Verspieltes, pikantes, freundschaftliches und heilige Scheiße

Dune 2000: GruntMods Edition
Ihr seid schuld. Ich musste aber einen uralten Rechner nehmen. Das Gefühl war mir sofort wieder vertraut, obwohl ich das zuletzt irgendwann Ende der 90-er gespielt haben dürfte.


Dann haben wir die Hildmann-Chroniken, die angeblich „pikant“ sein sollen, weil der käufliche Damen, vielleicht sogar der strengen Sorte, in Anspruch genommen haben soll. Also nee – das will ich gar nicht wissen, und was unter der Oberfläche brodelt, ist höchstens schmierig und grenzt an Leichenfledderei. Übrigens, Tagesspiegel, es gibt keine veganen Köche, sondern nur vegane Nahrung. Just saying.

Dann haben wir noch in der Rubrik „heilige Scheiße“ einen exorzierenden katholischen Pfaffen (via Fefe), der nach Ansicht ihm vorgesetzter Pfaffen selbst exerziert werden soll, weil er sich verliebte – jetzt kommts: in „una escritora de novelas eróticas y satánicas“. Da bleibt mir der Mund offenstehen.

freundschaft
Fratzenbuch, was willst du mir damit sagen?




Diese interessante Nüchternheit und Trostlosigkeit

Gustav Wunderwald

Unterführung in Spandau (1927), von Gustav Wunderwald. Credits Pubic Domain Review, Source: Kunstkopie.de Danke für den Hinweis an den Schockwellenreiter.




In den Markt integrierte Saat des Bösen

Thieves of State
Neue Lektüre und neuer Salat: Thieves of State: Why Corruption Threatens Global Security

Was haben wir denn da, passend zur Überschrift? Wieder einmal den Reichsarbeitsdienst erzwungenen Dienst am Gemeinwesen: „Menschen, die Leistungen vom Staat erhalten und nicht bereit sind, sich in den Arbeitsmarkt zu integrieren“. Das kennen wir schon aus der Diskussion über Drogen: Wer sich immer zudröhnt, verweigert sich irgendwie dem Kapitalismus. Wo kämen wir denn da hin. Nur um das klarzustellen: Arbeit im Steinbruch für bestimmt Leute als Therapie, um das Leben kennenzulernen, halte ich klammheimlich für eine gute Idee; leider würden mir aber ganz andere Leute einfallen, die in Frage kämen, als etwa der Arbeits(sic)agentur.

Zum Thema „bunt“, „divers“, „Vielfalt“ und dem Land, in dem wir gut und gerne leben: „Iraker schlug Hotelangestellten und randalierte mit Eisenstange“ – „Der Mann ist seit Jahren ausreisepflichtig, 2018 wurde sein Asylantrag abgelehnt. (…) Ebenfalls am Sonnabend hatte, wie berichtet, ein Afghane in Wilmersdorf einer ehrenamtlichen Gärtnerin in den Hals gestochen. Die Frau hatte in einer Grünanlage Büsche gestutzt. Der Täter kritisierte, dass eine Frau arbeitete, und stach mit einem Küchenmesser“.

Das hat natürlich nichts mit dem Islam zu tun. Man könnte viel dazu schreiben. Ich empfehle wieder einmal Rian Malans Mein Verräterherz – das Kapitel über den „Hammermörder“.

Zum Erinnern und auf Empfehlung des hiesigen Publikums: Es gibt durchaus westliche Werte, die es zu verteidigen gilt – inklusive der Shorts der Sängerinnen! (Sehr süß!)

die Saat des Bösen
Die Saat des Bösen. Credits: Christian Y. Schmidt auf Fratzenbuch

Die BBC hat Fake news zum Thema „Giftgasangriff in Syrien“ verbreitet (via Telepolis). „Nach dem angeblichen Angriff mit chemischen Waffen in Douma waren die Leichen von rund 50 Zivilisten geborgen worden. Die USA, Großbritannien und Frankreich bombardierten bereits wenige Tage nach den Ereignissen – noch während der OPCW-Ermittlungen – Einrichtungen der Assad-Regierung und der syrischen Armee. (…) Demnach hatte die OPCW-Führung systematisch alle Erkenntnisse übergehen oder gar zensieren lassen, die der Giftgasthese zuwiderliefen“. Westliche Werte eben. Kann man nichts machen.

Das ist doch die alte Western-Parole: Erst schießen, dann fragen. Passt auch zu den deutschen Qualitätsmedien, die damals gewohnt seriös berichteten.

dune

Erholen wir uns. Nun zum Feuilleton. Ja, ich werde mir Dune im Kino ansehen.

Die FAZ rezensiert ganz unterhaltsam: „Der thematischen Schwere dieses Themas gehorsam, baut Villeneuve seinen Film aus Bildergebirgen, Hans-Zimmer-Getöse, gewaltigen Fabrikraupen, prächtigen Or­nithoptern, flatternder Flucht, funkensprühenden Zweikämpfen, uralten Prophezei­ungen und Trugspiegelungen.“

(Merke: Wolf Schneider hatte in Deutsch für Profis: Wege zu gutem Stil empfohlen, mit Adjektiven äußerst sparsam umzugehen. Ich füge hinzu: Bricht der Stab nicht, wenn wir ihn reimen? fragten fünfzig funkensprühende falsche Fuffziger.)

