Wg. Salman Rushdie

Mohammed

Schönes Interview mit Günter Wallraff auf Spiegel online: „Norbert Blüm war sofort bereit, zu helfen, Kurt Biedenkopf auch. Helmut Kohl ließ mir ausrichten, dass er sich »aus politischen Gründen« nicht imstande sah, ihn zu empfangen. (…) Es gibt durchgehend nach wie vor keine öffentliche Distanzierung der iranischen Regierung von der Fatwa, im Gegenteil, sie besteht immer noch.“

Wenn es drauf ankommt, haben nur wenige Leute Eier. Das war schon immer so, und das wird auch so bleiben.




Modena und Bericht, final

BadezimmerBadezimmer

Das Grobe ist fertig. Am nächsten Wochenende noch Feinjustierung und noch zwei Regale und eine Lampe und und und. Das hört irgendwie nie auf. Aber das Werkzeug ist wieder dort, wo es hingehört, und verunstaltet mir nicht mein Arbeitszimmer.

Als Gregor Samsa eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte, fand er sich in seinem Bett zu einem ungeheueren Islamkritiker verwandelt. Nachdem ich am frühen Morgen meines letzten Urlaubstages meine Islamophobie bei der Lektüre der Qualitätsmedien auf der nach oben offenen Rushdie-Skala nach oben rauschen sah, strich ich die vier Fenster meines Reserve-Bads zum zweiten und letzten Mal und begab mich dann ins Beitrittsgebiet zum Fahrradladen meines Vertrauens, wo mein E-Bike seit zwei Monaten repariert wird steht, weil der Akku streikt, eingedenk dessen, dass man mich vermutlich nicht vergessen hatte, aber mein Erscheinen das Erinnern beschleunigen könnte.

Ich hätte sogar ein weiteres Fahrrad gekauft, weil meine drei Reserveräder so schrottig fahren, dass ich mich kaum traue, mich ins Berliner Verkehrschaos zu stürzen. Meine Wunschrad (28″ Singlespeedrad Panther „Modena“ Herren Fahrrad 1-Gang) war aber nicht vorhanden und musste bestellt werden.

Wandlitz

Also mit diversen öffentlichen Verkehrsmitteln über Berliner Ortsteile, in denen ich noch nie war, nach Bernau und von dort per Bus in Richtung Waldsiedlung (wo ich auch schon betreut vor mich hin ging). Ein Freund und geschätzter Kollege, der rund 15 Jahre jünger ist als ich, liegt dort nach einem Schlaganfall zur Rekonvaleszenz. Da kommt man ins Grübeln, weil das irgendwie jeden treffen kann. Ich möchte nicht halbseitig gelähmt sein und nicht richtig sprechen können. Immerhin konnte er meinen selbst gemachten Kartoffelsalat, den er sich gewünscht hatte, essen. Der Schlaganfall ist jetzt schon zwei Monate her, und niemand weiß, was werden wird und ob überhaupt. Die Hoffnung stirbt zuletzt.

Bernau

Wieder zuhause, kämpfte ich eine Stunde lang mit dem Spiegelschrank. (Wer hat diese dämlichen neuartigen Scharniere mit Verstellschrauben erfunden? In die tiefste Hölle mit ihm und seinem Schrott!) Ab Morgen muss ich wieder arbeiten. Bis Ende des Monats sollte alles, was ich mir vorgenommen hatte, fertig sein. Das Publikum werde ich aber damit nicht mehr belästigen.

bad




Indianer! Oder: Sanktionen der Bosheit und geleugnete Gefahren [Update]

winnetou

Die Lage:

Newsweek kommentiert: „Visa Bans on Russians Are Sanctions of Spite“. Klar sind sie das, es geht um Pseudo-Moral. die nackte ökonomische Interessen kaschieren soll.

– Selenskij gibt in einem Interview zu, dass er vom anstehenden Krieg wusste, er warnte aber die Ukrainer nicht, weil die sonst das Land verlassen und die Russen es schneller hätten besetzen können. Die Washington Post: „Zelensky faces outpouring of criticism over failure to warn of war“. Ach. Ach was.

