Sehr geehrte Wohnungssuchende!

wohnungssuchende
Studenten suchen eine Wohnung (Symbolbild)

Ich kann es kaum glauben, dass man als Student keine Wohnung in Berlin findet. Die meisten Zimmer gehen eh unter der Hand weg, weil die Vermieter sich den Stress nicht antun wollen, sich jemanden unter einem halben Tausend Bewerbern aussuchen zu müssen. Schwer wird es für jemanden, der nicht fließend Deutsch spricht oder Mohammed heißt und niemanden kennt. Auch ich möchte weder mit Muslimen oder anderen Verehrern höherer Wesen oder mit kleinen Prinzen zusammenwohnen.

Nehmen wir mal den rein hypothetischen Fall an, der Untermieter eines älteren Mannes entschlösse sich, weg aus Berlin zu ziehen. Der ältere Mann fragt also im Freundeskreis herum, ob jemand eine Wohnung suche oder jemanden kennte, der vertrauenswürdig sein – ohne Erfolg. Der ältere Mann schreibt zusätzlich eine E-Mail an eine jüdische Studentenorganisation in Berlin – natürlich rein hypothetisch – mit ungefähr dem Inhalt: „Ich vermiete seit Jahren ein schönes Zimmer mit Hochbett in meiner Wohnung in Berlin. Mein jetziger Untermieter ist [xxx] mit jüdischen Vorfahren (die den Kibbuz [xxx] mit gegründet haben). Leider hat er sich entschlossen, im April nach Spanien zu gehen. Ich will das Zimmer wieder vermieten, möchte aber nicht mit Antisemiten zusammenleben. Ich lerne zudem seit einem Jahr Hebräisch. Jemand, der ab und zu Hebräisch mit mir spricht, wäre also ganz praktisch. Das Zimmer kostet rund 400 Euro warm inklusive Internet. An wen könnte ich mich wenden, um jemanden zu finden, der einziehen möchte?“ Auch der Hebräisch-Lehrer des älteren Mannes postet das Angebot in mehrere geschlossene jüdische bzw. israelische Foren in den so genannten sozialen Medien.

Niemand antwortet. Vielleicht war der Nachsatz der E-Mail zu abschreckend: „Ich bin übrigens Atheist und kein Jude (ich rede auch keine Gendersprache, sage also „Studenten“).“

Also die gute Nachricht: Jüdische Studenten in Berlin suchen kein Zimmer.

Nächster Versuch des älteren Mannes: Ein Freund, Inder, Programmierer und Mathematiker, postet das Angebot in einschlägigen Gruppen, wo sich Leute der upper class Indiens mit einem gefühlten IQ über 160 tummeln. Der ältere Mann, von dem ich das weiß, rief jemanden an, der sich gemeldet hatte, und der erste Satz des Interessenten war, ob er die Höhe der Miete herunterhandeln könne. Keine guter Start, Wohnungssuchende!

Übrigens, ganz unter uns: Ich zum Beispiel würde keine hässlichen dicken Menschen als Untermieter nehmen, weil die erstens nicht die Treppe zum Hochbett hinaufkämen und weil es zweitens überhaupt keinen Grund gibt, warum ich meine ästhetischen Empfindungen verletzten sollte. Ich gehe, wenn ich schöne Bilder sehen will, in Ausstellungen und Museen und nicht auf eine Müllkippe. Hengameh Yaghoobifarah hätte bei mir keine Chance, weil ich schon einen Shitstorm erntete, falls ich ihr befähle, sich beim Pinkeln hinzusetzen, weil ich gar nicht weiß, ob sie Männchen oder Weibchen ist und deshalb auf Nummer sicher gehen müsste.

Oder warum soll ich mit jemandem zusammenwohnen, der aussieht, als hätte er sich ein halbes Jahr 100 Kilometer nördlich von Port Moresby rundumtätowieren lassen oder mit jemanden, der einen Nasenpopel aus Metall trägt, an dem dann bei einem Schnupfen die Rotze runterläuft und es mich schon schaudert, wenn ich es mir nur vorstelle?

Der ältere Mann, das weiß ich von ihm, bekam auch eine E-Mail: „Hi my self [xxx] I am from India I am looking for private room from very long time I saw your room pitchers it pretty good and it’s suits me I am ok with rent and everything I am non smoker and I will also not drink and I am a pure vegetarian. Plz consider my request.“ Warum sollte der ältere Mann das tun? Kurzform: Das Zimmer ist gut, ich mag dein hervorragendes Schweińefleisch Süß-Sauer nicht, aber bitte nimm mich! Ihr tickt doch nicht mehr ganz richtig.

Ein Vermieter möchte schon mehr wissen. Ein Link zu den jeweiligen Profilen auf Facebook, Instagram, LinkedIn, Xing usw. wäre höflich und hilfreich. Hinweis: Wenn der Vermieter ein älterer Mann ist, der schon E-Mails verschlüsselte, als die sehr geehrten Wohnungssuchenden noch gar nicht geboren waren – der findet euch sowieso, weil der nach euch recherchiert!

Es ist auch nicht ratsam, dem Vermieter Telefonnummern zu schicken, die nicht funktionieren oder bei denen nie niemand zu erreichen ist. Dann scheint es nicht so dringend zu sein.

Der ältere Mann, von dem ich das weiß, erhielt eine einzige E-Mail von vielen, die sein Interesse weckte, die auch zum Erfolg führte, unter anderem, weil sie in einem Englisch geschrieben war, bei dem William Shakespeare, Graham Greene und Winston Churchill mit den Ohren geschlackert und wohlwollend genickt hätten und weil sie Kulinarisches erwähnte:

„My name is [xxx], and I am currently a master’s student at [xxx]. As I am in the process of finalizing my living arrangements for the upcoming semester, I came across your listing for a roommate.

I was impressed with the details you provided and wanted to reach out to express my interest in potentially sharing the living space with you. I don’t smoke and have no pets. In case there is a chance we can cook Indian dishes together. I believe we could create a conducive and supportive environment for each other’s pursuits.

If you have any additional information or would like to discuss this further, please feel free to reach out. I look forward to the possibility of becoming roommates and creating a positive living experience together. Thank you for considering my inquiry, and I hope to hear from you soon.
Best regards…“

Der ältere Mann erzählte, dass der wohnungssuchende indische Student in Cottbus mitten unter Nazis wohne, das wisse und nicht gut fände, aber in Berlin einfach nichts gefunden habe, dass der mehrmals in der Woche mit der Bahn zum Studieren nach Berlin fahre, und dass er – auch in Berlin – einen Job als Security habe, um sein Studium zu finanzieren.

wohnungssuchende
Amidst the towering skyscrapers of our city stands a decrepit, ugly shack, a stark contrast to the gleaming modernity surrounding it. The shack’s walls are weathered, its roof sagging, and its windows broken. Despite its dilapidated state, it commands an eerie presence that draws the attention of countless onlookers. In this scene, people from all walks of life gather around the shack, their faces reflecting a mixture of curiosity, disbelief, and perhaps even pity. Some point and whisper to each other, speculating about the history of the shack and the stories it holds within its crumbling walls. Others simply stare, captivated by the stark juxtaposition of poverty amidst prosperity. The atmosphere is charged with a sense of intrigue and melancholy, as if the shack serves as a reminder of the city’s forgotten past, overshadowed by its relentless march towards progress. Yet, amidst the hustle and bustle of urban life, the shack stands as a silent testament to resilience, refusing to be erased from the collective memory of its inhabitants –ar 3.2