Vermutlich wird man gut unterhalten so ähnlich wie mein Avatar, der sich auch meistens in den virtuellen Dünen herumtreibt, obwohl ich alle Filmversionen schon mehrfach gesehen habe und auch die Ballerei eines gleichnamigen Computerspiels nächtelang genoss. Ach nein, das war ein ganz anderes: „Lets Play Dune 2000“. Würde ich heute sofort noch mal bis zum höchsten Level durchziehen. So gut wie Privateer!

Ich schweife ab. Natürlich ist der Plot Fantasy und nicht Science (!) Fiction und genauso albern wie die Bücher John Normans. Man kann über die Ikonografie räsonnieren oder das Werk, wozu ich meistens neige, als Kinderfilm abzutun (die Bücher sind definitiv nichts für die lieben Kleinen).

Jenny Jecke fasst das auf Moviepilot treffend zusammen:
– „Ein junger Kerl schlurft wie eine bedröppelte Arrested Development-Figur durch die Wüste.
– Zahlreiche Oberkörper in extravaganten Kostümen schauen erwartungsvoll auf unsere Geldbeutel oder in die unsichere Franchise-Zukunft.
– Die Tagline „It begins“ sitzt als überlagerte Kirsche auf dem zutiefst originellen Sahnehäubchen dieses Posters.“

Vermutlich wird das so grün ökologisch moraltriefend und divers herüberkommen wie die pseudorevolutionären Witzfiguren in der Matrix: Quotenmaximalpigmentierte, Wursthaare und Pseudo-Obdachlosen-Chic. Aber natürlich besser als der schlechteste Film, den ich mir jemals reingezogen haben. Demnächst mehr in diesem Theater.




El Inocente oder: Kein Friede den Tote

el Innocente

Nein, hat mir nicht gefallen, und ich habe die Serie El Inocente (dt. „Kein Friede den Toten“) auf Netflix auch nicht bis zum Schluss angesehen. (Die genaue Übersetzung „der Unschuldige“ wäre sinnvoller gewesen.) Gefesselt hat mich der Plot auch nicht.

Mein Unwillen begann schon in der ersten Minute, weil mir der „Held“ Mario Casas absolut unsympathisch erscheint. Dafür kann der Schauspieler natürlich nichts, es ist seine Rolle. Ich habe in letzter Zeit einige spanische und lateinamerikanische Filme unterschiedlicher Genres im Original gesehen, und bei allen war das Bild, wie ein Mann zu sein und sich zu verhalten habe, sehr traditionell und langweilig. Männer rasten aus, können sich nicht beherrschen, benehmen sich immer so wie junge Araber und Deutschtürken in Neukölln, so wie ich (mich an) die typische Kundschaft in der Notaufnahme erinnere. Zum Kotzen also. Es fängt gleich mit einer Prügelei vor einer Disko an.

el Innocente

Die meisten der noch wenigen Rezensionen loben den äußerst verwickelten Plot. Mich nervte das nur: Immer wieder tauchen ganz neue Figuren und Handlungsstränge auf, die umständlich von einer Stimme aus dem Off minutenlang erklärt werden müssen. Die Schnipsel mehrerer Handlungen gleichzeitig sind teilweise so kurz und wechseln im Minutentakt hin und her, als sei das ein Tribut an die am Smartphone ständig zappelnde und zappende Generation. Der Stil ist asthmatisch, nur immer kurz etwas gehustet.

Die Spannung eines Thrillers kommt weder durch das Ambiente noch durch die Logik des Verbrechens zustande, sondern wird künstlich aufrechterhalten, weil die Helden immer ihr Maul halten, obwohl kein normaler Mensch sich so verhalten würde. Die Ehefrau „Olivia“ (Aura Garrido) wird entführt, befreit – und dann möchte man natürlich wissen, warum das geschah, aber sie kommt nicht dazu, etwas zu erzählen, weil sie entweder aus mir unerklärlichen Gründen den Mund nicht aufbekommt oder weil sie wieder vor jemandem fliehen müssen.

Aura Garrido (Foto oben) ist die einzige Schauspielerin, die mich überzeugt: Sie ist so verwandlungsfähig, dass ich sie in den Szenen, die ihr vorheriges Leben als Prostituierte zeigt, gar nicht als „Olivia“ identifizierte. Wirklich beeindruckend.

el Innocente

Der Kommissarin „Lorena Ortiz“ Alexandra Jiménez (Foto oben) hat man eine absolut lächerliche blonde Perücke aufgesetzt (oder der Friseur ist eine Pfeife), die auch unnötig ist. Schwarzes kurzes Haar wäre auch gegangen.

Ich habe nicht aus Langeweile irgendwann aufgehört zu gucken, sondern weil mich nichts positiv ansprach, sondern die Nerverei überwog.




