Der Kampf war sein Element

Karl Marx

Happy birthday, Karl Marx! Du würdest dich totlachen, wenn du den weltanschaulichen Zustand der „Linken“ weltweit sähest.

Marx entdeckte auch das spezielle Bewegungsgesetz der heutigen kapitalistischen Produktionsweise und der von ihr erzeugten bürgerlichen Gesellschaft. Mit der Entdeckung des Mehrwerts war hier plötzlich Licht geschaffen, während alle früheren Untersuchungen, sowohl der bürgerlichen Ökonomen wie der sozialistischen Kritiker, im Dunkel sich verirrt hatten.

Zwei solche Entdeckungen sollten für ein Leben genügen. Glücklich schon der, dem es vergönnt ist, nur eine solche zu machen. Aber auf jedem einzelnen Gebiet, das Marx der Untersuchung unterwarf, und dieser Gebiete waren sehr viele und keines hat er bloß flüchtig berührt – auf jedem, selbst auf dem der Mathematik, hat er selbständige Entdeckungen gemacht.

So war der Mann der Wissenschaft. Aber das war noch lange nicht der halbe Mann. Die Wissenschaft war für Marx eine geschichtlich bewegende, eine revolutionäre Kraft. So reine Freude er haben konnte an einer neuen Entdeckung in irgendeiner theoretischen Wissenschaft, deren praktische Anwendung vielleicht noch gar nicht abzusehen – eine ganz andere Freude empfand er, wenn es sich um eine Entdeckung handelte, die sofort revolutionär eingriff in die Industrie, in die geschichtliche Entwicklung überhaupt. (…)

Denn Marx war vor allem Revolutionär. Mitzuwirken, in dieser oder jener Weise, am Sturz der kapitalistischen Gesellschaft und der durch sie geschaffenen Staatseinrichtungen, mitzuwirken an der Befreiung des modernen Proletariats, dem er zuerst das Bewußtsein seiner eigenen Lage und seiner Bedürfnisse, das Bewußtsein der Bedingungen seiner Emanzipation gegeben hatte – das war sein wirklicher Lebensberuf. Der Kampf war sein Element. Und er hat gekämpft mit einer Leidenschaft, einer Zähigkeit, einem Erfolg wie wenige. Erste ‚Rheinische Zeitung‘ 1842, Pariser ‚Vorwärts‘ 1844, ‚Brüsseler Deutsche Zeitung‘ 1847, ‚Neue Rheinische Zeitung‘ 1848-1849, ‚New-York Tribüne‘ 1852-1861 – dazu Kampfbroschüren die Menge, Arbeit in Vereinen in Paris, Brüssel und London, bis endlich die große Internationale Arbeiterassoziation als Krönung des Ganzen entstand – wahrlich, das war wieder ein Resultat, worauf sein Urheber stolz sein konnte, hätte er sonst auch nichts geleistet.

Und deswegen war Marx der bestgehaßte und bestverleumdete Mann seiner Zeit. Regierungen, absolute wie republikanische, wiesen ihn aus, Bourgeois, konservative wie extrem-demokratische, logen ihm um die Wette Verlästerungen nach. Er schob das alles beiseite wie Spinnweb, achtete dessen nicht, antwortete nur, wenn äußerster Zwang da war. Und er ist gestorben, verehrt, geliebt, betrauert von Millionen revolutionärer Mitarbeiter, die von den sibirischen Bergwerken an über ganz Europa und Amerika bis Kalifornien hin wohnen, und ich kann es kühn sagen: Er mochte noch manchen Gegner haben, aber kaum noch einen persönlichen Feind.

Sein Name wird durch die Jahrhunderte fortleben und so auch sein Werk!“
(Friedrich Engels: Das Begräbnis von Karl Marx, 18. März 1883)

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Kommentare

5 Kommentare zu “Der Kampf war sein Element”

  1. Godwin am Mai 5th, 2024 8:22 pm

    Wie weit es mit der „Wissenschaft“ gekommen ist, sehen wir ja immer wieder

    Was hätte ein autoritärer Streithahn wie Marx wohl heute getan?
    Gelacht ganz sicher nicht. Verbale Rundumschläge ohne Ende wohl eher…
    Aber ich weiß – Burks schreibt ein neues Buch:
    Auch Er ist wieder da

  2. blu_frisbee am Mai 5th, 2024 9:57 pm

    Ein Dr-Titel wird an- & aberkannt von der Uni.
    Er würdigt eine intellektuelle Leistung.
    Sein Renommee wird für wissenschaftfremde Politik benutzt (Verdienstübertragung).
    In der Politik wird man ohne Doktor nix.

    Hochstapler machen mit Fälschung Karriere.
    Wenn ertappt: Soll man einem Lügner glauben?
    Die Rede vom „Plagiatsjäger“ ist Täter/Opferumkehr.
    Es wird unterstellt: Alle machens, deshalb üblich.
    Betrug ist Rangordnungskampf innert der Bourgeosie.

    Blöde Zuschauer sehen nur Menschen und halten Politik für Theater.
    Schlaue Hochstapler bezahlen eine Titelmanufaktur und werden nicht erwischt.
    Im Poker kommt manchmal der Bluff durch.

  3. ... der Trittbrettschreiber am Mai 6th, 2024 7:41 am

    Ebensowenig wie „Die Ausländer“ sind auch „Die Doktoren“ nicht das Problem sondern die untertänig vorauseilende Verblödung der deutschen Mentalität, die den davon Befallenen die notwendigen reflexiven Fähigkeiten bremst, sich ihres im Kant’schen Sinne eigenen Verstandes zu bedienen, sofern á priori bzw. á posteriori vorhanden.
    Was die ausländischen Fluchtergreifenden(ich versuche ausnahmweise antiwoke zu formulieren) angeht, verhält sich diese Gesellschaft wie ein Besoffener, der grölt und lallt „Immer man raiin hier“, um dann später sein aggressives Delirium an denen auszulassen, die das für ernst genommen hatten.
    Den Doktoren, die gerade mal ihr mehrseitiges Spezialwissen zu einer wissenschaftlichen Disziplin (Lurchblutdruck im Winter, Photosynthese in Zeiten des Aufbackdöners und vieles mehr) kriecht der Deutsche bislang in den warmen und Führung versprechenden Arsch. Der Dr.-Titel verheißt Omnipotenz und Glorie zugleich. Durch ihn wird der triste Büroflur zur Kathedrale, das Namensschild zur goldenen Ikone, die die Ehrfurcht und Unterwürfigkeit selbst noch im Pflicht-Du steigert. Politiker dürfen innen im Bundestag schon garnicht mehr husten, wenn sie diesen inflationären Namenszusatz nicht im Pass haben (höheren Wesen sei Dank, dass sich das bald wohl ändern soll und der Dr. irgendwo hinten in einer Tabelle Platz findet).
    Bis dahin hilft nur der Rückzug in den akademischen Keller, wo ein permanentes inderdisziplinäres Zischen aufgezeichnet wird – als Stoffsammlung für die nächste wie eh und JEVERdächtige Dissertation…hx.

  4. nOby am Mai 6th, 2024 6:20 pm

    Burks, hast Du den langen Text extra für uns abgetippt? Wenn ja, danke. Aber ich habe nicht alles gelesen.

  5. admin am Mai 6th, 2024 8:35 pm

    Der ist doch auch online für copy und paste verfügbar.

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