kultur. In schönstem Bürokraten-Neusprech heisst es: „Die Streuobstwiese im QM-Gebiet wurde 2009 mit Mitteln der ‚Sozialen Stadt‘ durch den Verein Netzwerk Stadtraumkultur e.V. hergerichtet. Der Verein hat ein Konzept für einen ‚Interkulturellen Garten der Poesie‘ erarbeitet und möchte die Wiese für die Bewohnerschaft reaktivieren und neun kleine Gemüsegärten anlegen.“ [Berlin Amtsgericht Berlin (Charlottenburg) VR 27983]

Neun kleine Gemüsegärten – bruhahahaha. Wie lange die wohl überleben würden in Neukölln, so ganz ohne Jägerzaun und Selbstschussanlage drumherum? „Kultur“ – von oben oktroyiert: das entspricht auch dem paternalistischen Multikulti-Verständnis von Einwanderern. Einwanderer auf deren vermeintliche Folkore zu reduzieren – das ist Sarrazin auf Multikulti.

Eine Wiese darf im Kapitalismus nicht einfach eine Wiese bleiben, die irgendwie keinem gehört – sie muss geplant „benutzt“ werden, am besten von einem Verein. Natürlich könnten die Anwohner, die in den Häuschen rund um die Wiese wohnen, blöden Hundebesitzern (blöde Hunde gibt es nicht) das Handwerk legen oder sie wegmobben. Aber dazu sahen die bisher offenbar keinen Anlass. Dass bei „Bürgeranhörungen“ herumgemault wird, wird niemanden überraschen – das darf man in Berlin ohnehin nicht so tierisch ernst nehmen. Berliner sind daran gewohnt, sich mit nervertötenden Zeitgenossen irgendwie arrangieren zu müssen.

Mir gehen ältliche LyrikerInnen jedenfalls mehr auf den Senkel als etwa ein deutscher Boxer, die mich zwar nicht kennt und ein paar Mal ängstlich prophylaktisch vor mir herumbellt (Boxer sind harmlos, sie sehen nur nicht so aus), um mich einzuschüchtern, dann aber bei einem strengen Kommando mit Handzeichen „Sitz“ macht und angesichts eines von mir angebotenene Hundeküchleins anschließend anbiedernd herumhechelt.

Fazit: Lasst die Weise so, wie sie ist, pflanzt ein paar Büsche und hört auf, uns mit Poesie zu behelligen – Lichterketten haben wir schon genug. Gärten der Poesie zu Streuobstwiesen!

Streuobstwiese

Weihnachtsmarkt in Rixdorf

RixdorfRixdorfRixdorfRixdorf

Zum Weihnachtsmarkt auf dem Richardplatz im Böhmischen Dorf in Rixdorf (aka Kern von Berlin-Neukölln) gehören Erbsensuppe mit Bockwurst, gefühlte zehntausend Stände mit Glühwein, Kartoffelpuffer, Grünkohl mit Pinkel und der Rixdorfer Galgen, ein Kräuterlikör mit 35 Prozent Alkohol, der einem fast die Schuhe unter den Socken weghaut, wenn man ihn nicht vorsichtig zu sich nimmt. Das alles habe ich in den letzten zwei Stunden erkundet, gegessen und getrunken.

Gentrifizierung oder der kreative Mob in Neukölln

Ich habe mich schlapp gelacht. Die Kommentare auf vimeo.com sind auch lustig. Da hat jemand einen Nerv getroffen. „The complete mob ‚creative class'“. [Sender Freies Neukölln]

Berlin-Neukölln, Richardplatz

Richardplatz

Die Rixdorfer Jugend von heute hört schlechte Musik

Wieso hört die Jugend von heute eigentlich so grauenhafte Musik? Wenn ich in die beste Kneipe hier im Kiez gehe, die weitgehend von Studenten bevölkert ist, werde ich meistens von entsetzlicher Techno-Mucke belästigt, bis mir die Ohren abfallen. Nur um es mal klar zu sagen: Ich habe einen besseren Musik-Geschmack, und dazu muss ich auch keine Rentner-Bands wie die Rolling Stones hören. Und das hier ist gute Musik.

Rixdorfer Konsumtempel

Deutsch-Rixdorf

Neukölln-Arcaden am Rathaus Berlin-Neukölln.

Deutsch-Rixdorf

Deutsch-RixdorfDeutsch-RixdorfDeutsch-RixdorfDeutsch-Rixdorf

Schon wieder ein Betrag zur Debatte „Wer assimiliert hier eigentlich wen?“ Deutsch-Rixdorf ist ein Teil Berlin-Neukölln und liegt südlich des Richardplatzes; das Dorf wurde 1874 mit Böhmisch-Rixdorf vereinigt. Ich wohne da und bin heute als „Tourist“ durch meinen eigenen Kiez gelaufen.

Schöne Frage für ein Fernsehquiz: Was haben der Hirte Herostratos und der Arbeiter Karl Kuschke gemeinsam, bzw. was geschah jeweils Ähnliches 365 v. Chr. in Ephesus und 1849 in Deutsch-Rixdorf? Beide würden berühmt, weil sie etwas in Brand steckten.

Noch eine Frage: Wo findet man einen uralten Friedhof, den böhmischen Gottesacker, einen deutsch-türkischen Puff und einen palästinensischen Kulturverein für Frauen in unmittelbarer Nachbarschaft? In Deutsch-Rixdorf. Schade eigentlich, dass das Vereinslokal der syrischen Motorradfahrer-Gang in meiner Straße geschlossen hat. Ich muss mal die Polen im Hinterhaus fragen, ob die wissen warum. Die Russen wussten es nicht, aber die haben einen Kampfhund und gingen bei dem Vereinslokal ohnehin immer auf die andere Straßenseite, weil die Syrer eine riesige Dogge hatten, die passenderweise Assad hieß, weil sie ihren Ex-Präsidenten so „gut“ leiden mochten. Die Araber in dem schwarzen Geländewagen von gegenüber kannten die Syrer auch nicht; es gibt ja so viele Sorten von Arabern. Die Polen (die, die meine Möbel beim Umzug gratis raufgetragen haben wg. Nachbarschaftshilfe und so) behaupten, das wären sowieso alles Zuhälter. Der ehemalige türkische Lehrer, der den Polen am Wochenende immer die Anzeigen für (Schwarz)arbeit in der BZ vorliest (weil er besser Deutsch kann als sie), sagte mir, er mache das ja auch wg. Nachbarschaftshilfe und so.

image_pdfimage_print

← Next entriesOlder entries