Unter Männern der Märkte [Update]

Ich will heute wieder einmal den Ehrentitel „Lautsprecher des Kapitals“ verleihen – Heinz-Roger Dohms von Zeit online bekommt ihn. (Der Artikel fußt offenbar auf einem Artikel der Financial Times Deutschland, der ohne Javascript nicht zu lesen ist – wie blöd muss man eigentlich sein, um so etwas hinzukriegen? Oder stammt er direkt aus einer PR-Abteilung?)

Der Artikel „Die K-Frage der Deutschen Bank“ ist pädagogisch wertvoll, da er auf’s Schönste zeigt, wie die Angehörigen der Glaubensgemeinschaft „Freier Markt(TM)“ ihre Gottheit als autonom handelndes Wesen verstehen. Hier die einschlägigen Zitate (aus nur einem (!) Artikel):

Anshu Jain ist ein Mann der Märkte. (…) Die Märkte also feierten Jain. (…) … Coco-Bonds, das sind Anleihen, die sich automatisch in haftendes Eigenkapital verwandeln … (…) Ob Anshu Jain bei einer weiteren Kapitalerhöhung von den Märkten wieder gefeiert würde, ist offen.

Zum Schluss dieses „Artikels“ fällt mir viel ein. Ob die Welt bald zugrunde geht, ist offen. Ob der Autor dieses Artikels zu viel des Falschen geraucht hat, ist offen. Und was uns der Künstler damit sagen will, ist auch offen. Und das Eigenkapital haftet höchstderoselbst – mit seinem Privatvermögen womöglich?

Ich gebe mir ja Mühe. Ich möchte gern verstehen, was dieses Apologistiker des Kapitals eigentlich meinen, wenn sie ihr verschwurbeltes Neusprech von sich geben. Es gelingt mir leider nicht wirklich. Ein „Mann der Märkte“? Was will mir das jetzt sagen? Eine Art Liebling der Banken-Lobby? Oder muss man Theologe sein, um das zu begreifen? Tut mir leid – ich weiß es nicht.

Die Zitate beweisen nur, dass der Autor schlicht irgendwelche Sprechblasen aus der Waren- und Geldfetisch-Sammlung zusammengeschustert hat und suggeriert, der „Markt“ bzw. „die Märkte“ (wo ist eigentlich der Unterschied, sehr geehrte „Volks“wirtschaftler? Seid ihr keine Monotheisten mehr?) handelte selbst als eine Art Hegelscher Weltgeist. Das muss in ihrer Wahnwelt auch so sein, denn es solle ja dabei herauskommen: Wenn man „den Markt“ nur ließe, sei die Ökonomie gesund und alle wahrhaft Fleißigen würden reich und glücklich. Ich bin ein Markt, also bin ich.

Für die Hörerinnen und Hörer, die sich jetzt erst eingeschaltet haben: Wir hatten das hier schon einmal („Moneta, Aes Signatum und die Ware an sich“):
Um daher eine Analogie zu finden, müssen wir in die Nebelregion der religiösen Welt flüchten. Hier scheinen die Produkte des menschlichen Kopfes mit eignem Leben begabte, untereinander und mit den Menschen in Verhältnis stehende selbständige Gestalten. So in der Warenwelt die Produkte der menschlichen Hand. Dies nenne ich den Fetischismus, der den Arbeitsprodukten anklebt, sobald sie als Waren produziert werden, und der daher von der Warenproduktion unzertrennlich ist. (Karl Marx: Das Kapital, S. 86)

Wer einen ernsthaften Artikel über Banken und die Höhe ihres Eigenkapitals schreiben will, kommt natürlich nicht an „Basel III“ vorbei. (Leider setzt Zeit online keinen Link. und, Zeit online: Der Satz „eine kleinere Bank braucht auch weniger Eigenkapital“ ist übrigens einfach ein Schmarrn.) Das so genannte „Reformpaket“ des Basler Ausschusses der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) verfügte 2010, dass ab 2013 die Banken einen höheren Anteil eigener Mittel vorweisen müssen, um das zurückzuzahlen, was Gläubiger eventuell fordern könnten (ich bemühe mich redlich, Wörter mit -ung zu vermeiden).

Übrigens, Zeit online: Die neue Verschuldungsgrenze (Leverage-Ratio) gilt erst ab 2018. Was echauffiert Ihr Euch eigentlich über die Deutsche Bank? Einerseits werden US-amerikanische Banker zitiert (natürlich linkfrei), die behaupten, die Deutsche Bank sei „unterkapitalisiert“, andererseits behauptet die Deutsche Bank, würde sie nach „amerikanischem Rechnungslegungsstandard“ (nein, nach US-amerikanischem!) bilanzieren, stünde sie besser da. Wer hat denn nun recht?

Und wo sind die unabhängigen Quellen? Zeit online offenbar hat eine: den Frankfurter „Analysten“ Dieter Hein von Fairesearch, „der die Deutsche Bank seit vielen Jahren verfolgt“. (Er „verfolgt“ die Deutsche Bank seit Jahren? Ist das nicht schon Stalking? Und wehrt die sich nicht? Mein Tag „Deutsch des Grauens“ sei mit Euch!) Im Firmenprofil von Fairesearch lesen wir unter „Visionen“ (wieso muss ich jetzt an Helmut Schmidt denken? Aber das Wort passt ja zu religiösen Heilslehren):
Zukunft und Erfolg leben von Visionen, deshalb sind unsere Analysen nicht interessengeleitet und dienen ausschließlich dem Anleger. Im Vordergrund unserer Aktivitäten steht der nachhaltige Erfolg des Investors.

Visionen sind nicht interessengeleitet? Das ist dann vermutlich auch bei Marienerscheinungen und Blutwundern so – die sind bekanntlich auch nicht „interessegeleitet“. Und der „nachhaltige Erfolg des Investors“ ist etwas ganz Neutrales und Interesseloses?

