Havelberg, revisited

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Die gute Nachricht: Zwischen Brandenburg und Sachsen-Anhalt gibt es keine Grenzkontrollen. Die Anreise nach Havelberg geschieht per Bahn von Berlin aus und dann per Bus; wir wurden aber abgeholt.

Das hier ist die Pampa-Ost-Nordwest: Auf der Insel mit der Altstadt wohnen nur noch 480 Leute und ein paar Tausend drumherum. Die Kleinbourgeoisie ist am Gesäß. Nur der Tourismus lohnt sich, aber dazu muss man auch die nötige Mentalität entwickeln, also Cafés nicht schon um 17.30 Uhr schließen, wenn Kaiserwetter ist.

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Unter Männern, die sich seit den 80-er Jahren kennen, kann man stundenlang quatschen, im verwilderten naturbelassenen Garten, über alte und neue Zeiten. So geschah es. Das Haus ist mittlerweile schon wohnlicher. Es geht voran. Alles in Eigenregie, nur ab und zu muss ein professioneller Handwerker ran: ungarische Ofensetzer, afghanische Dachdecker und verrentete Ossis.

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Alles wird hier entschleunigt. Aber in der Altstadt düsen Rentnerehepaare mit und ohne E-Bikes umher, die sich, falls sie sich setzen, untereinander über den Hauskauf in Stuttgart unterhalten. Eine Attitude scheint durch, die mich, falls ich mit ihnen geredet hätte, als ich Kuchen aß, dazu veranlasst hätte, sie an einen bekannten und unterhaltsam schreibenden couponschneidenden Blogger weiterzureichen.

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Ab und zu rasen auch Gruppen von Motorradfahrern über das Kopfsteinpflaster, eine Klientel, die selten an Kunstgalerien, von denen es hier nur so wimmelt, anhält.

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Der Holzbalken ist aus dem 17. Jahrhundert. Die Keller sind hier älter als die Häuser, die aus der Gründerzeit stammen. Daher findet man noch Holz, das vermutlich den 30-jährigen Krieg gesehen hat.

Für die „Linke“ fand ich einen Satz von Fontane über den „gemeinen Mann“ und dessen Sprache man sprechen müsse. Deal with it.

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Hansestadt Havelberg und mehr

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Zwei ältere Herren besuchen einen anderen älteren Herrn, der von Kreuzberg in die Hansestadt Havelberg übergesiedelt ist. Heinz und Helge kenne ich schon seit 35 Jahren (sie wurden hier am 22.11.2004 vorgestellt, als Heinz seine Druckerei aufgab). Ich komme mir immer dumm mit ihnen vor, denn Helge ist Dachdecker und kennt sich auch in anderen Handwerkskünsten aus und ist einer der besten Köche, den ich kenne, und Heinz ist Kunsthistoriker, kann drucken und Häuser renovieren, ist Maler mit einer Galerie und gehört jetzt zur lokalen Prominenz, ja, und wir haben auch mal eine Zeitschrift zusammen gemacht (ich kann nur schreiben und dilettiere im Holzbau.

Im Tweet-Modus: Junge Leute weg, alte Leute noch da, Auenlandschaft ringsum (Engländer würden hier in Scharen Vögel beobachten), leere, aber sehr schöne Häuser, zu wenig Geschäfte, aber um so mehr Kultur. Respekt, was die da alles auf die Beine stellen, obwohl die Stadt pleite ist. Habt ihr schon einmal versehentlich zusammen mit einem Dackdecker einen Dom besichtigt? Das dauert lange, aber ich weiß jetzt alles über Stützgebälke und Dachschindel der unterschiedlichen Art. Interessant war auch zu erfahren, warum die alte Eingangstür des Doms unerreichbar in der Höhe schwebt (vgl. Foto) – die Basilika war nach dem Bau im 12. Jahrhundert auch ein Wehrbau.

Wer Fachwerk sehen will, das noch mit Lehm gefüllt ist, oder Backsteine mit Ziegelzeichen sehen will, ist in Havelbergs Altstadt auf der Insel richtig.

Wie ließen uns nicht nehmen, auch das Ehrenmal für die Rote Armee hinter dem Dom zu besuchen. (Was bedeutet die Inschrift?)

