Seal Team

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Ich empfehle Seal Team (7 Staffeln, 6 auf Amazon Prime, ursprünglich US TV,).

Wir basteln uns zuerst eine Überschrift: Seal Team [es muss die Elite der Elite sein, sonst identifiziert sich der Zuschauer nicht damit] is a military drama that follows the professional and personal lives of the most [!] elite [!] unit of Navy Seals as they train, plan and execute [bumm bumm] the most dangerous [!], high stakes missions our [!] country can ask of them.

Der Kern des Plot ist schon vorher bekannt: Gruppendynamik unter Männern. Wie halten die (Ehe)Frauen es aus, dass die Kerle immer weg sind. Kriegen die Kerle überhaupt Frauen ab? (Natürlich, weil es ganze Kerle sind, sogar Feministinnen und Gender-Professorinnen). Wie geht es Kindern, wenn der Papa unentwegt fremde Türen ganz woanders eintritt?

Geboten wird solide inszenierte Action, sogar superspanned, obwohl man weiß, dass die Guten immer gewinnen. Ich bin erst bei der ersten Staffel, habe aber ein wenig in den anderen Staffeln herumspioniert. Meine Lieblings-Milf „Alana“ gibt leider sehr früh die Löffel ab. Also muss ich mich fragen, ob die schnuckelige Amanda „Mandy“ Ellis es irgendwann mit dem Hauptdarsteller treibt oder ob sie vielleicht als Tribut an Wokistan Lesbe ist. Im Allgemeinen neigen alle Frauen, die mitspielen, dazu, den Job aufzugeben/jemanden zu heiraten, der nicht zur Elite gehört/einen Autounfall zu haben/Affäre mit dem Hautdarsteller usw..

Obwohl es unter dem Label „Seal“ sehr viele Filme gibt – Homeland und Sniper gehören auch in diese Gattung – hätte man die Sache viel dämlicher machen können (Navy Seals vs. Zombies!) nach dem Motto: Wir sind die Guten, sie werden erschossen, Widerstand ist zwecklos.

Interessant sind natürlich die politischen Botschaften, die unter der Oberfläche lauern und die dem Zuschauer weltanschaulich aufgezwungen werden sollen. Wo spielt die Serie? Da diese primär für das US-Publikum hergestellt wurde, dürfen die Länder nicht zu kompliziert sein, weil die in den USA niemand kennt. Bosnien und Herzegowina und Papua-Neuguinea fallen daher weg. Alle Länder in Afrika (außer Safari-Länder wie Namibia und Tansania) sind böse und gefährlich, weil man niemanden zumuten kann zu wissen, wo etwa Lesotho oder Burkina Faso sind. Somalia könnte an eine gotische Schlange erinnern und scheidet daher aus. Also steht „Boko Haram“ für alles.

Ähnlich Südamerika. Venezuela (sowieso die Bösen, irgendwie kommunistisch und schon aus Avatar bekannt: „a mean bush“), Kolumbien (Drogen!) und Ecuador (irgendein Chaos ist immer, zur Not Vulkanausbrüche) sind geeignet. Chile und Paraguay oder Guyana nicht, weil das den durchschnittlichen Zuschauer geografisch und intellektuell überforderte.

Wir haben also bei „one of the most dangerous countries in the world“: Russia controlled territory (klar und jetzt sowieso!), Syrien, Irak, Jemen, Afghanistan oder Pakistan, Jordanien, Serbien, Aserbaidschan oder Armenien (egal), als weitere Version für „Afrika“ Nigeria.

Was haben wir nicht? Deutschland kommt erst, wenn es hier ein Kalifat gibt. Westeuropa ist weder gefährlich, auch gibt es weder Dschungel oder Wüsten. Israel geht gar nicht, weil die bessere Teams haben. Australien oder Kanada gehen auch nicht, weil die militärischen Verbündeten diskreditiert wären, suggerierte man, die kriegten ein terroristisches Problem nicht ohne die US-Army gelöst. Mit China legt man sich nicht an, weil die immer zu viele sind. Mongolei kennt niemand und würde bei US-Zuschauern vermutlich als chinesische Provinz oder gar in Afrika vermutet. Vietnam ist tabu und ausgenudelt, weil zu dem Thema schon gefühlt mehrere Tausend Filme gedreht wurden.

Jetzt wird es natürlich schwierig, falls noch mehr Staffeln folgten, weil Afghanistan wegfällt. Das ist so, also radierte man beim Raumschiff Enterprise plötzlich die Borg oder die Klingonen aus. Auch Afrika wird heikel, weil es auf Dauer nicht gut kommt, wenn die Guten massenweise Neger Dunkelhäutige abknallen und die USA nirgendwo mehr präsent sind. Auch wenn politisch korrekt immer ein paar Afroamerikaner mitspielen – die Mehrheit des Teams können sie nie werden, sogar wenn Denzel Washington die Hauptrolle hätte. Eine Frau als Heldin wäre gleich eine Lara-Croft-Version und passte nicht ins Genre Männerkriegsfilm. Es ist alles perfekt durchchoreografiert.

Conclusio: Die Grenzen des Filmbaren sind enger gesteckt, als man zuerst vermutet. Die „Seals“ wirken als eine öffentliche und kulturelle Katharsis und erinnern an die Zeit, als die USA alles meinten gewonnen zu haben, Kuweit, Syrien und Afghanistan. In der Realität sieht es bekanntlich anders aus. Aber wer will das schon wissen…

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