Das heißt im Klartext: Zeit online lässt Artikel über die kapitalistische Ökonomie von einem Lobbyisten des Kapitals „verifizieren“. Das ist das Niveau der Apotheken Umschau. Und müsste es nicht politisch korrekt auch „Investoren und Investorinnen“ heißen? (Har har.) Ein schönes und pädagogisch wertvolles Beispiel für die „Unabhängigkeit“ der Presse!

Meine ganz persönliche Verschwörungstheorie ist übrigens: Zeit online und andere Medien werden gerade von unterschiedlichen Lobbyisten des Finanzkapitals gebrieft, um deren Ideen zu verbreiten. Es geht vor allem darum, dass die Europäische Zentralbank im Herbst 2014 auch die europäische Bankenaufsicht übernimmt. Die gesetzlichen Grundlagen, auch von Basel IIIff, werden also wieder zur Disposition stehen. Aus der Ecke werden wir noch mehr hören.

Um zu erinnern: „Der Wanderpokal “Lautsprecher des Kapitals” geht an Journalisten, die (…) sich die Propaganda der Kapitalisten unkritisch zu eigen machen, die deren Neusprech und und Propaganda-Worthülsen übernehmen, die in Populär-Okonomie dilettieren, ohne jemals ein Buch über den tenzenziellen Fall der Profitrate oder die Theorie des Wert gelesen zu haben. Kurzum: die ihren Beruf nicht nur verfehlt habe, sonder auch noch dummschwätzen und sich als Lobbyist missbrauchen lassen, freiwillig oder aus Dummheit und/oder Ignoranz.“

[Update] Ich hatte in der ursprünglichen Version dieses Artikels den Namen des Autors nicht gefunden, er ist jetzt eingefügt.




Halbierte Frauen zahlen weniger mehr

Überschrift bei Spiegel online: „Steuersystem halbiert Lohnnachteile von Frauen“.

Das hatten wir doch schon mal ähnlich: Wir sind dagegen, die Erhöhung des Falls der Profitrate zu bejahen. Oder: Wir machen weniger mehr Schulden.

Nachteile werden halbiert. Da muss ich erst einmal eine halbe Stunde überlegen, ob das jetzt gut oder schlecht ist. Vermutlich gut, denn die Nachteile, die etwas Schlechtes sind, werden weniger. Zwischenfrage: Vermehren sich gleichzeitig die Vorteile, in diesem Fall: Kriegen Frauen mehr Geld, weil sie weniger Steuern zahlen? Das wäre ein deutscher Satz, den jedermann verstünde, deshalb darf er auch nicht in Gutachten über Steuern stehen.

„Frauen verdienen weniger als Männer – dafür zahlen Männer höhere Steuern“, heißt es in dem Artikel über ein Gutachten des „Deutschen Instituts für Wirtschaft“ (- nur eine Lobbyisten-Gruppe der Glaubensgemeinschaft Freier Markt(TM) halbe abhängige Quelle, darf also nicht einfach so zitiert werden, wenn man Journalismus ernst nähme. Aber man darf sie wenigstens verlinken und sollte nicht den Rezipienten überlassen, sich die Quelle selbst zu suchen, ihr schlamperten Faulpelze bei SpOn!)

Wer hat denn nun mehr? Und was will mir der Künstler Bericht damit sagen?

Noch ein Versuch: „Das deutsche Steuersystem mit seinen ansteigenden Steuersätzen dämpft die Einkommensnachteile von Frauen am deutschen Arbeitsmarkt“. Das Steigen wird also gedämpft, nein, es dämpft die Nachteile. Aber ist Steigen nicht sowieso etwas Tolles und „dämpfen“ etwas Schlechtes? Das Gute tut etwas Schlechtes, damit alles besser wird? Fragen über Fragen.

Ich versuche es mal höchstderoselbst. Frauen verdienen weniger als Männer – für die gleiche Arbeit. Sie müssen aber weniger Steuern dafür zahlen. Oder: Für das weniger Verdienen müssen sie auch weniger an den Staat abgeben. Echt jetzt?

Na bravo. Jetzt weiß ich immer noch nicht, ob ich lachen oder weinen soll. Was haben die da eigentlich geraucht bei der Deutschen Presseagentur, von der dieses Deutsch des Grauens stammt?




Anhörung am EuGH über die Vorratsdatenspeicherung

Pressemeldung vom Verein Digitalcourage aka Foebud:
Die heutige Anhörung am EuGH über die Vorratsdatenspeicherung verlief in weiten Teilen desaströs für die Befürworter der umstrittenen EU-Richtlinie. Es ging um eine Klage der irischen Bürgerrechtsorganisation „Digital Rights Ireland“ und Bedenken des Österreichischen Verfassungsgerichtshofes gegen die Vorratsdatenspeicherung.

Die Richter am EuGH verlangten dabei mehrmals Zahlen zur Wirksamkeit oder andere Beweise, dass die Vorratsdatenspeicherung unbedingt notwendig sei. Spanien, Italien und England blieben als Befürworter der Richtlinie, die vor dem Gericht Stellung nahmen, diese Beweise schuldig. Das Gericht zeigte sich teilweise verägert und bezweifelte, dass die Richtlinie die Verhältnismäßigkeit immer wahre.

Auf der anderen Seite bemängelte der Vertreter des Europäischen Datenschutzbeauftragten, dass die Grundrechtecharta der EU einen so weitreichenden Eingriff wie die Vorratsdatenspeicherung in einer demokratischen Gesellschaft nicht rechtfertige. Den Prism-Skandal wahrscheinlich im Hinterkopf fragte das Gericht auch nach der Speicherpraxis und Outsourcing der Verbindungsdaten. Beides ist in der Richtlinie nicht verboten und weckt sicherlich auch Begehrlichkeiten von anderer Stelle.

Anmerkung: 1. Man kann auch in Pressemeldungen digitalen Mut zeigen Links setzen; die oben sind alle von mir hinzugefügt. 2. Der vorletzte Satz ist Deutsch des Grauens. 3. Man muss nicht bei jedem verbalen Furz gleichzeitig zu Spenden aufrufen.

Vgl. auch den Artikel bei Telepolis: „Anhörung zur Vorratsdatenspeicherung beim EuGH: Gordischer Argumentationsknoten“.




