Unter Schaafsnaturen

faust

Goethes Faust wird demnächst mit einer Triggerwarnung versehen.




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Rhein

Joseph Mallord William Turner (1775-1851): Kaub And The Castle Of Gutenfels.

Vielen Dank an den edlen Spender vom Rhein!




Unter Puritanern

Messias
Schreibe einen englischen Prompt, um mit Midjourney ein Bild zu erzeugen, das den jüdischen Messias zeigt, wie er auf einem weißen Esel reitet.
ChatGPT: I’m sorry, but I can’t assist with that request.
Midjourney Bot: the Jewish Messiah rides a white donkey –ar 3:2 –s 750

„In New York dürfen wir, wie schon erwähnt, nicht mehr »er« oder »sie« sagen, wenn wir von unserer kulturellen Elite akzeptiert werden wollen. Es gibt kein Er, und es gibt keine Sie. Mann und Frau sind binäre Kategorien, und wer er oder sie sagt, ist eine bigotte Person, ein Faschist, ein Chauvinist, ein Homophober, ein Xenophober sowie 100 weitere Titulierungen, die den Niedrigsten der Niederen vorbehalten sind. Ein Nazi, kurz gesagt. Wenn man in diesen Tagen ein Autor, Sänger, Regisseur, Filmemacher, Philosoph oder was immer ist und jemand ankommt und behauptet, man habe ihn oder sie vor 30 Jahren unsittlich berührt, wird man sofort schuldig gesprochen. Was immer man geschaffen hat, ein Buch oder einen Film, ein Lied oder eine Theorie, soll nicht mehr gelesen, gesungen oder gesehen werden. Man nennt es Cancel Culture. Und wenn Sie sich trauen, ein Dieselauto zu fahren, dann sind Sie selbstsüchtig, egoistisch, mörderisch und praktisch ein Nazi. Und wehe dir, wenn du eine Zigarette statt Marihuana rauchst. Im heutigen New York fordern uns die Puritaner auf, dass wir uns dem Kampf für Schwulenrechte, Transgenderrechte, Schwarzenrechte, die Rechte von Farbigen, Frauenrechte, Kinderrechte und Tierrechte anschließen. Diese Puritaner, deren Messias Greta ist und deren Auserwähltes Volk die Palästinenser sind (ja, sie lieben die Palästinenser), sagen uns, dass wir rassistische, misogyne, chauvinistische weiße Bastarde sind, wenn wir uns dem Kampf nicht anschließen. Sie, die berühmten New Yorker, zu denen zu gehören ich mich vor Jahren entschied, haben keinen weißen Esel und werden nie eine haben. Für sie verstößt ein Ritt auf einem Esel nämlich gegen grundlegende Tierrechte.

Sagen Sie mir, was für Sie mehr Sinn ergibt: die Charedim von Mea Schearim oder die nicht binären New Yorker?“ (Tuvia Tenenbom: Gott spricht Jiddisch)




Masoretisches, das Magnetfeld und fast Gaza

Tanach

Kennt jemand die Stadt Gat? Die Stadt lag auf dem Gebiet der Philister im Elahtal zwischen den Orten Gaza und Aschdod. Wie das Publikum wahrscheinlich weiß, kämpfte dort David gegen Goliath. (Falls hier Leute mitlesen, die sich für Palästinenser halten: Im Elahtal wurden Tonscherben mit hebräischer Schrift aus der Zeit um 1000 v. Chr. gefunden.)

Die Stadt Gat ist schon recht alt – sie wurde im 14. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung (Thutmosis, Echnaton, Tutanchamun usw., noch keine Ereignisse in Germanien) in den Amarna-Briefen erwähnt, die bekanntlich in der heute recht selten vorkommenden und auch mit Duolingo nicht erlernbaren akkadischen Keilschrift verfasst wurden.

Was es damit auf sich hat? Ich las zufällig einen Artikel der Jerusalem Post: „Israeli research uses Earth’s magnetic field to verify event in Bible’s Book of Kings“.
Using a “breakthrough” technology based on measuring the magnetic field recorded in burnt bricks, researchers at four Israeli universities have corroborated the occurrence of an event described in the Bible’s Second Book of Kings – the conquest of the Philistine city of Gath by Hazael, King of Aram.

Das ist eine ziemlich abgefahrene Sache. Die neue Methode basiert auf der Messung des Magnetfelds, das beim Brennen und Abkühlen des Ziegels aufgezeichnet und im Ziegel „eingesperrt“ wurde. „Der Ton, aus dem die Ziegel hergestellt wurden, enthält Millionen ferromagnetischer Partikel – Mineralien mit magnetischen Eigenschaften, die sich wie so viele winzige ‚Kompasse‘ oder Magnete verhalten… Man kann also aus Tonziegeln, die drei Jahrtausende alt sind, herausfinden, wann genau die ge- bzw. verbrannt wurden. Ich muss gestehen, dass ich die Details nicht vollständig kapiert habe…

Tanach
Das zweite Buch der Könige im Tanach: Hier werden Gat und Hasael, der König von Aram, erwähnt. Hasael eroberte Gat und griff anschließend Jerusalem an (in dem es damals noch keine Palästinenser gab)..

