RAL 5010, nachher

ral 5010

RAL 5010, vorher

RAL 5010RAL 5010
Ausstattung: ein mehr als zwei Jahrzehnte altes T-Shirt samt dazu passender Hose, mit allen möglichen Farben verschmiert. Bosch Akku-Schleifer UniversalSander 18V-10, Handschleifer, Uralt-Ohrenschutz, darunter (!) die genialen SHOKZ OpenFit True Wireless Earbuds, weil der Schleifer so laut ist, dass man die Musik nicht hören würde. Musik u.a. Jingo, Henry Herbert, Johan JB Blohm, Silvan Zingg Trio, Rachmaninoff, auch gespielt von Lang Lang.

Gestern war wieder RAL-5010-Tag. Man hat ja auch sonst nichts zu tun. Den Tag gab es schon 2022, 2021, 2019, 2016, 2014, 2012, 2011, 2009, 2008 (noch mit anderem Mobiliar).

Das Ergebnis sieht das Publikum morgen – die Farbe trocknet noch. Die Tür hinter mir mache ich auch gleich neu, aber in weiß.

Mir gelang es tatsächlich, gestern früh noch einen Akku samt Ladegerät für den Schwingschleifer zu erstehen. Da ich aber am Wochenende jeweils 12 Stunden arbeite, musste ich gestern auch noch vorkochen, da ich keine Lust habe, wenn ich um 3:50 Uhr aufgestanden bin, um 18 Uhr noch groß einzukaufen und zu brutzeln. Ich habe bis um 21 Uhr geschuftet und dann noch geduscht und konnte natürlich nicht bloggen, weil mir auch nichts mehr einfiel. Zwischendurch zog auch noch mein neuer Untermieter ein, einen Tag vorher als geplant. Also die übliche Hektik, wenn man mal drei Tage frei hat…

RAL 5010, repainted

RAL 5010

Man hat ja auch sonst nichts zu tun im Urlaub. Das hatten wir übrigens schon 2021, 2019, 2016, 2014, 2012, 2011, 2009, 2008 (noch mit anderem Mobiliar).

RAL 5010, reloaded [Update]

RAL 5010 border=

Man hat ja auch sonst nichts zu tun. Das hatten wir übrigens schon 2019, 2016, 2014, 2012, 2011, 2009, 2008 (noch mit anderem Mobiliar).

Update: Vielen Dank an den edlen Spender der helleren Version des Bildes. Und ja, aber die Bodenversiegelung ist auch eine Zeitfrage. Was genau nimmt man da? Flüssigen Kunststoff? Zum Beispiel BEKATEQ Dielenlack farblos 1l glänzend, BE-410 Holzlack auf Wasserbasis zum Versiegeln von Böden und Holz, schmutz- und wasserabweisend?

RAL 5010, repainted

RAL 5010

Man hat ja auch sonst nichts zu tun. Das hatten wir übrigens schon 2016, 2014, 2012, 2011, 2009, 2008 (noch mit anderem Mobiliar).

Ral 5010, repainted, revisited and reloaded again

ral 5010

Das hatten wir hier schon mal: 2014, 2012, 2011, 2009, 2008 (noch mit anderem Mobiliar). Noch schnell am vorletzten Urlaubstag gemacht.

RAL 5010, repainted again, revisited

RAL 5010

Das hatten wir hier schon mal: 2012, 2011, 2009, 2008 (noch mit anderem Mobiliar).

Da die wohlwollenden Leserinnen und geneigten Leser sich bei Lifestyle-Problemen immer bemüßigt fühlten, kluge Ratschläge zu geben, die – obzwar von großem Sachverstand – zu befolgen aus Gründen bestimmter charakterlicher Defizite, die ich mich nicht scheue zu benennen: Trotz, Widerwillen per default gegen alles, was andere meinen, anordnen oder raten zu müssen, im Englischen elegant, ja fast onomatopoetisch zusammengefasst im Adjektiv stubborn, mir schwer fällt, befleissigte ich mich dennoch in den letzten Tagen, dieselben teilweise zu befolgen, eingedenk dessen, dass die Schwarmintelligenz bei handwerklichen Topoi* – volkstümlich auch „Publikumsjoker“ – dem eigenen, oft laienhaften Wissen, das man als solches oft überschätzt, überlegen sein könnte, kaufte also das wohlbekannte RAL 5010, besserte den alten Anstrich, der schon – weil er stark beansprucht wird – abgeblättert und löcherig war, obwohl ich nicht in Schlittschuhen meine Mahlzeiten zubereite, wie ein Leser dieses Blogs sachlich korrekt gemahnt hatte, eben dieses nicht zu tun, und strich mit Verve die neue Farbe darüber, ließ diese eine Woche trocknen, weil ich – wie hier bekannt – in meiner alten Heimat herumwanderte und dem Müßiggang frönte, und überstrich das Blau nicht mit Bootslack, wie empfohlen, aber mit Klarlack, der heute trocken ist, was auch bedeutet, dass der Tisch, der Stuhl und die Mülltonne wieder dahin gestellt werden können, wo sie ihrem Zwecke gemäß besser aufgehoben sind als in meinem Salon.