By the way: Im vorletzten Foto spiegeln wir uns im Schaufenster der Galerie.




Im Memoriam Helge

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Helge und ich auf der Jubelparade vor der Gedächniskirche am 27.1.1989

Ich habe leider erst heute erfahren, dass mein alter Freund Helge Klockmann am 12. April 2023 an Krebs gestorben ist. Wir kannten uns seit fast vierzig Jahren. Helge hatte gehofft, noch seinen 70-sten Geburtstag erleben zu können. Das war ihm leider nicht vergönnt.

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Einige aus meiner Männergruppe, vermutlich 1986, an der Mauer in Kreuzberg. Wir machten damals die Zeitschrift Herrmann. Vgl. auch „Unter Männern“ (05.11.2018) Von links nach rechts: Heinz, Helge, ich, Enno und Martin (keine Ahnung, was aus ihm geworden ist). (Das ist nicht das Original-Foto, sondern eine eingescannte Kopie auf Papier.)

Vor zwei Jahren hatten wir noch unseren gemeinsamen Freund Heinz Sporkhorst in Havelberg besucht. Helge war von Beruf Dackdecker, hatte auch eine eigene Firma, aber nach einem schweren Unfall arbeitete er nicht mehr.

Helge konnte alles – was das Heimwerken angeht, bin ich im Vergleich zu ihm ein blutiger Anfänger. Als ich das Hochbett in meiner Wohnung fertig hatte, bat ich ihn, die Statik zu begutachten, und er nickte zufrieden. Auf sein Urteil konnte man sich verlassen. Bunte Glasfenster? Er hat sich selbst welche gebaut, als er in einem besetzten Haus wohnte. Bitterorangen einkochen? Habe ich von ihm gelernt.

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Helge beim Requiem auf Heinz‘ Druckmaschine, November 2004

Plätzchen backen? Vor jedem Weihnachten war ein Besuch bei Helge Pflicht. Wer hat eine Bohrmaschine, die ein Loch in meine 49 Zentimeter dicke Mauer machen kann? Helge kam und bohrte es. Wer kriegt es hin, eine total verzogene Tür, die über Jahre in einem Keller lag, wieder so einzuziehen samt der Zargen, dass sie schließt? Ich muss mich nur umsehen, und erinnere mich an sein Grinsen, als er die Bescherung sah und seinen fachmännischen Blick: „Das kriegen wir hin.“

Noch im Frühjahr war er zur Kur in Sylt und hoffte, er könnte sowohl die Fibrose als auch den Krebs besiegen. Kurz danach habe ich ihn zum letzten Mal gesehen. Er brauchte eine halbe Stunde, um Treppen zu steigen und war dünn geworden. Man sah ihm die Krankheit an. Das machte uns Sorgen. Wir konnten aber offen reden. „Ich bin ein Überlebenskünstler“, sagte Helge immer.

Er hat nicht lange leiden müssen und konnte sich noch von seinen Geschwistern verabschieden. Nach meiner Israel-Reise versuchte ich ihn anzurufen, aber die Nummer war abgeschaltet. Ich ahnte schon, dass irgendetwas nicht stimmte.

Wir werden ihn nicht vergessen, oder, wie ich in Israel oft gehört habe: Möge die Erinnerung an ihn ein Segen sein.

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Helge, Martin, Enno und ich an der Berliner Mauer in S0 36, 1989




Wohngemeinschaft

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Mitte der 80-er Jahre, Fabriketage im Hinterhof, Skalitzer 33, Kreuzberg. Wir wohnten da zu acht. (Hallo, Susanne!)

Ich bin dort zu sehen, aber man muss das Ambiente erklären. Die Fabriketage war 400 qm groß und hatte auch eine riesengroße, rund vier Meter hohe Halle. Dort war u.a. ein Fotolabor, dessen Tür man sieht. Damals wurde viele Häuser in Kreuzberg abgerissen oder renoviert, und man kam schnell und kostenlos an „Baumaterial“. Ich hatte mir zahlreiche Fenster besorgt und aus denen ein „Häuschen“ innerhalb der Halle konstruiert, das aussah wie ein Stellwerk. Oben waren mein Bett und unten der Schreibtisch. Der Rest meiner Habseligkeiten verteilte sich irgendwo. Jemand anderes hatte auf der anderen Seite der Halle auch sein Zimmer gebaut. Privatsphäre geht anders, aber so waren damals die Zeiten.