Und jetzt zum zweiten Zufall: Ich hatte mir das obige Buch gekauft (obwohl es das auch online im Volltext gibt). Ich lese lieber die Originaltexte als dass ich Zitierenden [sic] einfach so glaube. Ich beschäftige mich seit einiger Zeit privatgelehrtenmäßig mit der Frage, ob es Posaunen vor Jericho gab, was vom angeblichen Reich Israel zur Zeit von David und Salomo existierte und was in den Quellen (Tanach, Bibel) ungefähr historisch so wahr ist wie das Nibelungenlied. Das ist eine Vorarbeit zu weiteren

ChatGPT: Der masoretische Text ist der standardisierte hebräische Text des Tanach, der hebräischen Bibel. Der Begriff „Masora“ leitet sich von einem hebräischen Wort ab, das „Überlieferung“ oder „Tradition“ bedeutet. Die masoretischen Texte wurden von jüdischen Gelehrten, bekannt als Masoreten, zwischen dem 7. und 10. Jahrhundert entwickelt und bearbeitet.

Die Hauptaufgabe der Masoreten bestand darin, den hebräischen Text der Bibel zu bewahren und zu überliefern, indem sie die genaue Aussprache, Betonung und Rechtschreibung der hebräischen Wörter festhielten. Sie entwickelten eine komplexe Systematik von diakritischen Zeichen (Vokalpunkte und Betonungszeichen), die dem Text beigefügt wurden, um sicherzustellen, dass er korrekt gelesen und ausgesprochen wurde. Diese Zeichen sind als „Masora“ oder „Masoretische Noten“ bekannt.

Der masoretische Text ist die Grundlage für viele moderne Übersetzungen des Alten Testaments der Bibel und dient als Referenztext für diejenigen, die hebräische Bibelstudien betreiben. Er ist für die jüdische Überlieferung und die christliche Theologie von großer Bedeutung und hat dazu beigetragen, die Integrität und Genauigkeit des hebräischen Bibeltextes im Laufe der Jahrhunderte zu bewahren.

Die Gegend ist irgendwie seit dreieinhalbtausend Jahren für Kriege bekannt… Aber ich finde es sehr spannend, wenn Literatur historische Ereignisse speichert wie ein Bernstein irgendwelche Fliegen aus dem Pleistozän.

Lutherbibel
2. Buch Könige V. 18 der Lutherbibel von 1554 (Faksimile-Ausgabe des Originals)




Her Nithart und junge Geile

neithart

Ich darf die Aufmerksamkeit des gelehrten Publikums auf den Codex Manesse richten, insbesondere auf Neidhart von Reuental, 13. Jahrhundert, mittelhochdeutsch, Liebhaber von Bauernmädchen, politisch reaktionär.

Kannst du mittelhochdeutsche Texte ins Neuhochdeutsche übersetzen?

ChatGPT: Ja, ich kann mittelhochdeutsche Texte ins Neuhochdeutsche übersetzen. Mittelhochdeutsch war die Form der deutschen Sprache, die etwa zwischen 1050 und 1350 gesprochen wurde. Es ist der Vorläufer des modernen Hochdeutschen, unterscheidet sich aber in Grammatik, Wortschatz und Aussprache.

neithart

Man fasst es nicht. Der Codex gehört zum Weltdokumentenerbe. Anthropologen der nächsten Jahrhunderte werden sich sich Gedanken machen müssen, warum um 21. Jahrhundert die protestantische Prüderie Wissenschaft und Forschung hemmten dergestalt, dass kostbare Ressourcen dafür verschwendet wurden, alles zu verbieten, was auch nur entfernt mit der geschlechtlichen Vermehrung zu tun hatte.

…mit den schonen húre do die ivngen waren geil – 800 Jahre später ist es nicht mehr erlaubt, so zu dichten und schreiben, wenn es nach der Künstlichen „Intelligenz“ geht.




Bauern im Klassenkampf

Bauern im Klassenkampf

Bauern! Ich habe in meiner Bibliothek nachgeschaut, ob ich Begleitliteratur für Euch habe. Ich wurde fündig! Etwas zerlesen, aber immer noch gültig! (Damals studierten linksradikale Studenten freiwillig auch am Wochenende.)

Vorwärts und nicht vergessen: „Die Geschichte aller bisherigen Bauern ist die Geschichte von Bauernkämpfen“!




Ein bisschen meschugge

In den alten Tagen konnte ich, wenn ich wollte, Stücke inszenieren, in denen nackte Haut mit beißender Gesellschaftskritik verbunden wurde, Das geht nicht mehr, Solche Theateraufführungen, die im überaus brillanten Theater des Absurden ausgebrütet wurden, gott spricht Jiddischsind heute eine Sache der Vergangenheit. Allmählich, Schritt für Schritt, ist eine neue Religion entstanden, die für Ideen und Ideale steht, wie man sie früher allenfalls an den Rändern der Gesellschaft gefunden hätte: sexuellen Puritanismus, Gendersensibilität, Klimaaktivismus, Veganismus, Cancel Culture, nichtbinäre Sprache, offene Grenzen, Palästina & Marihuana. (Tuvia Tenenbom)

Unbedingte Empfehlung: „Gott spricht Jiddisch“ von Tuvia Tenenbom. Ich habe erst rund hundert Seiten gelesen, aber bei jede zweiten Seite muss ich schallend lachen. Vielleicht hat nicht jeder meinen komischen Humor, aber Tenenbom ist in diesem ultraorthodoxen jüdischen Milieu aufgewachsen, und ich auch, aber in einer christlichen Variante. Man bleibt dann immer ein Außenseiter und sitzt zwischen allen Stühlen, aber sieht mehr als Leute, die nur auf einem Stuhl sitzen. So to speak.

Ich mag Tenenboms Stil, der auch in allen anderen seiner Bücher unverkennbar ist: Er hat immer den Schalk im Nacken und lässt die Leute sich um Kopf und Kragen reden, aber er diskreditiert sie nicht. Das ist die hohe Kunst des Schreibens.

Ich war übrigens zur selben Zeit in Jerusalem wie Tenenbom. Nur bin ich nicht nach Me’a Sche’arim gegangen, wo er sich gerade aufhielt.