Freie Denglische Partei

Wirtschaftswoche: „What lessons can we learn from Mister Lindner‘s Kauderwelsch?“ – „Was die FDP mit „Make in Germany“ ausdrücken möchte, konnte selbst nach mehreren Wochen Rätselraten auf Twitter oder Facebook nicht eindeutig geklärt werden. Auch ich bin unsicher und erlaube mir deshalb, es als Hinweis auf den großen Sprachgraben zu verstehen, der sich durch unser Land zieht – the colossal language divide running across Germany! Auf der einen Seite gibt es eine Minderheit von rund 10 Prozent der Bevölkerung, die gut bis sehr gut Englisch spricht, während auf der anderen Seite knapp 40 Prozent immer noch behaupten, wenig bis gar keine Englischkenntnisse zu besitzen.“




Mecki bei den Hassrednern

hassrede




Wo ist Heimat?

heimat

Ein verspätetes Geburtstagsgeschenk von einem alten Freund. Wir kennen uns schon länger. Männerfreundschaft eben. Das Geschenk besteht aus Büchern vom Verlag Volk und Wissen. #insiderhumor




Die Weltläufte, zwischen dem Tegeler Fließ versteckt

spandau südhafen
Südhafen Spandau

Sechseinhalb Stunden auf dem Wasser – so ungefähr lautete auch der Plan. Wie dem Publikum mittlerweile bekannt, muss ich triggerwarnen: Ich quetsche alles und jedes, was mir auf den Zehnägeln brennt in den Sinn kommt, zwischen die Fotos, von Trending Topics über Chiwetel Ejiofor, von der SPD bis zur Sechserbrücke, von nicht vorhandenen Nackedeis bis Kabul. Gendern fehlt heute ganz.

schleuse Spandau
Schleuse Spandau

Ich bekam auf dem Rückweg, um das Kaiila von hinten aufzuzäumen, eine gute und eine schlechte Nachricht. Ich hatte die Bootsschleppe den hier schon erwähnten Trolley unter Ächzen und Stöhnen (mein Boot wiegt 33 Kilogramm plus zugeladetem Krempel) benutzt, als mich eine Stimme aus einem Mikrofon, welchselbiges dort auf einem Ständer angebracht ist, ansprach wie ein höheres Wesen aus einem Dornbusch: „Guten Tag, können Sie mich verstehen?“ Ich könnte und erwartete, ich werde aufgefordert, für meine atheistisches Gesinnung Buße zu tun und mindestens auf den Knien bis Canossa zu rutschen.

Es war aber nur der Schleusenwärter, der meinte beobachtet zu haben, dass ich mich sehr habe anstrengen müssen und mich darauf hinwies, Hilfe sei möglich, das gehöre zum Service des Hauses. Ich wies das entrüstet von mir, die körperliche Quälerei sein ein Feature meines Aufenthalts auf dem Wasser und mitnichten ein Bug, den es zu korrigieren sei nach dem tugendhaften Motto, jüngere Leute müssten aufstehen, wenn ein alter Mann in den Bus steige. Ich fühle mich plötzlich um Jahre gealtert. Das nächste Mal werde ich das Kanu auf meinen Schultern tragen ich mehr auf den aufrechten Gang achten beim Tauziehen des Bootes.

maienwerder
Maienwerder

In Nachhinein wollte ich auch wissen, wie weit es war – vermutlich doch mehr als zwanzig Kilometer hin und zurück. Die Durchschnittsgeschwindigkeit entspricht also der eines halben Fußgängers kommt jedenfalls hin.

tegeler see

Während der Hafen Tegel und der s124stkr-haqu schon von weitem zu sehen sind, widmen wir uns dem Hindukusch und den dort ansässigen Völkern. Die Lage dort ist unstrittig am Gesäß. Die US-Botschaft dort verschwand aus dem Cyberraum, aus Sicherheitsgründen oder weil es jetzt auch Cybertaliban gibt, die einen Job dort suchen könnten – bis zum 31. August. Vielleicht warten die Taliban auch bis zum 15. September, um die Hauptstadt zu besetzen. Auf jeden Fall kann ich mir abschminken, einmal in den Band-e-Amir-Seen zu paddeln. Beim Noshak machte meine Hüfte ohnehin nicht mehr mit. Außer die Chinesen besetzten Afghanistan, um Gwadar profitabler zu machen. Warten wir also auf Bilder von Helikoptern über der Great Massoud Road. Oder Erdogan lässt einmarschieren.

sechserbrücke
Sechserbrücke

Die Sechserbrücke und die duellierende Historie in der Nähe sind der Stammleserschaft schon bekannt.

brücke zur tegeler humboldtinsel
Unter der Brücke zur Humboldtinsel – nach der vollzogenen Erderwärmung und steigendem Wasserpegel würde ich nicht mehr durchpassen, außer man engagiert die Niederländer, die Tegel eindeichten.

