Leichte Linksschiefe der bürgerlichen Presse

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Create an artwork with the theme of ‚Midjourney‘ that symbolically represents the Heisenberg Uncertainty Principle. Use your artistic interpretation to convey the idea of the inherent uncertainty and dual nature of quantum particles, where attempting to measure one aspect precisely leads to the blurring or uncertainty in another aspect. Let your creativity flow to illustrate this concept visually through your artwork. –ar 3:2 –s 750

Habemus eine neue Studie. Es geht um die vermutete politische „Einstellung der Berufsgruppe der Journalisten, die laut verschiedenen Untersuchungen in ihrer Gesamtheit tatsächlich leicht links der Mitte stehen.“

„Die Kommunikationswissenschaftler Marcus Maurer, Simon Kruschinski und Pablo Jost von der Universität Mainz haben sich also dieser These angenommen und rund 9300 Beiträge in 47 Medien im Zeitraum zwischen April und Juni 2023 analysiert.“

Wait a minute. Lechts und rinks kann man bekanntlich nicht velwechsern. Aber was ist das eigentlich? Wenn ich fördere, dass immer mehr hochqualifierte Afrikaner aus der Sahelzone nach Europa einwandern, ist das „links“? Wenn ich die Polizei so ausrüste, dass sie auch nach dem Umsturz effektiv konterrevolutionäre Banden bekämpfen kann, ist das „rechts“? Ist ein Sozialkredit-Sysem wie in China „rechts“ oder „links“? Wenn ich behaupte, dass es kein „Volk“ der Palästinenser gebe, ist das völkisch „rechts“ oder „links“? Bin ich „Marxist“ und extrem links, wenn ich gegen Abtreibung und gegen Einwanderung bin? Und ist das nicht alles wie bei Heisenberg, auch wenn man über Politik forscht?

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ChatGPT: Die wissenschaftliche Theorie, die besagt, dass der Forscher beim Betrachten den Forschungsgegenstand verändert und daher eine vollständige Objektivität nicht möglich ist, wird als „Heisenbergsche Unschärferelation“ oder „Heisenbergsche Unsicherheitsrelation“ bezeichnet. Diese Theorie geht auf den deutschen Physiker Werner Heisenberg zurück und ist ein Konzept aus der Quantenmechanik, das besagt, dass es Grenzen für die gleichzeitige Bestimmung bestimmter konjugierter Eigenschaften eines subatomaren Teilchens gibt, wie zum Beispiel Ort und Impuls. Diese Unschärferelation legt nahe, dass je genauer man eine Eigenschaft eines Teilchens misst, desto unsicherer wird die Messung der anderen Eigenschaft. Diese Idee kann auch auf andere wissenschaftliche Bereiche übertragen werden, um zu argumentieren, dass die Beobachtung eines Phänomens zwangsläufig durch die Anwesenheit und den Einfluss des Beobachters beeinflusst wird, was zu einer gewissen Unschärfe oder Unsicherheit in den Ergebnissen führen kann.

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Die wesentlichen Ergebnisse, so wie ich es sehe:
Zum anderen zeigt sich in Bezug auf die Positionierung entlang grundlegender gesellschaftlicher Konfliktlinien, dass sich die neun hier untersuchten öffentlich-rechtlichen Formate ausnahmslos (Sozialstaatsorientierung) bzw. überwiegend (liberalprogressive Grundhaltung) auf der Seite der Gesellschaft positionieren, die man vereinfacht ausgedrückt als politisch links der Mitte bezeichnen kann. Sie reihten sich damit auch hier wieder weitgehend nahtlos in die 34 Vergleichsmedien ein, die mit wenigen Ausnahmen ebenfalls Sozialstaatsorientierung mit einer liberal-progressiven Grundhaltung verbanden. Sie unterschieden sich dabei aber in ihrer Positionierung: Während einige öffentlich-rechtliche Formate (heute, BR-Nachrichten) zu den ausgewogensten Medien zählten, befanden sich andere (RBB und WDR-Nachrichten) deutlich weiter von der Mitte entfernt.

