Neben Standrohren

Paul Löbe haus

Mein heutiger temporärer Arbeitsplatz, von neun bis 21 Uhr (ja, das sind 12 Stunden!). Hier: 9:48 Uhr.

Paul Löbe haus

Hier: 14:43 Uhr. Demnächst gibt es dort zahllose Veranstaltungen. Das Grundgesetz wird 75 Jahre alt.

Kronprinzenbrücke

Gosh, the memories. Vor ewigen Zeiten – ungefähr 2007 – gab es in dem mittleren Haus eine Veranstaltung über Secondlife. Ich lernte dort eine liebreizende Dame kennen, mit der ich… aber das muss ich nicht veröffentlichen.

standrohr

Eigentlich wollte ich nur bloggen, wie ein Standrohr aussieht. Das ist nicht so ungefährlich, wie es scheint.

Paul Löbe haus

Der Herr von der Kurva-Faktion war Profi-Obachloser und stellte sogar die Bank, auf der er ein paar Stunden geschlafen hatte, wieder ordentlich hin.

Noch drei Tage 12 Stunden, dann zwei Tage frei, dann noch mal drei Tage. Immerhin stellt uns die Firma ein exklusives Catering…

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Ukrainisches Gehacktes

siegesparade

Die russische Propaganda (also automatisch voll gelogen) berichtet Erschröckliches:

„Das ukrainische Fernsehen – oder vielmehr ein nicht unbedeutender Teil von dessen Kanälen – hat statt des jeweils üblichen Programms die am 9. Mai 2024 live übertragene Parade anlässlich des 79. Jahrestags des (endgültigen, so hofften damals viele vergeblich) Sieges über den Faschismus gesendet: eines Sieges, den die Sowjetunion über das größtenteils unter dem Dritten Reich geeinte Europa im Jahre 1945 errang. Davon berichtet RIA Nowosti mit Verweis auf diverse Quellen.

Erklärt wird dies mit einem umfassenden Angriff seitens, wie es heißt, russischer Hacker: Diese sollen sich Zugang zum Netzwerk des Satellitenbetreibers SES verschafft haben und auf mindestens einem von dessen Astra-Satelliten die Übertragung der Programme gleich mehrerer Fernsehsender unterbrochen haben. Zu diesen gehörten mindestens Espreso, Prjamy und Kiev. Stattdessen sollen die Hacker die Übertragung der Siegesparade auf dem Moskauer Roten Platz zur Ausstrahlung eingespeist haben.

siegesparade

Prjamy ließ über seinen Telegram-Kanal das Folgende bekannt geben:
„Heute fand sich auch der Fernsehsender Prjamy einem Angriff russischer Hacker ausgesetzt. Eine Zeit lang sah der Teil unserer Zuschauer, der uns über Satellit schaute, statt der Liveübertragung aus unserem Studio in Kiew die Parade auf dem Roten Platz in Moskau.“

Jener Erklärung entstammt die Information, dass der betroffene Satellit dem Astra-Netz angehöre. Der Betreiber SES soll die Übertragung über diesen Satelliten gleich komplett unterbrochen haben, bis das Problem behoben worden sei, besagt die Mitteilung von Prjamy.

Zuvor hatten Hacker der russischen Gruppe „Kilobyte V“ erklärt, sie beziehungsweise ihre Kollegen anderer russischer Gruppen oder Einzelgänger hätten ukrainische Internetseiten gehackt, vor allem die aller möglichen Bildungseinrichtungen von Hochschulebene abwärts. Auf deren Internetpräsenzen haben sie einen Siegestagsgruß hinterlassen, den sie durch das Zitat Wladimir Putins über die Bruderschaft des russischen und des ukrainischen Volkes ergänzten-“

siegesparade

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Kampf der Klassen

class struggle
In the theater of society, the stage is set with a vast, sprawling landscape where towering mountains of privilege cast long shadows over valleys of adversity. On one side, clad in suits of affluence, stand the elite, their backs turned against the struggling masses. Their hands grasp tightly to the levers of power, while their gaze remains fixated on the distant horizon of their own prosperity.