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Ich hatte noch einen zweiten Schreibtisch in der Halle, den man im Hintergrund erkennt. Das Foto wurde ca. 1986 gemacht, die Herren links und rechts waren Mitglieder des Redaktionsteams des Herrmann. Wir waren damals eine verwegene Bande, die auch vor Illegalem nicht zurückschreckte. Einmal stürmte die Polizei durch unsere WG, weil sie jemanden suchte, der über uns wohnte und der bei uns durch die Hintertür hinein gekommen war und durch die vordere wieder hinaus rannte. Irgendwann stellte der sich, weil die Polizei per Lautsprecher verkündete, die das Katz-und-Maus-Spiel leid war, wenn er nicht freiwillig käme, würden sie das ganze Gebäude auf den Kopf stellen.

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Meine Geburtstagsparty ebendort (1987). Neben mir sitzt meine damalige Ex, die aus Westdeutschland angereist war und kein Geschenk hatte, nur sich selbst, wie sie mir augenzwinkernd verkündete, leider nur für eine Nacht. Links – mit der Flasche – steht Heinz Sporkhorst, der damals im hintersten SO 36 eine Druckerei betrieb und der heute in Havelberg lebt.

Zu der Fabriketage gehörte auch ein Lastenfahrstuhl, den wir offiziell nicht benutzen durften, was wir natürlich trotzdem taten. Als die Gäste der Geburtstagsfeier 1987 in feuchtfröhlichem Zustand das Event verlassen wollten und den Fahrstuhl benutzten, blieb er stecken. und sie musste alle hinausklettern und außen hinunter.

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Strahlende Zukünfte und Hochwasserdemenz

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Immer noch bleibe ich bei meiner Vorhersage, dass es eine sogenannte „Deutschland-Koalition“ wird. Wäre ich ein Wahlkampfstrategie der CDU, dächte ich: Es geht doch nur darum, die eigenen Wähler zu mobilisieren, die wieder zur Urne gehen werden, weil sie bei so schlechten Umfragewerten denken, sie müssten eine Machtübernahme der Sozis auf jeden Fall verhindern, auch wenn Laschet eine lame duck ist oder den Underdog mimt.

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Dann haben wir noch die „Linke“, der nichts Besseres einfällt, als immer und immer wieder zu fordern, dass noch mehr Flüchtlinge Einwanderer kommen sollen. Das kann niemand mehr hören, weil es gebetsmühlenartig vorgetragen wird. Etwas anderes fällt ihnen nicht mehr ein. Wenn man auf derer Website sucht, kommt Flüchtlinge 1413 Mal vor, Ausbeutung jedoch nur 218 Mal. Das sagt doch genug.

Nur um das klarzustellen: „Wir“ würden das schaffen als eines der reichsten Länder der Welt. Aber wer auf die moralische Tränendrüse drückt, kommt beim Volk nicht weit. Zudem sollte man genau hinschauen, was diese Kollaborateure aus Afghanistan sind. Darf ich den Autor einer bürgerliche Zeitung zitieren (Paywall): „Wir haben in Afghanistan eine reiche Helferkaste geschaffen“.

Erkauft sich der Westen bei Einsätzen in sehr armen Ländern wie Afghanistan eine überaus gut bezahlte Klasse von Helfern? Verführen wir diese oft überdurchschnittlich ausgebildeten Menschen dazu, ihre Länder in Richtung Europa zu verlassen? Betreiben wir, wenn auch ungewollt, einen Braindrain?

Das Jahresgehalt eines deutschen Oberleutnants (A 10) betrug 27.000 Euro – das einer afghanischen Ortskraft (Stufe 6) 7140 Euro. Nun mein Punkt: Der Oberleutnant lag mit seinem Gehalt bei 84,1 Prozent des deutschen Durchschnittseinkommens – der für uns arbeitende Afghane aber brachte es auf unfassbare 892,50 Prozent des Durchschnittsgehalts seiner Landsleute. Diese Zahl zeigt das enorme Ausmaß der Privilegierung.