– Jetzt etwas zur Religion des Friedens: Hamed Abdel-Samad in einem Interview: „Ich habe keine Lust mehr, wegen meiner Kritik an meiner Herkunftsreligion als Islamfeind beschimpft zu werden. Vor allem möchte ich nicht mehr auf offener Straße, trotz Polizeibegleitung bepöbelt werden. In Berlin und anderen europäischen Großstädten passiert mir das regelmäßig, in Beirut nicht. Meine Frustrationstoleranz ist aufgebraucht. (…)
Aber es ist ein Fehler, die Gefahr zu leugnen. Mich macht wütend, wenn es im Westen heißt, islamistische Attentäter seien nur einzelne Spinner, auch dürfe man religiöse Gefühle nicht verletzen. Das ist keine Toleranz, sondern Heuchelei – sie schafft Rückzugsräume für autoritäre Subkulturen.“

Naïla Chikhi antwortet auf einen üblen Artikel Julias Neumanns in der Taz: „Die Autorin macht sich zur Lehrmeisterin über das Patriarchat, unter dem die Frauen in dieser Region leiden. Ja, eine junge weiße Frau – um ihr Vokabular zu verwenden – will uns Frauen aus und in den sogenannten muslimischen Gesellschaften und Gemeinschaften erklären, dass wir unsere Lage nicht verstanden haben. Sie aber schon!“ Natürlich: Julia Neumann „berichtet aus dem Libanon, Syrien, Iran und Irak, vor allem über Kultur und Gesellschaft, Gender…“ Was will man da erwarten?

winnetou

– Qualitätsjournalismus, revisited: Beim RBB Ist alles ganz divers, feministisch und gendersprachenkonform: „Wenn die eine Chefin die anderen Chefinnen kirchlich traut“. Ja, dann kann nichts schief geh*innen.

[Update] René Martens fass beim MDR noch mal den ganzen Irrsinn zusammen: „Eine der tragischen Ironien der Mediengeschichte“.




Klick mich oder: Was sonst noch geschah

wahlen

Wie ich schon mehrfach schrieb: Da helfen nur, Linke: „Klima“, „Gendern“, „Flüchtlinge“ und „Transqueer“-Themen!

Auf Salman Rushdie ist ein Messer-Attentat verübt worden. Das hat bestimmt nichts mit dem Islam zu tun.

fake film

In Kiew drehen sie jetzt Filme, wie die Russen Zivilisten angreifen. Die Quelle ist russische Propaganda, also automatisch voll gelogen. Heisst so etwas jetzt Ukrainewood?

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Mohammed, reloaded

Mohammed

Aus gegebenem Anlass poste ich hier einen leicht aktualisierten Artikel, den ich am 02. Januar 2010 hier schon veröffentlicht hatte.

Man sollte sich den Paragrafen 166 unseres Strafgesetzbuches durchlesen: Wer öffentlich den Inhalt des religiösen oder weltanschaulichen Bekenntnisses anderer in einer Weise beschimpfe, die geeignet sei, „den öffentlichen Frieden zu stören“, werde mit einer „Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.“ Wer in agressiver Weise die Verehrung höherer Wesen propagiert, beschimpft also meine atheistische Weltanschauung und wird bestraft. Nein? So ist das nicht gemeint? Schon klar, wer fromme Märchen und Legenden verkündet, wird hierzulande privilegiert. Deutschland ist bekanntlich nur auf dem Papier ein säkularer Staat: Sogar christliche Politiker fordern, den Aberglauben zum Beispiel der islamischen Art zwangsweise in den Schulen zu predigen.

In Dänemark hat jetzt eine Zeitung Mut bewiesen und das Menschenrecht auf Meinungsfreiheit und die Pressefreiheit beispielhaft praktiziert. Die Welt fasst den Fall vorzüglich zusammen. Die Jyllands-Posten hatte ein Dutzend Karikaturen des Propheten Mohammed abgedruckt. Jetzt spielen viele Muslime die beleidigte Leberwurst.

Der Islam und das Judentum verbieten ihren Anhängern, das jeweils höhere Wesen und im ersten Fall auch deren prominente Verkünder abzubilden. Das mag theologisch sinnvoll sein, für Heiden gilt diese Vorschrift natürlich nicht. Das sehen die religiösen Fanatiker anders. Deshalb gibt es Zoff – in vielen islamischen Ländern randalieren die Muslime gegen Dänemark.