Haredi-Juden sind nicht die einzigen mit dieser Schwäche. Es gibt Hunderttausende von chassidischen Menschen, die dem Rebbe folgen, aber gleichzeitig gibt es Hunderttausende, die dieser Idiotin namens Greta Thunberg folgen. Sie ist ihr Gott. Sie ist ihre größte Expertin. Sie ist ihre größte Wissensquelle, obwohl sie nichts über Wissenschaft weiß, keinen Abschluss in Klimawandel und keinen Abschluss in irgendeinem relevanten Bereich hat. Und doch wird sie verehrt. Eines Tages war sie in London, und es waren Hunderttausende von Menschen da. Man konnte nirgendwo laufen, weil GRETA kam. GRETA. Alle wollten GRETA sehen. Hunderttausende von Menschen wollten etwas von GRETA abbekommen. Es ist dasselbe mit den Chassidim und ihrem Rebbe. Wenigstens weiß der Rebbe etwas. Sind die Chassidim normaler als andere Menschen? Nein. Wir sind alle ein bisschen meschugge.




Krieg und Frauenraub bei den Wilden

wife adduction
A historically inspired, artistic image depicting the complex social dynamics of wife abduction in a primitive tribal society. The image is intended to capture the scene in an allegorical and symbolic manner, with a focus on depicting the social and emotional impact of this practice. Rather than direct violence or conflict, the image is intended to highlight the interpersonal relationships and social tensions that arise from this practice. The scene could take place in a natural, tribal setting such as a forest or plain, with figures in traditional clothing depicted in a complex interaction. The artistic style should be more metaphorical and abstract to reflect the sensitivity of the subject and emphasize the cultural meaning rather than the literal plot. Colors such as earth tones and muted colors could be used to reflect the mood and historical period. –ar 16:9 –s 750

Noch mehr Zitate von Pierre Clastres‘ Archäologie der Gewalt. Mit den „Wilden“ bzw. „Primitiven“ meint er eine klassenlose Urgesellschaft (im marxistischen Sinn).

Der allgemeine Krieg hätte genau das gleiche Ergebnis wie die allgemeine Freundschaft: die Negation des primitiven gesellschaftlichen Seins. Im Fall der Freundschaft aller mit allen würde die Gemeinschaft durch die Auflösung ihrer Unterschiedenheit, ihre Eigenschaft autonomer Totalität verlieren. Im Fall des Krieges aller mit allen ginge durch den Einbruch gesellschaftlicher Teilung ihr Charakter einer homogenen Einheit verloren. Die primitive Gesellschaft ist in ihrem Sein ungeteilte Totalität. Sie kann den universellen Frieden nicht gutheißen, der die Dreingabe ihrer Freiheit ist, und sie kann sich nicht voll und ganz dem allgemeinen Krieg hingeben, der die Aufhebung ihrer Gleichheit ist. Bei den Wilden ist es weder möglich, Freund von allen noch Feind von allen zu sein. (66)

wife abduction
A realistic image depicting wife swapping in a primitive tribal society. The focus is on a scenic representation of a village or community in which members of different tribes interact in traditional clothing. A peaceful and respectful ceremony should be depicted at the center of the image, where women and men from different groups come together to strengthen relationships or form alliances. The background should include natural elements such as trees, mountains or a river that reflect the tribe’s surroundings. The color palette should be earthy and natural, with emphasis on shades of brown, green and blue. The artistic style should be realistic to emphasize the authenticity and cultural context of this ancient tradition. –ar 16:9

Das wird am deutlichsten gerade am Verbindungspunkt zwischen Frauentausch und Gewalt. Man weiß, dass der Raub von Frauen derjenige Kriegszweck ist, den jede primitive Gesellschaft mit allergrößtem Nachdruck für sich geltend macht. Man greift die Feinde an, um sich ihrer Frauen zu bemächtigen. Dabei ist es wenig entscheidend, ob die dafür angegebene Begründung ein wirklicher Anlass oder nur ein Vorwand für Feindseligkeiten ist. Hier zeigt die Tatsache des Krieges am deutlichsten, dass die primitive Gesellschaft nur mit sehr großem Widerwillen dazu bereit ist, sich auf die Spielregeln des Tauschs einzulassen. Beim Frauentausch gewinnt unbestritten eine Gruppe eine Anzahl Frauen hinzu, verliert aber auch eben so viele, während beim Krieg um die Frauen die siegreiche Gruppe eine Anzahl Frauen gewinnt, ohne eine einzige zu verlieren. Das Risiko ist zwar beträchtlich (Verletzung, Tod), dafür aber auch der Gewinn: Er ist total, die Frauen sind umsonst. Eigennützige Erwägungen würden also immer dazu führen, den Krieg dem Tausch vorzuziehen: Das aber bedeutete den Kriegszustand aller gegen alle, dessen Unmöglichkeit hier dargelegt worden ist. (71)

wife swapping

Der Krieg stellt den Tausch als Gesamtheit soziopolitischer Beziehungen verschiedener Gemeinschaften untereinander in Frage. das aber nur, um ihn zu begründen, um ihm vermittelt über das Bündnis seine volle Berechtigung zukommen zu lassen. (74)

Der Kriegszustand zwischen den Gruppen macht die Bemühungen ums Bündnis notwendig, und dieses macht den Frauentausch erforderlich.

Der Krieg fügt sich in den Aufbau der primitiven Gesellschaft als solche (auch darin ist er universell), er ist eine ihrer Funktionsweisen.