Als Staatswissenschaftler fürchtete ich, dass diese Überbezahlung zu einem Braindrain in den afghanischen Behörden, Sicherheitskräften, der Privatwirtschaft und den lokalen Medien führt und so die notwendige Entwicklung des Staates und der Zivilgesellschaft behindert.

Keine weiteren Fragen, Euer Ehren.

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Apropos Wasser, da ich gerade draußen das beschissene Klima, das ich nicht retten will den deutschen Sommer sehe. In einem sehr interessanten Artikel im Tagesspiegel (leider auch Paywall) wird exakt beschrieben, wie die Folgen der schweren Unwetter vom Menschen gemacht worden sind.

Es zeigte sich, dass Bauten in den 25 Jahren nach solchen Ereignissen zunächst nur an höher gelegenen Stellen neu entstanden. Aber schon nach einer Generation ging die Vorsicht verloren und man baute wieder näher am Fluss. Daraus schließen die Wissenschaftler in ihrer Studie von 2019, „dass die Erinnerung an extreme Wetterereignisse von lebenden Zeitzeugen abhängt und innerhalb von zwei Generationen ausstirbt“.

Der Umweltwissenschaftler Wolfgang Günthert spricht von einer „weit verbreiteten Hochwasserdemenz“. Und ein zweimaliges Flutopfer an der Elbe fasst das Paradox in den Satz, dass die Gefahr „in meinem Bewusstsein war, aber bewusst war sie mir nicht“.

Wir haben nach 2002 auch erst wieder lernen müssen“, sagt Wamser, „was die Menschen hier schon vor hundert Jahren gewusst haben müssen.“ Er kramt als Beleg eine Handzeichnung des Elbverlaufs hervor. In ihr sind die Altarme des Flusses berücksichtigt, die längst verlandet sind. Bei Hochwasser suche sich der Fluss sein früheres Bett…

(So, jetzt starren nicht mehr alle Besucher auf die Gesäße.)




Fuß. Boden. Bretter.

fußbodenbretterfußbodenbretterfußbodenbretterfußbodenbretter

Frage an die hier mitlesenden Maler, Lackierer, Anstreicher, Künstler und die Schwarmintelligenz im Allgemeinen: Im Haus des Havelberger Freundes fand sich unter einer dicken Schicht Ochsenblut diese schöne Malerei auf den Fußbodendielen. Niemand weiß, was das ist. Ein hinzugezogener Experte meinte, es handele sich vermutlich um Anilinfarben. Die Dielen sind aus hochwertigem Holz, ohne Löcher und Risse; das Haus stammt aus der Gründerzeit.

Weiß jemand mehr?




Männer, Mirabellen und ein Ypsilon

Havelberg
Blick auf Havelberg (wer hätte das gedacht!)

Drei alte Männer mit Kopfbedeckungen der saloppen Art wanderten herum und sahen dieses und jenes, und nicht zum ersten Mal. Wer aber nicht immer auf das Smartphone starrt wie die Nachgeborenen, erblickt nachhaltig Dinge, die der moderne Mensch oft achtlos am Wegesrand verrotten lässt.

Heinz und Helgemirabellen

In diesem Fall waren es Mirabellen, die ich zu meiner Schande spontan ohne Pflanzen- und Obst-App nicht hätte identifizieren können; unser Koch jedoch wies den Fahrer an, zu halten, zu entschleunigen und zu pausieren und sammelte auf.

Mirabellen sind mit 230 Milligramm pro hundert Gramm relativ reich an Kalium. Kalium ist wichtig für die Funktion von Herz und Nerven. Die Früchte enthalten außerdem die Mineralstoffe Magnesium und Phosphor sowie das Spurenelement Zink. Das in den Früchten enthaltene Vitamin C ist unter anderem am Aufbau des Bindegewebes beteiligt. Für ihren süßen Geschmack ist der in Mirabellen enthaltene Fruchtzucker verantwortlich.

Jetzt habe ich eine Idee. Aber wo kriege ich frische Mirabellen her?

HavelbergHavelberg Yachthafen
Havelberg Yachthafen (lange kein Wort mehr mit Y verwendet). Ich habe alle Fotos so gemacht, dass der grottenhässliche Drogeriemarkt, der die Stadt und jedwede Aussicht verschandelt und aller Augen beleidigt, nicht zu sehen ist.