Die Jyllands-Posten hat sich nicht beeindrucken lassen. Chapeau, liebe Kolleginnen und Kollegen – meine Verehrung und solidarische Grüße nach Dänemark! Eine deutsches Medium hätte sich natürlich nicht getraut, eine Karikatur Mohammeds zu publizieren. (PS. Die Welt hat es getan. Bravo!) Die christliche Lobby sitzt dafür zu fest im Sattel und in den Rundfunkräten. Die Damen und Herren Sesselpupser wissen genau: Wenn es darum geht, die Interessen der Religion gegen Vernunft und Aufklärung zu vertreten, dann muss man zusammenhalten, auch wenn man jeweils unterschiedliche Formen des Aberglaubens praktiziert.

Man muss sich die Idiotie, die jetzt von islamischer Seite verbreitet wird, nur genauer ansehen: Die Kuweitis wollen dänische Produkte boykottieren. Die Heuchler haben sich aber gern von den „dekadenten“ Amerikanern von ihrem islamischen Glaubensbruder Saddam Hussein befreien lassen. Focus fabuliert über den „Tonfall“, wie es sich für ein deutsches Medium gehört – hier geht es ja oft darum, wer was wie sagen darf oder nicht. Besonders dreist ist es, wie die taz knapp zusammenfasst, dass die „Organisation der Islamischen Konferenz „eine Entschuldigung der dänischen Regierung“ fordert, „weil sie die Veröffentlichung der Karikaturen im September weder verhindert noch unzweideutig verurteilt habe.“ Diese „Konferenz“ braucht Nachhilfeunterricht: Die Regierung in Demokratien hat weder das Recht noch die Pflicht, auf die Medien Einfluss zu nehmen. Man merkt doch gleich, wes Geistes Kind diese muslimische Mischpoke ist.

Woran denkt man, wenn religiöse Fanatiker der christlichen, muslimischen oder jüdischen Sorte die Demokratie und ihre Prinzipien angreifen? An Salman Rushdie natürlich und seine Satanischen Verse. Wikipedia: „Durch die in den Alpträumen eines Protagonisten widergespiegelte Darstellung des Lebens des Propheten Mohammed fühlten sich viele Muslime in ihren religiösen Gefühlen verletzt – die meisten freilich ohne das Buch überhaupt zu kennen, da es weder leicht zu lesen noch wohlfeil erhältlich und obendrein von islamischen Geistlichen verboten war. Am 14. Februar 1989 verurteilte der iranische Staatschef Khomeini Rushdie mittels einer Fatwa zum Tode, weil das Buch gegen den Islam, den Propheten und den Koran sei. Khomeini rief die Moslems in aller Welt zur Vollstreckung auf. Um die Durchführung zu beschleunigen, wurde ein Kopfgeld von 3 Millionen US-Dollar ausgesetzt.“

Und was geschah darauf in Deutschland? Drei Mal dürfen Sie, liebe wohlwollende Leserin und lieber geneigter Leser, raten: „In Deutschland wagte kein einzelner Verlag, die Die satanischen Verse zu verlegen. Gleichzeitig wurde es als Akt der Verteidigung der Menschenrechte gesehen, die Publikation sicherzustellen. Schließlich gründete eine Arbeitsgemeinschaft der deutschen Verlage einen neuen Verlag mit Namen „Artikel 19 Verlag“ (dem Artikel, der in der europäischen Menschenrechtskonvention das Grundrecht auf Meinungsfreiheit zusichert), dessen einziger Zweck die Herausgabe der Verse war.“ Die Deutschen sind eben von Natur aus feige und Duckmäuser, und die Ausnahmen bestätigen die Regel.

Ganz so, wie es Wikipedia steht, war es nicht: Der „Artikel 19 Verlag“ bestand aus einigen Verlagen, aber vor allem aus Einzelpersonen, die den Kopf dafür hinhielten, dass Salman Rushdies Werk auch in deutscher Sprache erscheinen konnte. Übrigens: Ein gutes und interessantes Werk – lesenswert!

Und da bin ich nun, wie ein Ost-Pfarrer das formulieren würde, persönlich „betroffen“. Ich gehöre mit zu den Personen, die die „Satanischen Verse“ herausgaben, der einzige Schröder neben Gerhard. Und wenn mir heute wieder ein durchgeknallter Verehrer höherer Wesen, sei er Christ, Jude oder Moslem, dumm käme, und sich beleidigt fühlte, weil ich mich über Religion lustig mache, würde ich mich nicht anders verhalten als damals. Jetzt erst recht – es ist mein gutes Recht! Kirchen zu Turnhallen!