*Ja, das Publikum vermutet zu recht eine, wenn nicht gar mehrere Hypotaxen, eine der rhetorischen Figuren, die ich zu verinnerlichen ich allen empfehle, da ja die Nachgeborenen des Bildungsbürgertums ohnehin mit Latein als Stilmittel traktiert werden.

RAL 5010, repainted again

blau

So, meine Küche ist wieder begehbar. Die Farbe scheint nur ein Jahr zu halten, oder ich laufe da zu oft herum.

RAL 5010, repainted

Küche

Wieso streiche ich eigentlich immer nach einer Ehe oder einer beendeten Liebschaft meinen Küchenfußboden blau? Das letzte Mal war es nach der erfolgreichen Scheidung. Das ist ja auch schon wieder zwei Jahre her. Irgendwie gefällt mir dieser Rhythmus nicht, aber der Küche tut es gut.

RAL 5010

RAL 5010

So, die Küche ist jetzt wieder RAL-5010-blau. Vor einiger Zeit sah sie noch ganz anders aus, aber die Einrichtung ist ja, was das Stammpublikum schon weiß, futsch – außer Herd und Spüle. Wasser habe ich auch wieder, wie es sich gehört. Als nächstes ist der Herd dran, wieder angeschlossen zu werden. Und dann Schlafzimmerschrank, Kühschrank, Küchenschrank. Ab Ostern lebe ich vermutlich wieder zivilisiert.

Helm ab zur Beckenmontage

hornbachspülemontageküchenfussboden

Ich hasse es, Anleitungen zu lesen, vor allem dann, wenn man das zu montierende Gerät nur online gesehen hat und man sich überraschen lassen muss, wie es denn wirklich aussieht und wie man es im Detail zusammendröseln soll. Immerhin verlange das fucking manual nicht, dass ich einen Helm aufsetze. Das hiesige Publikum wird sich an die erdbebensicher verstärkte hässliche Spüle in meiner Küche erinnern, die aber jetzt – weil Billigware – vollends aus den Fugen ging.

Merkwürdig, dass bei der neuen Spüle, die jetzt schon aufgebaut ist, aber noch ohne Türen und Schubladen, alldieweil ich erst um 17 Uhr mit der Montage anfangen konnte (ich hatte zwischendurch nicht viele erschöpfende Telefonkonferenzen wie Frau Chebli, sondern nur eine, die aber so museal und retro rüberkam, dass ich, um abzuschweifen, vehement für Jitsi plädierte, was selbst der letzte rüstige Ü80-Journalisten-Rentner hinkriegen könnte, wäre der Wille vorhanden, die technischen Höhen des 12. Jahrhunderts zu erklimmen), jetzt aber noch ein Loch in das Metall gebohrt werden muss, da – o Graus! – gar keine Aussparung vorhanden ist, durch die die Wasserleitung von unten nach oben zum Wasserhahn gelänge, aber für diese Art von Geräuschen die Nachbarschaft, obzwar sehr tolerant, zu nachtschlafender Zeit nicht empfänglich ist, sondern (das ist nur meine Phantasie), falls zum Beispiel jemand auf die Idee käme, die Menschheit mit orientalischem Gedudel, was mir schwer auf das Gemüt schlägt, zu beglücken, womöglich aus dem geöffneten Fenster in meine Richtung, den Krach aus meiner Wohnung mit dem preußischen Präsentiermarsch kontern könnte, ab 120 Phon aufwärts, natürlich zuzüglich Verstärker, oder noch schlimmer mit dem Wagnerschen Ritt der Walküre, der mich in die Stimmung brächte, Polen zu überfallen, wie auch schon Woody Allen.