Zivilcouragiert

Aus einer Spam-Mail von heute:
Erfahrene Trainer helfen den Teilnehmenden dabei zu verstehen, was zivilcouragiertes Handeln ausmacht und was die Motivationen und Hemmnisse auf dem Weg zur Zivilcourage sind. In Gruppen- und Rollenspielen lernen die Teilnehmenden Problemsituationen bewusst wahrzunehmen sowie die Möglichkeiten und Grenzen des eigenen Verhaltens realistisch einzuschätzen. Die Teilnehmenden bauen ihr Handlungsrepertoire aus, indem sie zum einen ihre kommunikativen Kompetenzen für konflikt- und stressbehaftete Situationen ausbauen und deeskalierende Maßnahmen trainieren.

Das ist natürlich Deutsch des Grauens vom Feinsten. Merke: „zivilcouragiert“ ist ein neues Adjektiv der deutschen Sprache, vergleichbar mit „militärfeige“, „unzivilisiertverkasematuckelt“ oder „töpfervolkshochschulkursbasiert“.

Mutter Courage war vermutlich „zivilcouragiert“. „Hatte Schneid“ sagt man, wenn ich mich recht erinnere, mehr über Männer. „Mut“ ist fast ausgestorben, weil es auch viel zu kurz ist (ein Wort mit nur drei Buchstaben – wo kämen wir denn da hin?), und wird nur noch von Chinesen benutzt.

„Zivilcouragiertes Handeln“ – wie wäre es mit „mutigem Tun“? Hört sich doof an? Ja, aber „zivilcouragiertes Handeln“ hört sich total bescheuert an.

Ich frage mich oft, ob man Feiglingen zurufen sollte: „Seid couragiert – verschlüsselt eure E-Mails! Oder einem Funktionär im Bundesvorstand des DJV: „Sei intelligent!“ Ob das hülfe?

„Problemsituationen“ – welch rätselhaften Wort! Da habe ich nun, ach, ein Problem, aber es kommt noch schlimmer: auch noch zusätzlich eine Situation! Oder heißt es „Situationsproblem“? Fragen über Fragen.

„Die Teilnehmenden bauen ihr Handlungsrepertoire aus“ – wieso muss ich da an Lego denken? Burks baut sein Lästerrepertoire aus – hört sich doch très chic an, nicht zu vergessen die „kommunikativen Kompetenzen“. Die sind ganz besonders wichtig, weil niemand weiß, ob jetzt der elaborierte Code oder gar der restringierte gemeint ist. Burks hat neulich spanische Flüche gelernt und damit seine kommunikative Kompetenzen im Ausland ins Unermessliche gesteigert. Ich kann sogar „wie geht es Ihnen?“ auf Mandarin sagen, eine deeskalierende Maßnahme, wenn der Zensor im Internet-Café auf dem Platz des himmlischen Unfriedens kommt.

Also ganz unter uns gewaltbereiten Pfarrerstöchtern: „Maul halten, sonst Fresse“ hilft manchmal auch.




Maßnahmen bekämpfen!

„EU-Kommission will Maßnahmen gegen Jugendarbeitslosigkeit schneller bekämpfen“. (Neues Deutschland)

Das hatten wir doch hier schon so ähnlich. Wir sind dagegen, die Erhöhung des Falls der Profitrate zu bejahen. Oder: die zuständigen Jugendschutzwarte verlautbarten, sie seien dagegen, dass die Durchführungsbestimmungen der Zensur zur Vermeidung moralisch verwerflichen Tuns schneller, höher und weiter dem Verfall der Sitten positiv angeglichen werden müssten.




Fürchten. Illegal. Vielleicht. Unklar. Möglicherweise.

streaming-portal

Feynsinn verprügelt sehr schön Kai Biermann, der auf Zeit online herummutmaßt und dabei die heilige Kuh des Kapitalismus hätschelt. Ich habe mir Biermanns Artikel noch genauer angesehen und auf die Fakten und Quellen geachtet.

Möglicherweise fürchten die Betreiber Ermittlungen.
„Möglicherweise“ ist das kein Journalismus. Es ist nicht Aufgabe von Journalisten, wild herumzuspekulieren. Möglicherweise ist es auch anders. So what?

„..das illegale Streamingportal Movie2k (…) bietet illegale Kopien von Filmen und Serien.
Gleich zwei Mal „illegal“ in vier Zeilen, damit es auch jeder mitkriegt. Es wird dadurch nicht wahr. Am deutschen Rechtswesen werden die Welt und das weltweite Web genesen? Streaming ist eben nicht automatisch „illegal“, nur wenn man sich die Thesen der Content-Mafia automatisch zu eigen macht. Letzteres ist nicht die Aufgabe von Journalisten, ganz im Gegenteil.

Der Hintergrund? Unklar. Möglicherweise sind die Betreiber umgezogen, um nicht von Ermittlern erwischt zu werden.
Möglicherweise sollten Journalisten über Dinge, die unklar sind, gar nicht schreiben, sondern zunächst recherchieren.

Möglicherweise ist sein Geständnis der Grund dafür, dass Movie2k mit seinen Servern nun von Rumänien auf die Jungferninseln umgezogen ist.
Möglicherweise hat sich hier der Kollege Biermann von der Ermittlungsbehörde, der Dresdener Staatsanwaltschaft, briefen lassen und wiederkäut jetzt unkritisch deren Thesen, was noch nicht einmal eine unabhängige Quelle ist, deren zwei man aber mindestens haben sollte, bevor man etwas über „Illegales“ hinausposaunt. Und wie hält es Biermann mit dem schönen Grundsatz „audiatur et altera pars“? Nie gehört? War grad nicht zu erreichen? Möglicherweise.

Geht es solchen Portalen doch ganz offensichtlich vor allem um Geld.
Das ist nicht nur möglicherweise kein deutscher Satz, sondern ganz bestimmt nicht. Um was, ganz nebenbei, geht es sonst so im Kapitalismus? Um das Gute, Schöne und Wahre? Ach?!