Abbildungen: Jylland-Posten (oben), haganah.us (unten). Die anderen Fotos zeigen vermutlich doch nicht den Propheten Mohammed, aber ganz ausschließen kann man natürlich nichts.




Konformismus und Herdendenken

Full ack zum Kommentar in der FAZ: „Nicht nur in autoritären Regimen, auch im Westen steht die Grundlage der Aufklärung, die Meinungsfreiheit, unter Beschuss. Allenthalben setzen sich Konformismus und Herdendenken durch.“

„Dreißig Jahre, nachdem der oberste geistliche Führer Irans, Ayatollah Ruhollah Khomeini, ein Todesurteil über Salman Rushdie wegen dessen Roman Satanische Verse verhängte, leben in kosmopolitischen, liberalen westlichen Städten immer noch manche Menschen nur wegen ihrer Worte oder Bilder unter Todesdrohungen.

Dass es diese unerträglichen Zustände auch im 21. Jahrhundert noch gibt, muss als Affront nicht nur gegen diese einzelnen Personen angesehen werden, sondern gegen jeden, der in einer freien Gesellschaft leben will.“

Jeder, der religiöse Symbole wie den Hijab in der Öffentlichkeit fördert oder duldet, ist mein politische Gegner. Nur, damit ihr’s wisst.




Fatwa oder: Nun zu uns, Verehrer höherer Wesen!

Jungle World: „Thierry Chervel, Autor und Publizist, im Gespräch über den Mordaufruf Ayatollah Khomeinis gegen den Schriftsteller Salman Rushdie vor 30 Jahren: »Die Fatwa besteht bis heute«.“

Seit der Rushdie-Affäre gibt es einen Riss, der die Linke spaltet. Zwar gehört Religionskritik zu ihrem vornehmsten, heute aber mehr oder weniger vergessenem Erbe. Gleichzeitig begreifen viele Linke auf der Suche nach einem revolutionären Subjekt die Muslime ausschließlich als bedrohte Minderheit beziehungsweise als passives Opfer des Kolonialismus und Imperialismus. Daraus erklärt sich die bis heute bei vielen Linken festzustellende heimliche Sympathie für den Islamismus. Für linke Intellektuelle wie Salman Rushdie war das nach der Fatwa der nächste Schock: Er selbst wurde für viele britische Linke zum Verräter, der sich gar von Margaret Thatcher beschützen lassen musste.

Ich schrieb 2010:
Woran denkt man, wenn religiöse Fanatiker der christlichen, muslimischen oder jüdischen Sorte die Demokratie und ihre Prinzipien angreifen? An Salman Rushdie natürlich und seine Satanischen Verse. Wikipedia: „Durch die in den Alpträumen eines Protagonisten widergespiegelte Darstellung des Lebens des Propheten Mohammed fühlten sich viele Muslime in ihren religiösen Gefühlen verletzt – die meisten freilich ohne das Buch überhaupt zu kennen, da es weder leicht zu lesen noch wohlfeil erhältlich und obendrein von islamischen Geistlichen verboten war. Am 14. Februar 1989 verurteilte der iranische Staatschef Khomeini Rushdie mittels einer Fatwa zum Tode, weil das Buch gegen den Islam, den Propheten und den Koran sei. satanische verseKhomeini rief die Moslems in aller Welt zur Vollstreckung auf. Um die Durchführung zu beschleunigen, wurde ein Kopfgeld von 3 Millionen US-Dollar ausgesetzt.“

Und was geschah darauf in Deutschland? Drei Mal dürfen Sie, liebe wohlwollende Leserin und lieber geneigter Leser, raten: „In Deutschland wagte kein einzelner Verlag, „Die satanischen Verse“ zu verlegen. Gleichzeitig wurde es als Akt der Verteidigung der Menschenrechte gesehen, die Publikation sicherzustellen. Schließlich gründete eine Arbeitsgemeinschaft der deutschen Verlage einen neuen Verlag mit Namen „Artikel 19 Verlag“ (dem Artikel, der in der europäischen Menschenrechtskonvention das Grundrecht auf Meinungsfreiheit zusichert), dessen einziger Zweck die Herausgabe der Verse war.“ Die Deutschen sind eben von Natur aus feige und Duckmäuser, und die Ausnahmen bestätigen nur die Regel.