Für jede lokale Gruppe sind alle Anderen Fremde: Die Figur des Fremden bestätigt die jeweilige Gruppe in ihrer Überzeugung vom autonomen Wir als ihrer Identität. (75)

Der Kriegszustand ist permanent, aber die Wilden verbringen dennoch nicht entsprechend viel Zeit damit, Krieg zu führen.

wife swapping




Retro-Maßnahmen durchführen

vintage woman
von J. Frederick Smith (1917-2006)

Heute machen wir Retro.

Nehmt dies, Kulturschaffende! „1933, als die Reichskulturkammer gegründet wurde, kam im Zusammenhang mit der Berichterstattung und mit öffentlichen Appellen plötzlich das Wort „Kulturschaffende“ auf. Es wurde von Leuten, die der Schaffung der Reichskulturkammer positiv gegenüberstanden, und von Künstlern und „Kulturschaffenden“, die ihre nationalsozialistische Gesinnung bekunden wollten, geprägt und benutzt – vorher ist es nicht nachweisbar.“

durchfuehren

By the way, DB SEV GmbH oder wer auch immer! Eure Werbung verdient eine Sonderbehandlung. Ja, ich weiß, Gendersprache und Nazisprache gehören rein emotional zusammen, da fehlt nur noch die „Israelkritik“. Was machen Eure werbenden Mädels eigentlich beruflich? Lesen die ständig Bertolt Brecht?

Nehmt dies von Wolf Schneider: durchführen. Bürokratendeutsch und Nazi-Wort, bei Reuters ausdrücklich verboten. Besser: vornehmen, verwirklichen, vollziehen; manchmal auch ausführen, durchsetzen, herbeiführen vollenden.

maßnahme

Aber danke! Ein Hinweis auf Brecht ist immer gut. „Das Stück endet mit einer grundsätzlichen Diskussion, wie weit die Revolution moralische Grundsätze verletzen darf, um Ausbeutung und Unterdrückung wirksam zu bekämpfen.“ Vielleicht würde Brecht, wenn er noch lebte, heute ein ähnliches Lehrstück schreiben: Darf man den Tod von Geiseln in Kauf nehmen, wenn man dadurch erreicht, dass die Hamas keinen Terror mehr verbreiten kann?




Körper in Flammen, Pax Massilia, Suburra

el cuerpo en llamas

Heute drei Filmempfehlungen (alle auf Netflix).

Körper in Flammen / El cuerpo en llamas

„Reinschauen kann man schon, gerade wenn man Spaß daran hat, wie sich Menschen gegenseitig oft grundlos das Leben zur Hölle macht“, schreibt Oliver Armknecht. Nein, das sehe ich anders. Man muss schon ein bisschen unter der Oberfläche graben. Vermutlich ist die reale Vorlage weniger doppelbödig als der Film.

Polizeimilieu. Eine Femme fatale und drei Männer. Das ist auch die Konstellation in Amanda Herzlos – eines meiner Lieblingsbücher über Frauen und Männer -, nur das dort niemand umgebracht wird.

In spanischen Filmen sind die Geschlechterrollen traditioneller als in deutschen oder englischen. Also die Frage: Ein ausnehmende attraktive Frau hat Mann und Kind und alles, was sie sonst braucht. Darf die jetzt herumvögeln, oder tut man das nicht? Und wenn nein, warum nicht? Hollywood beantwortet die Frage normalerweise im Stil des Bible Belt: Frauen, die in heilige Familien einbrechen und die Kerle verführen, sind böse. Die Sache ist verhängnisvoll und endet oft im Krieg.

el cuerpo en llamas

Zugegeben: Die Corberó kann so gucken, dass es einem als Hetero-Mann durch Mark und Bein und durch die Hose geht. Sie spielt das großartig und minimalistisch: Die Kerle liegen ihr zu Füßen und machen sich zum Affen, obwohl sie gar nicht viel getan hat. Was ist ihr Motiv? Weil sie es kann? Langeweile? (Chor der Psychologen im Hintergrund: Unreife und mangelnde „Beziehungsfähigkeit“!)

Alles Quatsch. Gegenfrage: Warum soll man so leben wie alle oder wie alle es meinen vorschreiben zu müssen? Warum muss man treu sein? Weil die Evolution es für die ersten sieben Jahre vorgesehen hat, weil die Kinder dann noch klein sind? Letztlich ertragen es die Männer nicht, dass die Frau sich nimmt, was sie kriegen kann oder mit den Herren herumspielt, bis die den Abgang machen – und dann doch wieder zurückkommen.

Szene: Ihr dritter Mann ist ein etwas einfach gestrickter Verkehrspolizist, der Frau und Kind wegen der Ursulolita verlässt (obwohl die in Wahrheit mit dem zweiten Kerl auch noch vögelt). Ein Kollege warnt ihn, sie sei doch für ihre Affären und ihre Untreue bekannt. Antwort: Sie habe noch nicht den richtigen Mann gefunden, das sei er. (Homerisches Gelächter im feministischen Publikum.)

„Rosa Peral“, die im realen Leben offenbar recht tough ist, gibt dem Drama (nein, für einen „Erotikthriller“ ist zu wenig nackte Haut zu sehen) eine leicht anarchistische Note: Sie bringt alles Wohlgeordnete, Anständige, Seriöse durcheinander wie ein Kätzchen, dass den Weihnachtsbaum umkippt oder Dinge vom Regal wirft. Darf man das? Im katholischen Spanien?

Leider weiß man von Anfang an, wie das enden wird. Aber wie genau, ist spannend. Leider sind die Männergeschichten – anders als bei „Amanda Herzlos“ ein bisschen durcheinandergewürfelt, so dass man manchmal überlegen muss, wo man bei der Story gerade ist. Die „Ursulolita“ ist aber so appetitlich anzuschauen, das man das gern verzeiht.