Opposite them, amidst the rubble and debris of inequality, stand the working class, their shoulders bearing the weight of generations of exploitation and marginalization. Their fists raised defiantly, they advance, armed with determination and solidarity, pushing against the currents of oppression that seek to keep them in perpetual servitude.

Above them, a tempest rages, its thunderous roar echoing the cries of injustice that reverberate through the land. Lightning flashes, illuminating the battlefield, as the clash between privilege and poverty unfolds with each passing moment.

In this struggle, the air is thick with tension, charged with the electricity of revolution. And though the odds may seem insurmountable, the spirit of resistance burns bright, a beacon of hope in the darkest of nights. For in the crucible of adversity, where the flames of dissent rage fiercest, the seeds of change take root, promising a tomorrow where equality reigns supreme.

class struggle

Immer noch der Prolog. Die Geschichte aller bisherigen Gesellschaft ist die Geschichte von Klassenkämpfen. Freier und Sklave, Patrizier und Plebejer, Baron und Leibeigner, Zunftbürger und Gesell, kurz, Unterdrücker und Unterdrückte standen in stetem Gegensatz zu einander, führten einen ununterbrochenen, bald versteckten bald offenen Kampf, einen Kampf, der jedesmal mit einer revolutionären Umgestaltung der ganzen Gesellschaft endete, oder mit dem gemeinsamen Untergang der kämpfenden Klassen. (Karl Marx und Friedrich Engels: Manifest der Kommunistischen Partei, 1848)

class struggle

Ich muss heute mit der russischen Propaganda mit einem Blogger-Kollegen scharf ins Gericht gehen. RT Deutsch hat einen Artikel von Rüdiger Rauls übernommen; da ich bekanntlich ständig Feindsender sehe, höre und lese, wurde ich aufmerksam, zumal der Titel des Beitrags „Klassenkampf ohne Klassenbewusstsein“ nach einer marxistischen Analyse klingt. Aber warum veröffentlichen dann die Russen das?

Kaum ein Satz von Karl Marx ist bekannter als der, dass das Sein das Bewusstsein bestimmt. Diese Aussage über den Zusammenhang zwischen Sein und Bewusstsein gilt heute immer noch wie vor über hundert Jahren, wenn auch die Welt sich inzwischen stark verändert hat. Objektiv besteht das Proletariat als Klasse weiterhin, jedoch sind die Bedingungen für die Entwicklung von Bewusstsein andere geworden. Die Arbeiterklasse versteht sich selbst nicht mehr als solche.

Das ist doch Unfug. Fragen wir den Genossen Wladimir Iljitsch, der in „Was tun?“ schrieb:
Wir haben gesagt, dass die Arbeiter ein sozialdemokratisches Bewusstsein gar nicht haben konnten. Dieses konnte ihnen nur von außen gebracht werden. Die Geschichte aller Länder zeugt davon, dass die Arbeiterklasse ausschließlich aus eigener Kraft nur ein trade-unionistisches Bewusstsein hervorzubringen vermag, d.h. die Überzeugung von der Notwendigkeit, sich in Verbänden zusammenzuschließen, einen Kampf gegen die Unternehmer zu führen, der Regierung diese oder jene für die Arbeiter notwendigen Gesetze abzutrotzen u.a.m.. Die Lehre des Sozialismus ist hingegen aus den philosophischen, historischen und ökonomischen Theorien hervorgegangen, die von den gebildeten Vertretern der besitzenden Klassen, der Intelligenz ausgearbeitet wurden. Auch die Begründer des modernen wissenschaftlichen Sozialismus, Marx und Engels, gehörten ihrer sozialen Stellung nach der bürgerlichen Intelligenz an. (Wobei anzumerken sei, dass ich eher den Genossen Georgi Walentinowitsch Plechanow unterstützen würde, der ganz richtig meinte, Lenin argumentiere voluntaristisch, berücksichtige als nicht, dass das ökonomische Sein letztlich die Grenzen des Bewusstseins bestimmt und man Klassenbewusstsein nicht von oben verordnen oder durch eine revolutionäre Avantgarde „einimpfen“ könne, obwohl das ein verführerischer Gedanke ist, wenn man selbst gefühlt zu dieser Avantgarde gehört.)