Wait a minute again. Das ist Geschwurbel. „Sozialstaatsorientiert“ ist links? Also: man verspricht dem unterprivilegierten Pöbel, massenweise Geld auszuschütten, in der trügerischen Hoffnung, die wählten einen dann? Das Gegenteil wäre etwa der Anarchokapitalismus – der Staat zieht sich zurück und die freie Marktwirtschaft™ regelt das schon? „Liberalprogressiv“ – da muss ich schlucken. Bin ich etwa gemeint, was ein höheres Wesen (m,f,d) verhüten möge?

Man kann das auch so sehen: Alle Medien propagieren den Kapitalismus und sind staatstreu, was haargenau zum Klassenstandpunkt der Journalisten passt, die faktisch fast alle aus der Mittelschicht stammen. Punktum. Ist das etwa ausgewogen?

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Create an artwork with the theme of ‚Midjourney‘ that symbolically represents the Heisenberg Uncertainty Principle. Use your artistic interpretation to convey the idea of the inherent uncertainty and dual nature of quantum particles, where attempting to measure one aspect precisely leads to the blurring or uncertainty in another aspect. Let your creativity flow to illustrate this concept visually through your artwork. –ar 3:2 –s 750 –chaos 100

Insgesamt positionierten sich die neun hier untersuchten öffentlich-rechtlichen Nachrichtenformate folglich relativ gleichmäßig in einem durch Außenpluralismus, aber auch eine leichte Linksschiefe gekennzeichneten Mediensystem. Sie fielen durch einen gegenüber den Vergleichsmedien weniger kritischen Umgang mit den aktuellen Regierungsparteien auf, gehörten aber ansonsten nicht zu den Medien, die sich am stärksten positionierten. Allerdings berichteten sie im Schnitt auch nicht unbedingt vielfältiger und ausgewogener als die Vergleichsmedien, obwohl die Ansprüche an den öffentlich-rechtlichen Rundfunk in dieser Hinsicht durchaus höher sind.

Die Behauptung, die Nachrichten des öffentlich-rechtlichen Rundfunks seien besonders einseitig, trifft folglich in dieser Form nicht zu. (…)

Disagree, your Honour. Extrem „einseitig“ sind die Medien in Bezug auf einige Themen, Israel etwa oder bei der Gendersprache. Auch tauchen die Begriffe „Klassenkampf“ oder „tendenzieller Fall der Profitrate“ nie auf – das ist doch nicht „ausgewogen“?

Ganz absurd wird es, wenn man sich die Forderungen der Studienmacher ansieht (die sich aber sehr zurückhalten):

Zum anderen betrifft dies den starken Fokus auf negative Darstellungen aller Parteien, der sicher nicht dazu geeignet ist, das Vertrauen der Bevölkerung in die Politik zu stärken. Hier könnte eine konstruktivere Berichterstattung sinnvoll sein, die stärker auch Problemlösungen und politische Erfolge einbezieht.

Berichtet positiv! Bitte weitergehen, hier gibt es nichts zu sehen, auch nicht die geheimen Honorare der ZDF-Stars.

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Kommentare

10 Kommentare zu “Leichte Linksschiefe der bürgerlichen Presse”

  1. MH am Januar 27th, 2024 11:11 pm

    Ich würde gerne wissen wie die Unschärfe Theorie greifen kann wenn Kommunikationsforscher statistisch Texte der Vergangenheit analysieren? Antizipieren die Journalisten das? Oder wie?

    Klassenkampf und Fall der Profitrate (empirisch nicht belegt, daher reine Theorie) sind marxistische Kategorien die genauso viel oder wenig genutzt werden wie herrenrasse oder weltjudentum.
    Oder sollte das auch öfter mal in der Zeitung stehen wenn es um Erklärungen der weltenlage geht? Wenn nein, warum?

    Dem Einwand dass hier die studienautoren über rinks und lechts entscheiden und das zentral für die dann präsentieren Ergebnisse ist: ja, das ist ein Punkt. Wenig wert die Arbeit aus Mainz.
    Lustig: eine quantitative Studie dann mit anekdotischer evidenz zu gender und Israel zu „widerlegen“.