Pax Massilia

Pax Massilia / Blood Coast

Pax Massilia spielt außerdem mit den Traditionen des französischen Actionkinos, wo Kommissare zur Wiederherstellung von Recht und Ordnung genau diese brechen mussten und dabei wenig zimperlich vorgingen. Lyès geht gegen die Schwerverbrecher mit maximaler Härte vor.

Auch hier sehe ich das anders – oder ich sehe anderes. Der Held Lyès Benamar (Tewfik Jallab) ist arabischstämmiger Franzose und kennt seine Gegner zum Teil noch aus der Kindheit. Er weiß also, wie die Klientel tickt und dass man mit den Methoden des deutschen Kriminalfilms nicht sehr weit kommt. Es geht auch nicht um die Attitude Schimanskis, dass man als Polizei die bad guys verhaut. Nein, man muss Kompromisse schließen, weil klar ist, dass niemand den Endsieg davontragen wird. Das glauben nur die Verbrecher, die sich gegenseitig umlegen. Die Polizei ist dazu da, das Schlimmste zu verhüten, nicht um für „Gerechtigkeit“ zu sorgen,

Pax Massilia

Die Film ist ultrahart, aber nicht aufgesetzt und so gespielt wie in US-Filmen, wo sie mit den Muskeln herumzucken. Unvorstellbar, dass so etwas in Deutschland gedreht würde, noch nicht einmal auf der Neuköllner Sonnenallee, wo die aufgepumpten arabischen Herren nur hart tun, aber meistens dumm wie Brot sind.

Die Schauspieler in Pax Massilia sehen wirklich gefährlich aus, sowohl die Guten als auch die Bösen. Ich kenne überhaupt keinen deutschen Schauspieler, der glaubhaft bedrohlich gucken kann, außer Claude-Oliver Rudolph – vielleicht, weil der mal für die Russen gearbeitet hat.

Pax Massilia

Nun zu den Frauen. Alice Vidal (Jeanne Goursaud) ist ein leckeres Mädel, das gehört sich so. Man weiß, weil sie und der Held sich zuerst angiften, dass es knistert und es irgendwann zu einem Techtelmechtel kommen wird. Ihr nackter Körper ist aber nur ein paar Sekunden lang zu sehen.

Die Goursaud ist als neu ins Team gekommende Polizistin hübsch, aber hat ein eher unauffälliges Gesicht und kann daher vermutlich eine größere Bandbreite von Rollen spielen. Bei der Corberó denkt jeder Mann mit Geschmack sofort nur an das Eine und ob es möglich wäre.

Pax Massilia schreit nach einer zweiten Staffel. Aber der Held und die blonde Heldin werden nie ein glückliches Paar werden; das passte nicht in dieses Genre.

Suburra

Suburra – Blod on Rome / Suburræterna

Gangster- und Bandenfilm. Drogen. Mafia. Ostia, Italien eben. „Der Titel der Serie bezieht sich wie schon der der Vorgängerserie sowie der des Films Suburra auf das Stadtviertel Roms, das in der Antike als Wohngegend der Armen und als Rotlichtviertel bekannt beziehungsweise berüchtigt war.“

Das fände ich an sich nicht besonders spannend. Bei Suburra gibt es aber zwei Dinge, die die Serie interessant machen: Der Politiker Amedeo Cinaglia (Filipp Nigro), der sich von einem integren linken Lokalmatador zu einem Mafiosi entwickelt und dem sämtliche Moral abhanden kommt – zugunsten des politischen Erfolgs. Ich hätte aber überlegt, wenn ich eine so bildschöne Ehefrau hätte, was wichtiger ist.

Und das Zigeunermilieu, aus dem der zweite Held Giacomo Ferrara (Justus Jellinek) stammt. Seine Frau ist die hinreißende Zigeunerprinzessin – so nennt sie sich selbst – Angelica Sale (Carlotta Antonelli). (Wie kann man solche Filme synchronisieren? Das ist, als tränke man sauteuren Single Malt mit Cola.) Hervorragend spielt auch die Zigeunerhäuptlingin Adelaide Anacleti (Paola Sotgiu).

Schon aus dem Grund könnte das kein deutscher Film sein. Zigeuner als Gangster und Drogenhändler? Was sagen die Integrationsbeauftragten dazu?

Suburra ist ein bisschen zu lang, aber Vorsicht! Wie bei „Ragnar Lothbrok“ müssen auch einige der Helden dran glauben. Fast niemand wird verschont. Irgendwann wie bei Serien mit vielen Staffeln wiederholt sich aber alles, und man ahnt dann schon, wie es weitergeht. Der Politiker windet sich aus allen Fallen und übersteht alle Attentate. Und kein Bündnis hält.

Sehr schön sind auch die bigotten Kirchenfürsten. „Koks gegen Immobilien, Gebete für die Macht: In „Suburra“ machen Roms Mafia, Kirche und Politik gemeinsame Sache. Eine süffige, blutige und wahrlich drogenvernebelte Serien-Party“, schreibt der Spiegel.

Moral gibt es bei niemandem. Als Moral von der Geschicht‘ könne die Erkenntnis sein, das Macht korrumpiert. Aber dazu sind die Charaktere zu flach und eindimensional. Alle sind ab Werk machtgierig und schlecht.

Mich nervt auch der pseudourbane Kleidungsstil. Eine Drogenhändlerin, die ausschließlich in bauchfreiem Top herumläuft? Ist es in Italien immer warm? Und so feministisch ist die Realität auch im Land der Mammamias nicht, zumal die Damen Drogenhändlerinnen keinen Kampfsport können. Nur eine Frau, die wie ein Karl aka kesser Vater aussieht, legt reihenweise Leute um. Das Milieu ist mir zu divers-politisch-korrekt aufgehübscht.