Auf der Humboldtinsel, wo vor jedem Haus mindestens ein Boot schaukelt, wohnt bekanntlich das Proletariat, dem man verbieten will, in Zukunft Fleisch zu essen. Darauf ein donnerndes populistisches #RettetDieCurrywurst!

tegeler fließ
Am Tegeler Fließ

Leider kann man den Nordgraben des Tegeler Fließes nicht bepaddeln, weil im Hafen Wehre den Zugang versperren. Backstage aber sieht es aus wie in Tiefwerder, leider nur sehr kurz. Halten Enten eigentlich auch den geforderten Mindestabstand ein, ist das eine Parabel, von der Natur arrangiert, sind die Viecher so territorial, dass sie nicht kuscheln? Oder glucken nur Paare zusammen, durchmischt von Enten-Singles?

tegeler Fließ
Im Fließ

Das Fließ sieht bei Google Maps schiffbar paddelbar aus. In der Realität ist es aber an manchen Stellen zu dieser Zeit fast zugewachsen. Man bleibt beinahe stecken und ist permanent damit beschäftigt, die Paddel vom grünen Modder zu befreien.

sechserbrücke
Tegeler Hafenbrücke mit Blick auf den Tegeler See

Während wir in Seerosen und Algen herumstaken, ein kurzer Blick ins Feuilleton. Ich tat mir Vor ihren Augen an, da ich das argentinische Original auch gar nicht kannte. Ich stimme mit der Kritik überein. Seriöser und nicht schlechter Krimi, überzeugende Hauptdarsteller, aber ein diffuser Plot ohne Tiefgang, der zwischen verschiedenen Geschichten oszilliert und sich nicht entscheiden kann, was das alles soll. Man merkt, dass Hollywood eben keine politischen Filme machen kann.

tegeler see
Tegeler See

Mir gelang es, per Handy ein Panorama-Foto des Tegeler Sees zu machen, das man auf Fratzenbuch auch drehen kann. Hier geht das offenbar nicht, man muss bei hoher Auflösung traditionell hin- und herscrollen.

eiswerder
Entenhausen auf Valentinswerder

Ich fühlte mich auch noch nach mehr als fünf Stunden ziemlich fit und musste weder pausieren noch pinkeln. Entweder lag es an den ruhigen Wassern oder an meiner verbesserten Kondition.

entenhausen
Wie der Name schon sagt

Mir fiel übrigens noch einmal die dahinsiechende „Linke“ ein, auch, weil hiesigerseits oder auf sozialen Medien auf mich eingeprügelt wurde, ich würde auf die Linken einprügeln. Ja, weil mir die am nächsten stehen und weil ich die früher gewählt. Die rechtsversifften Parteien interessieren mich nicht. Sogar die SPD hat in Berlin eingesehen, dass man die Grünen nicht imitieren darf.

Also weg mit dem Gendersprechen dem Klima-Scheiß! Das kann eh keiner mehr hören. Lieber das K-Wort wieder hoffähig machen. Man muss es nur einmal aussprechen, um genug Radau in den Medien zu bewirken, dass alle über einen reden (die wirksame „Methode Trump“).

Tut die „Linke“ übrigens etwas für die Arbeiter der Rüstungsindustrie? Ich habe nie verstanden, warum Linke auf die merkwürdige Idee gekommen sind, man dürfe keine Waffen exportieren. Gäbe es dann weniger Krieg? Mitnichten – nur die blümchensexpraktizierenden Protestanten fühlten sich dann besser. Meine Idee: Rüstungsidee verstaatlichen vergesellschaften, Waffen nur noch an die Richtigen verkaufen oder an Israel. Damit kriegte man Stimmen, zumal die Linke ohnehin für Volksbewaffnung sein sollte, wie in der Schweiz. Die deutsche Familie R. bekäme natürlich keine (aber Martin Hikel meine Erststimme).

tiefwerder

Warum sollte man islamistische Straftäter nicht nach Afghanistan abschieben? Da sind sie doch unter Freunden und Gleichgesinnten?! Frage für einen Freund.

tiefwerder
Kleiner Jürgengraben, Tiefwerder

Auf meiner To-Do-Liste steht übrigens immer noch der Hauptgraben.

tiefwerder




Dark Secrets

funeral

Die sollte auch zu einer Beerdigung kommen. Das hiesige Publikum muss dann, wenn es soweit ist, eben zusammenlegen. Da ich heute schon wieder ein Jahr älter werde, musste ich an Goethe denken:
„Warum bin ich vergänglich, o Zeus?“ so fragte die Schönheit.
„Macht‘ ich doch“, sagte der Gott, „nur das Vergängliche schön.“
Und die Liebe, die Blumen, der Tau und die Jugend vernahmen’s;
Alle gingen sie weg, weinend, von Jupiters Thron.




Was ist heute mit den Mädchen los?

Irreversible Damage

Leider Welt-Paywall, aber in Englisch gibt es genug Rezensionen von Abigail Shriers Irreversible Damage: The Transgender Craze Seducing Our Daughters.

„Die gefährlichste Frau Amerikas? Transgender-Aktivisten würden Abigail Shrier gerne mundtot machen und ihre Schriften verbrennen. Denn sie argumentiert, dass nicht jeder vermeintlich transsexuelle Teenager es wirklich ist. Auch in Deutschland brechen Shriers Einwände ein Tabu. (…)

Neuerdings ist es aber so, dass Mädchen in der Pubertät ganz plötzlich – wie aus dem Nichts heraus – glauben, dass sie eigentlich Jungen seien und dass sie Selbstmord begehen müssten, wenn ihnen die Geschlechtsumwandlung verweigert werde. Die Zahlen sind frappierend: In Großbritannien stieg die Zahl der weiblichen Teenager mit Geschlechtsdysphorie innerhalb eines Jahrzehnts um 4400 Prozent, in den Vereinigten Staaten immerhin um 1000 Prozent. (…)