Ein sicheres Indiz dafür ist, dass sie ihre Kunden mit zweifelhafter und gefährlicher Werbung traktieren.
Was ist denn „gefährliche“ Werbung? Diese Javascript-verseuchte Scheiße, die ich auf den „Internet-Präsenzen“ deutscher Medien ertragen müsste, würde ich das erlauben? Ich halte Werbung ganz ausnahmslos und immer für „zweifelhaft“, will sie mir doch suggerieren, ich müsse oder solle etwas kaufen, von dem ich bisher noch gar nichts wusste.

Wer solche Streamingseiten besucht, hat eine gute Chance, sich Schadprogramme einzufangen oder auf sogenannte Abofallen hereinzufallen. Den Betreibern ist das offensichtlich egal.
Mir auch, denn offenbar denkt der Kollege Biermann, es sei eine Frage der „Chancen“, sich Malware auf den Rechner zu beamen anstatt eine Frage des eigenen medienkompetenten Willens, sich komplett bescheuert im Internet zu verhalten oder eben auch nicht. Schadprogramme sind kein Naturereignis wie das Wetter, sondern leben ausschließlich davon, dass Surfer alles tun, was Datenkraken wollen, weil sie zu träge, faul, belehrungsresistent oder schlicht zu dumm sind, das zu ändern.

Dass hinter diesen Portalen kriminelle Organisationen stecken, bezweifelt niemand.
Dass Banken, Hedgefonds, die GEMA und die Content-Mafia und ihre Helfershelfer in den Medien meistens wie kriminelle Organisationen agieren, bezweifelt auch niemand, nicht wahr?

Die URL verweist nun auf eine Seite…
Es heißt der URL (für uniform resource locator), auch wenn 8 Millionen deutsche Fliegen meinen, es hieße „die“ URl, weil „Adresse“ im Deutschen feminin ist, sie müssten immer auf den größten sprachlichen Haufen scheißen. Das haben sie ja mit vielen Journalisten gemeinsam.




Die schreckliche deutsche Sprache

Mark Twain über „Die schreckliche deutsche Sprache“ – sehr amüsant zu lesen, lehrreich und in sehr gutem Deutsch geschrieben.

Jedes Mal, wenn ich glaube, ich hätte einen dieser vier verwirrenden Fälle endlich da, wo ich ihn beherrsche, schleicht sich, mit furchtbarer und unvermuteter Macht ausgestattet, eine scheinbar unbedeutende Präposition in meinen Satz und zieht mir den Boden unter den Füßen weg. (…) Es gibt zehn Wortarten, und alle zehn machen Ärger. Ein durchschnittlicher Satz in einer deutschen Zeitung ist eine erhabene, eindrucksvolle Kuriosität; er nimmt ein Viertel einer Spalte ein; er enthält sämtliche zehn Wortarten – nicht in ordentlicher Reihenfolge, sondern durcheinander…“.

Ein schöneres Kompliment als „so schlimm wie im Lateinischen“ kann man einer Sprache aber nicht machen. Aufgrund meiner philologischen Studien bin ich überzeugt, dass ein begabter Mensch Englisch (außer Schreibung und Aussprache) in dreißig Stunden, Französisch in dreißig Tagen und Deutsch in dreißig Jahren lernen kann.

Ja, ich habe das Gefühl, gutes Deutsch zu sprechen und zu schreiben ist eine Art Kunsthandwerk, das nur wenige Eingeborene beherrschen und das schwer zu lernen ist – trotz aller Rechtschreibreformen. Die Flucht in Anglizismen ist nur ein Irrweg und außerdem feige…




Deutsches Sprache – schweres Sprache

Sie haben 48 von 49 Punkten. Chapeau, für dieses Ergebnis bekommen Sie eine glatte Eins. Falls Sie es nicht schon sind, können Sie Deutschlehrer werden – oder sich zumindest auf Ihren sprachlichen Lorbeeren ausruhen.“

Liebe Tester, Frau Köhler ist nicht die First Lady Deutschlands. Dennoch hat der Test vollumfänglich (har har) Spaß gemacht.




Pappnasen zu Funktionären!

Laut Welt online stellt das Bundesinnenministerium Superspezialexperten Bewerber für offene Stellen nicht nach „Eignung, Leistung und Befähigung“ (Echo: ung ung ung) ein.
Wie aus von der „Welt“ eingesehenen Bewertungsunterlagen des BVA hervorgeht, wurden, unabhängig von den vergebenen Punktzahlen, Kandidaten mit CDU- und CSU-Parteibuch, sowie Bewerber mit Verbindungen zur unionsnahen Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) vorrangig auf die Einladungsliste für das Assessmentcenter – für die Endauswahl also – gesetzt.

Ach?! Günstlingswirtschaft nicht nur im FDP-Entwicklungs“hilfe“ministerium, sondern auch bei der CDU? Das hätten wir jetzt nicht gedacht.

Der „Fehler“ in diesem System ist – wie auch im Deutschen Journalistenverband: Wenn man nur immer nur die größten Schleimer und Pappnasen Doofen zu Funktionären macht, hat man auch die Garantie, dass die sich bei Mauscheleien erwischen lassen.

By the way: Bewerber für offene Stellen sollen sich dafür eignen, sie sollen etwas leisten (können) und sie sollen befähigt sein (was aber „sich für etwas eignen“ eh schon aussagt).




Mutmaßliche Terrorverdächtige

Liebe Bild-Zeitung, Spiegel online, AFP, Welt online: Schon klar, dass die deutsche Sprache schwer ist. Aber wer, wenn nicht bezahlte Schreiberlinge, sollten sie beherrschen? Wenn es an der Logik fehlt, fällt es natürlich schwer, die Wörter so zu fügen, dass sich ein Sinn ergibt:

„Mutmaßliche Terrorverdächtige“ gibt es nicht. Wie das? Das kommt davon, wenn man Tuwörter, auch bekannt als „Verben“, vermeidet. Wir mutmaßen, dass jemand ein Terrorist ist. Oder wir verdächtigen jemanden, ein Terrorist zu sein. Aber beides?