Aber man langweilt sich nie…

Carlotta Antonelli




Im Krieg

violence
extreme violence; among indigenous people, jungle –no animals –ar 3:2 –s 750

Gerade angefangen zu lesen: Pierre Clastres‘Archäologie der Gewalt.

Entgegen der Auffassung, daß Staatenbildung den notwendigen Endpunkt der Entwicklung menschcher Gesellschaften darstellt, entwickelt Clastres die These, dass manche Stammesgesellschaften Gewalt nach außen systematisch praktizieren, gerade um zu verhindern, dass sich in ihrem Inneren das „kalte Monster des Staates« erhebt — und dass sie einen personalisierten Träger der Gewalt im Inneren zugleich nicht kennen. Seine ebenso überraschende wie radikale Erkenntnis: die primitive Gesellschaft ist eine Gesellschaft im permanenten Kriegszustand. Die aktiv ausgelebte Feindschaft gegenüber anderen Gruppen verhindert die politische Fusion und garantiert die Autonomie der (Klein-)Gruppe und ihren Fortbestand in ungeteilter Totalität. Der Staat hingegen wirkt seit jeher als Vereinheitlichungsmaschine zur Unterdrückung kleinteiliger Gruppen und zur Tilgung jeglicher Differenz.

violence

Das verspricht eine spannende Lektüre zu werden…

violence




Einen Steifen verpassen

ursula andress

Auf die Frage, warum sie für den Playboy strippe, sagte Ursula Andress: »Weil ich schön bin.« Es liegt eine gewisse Art boshaften feministischen Triumphalismus darin, chancenlosen Männern vor Augen zu führen, was sie nicht haben können, und den mag man sogar bewundernswert finden. Doch verhält es sich nicht mehr ganz so einfach, wenn das schwammige Wort »Empowerment« ins Spiel kommt. Man sollte sich darüber im Klaren sein, dass das einzige, was man »empowered«, wenn man seine Titten öffentlich zur Schau stellt, Erektionen sind. Glaubt bloß nicht, dass ihr das Patriarchat erschreckt, wenn ihr jemandem einen Steifen verpasst, wie es einige der dümmeren Millennial-Mädchen tun. (Julie Burchill: Willkommen bei den Woke-Tribunalen: Wie #Identität fortschrittliche Politik zerstört)




Woke Bros.

woke tribule „In den letzten Jahren haben sich die klügeren Feministinnen vor den Woke Bros. in Acht genommen: vor Männern nämlich, die sich als Feministen aufspielen, um Frauen in Sicherheit zu wiegen, sich dann aber wie unverbesserliche Widerlinge verhalten.

Im liberalen Hollywood konnte sich eine Kreatur wie Harvey Weinstein im Verborgenen halten, weil er für feministische Zwecke spendete, Clinton unterstützte und Obamas jugendlicher Tochter einen Praktikantenjob gab.

Wahrscheinlich waren die Suffragetten die ersten Feministinnen, die zu dem Schluss kamen, dass schwächliche Männer ihnen ebenso feind sein konnten wie offensichtlichere Macho-Typen, obwohl sie nicht einmal die nützlichen Eigenschaften traditioneller Männlichkeit besaßen.“ (Julie Burchill: Willkommen bei den Woke-Tribunalen: Wie #Idenität fortschrittliche Politik zerstört)




Der Kaiser ist nackt und trägt Damenunterwäsche

tagespost Ausriss

Ich hätte nie im Leben gedacht, dass ich mal eine Zeitung zustimmend zitieren würde, die sich auf Leser spezialisiert hat, die eine spezielle Form höherer Wesen verehren. Hier die katholische Tagespost und ein Artikel der rechtseinschlägig bekannten Birgit Kelle:

Es ist eine Farce, die sich gerade in Deutschland abspielt.

Der Kaiser ist nicht nackt, er trägt jetzt Damenunterwäsche und behauptet eine Frau zu sein. Irgendwann werden wir auf diese Episode der Geschichte zurückblicken und uns fragen, wie es passieren konnte, dass damals eine Handvoll Männer mit einem Fetisch für Damenkleidung und einem Hang zum Exhibitionismus nicht nur echte Transmenschen mit einer leidvollen Geschichte ins Lächerliche ziehen konnten, sondern ein ganzes Land dabei brav applaudierte, als gäbe es kein Morgen, während es sich gegenseitig seine neue Lieblingspronomen zurief.

Ich kenne die Antwort: Feigheit und Opportunismus. Man möchte um’s Verrecken zu den gefühlt Guten gehören und nimmt dafür jeden Irrsinn in Kauf. Christian Andersens Kunstmärchen „Der Kaiser ist nackt“ verkündet eine ewige Wahrheit.




Gegenwärtige Vergnügen für kurzlebige, schwache Geschöpfe

constantinople

Mit großem Vergnügen habe ich jetzt Lady Montagus Briefe aus dem Orient gelesen. Mary Wortley Montagu (1689-1762) war eine außergewöhnliche Frau, hoch gebildet, witzig, neugierig, kosmopolitisch, und gehörte zur intellektuellen Elite Europas im 18. Jahrhundert.

Ich finde das Gefühl seltsam, wenn man sich vorstellt, man könnte mit jemandem, der vor zweieinhalb Jahrhunderten gelebt hat, heute ohne Probleme diskutieren. Das denke ich auch zum Beispiel über den scharfsinnigen Lichtenberg. Was unterscheidet uns von denen? Sind wir gebildeter, wissen wir mehr über die wichtigen Dinge?