Auf YouTube verkünden Vorbilder, sogenannte Influencer, das Pubertätsproblem könne ganz einfach durch eine Geschlechtsumwandlung gelöst werden. Psychotherapeuten bestärken Mädchen in diesem Glauben, statt ihnen die fixe Idee mit sanften Worten auszureden. Ärzte verschreiben den Mädchen mitten in der Pubertät männliche Hormone, obwohl das sehr gefährlich ist. Chirurgen schneiden ihnen die Brüste weg; eine Ärztin behauptete im Gespräch mit Abigail Shrier allen Ernstes, dies lasse sich später wieder rückgängig machen. Manche Mädchen entscheiden sich sogar zu der rabiaten Maßnahme, sich mithilfe von Haut und Venen vom Oberarm einen künstlichen Penis basteln zu lassen, eine Operation, bei der die Klitoris abgetrennt und dann wieder angenäht wird – ziemlich oft geht die Sache schief. (…)

Abigail Shriers Buch ist – um es milde auszudrücken – umstritten. Der Economist und die Times in London haben es zu einem der besten Bücher des Jahres 2021 erklärt, aber manche Transsexuelle sind hell empört. Die American Civil Liberties Union (ACLU), eigentlich ein Verein, der sonst auch das Rederecht von Nazis verteidigt, findet Irreversible Damage ganz schlimm. (…)“

Das ist natürlich eine eindeutige Leseempfehlung, aber mich interessiert das Thema nicht wirklich. Man muss schlicht der Chicago Tribune zustimmen: „Progressives are no longer defenders of free expression“. Dann sind sie auch nicht mehr „progressiv“.




Das finstere Tal

das finstere Tal

Für Eilige: Selten so einen guten „Western“ wie Das finstere Tal gesehen (Netflix).

Für Leser längerer Texte: Das ist angeblich gar kein Western, sondern ein Drama. Ein abgelegenes Hochtal, Ende des 19. Jahrhunderts. Ein Fremder, Greider, bittet die verschworene Dorfgemeinde um Quartier über den Winter. Er kennt das blutige Geheimnis der Dorfbewohner.

Schon nach den ersten Sekunden erkennt man dann doch den Clint-Eastwood-Plot – und der hätte sich ganz großartig in der Rolle gemacht. Ein böser mächtiger Mann herrscht mit eiserner und grausamer Hand über ein Dorf. Er hat zahlreiche Söhne wie ein kurdischer Clan-Chef. Bad guys.

Der geheimnisvolle Fremde isst brav seine Suppe und wechselt mit der Dorfschönen ein paar Worte. Irgendwann zieht er dann doch die Flinte aus dem Futteral. Man weiß, was kommt. Good guy shoots bad guys. Girl gets her lover (not the heroe). Missing: sunset.

Das alpine Setting in seiner visuellen Pracht verspricht angenehme Ironiefreiheit. Die latente Bedrohung, die hier von den ersten Minuten an in der Luft liegt, lässt sich dadurch als echte Spannung genießen – keine Besserwisserpointe wird den Gang der Dinge der Lächerlichkeit preisgeben. (Katharina Grimnitz in epd Film)

Den Plot könnte man auch im Weltraum drehen, unter Wasser oder in der Wüste. Im finsteren Tal ist alles matschig und/oder tief verschneit. (Schneewestern gibt es natürlich auch.)

Prochaska gelingt es ganz ausgezeichnet, die Spannung hochzuhalten, mit einem Gespür für Rhythmus, wie man es in deutschsprachigen Genre-Filmen selten sieht. Das Tempo ist nicht hoch, hat fast etwas Getragenes, als ob schwerer Schnee den Gang der Dinge verschleppt. Und dennoch hängt der Film nie durch. (Sebastian Handke im Tagesspiegel: Alpenwestern ohne Gnade)

Was mich aber von Anfang an vom multitaskigen Wegzappen abgehalten hat, ist die fesselnde Atmosphäre. Das geschieht mir selten. Bis ist kleinste – auch akustische – Detail ist alles grandios authentisch: Die Armut und die elenden Hütten, die knochenharte Arbeit, das karge und nie kitschige Interieur, Charaktergesichter wie in „Der Name der Rose“, wortkarge Protagonisten – es knistert vor Spannung. Man kann sich sehr gut vorstellen, wie es zu der Zeit ausgesehen haben mag und zugegangen ist. (Ähnlich eindrucksvoll ist Yol).

Nein, das ist mitnichten ein „Heimatfilm“. (Am Drehort in Südtirol war ich als Junge im Urlaub.) Der Film trägt und erzeugt sicher eine andere Botschaft als die literarische Vorlage. Aber welche? Im Gegensatz zu den meisten Western ist der Held kein Supermann, der mit jedem Schuss, aus welcher Entfernung auch immer, ins Ziel trifft. Man fürchtet um ihn. Aber wie immer macht es die Attitude des Helden: Er hat eine Mission, und die wird er durchziehen: Seine Rache bedeutet auch Gerechtigkeit. Er muss die Massen nicht mit faschistoiden lächerlichen Reden aufrütteln. Außer einem kleinen „Danke“ einer uralten Frau bekommt er nichts, er war auch nicht gebeten worden, die Bösen umzunieten.