Wir mutmaßen, dass jemand des Terrorismus vedächtigt wird? Nein? Tun wir gar nicht? Die Verdächtigen sind ganz sicher verdächtig? Dann schreibt es auch so.




Überwindung wirtschaftlicher Ungleichgewichte

fist

„Der französische Industrieminister Arnaud Montebourg hat zur Überwindung wirtschaftlicher Ungleichgewichte in Europa kräftige Lohnerhöhungen in Deutschland gefordert. Die deutsche Wirtschaft habe sich über viele Jahre mit Lohnzurückhaltung einen Wettbewerbsvorteil verschafft.“ (Quelle: Focus)

Das übersetzen wir jetzt ins Deutsche. Deutsche Gewerkschaften sind ihren Namen bekanntlich nicht wert: Sie sind die zahmsten in Europa, wissen nicht, dass es um Klassenkampf geht, sondern sprechen von „Tarifpartnern„, was ein Witz ist, und dienen dazu, jeden, der das System auch nur zaghaft in Frage stellt, niederzumachen. Gewerkschaften in Deutschland sind Büttel des Kapitals.

Jetzt beschwert man sich in Frankreich, dass die dortige Profitrate nicht hoch genug ist („Überwindung wirtschaftlicher Ungleichgewichte“), weil es dem deutschen Kapital mit Hilfe der Gewerkschaften gelungen ist, die Kosten des variablen Kapitals (vgl. „Fakten zum variablen Kapital“ (28.03.1013) so niedrig zu halten, dass sich die Kapitalisten hierzulande ins Fäustchen lachen.

Vermutlich käme man eher zum Ziel, wenn die Franzosen einige ihrer Gewerkschaftler nach Deutschland exportieren würden.

Leider nennt der Focus-Artikel keinen Autornamen. Für „Überwindung wirtschaftlicher Ungleichgewichte“ würde ich den Ehrentitel „Lautsprecher des Kapitals“ vergeben. Deutsch des Grauens ist das auch.




Illegale Sprache

„Regret the error“ bei der taz über „illegale“ Einwanderer: „in einer früheren Ausgabe des Textes hieß es, dieser Begriff würde nicht in der taz benutzt werden. Dies stimmt so aber nicht, wie uns ein Leser aufmerksam machte“.

Das kommt davon, wenn man nicht nach sich selbst googelt.

Übrigens: „wie uns ein Leser aufmerksam machte“ ist kein Deutsch, sondern Fantasiesprache. Besser: „Ein Leser machte uns darauf aufmerksam.“




Feste Wendung Burkscher Salat [Update]

salat

Nur, um diesen – im Deutschen erlaubten – Genitiv zu demonstrieren: „Bei festen Wendungen mit Namen wird der Genitiv oft durch ein mit dem Suffix -sche gebildetes Adjektiv ersetzt“.

Update: jetzt zweifele ich doch: Müsste es nicht sogar Burksscher Salat heißen? Burks‘ Salat geht sowieso.




Schavan-Freunde: Abmahnung durchgeführt

„FAZ mahnt unter Vorwand missliebige Blogger ab“, berichten unter anderem „Erbloggtes“ und Thomas Stadler.

Laut Rechtsanwalt Stadler fordert der Justitiar der Frankfurter Allgemeinen Zeitung den Blogger Klaus Graf auf, „die Behauptung zu unterlassen, Heike Schmoll – eine Autorin der FAZ – sei die Freundin und/oder die Lebensgefährtin von Annette Schavan.“ Das hat Klaus Graf aber gar nicht behauptet: Er bezeichnete die FAZ-Journalistin Heike Schmoll, die offenbar sehr lobhudelig und unkritisch über Schavan berichtet hatte, als „Schavan-Freundin“.

Im Blog Erbloggtes heisst es dazu: „Im weiteren Verlauf erwarb sich Schmoll einen Ruf als hemmungslose Schavan-Verteidigerin, die auch bereit war, kognitive Dissonanzen hinzunehmen, um nicht glauben zu müssen, dass Schavan ihre politische Karriere als akademische Betrügerin begonnen hatte.“

Mehr zum eigentlichen Thema bei Causa Schavan: „Teuflische Strategie gegen Schavan aufgedeckt“.

Hatte ich eigentlich schon erwähnt, dass das Wort „abmahnen“ in die Kategorie Fachjargon oder Bläh- und Furzdeutsch gehört? Goethe und Thomas Mann kannten nur „mahnen„, vielleicht noch „ermahnen“:
Synonyme: anmahnen, beschwören, erbitten, erinnern, ermahnen, ersuchen, gemahnen, nachsuchen, rügen, tadeln, verlangen, zureden, zurückfordern
vergleiche: anhalten, erinnern, monieren
ist Synonym von: abbringen, anmahnen, aufrufen, entsinnen, erinnern, ermahnen, gedenken, gemahnen, predigen, rufen, rufen, verwarnen, warnen
.

Gemeint ist vermutlich das „Rügen“, aber das Juristendeutsch des Grauens, das ein ung zwingend verlangt, würde daraus eine „Rügung“ machen.

„Abmahnen“ kommt gleich in den Sack mit dem wichtigtuerischen „vermelden“ (ein Lieblingswort von Spiegel online), mit „andenken“ (oft gelesen in der taz; gemeint ist vermutlich: die Leute, die so gerade angefangen haben zu denken, sich aber dann entschließen, es zu unterlassen, weil sie eingesehen haben, dass ihnen die Fähigkeit zu denken fehlt) und „hinterfragen“ (Wolf Schneider: „aus dem Anus der Deutschen Sprache gekrochen“). Wer andenkt und vermeldet und abmahnt, muss auch „durchführen“.

Vermelde gehorsamst: Nach einer Phase des Andenkens Abmahnung durchgeführt!




