Timeo Danaos et dona ferentes, Heinz!

Johannes Schneider dankt im Tagesspiegel dem (bald zurücktretenden) Neuköllner Bürgermeister Heinz Buschkowsky. Seine Laudatio kann ich unterschreiben. Motto: Timeo Danaos et dona ferentes!




Miscellanouser Spaziergang

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Nach vier 12-Stunden-Nachtschichten in meinem anstrengenden Dritt|zweit|erstWie-auch-immer-Job fühlte ich mich beim Frühstück ein wenig platt. Aber es ist gut, die Realität immer wieder kennenzulernen, das einfache und auch weniger einfache Volk, das sich für viele Themen, die die abgehobene „Netzgemeinde“ permanent abhandelt, nicht wirklich interessiert, weil man andere und oft existenzielle Sorgen hat. Its the economy, stupid, as usual. Nothing else. Der Rest ist nur Feuilleton.

Freie Zeit ist ein Privileg, das man erst wirklich zu schätzen weiß, wenn man sie oft nicht hat.

Ich arbeite rund 180 Stunden monatlich als Security und mindestens noch mal genausoviel in meinem anderen Beruf, auch und vor allem an den Wochenenden. Ein Monat hat rund 720 Stunden, 240 Stunden Schlaf plus 360 Stunden Arbeit, da bleiben durchschnittlich vier Stunden am Tag für Einkaufen, Essen, Nichtstun, meine Hobbies pflegen wie Bloggen, Kampfsport, Joggen (zur Zeit leider sporadisch), Second Life, lesen (was andere schreiben), Kultur, Freunde, Online-Schach, Weiterbildung (das fucking manual von Calibre zum Beispiel). Zum Glück bin ich Single, ich wüßte gar nicht, wie ich das managen sollte (obwohl ich aus Prinzip ohnehin keine „Beziehungsgespräche“ führe).

Auch ein Spaziergang bei denkbar bescheidenem (Regen, Wind, Kälte) Wetter über den Richardplatz kann angenehm sein. Man sieht hie und da Details, die zum Denken anregen.

Warum zum Teufel sollte ich übrigens in eine Buchhandlung gehen, die im Schaufenster „Gendermedizin“ und „Vegan to go“ anbietet? Da krieg ich ja spontan die Krätze. Dann doch lieber Amazon, obwohl ich natürlich weiß, dass dort ein heftiger Klassenkampf tobt, bei dem meine Sympathien eindeutig sind. (Sehr geehrte Gewerkschafts-FunktionärInn*%&§$en: Wer das Kapital auffordert, „fair“ zu sein, kann auch gleich „faire“ Löhne und Preise fordern oder „faire“ Folter oder sonst irgendeinen hanebüchenen Quatsch. Marx hätte euch ordentlich und zu Recht durchgeprügelt.)

Jetzt muss ich noch eine Steuererklärung machen, Wäsche waschen, mehrere Rechnungen schreiben, eine komplizierte Oberfläche für ein Objekt in Second Life herstellen, das ich jemandem einem Avatar versprochen hatte, das Abendessen kochen (verflixt, ich bin gefühlt gerade erst aufgestanden und es ist schon wieder dunkel), nachschauen, warum auf einem meiner Rechner ein PGP-Key nicht gefunden wird, mich mit dem Android-Dateisystem so vertraut machen, dass ich EDS praktikabel benutzen und endlich ein Tutorial für E-Mail-Verschlüsselung auf Android-Smartphones und Tablets schreiben kann. Ich höre jetzt besser auf zu bloggen, sonst komme ich zu nichts mehr…




Nieder mit dem Veganismus-Asketismus!

eingemachtes

Ich habe mich neulich bei Familie Lategahn in Unna-Mühlhausen mit dem Nötigsten eingedeckt, was es in Berlin nicht gibt und was ein Angehöriger der Glaubensgemeinschaft Veganismus-Asketismus das kulinarische Prekariat gar nicht essen will. Die Auswahl war aber schwer.

Warum gibt es hier in Rixdorf veganische Pizzerien, aber kein Restaurant, das Steckrübeneintopf, Wirsingeintopf mit und ohne Bratwurst, Schwarzwurzeln, Klopse im Kohlrabinest, Eisbein mit Sauerkraut, Bigos, Spitzkohl mit Bratwurst oder Hackbällchen anbietet? Das schmeckte doch garantiert besser als linksdrehender Bio-Tofu oder anderer Veganer-Fraß?




Herbst

Herbst




Sitzgelegenheit

Sitzgelegenheit




Nostalgia

kutsche




A general all-round arggghhh

arggghhh

Ich mag generell keine „lustigen“ Filme oder gar „Komödien“. Ausser vielleicht „One Flew Over the Cuckoo’s Nest“ (den ich für einen der besten Filme – wenn nicht den besten – aller Zeiten halte und bei dem das „Lustige“ nicht primär ist) oder Groundhog Day (auch nicht).