Ganz so, wie es Wikipedia steht, war es nicht: Der „Artikel 19 Verlag“ bestand aus einigen Verlagen, aber vor allem aus Einzelpersonen, die den Kopf dafür hinhielten, dass Salman Rushdies Werk auch in deutscher Sprache erscheinen konnte. Übrigens: Ein gutes und interessantes Werk – lesenswert! Und da bin ich nun, wie ein Ost-Pfarrer das formulieren würde, persönlich „betroffen“. Ich gehöre mit zu den Personen, die die „Satanischen Verse“ herausgaben, der einzige Schröder neben Gerhard. Und wenn mir heute wieder ein durchgeknallter Verehrer höherer Wesen dumm käme, und sich beleidigt fühlte, weil ich mich über Religion lustig mache, würde ich mich nicht anders verhalten als damals. Jetzt erst recht – es ist mein gutes Recht! Kirchen zu Turnhallen!




Mohammed-Karikaturen und die Tyrannei des Schweigens

MohammedSpiegel offline schreibt heute: “ Das Anliegen von Flemming Rose klingt etwas unwirklich, angesichts dessen, was in den vergangenen fünf Jahren mit Dänemark passiert ist. Rose, Kulturchef der Zeitung „Jyllandsposten“, veröffentlicht am heutigen Donnerstag sein Buch „Die Tyrannei des Schweigens„. Auf einer Seite sind auch die umstrittenen Mohammed-Karikaturen erneut abgedruckt.“ „Etwas unwirklich“? Nein, ganz real. Die Dänen haben eben Mumm und Zivilcourage, die deutschen Medien nicht: Die waren damals durchweg zu feige, um die harmlosen Karikaturen Komplett abzudrucken Verschämt publizierten sie nur einige – „zu Dokumentationszwecken“.. (By the way: Über Flemming Rose gibt es noch nicht einmal einen deutschen Wikipedia-Eintrag.)

Aus gegebenem Anlass publiziere ich hier noch einmal einen meiner Artikel auf burks.de vom 29. Januar 2006: „Dänemarks Fall Rushdie – Mohammed-Karikaturen“.

Man sollte sich den Paragrafen 166 unseres Strafgesetzbuches durchlesen: Wer öffentlich den Inhalt des religiösen oder weltanschaulichen Bekenntnisses anderer in einer Weise beschimpfe, die geeignet sei, „den öffentlichen Frieden zu stören“, werde mit einer „Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.“ Wer in agressiver Weise die Verehrung höherer Wesen propagiert, beschimpft also meine atheistische Weltanschauung und wird bestraft. Nein? So ist das nicht gemeint? Schon klar, wer fromme Märchen und Legenden verkündet, wird hierzulande privilegiert. Deutschland ist bekanntlich nur auf dem Papier ein säkularer Staat: Sogar christliche Politiker fordern, den Aberglauben zum Beispiel der islamischen Art zwangsweise in den Schulen zu predigen.

In Dänemark hat jetzt eine Zeitung Mut bewiesen und das Menschenrecht auf Meinungsfreiheit und die Pressefreiheit beispielhaft praktiziert. Die Welt fasst den Fall vorzüglich zusammen. Die Jyllands-Posten hatte ein Dutzend Karikaturen des Propheten Mohammed abgedruckt. Jetzt spielen viele Muslime die beleidigte Leberwurst.

Der Islam und das Judentum verbieten ihren Anhängern, das jeweils höhere Wesen und im ersten Fall auch deren prominente Verkünder abzubilden. Das mag theologisch sinnvoll sein, für Heiden gilt diese Vorschrift natürlich nicht. Das sehen die religiösen Fanatiker anders. Deshalb gibt es Zoff – in vielen islamischen Ländern randalieren die Muslime gegen Dänemark. Aaron Weisbud von haganah.us hat unter der Überschrift „The Danish Threat“ die Mord- und andere Drohungen zusammengetragen.
Mohammed?
Die Jyllands-Posten hat sich nicht beeindrucken lassen. Chapeau, liebe Kolleginnen und Kollegen – meine Verehrung und solidarische Grüße nach Dänemark! Eine deutsches Medium hätte sich natürlich nicht getraut, eine Karikatur Mohammeds zu publizieren. (PS. Die Welt hat es getan. Bravo!) Die christliche Lobby sitzt dafür zu fest im Sattel und in den Rundfunkräten. Die Damen und Herren Sesselpupser wissen genau: Wenn es darum geht, die Interessen der Religion gegen Vernunft und Aufklärung zu vertreten, dann muss man zusammenhalten, auch wenn man jeweils unterschiedliche Formen des Aberglaubens praktiziert.