Die braune Vergangenheit des Bundesnachrichtendienstes und was wir warum nicht darüber erfahren werden [Update]

„Ein Journalist klagt, weil der Bundesnachrichtendienst (BND) die Frage, wie viele frühere BND-Mitarbeiter eine Nazi-Vergangenheit hatten, nicht beantwortete. Der BND argumentiert nun, die Antwort verlange zu viel Aufwand,“ berichten Spiegel online, Sueddeutsche.de, Welt online, Zeit online und andere – ein schöner Anlass nachzuprüfen, welche Artikel mit welchen Links am informativsten sind und um was es eigentlich geht.

Spiegel online verlinkt nur sich selbst und verzichtet auf eigene Recherche. Das ist einfach grottenschlecht und verhöhnt die Leser. Sueddeutsche.de zum Beispiel ist ehrlicher und verlinkt die eigentliche Quelle, den Berliner Tagesspiegel, der schon am 26. Januar berichtet hatte. Dort steht: „Der BND hatte die Anfrage schleifen lassen und verteidigt sich nun damit, die Antwort verlange zu viel Aufwand. Zur Aufarbeitung der Vergangenheit sei eine Historikerkommission beauftragt.“ Der Tagesspiegel ist die einzige Zeitung, die die Argumente des BND näher erläutert und – wie auch Welt online – den Namen des Anwalts (Christoph Partsch) des Journalisten nennt.

Die Süddeutsche und Zeit online sind beim Inhalt viel besser und erklären und verlinken die Details verständlich: Das Gericht „ließ über seinen Sprecher verlauten, dass es gegen den föderalen Aufbau der Bundesrepublik verstoßen könne, wenn Bundesbehörden gezwungen wären, Landesgesetze zu vollziehen. Was exakt der Auffassung des VBI entspricht.“ (Der Satzbau ist eindeutig Deutsch des Grauens, Süddeutsche! Entweder ist das ein Relativsatz oder es fehlt das Verb. Was zu beweisen war.) Welt online ist das einzige Medium, das die Hintergründe der Recherche ausführlich darlegt:
NS-Verbrecher Adolf Eichmann, der 1960 von israelischen Agenten in Argentinien gefasst wurde, hätte nach offenbar schon viel früher verhaftet werden können. Seit 1952 wusste der BND, der damals noch Organisation Gehlen hieß, wo sich Eichmann versteckte. (…) Die BND-Akte über Eichmann umfasst mehrere tausend mikroverfilmter Seiten. Die Originale wurden fast alle vernichtet.

Der Artikel von Welt online ist vom November 2011! So lange köchelt das Thema schon vor sich hin und wird immer wieder aufgewärmt. Der Tagesspiegel hat darauf hingewiesen, dass der Vertreter des „Bundesinteresses“ sich auf einen Aufsatz des Rechtswissenschaftlers Jan Hecker aus dem Jahr 2006 beruft. Hecker ist jetzt Richter am Bundesverwaltungsgericht und war früher beim Innenministerium. (Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.) Eine Stellungnahme des Rechtsanwalts Michael Rohe (in der Quelle nicht verlinkt, was dämlich ist, weil es mehrere davon gibt) erläutert dieses Gutachten.
… geht der Autor auf die ständige Rechtsprechung des BVerwG (BVerwG, Urt. v. 16.01.1968, Az.: I A 1.67) ein. Danach müssten Bundesbehörden im Rahmen ihrer Tätigkeit das jeweilige Landesrecht beachten. (…) Hecker bezweifelt schon die Übertragbarkeit der bundesverwaltungsgerichtlichen Judikatur auf den vom OVG entschiedenen Fall. (…) Des Weiteren geht der Verfasser auf die verfassungsrechtliche Zulässigkeit der Bindung von Bundesbehörden durch Landesrecht ein. Aus der Sperrwirkung der Art. 83 ff GG ergebe sich schon die Unzulässigkeit einer solchen Bindung.

Ich habe mir nach einer halben Stunde eigener Recherche jetzt eine Meinung gebildet.

Es geht um die formale Frage, ob Behörden des Bundes die Landespressegesetze beachten müssen. Die Frage ist berechtigt, weil Presserecht Landesrecht ist. Wenn nicht, dann können Journalisten von Bundesbehörden nur noch dem Informationsfreiheitsgesetz Auskünfte einfordern, und das ist in Deutschland ein Papiertiger, wie der Tagesspiegel richtig schreibt: „das Gesetz enthält viele Ausnahmen, auch für den BND; Eilverfahren, wie sie bei Recherchen zu aktuellen Themen nötig werden, etwa im Steinbrück-Fall, gehören hier noch nicht zur anerkannten Praxis der Gerichte. Ohnehin ist die Rechtsprechung bisher dürftig. Mitunter gilt es in den Ministerien, etwa im Justizministerium, auch als Affront, wenn Journalisten neben Anfragen auch noch IFG-Anträge stellen.“

Der „Skandal“ ist also nicht das, wovor Bsirkse „warnt“. Das ist nur heiße Luft und eine als „Journalismus“ getarnte Pressemeldung der Gewerkschaft ver.di, die kritiklos (wie viele unabhängige Quellen waren es noch gleich?) von Spiegel online und einigen anderen Medien übernommen wurde. Meine These, dass man nie etwas publisieren sollte, wenn irgendjemand (der Vefassungschutz, Lichterkettenträger, der Zentralrat der Juden oder Muslime, die Kirchen) vor etwas „warnt“, wird wieder einmal bestätigt.

Der Skandal ist, dass das Gesetz zur Regelung des Zugangs zu Informationen des Bundes (Informationsfreiheitsgesetz – IFG) das Papier nicht wert ist, auf dem es gedruckt wurde. Man muss den „Vertretern des Bundesinteresses“ eher dankbar sein, dass die – vermutlich eher unfreiwillig und aus niedrigen Motiven – das klar gemacht haben. Ich gehe auch davon aus, dass das Bundesverwaltungsgericht deren Argumentation folgt.

Bsirske hat gar nichts kapiert. Es geht nicht darum, wie Zeit online heute suggeriert, ob „die Pressefreiheit eingeschränkt“ wird.