Als Zyniker erkennt man noch eine andere Lehre. Außer den bad guys darf niemand im Dorf einen Waffe tragen. Wäre das anders, brauchte man vermutlich keinen Helden von außen. Wieder ein Argument dagegen, das Volk zu entwaffnen. Aber auf mich hört ja keiner.

Selten hat deutschsprachiges Genrekino so gut ausgesehen. Und so gewaltig. (…) Das Bergfräulein Luzi, eben diesem Einheimischen in Liebe zugetan, darf sich anschließend über den Undank der Ihrigen auslassen: „Die Freiheit ist ein Geschenk, das sich nicht jeder gern machen lässt. (Thomas Andre im Spiegel: Schneeleichen pflastern seinen Weg)




Aussterbende Art und Weise, das traute Heim auszustatten

bücher

So, die Literatur ist wieder an ihrem Platz. Hat mich rund zwölf Stunden gekostet, die alphabetisch geordnete Literatur auf dem Fußboden auszubreiten, das alte Regal abzubauen, das neue – höhere – aufzubauen und wieder einzuräumen. Erdbebensicher bis Richterskala 4. Zwischendurch musste ich auch noch den Fußboden darunter streichen… Noch zwei weitere Regale harren des Updates.




Entfesselte Hurerei

roman whore
Fresko aus Pompeji, 1-50 AD, Gabinetto Segreto, Neapel

Piso stand im 31. Lebensjahr. Sein Ruf war besser als sein Glück. Von Pisos Brüdern hatte Kaiser Claudius den Magnus, Nero den Crassus hinrichten lassen. Piso selbst hatte lange in der Verbannung gelebt, Cäsar war er nur vier Tage. Durch die in Eile vorgenommene Adoption hatte der gegenüber seinem älteren Bruder nur den Vorzug, daß er früher als jener umgebracht wurde.
Titus Vinius verlebte 57 Jahre in einer Art, die stark wechselte. Sein Vater stammte aus prätorianischer Familie, sein Großvater mütterlicherseits war einer der seinerzeit Geächteten.
Schon zu Anfang seiner Militärjahre geriet T. Vinius in üblen Ruf. Er hatte unter dem Statthalter Calvisius Sabinus gedient, dessen Frau in dem stäflichen Verlangen, die Einrichtung des Lagers zu besichtige, in soldatischem Aufzug nachts hineinging, ebenso übermütig bei den Nachrunden und den übrigen militärischen Dienstleistungen versuchsweise mitmachte und dann sogar auf dem Hauptquartier Hurerei zu treiben wagte; als verantwortlich für dieses Verbrechen wurde Titus Vinius belangt, Auf C. Cäsars Befehl legte man ihn daher in schwere Fesseln, später aber – die Zeiten hatten sich geändert – ließ man ihn wieder frei.
(Publius Cornelius Tacitus : Historien)




Sack und säcker

sex sells
Nomen est omen

Leider muss ich wieder etwas zusammenbloggen, was nicht zusammengebloggt gehört. Immer, wenn ich so etwas mache, muss ich merkwürdigerweise an „Ein Teller bunte Knete“ denken – nie gehört, allein schon wegen des unsäglichen Bandnamens. Besser wäre vielleicht „eine Schüssel Kartoffelpampe mit Leipziger Allerlei“?

Radikales Aufräumen bei Verkehrsschildern und anderen Informationselementen der Straße. Alles reduziert und verkleinert, den Autoverkehr dabei flüssiger gemacht… rigide Durchsetzung von Verkehrsregeln… Der Taxifahrer bremst bereits bei jeder auf auf Gelb springenden Ampel abrupt ab. Fußgängerwege werden allseits respektiert, wo man die Straßenseite früher nur in Angst und Eiltempo zu wechseln wagte… nagelneuer Fuhrpark und avancierter Technik etwa beim Ticketing… keiner solle weiter als einen Kilometer zur nächsten Metro-Station laufen müssen.

Jeder, der in Deutschlands Hauptstadt war, weiß: Berlin kann das nicht sein. Leider ist des Rätsels Lösung in einem Artikel mit Genderdoppelpunkten, also unleserlich. Только реклама, но поздравляю, Москва! Die hasserfüllten Kommentare sind auch lustig.

– In Kuba gab es Klassenkampf. Da beißt die Maus keinen Faden ab, obwohl das Embargo gegen das Land auch zum Teil dazu beigetragen hat. Man weiß, wozu das führt.

Youtube muss 100.000 Euro Strafe zahlen. Was haben die für doofe Anwälte?
Die Schuldnerin [YouTube] hatte daher die jeweiligen Konsequenzen der Entscheidung des OLG Dresden und ihre Möglichkeiten sorgfältig abzuwägen, bevor sie das Videomaterial für den Abruf durch Dritte wieder bei YouTube einstellte.“
Wir [RA Joachim Nikolaus Steinhöfel ] haben darauf erwidert:
„Die Schuldnerin unterstreicht damit erneut ihre Einschätzung, dass sie sich über die unbedingte Beachtung eines gerichtlichen Verbots erhaben wähnt und dies ihrem eigenen Ermessen unterordnet. Der Senat wird diese Haltung zu bewerten haben.“
Hat er.

schwarzenberg
Stefan Heym: Schwarzenberg

– Im Schwarzwald trinkt man auf dem Schwarzmarkt Schwarzbier zum Schwarzbrot. Und was ist mit Montenego? Da muss man Alice Schwarzer fragen.

