Hören in Sälen

Hörsäle
Hörsäle der Humboldt-Universität Berlin

Allein schon der Begriff: Hörsaal. Man hört gemeinsam irgendjemandem zu. „Ein Hörsaal (auch Auditorium – lat. audire „hören“) ist ein großer Raum oder Saal, bestuhlt mit (individueller) Schreibfläche, in dem Vorlesungen stattfinden.“

Ist das heute noch zeitgemäß? Braucht man das? Ich meine für die Lehre, nicht für irgendwelche Veranstaltungen.

Ist ein Hörsaal irgendwo in der Mitte zwischen einem Zimmer und einem Stadion? „Die Sitzreihen sind zumeist nach hinten ansteigend angeordnet, um von allen Plätzen gute Sicht auf Redner, Wandtafel und -karten, Leinwand und dergleichen zu ermöglichen“. Das könnte man heute doch anders regeln: Jeder Student hat einfach einen Monitor vor sich (in traditionellen Hörsälen wäre dafür kaum Platz) und hört per Headset alles.

Nenne mehrere Beispiele für die größten Hörsäle der Welt an Universitäten!
ChatGPT: Michigan Stadium (The Big House) – Die University of Michigan, USA. Obwohl es eigentlich ein Football-Stadion ist, wird es manchmal für Vorlesungen und Veranstaltungen genutzt. Es hat eine Kapazität von über 100.000 Zuschauern.
Baker-Berry Library – Dartmouth College, USA. Die Bibliothek enthält einen großen Lesesaal namens „Sanborn Library„, der auch für Vorlesungen genutzt wird und eine Kapazität von mehreren hundert Personen hat.
University Hall – Harvard University, USA. Dieser Hörsaal bietet Platz für über 1.000 Personen und wird für Vorlesungen und besondere Veranstaltungen genutzt.(…)

Wo ist der Unterschied zwischen einer virtuellen Konferenz, bei der hundert Teilnehmer in Briefmarkengröße auf dem Monitor erscheinen, oder einem Hörsaal mit 1000 Studenten, wenn der Lehrende ein Fernglas brauchte, um die Gesichter attraktive Studentinnen in der letzten Reihe zu erkennen? Ich erinnere ich an eine blondes Mädel an der Uni, an der ich Dozent war, die aussah, als hätte sie eine sechsstellige Zahl von Followern bei Instagram, die mich schmachtend ansäuselte, ihr fehle „das Campusleben“. Das geht natürlich virtuell schlecht, außer man versammelte sich als Avatar in Second Life, um dort sich dort virtuell näher zu kommen.

Hörsäle sind natürlich auch eine Art von Öffentlichkeit (Habermas ruft im Hintergrund: „herrschaftsfreier Diskurs„! Da Studenten von heute fast ausnahmslos reaktionäre verhätschelte Mittelklassenkinder sind, braucht man das nicht. Diese Art zu kommunizieren wird aber mehr und mehr durch die sozialen Medien ersetzt. Nur wenn ein konkreter Zeitrahmen nötig wäre, müsste man kollektive Entscheidungen in solchen Räumen treffen.

Ich vermute, dass diese Prachtbauten aus dem letzten oder sogar vorletzten Jahrhundert mit viel Holz und Gedöns überflüssig und aussterben werden. Neue Universitäten braucht es nicht mehr; man kann die alten umbauen.

Hörsäle werden irgendwann Museen werden, wie Reiseführer ohne Internet.