Man muss sich die Idiotie, die jetzt von islamischer Seite verbreitet wird, nur genauer ansehen: Die Kuweitis wollen dänische Produkte boykottieren. Die Heuchler haben sich aber gern von den „dekadenten“ Amerikanern von ihrem islamischen Glaubensbruder Saddam Hussein befreien lassen. Focus fabuliert über den „Tonfall“, wie es sich für ein deutsches Medium gehört – hier geht es ja oft darum, wer was wie sagen darf oder nicht. Besonders dreist ist es, wie die TAZ knapp zusammenfasst, dass die „Organisation der Islamischen Konferenz „eine Entschuldigung der dänischen Regierung“ fordert, Mohammed?„weil sie die Veröffentlichung der Karikaturen im September weder verhindert noch unzweideutig verurteilt habe.“ Diese „Konferenz“ braucht Nachhilfeunterricht: Die Regierung in Demokratien hat weder das Recht noch die Pflicht, auf die Medien Einfluss zu nehmen. Man merkt doch gleich, wes Geistes Kind diese muslimische Mischpoke ist.

Woran denkt man, wenn religiöse Fanatiker der christlichen, muslimischen oder jüdischen Sorte die Demokratie und ihre Prinzipien angreifen? An Salman Rushdie natürlich und seine Satanischen Verse. Wikipedia: „Durch die in den Alpträumen eines Protagonisten widergespiegelte Darstellung des Lebens des Propheten Mohammed fühlten sich viele Muslime in ihren religiösen Gefühlen verletzt – die meisten freilich ohne das Buch überhaupt zu kennen, da es weder leicht zu lesen noch wohlfeil erhältlich und obendrein von islamischen Geistlichen verboten war. Am 14. Februar 1989 verurteilte der iranische Staatschef Khomeini Rushdie mittels einer Fatwa zum Tode, weil das Buch gegen den Islam, den Propheten und den Koran sei. Mohammed?Khomeini rief die Moslems in aller Welt zur Vollstreckung auf. Um die Durchführung zu beschleunigen, wurde ein Kopfgeld von 3 Millionen US-Dollar ausgesetzt.“

Und was geschah darauf in Deutschland? Drei Mal dürfen Sie, liebe wohlwollende Leserin und lieber geneigter Leser, raten: „In Deutschland wagte kein einzelner Verlag, „Die satanischen Verse“ zu verlegen. Gleichzeitig wurde es als Akt der Verteidigung der Menschenrechte gesehen, die Publikation sicherzustellen. Schließlich gründete eine Arbeitsgemeinschaft der deutschen Verlage einen neuen Verlag mit Namen „Artikel 19 Verlag“ (dem Artikel, der in der europäischen Menschenrechtskonvention das Grundrecht auf Meinungsfreiheit zusichert), dessen einziger Zweck die Herausgabe der Verse war.“ Die Deutschen sind eben von Natur aus feige und Duckmäuser, und die Ausnahmen bestätigen nur die Regel.

Ganz so, wie es Wikipedia steht, war es nicht: Der „Artikel 19 Verlag“ bestand aus einigen Verlagen, aber vor allem aus Einzelpersonen, die den Kopf dafür hinhielten, dass Salman Rushdies Werk auch in deutscher Sprache erscheinen konnte. Übrigens: Ein gutes und interessantes Werk – lesenswert! Und da bin ich nun, wie ein Ost-Pfarrer das formulieren würde, persönlich „betroffen“. Ich gehöre mit zu den Personen, die die „Satanischen Verse“ herausgaben, Mohammed?der einzige Schröder neben Gerhard. Und wenn mir heute wieder ein durchgeknallter Verehrer höherer Wesen, sei er Christ, Jude oder Moslem, dumm käme, und sich beleidigt fühlte, weil ich mich über Religion lustig mache, würde ich mich nicht anders verhalten als damals. Jetzt erst recht – es ist mein gutes Recht! Kirchen zu Turnhallen!