Interessant, dass man wahrhaft archäologische Gefühle bekommt, entdeckt man einen merkwürdig bemalten Küchenfußboden, der, umzingelt von RAL 5010, seit Jahrhunderten langer Zeit nicht mehr gestrichen wurde.

Fest gedübelt in der Erden
Steht die Form aus Span gebrannt.
Morgen muß die Spüle werden!
Frisch, den Bohrer in die Hand!
Von der Stirne heiß
Rinnen muß der Schweiß,
Soll das Werk den Meister loben;
Beinah‘ hätte ich mich verhoben!

Zum Werke, das wir ernst bereiten,
Geziemt sich wohl ein ernstes Wort;
Wenn gute Reden sie begleiten,
Dann fließt die Arbeit munter fort.
So laßt uns jetzt mit Fleiß betrachten,
Was durch die schwache Kraft entspringt;
Den schlechten Mann muss man verachten,
Der nie bedacht, was er vollbringt.
Das ist’s ja, was den Menschen zieret,
Und dazu ward ihm der Verstand,
Daß er im innern Herzen spüret,
Was er erschafft mit seiner Hand.

Bustling Scene

Baumarkt
Describe a bustling scene at a home improvement store, where customers are navigating through aisles filled with tools, machinery, and supplies. The atmosphere is charged with a sense of urgency as people rush around, their expressions fraught with stress and determination. Shelves are lined with a plethora of products, from power tools to paint cans, as customers frantically scan for what they need. The sound of chatter mixes with the hum of machinery, creating a cacophony of activity. Despite the organized chaos, there’s an unmistakable tension in the air as individuals juggle decisions and deadlines, all while trying to navigate the labyrinthine layout of the store –ar 3:2 –s 750

Heute habe ich wieder kaum Zeit, obwohl ich an einem freien Tag schon vor sechs Uhr aufstehen musste. Sogar mein Avatar muss jetzt pausieren. Ich habe eine Odyssee durch Baumärkte hinter mir, die erst am zweiten Tag erfolgreich war, musste zwischendurch auf Anraten meiner Bank zur Polizei, um eine Anzeige wegen einer verdächtigen Abbuchung zu machen (die Bank hat alles zum Glück rückgängig machen können). Zwischendurch regnete es usw.. Ich musste auch zur Physiotherpie wegen eines Knieproblems (Überanstrengung), das weggefoltertgeknetet wurde. Das ganze Programm…

Heute früh um sechs habe ich meinen Untermieter nach Barcelona verabschiedet – buena suerte, compadre! Um acht hatte ich eine Stunde Hebräisch-Unterricht. Morgen kommt der nächste Untermieter, und ich müsste noch zwischendurch den Küchenfußboden und zwei Türen streichen, aber, was das hiesige fachkundige Publikum garantiert empfehlen wird, ersteren vorher per Schwingschleifer anrau(h)en, dass der Lack auch hält. Woher die Zeit nehmen?

Die Großbourgeoisie hatte mir gestern ein Gerät geliefert, bei dem ein wichtiges Teil fehlte – also zurückgeschickt und ab in den Baumarkt. Ich dachte zwischendurch an das HB-Männchen, das die hiesigen uralten Leser kennen werden.

Übrigens: Die Firma Bosch verkauft ganz im Sinne des profitorientierten Kapitalismus Maschinen, aber nicht automatisch die Akkus und die Ladegeräte dazu. Der Kunde soll mehrfach in die Tasche greifen, wenn dieser – so fahrlässig wie ich – das Klitzekleingedruckte übersieht. (Ich rätsele immer noch, warum in meinem doch recht großen Maschinenpark zwar Hobel, aber kein Schwingschleifer waren.)

[Ich höre gerade Gamazda aka Alexandra Kuznetsova. Es ist ein Genuss, auch weil man selbst des Klavierspielens nicht abhold ist. Die Dame bekommt bestimmt bald Einreise- und Konzertverbot im „freien Westen“. Russin!]

Ich empfehle einen Artikel in der Berliner Zeitung: „Mitarbeiter von ARD, ZDF und Deutschlandradio haben ein Manifest veröffentlicht. Sie fordern Vielfalt und wenden sich gegen Diffamierung von Andersdenkenden.“

Ich weiß nicht, warum dieses Manifest, um das geht, so geschwurbelt daherkommt, also hätte es ein Sprechblasenfacharbeiter der Politsekte „Die Linke“ verfasst.