[Update] Ich hatte mit meiner Prognose recht: (http://www.lawblog.de/index.php/archives/2013/02/20/pressegesetze-der-lnder-gelten-nicht-fr-den-bund/) „Die Landespressegesetze sind keine Grundlage, auf der Journalisten Auskunft von Bundesbehörden verlangen können. Das hat das Bundesverwaltungsgericht heute entschieden.“




Ransom Polizeiarbeit: Das Geld geht immer nach Russland

Der mutmaßliche Entwickler des Bundes BKA-GriechenTrojaners sei in Neuseeland Dubai festgenommen worden, meldet Heise.

Die Polizei hatte Daten aller Europäer auf Vorrat gespeichert ganz normal und gründlich ermittelt. „Weltweit seien laut spanischer Polizei DAUs mit offener digitaler Hose „Millionen Rechner“ von einem Naturereignis, das sich installiermichbitte.exe nannte, befallen infiziert worden.

„Die den Spaniern ins Netz gegangene Gruppe, bestehend aus sechs russischen, zwei ukrainischen und zwei georgischen Staatsbürgern habe mit dem Trojaner jährlich etwa eine Million Euro gesammelt.“ Ach, und ich dachte die wären aus Nigeria Mali?!

By the way, Heise, in diesem grauslichen Satz fehlt ein Komma nach „Staatsbürgern“, und ausserdem sollte man den zerhacken, damit verständliches Deutsch dabei herauskäme.

„Staatsbürger“ ist Polizeijargon, wenn eben dieselben etwas Böses getan haben, worum es hier geht. Oder denkt ihr, man diskrimierte die Russen, weil es auch Georgier mit russischen Pass gibt bzw. umgekehrt? Nun gut: Nur in Deutschland sollte man eine Ausnahme erlauben, weil der Deutsche an sich denkt, dass alle Neger Afrikaner und alle Einwanderer „Ausländer“ und alle Israelis Juden seien – da sollte man, wenn es eine Rolle spielt, sagen: Das Nazi-Arschloch war Sachse stammte aus dem Beitrittsgebiet Der Vorsitzende der FDP sieht asiatisch aus ist – wie auch der französische Hugenotte Sarrazin – deutscher Staatsbürger.

Die kriminelle Gruppe bestand aus Russen, Ukrainern und Georgiern. Sie hatte mit dem Griechen dem trojanischen Pferd der Malware dem schädlichen Programm jährlich etwa eine Million Euro gesammelt.

Nein, ich bin noch immer nicht zufrieden. „Bestehen aus“ – das hört sich doch scheußlich an. Das Ganze besteht aus der Summe der Teile – das machte nur Sinn, wenn es Hegel oder Euklid ein Mathematiker sagte. „Die Gruppe besteht aus“ klingt schon sehr stark nach seinem sehr hellen Schimmel, wenn man den sprachlichen Erbsenzähler-Modus per default eingeschaltet hat. Die Leser lesen nach „bestand aus“ nicht mehr weiter, weil eine Gruppe immer aus etwas besteht. Was das Publikum schon weiß, muss man – wenn es um Journalismus geht – nicht sagen, weil es sich sonst langweilt.

Die Cyberkriminellen Kriminellen sind Russen, Ukrainern und Georgier und hatten haben (das Plusquamperfekt wäre nur angebracht, wenn die Bösen ihre Staatsbürgerschaft schon verloren hätten) mit dem Griechen dem trojanischen Pferd der Malware dem schädlichen Programm jährlich etwa eine Million Euro gesammelt. Die Kohlen gingen aber nach Russland.




Uneingeschränkt unklare Ausdrucksweise

Die Piratenpartei Brandenburg unterstützt den so genannten Pro-Zensurfilter-DaySafer Internet Day uneingeschränkt <del <so irgendwie nach einem Shitstorm nicht mehr.
Das bedeutet nicht, dass wir die mitunter schwierig zu erkennenden Zusammenhänge im Hintergrund dieser Aktion unterstützen. Der Lobbyismus einiger Firmen in Zusammenarbeit mit offiziellen Stellen, zum Beispiel der Landeszentrale für Medien und Kommunikation (LMK) Rheinland-Pfalz, um Zensurmaßnahmen anzustreben, ist für Bürgerinnen und Bürger (uns eingeschlossen) nicht – oder nur sehr schwer – durchschaubar. Derartiger Lobbyismus wird von uns nicht unterstützt.

Für die unklare Ausdrucksweise, einhergehend mit ungenügender Recherche sowie fehlende Differenzierung im Blogbeitrag, bitten wir um Entschuldigung.

Immerhin sind sie lernfähig. Der Lobbyismus der Zensur-Lobby und ihrer Helfershelfer ist übrigens nicht schwer durchschaubar.

By the way: vor „bitten wir um Enschuldigung“ kommt kein Komma.




Nachbörslich

Manche Neusprech-Wörter sind so bescheuert, dass man den oder die Schreiber am liebsten zum Kakerlaken-Essen verdammen würde. „Nachbörslich“ hat sich auf Anhieb einen Spitzenplatz erobert: Nachrestaurantlich gingen wir zu ihr, nachgeschlechtsverkehrlich tranken wir Kaffee und nachfrühstücklich gingen wir wieder unserer Wege.




Anordnung und Durchführung und schleichender Irrsinn

Psychisch Kranke dürfen in geschlossenen Einrichtungen wieder gegen ihren Willen mit Psychopharmaka behandelt werden. Die Sprache auf der Website des Bundestags ist verräterisch: „Die Anordnung und Durchführung ärztlicher Zwangsmaßnahmen“.

Der Bundesgerichthof hatte Zwangsbehandlungen verboten (XII ZB 99/12), weil es (bis 2012) dafür keine gesetzliche Grundlage gab. Das ist offenbar niemandem aufgefallen.

Wieso sind die Pappnasen, die sich „Online-Redakteure nennen, nicht in der Lage, das Urteil irgendwo zu verlinken? War zu zu viel Arbeit? Konnten die den Link nicht finden? Es nervt, wenn man das selbst nachholen muss.