Der Kollege Rauls versteigt sich sogar zu der These: Seit dem Untergang des sowjetischen Sozialismus herrschen politische Verhältnisse, in denen weltweit keine Klassenkämpfe mehr stattfinden. Zwar werden derzeit viele Konflikte ausgetragen, zum Teil auch kriegerisch, in denen nationale, ethnische und auch Wirtschaftsgruppen ihren jeweiligen Interessen Geltung verschaffen wollen. Aber das sind Interessenkonflikte, keine Klassenkämpfe.

Mitnichten. Jeder kleine Streik ist Klassenkampf, ob objektiv als solcher bewusst oder nicht. Und man kann auch alle gesellschaftlichen Konflikte so erklären, ob sich dieser Kampf der Klassen nun religiös kostümiert oder völkisch oder sonstwie. Und, wie wir hier auf diesem irrelevanten Blog irgendwann dialektisch und zwingend logisch nachgewiesen werden bekommen, auch in China gibt es Klassenkampf, obwohl die dortige Partei das leugnet und jeden wegsperrt, der etwas anderes sagt.

Das musste mal gesagt werden; der Text ist eh schon zu lang.

class struggle

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Cyclopterus lumpus und andere

fische sammlung Bloch

Auf dem Schild im Naturkundemuseum Berlin steht (Auszug):
Fischsammlung von M. E. Bloch (von rechts nach links)
Liniendornwels (Platydoras costatus)
Asiatische Scholle (Pleuronichthys Cornutus)
Kleiner Ruderfisch (Lethrinus miniatus)
Seehase (Cyclopterus lumpus)
Sammler: Bloch, um 1780

Die besonders wertvolle Fischsammlung des Berliner Arztes Dr. Marcus Elieser Bloch (1723-1799) stellt den Grundstock unserer heute insgesamt ca. 130.000 Fischpräparate umfassenden Ichthyologischen Sammlung dar. Neben einigen Alkholpräparaten besteht die Sammlung von Bloch vor allem aus so genannten Trockenpräparaten. Hierzu wurde die Fischhaut vom Körper getrennt, auf einen grob gefertigten Kunstkörper aus Holzwolle aufgezogen und trocknen gelassen. Am Präparat der Scholle ist diese Technik nachzuvollziehen.

fische sammlung Bloch

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Valle de Colca, revisited

colca

Das Publikum sei auf das heutige und sehr ausführliche Update zu meinem Posting „Kolonial“ vom 05.05.2024 hingewiesen.

Das Foto oben hatte ich schon 2011 veröffentlicht, aber damals nicht erwähnt, dass es die Brücke „El Inca“ (Puente Inca) in Chivay zeigt.

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Dünne Nilpferde und anderes

Politiker
ChatGPT (!): create an image that shows a very corpulent woman with a double chin and wearing a poorly cut green dress standing behind a lectern, no other people in sight, the background should be completely green

Nehmen wir einmal an, ich würde einer rein erfundenen, nicht ganz schlanken Politikerin F. nachsagen, dass ihre Tiktok-Tänze geeignet sind, die Grazilität von Nilpferden in den Schatten zu stellen: Wäre man böswillig, könnte man mir deshalb ein Verfahren wie gegen Hadmut Danisch anhängen. Schließlich sei es denkbar, dass ich sie in den Augen eines unbedarften Lesers mit nicht eben dünnen Nilpferden verglichen und sie damit als fett bezeichnet hätte. Tatsächlich sage ich aber nur, dass sie die Grazilität einer Tiergattung in den Schatten stellen kann, und das kann viel bedeuten. (Don Alphonso hinter der Paywall der bürgerlichen Presse)

Ich habe wieder kaum Zeit zum Bloggen und weise die geneigte Leserschaft nur auf zwei Artikel hin:
Die Japan Times: „The West is hastening its own decline“.
„Not only do Western sanctions fail to change the behavior of the government being targeted, whether Russia, Iran, Myanmar or Syria; they also almost invariably advance China’s commercial and strategic interests. In fact, no country is profiting more from Russia’s invasion of Ukraine — and the West’s response to it — than China.