Seit geraumer Zeit verzeichnen wir eine Eingrenzung des Debattenraums anstelle einer Erweiterung der Perspektive. Wir vermissen den Fokus auf unsere Kernaufgabe: Bürgern multiperspektivische Informationen anzubieten. Stattdessen verschwimmen Meinungsmache und Berichterstattung zusehends auf eine Art und Weise, die den Prinzipien eines seriösen Journalismus widerspricht. Nur sehr selten finden relevante inhaltliche Auseinandersetzungen mit konträren Meinungen statt.

„Eingrenzung des Debattenraums“ – was will mir der Sprachkünstler damit sagen? Das kommt gleich nach dem Verschieben des diskursiven Feldes. „Multiperspektivische Informationen“ – man holt sich alle Fakten von überall? Leider habe ich jetzt keine Lust, das in verständliches Deutsch zu übersetzen – das Traktat wäre bestimmt nur halb so lang.

Innere Pressefreiheit existiert derzeit nicht in den Redaktionen. Die Redakteure in den öffentlich-rechtlichen Medien sind zwar formal unabhängig, meist gibt es auch Redaktionsausschüsse, die über die journalistische Unabhängigkeit wachen sollten. In der Praxis aber orientieren sich die öffentlich-rechtlichen Medien am Meinungsspektrum der politisch-parlamentarischen Mehrheit.

Sagt es doch gleich: Die bürgerliche Presse wiederkäut nur die Sicht der herrschenden Klasse, die die Journalisten sind mehrheitlich opportunistische Katzbuckler mit einem beschränkten Klassenhorizont. Aber das darf man natürlich in den Anstalten nicht so sagen.

Die gute Nachricht: Ich habe mein tägliches Duolingo-Soll irgendwie zwischendurch auch noch geschafft. Und ich bekam heute morgen eine Flasche sehr guten chilenischen Piscos geschenkt (Gruss an den Trittbrettschreiber!), den mein Ex-Untermieter blasṕhemisch mit Cola trank, ich aber nicht. Es ist noch genug da, um mich auf die beiden 12-Stunden-Schichten am Wochenende mental vorzubereiten. (3.50 Uhr aufstehen!) Jetzt muss ich eh ins Bett, da ich gestern nur vier Stunden geschlafen habe.

Pisco

Aquastop safety valve

wasserstopper

Ich hatte mir via Großbourgeoisie ein Water Block Sicherheitsventil bestellt. (Warum schreiben die Denglisch? Entweder heißt es water block safety valve oder Wasserstopp Sicherheitsventil. Und welche Sprache soll aquastop sein? Lateinisch mit veraltetem Deutsch?)

Jetzt sehe ich aber, unter meine Spüle kriechend, dass am Wasseranschluss für die Waschmaschine (die in der Küche steht, weil das Bad dafür zu klein ist) schon so etwas mitgeliefert wurde, was nach einem Sicherheitsventil aussieht. Falls die hier mitlesenden Installateure das bestätigten, enthöbe mich das der lästigen Pflicht, mein frisch erworbenes Teil einzubauen. Was meint das Publikum?

Post scriptum für die Nachgeborenen: Identifiziert die grammatikalische Form „enthöbe“ und warum die gebraucht wurde und warum dort der Wes-Fall eines Kommentars harrt!

wasserstopper

In Memoriam Salvador Allende oder: Seit Chile wissen wir, was die CDU von Demokratie hält

Taz: „Der Putsch in Chile, aktiv gestützt von der US-amerikanischen Regierung und begrüßt vom Ökonomen und Nobelpreisträger Milton Friedman und den ‚Chicago Boys‘, bereitete das Feld für eine perfekte Laborsituation, um ihre neoliberale Wirtschaftsdoktrin zu erproben.“


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Aus aktuellem Anlass ein Artikel von mir in Telepolis vom 11.09.2003 (Links aktualisiert)

Die mit Hilfe der US-Regierung in Blut getauchte „Demokratisierung“ ließ einen verklärten Mythos der Linken entstehen

Vor dreißig Jahren [dieser Artikel wurde 2003 geschrieben], am 11. September, kursierten über den Putsch der chilenischen Militärs gegen den demokratische gewählten Präsidenten Salvador Allende zwei Versionen in Deutschland: Die erste, durch zahllose Zeugenaussagen untermauert: die Anhänger Allendes, unter ihnen der Dichter Victor Jara, wurden bestialisch gefoltert, viele umgebracht oder in Massengräbern verscharrt. Die Soldateska trieb ihnen Holzspieße unter die Fingernägel, hängte sie an den Handgelenken mit Gitarrensaiten auf, riss ihnen alle Zähne aus, verbrannte sie mit Kerosin, führte Frauen lebende Ratten in die Vagina ein.