Aus gegebenem Anlass empfehle ich ein gutes Buch, was aus Deutschland hätte werden können, wenn Stalin nicht ausgerechnet Ulbricht geschickt hätte. Wer behauptet, „schwarz“ stehe für „etwas Negatives“ (Schwarz ist keine Farbe), hat übrigens schwer einen an der Waffel. Was sagt eigentlich Alexander Mohrenberg dazu?

Vivantes lässt Streiks vorläufig verbieten. Wundert mich nicht. Wenn das in letzter Instanz aufgehoben werden wird, wird sich niemand mehr daran erinnern. Wie bei meiner Hausdurchsuchung: Das Verfahren ist die Strafe.

Nudelauflauf
Nudelauflauf mit Mozarella und Tomaten à la Burks

– „Sie glauben das veröffentlichte Print-Wort. Doch das kümmert die meisten Menschen überhaupt nicht. Das sind Randphänomene, ebenso wie das, was Politiker so daherreden.“ (Klaus Theweleit)

– Natürlich muss ich heute noch das journalistische Leitmedium zitieren. Schön mit dem Holzhammer argumentiert!




Die Lage auf dem bitteren Feld und auch anderswo

schreibmaschine

Schadsoftwarebefall – wenn ich das schon höre. „Befall“ ist anschaulich, also zu begrüßen aus sprachpuristischer Sicht, aber suggeriert, es handele sich um eine Art Naturereignis wie Blattlausbefall oder Pilzbefall. Bei Malware oder schädlicher Software spielt jedoch immer der Nutzer („DAU“) mit – der auch ein „IT-Experte“ sein kann. Von selbst kommt nix.

So auch aktuell bei Heise: „Nach Malware-Infektion: Katastrophenfall im Landkreis Anhalt-Bitterfeld“. „Aus bislang unbekannter Quelle seien mehrere Server infiziert worden, hieß es. In der Folge sei eine noch nicht genau spezifizierte Zahl von Dateien verschlüsselt worden.“ Also wieder mal Ransomware. (Ich lese solche Beiträge bei Heise mehr wegen der Kommentare.) Bei Wikipedia braucht man nur einen Halbsatz, um alles zu wissen: “ Zu diesen Wegen zählen präparierte E-Mail-Anhänge“… usw.. Da lobe ich dir doch meine Orga.

Räusper. Ich kenne eine Firma, einen internationalen Konzern, bei der die Leute, die die digitale Infrastruktur verantworten, wirklich fit sind, obwohl die Nutzer gezwungen werden, Outlook zu benutzen. Bei der Firma geht es um Daten – wenn es da ein Leck gibt, könnten sie den Laden gleich zumachen. Diese IT-Leute schicken in unregelmäßiger Folge Mails an alle Mitarbeiter (mehrere Tausend), die Phishing simulieren, vertrauenswürdig und so. Die sind recht phantasievoll dabei. Und immer wieder fällt jemand darauf rein, sogar die obersten Bosse. Und dann werden sie belehrt, müssen das bestätigen, und es spricht sich rum, wer so blöd war. Das finde ich gut. Eben praxisorientiert. Für die „Opfer“, die in Wahrheit Täter sind, peinlich. Und sogar dort wird man bestaunt, wenn man sich E-Mails im Textformat anzeigen lässt. Aber dann sieht man doch das Logo gar nicht? Tja.

And now for something completely different. Oskar Lafontaine nennt Karl Lauterbach eine „Covid-Heulboje“. Ich weiß nicht, was in diese Leute gefahren ist. Man kann von den Maßnahmen des Ausschusses der herrschenden Klasse, der die Geschäfte der Bourgeoisie organisiert, halten, was man will, aber hinterher weiß man sowieso immer mehr. Wenn die deutschen Medien nicht solche Kommunistenfresser Siniphoben wären, könnte man die Effizienz, wie man eine Seuche bekämpft, vergleichen, etwa zwischen staatskapitalistischen Länder wie der VR China und den Marktgläubigen. Ee zählt, was hinten raus kommt.

Natürlich bestimmt die Pharma-Industrie, wo es seuchenpolitisch langgeht und wird auch nichts goutieren, was ihren Profit schmälert. Die Interessen der Regierung und einzelner Sektionen des Kapitals sind aber nicht unbedingt identisch. Viele Dinge, die Lafontaine sagt, etwas über die Inzidenzen, sind richtig, aber ich verstehe die Botschaft nicht. „Der Lockdown hat bei den Kindern mehr Schaden angerichtet und ihnen mehr Leid zugefügt, als es eine Infektion mit Covid je könnte“. Das ist, mit Verlaub, einfach Bullshit-Bingo, weil man den eventuellen „Schaden“ ohnehin nicht messen kann. Besser man macht zuviel als zu wenig. Verharmlosen ist wohlfeil.

And now for something completely different. Don Alphonso ist wirklich lesenswert, weil er recherchiert (leider Paywall): „Im Inneren der angeblichen Kampagne gegen Baerbock“. Fazit: Es gibt keine Kampagne gegen Baerbock. Das dachte ich mir schon, aber es zu behaupten, ist legitim im Rahmen von Wahlpropaganda. Nicht neu ist auch, dass die Medien wolkige Thesen der Grünen zu diesem Thema einfach kritiklos wiederkäuen. Das alles kann man einfacher auf den Punkt bringen – wie ein bekannter Autovermieter.