  2. Godwin am Januar 28th, 2024 10:04 am

    „Am negativsten wurden die beiden Parteien am linken und rechten Rand des politischen Spektrums bewertet.
    […]

    im ÖRR wird die Linke komplett negativ dargestellt. Exakt Null positive Darstellungen.
    Auch die ambivalenten Darstellungen würde ich größtenteils als verdeckt negativ interpretieren.
    In den „Vergleichsmedien“ ist sie nur positiver „weil die Partei relativ selten vorkam“

    in den Darstellungen und Klassifizierungen orientiert man sich etwas stur am Nolan-Diagramm
    https://de.wikipedia.org/wiki/Nolan-Diagramm

  3. Cpt. Arrowhead am Januar 28th, 2024 11:10 am

    Balzac hat doch schon alles zu den Phrasendrescher und schmierfinken gesagt..

    aber

    https://youtu.be/LnGNOaoY-Hg?t=9981

    M. Friedmann war bei den zertifizierten nicht-antisemitenb Tino Jung, was sehr unterhaltsam war

    wie es mit den Links sein heutzutage so ist?

    „eine Linke Politische Macht die sich nur dann International solidarisiert wenn es gegn Israel geht kann keinbe Linke sein“

  4. Wolf-Dieter Busch am Januar 28th, 2024 11:26 am

    In Absatz 3 beschreibst du sehr schön eine Bedeutungsverschiebung des Begriffspaars Links, Rechts. Der Linke Standpunkt vor 25 Jahren ist heute – nur durch die Bedeutungsverschiebung – zu einem Rechten Standpunkt geworden.

    So entstehen Rechte h.c. (honoris causa).

  5. blu_frisbee am Januar 28th, 2024 11:36 am

    Sobald die Menschen Geld hatten so auch Schulden:
    Geld jetzt gegen Versprechen mehr Geld später.
    Der tendentielle Fall der Profitrate existiert
    https://www.newstatesman.com/politics/economy/2020/05/falling-interest-rates-capitalism-economic-downturn-future-solutions
    auch bürgerliche Ökonomen machen sich Sorgen.

    Der FdP fehlt in der Agora weil die Oberen sagen,
    daß der Kapitalismus ewig so weitergehen könne.
    Neoliberalismus wird als böser Wille begriffen statt als Flucht vor Profitmangel.

    Möcht man in der Wunschwelt leben oder kapieren wie die Realität funktioniert?

  6. blu_frisbee am Januar 28th, 2024 12:57 pm

    Friedmann redet schnell und denkt nicht. Er kann sich Auschwitz nur aus falschem Gefühl erklären.
    Wieso dann nicht Rothaarige oder Radfahrer?

    Weil Hitler und seine Fans gesagt haben, die Juden gehören nicht dazu, nicht zur Menschheit, es wär Pflicht die zu killen.
    Die Nazis hatten ein Weltbild, ein Programm, nicht nur Gefühle. Wir Gemeinschaft, die Feinde.
    https://www.youtube.com/watch?v=14XSzWT4vI0

    Wenn man keinen Begriff hat von der Realität
    kann man Beliebiges behaupten.
    Wieso sollt das Publikum von Medien erzogen werden?
    Woher kommt der Anspruch Medien hätten „die Wahrheit“ zu erzählen?
    Was ist Realität? Was ist „rechts“ bzw „links“?
    Was ist Aufklärung?
    Ist Medienbeschimpfung nicht unmündiger Nazitopos?

    Wieso wollen die Leute nicht daß es so weiter geht wie bisher?
    https://www.zeit.de/kultur/literatur/2023-12/veith-selk-demokratiedaemmerung-demokratietheorie-politologe-rezension/komplettansicht

    Wenn man beim Hemdknöpfen mit dem falschen Loch anfängt kommt man nie zu einem Ende.

  7. Godwin am Januar 28th, 2024 1:16 pm

    der aktuelle „poscast“ der Neulandrebellen geht ja in ähnliche Richtung

    teilweise werden da zwar arg merkwürdige Ansichten vertreten und noch merkwürdigere Begründungen geliefert,
    aber
    zumindest was die Fragen um Meinungsvielfalt, Konformität, diverse Hinweise zum Correktiv, gleichgeschalteten Medien (Konsensfabrik von Noam Chomsky) usw. anbelangt, bekommt man ein paar brauchbare kritische Aussagen hin

    https://le-bohemien.net/2011/02/12/der-mythos-der-freien-presse/
    (Der folgende Artikel Noam Chomskys datiert bereits aus dem Jahr 1997!!)