– Und die Jerusalem Post: „Son of Hamas founder: Hamas ceasefire proposal is a trap“.
Mosab Hassan Yousef, a former Hamas member turned informant, warns against Hamas‘ ceasefire offer, advising Israel to demand hostages‘ release before agreeing.

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Unter Schülenden

rechtschreibung

Rechtschreibfehler passieren, sogar mir. Aber hier haben einige Leute draufgekuckt und nichts gesehen.

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Der Kampf war sein Element

Karl Marx

Happy birthday, Karl Marx! Du würdest dich totlachen, wenn du den weltanschaulichen Zustand der „Linken“ weltweit sähest.

Marx entdeckte auch das spezielle Bewegungsgesetz der heutigen kapitalistischen Produktionsweise und der von ihr erzeugten bürgerlichen Gesellschaft. Mit der Entdeckung des Mehrwerts war hier plötzlich Licht geschaffen, während alle früheren Untersuchungen, sowohl der bürgerlichen Ökonomen wie der sozialistischen Kritiker, im Dunkel sich verirrt hatten.

Zwei solche Entdeckungen sollten für ein Leben genügen. Glücklich schon der, dem es vergönnt ist, nur eine solche zu machen. Aber auf jedem einzelnen Gebiet, das Marx der Untersuchung unterwarf, und dieser Gebiete waren sehr viele und keines hat er bloß flüchtig berührt – auf jedem, selbst auf dem der Mathematik, hat er selbständige Entdeckungen gemacht.

So war der Mann der Wissenschaft. Aber das war noch lange nicht der halbe Mann. Die Wissenschaft war für Marx eine geschichtlich bewegende, eine revolutionäre Kraft. So reine Freude er haben konnte an einer neuen Entdeckung in irgendeiner theoretischen Wissenschaft, deren praktische Anwendung vielleicht noch gar nicht abzusehen – eine ganz andere Freude empfand er, wenn es sich um eine Entdeckung handelte, die sofort revolutionär eingriff in die Industrie, in die geschichtliche Entwicklung überhaupt. (…)

Denn Marx war vor allem Revolutionär. Mitzuwirken, in dieser oder jener Weise, am Sturz der kapitalistischen Gesellschaft und der durch sie geschaffenen Staatseinrichtungen, mitzuwirken an der Befreiung des modernen Proletariats, dem er zuerst das Bewußtsein seiner eigenen Lage und seiner Bedürfnisse, das Bewußtsein der Bedingungen seiner Emanzipation gegeben hatte – das war sein wirklicher Lebensberuf. Der Kampf war sein Element. Und er hat gekämpft mit einer Leidenschaft, einer Zähigkeit, einem Erfolg wie wenige. Erste ‚Rheinische Zeitung‘ 1842, Pariser ‚Vorwärts‘ 1844, ‚Brüsseler Deutsche Zeitung‘ 1847, ‚Neue Rheinische Zeitung‘ 1848-1849, ‚New-York Tribüne‘ 1852-1861 – dazu Kampfbroschüren die Menge, Arbeit in Vereinen in Paris, Brüssel und London, bis endlich die große Internationale Arbeiterassoziation als Krönung des Ganzen entstand – wahrlich, das war wieder ein Resultat, worauf sein Urheber stolz sein konnte, hätte er sonst auch nichts geleistet.

Und deswegen war Marx der bestgehaßte und bestverleumdete Mann seiner Zeit. Regierungen, absolute wie republikanische, wiesen ihn aus, Bourgeois, konservative wie extrem-demokratische, logen ihm um die Wette Verlästerungen nach. Er schob das alles beiseite wie Spinnweb, achtete dessen nicht, antwortete nur, wenn äußerster Zwang da war. Und er ist gestorben, verehrt, geliebt, betrauert von Millionen revolutionärer Mitarbeiter, die von den sibirischen Bergwerken an über ganz Europa und Amerika bis Kalifornien hin wohnen, und ich kann es kühn sagen: Er mochte noch manchen Gegner haben, aber kaum noch einen persönlichen Feind.