And now for something completely different. Bei der Taz ist offenbar das deutsche Verb „hassen“ abgeschafft. Vielleicht erzeugt das zu viel Mikroaggressionen. Ich speak immer worse Denglisch.

balkonien




Studiert die Werke des [bitte selbst aufüllen], hört auf seine Worte und handelt nach seinen Weisungen!

Bücher

Kurze Durchsage: Ich habe geplant, ab jetzt schneller zu lesen.




Damen mit Mohr im Schwimmbad

La Piscine du harem

Jean-Léon Gérôme: La Piscine du harem, 1876 (Heremitage). SCNR




Instagram oder Twitter?

indian girl

Junge Indianerin, auf Instagram postend. Es könnte auch Twitter sein – das ist aus dieser Perspektive nicht zu erkennen. (Erastus Dow Palmer, erschaffen 1855–56, Metropolitan Museum of Art)




Ut adsolet in amore et ira oder: Yellow Press, retro-style

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Zur gleichen Zeit erkaufte sich der Volkstribun Octavius Sagitta, vor Liebe zu Pontia, einer verheirateten Frau, von Sinnen, mit außerordentlichen Geschenken den Ehebruch und später die Scheinung von ihrem Gatten, indem er ihr die Ehe versprach und die Heirat mit ihr verabredete.

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Aber sobald die Frau frei war, erfand sie hinhaltende Ausflüchte, schützte die ablehnende Willenäußerung ihres Vaters vor, und als sie entdeckte, daß sie Hoffnung auf einen reicheren Gatten habe, sagte sie sich von ihren Versprechungen los. Octavius versucht es bald mit Klagen, bald mit Drohungen, wobei er beteuerte, sein Ruf sei vernichtet, sein Vermögen erschöpft, und schließlich die Entscheidung über sein Leben, das einzige, was ihm noch geblieben war, ihr überließ. Und als er abgewiesen wurde, verlangte er zum Trost eine einzige Nacht, um, durch sie entschädigt, für die Zukunft Maß halten zu können.

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Man setzt die Nacht fest, und Pontia überträgt einer vertrauten Dienerin die Wache vor dem Schlafgemach. Jener erscheint mit einem Freigelassenen und bringt im Gewand versteckt einen Dolch mit. Jetzt kommt es, wie das üblich ist, wenn Liebe und Zorn im Spiel sind, zu Zänkereien und Bitten, zu Vorwurf und Versöhnung, und ein Teil der Nacht bleibt dem Liebesgenuß vorbehalten; durch ihn gleichsam in leidenschaftliche Erregung versetzt, durchbohrt er die Frau, die sich dessen in keiner Weise versieht, mit dem Dolch, verjagt die herbeieilende Dienerin mit einem Hieb und stürzt aus dem Schlafgemach.

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Am folgenden Tag wurde der Mord offenbar, und kein Zweifel bestand über den Mörder; denn er wurde überführt, sich bei ihr aufgehalten zu haben. Doch der Freigelassene bekannte, seine Tat sei es, er habe die Kränkungen seines Patrons gerächt; und er hatte manche durch die Größe seiner beispielhaften Tat beeindruckt, bis die Dienerin, von der Verwundung wiederhergestellt, die Wahrheit ans Licht brachte. So wurde er vom Vater der Getöteten vor das Gericht der Konsuln gefordert und, nachdem er das Tribunat niedergelegt hatte, durch den Spruch der Väter nach dem Gesetz über Meuchelmord verurteilt. [Deportation und Vermögenseinziehung, aus Publius Cornelius Tacitus: Annalen Buch XIII, 44-45)

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Ich musste doch mehrfach schmunzeln. Tacitus wird beim Verfassen seines Werk ungefähr in meinem Alter gewesen sein. Ich stelle ihn mir grumpy vor, mit einer hochgezogenen Augenbraue auf die Weltläufte blickend und verächtlich über das Gekeif und Gekreische urteilen. Der Klatsch, den er hier verbreitet, ist zeitlos – man kann sich das Drama – „wenn Liebe und Zorn im Spiel sind“ [ut adsolet in amore et ira]- lebhaft vorstellen.




Skurrile Randgruppen, reloaded

„Die Frage ist: Warum sollten auch zahlenmäßig winzige Gruppen wie etwa Menschen des dritten Geschlechts gleichberechtigt die deutsche Sprache prägen? Warum soll sich Deutschland daran gewöhnen, dass geschriebene Texte, auch die von Behörden, vor Sternen oder Doppelpunkten wimmeln? Dass die Note wissenschaftlicher Arbeiten auch vom Gendern abhängen kann? Und ist es in Ordnung, wenn in einer wichtigen Nachrichtensendung wie dem ZDF-»heute journal«, die auch von vielen Gendergegnerinnen und -gegnern finanziert wird, der Glottisschlag praktiziert wird, also die kleine Pause, mit der ein Genderzeichen quasi gesprochen wird?“ (Melanie Amman im aktuellen „Spiegel“)