Die „Welt“ schrieb hingegen am 29.9. 1973: „Jetzt geht es wieder aufwärts.“ Die „Neue Westfälische Zeitung“ jubelte: „Putsch in Chile ist für Banken positiv – in Südamerika kann wieder investiert werden.“ Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ veröffentlichte am 29.9.eine Anzeige: „Chile – jetzt investieren.“

Der CSU-Politiker und spätere Kanzlerkandidat Franz-Josef Strauss schrieb im Bayernkurier: „Angesichts des Chaos, das in Chile geherrscht hat, erhält das Wort Ordnung für die Chilenen plötzlich wieder einen süßen Klang.“ CDU-Generalsekretär Bruno Heck, zurückgekehrt nach seiner „solidarischen“ Reise aus Chile: „Soweit wir Einblick bekommen haben, bemüht sich die Militärregierung in optimalem Umfang um die Gefangenen. Die Verhafteten, die wir … sprachen, haben sich nicht beklagt.“ Über die Lage der im Stadion von Santiago gefangenen und gefolterten Chilenen sagte Heck der Süddeutschen Zeitung am 18.10.73: „Das Leben im Stadion ist bei sonnigem Wetter recht angenehm.“

„Die Demokratie muss gelegentlich in Blut gebadet werden, damit sie fortbestehen kann.“ (General Augusto Pinochet)

Das berühmte Plakat Klaus Staecks brachte die Stimmung aller Menschen, die Folter und Mord für den Profit des Kapitals nicht in Kauf nehmen wollten, auf den Punkt: „Seit Chile wissen wir genauer, was die CDU von Demokratie hält.“

Es gibt wohl kaum einen gewaltsamen Regierungswechsel in einem kleinen Land nach dem Zweiten Weltkrieg, der einen so starken politischen Widerhall in Europa gehabt hätte. Auch heute ist das Internet voll mit Websites, die sich dem Putsch iin Chile widmen und auf denen der „große Patriot“ Allende posthum verklärt wird.

Militärputsche in südamerikanischen Ländern waren nicht selten. Chiles Nachbarland Bolivien hält den Weltrekord an Staatsstreichen. Und die USA hatten seit Anfang des 19. Jahrhunderts in zahlreichen Staaten Mittelamerikas und der Karibik interveniert. Dass die US-Regierung die Verstaatlichungen Allendes zutiefst verabscheute und den Untergang des Abendlandes fürchtete, weil in Chile eine Unidad Pupular, eine „Volksfront“ demokratisch an die Macht gekommen war, ist nichts Neues und würde auch heute nicht überraschen. Die Linke in Europa bekam aber bestätigt, dass die USA trotz des Friedensabkommens in Vietnam nur einen Monat vorher ihre imperialistische Politik nicht ändern wollten.

I don’t see why we need to stand by and watch a country go communist because of the irresponsibility of its own people.

Sagte Henry Kissinger, als die Unidad Popular die chilenische Wahl 1970 gewonnen hatte. Es ging also ums Prinzip. Die chilenische Rechte schreckte selbst vor Mord, Attentaten und anderen kriminellen Akten – tatkräftig von den USA gefördert – nicht zurück, um einen Präsidenten zu stürzen, dem zu Beginn seiner Amtszeit die große Mehrheit der Bevölkerung begeistert zujubelte. Der „Miami Herald“ überschrieb 1993 einen Artikel: „Wie wir die älteste Demokratie in Südamerika zerstörten und eine friedliebende Nation in ein Schlachthaus verwandelten.“

l in 10 chance perhaps, but save Chile!; worth spending; not concerned; no involvement of embassy; $10,000,00 available, more if necessary; full-time job–best men we have; game plan; make the economy scream; 48 hours for plan of action.
[Handschriftliche Notiz des CIA-Chefs von einem Gespräch mit US-Präsident Nixon am 15. September 1970, aus dem das Projekt FUBELT

Wenig bekannt ist, dass die Beziehungen Deutschlands zu Chile schon in den dreißiger und vierziger Jahren des 20. Jahrhunderts prägend für die politische Kultur des Landes war. In Chile saß eine Kolonie deutscher Einwanderer, die fanatisch dem Nationalsozialismus huldigte. Víctor Farías hat zahlreiche Dokumente über den „langen Schatten der Nazis über Chile“ veröffentlicht.