Sein Name wird durch die Jahrhunderte fortleben und so auch sein Werk!“
(Friedrich Engels: Das Begräbnis von Karl Marx, 18. März 1883)

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Unter Zusammenwachsenden

grüne Mullahs

Ich muss die Qualitätsmedien zitieren: „Ein siegreicher Kandidat für den Gemeinderat der Stadt Leeds (800 000 Einwohner) lässt nach der Bekanntgabe seines Ergebnisses eine Palästina-Fahne hochhalten. Der britische Politiker ruft den islamischen Schlachtruf: „Allahu akbar!“ (Arabisch für „Gott ist groß!“) Und: „Wir werden die Stimme für Gaza erheben.“ (…) Sein Name: Mothin Ali. Seine Partei: die britischen Grünen.“

Da wächst zusammen, was auch in Deutschland bald zusammenwachsen wird.

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Kolonial [Update]

kolonial

Irgendwo in Peru, 1984. Ursprünglich dachte ich, das sei in Cusco, aber so nah an die Berge reicht die Kolonialarchitektur dort eigentlich nicht. Vermutlich ist das Gebäude ohnehin schon abgerissen worden.

[Update] Das alleswissende Publikum in Gestalt des Lesers Bex hat tatsächlich etwas sehr Exotisches herausgefunden. Genau dieses Foto gibt es online – meines war nur seitenverkehrt (habe ich korrigiert).

Noch schöner: Es ist in Chivay im Colca-Tal, fotografiert am 9. Dezember 1984. Wir waren von Cabanaconde mit dem Bus gekommen und in einer lustigen Herberge untergebracht.

Es kommt sogar noch besser: Per Google kann man das Haus auch ansehen. Es ist auf der Plaza de Armas Ecke Arequipa.

Ich habe dann in meinem Reisetagebuch nachgeschaut:
[Wir fahren] durch das Colcatal mit atemberaubenden Ausblicken in die Schlucht und auf die Berge und kommen nach ein paar Stunden in Chivay an. Dort ist alles total anders: Strom und Licht, Straßenanschluss, Restaurants, ein extrem sauberes alojamiento, ein Markt mit Essen, eine Plaza mit Spielautomaten, Läden, mehrere oficinas und ein großes Polizeirevier mit Knast.

Auf der anderen Seite des Flusses heißt der Ort seltsamerweise Sacsayhuaman [dafür habe ich keinen Beleg gefunden]. Wir entdecken auch einen kleinen runden Platz in den Hügeln; aber ob er alt ist, weiß ich nicht. Zumindest heißt die Brücke „El Inca“. Die Terrassen im Colcatal sind bestimmt auch schon älter. (Das „amerikanische Dorf“ im Colcatal versetzt mich in Staunen.) [Ich weiß nicht mehr, was ich damit meinte.]

Im Grunde genommen ist in Chivay genau so wenig los wie in Cabanaconde, ja als Gringo kriegt man noch weniger mit, weil man sich in Kneipen aufhält, wo die Einheimischen nur essen. Sitzen, reden und trinken scheint bis auf die alleinstehenden Männer nicht üblich. Außer den Marktfrauen und einigen ärmeren Leuten trägt hier keiner traditionelle Kleidung. Der Unterschied und die Symbolik, die die Kleidung – ob sie praktisch ist oder nicht – ausdrückt, scheint für die Leute extrem wichtig zu sein, vielleicht noch wichtiger als für uns. Nur der Hut hält sich am längsten. Vielleicht ist der soziale Aufstieg durch Sprache und Kleidung so am besten zu signalisieren. [Ich meinte: Damals waren die traditionelle Kleidung und Quechua ein Zeichen für „Bäuerliches“ und arme Leute; wer nach „oben“ strebte, kleidete sich „westlich“ und sprach Spanisch. Heute ist das offenbar nicht mehr so.] Die Frau des Bullen [Polizisten] trägt hochhackige Schuhe, Hosen und raucht.