Elias Canetti schreibt in „Masse und Macht“ (eines der besten Bücher, das jemals geschrieben wurde):
Es scheint, daß die Bewegungen, die vom Zwerchfell ausgehen und fürs Lachen charakteristisch sind, eine Reihe von inneren Schlingbewegungen des Leibes zusammenfassend ersetzen. Unter Tieren gibt allein die Hyäne einen Laut von sich, der unserem Lachen wirlich nahekommt. Man kann ihn künstlich erzeugen, indem man einer gefangenen Hyäne etwas zum Fressen vorsetzt und dann rasch entzieht, bevor sie Zeit zum Zupacken hatte.

Lachen oder Lächeln können also auch eine unbewusste Agression sein oder eine Variante derselben. Deswegen traue ich auch keiner erwachsenen Person über den Weg, die mich ständig anlächelt, obwohl es keinen Grund dafür gibt. (Irgendwie schweife ich ab.)

Über Robin Williams, der gerade gestorben ist („einer der beliebtesten Schauspieler bei Kindern“), schreibt der Guardian: „What was he afraid of? ‚Everything. It’s just a general all-round arggghhh. It’s fearfulness and anxiety.'“

Das kann ich sehr gut verstehen. Keine Sorge: Ich trinke und rauche nicht. Und ich würde mich auch nicht – wie der von mir sehr verehrte Hemingway – wegen Schreibstörungen und sonstiger Depressionen erschießen. (Ich hätte nur gern eine Finca auf Kuba wie dieser.)

And Now for Something Completely Different. Wieso gelingt es mir nicht, die stille Schönheit des Rixdorfer Richardplatzes nachts um kurz nach drei Uhr fotografisch festzuhalten? Das Foto sieht doch arggghhh aus.

Nach mehreren Stunden angeregter Diskussion im Linus mit einem guten Freund über: den Islam und die Türkei, Hypertext Transfer Protocol Secure (HTTPS, burks.de demnächst darüber erreichbar), all die Irren in der Rettungsstelle eines Krankenhauses, in der ich manchmal als „Security“ arbeite, Frauen an sich, insbesondere die Begehrenswerten (nein, kein Link), die Kommentatorinnen meines Blogs und ob sich dahinter Männer verbürgen? verbergen, gemeinsame Freunde und deren Probleme, wann demnächst zu Grillen sei sowie die allgemeinen Weltläufte. Jetzt ist es gleich vier Uhr, und ich bin kein bisschen müde. Für Sex fehlt die Partnerin. Arggghhh. Vielleicht noch ein bisschen in Secondlife herumballern Rollenspielen? Ich fürchte, für den Schwertkampf 2.0 bin ich jetzt schon zu langsam…




Deutsche Ansichten

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Der freie Markt(TM) am Karl-Marx-Platz

Karl-Marx-Platz




Raub in Rixdorf

Polizeimeldung Nr. 1191 vom 21.05.2014

Vier Maskierte überfielen heute Morgen eine Kneipe in Neukölln. Gegen 4 Uhr 30 betraten die Männer das Lokal in der Böhmischen Straße, drängten eine Angestellte und einen Gast in einen Nebenraum und fesselten beide. Danach brachen die Räuber mehrere Spielautomaten auf und bedienten sich aus der Kasse. Mit dem Geld aus den Automaten und der Ladenkasse flüchtete das Quartett. Die 53-jährige Angestellte wurde durch einen Schlag gegen den Kopf verletzt und wurde in einem Krankenhaus ambulant behandelt. Der 68-jährige Gast blieb unverletzt. Ein Raubkommissariat der Direktion 5 übernimmt die weiteren Ermittlungen.

Die Kneipe ist das den wohlwollenden Leserinnen und geneigten Lesern bekannte „Stumpfe Eck“ – meine Stammkneipe. Zum Glück saß ich nicht drin, aber einer meiner Nachbarn. Die müssen den Laden vorher ausgekundschaftet haben. Das „Stumpfe Eck“, eine Rixdorfer Traditionskneipe, schließt jetzt schon am 1. Juni.




Ein Stück Rixdorfer Geschichte geht verloren

scatter the old world

Traurige Nachricht: Meine Stammkneipe schließt im Juni endgültig – das „Stumpfe Eck“ am Böhmischen Platz in Rixdorf, auch bekannt als Berlin-Neukölln. Die Vermieter des Hauses wollen dort auch keine Gastronomie mehr haben. Es bleibt uns also immerhin eine neue Veganerfraß-Neue-Mittelschichten-Bude erspart.