Aber nicht nur in den konservativen Regierungen, sondern auch in der Regierung der Frente Popular haben die Nazis unerwartete Verbündete gefunden. So zum Beispiel beweisen die Akten, daß mindestens zwei sozialistische Minister (auch Marmaduke Grove, der Gründer dieser Partei) und verschiedene andere Minister, im Zusammenhang mit Waffeneinkäufen polnischer Beutewaffen von der Wehrmacht standen. …
Die erste Nazi-Partei in Chile wurde von einem Divisionsgeneral schon 1932 gegründet, also vor der Machtergreifung Hitlers in Deutschland. … Der General Wilhelm Faupel organisierte von seinem Ibero-Amerikanischen Institut aus die Infiltration der Streitkräfte mittels einer militärwissenschaftlichen Zeitschrift von hohem Niveau in spanischer Sprache: „Ejército-Marina-Aviación“. Sie wurde in allen Kasernen von den entsprechenden Offizieren und in Verbindung mit der NSDAP-Landesgruppe in Chile verteilt. Einer der Lehrenden, die das militärwissenschaftliche Material für Vorträge in der Kriegsakademie einsetzten, war der damals noch junge Offizier Augusto Pinochet.

Simon Wiesenthal versucht 1972, den linken Präsidenten Salvador Allende zu überzeugen, den Nazi-Kriegsverbrecher und „Vergasungsspezialisten“ Walter RauffNicht wenige der Schriftstücke waren einst geheim gestempelt oder nur zum internen Gebrauch bestimmt. Dazu zählen etwa Moskauer und Ostberliner Akten, doch beispielsweise auch ein offizielles internes Dokument des christlichen [!] MAPU um 1971-72, in dessen „Technik der Massenaktion“ betiteltem Teil praktische Anleitungen (mit Illustrationen) zum Gebrauch von Messern, Knüppeln und Schleudern gegeben werden, um tödliche Verletzungen zu bewirken.

Der Putsch in Chile vor 30 Jahren hat sich in der mündlichen Überlieferung des mitteleuropäischen linken Milieus zu einer Pop-Ikone verselbständigt, die eine moralisch wertvolle Parabel erzählt, wie soziale Gerechtigkeit in der „Dritten Welt“ zu erlangen sei. Chile eignete sich damals gut als Ausrede gegen den Vorwurf, die realsozialistische und sonstige Linke wolle mit der Macht aus den Gewehrläufen an die Macht kommen – à la Sturm auf das russische Winterpalais. Allende war der Gegenbeweis: „Seht her, wir können auch anders.“ Aber die Amerikaner verhinderten einen demokratischen Sozialismus. Und nur deshalb wurde er zum positiven Mythos.

Der Salvador Allende der oral history ist ein charismatischer und revolutionärer Held, unschuldig von den Bösen zu Tode gebracht, die von noch finstereren Mächten, selbstredend die USA, gesteuert wurden. Diese von vom Revolutionskitsch à la Che Guevara umrahmte Allende eignet sich als Symbol für die politisch durchaus zutreffende Aussage, dass das Kapital, wenn es dem Profit dient, über Leichen geht und dass unter der dünnen demokratischen Firnis rechtskonservative Politiker auch in Deutschland die Folter oder die Sympathie dafür lauern.

Das letzte Lied von Victor Jara, die letzte Rede Allendes oder die Hommage des chilenischen Literaturnobelpreisträgers Pablo Neruda an Allende jagen jedem gelernten Linken einen Schauer der Ergriffenheit über den Rücken (den Autor inklusive). Und wer „Venceremos“ von Inti Illimani nicht zumindest mitsummen kann, hat kein Herz oder war in den siebziger Jahren in der CDU oder noch nicht geboren.