Abbildungen: Jylland-Posten (oben), haganah.us (unten). Die anderen Fotos zeigen vermutlich doch nicht den Propheten Mohammed, aber ganz ausschließen kann man natürlich nichts.




Wer bin ich?

…ich weiß, wie man mit den Sicherheitseinstellungen bei Facebook umgeht.
Aktivitäten:
German Privacy Foundation
Piratenpartei
Interessen:
Politik, Second Life, Schach, Lateinamerika, Literatur, Journalismus, Netzkultur
Lieblingsmusik:
Reggae, Latino-Pop, Latino-Folklore, Shatilis Asulo, Santana
Lieblingsfernsehsendungen:
Neues aus der Anstalt
Lieblingsfilme:
Outland, Bladerunner, The Hours, Under Fire, Welt am Draht, Aguirre, Avatar – Aufbruch nach Pandora
Lieblingsbücher:
Rian Malan: Mein Verräterherz, Elias Canetti: Masse und Macht, Robert Ranke-Graves: Die weiße Göttin, Amos Oz: Eine Geschichte von Liebe und Finsternis, Umberto Eco: Der Name der Rose. Oskar Maria Graf: Das Leben meiner Mutter, Hertha von Dechend: Die Mühle des Hamlet. Burkhard Schröder: Die Konquistadoren, Richard Powers: Der Klang der Zeit, Cruz Smit: Eine Nacht in Havanna, Jack London: Wolfsblut, Jurek Becker: Amanda Herzlos, Stefan Heym: Nachruf, Salman Rushdie: Die Satanischen Verse
Lieblingszitate:
Und ich dank‘ es dem lieben Gott tausendmal, daß er mich zum Atheisten hat werden lassen. (Lichtenberg)




Mein Gott Mohammed!

Aus gegebenem Anlass und um das neue Jahr nett zu beginnen poste ich hier einen Artikel, den ich am 26. Januar 2006 auf spiggel.de veröffentlich hatte.

Man sollte sich den Paragrafen 166 unseres Strafgesetzbuches durchlesen: Wer öffentlich den Inhalt des religiösen oder weltanschaulichen Bekenntnisses anderer in einer Weise beschimpfe, die geeignet sei, „den öffentlichen Frieden zu stören“, werde mit einer „Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.“ Wer in agressiver Weise die Verehrung höherer Wesen propagiert, beschimpft also meine atheistische Weltanschauung und wird bestraft. Nein? So ist das nicht gemeint? Schon klar, wer fromme Märchen und Legenden verkündet, wird hierzulande privilegiert. Deutschland ist bekanntlich nur auf dem Papier ein säkularer Staat: Sogar christliche Politiker fordern, den Aberglauben zum Beispiel der islamischen Art zwangsweise in den Schulen zu predigen.

In Dänemark hat jetzt eine Zeitung Mut bewiesen und das Menschenrecht auf Meinungsfreiheit und die Pressefreiheit beispielhaft praktiziert. Die Welt fasst den Fall vorzüglich zusammen. Die Jyllands-Posten hatte ein Dutzend Karikaturen des Propheten Mohammed abgedruckt. Jetzt spielen viele Muslime die beleidigte Leberwurst.

Der Islam und das Judentum verbieten ihren Anhängern, das jeweils höhere Wesen und im ersten Fall auch deren prominente Verkünder abzubilden. Das mag theologisch sinnvoll sein, für Heiden gilt diese Vorschrift natürlich nicht. Das sehen die religiösen Fanatiker anders. Deshalb gibt es Zoff – in vielen islamischen Ländern randalieren die Muslime gegen Dänemark.

Die Jyllands-Posten hat sich nicht beeindrucken lassen. Chapeau, liebe Kolleginnen und Kollegen – meine Verehrung und solidarische Grüße nach Dänemark! Eine deutsches Medium hätte sich natürlich nicht getraut, eine Karikatur Mohammeds zu publizieren. (PS. Die Welt hat es getan. Bravo!) Die christliche Lobby sitzt dafür zu fest im Sattel und in den Rundfunkräten. Die Damen und Herren Sesselpupser wissen genau: Wenn es darum geht, die Interessen der Religion gegen Vernunft und Aufklärung zu vertreten, dann muss man zusammenhalten, auch wenn man jeweils unterschiedliche Formen des Aberglaubens praktiziert.