Wir spazieren noch das Flusstal aufwärts und baden in den heißen Quellen. Der höchste Genuss! Es gibt drei Becken! Das Wasser ist so heiss wie in der Badewanne, und nach ein wenig Schwimmen geht einem schnell die Puste aus. Das Wasser kommt heiss als kleiner Bach den Beg hinunter und wird oben ohne Zusatz direkt in die Becken geleitet.

Wir reden lange darüber, warum in den Andendörfern, jedenfalls in denen, die wir gesehen haben, alles so kaputt ist. Das Problem kenne ich ja, weil auf den anderen beiden Reisen [1979/80 und 1981/82] ähnliche Fragen auftauchten. Man sagte uns, es gebe nur noch Privateigentum an Land [also kein Kollektiveigentum mehr]. Das heisst, das keine reale Basis für eine Gemeinsamkeit oder Solidarität da ist außer der gemeinsamen Armut. Einige schließen sich daher halb-chiliastischen Bewegungen an wie der IU [Izquierda Unida]. Der Opa izquierdista in Cabanaconda sagte: Wir wählen die IU, weil die für die Armen sind, und wir sind arm. Aber warum ist es dann in Bolivien anders? Vielleicht weil die Peru die „linken“ Militärs das Experiment mit den Kooperativen eingerichtet haben und damit die traditionelle Dorfgemeinde zerstört haben? Vielleicht auch ein Problem der Ungleichzeitigkeit?

Dann beginnt unser Tag der Strapazen oder die „noche triste“. Erst warten wir vergeblich auf den Bus, und wir vermuten schon, dass wegen des Streiks erst gar keiner von Arequipa losgefahren ist. Endlich kommt er, und wir bekommen erst nach langem Rangieren einen Sitzplatz. Der Bus fährt mindestens zwei Stunden ständig Serpentinen bergauf, und Chivay ist immer zu sehen. [Gemeint ist die von oben schon extrem abenteuerlich aussehende 109 nach Süden am Huarancante (5,426m) vorbei.] Auf 4800 Metern liegt rechts und links Schnee. Einmal sehen wir einen in die Schlucht gefallenen LKW. Es ist mir ein Rätsel, warum die Busfahrer entweder hart am Abgrund entlangschlittern oder auf freier Strecke links fahren, wo doch die Straße rechts genau so schlecht ist.

Endlose Altiplano-Landschaft mit spärlichem Grasbewuchs und riesigen Llama- oder Alpacaherden. Ich frage mich, ob die Leute auf den Höfen nur von Wasser und Vieh leben, weil weit und breit kein Pflänzchen, das man essen könnte, zu sehen ist… [Ende Tagebucheintrag]

Von Chivay ging es dann weiter über eine 5000 Meter hohe Straße in Richtung der Bahnstrecke nach Julilaca, wo wir in Sumbay eine noche triste verbrachten, in anderen Worten: eine total beschissene Nacht.

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Unter Sauen

sau

Wieso muss ich jetzt an eine Kirche in Wittenberg? Man könnte auf die Idee kommen, das Tier der Hamas oder einem anderen Volk zu widmen, das aber gar keines ist. Aber so böse bin ich gar nicht, sondern zivilisiert. Meine Gedanken sind schon wieder mittelhochdeutsch. Lieder gehe ich in Auerbachs Keller und zitiere singend Goethe.

Übrigens und erstens: Die Leser fragten, ob ich vom Großen Vorsitzenden Mao geführt worden sei. Ja, aber das habe ich erst während meiner ersten Südamerika-Reise kapiert. Man kann lernen und sich verändern und Sicherungen einbauen, dass bestimmte Dinge nicht wieder passieren.

Zweitens: Wenn ich nicht bei diesem Provider wäre, gäbe es dieses Blog wahrscheinlich nicht mehr oder nicht so. Ich hätte zur Not noch eine Möglichkeit, etwa nach Irland auszuweichen, wenn ich hier Ärger bekäme. Aber dort stehen die Antisemiten dicht bei dicht – auch keine gute Idee. Die Russen? Har har. Kommt Zeit, kommt Rat. Notfalls frage ich die zensurresistente Leserschaft.