Der historische Allende war ein linkspopulistischer Caudillo, der sich weigerte, Nazi-Kriegsverbrecher auszuliefern, von Ökonomie nicht viel Ahnung hatte und an den völkischen Patriotismus seiner Landsleute appellierte. Er hätte sich mit Hugo Chavez, dem heutigen venezolanischen Präsidenten, blendend verstanden. Er hätte gegen die permanenten Menschenrechtsverletzungen Fidel Castros nicht protestiert und würde den Untergang des realen Sozialismus bedauern. Wie alle Helden der Popkultur starb er zu früh, um eine Chance zu haben, seinen Ruf zu ruinieren. Salvador Allende als politische Ikone wirkt jedoch positiver, als es der echte je vermocht hätte.

Un pueblo unido, jamás será vencido!

Ein geeintes Volk wird niemals besiegt werden. Auf paschtunisch oder arabisch hört sich das blöd an, und jeder denkende Mensch würde sich auch wegen der historisch unstrittig falschen Aussage schaudernd abwenden. Aber während einer Party deutscher Altlinker ist es als musikalisches Schmankerl kaum zu toppen, wenn es um politisch korrektes Karaoke geht.

So zynisch und dumm ist stern.de

Ein Tweet Maik Söhlers machte mich darauf aufmerksam: „Der dümmste Text seit 100 Jahren„. Ja, man kann dem polemisch zustimmen. Es geht um das beliebte und medienkompatible Thema „Amoklauf“ (in Lörrach), wo das herkommt und wo das alles enden wird.

Anlass ist ebenfalls ein Tweet: „Die Amokläuferin von #Lörrach: heterosexuell, verheiratet, katholisch, Juristin. #Bosbach weiß noch nicht so richtig, was er verbieten will.“

Felix Disselhoff („Multimedia-Journalist, 26“) verbreitet auf stern.de eine dumpfe Mischung aus purer Faktenfreiheit, suggestiver Meinung und moraltheologischen Gefasel. Das kann man belegen: Disselhoff hat noch nicht einmal die Grundlagen des Internet begriffen und verwechselt das „Web“ mit dem Internet. Was soll das heißen: „gibt sich das Web recht zynisch“? Was ist mit der Usenet-Gemeinde und der IRC-Gemeinde und der Filesharing-Gemeinde, wenn es eine „Netzgemeinde“ gäbe? Wenn man gar nicht mehr weiß, wo „es“ im Internet steht, dann schreibt man eben „im Netz“. Worüber reden wir hier eigentlich?

Das ist jetzt keine Erbsenzählerei. Wenn ein Verkehrsexperte eine Auto nicht von einer Lokomotive unterscheiden könnte, sich aber anmaßte, über Binnenschifffahrt zu räsonnieren, würde man sicher an seiner Kompetenz zweifeln. Das Internet existiert seit 1969, das World Wide Web aber erst seit 1991 bzw. 1993. Wie sah denn, Herr „Multimedia-Journalist“ Disselhoff, das Internet zwischen 1969 und 1990 aus?

„Ob, wie von ‚Zyneasthesie‚ [diesen Nutzer gibt es nicht, stern.de! BS] behauptet, die Täterin verheiratet und heterosexuell war und ob sie katholischen Glaubens ist, stand zum Zeitpunkt des ersten Tweets noch gar nicht fest. Trotzdem verbreiteten sich die 138 Zeichen rasant. Damit wird einmal mehr deutlich, wie Kommunikation über Dienste wie Twitter, Facebook und Co. funktioniert: schnell.“ Das ist erstens nicht wahr und zweitens Deutsch des Grauens. Damit wird einmal mehr deutlich, wie Kommunikation über Holzmedien wie stern.de und Co. funktioniert: dumm und langsam.

„Das Problem ist wie so oft nicht die Nachricht, sondern wie mit ihr umgegangen wird. Während ausgebildete Journalisten darin geschult sind, sensibel mit Daten von Personen umzugehen und Fakten zu recherchieren, steht hingegen bei Twitter die Meinung schnell fest. Der Pressekodex gilt nun einmal nur für die Presse.“

Auch hier eine schlichte Falschmeldung. Auf der Website des Presserats heißt es: „Im Internet ist der Presserat ab dem 1.1.2009 für journalistisch-redaktionelle Beiträge zuständig, sofern es sich nicht um Rundfunk handelt.“ Außerdem, Kollege Disselhoff, ist der Presserat keine Behörde, vor der der Deutsche an sich gleich auf die Knie geht, sondern seine bloße Lobby-Organisation und ein Verein. „Mitglieder sind nur die vier Verbände, die auch den Trägerverein bilden: der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV), der Verband Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ), der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) und die Fachgruppe Journalismus in Ver.di.“ Also nichts, was man besonders ernst nehmen müsste.