Man muss sich die Idiotie, die jetzt von islamischer Seite verbreitet wird, nur genauer ansehen: Die Kuweitis wollen dänische Produkte boykottieren. Die Heuchler haben sich aber gern von den „dekadenten“ Amerikanern von ihrem islamischen Glaubensbruder Saddam Hussein befreien lassen. Focus fabuliert über den „Tonfall“, wie es sich für ein deutsches Medium gehört – hier geht es ja oft darum, wer was wie sagen darf oder nicht. Besonders dreist ist es, wie die taz knapp zusammenfasst, dass die „Organisation der Islamischen Konferenz „eine Entschuldigung der dänischen Regierung“ fordert, „weil sie die Veröffentlichung der Karikaturen im September weder verhindert noch unzweideutig verurteilt habe.“ Diese „Konferenz“ braucht Nachhilfeunterricht: Die Regierung in Demokratien hat weder das Recht noch die Pflicht, auf die Medien Einfluss zu nehmen. Man merkt doch gleich, wes Geistes Kind diese muslimische Mischpoke ist.

Woran denkt man, wenn religiöse Fanatiker der christlichen, muslimischen oder jüdischen Sorte die Demokratie und ihre Prinzipien angreifen? An Salman Rushdie natürlich und seine Satanischen Verse. Wikipedia: „Durch die in den Alpträumen eines Protagonisten widergespiegelte Darstellung des Lebens des Propheten Mohammed fühlten sich viele Muslime in ihren religiösen Gefühlen verletzt – die meisten freilich ohne das Buch überhaupt zu kennen, da es weder leicht zu lesen noch wohlfeil erhältlich und obendrein von islamischen Geistlichen verboten war. Am 14. Februar 1989 verurteilte der iranische Staatschef Khomeini Rushdie mittels einer Fatwa zum Tode, weil das Buch gegen den Islam, den Propheten und den Koran sei. Khomeini rief die Moslems in aller Welt zur Vollstreckung auf. Um die Durchführung zu beschleunigen, wurde ein Kopfgeld von 3 Millionen US-Dollar ausgesetzt.“

Und was geschah darauf in Deutschland? Drei Mal dürfen Sie, liebe wohlwollende Leserin und lieber geneigter Leser, raten: „In Deutschland wagte kein einzelner Verlag, die Satanischen Verse zu verlegen. Gleichzeitig wurde es als Akt der Verteidigung der Menschenrechte gesehen, die Publikation sicherzustellen. Schließlich gründete eine Arbeitsgemeinschaft der deutschen Verlage einen neuen Verlag mit Namen „Artikel 19 Verlag“ (dem Artikel, der in der europäischen Menschenrechtskonvention das Grundrecht auf Meinungsfreiheit zusichert), dessen einziger Zweck die Herausgabe der Verse war.“ Die Deutschen sind eben von Natur aus feige und Duckmäuser, und die Ausnahmen bestätigen die Regel.

Ganz so, wie es Wikipedia steht, war es nicht: Der „Artikel 19 Verlag“ bestand aus einigen Verlagen, aber vor allem aus Einzelpersonen, die den Kopf dafür hinhielten, dass Salman Rushdies Werk auch in deutscher Sprache erscheinen konnte. Übrigens: Ein gutes und interessantes Werk – lesenswert!

Und da bin ich nun, wie ein Ost-Pfarrer das formulieren würde, persönlich „betroffen“. Ich gehöre mit zu den Personen, die die „Satanischen Verse“ herausgaben, der einzige Schröder neben Gerhard. Und wenn mir heute wieder ein durchgeknallter Verehrer höherer Wesen, sei er Christ, Jude oder Moslem, dumm käme, und sich beleidigt fühlte, weil ich mich über Religion lustig mache, würde ich mich nicht anders verhalten als damals. Jetzt erst recht – es ist mein gutes Recht! Kirchen zu Turnhallen!

Abbildungen: Jylland-Posten (oben), haganah.us (unten). Die anderen Fotos zeigen vermutlich doch nicht den Propheten Mohammed, aber ganz ausschließen kann man natürlich nichts.