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Stille Wasser

TiefwerderTiefwerder

Die Weltläufte betrachtend, graust es mich. Vielleicht sollte ich Die Pest von Camus noch einmal lesen, weil ich den Roman vor mehr als einem halben Jahrhundert im Schulunterricht nicht verstanden habe. Ich glaube auch nicht, dass dieses Buch noch Schülern vorgesetzt wird (mir auch noch auf Französisch) vorkommt. Zu viele Religioten würden getriggert.

Ich brauche daher als meditatives Gegenstück den Anblick still vor sich hin blubbernden Wassers und die Geräuschkulisse vom Wellen, die vorwitzig an den Bootsrand klatschen, dazu ein kühler Wind trotz Kaiserwetters.

Tiefwerder

In einer aktuellen Studie des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen stimmten 45,8 Prozent der befragten muslimischen Schüler der Aussage zu, dass ein „islamischer Gottesstaat“ die beste Staatsform sei. Der Aussage „Die Regeln des Korans sind mir wichtiger als die Gesetze in Deutschland“ stimmten 67,8 Prozent der Befragten zu. Das Schweigen der Politik über den gescheiterten Multikulturalismus ist ohrenbetäubend.

Was sagen die Grünen? Was sagt die „Linke“? Nichts, wie gewohnt. Geht endlich sterben!

Tiefwerder

Übrigens und was jeder weiß, der sich nicht nur beim Staatsrundfunkundfernsehen informiert: Die Russen rücken unaufhaltsam vor. Irgendwann wird sich dann doch die Frage stellen: Soll von der Ukraine überhaupt etwas übrig bleiben oder verhandeln wir wieder? Die bürgerliche Presse schreibt sich die Finger wund, um möglichst fiese Adjektive für die Russen und Putin zu finden, buchstabengetreu den Prinzipien der Kriegspropaganda folgend. Es wird alles nichts helfen.

Tiefwerder

Und nun zu etwas ganz anderem. Man kann nur hoffen, dass Trump in den USA gewinnt. Im Gegensatz zu fast allen deutschen Medien und Politikern hat er erkannt, dass eine so genannte „Zweistaatenlösung“ in Palästina Unsinn wäre. However, the full transcript of Trump’s comments, made in an interview for TIME magazine on April 12, indicated that the former president did not actually negate a two-state solution nor a Palestinian state, but merely said that this has become much harder due to a hardening of stances on both sides.

Tiefwerder

Es ist ganz nützlich, dass sich alle Israelhasser, Antisemiten und Dumpfbacken jetzt zusammentun. Wenn es gegen die Juden geht, sind die Deutschen immer vorneweg. Auszug:

Jüdisch-Palästinensische Dialoggruppe München
Partnerschaftsverein Bonn-Ramallah e.V.
pax christi – Deutsche Sektion e.V.
Referat für Internationale Studierende im AStA der Uni Hamburg.

Mehr muss man nicht wissen.

„Auf ihrem privaten Instagram-Kanal teilt die SWR-Moderatorin Helen Fares ein Video, in dem sie zum Boykott israelischer Produkte aus dem Supermarkt aufruft, und zwar mithilfe einer Smartphone-App. Ist auf jeden Fall moderner als diese altmodischen „Kauft nicht bei Juden!“-Plakate damals.“ Die antisemtisch gesinnte Dame beschäftigt sich gleichzeitig mit Rassismus. Merke: Wokistan ist ein reaktionärer Scheiß.

Tiefwerder

Aber hallo. Ich wollte über das Paddeln und Kajaken schreiben. Es hat sich kaum etwas geändert. Nur auf der nördlichen Seite des Kleinen Jürgengrabens hat ein Bagger ein oder mehrere Häuser weggebaggert, also am Ende der Dorfstrasse. Ich habe die Ecke schon mal fotografiert, ein Teil der Bäume ist leider weg. Vielleicht waren sie nicht divers genug.

Tiefwerder

Der Turm vom Rathaus Spandau ist immer noch eingerüstet. Ist ja Berlin und kann daher noch Jahre dauern. Der Aufbau des neuen Arbeitsgerüstes musste wegen der Brutzeit des Turmfalken gestoppt werden und wird wahrscheinlich zu Anfang August 2023, nach der Freigabe der Ornithologin und des Naturschutzamtes, wiederaufgenommen.