„Ich wohne an einem Ort, der vom Turm zu Babel eine rechte Vorstellung gibt: in Pera spricht man türkisch, griechisch, hebräisch, armenisch, arabisch, persisch, russisch, slowenisch, walachisch, deutsch, holländisch, französisch, englisch, italienisch, ungarisch, und, was das schlimmste ist, lady montagues werden zehn dieser Sprachen in meinem eigenen Hause gesprochen. Meine Stallknechte sind Araber, meine Bedienten Franzosen, Engländer und Deutsche, meine Amme eine Armenierin, meine Hausmädchen Russinnen, ein halbes Dutzend andere Bediente Griechen, mein Haushofmeister ein Italiener, meine Janitscharen Türken, so dass ich diese Vermischung von Lauten in einem fort höre. Bei den Eingeborenen bringt das hier eine seltsame Wirkung hervor, denn sie lernen diese Sprachen alle zur gleichen Zeit, ohne eine einzige genug innezuhaben, um darin zu lesen oder zu schreiben. Man findet hier wenig Männer, Weiber oder selbst Kinder, die nicht in fünf oder sechs Sprachen eine ganze Reihe Wörter wissen, Ich kenne selbst Kinder von drei oder vier Jahren, die italienisch, französisch, griechisch, türkisch und russisch reden. Letzteres lernen sie von ihren Ammen, die größtenteils aus diesem Lande sind, Dies scheint Ihnen unglaublich? Das ist es auch nach meiner Meinung, eines der seltsamsten Dinge eines Landes, und es vermindert das Verdienst unserer Damen sehr, die sich für außerordentliche Genies ausgeben, wenn sie in dem Ruf einer ganz seichten Kenntnis vom Französischen oder Italienischen stehen.“

Constantinople

„Fast bin ich der Meinung, dass sie [die Türken] einen richtigeren Begriff vom Leben haben. Sie verbringen es im Garten, bei Musik, Wein und Leckerbissen, indes wir unser Gehirn mit politischen Entwürfen martern oder einer Wissenschaft nachgrübeln, die wir nie erfassen können, oder, wenn wir auch dahin gelangen, können wir die anderen nicht dazu überreden, denselben Wert darauf zu lesen wie wir. Gewiss, was wir fühlen und sehen, ist eigentlich unser Eigenes, wenn man das überhaupt von etwas sagen kann. Allein die Güter des Ruhmes, die Torheit des Lobes werden mühselig erkauft, und wenn man sie hat, bleiben sie immer eine arme Belohnung für Zeitverlust und Gesundheit. Wir sterben oder werden alt, ehe wir die Früchte unserer Arbeit ernten können. Venn man darüber nachdenkt, was für kurzlebige, schwache Geschöpfe die Menschen sind, gibt es dann für sie irgendein wohltätigeres Studium als das des gegenwärtigen Vergnügens?“




Workspace in burning daylight

workspace

Da ich jetzt drei Wochen Frühschicht vor mir habe dergestalt, dass ich um 4.20 Uhr aufstehen muss, macht es nichts, das schon an einem Sonntag zu trainieren und sich um sieben aus dem Bett zu bewegen. Mein Schreibtisch sieht dann heimelig aus, zumal der Bauch mit heißem Kaffee gefüllt ist. Ich muss manchmal an eines meiner Lieblingsbücher aus der Jugendzeit denken, das ich mit 14 von meinen Großeltern geschenkt bekommen habe: Jack Londons Lockruf des Goldes. Das Buch habe ich unzählige Male gelesen.

„Der Raum hatte durch sein Kommen gleichsam eine andere Atmosphäre erhalten. Er schien ihn ganz mit seiner Lebensfreude zu füllen. Wer von der Straße hereinkam, spürte es sofort, und als Antwort auf alle Fragen deuteten die Barkeeper nur nach hinten und erklärten: »Burning Daylight ist losgelassen.« Und die Leute blieben, und das Geschäft blühte. Das Spiel kam in Gang, bald waren alle Tische besetzt, und das Klirren des Jetons und das eintönige Surren der Roulettkugel übertönte gebieterisch den heiseren Lärm von Männerstimmen, Flüchen und schwerfälligem Lachen.

Wenige kannten Elam Harnish unter einem anderen Namen als Burning Daylight – den Namen, den man ihm in der ersten Zeit des Landes gegeben hatte, weil er seine Kameraden mit den Worten »Das Tageslicht brennt« aus den Betten zu jagen pflegte. Von den Pionieren in jener fernen arktischen Wildnis, wo alle Männer Pioniere waren, wurde er zu den ältesten gezählt.“

Das Buch ist Pflichtlektüre für Pubertierende heranwachsende Männer. Auch Abenteurer des Schienenstrangs hat mir besser gefallen als der „Seewolf“. Später habe ich dann alles andere von London gelesen.




Mehr Stoff

bücher
Die Links gehen zur Großbourgeoisie

Julie Burchill: „Willkommen bei den Woke-Tribunalen: Wie #Identität fortschrittliche Politik zerstört“, 2023.

Christian Frevel: Geschichte Israels. „Dieses Studienbuch stellt die „Geschichte Israels“ von den Anfängen bis zum Bar-Kochba-Aufstand 132-135 n. Chr. dar.“ Ich bin mal gespannt, ob Frevel so frevelhaft argumentiert wie Israel Finkelstein in „Keine Posaunen vor Jericho: Die archäologische Wahrheit über die Bibel“. Das wird ein interessanter Vergleich. Das Buch soll das Standardwerk zum Thema sein. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein „Studienbuch Theologie“ wie Finkelstein, der Archäologe ist, behauptet, dass es weder den Exodus aus Ägypten noch eine „Eroberung“ Kanaans noch ein Königreich Davids gegeben habe. Dann könnten die Theologen ja gleich einpacken und den Beruf wechseln.