  8. n0by am Januar 28th, 2024 2:47 pm

    Ah, hier nähern wir uns endlich dem spannenden Thema.

    Letzten Sonntag, nach einem opulenten Mittagessen, es gab eine Dose „Unser bestes regionales Rindergulasch“ von REWE (entweder grüne Verpackung oder die Dose mit der roten Kuh drauf – Inhalt ist identisch) pro Person (!), (Hersteller ist Richrath’s Landmetzgerei und das gibt es nur bei REWE) mit einem Glas Spargelabschnitte und einer Dose Champignons II. Wahl gemischt, dazu ca. 10 Klüten (Mehlklöße) pro Person (!) und ein Gurkensalat aus Kräuteressig (Kühne), Zucker und Petersilie, zusammen insgesamt ca. 1,2 kg – 🤟 habe ich mich mit den Linken beschäftigt. Genauer gesagt mit der CDU. Noch genauer gesagt mit Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer und den Clone von Arthur Seyß-Inquart aka NRW Ministerpräsident Hendrik Wüst.

    Etwa gegen 14 Uhr hatte ich mir die Rede von Kretschmer im stream angehört. Das war der völlige Wahnsinn. Der hat versucht den Wüst zu übertreffen. Ich höre mir gerne Reden von Wüst an. Der geht immer in die Vollen, wenn es gegen die AfD geht. Teilweise hört der sich an wie Herr Streicher und nicht wie Arthur Seyß-Inquart. Fast alle der Wüst’schen Reden richten sich gegen die AfD. Das mit dem Völkischen ist dabei eher Randthema. Der Wüst dreht immer voll auf. Der sieht nicht nur aus wie Arthur Seyß-Inquart. Selbst die Brille paßt. Eigentlich fehlt nur noch der Clone von Lenin mit AfD Parteibuch als Gegenredner. Das wäre lustig. Jedenfalls haben sowohl Wüst als auch Kretschmer beide gegen „Rechts“ sozusagen demonstriert. Die haben also gegen sich selbst demonstriert und keinem von beiden ist es aufgefallen, weil beide denken „ich bin Links“. Wüst hat es aber etwas differenzierter angepackt. Er benutzt das Wort „Nazi“ inflationär, während Kretschmer es nicht kapiert und von „Rechten“ und „Rechtsextremen“ fabuliert.

    Heute ist wieder Sonntag. Gestern wurde ein gewisser Martin Sellner aus Österreich, von unserer Bundespolizei mit einem Einreiseverbot belegt. Ich hatte mich bisher nicht mit Herrn Sellner beschäftigt. Wer von der Regierung auf diese Weise verfolgt wird, muss TOP-Ansichten haben. Der er seit gestern Staatsfeind Nummer 1 ist, wird es Zeit sich mit seinen Ansichten zu beschäftigen. Das werde ich gleich machen.

    Eberhart T.

  9. blu_frisbee am Januar 28th, 2024 7:37 pm

    Früher war „rechts“/“links“ politische Position zur Sache.
    Heute sinds Worte zur Anerkennung im Rang.
    Raus kommt endloses Deppengeschwätz.

    Eigentum ist der Ausschluß anderer vom Gebrauch der Sache.
    Da kanns keine „ausgeglichene Meinung“ geben die beiden Seiten Recht gibt.

  10. Thomas am Januar 29th, 2024 2:36 pm

    Man kann das auch so sehen: Alle Medien propagieren den Kapitalismus und sind staatstreu, was haargenau zum Klassenstandpunkt der Journalisten passt, die faktisch fast alle aus der Mittelschicht stammen. Punktum.[…]

    So sahen es Ende der 1980er Jahre auch Noam Chomsky und Edward S. Herman und haben dazu ein dickes Buch geschrieben, das JETZT ERST ins Deutsche übersetzt wurde aber nichts an seiner Aktualität eingebüßt hat… aber vielleicht waren die Amerikaner auch hier mal wieder schneller als Deutschland ;)

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