Neulich sagte mir jemand im im Red Lion (vgl. hier, auch in Laufweite), Leute mit Laptops seien dort nicht gewollt. Man sei ja kein Café. WLAN haben die dort auch nicht, aber einen Fratzenbuch-Eintrag. Nein, da muss ich nicht hin, auch wenn da nette Frauen herumlaufen. Dann schon lieber eine waschechte Rixdorfer Proletarierkneipe mit allem, was dazugehört – und 24 Stunden geöffnet. Nur auf die dämlichen Spielautomaten könnte man verzichten – aber die bringen wohl einen großen Teil der Miete rein.

Die Preise der „Stumpfen Ecks“ kann man auch nicht toppen: Ein großes Bier zwei Euro, und einen Glengrant für 2,50 – da zahle ich vermutlich in Charlottenburg das Doppelte. In Neukölln muss es so billig sein, sonst kommt eben niemand. Die Preise, die Studenten freiwillig zahlen, können Arbeiter eben nicht aufbringen. Die Klassenfrage spürt man auch beim Bier.

Die B-Lage wäre eine Alternative, aber die sind mir zu spießig und politically correct, der gefühlte linke Veganer-Mainstream tropft dort permanent von den Wänden. Außerdem spielen die fast immer extrem grauenhafte Techno-Mucke. Ich halte das „Linke“ dort nur für eine bequeme und zeitweilige Attitude der studentischen Gäste. An ihren Liedern sollt ihr sie erkennen…

Im „Stumpfen Eck“ gab es hingegen alles, und die Gäste konnten sich was wünschen, wenn die Tresenkraft guter Laune war. Man musste zwar ab und zu deutsche Schlager ertragen, aber dafür gab es hinreichend Hardrock, von Creedence Clearwater Revival (die Lieblings-Band meiner Jugendzeit) über die Rolling Stones bis ACDC und noch härteren Sachen. Auch Pink Floyd, Gary Moore und vergleichbare Ohrwürmer. Ich kann mich noch erinnern, als wir einmal im „Stumpfen Eck“ unter Freunden (ausschließlich Politik- und Computer-affine Leute) unter uns waren, früh am Morgen, dass wir uns die Brandenburgischen Konzerte gewünscht habe – und auch bekamen. Das hatte was.




Ohne Titel

Puppen

…weil mir keiner einfällt.




Die weißen Bomber von Berlin

fasching

Fasching im Zum Stumpfen Eck am Böhmischen Platz in Rixdorf, auch bekannt als Berlin-Neukölln.




WTF?

b-lage




In Rixdorf ist ein Fahrrad umgefallen, revisited

müll

Und schon stellt jemand einen kaputten Fernseher daneben. Wieso eigentlich?




In Rixdorf ist ein Fahrrad umgefallen

müll

Und schon stellt jemand einen Sack Müll daneben. Wieso eigentlich?




Präzisionssportart

minigolf

Wieso ist ein Minigolfplatz im Winter immer so ein trauriger Anblick? Und im Sommer eigentlich auch… so was von Siebziger. (Das Originelle bei diesem – am Rixdorfer Hertzbergplatz – ist immerhin das „ö“ in der Domain.)




Nicht giftig

kneipe

Vermutlich hat sie nicht gemerkt, wie ich sie gemustert habe. Ihr Lachen war ein wenig zu laut, als sei sie sich unsicher, dass es an diesem Ort passend war. Eine bildhübsche Studentin in einer waschechten Proletarier-Kneipe, morgens um sieben Uhr in Rixdorf.

Sie wirkte wie ein rosa Baby-Flamingo, der in einen Hühnerstall geraten ist. Und neben ihr dieser Kerl im Fischgrätmantel, dem die Attitude des Briebswirtschafts- oder Jura-Studenten aus den Knopflöchern quoll. Beide redeten ununterbrochen aufeinander ein, und nur pseudophilosophische Weisheiten auf Glückskeks-Niveau und anderen unsinnigen Smalltalk, als wenn sie sich nicht nicht trauten, einfach miteinander ins Bett zu gehen.

Sie tranken etwas Grünes, das giftig aussah, aber offenbar ein Mode-Getränk ist, was „man“ jetzt trinkt, und sie gab mir generös – auf Kosten ihres Begleiters – einen aus, weil ich fragte, was das sei. Ich war müde und leicht angetrunken und beobachtete lieber, anstatt sie anzuflirten, was im Beiseins des Fischgrät-Jungspunds lustig und bestimmt unterhaltsam gewesen wäre.

Ich habe mir die Szene notiert – daraus kann man einen Roman-Anfang drechseln… Ein Grund mehr, in solche Kneipen zu gehen. Da trifft man auf zwei Quadratmetern mehr Charaktere als auf einem Hektar in den Etablissements der alternativgrünen Mittelschichten.




Weihnachtsfrühstück

frühstück

Frühstück am 25.12.2013 im Zum Stumpfen Eck am Böhmischen Platz in Rixdorf, auch bekannt als Berlin-Neukölln.




Da kommt sie

s-bahn

Da kommt sie, und nur Neuköllner Aboriginals wissen, wer und wo sie kommt…