Terminus vitae non amoris

jüdischer Friedhof havelberg

Finde den Fehler!

jüdischer Friedhof havelbergjüdischer Friedhof havelberg

Zugegeben, ich habe mich nur ca. 20 Minuten im Internet umgesehen, um im nachhinein mehr über den Jüdischen Friedhof in Havelberg <im Ortsteil Müggenbusch zu erfahren. Die Ausbeute war erbärmlich. Auf der Website der „Hansestadt Havelberg“ wirft die Suche gar nichts aus. Und andere Quellen schreiben mehr oder minder von Wikipedia ab. Interessant, dass früher wohl ein Davidstern auf der Hinweistafel war, jetzt sind dort drei Kreuze, was der Stadt peinlich sein sollte. Vielleicht möchten die Verantwortlichen auch gar nicht an den über Jahrhunderte grassierenden Antisemitismus in Havelberg erinnert werden.

Man findet auch nur sehr wenig über das Internierungslager Havelberg im 1. (!) Weltkrieg, an dessen jüdische Opfer der Gedenkstein erinnert.

Nachdem am 12. November 1914 das Kriegsgefangenenlager in ein Interniertenlager umgewandelt worden war, kamen internierte Zivilpersonen hierher: Männer im wehrpflichtigen Alter aus den Ländern der Kriegsgegner Deutschlands sowie aus deren Kolonien (Indien, Algerien, Marokko etc.). Mitunter waren ganze Familien, die zwischen die Fronten geraten waren, in Havelberg interniert.

Mir wurde die im Internet nicht vorhandenen Details von einem Freund, der von Kreuzberg nach Havelberg ausgewandert ist, mündlich erläutert. Wir waren ein handwerklich sehr begabter Künstler, ein gelernter Dachdecker (und passionierter Koch) und ich – daher bekam ich gratis noch einen Spontanvortag über das DDR-typische Material, was beim eisernen Tor und dem Davidsstern verwendet worden sei. Kritisch wurde auch angemerkt, dass die Flügel des Tors unprofessionell und schief angebracht wurden. Die Tafel am Eingang habe ich fotografiert, sie ist aber fast völlig unleserlich.

jüdischer Friedhof havelbergjüdischer Friedhof havelbergjüdischer Friedhof havelbergjüdischer Friedhof havelberg

Auf einem Grab (viertes Foto von unten) entdeckten wir ein stilisiertes Symbol der Freimaurer. Der Kupferstecher Louis Jacoby ist vermutlich der einzige Menschn der dort begraben wurde, über online etwas zu finden ist. „Der jüngste Grabstein des Friedhofs erinnert an William Jacoby, der 1943 im KZ Theresienstadt umkam.“ Leider weiß ich nicht, wie William mit Louis Jacoby verwandt war.

Es war auch nicht so einfach herauszufinden, was Terminus vitae non amoris. Ich kann das natürlich als alter Lateiner irgendwie übersetzen; den Satz findet man nicht selten auf Grabsteinen. (Ich denke bei „Terminus“ ohnehin zuerst an Pirx.) Aber in gutem Deutsch? „Das Leben endet (oder: ist endlich), aber nicht die Liebe“ wäre mein Vorschlag.

jüdischer Friedhof havelbergjüdischer Friedhof havelberg




Architekturdenkmal Ost

garagen ddr

Gesehen in Havelberg, Sachsen-Anhalt.




Batik-Hemd, Retro-Style

batik-hemd

Krame in alten Fotos. Das ist meine Geburtstagsparty 1985 oder 1986. Ich trage ein Batik-Hemd. Der Macher des Hemdes, der damals auch in der Fabriketage wohnte, hat später die Branche und auch den Kontinent gewechselt (hallo, Heiko!). Das rauchende Mädel im Sessel war meine Geliebte. Ein anderer Freund (links, mit der Sektflasche) trägt heute oft einen Hut.




Männerfreundschaften halten länger

zum Elefanten

Burks war im Kreuzberger Elefanten mit Heinz und Helge (- mit denen ich schon seit Mitte der achziger Jahre befreundet bin. Nein, wir sind auf dem Foto nicht zu sehen.)