„Die Presse“ sind nach der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts auch Medienerzeugnisse von Bürgern, die dem Zweck der demokratischen Willensbildung und der Aufklärung dienen. Darunter fallen heute insbesondere Blogger und immer noch Leute, die einfache Flugblätter verfassen.

Außerdem darf ich als Journalist darauf hinweisen, dass das selbstbeweihräuchernde Geschwätz, „ausgebildete“ Journalisten würden Fakten recherchieren, bloße Agitprop ist und der Realität nicht mehr entspricht. (Ich will ja nicht schon wieder mit dem einflussreichsten Hoax des Jahrzehnts kommen.)

Das Internet ist laut Disselhoff „ein Medium, welches von vielen fälschlicherweise als die Zukunft des Journalismus betrachtet wird“. Da hat der Kollege aber Meinung und Fakten „sauber“ getrennt! Das kommt davon, wenn man nie über den Suppenteller der Holzmedien, welche von vielen fälschlicherweise als die Zukunft des Journalismus betrachtet wird, hinausgeblickt hat.

„Aus einer einzelnen Meldung wird eine Lawine, die den Wahrheitsgehalt (…) oft unter sich begräbt.“ Mit diesem Satz kann man leben. So war es bei der so genannten „Online-Durchsuchung“, so ist es bei dem vom stern.de mitfinanzierten, aber um so erfolgloseren „Kampf gegen Rechts“ (man soll sich auch mit der „guten Sache“ nicht gemein machen, stern.de!) und auch bei dem moralinschwangerem und Hysterie-kompatiblen Schlagwort „Kinderpornografie im Internet“. Die „Fakten recherchierenden“ Journalisten haben sich wahrlich nicht mit Ruhm bekleckert (nein, die gar nicht existenten Massenvernichtungswaffen im Irak und den Hufeisenplan lassen wir auch weg).

Mal ganz am Rande: Was will uns der Künstler auf stern.de eigentlich sagen? Dass „das Internet“ schlechteren Journalismus bietet als die Holzmedien?

Wie Schopenhauer schon in Die Welt als Wille und Vorstellung schrieb: „In diesem Geiste also arbeitend und während dessen immerfort das Falsche und Schlechte in allgemeiner Geltung, ja, Windbeutelei und Scharlatanerei in höchster Verehrung sehend, habe ich längst auf den Beifall meiner Zeitgenossen verzichtet.“ Das ist auch das Motto dieses kleinen Blogs.

Talunas von Gor

Gor

Wie im letzten Jahr schon angekündigt, lerne ich Second Life gerade von einer ganz anderen, neuen Seite kennen, die normalen Nutzern komplett verschlossen ist. Ich schrieb: In „Gor“ findet ein kompliziertes und oft sexuell konnotiertes Rollenspiel statt: „Gor, the Counter-Earth, is the alternate-world setting for John Norman’s Chronicles of Gor, a series of twenty six novels that combine philosophy, erotica and science fiction.“

Hier zwei erste Eindrücke. Auf dem obigen Bild begegnet mein Avatar (mit Schwert und Langbogen) zwei Talunas – oder auch Panther Girls genannt. Diese Begegnung endete für meinen Avatar beinahe tödlich – auf den mehr als 100 Gor-Regionen können Avatare „umgebracht“ werden. Über die „Panther“: „They construct their own camps and shelters, each band claiming a certain territory. Usually to join an established band, you must fight and kill an existing member. Panther girls live primarily by hunting though they also engage in slaving and trade. Panther girls are considered outlaws and subject to the same penalties as male outlaws, though more often than not a captured panther girl will be enslaved rather than killed. Thus, the cities are not safe for them and they must remain in the forests. (…) Panther girls are arrogant and proud, having little respect for anyone besides themselves. They despise female slaves and will treat them with great cruelty. They hate free women as well regarding all non-panther girls as weak and worthless.“ Hier übrigens einige sehr deutliche Worte zum Frauenbild von einer „Goreanerin“: „Musings from a Gorean Feminist: Gor is so Stupid“. Und hier: „One of the most askes questions: is Gor about discriminating women?“.

Das untere Bild zeigt das Dorf Kargash auf der gleichnamigen Sim (Region).

Gor