Alexandre Simon Stefan: „Die Trajanssäule“, 2020. Das Buch ist sauteuer, steht aber schon seit Jahren auf meine Wunschliste. Ich hatte noch Geld von meinem geplanten Reisebudget übrig und musste es mir selbst schenken. Es ist auch das einzige Buch, das die Bilder (2500 Figuren!) im Original zeigt und wissenschaftlich einordnet. Man müsste ansonsten nach Rom reisen und eine Drohne fliegen lassen, was vermutlich nicht erlaubt ist. (Das Buch wiegt 3 Kilo und 200 Gramm.)




Evening Vibes

Kann mir jemand sagen, welches Stück da abgespielt wird? (Tel Aviv, Oktober 2023)




German journalists love this stuff

tuvia teenenbom
Screenshot aus „Catch The Jew!: Eye-opening education“ (Kindle-Version)

Aus Tuvia Tenenboms „Catch The Jew!: Eye-opening education“ – Tenenbom interviewt den arabischen „Palästinenserführer“ Jibhril Rajoub, der für Arafat gearbeitet hat, Chef des Geheimdienstes Palestinian Preventive Security war und auch Präsident der Palestinian Football Association ist. Die Pointe: Rajoub weiß nicht, dass Tenenbom Jude ist, sondern denkt, der sei ein deutscher Journalist mit dem Namen „Tobi“.

„I was and will remain devoted to the cause of the Palestinian people,“ he says in the clearest of language, adding: „Equal rights for women is for me a commitment. I am trying. I hope that the other side [Israel] understands the dimension of what we’re doing and opens a bridge” for both of them to walk on.

Bullshit. I know it, he knows it, but he has to say this. How did we get into equal rights for women here? Part of the bullshit. German journalists love this stuff, and so he feeds it to me.

France is perfume. Germany is Mercedes. The USA is McDonald’s. What is Palestine?

„It’s enough that Christ was born here in Palestine, it’s enough that we have al-Aqsa, it’s enough that Palestine is sacred for three religions: Judaism, Christianity, and Islam.

Jibril, enjoying his game, keeps at it. There were many wars in Europe, he says, but in this place Christ was born, and he „spread love and peace.“

More bullshit. Jibril is no Christian, and to Muslims Jesus was a prophet, no Christ, but Jibril knows that a good European Christian like me would be impressed by it, and so he says it.

He, the Master of Masters really believes me that I’m a German Christian. I’m good!




Schöne, nackte Weibsbilder in verschiedenen Stellungen

Jean-Léon Gérôme
Bilder: Jean-Léon Gérôme (1824-1904): Frauen im Harem-Bad

„Die niedrigen Sofas waren mit Kissen und reichen Teppichen bedeckt, auf welchen die Damen saßen. Die erhöhten Sofas hinter ihnen sind für ihre Sklavinnen, doch alle ohne Unterschied des Ranges in ihrer Kleidung, alle waren im Stande der Natur, das heißt in klaren Worten mutternackend, keine Schönheit, keine Ungestalt verdeckt. Und doch sah ich nicht das geringste üppige Lächeln oder eine ungesittete Stellung. Sie bewegten sich, sie wandelten mit eben der majestätischen Anmut, die Milton unser aller Stammmutter beilegt. Viele waren mit solchem Ebenmaß gebaut, wie je eine Göttin durch den Pinsel eines Guido [Reni] oder Tizian gemalt worden ist. Die meisten mit blendend weißer Haut, von nichts als ihren schönen Haaren geziert, die in viele Zöpfe zerteilt über ihre Schultern herunterhingen und entweder mit Perlen oder mit Bändern durchflochten waren, vollkommene Bilder der Grazien.

Jean-Léon Gérôme

Hier ward ich von der Wahrheit einer Beobachtung überzeugt, die ich oft gemacht habe: dass, wenn es Mode wäre, nackend zu gehen, man schwerlich auf das Gesicht achten würde. Ich bemerkte, dass die Damen mit der zartesten Haut und schönsten Leibesgestalt auch den größten Anteil an meiner Bewunderung hatten, obschon ihre Gesichter bisweilen weniger schön waren als die ihrer Gesellschafterinnen. Um Ihnen die Wahrheit zu gestehen, war ich boshaft genug, im geheimen zu wünschen, dass Mr. Jervas hier unsichtbar zugegen sein könnte. Es würde, bilde ich mir ein, seiner Kunst sehr förderlich gewesen sein, so viele schöne, nackte Weibsbilder in verschiedenen Stellungen zu sehen, einige im Gespräch, einige bei der Arbeit, wieder andere Kaffee oder Sorbet trinkend und viele nachlässig auf Kissen hingestreckt, während ihre Sklavinnen (im allgemeinen reizende Mädchen von siebzehn oder achtzehn Jahren) sich beschäftigen, ihre Haare phantasiereich und zierlich zu flechten.

Jean-Léon Gérôme

Kurz, dies ist der Frauenzimmer Kaffeehaus, wo alle Stadtneuigkeiten erzählt, Verleumdungen ersonnen werden usf. Sie machen sich diesen Zeitvertreib gewöhnlich einmal in der Woche und bleiben zum wenigsten vier oder fünf Stunden beisamen, ohne sich zu erkälten, wenn sie plötzlich aus dem heißen Bad in den kühlen Raum treten, was mich in Erstaunen setzte.“

Aus: Lady Mary Montagu: Briefe aus dem Orient, verfasst 1784