Die Taz wies im letzten Jahr darauf hin: „Bisher konnten Medikamente auch gegen den Wille des Patienten verordnet werden. Lediglich der Betreuer musste einverstanden sein. Es gibt leider zahlreiche Berichte darüber, wie diese Allmacht missbraucht wurde. Denn einige Ärzte und Betreuer handeln nicht immer im Sinne des Patienten. Und sei es nur, dass ein unruhiger Patient ’stillgelegt‘ werden soll, weil es an Pflegekräften fehlt.“ (Es gibt auch eine andere Meinung.)

Die Grünen mahnten etwas an, aber enthielten sich bei der Abstimmung. Keine Meinung ist auch eine Meinung. Nur die Linken stimmten dagegen.

Zur Geschichte der Zwangsbehandlungen in der Psychiatrie ist dieser Spiegel-Artikel (1983) interessant: „Schleichender Irrsinn“.

Übrigens, liebe medienkompetente Leserinnen und kritischen Leser! Falls ihr über Menschenrechtsverletzungen und Psychiatrie forscht, fallt nicht auf die Citizens Commission on Human Rights (CCHR) oder die KVPM rein. Das sind Tarnorganisationen der [bitte selbst herausfinden].




Impetus der Strukturen im Kern des Bereichs der Selbstaktivität

Mein Sekten-Detektor schlug kräftig aus, als ich heute eine unverlangte E-Mail bekam: „Strukturen für einen antikapitalistischen Aufbruch„. Das Wort „Strukturen“ taucht immer aus einem sprachlichen Loch auf, wenn man nichts zu sagen hat und dieses Leere mit Jargon – auch bekannt als Bläh- und Furzdeutsch – übertünchen will. Schauen wir näher hin.

Denn wir meinen, die AKL ist nötiger denn je, denn sie steht für klare und konsequente Positionen in den Kernbereichen der Politik der LINKEN.

Denn wir fangen keinen Satz mit denn an, es sei denn, wir übten uns in neuen Formen des sprachlichen Grauens: Denn ist eine so genannte Konjunktion, ein Verbindungswort – es verbindet etwas mit dem, was vorher gesagt wurde. Der Punkt aber trennt. Denn nach einem trennenden Punkt ist also so etwas wie ein schwarzer Schimmel oder ein grünes Rot, auch wenn die Sprachverbrecher wie Spiegel online das anders sehen, weil das zu ihrer gespreizten Attitude passt.

„Klare und konsequente Positionen“ – da sträuben sich ebenfalls meine Nackenhaare. Sie sagen es nicht klar und angenehm, was erstens, zweitens, drittens käm, sondern „stehen für eine Position„. Was soll denn das? Falls Position eine Meinung meint, warum sollte man dann darauf herumstehen und sie womöglich platt treten? Ich meine etwas unklar und inkonsequent im Kern des Bereichs des Politischen? Und wer positioniert sich am Rand des Bereichs? Man möchte rufen: Horch mal, wer da faselt!

….beschloss eine Bundeskonferenz der AKL den Schritt zu einer festeren Organisierung, um mehr Einfluss, aber auch klare demokratische Legitimierung durch ihre UnterstützerInnen zu erhalten.

Eine festere Organisierung – es tut mir leid, aber das verstehe ich nicht. Ich kenne: „Eine feste Burg ist unser Gott“ aus der – laut Friedrich Engels – „Marseillaise der Bauernkriege“. Das ist Deutsch, das reinhaut, mit Rhythmus und Melodie. Aber würden die Protestanten singen: „eine festere Organisierung ist unser Gott“?

Wenn man den linken Sektierern den Nomimalstil verböte, also jedes ung am Ende eines Wortes, dann fiele ihnen nichts mehr ein, und die Flugblätter würden erheblich kürzer. Das Volk, das gemeint ist, verstünde sie auch, wenn es die Traktate läse, wenn die linken Linken etwas zu sagen hätten.

Inhaltlich wird sich die AKL weiterhin die Systemfrage stellen – das hört sich jetzt gefährlich an, nach Peloton etwa oder mutigem Messerweitwerfen auf ein lebendes Ziel. Was war noch mal das Gegenteil des Inhalts? Ach ja, die Verpackung. Verpackungsmäßig wird Burks sich fürderhin mutig der Sprachfrage entgegenwerfen.

Die AKL streitet für eine konsequente Ablehnung aller Auslandseinsätze der Bundeswehr.

Natürlich geht es immer schief, wenn man das Verneinte kräftig bejaht oder konsequent dafür ist, dagegen zu sein. Das versteht niemand auf Anhieb. Wir sind dagegen, die Erhöhung des Falls der Profitrate zu bejahen. Alles klar soweit?

Wie wäre es mit: Die Dingsbums lehnt es ab, die Bundeswehr im Ausland einzusetzen? Ach so, dann hätten wir kein Wort mit ung. Wo kämen wir denn da hin? Das hatten wir noch nie bei linken Pamphleten.

Antikapitalistische Politik bemisst sich daran, inwieweit sie zur Selbstaktivität der lohnabhängigen Bevölkerung für ihre Interessen beiträgt.

Selbstaktivität – warum erinnert mich das jetzt an die „freiwillige Selbstzensurkontrolle“ der deutschen Filmwirtschaft und anderer Pappnasen? Das Gegenteil hieße „Fremdaktivität“ – das ist aber vermutlich alles, was ich selbst nicht tue, also eine ganze Menge. Geh mal an die Wohnungstür, ich habe es klingeln gehört Fremdaktivität festgestellt.

Was meinen die nur mit diesem verkasematuckelten Deutsch? Sie wollen dazu beitragen, dass das Proletarat mutiger sein möge, wenn es sich an das alte deutsche Kinderlied erinnerte: „Was macht Kapitalisten dampf? – Klassenkampf! Klassenkampf!“?

Eine gute Programmatik reicht jedoch nicht aus – stimmt, eine gutes Programm auch nicht. Mit elegantem Deutsch kann man aber sogar gequirlte Scheiße gut aussehen lassen. Das wäre immerhin ein Anfang, wenn man schon sonst nichts zu sagen hat.