Das kommt bekanntlich immer ganz überraschend. Mit Turmfalken konnte ja niemand rechnen. Vielleicht geht in China das Bauen schneller, weil die keine Turmfalken haben oder die einfach braten und essen? Vielleicht sollte man auch im Bundestag die Gesetze durch Ornithologen freigeben lassen?

Tiefwerder

Ich war nur gut frei Stunden unterweg. Aber es war wie immer entspannend, sogar inklusive einer leichten Tönung meiner Haut ins negroide Farbige.

Tiefwerder

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Unter Geführt-werden-Wollenden

Führung zeigen

Wenn ich etwas total blöd finde, dann ein so genannter „Leitartikel“. Wer leitet hier wen? Und nun alle deutschen Journalisten im Chor und in Psalm-Moll: „Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich.“

Führung zeigen. Wie geht das eigentlich? So wie die Sache mit den Winkelementen? Zeigt her Führung und Füßchen?

Wir haben auch noch die fast immer missverstandene und falsch interpretierte Szene, als Siegfried im Nibelungenlied (3. Âventiure) am Hofe König Gunthers eintrifft (und über die bei Wikipedia der größtmögliche Quatsch steht). Ich besitze diverse Ausgaben und habe die älteste und am schlechtesten lesbare rausgesucht, „für Schulen“ (har har), dass das altgermanistischr interessierte Publikum sich nicht langweil (auch online verfügbar. Wir können das schnell noch durchnehmen, bevor wir wieder Paddelbilder kriegen.

Führung zeigen

Ein Kerl kommt als zum Vertreter der herrschenden Feudalklasse, hier: König, und teil dem mit, er sei der Stärkste und Beste, und er müsste genau so eine hübsche Krone tragen. „Den kunec hâte wunder“ heisst: He was not amused.

Unter Feudaladligen ist das im 12. Jahrhundert eine Kampfansage, und jetzt müsste das Hauen und Stechen sofort losgehen. Die Recken ringsum ziehen auch ihre Schwerter, aber der König tut nichts. Ein scmhlicht gestrickter Redakteur des ehemaligen Nachrichtenmagazin, der Leitartikel schreibt, würde jetzt formulieren: Der König zeigt keine Führung.

Aber es ganz anders. Hier werden zwei Modelle gegenübergestellt, wie Gesellschaft sich innerhalb der herrschenden Klasse darstellt. Die ältere, archaischere „Methode“, durch Sigfrid verkörpert, besteht darauf, das derjenige Macht und Loyalität bekommt, der sich körperlich durchsetzt. Das war bis zur Jahrtausendwende auch so, bis sich die alten Familien der Feudalklasse fast alle gegenseitig ausgerottet hatten. Das Nibelungenlied propagiert – aber archaisch kostümiert – eine modernere Version feudaler Herrschaft. Der König hat seine Ministerialen, durch die er regiert, und muss selbst nicht mehr draufhauen. Für’s Grobe gibt es noch die adligen Vasallen, die für den Herrscher die Schmutzarbeit übernehmen.

Mehr würde nun wirklich zu weit führen. Es ist gleich elf Uhr, ich muss morgen wieder lohnschindern, und mein Avatar muss heute noch einen virtuellen Mord in Auftrag geben.

Nimm dies, Leitartikler: „Führung zeigen“ bedeutet: Andere die Arbeit machen zu lassen. Wer Führung will, will geführt werden. Und das ist nun wirklich typisch deutsch.

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Indisch

indisches Essen

Mein Untermieter, der mir bekanntlich – als Bewerbung für ein Zimmer – angeboten hatte, gemeinsam Indisch zu kochen, hat das jetzt gemacht. Ihr dürft raten, was das ist (Hinweis: nur vier Buchstaben)! Das Spagetti-Rezept, das in der Mitte hervorlugt, bitte ignorieren, das ist reiner Zufall. Übrigens isst man das zum Frühstück und mit den Fingern, nur mit der rechten Hand (vielleicht weil man sich mit der linken den Hintern abwischt?), womit ich mich noch schwertue.

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